27. Januar 1945. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wird durch Truppen der “Roten Armee” befreit. Es zeigt sich ein Bild des Grauens. Eine Unmenschlichkeit wird sichtbar, die man niemals für möglich gehalten hätte. Was sich im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ereignet hat, kann man mit Worten nicht beschreiben geschweige denn mit dem Verstand erfassen: In den Jahren zuvor sind Schätzungen zufolge eine Millionen Juden in diesem Lager ermordet worden.
Eine Millionen.
1.000.000 Menschen, die das Leben noch vor sich hatten. Eine Millionen Biografien, einzigartige Individuen, von Gott geliebte Persönlichkeiten.
Sie durften nie wieder das Tageslicht erblicken und starben einen grausamen, brutalen und menschenverachtenden Tod auf Grund der dämonischen Ideologie des Nationalsozialismus.
Insgesamt ermordeten die Nazis sechs Millionen Juden.
Das zu schreiben, tut weh. Niemals darf vergessen werden, was am Ende der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in (und um) Deutschland geschehen ist.
Heute, am 27. Januar 2025, jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal.
Wie sieht es in Deutschland aus im Blick auf jüdisches Leben und Antisemitismus?
Gerne wird das Schlagwort “niewieder” oder “neveragain” verwendet, um zum Ausdruck zu bringen, dass so etwas nie wieder geschehen darf; am besten noch gepostet in den sozialen Medien mit dem Hashtag #niewieder.
Heute, am 27. Januar 2025, bin ich desillusioniert, wütend und frustriert. Antisemitische Straftaten sind in Deutschland auf einem Höchststand und man kann auf keinen Fall davon reden, dass Antisemitismus in Deutschland auf dem Rückzug wäre. Im Gegenteil:
Am 7. Oktober 2023 fand das brutale Massaker der Hamas in Israel statt. Diese islamistische Terrororganisation ermordetet an einem Tag so viele Juden wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Über 1.000 Menschenleben wurden ausgelöscht. Eine nicht nur antiisraelische sondern auch antisemitische Tat.
Was waren in Deutschland die Folgen dieser Tat?
- Sympathisanten der Hamas feierten auf offener Straße diese barbarische Terrorattacke
- im linken Milieu (vor allem an Hochschulen und in Kulturbetrieben) zeigte sich der Antisemitismus seitdem immer wieder von seiner hässlichsten Seite
- antisemitische Straftaten aller Art sind auf einen Höchststand gestiegen, sogar in den erste Monaten nach dem 7. Oktober 2023
- Juden in Deutschland haben Angst, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen
- jüdische Familien oder Familien, die in Israel Vorfahren haben oder selbst israelisch sind, verschleiern ihre Herkunft und Identität, weil sie Angst haben
Natürlich gibt es auch Juden, die in Deutschland leben, auf die das alles nicht zutrifft. Ich habe von diesen Geschichten gehört und es freut mich sehr, wenn Juden in Deutschland das so erleben und empfinden. Es geht mir jedoch um das große Ganze, das “big picture”. Und hier ist festzuhalten, dass antisemitische Straftaten in Deutschland zugenommen haben, dass Juden sich in Deutschland nicht sicher fühlen und dass gerade an deutschen Hochschulen ein Antisemitismus vorherrscht, von dem manche dachten, dass es ihn nicht mehr gibt.
Auch auf deutschen Straßen findet sich Antisemitismus – vorwiegend aus dem islamistischen Bereich, aus dem lautstark sogar ein Kalifat gefordert und “From the river to the sea” skandiert wird, was nichts anderes bedeutet, als dass das Existenzrecht Israels geleugnet wird.
Und nicht nur das: Auch innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland gibt es nach wie vor Antisemitismus, worauf ich in diesem Beitrag am Ende des Jahres 2024 hingewiesen hatte: 2024: Antisemitismus in Deutschland. Ebenso habe ich in diesem Artikel darauf hingewiesen, dass eine theologisch und ethisch liberale Kirche die Nähe zu einer woken Kultur hat, die in sich antisemitische Tendenzen hat. Wenn schon nicht aus theologischen Gründen, dann wenigstens aus Respekt vor dem jüdischen Volk sollte sich die Evangelische Kirche in Deutschland gründlich überlegen, welchen Ideen und Ideologien sie Tür und Tor öffnet.
Ein Schlag ins Gesicht von sechs Millionen Opfern
Mich macht das dieses Gesamtbild betroffen. Tief betroffen. Denn es zeigt, dass die Aufarbeitung von Nazi-Deutschland in manchen Teilen unserer Gesellschaft nicht stattfand oder keinen Erfolg hatte. Für mich ist es ein Schlag ins Gesicht von sechs Millionen Opfern, deren Tod an sich schon so dermaßen sinnlos und grausam war, dass der Zustand unserer Gesellschaft im Blick auf das jüdische Volk und Antisemitismus durch nichts zu entschuldigen ist.
Wenn wir ehrlich sind, haben wir als Gesellschaft versagt. Wie kann es sein, dass 80 Jahre nach der Befreiung des vielleicht schlimmsten Konzentrationslagers wir diese Tendenzen in unserer Gesellschaft haben? Wie kann es sein, dass antisemitische Straftaten ansteigen? Wie kann es sein, dass Täter nicht verurteilt werden? Wie kann es sein, dass wir uns durch eine vollkommen aus dem Ruder gelaufenen Migrationspolitik den islamistischen Antisemitismus noch mehr ins Land holten, wo wir schon den rechtsextremen und linken Antisemitismus nicht bewältigt bekommen?
