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5 Gründe, kein perfekter Vater zu sein

Yes, du hast richtig gelesen: kein perfekter Vater. Warum? Weil es für alle besser ist. Glaub mir! Unter “Perfektion” verstehe ich die Vollendung oder Vollkommenheit in einer Sache – also ohne Makel, ohne Fehler, ohne Kratzer, ohne Falsch. Wir wünschen uns solch einen Moment (oder mehrere Momente) und es gibt Menschen, die geben vor, so zu sein (meistens sind es diese aalglatten, arroganten, von sich überzeugten Ar….mleuchter, du weißt schon) – gleichzeitig ist es aber ach ein Druck, den wir uns (und anderen?) auferlegen und meinen, “so sein zu müssen”.

Das ist Gift! Pures Gift – vor allem, wenn du dich das als Papa fragst. Warum? Fünf Gründe liefere ich dir – es gibt sicherlich noch einige mehr.

1 Perfektion ist ein Killer

Ohne Witz! Perfekt zu sein ist so das schlimmste, das du dir vornehmen kannst. Denn Perfektion lässt dich scheitern und verzweifeln. Immer. Zu jeder Zeit. Überall. Es gibt weder den perfekten Vater, noch den perfekten Mann, auch nicht die perfekte Frau, nicht den perfekten Beruf und schon gar nicht die perfekten Kinder. Es gibt immer irgendetwas, das “nicht passt”. Das ist voll in Ordnung, das ist menschlich, das ist natürlich, das ist normal! Wo du den Anspruch hast, “perfekt zu sein” killst du jede Form von Authentizität und Motivation, denn du wirst das Ziel ohnehin nie erreichen.

Die Medien (und vor allem die so genannten “sozialen Netzwerke”) machen es uns doch vor: Da werden Fotos geliked, die dermaßen durch Photoshop gegangen sind, dass vom ursprünglichen Bild kaum mehr etwas übrig geblieben ist. Da werden Alltagssituationen gepostet, die lustig sind, die schön sind, die herausragend und ganz besonders sind – also die Sahnehäubchen, das eine Prozent, die “das passiert mir einmal in 10 Jahren”-Stories. Aber was ist mit den ganz normalen, alltäglichen Höhen und Tiefen, den Herausforderungen und Niederlagen, den “ich hab’s verbockt-Situationen”? Die posten wir nicht. Davor haben wir Angst. Perfektion killt unseren Selbstwert und unsere Selbstachtung – das aber sollten wir niemals zulassen, schon gar nicht, wenn es um unsere Kinder geht.

2 Kinder benötigen Vorbilder, keine Perfektionisten

Wie lernen Kinder am besten? Genau. Durch Zuschauen, Abschauen und Hingucken. Sie beobachten dich als Vater die ganze Zeit: Wie du mit Konflikten umgehst, wie du dich in heiklen Momenten verhältst, was du mit deiner Zeit anstellst und wie du mit deinem Smartphone umgehst. Sie beobachten dich – und lernen dadurch. Perfektion bringt dich nicht weiter, aber die Einsicht, ein Vorbild für deine Kinder zu sein. Das reicht schon.

Aber keine Sorge: Du musst deswegen noch lange nicht alles “perfekt machen” (das funktioniert ohnehin nicht). Vielmehr sei dir einfach nur bewusst, dass du ein Vorbild bist für deine Kinder. Sie beobachten dich und sagen trotz (oder wegen) deiner vielen Ecken und Kanten immer wieder “so wie Papa will ich eines Tages werden” – also zumindest bis zur Pubertät.

Und hey, liebe Papas, an dieser Stelle, ihr kennt das. Sagt das Kind zu Mama: “Mama, wenn ich erwachsen bin, will ich so sein wie Papa!” Daraufhin beugt sich Mama zum Kind hinunter, fasst es liebevoll an den Schultern, schaut ihm tief in die Augen und sagt: “Schatz, beides gleichzeitig geht nicht.”

Bewahrt euch das Kind in euch. Eure Kinder werden es feiern! Und ihr auch!

3 Wir lernen aus Fehlern

…warum nicht auch Kinder? Wenn sie dich als Vater ohnehin die ganze Zeit beobachten? Aus diesem Grund sind Fehler überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Sie sind Quelle des Lernens und der Lebensweisheit. Es ist überhaupt nicht schlimm, Fehler zu machen – auch und gerade nicht als Papa. Deine Kinder verzeihen dir mehr, als du denkst. Du selbst und auch sie lernen aus den Fehlern, die du machst. Warum also perfekt sein wollen? Du würdest eine Menge Lernpotenzial verschwenden.

