StartGedankenFriede, Freude, Eierkuchen - oder doch mehr?

Friede, Freude, Eierkuchen – oder doch mehr?

Wie jedes Jahr gibt es eine Jahreslosung. Ein Bibelwort, das von der Herrnhuter Brüdergemeine gelost wird und einen – wenn man möchte – durch das Jahr begleitet. Für das Jahr 2019 lautet diese Losung:

Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)

Klingt doch erst mal nicht schlecht – oder besser: Das klingt erstrebenswert und gut.

Nicht nur ein frommer Wunsch

Interessant: Es ist ein Imperativ, nicht nur „ein frommer Wunsch“. König David, der diesen Psalm schrieb, fordert auf: “Suche Frieden und jage ihm regelrecht nach!” Anders übersetzt: “Gib nicht auf, diesen Frieden zu suchen, bis du ihn gefunden hast!”

Und das ist dieser Friede, der weit mehr ist als nur Waffenstillstand und äußere Ruhe. Es ist ein Friede, der „viel mehr“ ist. Es ist göttlicher Friede. Ganzheitlicher Friede. Es ist ein Friede, der unser gesamtes Leben betrifft. Mit Frieden verbinden wir schnell mal “nur” den Waffenstillstand oder eben die Ruhe nach dem Sturm. Und das ist sicherlich ein Aspekt von Frieden.

Genauso ist ein Aspekt von Friede auch der Wunsch und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und Frieden als Zustand beendeter (oder zumindest minimierter) sozialer Ungerechtigkeit. Ja, auch das ist Friede. Und ist mit inbegriffen in dem, was die Bibel unter “Frieden” versteht.

Das Ganze wird noch getoppt, wenn man sich anschaut, welche Grundbedeutung das biblische Worte “Frieden” hat.

Frieden. Schalom. Heilsein. Ganzsein.

Psalm 34 ist ursprünglich in hebräischer Sprache verfasst. Das hebräische Wort für Friede heißt „Schalom“ und drückt aus: „Meine Seele, mein Geist, mein Körper ruht sicher und geborgen in den Händen meines himmlischen Vaters.“ Wie ein Kind, das sich in den Armen seiner Mutter geborgen weiß, drückt dieses Wort „Schalom“ aus, was wirklicher Friede ist, der unser ganzes Sein, unser gesamtes Wesen umfasst – mit den schönen Momenten und Seiten unseres Lebens, aber auch mit den weniger schönen, schuldhaften und schmerzhaften Momenten.

Der Wunsch, dass unser gesamtes Leben in den Händen eines liebenden und gnädigen Gottes ruht – dieser Wunsch ist nicht nur ein frommer Wunsch, sondern wird durch den Zustand dieses Friedens erfüllt. Und dieser Friede ist dann eben kein “Faktum”, der etwas abschließt, sondern vielmehr ein Zustand, der etwas aufschließt. Er beschreibt unser Leben als ein sicheres und gewisses Geborgensein in Gott, das uns Türen aufschließt, mutig und entschlossen für Frieden in dieser Welt einzutreten.

Wo sollen wir nach diesem Frieden suchen?

Wenn uns König David auffordert, diesen Frieden zu suchen, ihm nachzujagen, alles dafür zu geben – dann ist es doch logisch zu fragen: “Wo sollen wir nach diesem Frieden suchen?” Wo gibt es ihn? Muss ich etwas dafür tun? Was kostet mich dieser Friede?

Einen ganz heißen Tipp gibt uns die Bibel. Im Neuen Testament steht:

Jesus ist unser Friede.“ (Epheser 2,14)

In Zeiten, in denen wir uns wohl mehr nach Frieden sehnen, als jemals zuvor, weil diese Welt so zerstritten, zerstört und voller Krieg ist, muss doch ein Hinweis erlaubt sein: Solange der Mensch mit seinem Schöpfer auf Kriegsfuß lebt und an diesem Zustand nichts geändert wird, bleibt jeder fromme Wunsch nach Frieden nicht mehr als ziellose Utopie. Was nicht heißt, dass man sich nicht nach Frieden sehnen dürfe, gewiss nicht. Nur: Wir sollen uns – auch als Kirche – im Klaren darüber sein, was wirklich dem Frieden dient. Und das ist als erster und einziger erster Schritt, Frieden mit Gott zu finden.

Und deswegen ist mit dieser Jahreslosung in einem Atemzug eine andere wunderbare Bibelstelle zu nennen und zwar Kolosser 1,20, wo der Apostel Paulus über Gott schreibt:

Durch Jesus hat Gott alles mit sich selbst versöhnt. Durch sein Blut am Kreuz schloss er Frieden mit allem, was im Himmel und auf der Erde ist.

Wo das Geschöpf dieses Friedensangebot seines Schöpfers annimmt, wird er befähigt und bekräftigt, Frieden in dieser Welt zu stiften, der nachhaltig ist. Alles andere ist “Kratzen an der Oberfläche”, aber keine Symptombehandlung. Wann verstehen wir das endlich?

Frieden, der seinesgleichen sucht

Bevor Jesus am Kreuz starb und nach drei Tagen wieder auferstand, sagte er:

Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.“ (Johannes 14,27)

Irgendwie logisch: Wer durch seinen Tod am Kreuz Frieden zwischen Gott und Mensch machen kann – der kann erst recht auch Frieden zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Natur schaffen. Wer seinen Frieden mit Gott gefunden hat, der kann und will nicht anders, als diesen Frieden auch anderen Menschen anzubieten, mit anderen Menschen und mit seiner Umwelt (und damit auch der Natur) im Frieden zu leben.

Für mich ist das ein Frieden, der seinesgleichen sucht. Wer die Jahreslosung 2019 auf einen pazifistischen Friedensappell minimiert wird dieser ebenso wenig gerecht wie der, der die Jahreslosung rein individualistisch versteht.

Das Kreuz spiegelt es doch wunderbar wider: Die Horizontale (Mensch und Mensch; Mensch und Natur) und die Vertikale (Mensch und Gott) schließen Frieden. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Aber der erste Schritt kann nur die Vertikale sein, ansonsten hat man Gnade nicht verstanden und bleibt in einer Werkgerechtigkeit verhaftet. Aber gerade aus dieser befreit uns das Kreuz.

Gleichzeitig haben wir Gnade aber auch nicht verstanden, wenn wir sie nur für uns in Anspruch nehmen oder gar behalten (ok, Letzteres geht nicht). In diesem Sinne: ein gutes, gesegnetes 2019!

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