Jesus – an ihm scheiden sich die Geister. Die menschlichen – und auch die anderen.
Heute morgen in meinem 15-Minuten-Meeting mit Gott las ich folgende Bibelstelle:
Er, Jesus Christus, der als Mensch zu uns kam, wurde in zweifacher Weise als Sohn Gottes bestätigt: bei seiner Taufe und bei seinem Opfertod – mit anderen Worten: durch Wasser und durch Blut. Wohlgemerkt: nicht nur durch das Wasser, sondern durch das Wasser und durch das Blut. Und diese Bestätigung kommt vom Geist Gottes selbst, und der Geist ist die Wahrheit. Somit sind es drei Zeugen: der Geist, das Wasser und das Blut; und die Aussagen dieser drei stimmen überein. Wenn Menschen uns etwas bezeugen, schenken wir ihrer Aussage Glauben. Aber die Aussage Gottes hat ein ungleich größeres Gewicht, zumal es dabei um Jesus Christus geht, den Gott selbst als seinen Sohn bestätigt hat. Wer an den Sohn Gottes glaubt, weiß in seinem Innersten, dass Gottes Aussage wahr ist. Doch wer Gott keinen Glauben schenkt, macht ihn damit zum Lügner: Er will nicht wahrhaben, dass Gott als Zeuge für seinen Sohn eingetreten ist. Und was bedeutet diese Aussage Gottes für uns? Sie bedeutet, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat; denn dieses Leben bekommen wir durch seinen Sohn. Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht. (1. Johannes 5, 6-12; Neue Genfer Übersetzung)
Da wird man wach, was?
Leben durch Jesus
Zugegeben: Ich verfolge seit einiger Zeit mit großem Interesse, wie kirchliche Vertreter, Pastoren, Gemeindeleiter, Personen der “christlichen Szene” und wie man es auch immer nennen will, sich äußern. Was mir auffällt ist, dass es nicht wenige gibt, die sich mehr und mehr von der Exklusivität Jesu distanzieren. Ich finde das schade, denn gerade das macht eine christliche Kirche doch aus. Immerhin beruft sie sich mit “christlich” auf den “Christus”, also Jesus.
Dabei ist diese Exklusivität etwas Wunderbares. Wo gibt es in unserer heutigen Zeit noch klare Aussagen? Frag mal Jugendliche oder Junggebliebene, ob sie in drei Tagen bei einer bestimmten Veranstaltung dabei sind. “Ich denke schon”, “Wahrscheinlich”, “Kann gut sein” oder “Wenn nix dazwischen kommt”. Das sind so die gängigen Aussagen, die ich kenne – und sie spiegeln etwas wider, was unsere Gesellschaft zur Zeit ausmacht: Alle Möglichkeiten offen halten, vielleicht kommt ja noch etwas Besseres dazwischen, nicht zu sehr festlegen, offen sein in viele (alle?) Richtungen.
Wie wohltuend ist es dann, wenn ich mal eine klare Aussage bekomme. “Ja” oder “Nein”. Zwei ganz simple Worte, die in unserer heutigen Zeit aber fast schon Sprengstoffcharakter haben.
Ebenso die Aussage über Jesus:
“Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht.” (1. Johannes 5, 12)
Klare Aussage. Klare Ansage. Und das ist doch etwas Schönes: Bei Jesus weißt du, wo du dran bist.
Da gibt es kein “Also wenn mir kein anderer dazwischen funkt, werde ich für dich in den Tod gehen”. Oder: “Eigentlich sollte ich dich ja lieben, aber so, wie du dich benimmst, kannst du das vergessen!”
Nein. Gibt’s nicht. Bei Jesus weißt du, wo du dran bist.
Soweit wäre das ja noch ganz passabel, wenn es nicht auch eine Negativ-Formulierung bei der ganzen Geschichte gäbe, die eben nicht irgendwelche Christen aufgestellt haben, sondern die in Gottes Wort zu lesen ist.
Kein Leben ohne Jesus
“Wer nicht mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben nicht.” (1. Johannes 5, 12b)
So. Und jetzt immer mal schön mit der Ruhe. Wie heißt es so schön: Man solle dem anderen die Wahrheit nicht wie ein nasses Handtuch um die Ohren schlagen, sondern wie einen Mantel anbieten, in den er sich einhüllen kann.
Was unsere Gesellschaft auch auf grandiose Weise durchzieht, ist die Sehnsucht des Menschen nach einem erfüllten Leben und nach: Liebe! Genau. Denn der Mensch ist unheilbar liebesbedürftig. Und wir sollten es nicht komplizierter machen, als es ist. Wirkliches Leben finde ich dort, wo Jesus ist – oder noch konkreter: Wirkliches Leben finde ich in Jesus, der von sich sagt:
“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.” (Johannes 14,6)
Kirche hat ja manchmal das Problem, dass sie Antworten gibt auf Fragen, die kein Mensch gestellt hat. Manchmal hat sie aber auch das Problem, dass sie auf die gut gestellten Fragen nicht die richtigen Antworten gibt. Ein Dilemma.
