„Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ Kennst du diesen Satz? Ich schon. Ich glaube, ich habe ihn sogar auch schon gesagt. Und ich wette, dass Carey Nieuwhof ihn auch das ein oder andere Mal schon auf den Lippen hatte.
„Didn’t see it coming“ ist ein ganzes Buch voller „Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“-Sätze und deswegen eine wahre Fundgrube für jeden (jungen) Leiter und Pastor.
Die 7 größten Herausforderungen
Carey Nieuwhof identifiziert in seinem Buch sieben Herausforderungen, die man normalerweise „nicht kommen sieht“ („didn’t see it coming“), die aber das Potential haben, dich, deine Familie, deine Gemeinde und deinen Glauben zu zerstören – ja, ich drücke es bewusst so hart aus, weil es so hart ist.
Diese sieben Herausforderungen sind:
Zynismus („Cynism)
Kompromisse („Compromise“)
Abschottung („Disconnection“)
Irrelevanz („Irrelevance“)
Stolz („Pride“)
Ausbrennen („Burnout“)
Leere („Emptiness“)
Richtig. Je länger man diese Liste sich vor Augen führt, desto mehr beschleicht einen dieses wirklich unangenehme Gefühl in der Magengegend und vielleicht weißt du jetzt, wieso ich bewusst von „zerstören“ geschrieben habe.
Authentisch und wegweisend
So würde ich dieses Buch mit zwei Worten beschreiben. Wer Carey Nieuwhof ein wenig kennt weiß schon vor dem Lesen des Buches, dass diese sieben Dinge nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern Nieuwhof selbst mehr oder weniger damit zu kämpfen hat(te). Deswegen ist es für mich auch kein Möchtegern-Ratgeber sondern vielmehr gibt dieses Buch einen tiefen Einblick in das Leben eines großartigen Pastors und Leiters.
Gleichzeitig ist es aber auch wegweisend. Weg-weisend von den Problemen hin zu den Lösungen – oder zumindest zu Lösungsstrategien. Jedes einzelne dieser 7 Dinge wird mit jeweils zwei Kapiteln „behandelt“. Im ersten Kapitel kommt die Diagnose, im zweiten Kapitel die Behandlung. Sehr ehrlich und alltagsnah beschreibt Nieuwhof jeweils im ersten Kapitel, um was es bei Zynismus, Kompromissen, Abschottung, Irrelevanz, Stolz, Ausbrennen und Leere geht. Im zweiten Kapitel zeigt er auf, wie man aus diesen Dingen „herauskommen kann“. Deswegen sind seine Gedanken wegweisend, da sie den Weg aus diesen Dingen heraus weisen hinein in ein Leben, das bestimmt ist von Gottes guter Absicht und der Berufung, die er für jeden Leiter und Pastor hat.
Amerikanisch? Von wegen!
Wer jetzt denkt „Ja gut, aber Nieuwhof ist doch Amerikaner – das ist eine ganz andere Kultur!“ – dem muss ich widersprechen. Zum einen ist Nieuwhof nicht Amerikaner sondern Kanadier (inwiefern das einen kulturellen Unterschied macht, kann ich nicht beurteilen). Zum anderen sind seine Gedanken meines Erachtens nach jedoch kontext- und kulturübergreifend weil auch die Zynismus, Kompromisse, Abschottung, Irrelevanz, Stolz, Ausbrennen und Leere kontext- und kulturübergreifend sind und niemand von sich sagen kann, dass er vor diesen Dingen sicher und geschützt ist.
Deswegen heißt der Untertitel auch „Die 7 größten Herausforderungen überwinden, die niemand erwartet und jeder erfährt“ („Overcoming the 7 greatest challenges that no one expects and everyone experiences“).
Existentiell (und) selbstkritisch
“Didn’t see it coming” liefert kein Program oder kein simples “Tu dies und du bekommst das”-Rezept. “Didn’t see it coming” macht dann am meisten Sinn und hat den größten Nutzen, wenn man es selbstkritisch liest. Du musst nicht erst alle sieben Herausforderungen erlebt haben, um zu erkennen, dass der Beruf als Pastor oder Leiter extrem herausfordernd ist. Manchmal reichen da schon ein, zwei, drei… davon. Aber nur wenn du dich selbst hinterfragst oder durch Nieuwhofs Gedanken hinterfragen lässt, macht dieses Buch Sinn – denn dann wird es existentiell. Dann geht es um dich als Leiterin und Pastorin, als Leiter und Pastor und nicht um irgendjemand anderes. Es geht auch nicht darum, wie man schnellstmöglich das alles überwindet, um eine Megachurch aufzubauen.
“Didn’t see it coming” wird dir – wenn du es selbstkritisch liest – einige Hausaufgaben mitgeben, so ging es mir zumindest zum Beispiel im Blick auf die Anzeichen eines Burnouts, im Blick auf “Fluch und Segen” der modernen Technik oder auch im Blick auf Stolz (ein ganz heißes Eisen).
Von einem bin ich mehr denn je überzeugt: Diese sieben Herausforderungen lauern tagtäglich. Nicht zirkulär oder linear, sondern ziemlich durcheinander. Aber eines ist sicher: sie lauern!
Weit mehr als ein billiger Ratgeber
„Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ zählt nicht mehr, wenn du dieses Buch gelesen hast, was ich dir spätestens jetzt wärmstens empfehle. „Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ ist keine Ausrede oder Entschuldigung mehr – denn Carey Nieuwhof wird es dir gesagt haben. Die Frage ist eher: Was machst du damit?
Nochmal: Dieses Buch ist kein billiger Ratgeber, der dich auffordert, ein paar Punkte zu befolgen und dann wird schon alles gut. Beim besten Willen nicht! Manchmal empfand ich es beim Lesen sogar sehr erschreckend, wie es Carey Nieuwhof in seinem Dienst erging und ergeht.
Ich glaube, dass das Potenzial dieses Buches vor allem darin liegt, dir vielleicht erst einmal zwei oder drei der Herausforderungen anzuschauen, denen du dich gegenüber siehst – um sie dann zu überwinden und ein Leben als Leitungsperson oder als Pastor zu führen, das nicht getrieben, sondern erfüllt ist.
Das Buch kannst du auf amazon.de kaufen – oder direkt über careynieuwhof.com und dich dabei inspirieren lassen von seinem Blog, seinem Leadership-Podcast oder von seinen Online-Kursen, von denen ich schon zwei gemacht habe bzw. dabei bin (Breaking 200 und High Impact Leader) und der dritte (The art of better preaching) noch “in der Schublade liegt”.
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