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Warum 2022 nicht einfacher wird als 2021

Zwei Jahre Pandemie – und nicht wirklich weiser. So kommt es mir manchmal vor.

Haben wir zu Beginn der Pandemie auf Grund des Corona-Virus die vulnerablen Gruppen schützen wollen und uns quasi selbst begrenzt durch Lockdowns und Kontaktbeschränkungen, war für viele dann nach einiger Zeit die Impfung der Stern am finsteren Horizont.

Viele Millionen Impfdosen später wissen wir: Auch die Impfung hat uns nicht aus der Pandemie herauskatapultiert, wie das viele gehofft hatten. Stattdessen grüßt das Murmeltier täglich: Wellenbewegungen bei den Inzidenzen, deren Aussagekraft immer mehr in Frage gestellt wird, sie dennoch Tag für Tag durch die Medien geschubst wurden, quasi Lockdowns für viele (kleinere) Gastronomie- und Kulturbetriebe durch 2Gplus-Regelungen und Schulunterricht, der von Normalität und dem, was Kindern guttut, weit entfernt ist.

Wie soll das nun weitergehen? Was steht uns 2022 bevor?

Ich bin kein Hobby-Epidemiologe – damit unterscheide ich mich übrigens von einem Großteil meiner kirchlichen Kollegen, die meistens ganz genau wussten und wissen, was richtig und was falsch ist, was “ein Akt christlicher Nächstenliebe” ist und was nicht.

Deswegen werde ich mich nicht inhaltlich zu Maßnahmen der Pandemie äußern, sondern schaue mir eher ihre Wirkung(en) an und was das alles für 2022 bedeuten könnte – für dich, für mich, für unsere Gesellschaft und für Kirche(ngemeinden).

Bei nüchterner Betrachtung kommen mir für 2022 vor allem zwei Szenarien in den Sinn. Zum einen ein fatalistisches “Weiter so im Mürbeteig der Pandemie” zum anderen eine Art Großreinemachen nach gewaltiger Verwüstung. Und wie das Leben oft so ist: Wahrscheinlich wird’s ein Mittelweg aus beidem. Dennoch will ich diese beiden Szenarien mal skizzieren.

Der Mürbeteig der Pandemie – Wird er weiter geknetet?

Wie sieht das “Weiter so” im Mürbeteig der Pandemie aus? Schauen wir den uns so mürbe machenden Ereignissen schonungslos ins Auge:

Krankenhauspersonal am Anschlag.

Schulen im Ausnahmezustand.

Viele Verstorbene durch das Corona-Virus.

Demonstrationen in vielen deutschen Städten.

Vereine, die ihrer Sportart nicht nachgehen können.

Ein Riss quer durch die Gesellschaft.

Häusliche Gewalt auf Höchstständen.

Menschen mit Long Covid.

Kinder und Jugendliche, die auf Grund der Maßnahmen psychische Schäden davontragen.

Senioren vereinsamen immer weiter.

Künstler und Gastronomen vor dem Aus.

Kirchengemeinden schrumpfen immer weiter.

Politisches Geplänkel und Stochern im Nebel.

Der Mürbeteig zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er weich ist, nicht knusprig, dass er so dahinwabert, sich kneten lässt, zwischen den Fingern sich durchwindet und irgendwie nicht griffig ist. Und so fühlt sich das Mürbe-Sein in der Pandemie für viele an.

Ich habe zwar noch nie zuvor eine Pandemie erlebt, aber ich glaube nicht, dass so etwas “von jetzt auf nachher” beendet ist und dass Aussagen wie “nach Corona” nur Versuche sind, auf einer sprachlichen Ebene der Hoffnung Raum zu geben, dass es einen “Day After Tomorrow” geben wird.

Wenn sich aber nicht grundlegend etwas ändern sollte, dann wird dieser Zermürbungsteig noch weiter durch unser Leben, durch unsere Gesellschaft, durch unsere Welt wabern – ob wir wollen oder nicht. Und dann wird 2022 für viele nicht unbedingt das einfachste Jahr ihres Lebens werden – subjektiv betrachtet. Der Frust, die Enttäuschung, die Wut und an vielen Stellen auch Hoffnungslosigkeit werden sich noch breiter machen als ohnehin schon. Und das wäre nicht cool – überhaupt nicht!