Womit wir aber den Jackpot im munteren “Sinn des Lebens”-Fragespielchen knacken könnten, wäre, wenn wir uns darauf besinnen, dass wirklich erfülltes Leben ohne Jesus nicht geht. Zumindest behauptet er das ja an anderer Stelle von sich selbst:
“Ich bin gekommen, damit die Menschen das Leben in Fülle haben.” (Johannes 10,10b)
Warum sollte ich also etwas anderes sagen als Jesus selbst?
Heute morgen war ich mit großer Dankbarkeit erfüllt, weil es Menschen in meinem Leben gab und gibt, die dafür gesorgt haben, dass ich “mit dem Sohn verbunden” bin (1. Johannes 5,11). Und ich habe null Bock, mir das auf die Fahne zu schreiben. Ich habe aber genauso wenig null Bock, das nur für mich zu behalten und ebenso wenig null Bock, die Sache komplizierter zu machen, als sie ist.
Wer mit Jesus verbunden ist, hat erfülltes Leben. Wer nicht mit ihm verbunden ist, hat es nicht. Selbst wenn er es meint.
Nicht leicht, aber erleichternd
Dass nun das Ganze aber auch ziemlich schwierig sein kann, will ich gar nicht verhehlen. Es gibt Situationen im Leben, da merkt man davon herzlich wenig.
Sollte es deswegen nicht stimmen? Mitnichten!
Im Gegenteil: Gerade in diesen Momenten und Lebensabschnitten zu erfahren, dass Jesus trägt und hält – sowohl mich als auch sein Wort – das ist äußerst ermutigend.
Also. Lasst es uns nicht komplizierter machen, als es ist.
Kompliziert genug wird’s dort, wo ich mit Jesus verbunden bin und merke, dass dadurch nicht alles automatisch rund läuft und ich auch mal schief angeschaut werde. Zum Beispiel, weil ich diesen Text hier schreibe.
Und doch gibt es für mich niemanden, der so liebt wie Jesus: Bedingungslos. Echt. Ehrlich. Hingebungsvoll. Er gab sein Äußerstes, damit ich in ihm wirkliches Leben finde. Ist das nicht faszinierend? Mich lässt das immer wieder staunen, dass ich ihm so wertvoll bin. Immerhin ist er Gott – ich nicht. Er hätte sich gegen das alles entscheiden können – und doch tut er es nicht, weil er die Menschen liebt wie niemand sonst.
Das lässt mich staunend und dankbar zurück. Denn nirgends als in Jesus finde ich das, was ich zum Leben und zum Sterben brauche.
Hallo David,
„Wer mit dem Sohn verbunden ist, hat das Leben. Wer nicht mit ihm, dem Sohn Gottes, verbunden ist, hat das Leben nicht.“
Diese Übersetzung gibt den Text nicht wirklich gut wieder. Wenn du dir das mal im Original genau anguckst, dann ist das ein sehr parallel strukturierter Satz:
Ὁ ἔχων τὸν υἱὸν ἔχει τὴν ζωήν · ὁ μὴ ἔχων τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ τὴν ζωὴν οὐκ ἔχει .
“Wer den Sohn hat, der hat das Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht”
Das Verb ἔχω wird sowohl für das “mit dem Sohn verbunden sein” als auch für das “Leben haben” verwendet. Wie “hat” man denn den Sohn Gottes? Können wir über ihn verfügen? Ihn uns in die Tasche stecken? Sicher nicht.
Das Problem ist den Übersetzern der neuen Genfer bewusst, weshalb sie die (bessere) Übersetzung “verbunden sein” wählten. Noch besser fände ich “sehr nah sein bei”, was das Griechische ebenfalls gut hergibt. Inkonsequenterweise haben sich die Übersetzer aber dann beim “Leben” trotz der offensichtlich im Griechischen gewollten Parallelität nicht für die “Verbindung” entschieden, sondern für das alte lutherische besitzanzeigende “haben”.
Das geht aber nicht. Entweder man übersetzt es mit dem Sinn “Wer den Sohn in der Tasche hat, der hat das ewige Leben in der Tasche”, was wohl niemand von uns für gut heißen würde, weil man Gottes Sohn nicht besitzen kann.
Oder man übersetzt in dem Sinn von “Wer mit dem Sohn Gottes verbunden ist/nah am Sohn Gottes ist, der ist mit dem Leben verbunden/der ist dem Leben nah”.
Aber eine Verquickung von “Verbunden sein” (mit Jesus) und “in der Tasche haben” (das Leben) geht wirklich nicht.
