“It’s Corona Time” heißt auf der Plattform TikTok ein Song, der rauf und runter läuft. Um den geht’s mir aber gar nicht. Vielmehr geht’s mir darum, dass wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Und außergewöhnliche Zeiten benötigen außergewöhnliche Antworten und Maßnahmen auf Fragen und Herausforderungen, die vor wenigen Wochen noch kein Mensch für möglich gehalten hätte.
Außergewöhnliche Zeiten – außergewöhnliche Antworten
Ausgangssperre. Versammlungsverbot. Kontaktsperre. Quarantäne. Grenzschließung. Kurzarbeit. Epidemie. Pandemie. Das alles sind nicht nur Begriffe. Das sind Beschreibungen unseres Alltags momentan, die absolut verrückt sind. Und das mitten in der Karwoche. Mitten in der Woche, in der sich Christen daran erinnern, was Jesus amKreuz und durch seine Auferstehung vollbracht hat.
Elementar für viele Christen dabei ist das Abendmahl. Kaum ein anderer “Vollzug christlichen Lebens” spiegelt so sehr wieder, wer Jesus für mich ist und was er getan hat. Und nun fällt das Abendmahl aus. Tja. Pech gehabt! Wirklich? Nein! Die Abendmahlsfeier darf uns durch Kontaktverbote nicht genommen werden. Wir feiern Abendmahl einfach zuhause!
Ich glaube, dass es nun dran ist, neue Formen für das Abendmahl zu finden und – da spreche ich jetzt nur für meine Kirche und nicht für andere – nicht nur aus der Not eine Tugend zu machen, sondern zur Erkenntnis zu kommen: Abendmahl ist weder an kirchliche Gebäude noch an kirchliche Amt- und Würdenträger gebunden. Wenn wir das “Priestertum aller Getauften” ernst nehmen, wie es in der Kirche ja immer schön propagiert wird, spricht nichts dagegen, in solchen herausfordernden Zeiten mit außergewöhnlichen Maßnahmen zu antworten.
Ein neuer Bund
Die Beziehung des Menschen mit Gott bzw. eines ganzen Volkes mit Gott macht sich fest in einem Bund. Gott ist der „Bundesgott“ – mehr als nur ein Vertragspartner. Er bindet sich an sein Volk, seine Zusagen stehen auf einem festen Grund und er „verbündet“ sich mit seinem Volk und den von ihm geliebten Menschen.
Durch das gesamte Altes Testament hindurch wird der „Bund Gottes“ immer und immer wieder betont – vor allem in den fünf Bücher Mose. Gott schließt einen Bund zunächst mit Noah (Genesis 6+9), dann mit Abraham (Genesis 17) und schließlich mit Mose am Sinai (Exodus 20).
Wenn wir uns dessen bewusst sind, wird die Tiefe dessen, was Jesus sagt, noch größer: „Dieser Kelch ist der neue Bund.“ Erkennst du, was hier im Abendmahl geschieht? Jesus schließt einen neuen Bund mit uns Menschen. Er “verbündet uns mit Gott” – durch seinen Tod am Kreuz.
Das Abendmahl ist dafür das Zeichen. Es ist mehr als nur ein Erinnerungsgeschehen. Im Abendmahl nehmen wir diesen neuen Bundesschluss Jesu für uns in Anspruch und drücken damit aus, dass wir diesen Bund mit Gott schließen möchten.
Wichtig dabei ist aber: Es kommt nicht auf unseren Glauben an – denn Gott selbst hat diesen Bund aufgerichtet – wir “schlagen nur ein”.
Schlicht und einfach feiern
Als Pfarrer kann ich “meinen Gemeindegliedern” nicht vorenthalten, diese innige Nähe zu Jesus zu suchen – und by the way: In Hauskreisen wird auch schon Abendmahl gefeiert. Das ist also nichts Neues. Ich habe Sorge zu tragen als Pfarrer, dass “meine Gemeindeglieder” in Zeiten äußerer und geistlicher Not selbst Formen finden, in denen sie ihren Glauben leben können. Das nennt man Reife und Mündigkeit. Manchmal braucht’s dafür noch ein wenig Hilfestellung – das ist ok, denn die braucht es ein Leben lang.
Für das Abendmahl speziell nun haben wir als Kirchengemeinde einen kleinen Ablauf erstellt, der helfen soll, Abendmahl zuhause zu feiern. Gerne darf er verwendet, geteilt und vor allem: gefeiert werden!
Zu finden ist er auf www.wutachblick.de/ostern/. Viel Freude und viel Segen damit!