Es würde uns an den Rand des Wahnsinns treiben, denn bekanntermaßen ist das “dritte Mal” immer das Schlimmste: Der dritte Tag im Urlaub oder auf der Freizeit genauso wie das dritte Jahr in einer Pandemie (auch wenn ich noch keine erlebt habe), denn an Tag 1 (Jahr 1) ist alles noch neu, an Tag 2 (Jahr 2) beginnt man, sich einzurichten und zu arrangieren und an Tag 3 (Jahr 3) ist alles schon fast “so gewohnt”, dass die Psyche Alarm schlägt.

Nein, ich bin mir sicher: Noch mal solch ein Jahr wie die zwei Jahre zuvor würden uns vermutlich sogar über den Rand des Wahnsinns hinaus treiben.

Großreinemachen nach der Verwüstung – schon dieses Jahr?!

Es ist nicht so, dass der Mürbeteig von heute auf morgen verschwindet. Es mag sicherlich ein schleichender Prozess sein. Doch sollte sich 2022 herausstellen, dass wir mehr und mehr zur “Normalität” zurückkehren, dann sicherlich zu keiner Normalität wie sie “vor Corona” war. Ähnliches haben wir auch mit dem 11. September 2001 erlebt – seit diesem Datum und den furchtbaren Anschlägen hat sich auf der ganzen Welt vieles verändert.

Seit einigen Monaten ist klar: Es gibt sehr, sehr viele Scherben! Und diese gilt es, zusammenzukehren und – wo möglich – Zerbrochenes zu kitten. Es braucht ein Großreinemachen nach der Verwüstung. Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn sagte schon zu Beginn der Pandemie: “Wir werden einander viel verzeihen müssen.”

Damals, nach wenigen Wochen Pandemie im Spätfrühjahr 2020, hatte er Recht. Heute greift sogar diese Aussage zu kurz, denn es geht nicht mehr nur um das Verzeihen sondern um das Versöhnen.

In den Pflegeberufen haben Menschen ihren Job gekündigt, den sie mit großer Vision und Leidenschaft antraten.

In Familien sind Beziehungen auseinander gegangen und unterlagen mehr als nur einem Stresstest.

Freundschaften sind in die Brüche gegangen, Beziehungen verloren gegangen.

Das Vertrauen in die Politik ist erschüttert – ebenso wie für manche das Vertrauen in die demokratische Verfasstheit unseres Landes.

In Vereinen und Gemeinden müssen Strukturen neu aufgebaut und bedacht werden, da viele Mitglieder/Mitarbeiter fehlen und es ein “wir machen weiter wie vor der Pandemie” rein auf Grund fehlender Ressourcen nicht geben wird.

Existenzen in der Gastronomie und im Kulturbetrieb sind zerstört, Insolvenzen angemeldet und Lebensträume geplatzt.

Es geht hier nicht primär um Geld, Organisationen oder Strukturen. Es geht um Menschen!

Die Scherben sind immens. Jetzt schon. Und das Auflesen und gegebenenfalls Zusammensetzen der Scherben wird Zeit und Kraft benötigen. Beziehungen, die wiederhergestellt werden, Freundschaften, die neu verbunden werden müssen – oder eben auch nicht. Aber auch dann muss man der Realität ins Auge schauen und Abschiede hinnehmen, so schmerzhaft das ist.

Gleiches gilt beispielsweise im Blick auf Kirchengemeinden. Es kann nicht einfach wieder “alles so sein wie früher”. Aber – was bauen wir wieder auf? Wovon verabschieden wir uns bewusst? Was müssen wir lassen, obwohl wir es eigentlich gerne anders hätten? Das alles wird Zeit brauchen und eine große Portion Mut und Ehrlichkeit.

Und sollte der Mürbeteig noch weiter geknetet werden, wird die Verwüstung noch größer und die Versöhnung noch dringender. Da ändert auch kein “Weiter so” oder “Wir schaffen das” etwas daran genauso wenig wie ein kanzlerisches “Wir haben keine Spaltung in der Gesellschaft”. Das ist wie beim Versteckspielen: Ich kann mir die Hände vor’s Gesicht halten und niemanden sehen – die anderen sehen mich dennoch.

Das Mandat der Jesus-Nachfolger

Wie auch immer 2022 werden wird – die Frage steht im Raum: Welches Mandat haben Christen, also Jesus-Nachfolger?

Ich bin überzeugt: Es ist genau das, was Jesus in seiner Bergpredigt generell über seine Nachfolger aussagt, aber in diese Situation im Jahr 2022 perfekt passt.

