Stell dir vor, dein Blick schweift über den Friedhof. Die Grabsteine erzählen dir etwas über die Menschen, die dort beerdigt worden sind. Über ihr Leben, ihren Glauben, ihre Familie. Dann fällt dein Blick auf einen ganz besonderen Grabstein.
Davon erzählt Pastor Carey Nieuwhof in seinem Buch “Leading Change Without Losing It“.
Eines Tages hielt er auf dem Friedhof eine Beerdigung, als ein Grabstein seinen Blick auf sich zog. Er näherte sich dem Grabstein und las zunächst den Vers, der auf diesem Grabstein stand:
Erstaunt über diesen Vers schaut Nieuwhof genauer hin und will wissen: Wer ist dieser Mensch, der hier begraben liegt? Kenne ich ihn vielleicht? Welche Geschichte spiegelt sein Leben wider bei einem solch aussagestarken Vers?
Aber Nieuwhof traut seinen Augen kaum. Es ist nicht der Grabstein einer einzelnen Person. Es ist der Grabstein einer Gemeinde. In der Tat: hier liegt eine Gemeinde begraben?!
Nieuwhof berichtet in seinem Buch weiter, dass er diese Gemeinde kannte. Sie hatte eine gute Zeit – ehe sie den Wandel der Zeit verschlief und sich Veränderung versperrte. Das Gemeindezentrum wurde abgerissen und schließlich dieser Grabstein der Gemeinde errichtet.
Veränderungsresistenz führt in den Tod
Als ich diese Geschichte las, war ich einerseits fasziniert, da ich noch nie von einem “Gemeinde-Grabstein” hörte. Auf der anderen Seite war ich traurig. Da hat eine Gemeine den Geist aufgegeben und hat sich beerdigt oder besser gesagt: beerdigen lassen. Wie krass ist das denn?
Und: Könnte es vielleicht sein, dass mehr Gemeinden sich auf diesem Weg befinden, als wir das vielleicht denken?
Der absolute Grabsteinindikator für mich ist eine Aussage, die ich immer wieder mal bei Kirchens höre: “Das haben wir schon immer so gemacht!” Eine Variante davon ist: “Das war schon immer so.”
Eine solche Veränderungsresistenz führt ganz sicher in den Tod einer Gemeinde. Zumindest in den geistlichen Tod, wobei die äußere Hülle wie Gebäude, Angebote und Verwaltung aufrecht erhalten werden können. Wir können echt jede Menge Lärm machen – aber inhaltlich nicht viel bieten.
Manchmal ist es sogar notwendig, einen Dienst oder einen Bereich innerhalb der Gemeinde aufzugeben und “sterben zu lassen”, um Raum, Kraft und Zeit freizusetzen für etwas Neues – dazu findest Du hier 5 Anzeichen, wann es soweit ist.
Und leider verpassen Gemeinden oft den Moment, an denen es gut wäre, einen richtigen Schlusspunkt bei einem Angebot oder einer Gruppe zu setzen – ehe man etwas aufrechterhält, was eigentlich gar nicht mehr lebt.
Ein schleichender Prozess
Keine Gemeinde stirbt von Heute auf Morgen sondern ich glaube, es ist ein schleichender Prozess. Um diesem Prozess entgegenzuwirken ist meiner Meinung nach nicht die Frage entscheidend, was wir als Gemeinde tun oder wie wir es tun – sondern warum.
Im “Wie” und im “Was” können wir uns ganz schnell verlieren. Und meistens kommen uns ausgerechnet auf diese Fragen auch einige Antworten wie neue Angebote, neue Medien nutzen, zielgruppenorientierte Angebote, gabenorientierte Mitarbeit und so weiter.
Alles gut. Alles schön. Alles nett.
Aber das ist nicht der Knackpunkt. Der ist die Frage: Warum tun wir, was wir tun?
Darauf eine Antworte zu finden ist absolut entscheidend und vitalisierend für die Gemeinde, die dann hoffentlich keinen Grabstein benötigt!
Falls du einen Tipp benötigst, was eine gute Antwort wäre auf die Frage “Warum tun wir, was wir tun?”, öffne einfach den Spoiler.