StartGemeinde5 Dinge, die Kirche von Apple lernen kann

5 Dinge, die Kirche von Apple lernen kann

Kirche und Apple. Klar, dass ich über so etwas schreiben muss…

1. Eine klare Strategie

Viele mögen es kritisieren und nicht jeder findet es cool. Apples Strategie ist klar erkennbar: Der größte Nutzen der technologischen Errungenschaften aus Cupertino ist dort, wo Software und Hardware (mehrerer Apple-Produkte) ineinander greifen. Wie gesagt: nicht jedermanns Sache. Und dennoch: eine klare Strategie seitens Apple.

“Nicht jedermanns Sache und dennoch eine klare Strategie” – wenn man das doch auch von Kirche sagen könnte. Nur nebenbei – der Umkehrschluss zählt nicht: Nur weil Kirche nicht jedermanns Sache ist, muss sie noch lange keine klare Strategie haben.

Aber ich wünschte es mir so, dass immer mehr Kirchengemeinden eine klare Strategie haben, wie sie ihre Mission und ihre Vision in die Tat umsetzen und zu Realität werden lassen. Ich wünschte mir so, dass Kirchengemeinden eine vom Geist Gottes empfangene, klare Strategie haben, um Menschen in ihrem Kontext nachhaltig zu helfen.

Und ich weiß auch: Das ist leichter gesagt als getan. Denn es gibt ja immer so viele Dinge zu tun, so viele Anfragen zu bearbeiten und so viele Erwartungen zu erfüllen. Deswegen wäre der erste gute Schritt für eine klare Strategie, dass sich das Leitungsteam der Gemeinde darüber im Klaren wird, was die Strategie sein soll. Denn immer dran denken: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Auf der anderen Seite ist eine klare Strategie nicht nur ein Kompass, der die Richtung anzeigt, sondern auch so etwas wie ein Schutz gegen eben diese unzähligen Anfragen, Erwartungen und “das müsste man doch auch noch alles machen”. Wer eine klare Strategie hat, weiß, was er und warum er es tut – oder auch nicht.

Und ja, dann mag es die geben, denen das nicht passt und das nicht wirklich cool finden. Sei’s drum. Machst du es anders, gibt’s genug andere, die es nicht cool finden. Du kannst machen, was du willst: Es wird immer Menschen geben, die es nicht cool finden.

2. Die Zukunft ist jetzt

Apples Produkte sind nicht für die Gegenwart gedacht, sondern für die Zukunft. Manchmal fragt man sich schon, was die Damen und Herren aus Cupertino da wieder so angestellt haben. Neben aller Faszination gibt’s auch immer wieder Kopfschütteln. Ein einfaches Beispiel: Das neue MacBook hat einen einzigen Anschluss. Über diesen muss alles laufen. Manche fragen sich, was das soll. Wenn ich mein MacBook aufladen muss, aber gleichzeitig auch größere Dateien vom USB-Stick benötige, ich unterwegs bin und den Adapter zuhause vergessen habe – was dann?

Spulen wir die Zeit ein paar Jahre vor – was bitteschön sind “USB-Sticks”? Ich bin der festen Überzeugung, dass die digitale Welt noch kabelloser wird, als sie es ohnehin schon ist. Externe Speichermedien oder Laufwerke werden – wenn es keine Netzwerk-Laufwerke sind – ausgedient haben. In ein paar Jahren. Apple produziert seine Geräte so, als wäre die Zukunft schon jetzt. Das fasziniert mich. Und ich wünschte mir das auch von Kirche.

Ich träume von einer Kirche, die den Trends und Entwicklungen der Gesellschaft nicht hinterherläuft, sondern sie prognostizierend wahrnimmt und im Hier und Jetzt entsprechend Kirche gestaltet.

Seit Jahren wird über die demographische und finanzielle Entwicklung der Kirche gesprochen und wer sich geeigneter Tools wie bspw. der SINUS Milieu-Studie bedient, der hat schon jetzt eine Ahnung, wie unsere Gesellschaft sich verändert.

Glücklich zu preisen ist, wer sein kirchliches Handeln daran ausrichtet.

3. Kundenbindung

Wow. Das klingt merkwürdig im kirchlichen Kontext, was? Nun ja – dann nennen wir es einmal “(Noch-nicht)Mitglieder-Bindung”. Besser? Auf fast schon perfide und ja – ich gebe es zu – manchmal schon bedenkliche Weise versucht Apple, seine Kunden zu binden. Jedes Jahr werden mehrere Geräte geliftet – mehr ist es ja meist nicht. Es gib Menschen, die fallen schier in Ohnmacht, weil das MacBook nun wenige Millimeter dünner ist als sein Vorgänger – ohnehin nicht bekannt als Koloss, aber egal: weniger ist dann nur noch Luft – oder eben “Air”, wie Apple es nennt.

Dahinter steckt doch ganz klar die Denke: Ich muss den Kunden nur irgendwelche Kaufargumente erkennen lassen, schon fallen alle (naja: fast alle) auf die Masche rein und kaufen sich ein iPhone, iPad oder MacBook, das eben ein paar Millimeter dünner ist. Das meine ich mit “bedenklich”: Hier wird etwas als etwas verkauft, was es gar nicht ist.