Ihr seid das Salz der Erde. Doch wozu ist Salz noch gut, wenn es seinen Geschmack verloren hat? Kann man es etwa wieder brauchbar machen? Es wird weggeworfen und zertreten, wie etwas, das nichts wert ist. Ihr seid das Licht der Welt – wie eine Stadt auf einem Berg, die in der Nacht hell erstrahlt, damit alle es sehen können. Niemand versteckt ein Licht unter einem umgestülpten Gefäß. Er stellt es vielmehr auf einen Lampenständer und lässt es für alle leuchten. Genauso lasst eure guten Taten leuchten vor den Menschen, damit alle sie sehen können und euren Vater im Himmel dafür rühmen.Die Bibel - Matthäus 5,13-16

Willst du Salz und Licht sein oder anderen in die Suppe spucken?

Willst du Salz und Licht sein oder diese Welt noch dunkler machen?

Wie Christen sich in den letzten zwei Jahren der Pandemie teilweise (!) verhalten haben, macht mich traurig.

Da gab und gibt es diejenigen, denen der Protest gegen die Verordnungen wesentlich wichtiger war als ihren Mund zu öffnen für die frohe Botschaft von Jesus.

Andere wiederum haben das Evangelium missbraucht und versucht, damit politische Aktionen zu bekräftigen mit Slogans wie “Impfen ist ein Akt christlicher Nächstenliebe” und vermittelten.

Da gibt es diejenigen, die Denkverbote erteilen und aussprechen, indem sie jeden, der Kritik an bestehenden Verordnungen und politischen Maßnahmen äußert, in die Schwurbler-Nazi-Querdenker-Schublade stecken. Ich halte das nicht nur für unreflektiert, sondern auch für höchst gefährlich, weil es einen sachlichen Diskurs verhindert und intolerant ist.

Und es gibt die, welche wiederum politische Aktivitäten und Maßnahmen im Lichte einer in meinen Augen doch recht engen Auslegung der Offenbarung schon für Anzeichen der “Endzeit” halten, was ich wiederum nicht so sehe, mich aber auf einige Gespräche eingelassen habe und zumindest die Denkweise und Argumentation verstehen und stehen lassen konnte.

Ich hätte Screenshots machen sollen von diversen WhatsApp-Status (ja, der Plural von “Status” ist weder “Stati” noch “Statusse”), Instagram-Stories und Facebook-Posts. Ich nehme mich davon gar nicht aus, nur habe ich mir selbst die Maxime gesetzt, dass ich nicht weniger von Jesus reden will als von Corona. Und glaub mir: Manchmal saß ich vor meinem Rechner beim Schreiben eines Beitrages und habe mich selbstkritisch hinterfragt: “Ist das jetzt nicht too much Corona?” Und dann habe ich mich eines Besseren besonnen und das ein oder andere gelassen.

Ich habe in den zwei Jahren Pandemie und zugespitzt in den letzten Monaten, in denen alles noch einmal beschleunigt wurde, vermisst, dass Christen einfach von ihrer Hoffnung in Jesus reden. Natürlich soll jeder seinen Mund aufmachen und gegen Dinge angehen, die in seinen Augen Unrecht sind. Gleichzeitig darf das Zeugnis für und Bekenntnis zu Jesus nicht auf der Strecke bleiben. Und ich habe an mir selbst immer wieder festgestellt, wie leicht es ist, sich ganz schnell in “Diskussionen über Corona” zu verlieren und habe mich – das kannst du mir glauben – sehr, sehr oft über mich selbst geärgert!

Jesus schreibt seinen Nachfolgern nicht ins Stammbuch, dass sie protestieren, demonstrieren, kuschen und buckeln sollen. Sie sollen auch nicht auf andere zeigen und meinen, sie seien etwas Besseres. Vielmehr sollen sie eines sein: Salz und Licht.

Was Jesus nicht meint: Streut Salz in die Wunden und blendet andere bis sie erblinden.

Jesus macht ja etwas Raffiniertes: Er sagt seinen Zuhörern, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass Salz und Licht ihre eigentliche Kraft und Bestimmung verlieren. Und dann? Ja dann ist es halt blöd. Dann werden die Sachen in die Tonne getreten.

Was Jesus will: Salz und Licht sollen ihre eigentliche Kraft, ihre eigentliche Bestimmung, ihre eigentliche Daseinsberechtigung entfalten und bewahren, stärken und festigen. Und diese besteht nicht darin, dass wir motzen und klagen, dass wir andere überreden und überzeugen, dass wir alte Überzeugungen für (zumindest) fragwürdiges Gedankengut über Bord werfen, dass wir von “pro Impfung” oder “kontra Impfung” begeisterter sind als von Jesus und dass der Kampf für oder gegen politische Verordnungen im Zusammenhang mit einer Impfung zum (scheinbaren) Lebensinhalt werden und den Platz von Jesus einnehmen.