Deutschland hat versagt. Im Dritten Reich genauso wie heute.
Natürlich gibt es viele großartige Projekte und Initiativen, welche auf jüdisches Leben und jüdisches Leiden aufmerksam machen. Zu meiner Schulzeit gab es eine AG, dies ich mit dem jüdischen Leben in unserer Heimatregion befasste. Aus welchen Gründen auch immer, habe ich damals als Jugendlicher nicht erkannt, wie wichtig das ist – und war nicht in dieser AG. Heute wäre das für mich keine Frage mehr.
Einen Unterschied machen
Es beginnt alles im Kleinen – der Hass genauso wie die Liebe. Der Antisemitismus genauso wie der Mut, gegen diesen aufzustehen. Und dazu ermutige ich dich mit diesem Beitrag ausdrücklich.
Schweige nicht, wenn du antisemitische Äußerungen hörst!
Das kann am Küchentisch und in der Kantine sein.
Im Wartezimmer und im Lehrerzimmer.
Auf dem Fußballplatz und beim Einkaufen.
Auf der Geburtstagsfeier oder im Geschäftsmeeting.
Per Email, in den sozialen Netzwerken oder im WhatsApp-Status eines Freundes.
Auf offener Straße oder bei öffentlichen Veranstaltungen.
Es gibt aber auch den impliziten Antisemitismus, der gar nicht einmal dadurch auffällt, was gesagt wird – sondern was nicht gesagt wird. Giuseppe Gracia beschreibt dieses Phänomen in seinem Buch “Wenn Israel fällt, fällt auch der Western” (hier geht’s zur Buchvorstellung) folgendermaßen:
Überall kann dir Antisemitismus begegnen und es ist deine und meine Aufgabe, ja sogar Pflicht, dagegen etwas zu tun. Manchmal reicht nur schon ein Widerspruch, ein “Nein”. Oder ein Nachfragen: “Wie meinst du diese Aussage?” Manchmal muss es auch ein “ernstes Wörtchen” sein.
Dem Stammvater des jüdischen Volkes, Abraham, wird von Gott Folgendes verheißen:
Gott schaut auf sein Volk, die Juden, immer noch und nach wie vor mit Liebe. Und er segnet, wer sich zum jüdischen Volk stellt, aber widersetzt sich dem, der sich gegen sein jüdisches Volk wendet und glaub mir: Gott willst du nicht zum Gegner haben!
Was hilft?
Ehrlich gesagt habe ich die Hoffnung in die Politik noch nie gehabt, aber spätestens jetzt hätte ich sie komplett verloren! Dass unsere Politiker (und da nehme ich keine Partei aus, nicht eine einzige) nicht in der Lage sind, ihren Floskeln wie “neveragain” oder “niewieder” auch Taten folgen zu lassen, ist eine Katastrophe! Unsere Politik hat es nicht geschafft, dass 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz in Deutschland lebende Juden sich sicher fühlen. Das ist eine Bankrotterklärung für jede Partei, die sich hier schuldig macht.
Aber wie gesagt: Meine Hoffnung lag noch nie in der Politik – und ehrlich: Ich finde es blauäugig und naiv, zu glauben, dass unsere Politiker aus unserem Land ein besseres Land machen – wie auch immer du das definieren magst. Du und ich, wir sind herausgefordert aufzustehen und gegen Antisemitismus vorzugehen – und unser Land “besser” (wie gesagt, das ist auch Ansichtssache) zu machen. Aber setz bitte dein Vertrauen und deine Hoffnung nicht in “die anderen” denn aus denen werden dann schnell “die da oben”, auf die du nur noch schimpfst.
Du und ich – wir sind herausgefordert!
Als Christ glaube ich an einen Gott der Wunder. Ich glaube an einen Gott, dem nichts zu schwer ist. Und deswegen glaube ich auch, dass es besser werden kann in unserem Land im Blick auf den Antisemitismus. Deswegen ist meine Aufforderung an dich: Bete für Israel! Bete für das jüdische Volk! Bete, dass Verantwortungsträger in unserem Land antisemitische Straftaten mit der vollen Härte des Gesetzes bestrafen wollen – und das auch durchsetzen.
Meine Hoffnung liegt nicht in Menschen, sondern in Gott. Einzig und allein in Gott! Ja, dem Gott, der auch zugelassen hat, dass dieses barbarische Nazi-Regime in dieser Welt wütete. Es ist aber auch der Gott, der meine einzige Hoffnung und Zuflucht ist. Er ist der Gott vor allen Zeiten und wird es bis in Ewigkeit bleiben. Er ist heilig und souverän. Es ist der Gott, der sich in der Bibel offenbart – in der gesamten Bibel, das bedeutet im ersten wie im zweiten Teil der Bibel; im Alten und im Neuen Testament.
Der Gott, den Christen und Juden bis heute anbeten und zu ihm flehen – unter anderem mit Psalm 121 aus dem ersten Teil der Bibel:
Ich schaue hinauf zu den Bergen – woher wird meine Hilfe kommen?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird nicht zulassen, dass du stolperst und fällst; der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Israel behütet, wird nicht müde und schläft nicht.
Der HERR selbst behütet dich! Der HERR ist dein schützender Schatten über deiner rechten Hand.
Die Sonne wird dir am Tag nichts anhaben noch der Mond bei Nacht.
Der HERR behütet dich vor allem Unheil und bewahrt dein Leben.
Der HERR behütet dich, wenn du kommst und wenn du wieder gehst, von nun an bis in Ewigkeit.
Hier findest du weitere Beiträge auf meinem Blog zum Thema Israel und Antisemitismus:
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