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Das Prinzip des Deckels

Führung, Leitung – Deckel im Sinne von gedeckelt? Ja genau. Etwas verwirrend? Lies weiter!

John Maxwell erzählt im ersten Kapitel seines Buches Die 21 wichtigsten Führungsprinzipien” die faszinierende Geschichte zweier Brüder, die eine tolle Geschäftsidee hatten, aber in ihrer Leistungsfähigkeit “gedeckelt” waren. Erst eine dritte Person, die eine echte Führungskraft war, hob den Deckel an und es kam zum Durchbruch einer Fast Food-Kette, die weltweit bekannt ist: McDonald’s.

So oft geschieht es, dass jemand eine gute Idee hat, die Ressourcen an und für sich auch zustande kommt – aber die Idee wird nie geboren. Wie kommt das? Das Leistungsniveau wird durch die Führungsfähigkeit gedeckelt.

In der Gemeinde sieht das dann so aus:

Es geht überhaupt nicht darum, dass alles schlecht ist. Gar nicht. Sondern es geht vielmehr darum, dass die Dinge irgendwie nicht weitergehen – obwohl entweder die Idee, das Geld, die Mitarbeiter oder die Räumlichkeiten da wären – und im frustrierendsten Fall: Alles davon!

Ein großartiges Prinzip einfach erklärt

Eine einfache Grafik erklärt, was Maxwell mit dem Prinzip des Deckels meint.

(John C. Maxwell: Die 21 wichtigsten Führungsprinzipien“, S.21+22)

Durch eine Erhöhung der Führungsfähigkeit (y-Achse) wird die Leistungsfähigkeit (graue Fläche) um ein Vielfaches mehr erhöht als nur durch die Erhöhung des Leistungsniveaus (x-Achse).

Was bedeutet diese Dynamik und die einzelnen Begriffe im Blick auf die Ortsgemeinde? Ich möchte dies sowohl im Blick auf einzelne Führungspersonen (meistens der Gemeindeleiter/Pastor) als auch im Blick auf Führungsgremien (Leitungsteam der Gemeinde) genauer unter die Lupe nehmen.

Leistungsniveau

Das Leistungsniveau ist das, was einzelne Personen als auch die Gemeinde als Ganzes an Ressourcen und Fähigkeiten zur Verfügung hat. Dabei spielen unterschiedliche Dinge eine Rolle:

Kurzum: Alle materiellen und immateriellen Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Dabei kommt es nicht auf eine Wertigkeit dessen an, was der eine oder die andere imstande ist “mehr” zu leisten als andere. Es geht lediglich um eine Bestandsaufnahme.

Führungsfähigkeit

Hier nun wird es spannender. Was ist “gute Führung”? Da ließe sich jetzt einiges dazu schreiben – und das wurde es ja auch schon – ich will es einmal schlicht ausdrücken (in Anlehnung an Bill Hybels):

Führung bedeutet, eine Gruppe/Gemeinde/Organisation von “hier” nach “dort” zu führen.

Die notwendige Antwort auf das, was sich ständig als Veränderung in unseren Kirchengemeinden abspielt, heißt: Führung.

Führung bedeutet, eine Gemeinde durch einen Veränderungsprozess zu führen, zu dem natürlich auch Phasen der Konsolidierung, des Innehaltens, des Reflektierens und Auswertens gehören. Ohne Veränderung gibt es keine Führung. Ohne Veränderung wäre Führung nicht nötig, ohne Führung ist Veränderung aber Chaos.

Wer keine Veränderung möchte oder Veränderung aus dem Weg geht und sie nicht selbst initiiert, ist keine Führungskraft.

Diese Definition beinhaltet aber auch, dass Führung ein “Sorgetragen” für eine Gruppe/Gemeinde/Organisation bedeutet. Es geht also niemals um dich selbst sondern um die Gruppe, in unserem Fall: um die Gemeinde, die dir anvertraut ist als Leiter und Führungskraft.

