“Man stellt Gott und die Kirche nicht in Frage, Kind, versündige dich nicht!”, hörte ich die Erwachsenen abwiegeln, wann immer ich etwas genauer wissen wollte. “Das ist eben so. darüber diskutiert man nicht!”, das war die Standardantwort.S. 10
Was sich ändern muss
So lautet der Untertitel und man bekommt schon beim Lesen der Kapitelüberschriften einen Eindruck, worum es Glööckler geht und was sich bei Kirchens seiner Meinung nach ändern muss. Stellvertretend seien nur einige der 18 Kapitel genannt:- Homosexualität und Kirche (Kapitel 3)
- Der Himmel ist in uns (Kapitel 6)
- Ist Gott eine Frau? (Kapitel 8)
- Toleranz der Religionen (Kapitel 12)
- Die Bibel – das Kochbuch des Lebens (Kapitel 13)
- Der Reichtum Gottes – oder: Würde Jesus rote Schuhe von Prada tragen? (Kapitel 16)
Ein im Glauben verankertes Leben hat nichts zu tun mit Moral, sondern mit Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Liebe und Verständnis.
Ein Christ ist per definitionem ein Nachfolger und Nachahmer von Jesus Christus. Und Jesus selbst hatte sehr viel über Nächstenliebe und gute Lebensführung zu sagen – aber auffällig wenig über Moral.S. 80
Die Basis von Glööcklers Argumentation
Natürlich – und das ist theologisch gesehen der Haken, biografisch betrachtet aber vollkommen logisch – argumentiert Glööckler auf Grund seiner ganz persönlichen Theologie. Sein Gottesbild umschreibt er so:Wenn Gott allmächtig und allgegenwärtig ist, wie kann er dann fern von uns sein? Und wenn er nicht fern ist, wieso sollten wir ihn suchen? Gott ist bei uns, Gott ist in uns – wir sind seine Kinder und damit selbst göttlich. Wir sind Gott! Es ist so simpel: Alles, was wir suchen, haben wir bereit in unserem Herzen.S. 155
Einige Gläubige, und dazu zähle ich auch mich selbst, klicken sich gerne aus verschiedenen Angeboten den perfekten Cocktail fürs Leben heraus. Und dennoch hätte ich die evangelische Kirche nie verlassen, hätte ich das Gefühl gehabt, von ihr verstanden und akzeptiert zu werden. Dieses Gefühl gab mir der Buddhismus viel eher; allerdings stört mich im Buddhismus die Verleugnung vom Gott.S. 157
Warum mich Glööckler fasziniert und sein Buch fesselt
…ist eigentlich recht einfach zu beantworten: Glööckler erzählt authentisch von seiner Glaubensreise, seinen Fragen und Zweifeln, seinen Überzeugungen und Erwartungen im Blick auf Glaube und Kirche. Ich lese von einem Menschen, der stark ist, der kämpft, der nicht kleinbeigibt, obwohl er allen Grund dazu hätte, der Kirche den Rücken zu kehren. Ich lese von einem Menschen, dessen Glaubensüberzeugungen ich nicht in allen Dingen teile, mit dem ich aber am allerliebsten mal einen Kaffee trinken würde und ihm zeigen würde: Es geht auch anders! Kirche geht auch anders! Kirche geht auch nicht-moralisierend und den Menschen, so wie er ist, annehmend. Liebend gerne würde ich ihm sagen, wie sehr ich es bedauere, dass er Kirchen-Vertretern (im Haupt- oder Ehrenamt) begegnet ist, denen es mehr um die Institution ging als um Jesus selbst. Und ich merke, wie mich seine Zeilen, seine Gedanken, seine Erfahrungen, seine Bewertungen, seine Überzeugungen hinterfragen und das, was ich tue, auf den Prüfstand stellen.Eine liebenswerte Vision von Kirche
Und wie gerne würde ich ihm sagen, dass ich seiner “Vision von Kirche” aus tiefstem Herzen zustimme, wenn er schreibt:Ich frage deshalb Sie, liebe Kirchenvorsteher, Pfarrer, Gemeinderäte und Mitarbeiter: Was ist Ihr Traum, Ihre Vision für Ihre Kirche? Wie sehen Sie sie in der Zukunft? Lebendig, positiv und voller glücklicher Menschen statt grau und öde? Ist das nicht ein herrliches Bild? Träumen Sie voller Romantik, mutig, in bunten Farben und immer ein bisschen größer, als Sie es sich vorstellen können! Denn Gottes Möglichkeiten sind unerschöpflich!
Und dann fangen Sie an alles zu tun, was nötig ist, um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Denn von nichts kommt nichts, das ist auch ein Fakt des Lebens. Überlegen Sie sich neue, kreative Maßnahmen, wie Ihre Kirche wieder attraktiver werden könnte. Suchen Sie sich Verbündete. Laden Sie Künstler ein und interessante Sprecher, die frischen Wind auf Ihre Kanzel bringen. Und das können ruhig auch mal etwas kontroverse Leute und Ideen sein. Trauen Sie sich was, und haben Sie keine Angst vor Neuem, vor Veränderungen und vor Andersdenkenden! Angst immer ein schlechter RatgeberS. 157
Lieber Herr Glööckler, wie wäre es, wenn Sie genau solch ein Künstler und kontroverser Mensch wären, der in meiner Gemeinde (www.wutachblick.de) in einem ganz besonderen Format zu Wort kommt? Hiermit lade ich Sie ganz herzlich dazu ein! Ich würde mich freuen!
Infos:
208 Seiten
22,00 EUR
ISBN: 9783863342135
adeo Verlag