Und das Lustige ist: Kinder haben meistens total coole Ideen! Wenn ich ihnen von meinen Fehlern erzähle, die ich privat oder im Beruf mache, dann denken sie in ihrer so herrlich schönen kindlich-naiven Sicht auf die Dinge – und ohne Witz: Nicht selten haben sich mich schon inspiriert, eine Lösung zu finden oder zumindest einen Weg zu gehen, der zum Ziel führte.

Wenn es also stimmt, dass wir aus Fehlern lernen, dann müssen Fehler unbedingt dazugehören in unsere Kultur, in unsere Gesellschaft, in unsere Familie, in unsere Erziehung. Das Problem ist: Wir leben in einer Gesellschaft und einer Zeit, in der Fehler nicht geduldet werden. Wie schön, dass “Gnade” ein Alleinstellungsmerkmal von Christen ist, weil Jesus diese verkörpert. Wie wäre es, wenn wir mit uns selbst genauso gnädig umgehen, wie wir das bei anderen tun und umgekehrt? Lasst uns Gnade leben, aus Fehlern lernen und dadurch stark werden!

4 Schuld und Vergebung gehören zum Leben

Ich könnte dir viele Momente nennen, in denen ich (in meinen Augen) versagt habe als Vater und Schuld auf mich geladen habe in meinem Verhalten gegenüber meinen Kindern. Das sind Momente, die sich in die väterliche Seele brennen – mögen sie noch so unscheinbar sein und für die Kinder gar keine all zu große Rolle (scheinbar) spielen – als Vater geht dir ein Stich durch’s Herz, wenn du nur daran denkst. Ich bin nicht stolz, diese Momente zu kennen. Aber ich weiß eines: es gehört zum menschlichen Leben dazu, Schuld auf sich zu laden. Als Christ weiß ich um die Kraft der Vergebung. Also bitte ich auch meine Kinder um Vergebung. Es ist so wohltuend und heilsam, wenn sie dann sagen: “Papa, war doch gar nicht so schlimm!” oder “Papa, ich verzeihe dir!” Momente, in denen du mit deinen Kindern eine noch tiefere Verbindung aufbaust. Momente, die du als “perfekter Vater” verpassen würdest. Und das wäre schlimm.

Nebenbei lernen deine Kinder, sich zu entschuldigen, um Vergebung zu bitten und Vergebung auszusprechen. Eine unglaublich große Kraft in dieser Welt.

5 Männer weinen nicht

“Männer weinen nicht” ist einer der bescheuertsten Sätze, die ich kenne. Natürlich weinen Männer! Aus Wut, aus Frust, aus Enttäuschung, vor Freude oder weil sie verletzt wurden. Gründe dafür gibt es unzählige. Auch Väter weinen. Zum Beispiel dann, wenn sie sich (und den Kindern) eingestehen müssen, nicht der Vater zu sein, der sie gerne wären.

Das darf sein – aber es darf niemals (NIEMALS) zum Instrument werden, um etwas zu erreichen. Aber ehrliche Tränen sind der Boden, auf dem Neues und Gutes wachsen kann. Ein perfekter Vater würde niemals weinen – ich dagegen weine. Auch vor und mit meinen Kindern. Nicht, um die Tränen zu instrumentalisieren, sondern weil Weinen und Tränen zum Leben dazugehören und man sich ihrer nicht schämen muss.

Es ist wie bei einem Gewitter: Der Moment selbst ist manchmal beängstigend und du weißt nicht, wie es ausgeht. Aber kennst du diesen Geruch und diese Atmosphäre, die in der Natur nach einem Gewitter vorherrschen? Dieses Gefühl von unausgesprochener Sehnsucht nach Neuem, nach Abenteuer, nach Aufbruch. Ähnlich ist es, wenn Papas sich ihrer Tränen nicht schämen.

Unsere Kinder benötigen ihre Väter mehr denn je! Bitte denk aber nicht, dass du perfekt sein musst. Sei du selbst! Lass Tränen zu, lass Fehler zu und lass Schuld zu – aber lerne daraus und vergebe.

Aber eines lass bitte niemals zu: das Streben nach Perfektion!


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