Wissen wir eigentlich, wann wir das letzte Mal mit unseren Kindern auf dem Bett toben, sie mit Mama und Papa “kuscheln”, sie auf unseren Schoß springen, sie uns mit ihrer Naivität zum Lachen bringen, sie es toll finden, wenn wir sie “süß” nennen, sie uns das Gefühl der vollkommenen Geborgenheit geben, sie unsere Hand ergreifen und es in uns ein ganz besonderes Gefühl auslöst?
Wir wissen nicht, wann das “letzte Mal” sein wird
Liebe Papas,
wir wissen oft, wann sie das erste Mal “Papa” sagen, unsere Hand ergreifen und uns einen Kuss geben. Aber wann ist das “letzte Mal”? Keiner kann das wissen, keiner kann es sagen.
Umso wichtiger ist es, dass wir als Papas mit unseren Kindern Zeit verbringen und Dinge tun, die niemand anderes mit unseren Kindern tun kann. Verrückte Sachen. Naive Sachen. Unglaubliche Sachen. Sinnlose Sachen. Kindliche Sachen. Was auch immer: Es kommt die Zeit schnell genug, in der unsere Kinder “funktionieren” müssen, leisten müssen, abliefern müssen, sich beweisen müssen und die Realität der Ellenbogen in unserer Gesellschaft kennen lernen.
Umso wichtiger ist es doch, dass wir sie mitnehmen in eine Welt und in eine Zeit, in der sie möglichst unbeschwert erfahren: Ich habe einen Papa, der mich liebt, der mit mir Zeit verbringt, weil er will und nicht weil er muss. Weil er mich liebt, nicht weil ich eine Aufgabe bin. Und weil es ihm nicht peinlich ist, auch mal Sachen zu machen, die “man als Erwachsener aber nicht macht”.
Es kommt der Tag…
Es kommt der Tag – da ist es zu spät. Da nimmt dich dein Kind nicht mehr an die Hand, weil es – und das ist auch gut so! – groß genug ist, um diese eine Situation zu meistern.
Es kommt der Tag, da springt es nicht mehr auf deinen Schoß und wirft sich dir um den Hals (und spätestens wenn dein Kind 40 ist, ist das vielleicht auch ganz gut so).
Und wehe, du nennst dein Kind noch “süß” – es kommt die Zeit, da wirst du dein Kind damit eher reizen als zum Lachen bringen.
In jedem Papa schlagen zwei Herzen (und damit spiele ich nicht auf “die Kraft der zwei Herzen” an). Sind deine Kinder noch “klein”, willst du, dass sie “groß und stark” werden, dass sie ihr Leben meistern, immer eigenständiger werden und sich entwickeln. Gleichzeitig willst du das aber nicht, weil du spürst: Je mehr sie genau das tun, desto weniger bleiben sie so “klein und süß”. Das ist der Lauf der Dinge, der uns Papas allen zu schaffen macht.
Halte die Reihenfolge ein!
Setz deine Kinder auf Platz 3!
Hä?
Platz 1: Gott
Platz 2: Dein(e) Partner(in)
Platz 3: Deine Kinder
Ganz einfach. Wenn Du Platz 2 und 3 vertauschst, bekommst du spätestens dann ein Problem, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Wenn du aber noch andere Dinge auf Platz 3 stellst wie deinen Job, deine Gemeinde, deine Hobbys oder __________ – dann wird es deinen Kindern schaden.
Natürlich kann man das nicht so strikt voneinander trennen. Doch es sollte zumindest in Kopf und Herz verankert sein, dass die ersten drei Plätze vergeben sind und sich nichts dazwischen drängen darf.
Als Gott den Menschen schuf (nachzulesen in der Bibel auf den ersten Seiten in 1. Mose 1 und 2), setzte er ihn als Beziehungswesen auf diese Erde. Und das tat er genau in dieser Reihenfolge.
Zunächst schuf Gott den Menschen. Und als er das tat, geschah etwas bis dahin noch nie Dagewesenes, etwas Unglaubliches, etwas Faszinierendes:
Der Mensch wurde ein lebendiges Wesen in Abhängigkeit und durch die Vollmacht Gottes. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch war entstanden – und zwar nicht irgendwann, sondern gleich zu Beginn menschlicher Existenz.
Dann gab Gott dem Mann eine Frau als Partnerin an die Seite und sie sollten Kinder zeugen, eine Familie gründen, nicht mehr nur “Mann und Frau” sondern auch “Mama und Papa” sein:
So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. Er segnete sie und sprach: “Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz!”Die Bibel, 1. Mose 1, 26-28a
So etwas wie “Gemeinde” kam erst viel, viel später. Für alle Christen, die jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil sie Gemeinde vor Familie platziert haben: Ihr habt dieses schlechte Gewissen zurecht! Und natürlich ist die Trennlinie auch hier nicht ganz easy: Ich möchte, dass meine Kinder im Glauben wachsen – deswegen sollen sie auch Teil der Gemeinde sein. Und doch ist diese nicht wichtiger als die Familie.
Deswegen: Halte die Reihenfolge ein!
Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst
…ist nicht die tollste Schule der Gegend, die schönsten Klamotten, die besten Spielzeuge, ihr Auto oder Führerschein zu finanzieren oder ein Sparvertrag bei der Bank deines Vertrauens.
Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst ist deine Liebe als Papa – weil das eine Liebe ist, die niemand anderes deinen Kindern geben kann. Niemand! Nur du! Und diese Liebe ist manchmal verrückt, manchmal ist sie ganz spießig. Sie ist wild und sie ist zärtlich. Sie ist streng und sie ist lustig. Sie ist so vieles. Eines aber ist die Liebe eines Vaters zu seinem Kind immer: Unersetzlich!
Am Wochenende waren wir mit einigen Papas beim “Vater-Kind-Zelten” am Schluchsee. Es war eine geniale Zeit mit meinen Kindern, mit anderen Papas und mit anderen Kindern. Ich glaube, dass es allen gutgetan hat. Mir hat es das auf jeden Fall und dieses Wochenende ist sicherlich der Grund für diesen Beitrag.
[grace id=”3″]Ich habe wieder mal aufs Neue gemerkt, wie schnell die Zeit verfliegt und wie die Tage, Wochen, Monate, Zeiten nicht zurückkommen werden. Sie sind weg.
Ich habe noch nicht gehört, dass jemand im Rückblick auf sein Leben sagte: “Ich hätte mehr Sinnlos-Diskussionen auf Facebook führen müssen!” oder “Ich hätte noch mehr Hochglanz-Fotos bei Instagram posten sollen!” Ich glaube aber, dass es nicht wenige Väter gibt, die zurückblicken und sagen:
“Ich hätte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen sollen – einfach Zeit. Weil ich sie liebe. Und dann hätten wir Verrücktes, Abgefahrenes, ganz Normales aber auch Sinnloses und Sinnvolles gemeinsam gemacht, weil meine Kinder dann meine Liebe gespürt und erlebt hätten.”
Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Ich habe ein “Fulltime-Job”. Mein Kalender würde sich von ganz alleine füllen als Pastor – und dann würde ich immer noch nicht genug tun. Ich könnte von allem noch mehr tun: Mehr Zeit in die Predigt investieren, mehr Meetings abhalten, mich mehr um die Menschen kümmern, mehr planen und strukturieren, mehr beten, mehr verwalten, mehr Bücher lesen, mehr Bibelarbeiten vorbereiten, noch mehr Gottesdienste abhalten, mehr in die Mitarbeiter investieren, mehr ________ – whatever! Ich könnte meinen Kalender platzen lassen und hätte immer noch zu wenig getan.
Eines aber kann ich nicht: Glauben, dass ich schon irgendwie mit meinen Kindern Zeit finde. Seit meine Kinder auf der Welt sind habe ich deswegen mir zum Vorsatz genommen, jeden einzelnen Tag ganz bewusst Zeit mit ihnen zu verbringen. Das klappt – würde ich mal sagen – an 90% meiner Arbeitstage auch wirklich. Selbst dann, wenn ich meine ToDo-Liste und meinen Kalender gleichzeitig anschaue. Weil es mir wichtig ist. Weil ich weiß: Meine Kinder brauchen mich als ihren Papa, weil niemanden ihnen das geben kann, was ich ihnen gebe. Und weil ich mich nach meinen Kindern sehen und sie liebe.
Liebe Papas:
Ihr seid der Hammer! So oft seid ihr zerrissen zwischen dem, was man von euch “fordert” und dem, was ihr geben wollt. Ihr habt einen Job, bringt euch in einer Gemeinde ein, seid in Vereinen aktiv, habt vielleicht ein Häuschen, um das ihr euch kümmert und Eltern oder weitere Verwandtschaft, die fordert. Das alles lastet als jede Menge Verantwortung auf euren Schultern. Und dann sind da noch die Kinder, die ihr lieben und begleiten wollt. Ich weiß, dass ihr oft denkt “Ich bin nicht gut genug! Ich bin kein guter Vater!” Ich kenne eure Gedanken. Ich habe sie auch. Aber glaubt mir: Jeder Moment, den ihr in das Leben eurer Kinder investiert, ist ein goldener Moment.
Und wenn es euch wieder zerreißt, weil ihr denkt, dass ihr nicht gut genug seid, nicht genug investiert: Dann nehmt euer Kind in den Arm und sagt ihm, dass ihr es liebt. Oder geht zu ihm und spielt mit ihm – und wenn’s ‘ne Runde Pferde-Quartett ist (auch das kann Spaß machen und man lernt jede Menge über Pferde). Helft ihm bei den Hausaufgaben oder geht mit ihm ein Bier trinken (jaja, bei entsprechendem Alter, schon klar). Whatever. Es sind nicht die großen Dinge, die zählen, sondern die kleinen Momente, in denen eure Kinder merken:
Ich habe einen Papa, der mich liebt, wie ich bin.
Das reicht. Vollkommen! Wisst ihr warum? Weil ich als Christ genau das gleiche glaube:
Ich habe einen himmlischen Papa, der mich liebt, wie ich bin.
Und das reicht.
Danke, liebe Papas! Ihr wisst genauso wie ich: Wir gewinnen durch das “Papa Sein” viel mehr, als dass wir verlieren.