Übrigens nur “Leben”, denn “Ewiges Leben” ist schon wieder Interpretation, weil im Vorvers ζωὴν αἰώνιον genannt wird, was gerne mit ewigen Leben übersetzt wird (was bei uns sofort die Assoziationsmaschinerie anwirft), aber besser mit “dauerhaftes Leben” übersetzt werden müsste, heute würden wir vielleicht sogar “nachhaltiges Leben” sagen.
Der Vers kann also (auch aus dem Zusammenhang) genauso gut übersetzt werden mit:
“Sich an Jesus zu halten führt zu einem nachhaltigen Leben, sich nicht an Jesus zu halten, führt nicht zu einem nachhaltigen Leben”.
“Nachhaltig” hier natürlich nicht im Sinne von Umweltschutz, sondern von etwas, was stabil, dauerhaft, beständig, tragfähig ist. Wenn du dich an dem “nachhaltig” störst, dann nimm “Leben, das bleibt” oder etwas in dieser Richtung . Wichtig finde ich nur: Mit diesem Vers kannst du nicht all die Leute aus dem Himmel werfen, die nicht “bekehrte Christen” sind, was du ja vermutlich mit dem Ausdruck “mit Jesus verbunden” assoziierst (bitte korrigiere mich, wenn ich dich falsch verstehe).
Im übrigens, David, finde ich deine letzten Absätze wunderbar und kann gerne mit dir darin einstimmen:
“Und doch gibt es für mich niemanden, der so liebt wie Jesus: Bedingungslos. Echt. Ehrlich. Hingebungsvoll. Er gab sein Äußerstes, damit ich in ihm wirkliches Leben finde. Ist das nicht faszinierend? Mich lässt das immer wieder staunen, dass ich ihm so wertvoll bin. Immerhin ist er Gott – ich nicht. Er hätte sich gegen das alles entscheiden können – und doch tut er es nicht, weil er die Menschen liebt wie niemand sonst.
Das lässt mich staunend und dankbar zurück. Denn nirgends als in Jesus finde ich das, was ich zum Leben und zum Sterben brauche.”
🙂
Liebe Grüße,
Rolf
Lieber Rolf,
vielen Dank für Deinen wertschätzenden Kommentar.
Wenn Du den Vers entsprechend übersetzt, kann man auch entsprechende Bedeutungen mit den Worten assoziieren. Das ist keine Frage und da bist Du stringent.
Nur – das griechische Wort “ἔχων” // “ἔχει” heißt nun mal einfach “haben” und nichts anderes. Habe extra noch mal nachgeschaut.
Insofern ist selbst die NGÜ schon ein Zugeständnis an die Verständlichkeit.
Deswegen wäre doch viel wichtiger, deine zurecht gestellte Frage zu beantworten und ihr nicht aus dem Weg zu gehen: “Wie hat man denn den Sohn?” Und jetzt eben nicht Ausflüchte suchen, à la “in der Tasche haben” kann’s ja nicht sein (wo du wiederum recht hast).
Im Exegetischen Wörterbuch zum NT (2. Auflage) steht in Sp. 241:
“In den joh Schriften findet man zahlreiche Aussagen, denen zufolge der, der den Sohn hat, das ewige Leben hat (Joh 3,15f; 3,36; 5,24.26; 6,40.54; 1Joh 5,12; vgl. Joh 8,21; 1Joh 3,15). Der Gegenwartsaspekt beim Besitz des Heils zeigt sich am stärksten in den joh Schriften, ist aber auch den übrigen Schriften des NT nicht fremd.
Verwandte, wenn auch nicht so stark betonte Gesichtspunkte finden sich auch bei Pls. [Paulus]. Man kann an den Geist als Erstlingsgabe erinnern (Rö 821; vgl. 2Kor 1,22; 5,5). Röm 5,1 spricht Paulus vom Frieden, den die Gerechtfertigten gegenüber Gott haben (Ind.), und von ihrem Zugang (vgl. Eph 2,18) zur Gnade, eine Formulierung, die zeigt, dass das Heil etwas ist, was die Christen haben, etwas, was aktueller Besitz ist.”
Eine oben angesprochene Stelle ist Johannes 5,24: “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.”
Wie also “hat” man Jesus?
1. Sein Wort hören.
2. Ihm glauben. (Und das meint im NT zumeist ein Vertrauen, kein Fürwahr-Halten)
Insofern: Sooooo schwer isses ja nun auch nicht, oder? 😉
Hallo David,
das Wörterbuch zum Neues Testament sagt ganz selbstverständlich “den Sohn haben” – man ist sich also des Problems scheinbar gar nicht bewusst.
Die Stellen, die dort aufgeführt sind, beziehen sich ja alle auf Übertragungen zu “ewiges Leben/Heil haben”. Aber mir geht es um die Parallelität in diesem Vers. Was machst du damit?
LG,
Rolf
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