Tag 17
Warum weinst du?
Johannes 20,15
Ich liebe diese Szene. Lies sie mal nach in Johannes 20. Es ist Ostermorgen und Maria kommt ans Grab. Es ist leer. Sie ist entsetzt. Schnell rennt sie zu den Jüngern und berichtet ganz aufgeregt: “Das Grab ist leer. Jesus ist verschwunden.” Petrus und Johannes starten ein Wettrennen (kein Witz, lies nach in Johannes 20). Tatsächlich. Das Grab ist leer. Die Jünger gehen wieder zurück zu den anderen – Maria aber bleibt. Alleine das ist so eine schöne Szene. Ich stelle es mir so vor, dass sie gedankenverloren, immer noch traurig, dass Jesus gestorben ist, am grab verweilt. Zeit kennt sie keine. Die Umgebung nimmt sie nur wie in einem Nebel wahr. Jesus nähert sich ihr – und sie denkt, es wäre der Gärtner. So “neben der Spur” ist sie. Aber Jesus nimmt das in seiner einfühlsamen Art wahr und fragt sie: “Warum weinst du?”
Er hätte auch sagen können: “Mensch, Maria, du Dummerchen. ich bin’s doch. Jesus! Hallo? Jemand zuhause?” Macht er aber nicht. Er geht auf Maria ein, er nimmt sie wahr, er nimmt sie ernst, er wertschätzt sie, er versteht sie. Ist das nicht schön? Ich liebe diese Szene – für mich ist es eine der eindrücklichsten Szenen rund um die Auferstehung und zwar aus folgendem Grund: Nicht immer ist unser Glaube “himmelhochjauchzend” – trotz dem Wissen um die Auferstehung. Manchmal können wir nur schwach glauben, fehlt uns Glaube oder wir tappen im Nebel wie Maria.
Und Jesus? Er verurteilt dich nicht. Er sieht das – und geht darauf ein. Vielleicht ist nicht die Frage “Warum weinst du?” für dich die Entscheidende. Vielleicht ist es eine andere Frage wie “Warum bist du so betrübt?” oder “Warum bist du so antriebslos?” oder “Warum hast du keine Hoffnung mehr?” Und dann sei dir sicher: Jesus “überrumpelt” dich nicht. Ja, klar, natürlich: Dass Jesus auferstanden ist und den Tod überwunden hat, dass ewiges Leben auf die wartet, die an ihn glauben – das ist fantastisch, das darf und muss laut und crazy gefeiert werden. Immer und immer wieder. Aber selbst angesichts der Auferstehung kann es manchmal sein, dass wir für den Moment nur leisere Töne anschlagen können. Das ist nicht schlimm – Jesus versteht dich, er geht mit dir und wird dich dorthin führen, dass du auch wieder laut und fröhlich glauben kannst. Übrigens so wie Maria, wie es in Johannes 20,18 dann zu lesen ist.