Und nicht zuletzt frage ich mich manchmal, wie wir ohne Gesichtsverlust aus der Sache wieder rauskommen bzw. wie wir anderen helfen können, ihr Gesicht zu wahren.

Da gibt es die – auch unter Christen – die meinen, dass hinter allem eine große Verschwörung steckt. Was, wenn eines Tages klar wird, dass sie falsch liegen?

Da gibt es die – auch unter Christen – die nahezu alles haben stehen und liegen lassen, um (fast) jede Angst zu bedienen und vorsichtiger zu sein als der Elefant im Porzellanladen. Was, wenn sich herausstellen sollte, dass ihre Vorsichtsmaßnahmen so übertrieben waren, dass sie mehr geschadet als geholfen haben?

Die Kolateralschäden sind immens. Jetzt schon. Und sie scheinen nicht kleiner zu werden.

Das klingt hart?

Wovon das Herz voll ist…

Nun. Ich habe mir zur Faustregel gemacht, niemanden zu verurteilen oder zu richten, dennoch aber zu schauen, wovon sein Herz so voll ist, dass davon der Mund übergeht und was die Früchte sind, die dem Reden und Handeln einer Person entspringen und auf wen oder was diese Person letzten Endes hinweist.

Das Herz eines Christen soll von Jesus erfüllt sein, dass der Mund übergeht und von Jesus erzählt.

Die Früchte, die das Reden und Handeln eines Christen hervorbringen sollen, sind die, dass andere Menschen in Kontakt mit Jesus kommen.

Hinweisen sollen Christen auf Jesus.

Und ich frage dich, geneigter Leser, wie das in deinem Leben aussieht? Und vielleicht ist es auch das, was dich umtreibt im Blick auf andere Christen in unserem Land?

Ich ziehe mich nicht aus der Affäre, denn das nehme ich auch für mich als Richtschnur oder Messbecher. Ich will mich selbst daran messen (lassen) und prüfen lassen. Und ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das alle Christen tun sollten.

Ich möchte nicht, dass Christen dafür bekannt werden, dass sie entweder polemisch und sinnlos “draufhauen” (schon gar nicht, wenn’s das Verbale übersteigt) oder aber, dass Christen wie Marionetten wahrgenommen werden, die alles einfach so tun und wenig hinterfragen.

Ich möchte, dass Christen mehr auf Jesus hinweisen als dass sie sich über andere Menschen erheben – egal aus welcher Perspektive heraus.

Ich wünsche mir, dass Christen bekannt dafür werden, dass sie auf einen Gott hinweisen, der jeden einzelnen Menschen unendlich liebt. That’s my mission! Das ist meine Mission.

Und ich glaube, dass hierin die Kraft liegt, 2022 nicht einfach nur so hinzunehmen, sondern zu gestalten! Und zwar unabhängig davon, welches der beiden oben skizzierten Szenarien in Reinform oder in Mischform auf uns zukommen wird.

Es ist niemals zu spät, in der Kraft und Vollmacht Jesu diese Welt zu verändern, umzukehren und die Hauptsache im Leben eines Christen auch die Hauptsache bleiben zu lassen: Jesus Christus! Und dann wird 2022 zwar nicht einfacher als 2021 – aber großartig! Denn das Mandat, das Christen haben, ist gewaltig und wunderschön. Nicht, weil sie bessere Menschen wären, sondern weil die gleiche Kraft, die Jesus von den Toten auferweckte, in und durch jeden einzelnen Christen in dieser Welt wirkt.

Denn nur Jesus bringt Frieden; er bringt Licht; er bringt Heil und Heilung; er bringt Rettung und Erlösung auch 2022 oder um es mit Worten der Bibel zu sagen:

Nur Jesus kann den Menschen Rettung bringen. Nichts und niemand sonst auf der ganzen Welt rettet uns.Die Bibel - Apostelgeschichte 4,12

Auf keinen Fall will ich mit diesem Beitrag den Anspruch erheben, dass ich “die Lösung” habe oder dass ich richtig liege. Ich kann mich genauso irren, wie jeder andere Mensch auch. Mich würde interessieren, wie du dazu denkst. Schreib es gerne in die Kommentare.


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