Heute ist Vatertag. Und ich bin so dankbar dafür.
Nicht, weil ich nun mit dem Bollerwagen, Bier und lauter Musik durch die Gegend ziehe und den Beweis dafür antrete, dass Männer nur 7 Jahre alt werden – und danach wachsen sie nur noch. Diesen Eindruck könnte man ja bekommen, wenn man manche Individuen beobachtet, die auch ein Y-Chromosom haben. Nun – sei’s drum.
Ich bin eher froh darüber, dass ich einen himmlischen Vater habe, der mich als sein Kind liebevoll annimmt. Für mich gibt es kein schöneres Bild dafür als die Geschichte, die Jesus erzählte von zwei Söhnen und ihrem Vater. Einer der Söhne hielt es zuhause nicht mehr aus, ließ sich sein Erbe auszahlen und machte sich von dannen. Klar. Wir kennen das: Kaum ist man mal aus dem Haus und kann über sein Geld frei verfügen, ist es auch schon schneller weg, als man sich umschaut. Der Sohn in der Geschichte hat keine Wahl und so bleibt ihm nur eins: Schweine hüten. Aber nicht mal das Futter der Schweine darf er essen und so besinnt er sich inmitten des ganzen Schlamassels und denkt bei sich: “Ich bin schuldig geworden. Gegenüber meinem Vater genauso wie auch Gott gegenüber. Ich habe mich nicht so verhalten, wie es meiner Berufung angemessen gewesen wäre. Ich mach mich auf. Ich gehe zurück in mein Vaterhaus. Dort arbeiten so viele Menschen, dass mein Vater – wenn er sich denn überhaupt noch als solchen betrachtet – mir schon irgendeinen Job als Tagelöhner geben kann.”
Die Reaktion des Vaters ist überraschend und faszinierend zugleich. Der Sohn weiß nämlich, was ihn eigentlich erwartet: Die ganze Dorfgemeinschaft würde sich gegen ihn versammeln, das Gericht über ihn aussprechen und eine Rückkehr in seinen Heimatort und Vaterhaus ist so wahrscheinlich wie kein Amen in der Kirche.
Doch der Vater verhält sich ganz anders, als es die Konventionen seiner Zeit ihm vorschreiben würden. Er läuft seinem Sohn entgegen, nimmt ihn in den Arm und heißt ihn zuhause willkommen. Er hat ihn für tot gehalten und freut sich über die Maßen, dass er ein Fest feiert.
Aber er läuft nicht nur seinem Sohn entgegen – er sprintet wie ein Verrückter. Ein “No Go” seiner Zeit. Ein mann seines Ranges schreitet würdig, aber rennt nicht wie von der Tarantel gestochen. Ihm egal. Er will nur eines: Seinen Sohn in den Armen halten.
…und während ich diese Zeilen schreibe, wandert mein Blick auf ein Bild, das an meinem Bildschirm hängt.
Dieses hier von Rembrandt:
Ich bin so froh und dankbar, dass ich einen himmlischen Vater habe, der sich mir gegenüber genauso verhält. Seine Liebe ist zuvorkommend, sie ist echt, sie ist untrügerisch, sie ist tief, sie ist wahr – und sie ist ewig.
Ich kann nichts tun, damit er mich mehr oder weniger liebt. Ich kann nur staunen und dankbar sein, dass es einen Gott gibt, dessen Wesen Liebe ist und er mich mit dieser Liebe Tag für Tag überschüttet.
Und ich merke: Wie gerne wäre auch ich solch ein Vater. Aber ich will nicht verzweifeln (auch wenn ich allen Grund dazu hätte), sondern mir ein Beispiel an diesem himmlischen Vater nehmen.
Ja, die Bibel kennt viele Bilder, um auszudrücken, wie sehr sich der Schöpfer eine Beziehung mit seinen Geschöpfen wünscht. Aber das Bild des Vaters ist für mich das stärkste – und darum bin ich dankbar, dass es den “Vatertag” gibt, um mich genau darauf zu besinnen und daran zu erfreuen.
Wie sehr wünschte ich mir doch, dass Menschen in Gemeinden, die sich auf diesen Jesus berufen, der diese Geschichte erzählt hat, diese Liebe erfahren, aus dieser Liebe leben und andere Menschen mit hineinnehmen in das größte Geheimnis und die faszinierendste Wahrheit: Es gibt einen Gott, der sich in Jesus selbst gezeigt hat. Und er liebt die Menschen, die sich nach nichts mehr sehnen, als nach echter und tiefer Liebe, weil sie unheilbar liebesbedürftig sind.
P.S.: Ich weiß. Heute ist auch Christi Himmelfahrt.
P.P.S.: Die Geschichte steht in der Bibel in Lukas 15 ab Vers 11.