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Die Kunst des Leitens XV: Geistlich leiten

Wenn ich mit Pastoren auch anderer Denominationen und Kirchen im Gespräch bin, stelle ich erstaunt fest: Sie haben an vielen Ecken und Enden die gleichen Baustellen wie ich.

Ok, so erstaunt bin ich inzwischen nicht mehr, das gebe ich zu. Und doch erstaunt mich eine Sache dennoch, weil ich denke: “Das ist doch dein Job als Pastor, dafür zu sorgen, dass genau das nicht geschieht!”

Was meine ich?

Die Sitzungen des Leitungsteams einer Gemeinde können sich ganz schnell erschöpfen in alltäglichen Problemen wie der Frage nach Renovierungen, wie man mit den unterschiedlichen Wünschen von Gruppen umgehen soll, was nun die beste Software zur Verwaltung der Gemeindearbeit sei (by the way: Die Frage ist entschieden und du findest sie unter www.church.tools), wie man der Reinigungskraft bestimmt aber schonungsvoll beibringt, dass man nicht zufrieden ist mit ihrer Arbeit, wie nun der genaue Ablauf des Gemeindefestes aussieht und wie man versuchen soll, die Finanzen besser hinzubekommen bei gestiegenen Kosten für die Miete der “Event Hall” – oder nenn das Gebäude, wie du willst.

Nach anfangs elanvollen und gegen Ende qualvollen drei Stunden Sitzung, denkt man am nächsten Morgen: “Wieso haben wir eigentlich die wirklich wichtigen Dinge nicht besprochen? Wir sollten uns doch Gedanken machen über die geistliche Entwicklung der Gemeinde. So ein Mist!”

Geistlich leiten

Über die “Kraft der Tagesordnung” werde ich zu späterer Stunde schreiben. Heute geht es um den einen entscheidenden Tagesordnungspunkt und der heißt schlicht und einfach: “Geistlich leiten“.

Seit vielen Jahren findet sich dieser Tagesordnungspunkt auf JEDER Tagesordnung unserer Ältestenkreis-Sitzungen (das ist das Leitungsteam unserer Gemeinde www.wutachblick.de). Dieser Tagesordnungspunkt ist gesetzt. Daran führt kein Weg dran vorbei. Manchmal unterteilt er sich sogar in a), b) und c), weil es viele Dinge zu besprechen gibt.

Unter “geistlich leiten” verstehe ich genau das, was dir am Morgen nach einer etwas komischen Sitzung in den Sinn kommt “wofür wir doch eigentlich Gemeindeleitung sind und Reich Gottes bauen möchten”. Ganz genau.

Ein paar Beispiele sind

Diese Punkte sind hier jetzt bewusst so formuliert, dass auch der, der nicht Teil des Leitungsteams ist, es nachvollziehen kann. In der Tagesordnung sieht das ein bisschen anders aus.

Was wir aber festgestellt haben: Würde es diesen Tagesordnungspunkt “Geistlich leiten” nicht geben, würden wir uns auch nur über Renovierungsmaßnahmen, Finanzlücken und nicht nach unseren Wünschen gereinigte Gebäude unterhalten.

Der Gewinn

Gleichzeitig geht’s ja nicht nur darum, was fehlen würde, sondern die Frage steht ja auch im Raum: Was bringt solch ein festgesetzter Tagesordnungspunkt “Geistlich leiten”?

Das Leitungsteam der Gemeinde kommt seiner Verantwortung nach. Ich schreibe bewusst “Leitungsteam”, da du je nach Gemeinde, in der du bist, das anders nennst. Bei uns in der Landeskirche heißt es “Ältestenkreis” oder “Kirchengemeinderat”, in anderen Gemeinden “Kirchenvorstand” und in wiederum anderen Gemeinden anders. Egal, wie du das Team nennst, seine Aufgabe ist überall die gleiche: Die Gemeinde geistlich zu leiten.

Und das bedeutet schlicht und einfach herauszufinden, was wohl Gott mit der Gemeinde vorhat. Logisch, dass das nicht ohne gemeinsames Gebet geht. Und logisch, dass das nur im gemeinsamen Ringen geht. Glaub mir: Ich hätte einige Entscheidungen ganz anders getroffen als ich es im Team mit meinem Ältestenkreis getan habe – weil ich auch nur “eine Stimme von vielen” bin. Auch das ist nicht immer einfach, aber nicht zu ändern und im Grunde auch richtig so.

Die Festlegung, dass in jeder (!) Sitzung diesen Tagesordnungspunkt “Geistlich leiten” gibt, bewahrt das Leitungsteam davor, seine wichtigste Aufgabe aus den Augen zu verlieren – und das permanent. Unser Leitungsteam (Älteste + Hauptamtliche) trifft sich zwei mal im Monat: Einmal zum Gebet (da gibt’s keine Tagesordnung) und einmal zur Sitzung (mit Tagesordnung).

Jedes Mal werden wir daran erinnert (was wir aber eigentlich gar nicht benötigen): Unsere ureigenstes Aufgabe ist es, die Gemeinde geistlich zu leiten. Denn: dieser Tagesordnungspunkt ist nach dem Gebet der erste Tagesordnungspunkt – nämlich dann, wenn noch alle Köpfe und Hirne frisch sind.

Zudem ist es ja nicht so, dass wir uns erst in der Sitzung mit dem Thema befassen. In der Regel erstelle ich die Tagesordnung für die Sitzung so, dass sie eine Woche vor der Sitzung fertig und allen online zugänglich ist. Das heißt: Jeder weiß schon im Vorfeld mindestens eine Woche lang, was unter “Geistlich leiten” dran ist (wenn man’s nicht ohnehin schon ahnt oder weiß). Das bedeutet ein permanentes “mit sich Herumtragen” der wirklich wichtigen Themen.

Und nicht zuletzt ist es ein ständiges “Zurückgeworfenwerden” auf Jesus, denn wir benötigen sein Wirken, sein Reden, sein Handeln in diesen “TOPs” – das können wir nicht “machen”. Wir können als Leitungsteam lediglich versuchen, die bestmöglichen Kanäle und Ermöglicher zu sein und am wenigsten im Weg rumstehen.

Ich kann dir nicht sagen, wann ich damit begonnen habe, diesen Tagesordnungspunkt auf jeder Sitzung zu haben. Ich weiß aber eines: Ich kann mir keine Sitzung des Leitungsteams mehr vorstellen, in der dieser Tagesordnungspunkt fehlt.

Wenn du Pastor bist oder anderweitig Teil des Leitunsgteams der Gemeinde, empfehle ich dir nicht nur und ermutige ich dich nicht nur, sondern ich sage es dir mit Nachdruck: Räume in deiner Tagesordnung für die wirklich wichtigen Themen den Raum ein, den sie benötigen. Du wirst staunen, was das bewirkt!


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