Das klingt schon fast wie so ein schlechtes True Crime-Geständnis.
Natürlich habe ich nicht Facebook, sondern nur meinen Facebook-Account gelöscht. Aber das hat irgendwie keine coole Headline ergeben.
16 Jahre war ich Teil der Facebook-Community und habe mich nun dazu entschieden, meinen Account zu löschen. Nicht zu deaktivieren, nicht zu pausieren – nein, komplett zu löschen.
Warum ich das getan habe und warum ich darüber einen Blogbeitrag schreibe – darum geht’s jetzt. Lies weiter! (Meine Güte, das ist ja voll der Clickbait-Modus hier).
Zu viel vom Falschen
Was ich in den letzten Monaten und Jahren immer mehr gemerkt habe: Sachliche Diskussionen sind die absolute Seltenheit auf Facebook. Sarkasmus, Zynismus und Unsachlichkeit mit ganz vielen „ad hominem“-Argumenten (also Scheinargumente, die sich gegen die Person richten, aber nicht an der Sache sich orientieren) machen eine vernünftige Diskussion schlichtweg unmöglich.
Was sich in der Gesellschaft abzeichnet, bildet sich natürlich auch online ab: Es gibt nur noch „schwarz/weiß“ – aber kaum mehr Zwischentöne oder Grautöne. Die Fronten sind bei manchen Menschen so verhärtet, dass eine menschlich-sachliche Diskussion oder Gespräch einfach nicht möglich sind. „Meinungsfreiheit ja – solange es meine Meinung ist“ – so könnte man viele Scheindiskussionen betiteln.
Immer wieder habe ich das Angebot gemacht, dass ich mit meinen „Gesprächspartnern“ auch in ein ganz persönliches Gespräch gerne treten würde – und wenn’s an der Entfernung scheitert, dann halt per Videocall. Ist ja heutzutage auch nichts Verrücktes mehr. Aber – was soll ich sagen? Entweder wurde „nach reiflicher Überlegung“ abgelehnt oder Konversationen verliefen im Sand – in der Jugendsprache: Ich wurde geghostet.
Ehrliche Auseinandersetzung, ein ehrliches Ringen um die Wahrheit, ein Anhören der Argumente des anderen – ach wäre das schön. Findet aber kaum mehr statt.
Zudem habe ich gemerkt, dass ich zu viel Herzblut und manchmal auch zu viel Zeit in diesen „Diskussionen“ verbrachte. Und das Bittere ist ja, da bin ich sehr ehrlich: Gebracht haben sie meistens nichts. Zumindest nicht bei meinem Gegenüber gemessen an dessen Reaktionen – ich selbst habe mich immer wieder hinterfragt und andere Argumente (wenn sie denn sachlich waren) mir zu Herzen genommen.
Ich mach dir ein halbwegs konkretes Beispiel: In den letzten Monaten habe ich mich stark dafür eingesetzt, dass Menschen ihr Urteil über den Israel-Gaza-Krieg nicht nur aus den Öffentlich-Rechtlichen Medien beziehen, da diese wirklich nicht objektiv berichten. Ich habe oftmals mit einer Eselsgeduld immer und immer wieder versucht, mit Fakten (die es ja gibt, man muss sie nur sehen und darüber berichten) darzulegen, was ist (und nicht: was sein soll, was sein könnte, was schön wäre, wenn es wäre usw.) Wenn dann aber sogar hoch gebildete (bis hin zu Professoren) Personen abstreiten, dass diese Fakten wahr sein könnten, weil sie nämlich nicht aus einer von ihnen selbst autorisierten und für wahrhaftig empfundenen Quelle kommen (kein Scherz!) – was willst du dann noch machen?
Wenn dann auch noch viele, die gerade in der Zeit der Corona-Pandemie zurecht so sehr darauf pochten, ja keinen Verschwörungstheorien aufzusitzen, aber im Blick auf Israel scheinbar alles glauben, was so durch die Medien geistert – da habe ich mich dann schon gefragt, in welchem Film ich eigentlich bin. Wenn ich schon (was ja richtig ist!) gesunde und hohe Maßstäbe an Journalismus und Berichterstattung habe, dann muss das immer gelten – und eben nicht nur dann, wenn es meiner Meinung entspricht – oder frei nach dem Motto: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein!
