Wir schreiben das Jahr 1911. Der britische Polarforscher Robert Falcon Scott liefert sich mit seinem norwegischen Kontrahenten Roald Amundsen einen erbitterten und dramatischen Wettkampf. Wer von beiden erreicht als erster den Südpol?
Die Krone erhält Amundsen während Scott seine desaströse Planung des Unterfangens “Terra Nova” mit dem Leben bezahlen muss.
John C. Maxwell verwendet diese atemberaubende Geschichte als Grundlage für sein “Prinzip des Lenkens”.
Dieses Kapitel birgt so viele Schätze in sich, dass ich es eindringlich empfehle zu lesen.
Ich möchte an dieser Stelle nur bruchstückhaft ein paar Gedanken Maxwells betonen und sie für die Gemeindearbeit “übersetzen”.
Lenken bedeutet…
Maxwell gibt diesem Kapitel einen Untertitel, der ein guter Hinweis darauf ist, was “Lenken” bedeutet und was er mit dem “Prinzip des Lenkens” meint:
Das mag einfach klingen, birgt aber doch sehr viel in sich. Denn um den Kurs abstecken zu können, bedarf es einiger Kernkompetenzen und Verantwortungen, die der Kapitän vorweisen sollte. Dabei möchte ich betonen: Wenn ich den “Kapitän” auf den Gemeindealltag transferiere, dann heißt das nicht automatisch “der Pfarrer/die Pastorin”, sondern ich meine damit (auch) das Leitungsgremium einer Gemeinde als solches, die Pfarrerin/den Pastor aber natürlich im Besonderen.
Und von diesem Kapitän schreibt nun Maxwell weiter:
Diese Kunst der Antizipation muss unbedingt im Leitungsorgan einer jeden Gemeinde gegeben sein. Warum? Weil diese Antizipation Amundsen das Leben gerettet hat! Und nicht wenige Gemeinden navigieren ziel- und planlos durch die Weltgeschichte und wundern sich dann, weshalb sie eines Tages vielleicht das Zeitliche segnen.
Wer steckt den Kurs in deiner Gemeinde ab?
Papier vs. Realität
Diese Frage ist gar nicht so trivial, denn auf dem Papier mag das die Gemeindeleitung, bestehend aus Ältesten und Pastor/Pfarrer, sein. Aber wie sieht es abseits des Papiers denn in der Realität aus? Gibt es vielleicht “Gemeinde-Dynastien”, also Familien, die schon seit Generationen “das Sagen” in der Gemeinde haben? Oder sind es Mitarbeitende, die “ihr Ding” machen – auch wenn der Kurs von der Leitung anders abgesteckt ist? Und wie kommen die Ideen und Gedanken der Gemeindeleitung denn bei den verantwortlich Leitenden in der Gemeinde an?
Du siehst: Auf dem Papier mag es einfach sein – in der Realität mag es schwierig sein und es mag viele geben, die gerne leiten. Aber Vorsicht – das kann nach hinten losgehen.
Zuversicht und Fakten
Ich höre immer wieder Statements wie “Wir können doch Methoden und Ideen aus der Wirtschaft nicht einfach so auf die Arbeit in der Gemeinde übertragen”. Stimmt. Das können wir nicht. Und das tut auch niemand. Zumindest ich nicht.
Denn im Vergleich zu Wirtschaftsunternehmen haben wir neben den Fakten noch eine weitere große Freundin: die Zuversicht. Denn diese formt und bildet sich aus den unzähligen wunderbaren Verheißungen der Bibel, auf denen wir unsere Gemeindearbeit gründen.
Gleichzeitig werde es aber fatal und verantwortungslos, wenn wir uns nur auf diese Zuversicht berufen und die Fakten außen vor lassen. Also benötigen wir Methoden und Herangehensweisen, die mit Fakten umgehen – und da können wir viel aus der Wirtschaft lernen. Sonst würdest du nicht diesen Artikel lesen, denn Maxwell verbindet beides: Er ist inzwischen ein weltweit gefragter Redner, Autor und Coach in großen Unternehmen – gleichzeitig ist er aber auch Pastor, oder besser gesagt: er war es, bevor jetzt als Coach und Berater unterwegs ist.
Zurecht schreibt er:
Ganz praktisch
Deswegen gibt es am Ende des Beitrags ein paar Fragen. Es sind Fragen, die dir helfen sollen, deine Leitungsverantwortung im Sinne des Lenkens wahrzunehmen und gleichzeitig können es gute Fragen sein, um mit anderen Leitungsmitgliedern ins Gespräch darüber zu kommen, wer eigentlich was wohin lenkt – und den Kurs absteckt.
- Wer steckt in unserer Gemeinde den Kurs in der Realität ab?
- Haben wir für unser nächstes großes Projekt schon einmal “den Film vorwärts gespult” und die Situation, die Reaktionen, die Maßnahmen antizipiert?
- Haben wir die Kosten (Finanzen, Ressourcen, Manpower, Zeit) überschlagen, um uns auf den Weg zu machen?
- Was ist unser Ziel für die Arbeit in der Gemeinde in den nächsten 1, 2, 3, 5, … Jahren?
- Wenn nicht alles so bleiben soll, wie es ist, wie soll es dann werden, damit wir in x Jahren sagen können: “Wir haben Zuversicht und Fakten verbunden, den Kurs abgesteckt und haben wie Amundsen den Sieg davon getragen?”
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