Dennoch will ich von Apple lernen. Das Unternehmen ist so von seinem Produkt überzeugt, dass es nichts unterlässt, um die Kunden bei Laune, bei Stange und beim Kaufen zu halten, die wiederum so begeisterte Apple-Jünger sind, dass sie zu missionieren beginnen und darauf hoffen, dass sich manch Windows/Android-Anhänger bekehrt und zu Apple konvertiert. Provision gibt’s keine und ebenso wenig Punkte im Apple-Himmel.

Womit können wir die Menschen “bei der Stange halten”? Und damit meine ich nicht, dass sie unsere Kirchengebäude bevölkern, sondern dass wir sie an Jesus Christus binden – nicht an uns, nicht an unsere Programme, nicht an unsere Veranstaltungen; mögen diese noch so gut sein. Was Menschen benötigen ist – um es mit einer Liedzeile von Casting Crowns  zu sagen – “einen Erlöser, der sie rettet, einen Geist, der sie leitet und einen Vater, der sie liebt”.

Meine Erfahrung im Dienst als Gemeindepfarrer ist der, dass Menschen – und das ist ganz natürlich – von sich selbst sagen, dass sie mal mehr, mal weniger nah dran sind “am Glauben” oder “an Jesus”. Was ich aber von Apple lernen will, ist diese Unbedingtheit, den Menschen an das zu binden, was das Beste ist. In Apples Augen sind das deren Produkte – in meinen Augen ist das Jesus Christus.

4. Innovation

Darüber zu schreiben, ist schon fast so etwas wie “Eulen nach Athen tragen”. Für mich ist Apple eines der innovativsten Unternehmen schlechthin. Alleine, was Jonathan Ive, Verzeihung: Sir Jonathan Ive (Senior Vice President of Design bei Apple) auf die Beine stellt, ist sagenhaft. Diese unbedingte Leidenschaft, innovativ zu sein; sich nicht mit dem zufrieden geben, was schon lange Standard und Mainstream ist, sondern das zu denken, was noch nicht ist, aber sein wird und sein muss – das fasziniert mich.

Und ich wünschte mir, dass das auch bei Kirchens so ist. Ich wünschte mir, dass sich Leitungsgremien von Gemeinden und Kirchen treffen und sich die Frage stellen: “Was ist jetzt noch nicht da, aber muss unbedingt sein, damit wir unsere Gemeinde/unsere Kirche voranbringen.”

Leider – und da fasse ich mir selbst an die Nase – sieht die Realität ganz anders aus. Da geht’s um Kirchenbänke, Strukturreformen, die Kirchenorgel, kaputte Heizungen, Personalprobleme und organisatorische Fragen rund um’s Gemeindefest.

Liebe Leiter und Leitungsteams: Bitte schafft Freiraum, damit ihr über Innovation nicht nur nachdenken könnt, sondern sie auch Wirklichkeit werden kann.

Wie? Ganz einfach: Trefft mutige und schnelle Entscheidungen. Oft drehen und wenden und kneten wir ein Problem, bis wir es nicht nur im 360-Grad sondern im 720-Grad-Modus betrachtet haben.

Innovativ kann nur sein, wer auch mutig ist. Es lohnt sich! Man sieht es bei Apple und ich wünschte es, dass wir es mehr und mehr auch bei Kirchens sehen. Das Potential ist da!

5. Mehr als du siehst

Ich habe keinerlei Einblick hinter Apples Kulissen. Aber ich glaube nicht, dass sie mit der Entwicklung des neuen iPhones beginnen, wenn gerade das aktuelle in den Verkauf gegangen ist. Ich glaube es nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen. Vielmehr glaube ich, dass schon das Nachfolgermodell mindestens zu 50% fertig ist, wenn das aktuelle Modell in den Verkauf geht – und die restlichen 50% werden auf Grund der Daten und Erfahrungen des aktuellen Modells entwickelt.

Das wünschte ich mir auch von Kirche: Dass es mehr gibt, als man sieht. Dass hinter den Kulissen – aber ohne sich zurückzuziehen – an dem gearbeitet wird, was weiterbringt.

Im Prinzip benötigen wir bei vielen Projekten schon bald nach deren Start eine Strategie, wie wir aus der Nummer wieder rauskommen oder wie wir dieses Projekt noch besser machen können. Leider – aber das ist vielleicht auch den Strukturen geschuldet – reiten wir ein Projektpferd meistens so lange, bis es nicht mehr kann und wir müssen wieder bei null anfangen.

Müssten wir aber gar nicht, denn Gott hat schon längt so viel vorbereitet für Gemeinden, dass wir es jetzt noch gar nicht alles sehen können.

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. (Die Bibel, Epheser 1,3)

Dieser Vers erinnert mich immer genau daran: Es gibt mehr, als wir sehen. Fangen wir doch an, es sichtbar werden zu lassen.

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