Kurzum: Es war ein Kampf gegen Windmühlen.
Was also sollte ich noch dort?
Zu wenig vom Echten
So hat es sich angefühlt.
Zu wenig vom echten Leben, von echtem Austausch, von echtem Interesse, von echter Suche und echtem Ringen nach Antworten. Also habe ich in den letzten Wochen immer wieder den Gedanken gehabt, meinen Account auf Facebook zu löschen und die neue Freiheit zu genießen.
Zudem merkte ich: Ich bin manchen Impulsen nachgegangen (in der Form, dass ich dann eben doch die ein oder andere Diskussion geführt habe, die ich eigentlich gar nicht führen wollte, da von vornherein wenig Aussicht auf Sachlichkeit bestand) aber nicht meiner Berufung. Und das traf mich dann doch stärker, als ich dachte und ich fragte mich:
David, was willst du tun? Einfach irgendwelchen Impulsen nachgehen oder deine Bestimmung leben? Willst du wirklich weiterhin so viel Zeit und Ressourcen verschwenden (leider muss ich es so drastisch sagen) – anstatt das echte Leben zu leben?
Ja, ich weiß, dass ich viele Menschen erreicht habe. Einige haben mir das auch geschrieben, wie schade sie es finden, dass ich nun von Facebook gehe. Ja, ich habe auch einen Unterschied gemacht und ja, ich bin generell so getaktet, dass ich mich nicht scheue, meine Meinung zu sagen – auch wenn sie manchen nicht passt.
Als ich meiner Frau davon erzählte, war sie natürlich begeistert – meinte aber sinngemäß: „Wirst du auf dein Alter hin noch weise?“ Danke auch. Aber ja – vielleicht!? Wer weiß!? Vielleicht werde ich das ja noch.
Und doch will ich Facebook nicht per se schlecht machen und es muss auch niemand ein schlechtes Gefühl haben, auf Facebook Diskussionen zu führen. Wenn du denkst, dass es das ist, was du mit deiner Zeit und deinen dir von Gott geschenkten Ressourcen tun sollst, dann tu es! Unbedingt!
Aber wenn nicht – dann….ja was dann?
Warum schreibe ich das überhaupt?
Weil ich dich zum Nachdenken anregen möchte.
Gibt es bei dir auch Dinge, von denen du eigentlich weißt, dass sie nicht gut sind?
Gewohnheiten, die „zu wenig vom Echten“ bieten? Das muss gar nicht digital sein – das geht auch im Analogen.
Lebst du manchmal auch zu sehr irgendwelche Impulse und nicht deine Berufung?
Ich habe immer gesagt, dass ich ein Leben lang Lernender bleiben möchte. Und wenn ich Dinge erkenne, die mir nicht gut tun, dann will ich den Mut haben, sie zu lassen.
Unser Coaching-Ehepaar hat uns schon mega viel Gutes mit auf den Weg gegeben. Eine Aussage passt hier ganz gut. Es ging ein bisschen darum, wie man – im Gemeindekontext – erkennt, was dran ist und was nicht; wann’s zu viel ist und wann es passt.
Und diese Aussage lautet: „Nicht jede Not ist auch ein Auftrag!“
Das hatte gesessen, denn als Christ hat man manchmal ja auch so das Helfersyndrom. Wenn man dann – so wie ich – gerne auch noch Dinge bewegt und mit dem Status Quo eigentlich nie zufrieden ist, muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann mal denkt: „Könnte es vielleicht sein, dass ich zu viel mache?“ (Antwort: Ja!)
Und genau diese Aussage gebe ich dir auch mal mit: „Nicht jede Not ist ein Auftrag (für dich)!“ Wo reagierst du eher auf Impulse oder lebst reflexhaft anstatt dass du agierst – und zwar in deiner Berufung?
Denk mal darüber nach!
…und wenn du dich bei Facebook abmelden möchtest, dann tu’s. Aber eigentlich geht’s gar nicht um Facebook, sondern darum, das zu leben, was Gott (und nicht du selbst) dir auf’s Herz legt – denn das ist niemals ein Kampf gegen Windmühlen.

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