Wie ist das jetzt mit dem Leben nach dem Tod konkret?
Was wartet auf Christen – und die, die nicht als Christen gelebt haben nach dem Tod?
Wie wird uns das, was wir über das “ewige Leben” sagen können im Hier und Jetzt nicht nur zum billigen Trost sondern zu einer Zielbeschreibung unseres Lebens?
Auf diese und auf viele andere Fragen gibt Klaus-Günter Pache in seinem Buch “Auf dem Weg nach Hause” Antwort. Achtung Spoiler: Mich hat das Buch an vielen, vielen Stellen sehr tief berührt und ich bin Pache unglaublich dankbar dafür, dass er dieses Buch geschrieben hat.
Keine Vertröstung sondern Zielbeschreibung
Als ich das Buch las, dachte ich: “Schon komisch. Vieles in unserer Gemeindearbeit wird oft danach bestimmt und befragt, ob wir Ziele definiert und gesetzt haben, die wir in der Gemeindearbeit erreichen wollen. Aber was ist eigentlich das große Ziel eines jeden Menschen und wieso reden wir so wenig darüber?”
Merkwürdig, oder nicht? Wer über das “ewige Leben” redet, wird schnell mal in die Ecke eines Schwärmers, Fantasten, Diesseitsverleugners oder einfach Naivlings gestellt. Das Schöne an “Auf dem Weg nach Hause” und seinem Autor Klaus-Günter Pache (soweit ich das durch die Lektüre seines Buches beurteilen kann): Das alles trifft hier überhaupt nicht zu.
So wie ich das Buch lese, begegnet mir ein leidenschaftlicher Pastor und Verkündiger. Ein Mann, dem Menschen am Herzen liegen, der dieses Leben liebt und der – und das ist das Faszinierende – auf eine ganz nüchterne, liebevolle und überzeugende Art und Weise davon schreibt, wie sehr er sich auf den Himmel, sein eigentliches Zuhause, freut. Er tut das aber weder in einer schwärmerischen Art noch in einer verklärten Weise, bei der so manches mal Fremdschämen angesagt wäre. Nein. Ich nehme es Pache voll und ganz ab, was er über das Leben nach dem Tod schreibt und wie sehr er sich darauf freut – aber eben: Ohne das Diesseits zu verleugnen oder einer Weltflucht das Wort zu reden.
Vielmehr verbindet er an vielen Stellen das Diesseits und Jenseits auf eine – zugegebnermaßen aus dem Blickwinkel des Glaubens – logischen Weise:
Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und Pache zieht einen interessanten Vergleich. Denn er outet sich als jemand, der erst einmal das Ende eines Buches aufschlägt, um zu wissen, ob es gut ausgeht, ob es ein gutes Ende hat. Erst dann könne er das Buch so richtig genießen und schreibt deswegen vollkommen nachvollziehbar:
Mega Gedanke! Und weil Pache es wichtig ist, dass jeder Mensch sich seiner Lebensgeschichte bewusst ist und vor allem seines Endes, schreibt er das Buch wie er sagt im Prinzip für zwei Zielgruppen: Einerseits für Christen, damit sie sich vergewissern können und darin gestärkt werden, was die Bibel über die Existenz nach dem irdischen Tod sagt.
Gleichzeitig liegt ihm aber noch eine zweite Zielgruppe am Herzen – und subjektiv ist mein Eindruck, dass ihm diese sogar noch ein bisschen wichtiger ist (was ich sehr gut nachvollziehen kann): Menschen, die (noch) nicht von sich sagen, dass sie Christen sind.
Die Offenbarung verständlich ausgelegt
“Auf dem Weg nach Hause” ist kein Kommentar zur Offenbarung, auch wenn sehr viele Texte aus dem letzten Buch der Bibel eine Rolle spielen. Vielmehr aber versteht es Pache, gerade dieses oft als “Buch mit sieben Siegeln” bezeichnete Buch der Bibel alltagsnah und verständlich auszulegen. Die zitierten Stellen aus der Offenbarung machen absolut Sinn und fügen sich in das, was Pache verdeutlichen möchte, nicht nur ein, sondern liefern die Grundlage. Insofern ist “Auf dem Weg nach Hause” auch ein tolles Beispiel, wie mir einer guten Exegese biblische Texte ihre großartige Kraft entfalten können im Leben eines Menschen im 21. Jahrhundert.