Fragen an einen guten Leiter

Diese Gedanken und die folgenden Fragen kannst du sowohl für das Leitungsteam einer Gemeinde, für den leitenden Pastor/leitende Pastorin als auch für Leiter einzelner Gruppen verwenden um selbst zu schauen, wo auf einer Skala von 1-10 das Kreuzchen für die Führungsfähigkeit gemacht werden müsste. Der Einfachheit halber schreibe ich immer nur von “der Leiter”. Das beinhaltet aber eben auch ein Leitungsteam, eine Leiterin und eine Leitung auf Gruppen-Ebene innerhalb der Gemeinde.

Leistungsfähigkeit

Das (zumindest) Fortbestehen aber vor allem das Wachstum einer Kirchengemeinde hängt in nicht wenigem Maß von der Führungsfähigkeit ihrer Leiters, Leitungsgremium und einzelnen Leitern innerhalb der Gemeinde ab. In der Leistungsfähigkeit trifft die Führungsfähigkeit auf das Leistungsniveau. Es ist sozusagen die Kombination von beidem und beschreibt, wie sehr die Kirchengemeinde Einfluss ausübt auf ihr Umfeld, auf die Menschen vor Ort und darüber hinaus.

Man könnte sagen, dass mit “Leistungsfähigkeit” das gemeint ist, was wir uns so oft wünschen und was landauf landab ich immer wieder höre: “Wir wollen Menschen mit dem Evangelium von Jesus erreichen.”

Super. Aber wie schlagkräftig seid ihr dabei als Gemeinde? Es ist die Kombination aus Leistungsniveau und Führungsfähigkeit, wie es John Maxwell in seinem ersten Kapitel beschreibt: “Das Prinzip des Deckels.”

Um es drastisch zu sagen: Die Schlagkraft – oder drücken wir es frommer aus: Die Tiefe und Weite, wie sehr Menschen und das Umfeld einer Gemeinde mit dem Evangelium nachhaltig erreicht werden können, hängt maßgeblich von der Führungsqualität des Leiters und des Leitungsgremiums ab. Das macht die zweite Grafik wunderbar deutlich.

Die Führungsqualität eines Leiters oder Leitungsgremiums “deckelt” dessen Leistungsfähigkeit – oder hebt diese an.

Und jetzt?

Schenkt man den Grafiken und Maxwells Ausführungen Glauben, dann ist es in der Tat so: Eine Steigerung der Führungsqualität sorgt für mehr Leistungsfähigkeit.

Das hat in meinen Augen auch etwas Entlastendes, denn es bedeutet:

Wir müssen nicht “mehr” machen und schaffen – sondern nur das “Richtige” tun.

Und das “Richtige” ist in meinen Augen: in die Führungs- und Leitungsqualität investieren. That’s it. Eigentlich ist das nicht so schwierig, denn es gibt tolle Kongress, inspirierende Podcasts und jede Menge guter Literatur.

Gleichzeitig ist dieses Schema ein wunderbarer Ratgeber für die Neu-Einstellung von Personal oder dem Übertragen von Leiterschaft auf Ehrenamtliche. 

Stehst du also vor der Herausforderung, eine neue Stelle in deiner Gemeinde zu besetzen – beispielsweise der Lobpreispastor, Jugendpastor oder Kinderpastor – dann halte dir immer vor Augen: Es geht nicht nur um das Leistungsniveau, sondern mindestens genauso auch um die Führungsfähigkeit dieser Person!

Wenn wir an der Qualität unserer Leitung, also an der Führungsfähigkeit, arbeiten, dann wird uns das unserer Gemeindearbeit einen größeren Schub geben, als wenn wir an vielen Ecken und Enden einfach “noch mehr investieren”.

Dieser Beitrag ist ein Teil einer Reihe über die “Die 21 wichtigsten Führungsprinzipien” von John C. Maxwell und versucht, diese konkret für die Arbeit in der Kirchengemeinde vor Ort zu übertragen.


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