Dieses Buch hat mich zum Staunen und zum Weinen gebracht. Es hat mich gefesselt und mir die Augen geöffnet. Es hat mich fasziniert und begeistert. Und immer wieder saß ich kopfschüttelnd da, konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es letzten Endes an zwei Tagen gelesen.
Vielleicht sagt vielen der Name “Anita Dittmann” nicht sonderlich viel. Das sollte sich ändern, denn dieses Buch möchte ich Dir wärmstens empfehlen. Es beschreibt die atemberaubende Geschichte einer jungen Judenchristin, die durch ihren Glauben, ihre Tapferkeit und ihre Entschlossenheit durch die Hölle gehen konnte und dabei nicht verbitterte.
Eine unglaubliche Mission
Anita Dittmann – Autorin und Protagonistin – wächst im Breslau des Zweiten Weltkrieges und zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes auf. Sie wird in ein Arbeitslager verschleppt und wagt sich auf eine unglaubliche Mission: Ihre Mutter wiederzufinden, die in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Dabei wird der Leser mit hineingenommen in die Lebens- und Gefühlswelt von Juden der damaligen Zeit – wenn die Gestapo an der Tür von Nachbarn und Freunden klopft und nach und nach immer mehr Menschen “verschwinden” – bis das Klopfen an der eigenen Tür ertönt.
Mit Co-Autorin Jan Markell (www.olivetreeviews.org/contact/about/) ist es Anita Dittmann gelungen, authentisch aber niemals voyeuristisch von ihrem Leben zu berichten. Ein Leben, das schon in jungen Jahren unter dem Terror des Hitler-Regimes leiden musste. So erzählt Dittmann lebensnah, wie sie in der Schule gemobbt wurde und was das für sie als Familie bedeutete, jüdischer Abstammung zu sein. Dem folgt ein Leben voller Entbehrung, Qualen, unmenschlicher Strapazen und unter einem gnadenlosen Regime als “unmenschlich” gebrandmarkt zu sein.
Keine Sensationsgier
Was mich besonders fasziniert und wahrscheinlich der Grund ist, weshalb dieses Buch so unglaublich berührt: Dittmann und Markell verzichten auf eine “sensationslüsterne” Schilderung der Gräueltaten und Misshandlungen. Es geht ihnen um etwas ganz anderes: Nämlich darum, wie ein Mensch durch den Glauben an Jesus Christus diese Hölle durchstehen und sogar für andere noch eine große Ermutigung in hoffnungsloser Situation sein kann.
Alleine die Darstellung ihres Lebens im Arbeitslager ist ein Zeugnis für Gottes Größe und Gnade, die seinesgleichen sucht. Inmitten unmenschlicher Bedingungen und “Lebens”-Verhältnisse wächst ein kleiner Bibel- und Gebetskreis von Frauen. Dittmann beschreibt, wie sie ihre bald schon zerfledderte Bibel wie eine Kostbarkeit schützte, weil sie aus ihren Worten so viel Kraft bekommt. Darüber hinaus bekommt man als Leserin und Leser einen tiefen Einblick in den Lebensalltag in solch einem Arbeitslager. Und was man da zu lesen bekommt, ist beklemmend, verstörend und erschütternd. In eisiger Kälte morgens um fünf zur “Arbeitsstätte” marschieren, eine Scheibe Brot als Essensration und eine offene Grube als Latrine. Krankheiten, Leid und Tränen. Das ist “Alltag” in Anita Dittmanns Leben.
Die Willkür der Lageraufseher, Hoffnungen und Träume, die zerplatzen und immer wieder die Ungewissheit, wie lange der Krieg noch gehen wird. Gleichzeitig aber auch kleine Hoffnungsschimmer, weil Bauern aus den umliegenden Dörfern sie bei der Arbeit heimlich mit Nahrung versorgen aber nach und nach auch mit den ermutigenden Nachrichten, dass “die Deutschen” am Ende sind und die Alliierten nach und nach die Oberhand gewinnen.
Gleichzeitig aber ist nur durch die Schilderung und das Wahrnehmen dieser menschenunwürdigen Verhältnisse erkennbar, dass Anita Dittmann selbst ein großer Hoffnungsschimmer und eine ermutigende Persönlichkeit für andere ist.
Eine faszinierende Lebenseinstellung
Für mich spiegelt folgender Dialog mit Christian Risel, mit dem sie eine romantische Liebe im Arbeitslager verband, ihre Haltung und Lebenseinstellung auf besondere Weise wider:
Ja, Gott bestätigt es mir jeden Tag. Doch ich bin lieber eingesperrt und habe Jesus im Herzen als so zu sein wie meine Schwester Hella, die sicher und frei ist, aber den Einen ablehnt, der ihr wahre Freiheit gab.S. 183
Ich muss gestehen: Bevor ich das Buch las, kannte ich Anita Dittmann nicht. Jetzt bin ich umso dankbarer, dass ich dieses Buch gelesen habe – vielmehr: Dass dieses wunderbare Zeugnis von Gottes Liebe und der Kraft des Glaubens an Jesus Christus mich erreicht hat. Mir scheint, als sei es Anita Dittmann ein besonderes Anliegen, dass durch ihre Lebensgeschichte Menschen zum Glauben an Jesus Christus ermutigt werden. Sie selbst hat von anderen Christinnen und Christen profitiert. Besonders deutlich wird dies an ihrer besonderen Beziehung zu Pfarrer (und Bischof) Ernst Hornig und der St. Barbara-Gemeinde in Breslau.
“Geborgen im Schatten deiner Flügel” ist mehr als ein Zeitzeugenbericht. Es ist eine unbeschreiblich großartige Geschichte einer mutigen Frau, die im Vertrauen auf Jesus und in der Kraft ihres Glaubens durch die Hölle ging und für viele andere Menschen eine große Ermutigung war. Das Buch ist nicht einfach “gut lesbar”. Es fesselt ungemein, man will es nicht aus der Hand legen und lebt in der packend geschriebenen Lebensgeschichte schlicht und einfach mit.
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