Dabei umschifft Pache keine kniffligen Klippen. Er geht der Frage nach dem Leid und der großen Theodizee-Frage nicht aus dem Weg, die ja unweigerlich kommen muss, wenn man über das Leben nach dem Tod schreibt. Die Worte, die er findet, sind in der Sache ziemlich herausfordernd, aber durch seine den Menschen so zugewandte Art schafft es Pache, diese Worte eben nicht drohend klingen zu lassen, sondern erhellend im wahrsten Sinne: Es kommt dadurch nämlich Licht ins Dunkel. Und leider ohne Pache persönlich zu kennen, stelle ich mir einen einfühlsamen und empathischen Seelsorger vor, der zum Leid und der Frage, wieso Gott das Leid zulässt, schreibt:
Und welches Thema spielt unweigerlich auch noch eine Rolle bei der Frage nach dem, was nach dem Tod kommt? Genau. Die Frage nach dem Gericht. Auch diesen theologischen Hochkaräter lässt Pache nicht außen vor und schreibt wie selbstverständlich lebensrelevant und mit einer von Leichtigkeit gezeichneter Tiefe:
Ziemlich einleuchtende Kurzfassung von Dietrich Bonhoeffers Aussagen über die “Billige Gnade”.
Um es aber nochmals zu betonen: Auch wenn Pache solche Sätze schreibt – sie sind eingebettet in seine so leidenschaftlich-liebevoll-seelsorgerliche Art, die man ihm abnimmt, da er an einigen Stellen seine eigenen Höhen und Tiefen des Glaubens und Lebens beschreibt und man weiß: Hier schreibt kein Blinder von der Farbe. Hier schreibt jemand, dessen Glauben und Leben schon auf diversen Prüfständen war.
Zweifel, Himmel, Hölle, Engel
Irgendwie gibt es gefühlt wirklich nichts, was Pache nicht in Angriff nehmen würde. In seinen zwölf Kapiteln fühlt es sich an wie die Achterbahnfahrt oder einfach: das Leben, die Fragen, den Glauben eines jeden Menschen. Klar, dass auch die Frage nach Zweifeln, überhaupt nach dem Glauben und der Sehnsucht des menschlichen Herzens nicht fehlen dürfen. Der Frage nach der Auferstehung hat Pache berechtigterweise zwei Kapitel gewidmet – einmal “Das Wunder der Auferstehung” und dann “Die Wirkung der Auferstehung”. Wichtig – denn ohne die Auferstehung Jesu müssten wir uns keinerlei Gedanken machen über das, was nach dem Tod kommt – weil ohnehin nichts käme. Aber durch und mit der Auferstehung, ist alles anders.
Diese Themen sind deswegen so wichtig, weil sie explizit oder implizit jeden Menschen betreffen. Danach geht Pache an das, was in Theologensprech “Eschatologie” heißt, also: Die “Lehre von den letzten Dingen”, von den Dingen, die noch kommen werden, die sich in Zukunft ereignen werden, von der Wiederkunft Jesu, der Frage nach Himmel und Hölle genauso wie das Bild von der Hochzeit im Blick auf die Ewigkeit.
Besonders beeindruckt hat mich Paches Bild bzw. Vergleich um deutlich zu machen, dass die Ewigkeit nichts ist, worüber wird nichts sagen könnten, sondern in der Bibel immer wieder von “einem neuen Himmel und einer neuen Erde” die Rede ist (und Christen sich das durchaus einmal zu Herzen nehmen sollten, dass in der Bibel mehr über die Ewigkeit ausgesagt wird, als das landauf landab behauptet wird):
Wow. Treffender, schöner und tiefer kann man es eigentlich nicht sagen.
Natürlich sind es aber nicht nur Textstellen aus der Offenbarung, die in “Auf dem Weg nach Hause” eine Rolle spielen. Pache ist ein begnadeter Bibelkenner und zitiert sehr, sehr viele biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament, ohne dass es ein Umsichwerfen von Bibelstellen gleicht, sondern schlicht und einfach die Kraft und Schönheit biblischer Texte zum Vorschein bringt und mir einmal mehr deutlich gemacht hat: Über das, was nach dem Tod kommt, steht in der Bibel so viel, dass es fast schon fahrlässig ist, so wenig darüber zu reden oder zu schreiben.
Prädikat: Mehr als lesenswert
Ich kann dieses Buch von Herzen gerne empfehlen. Wer mehr darüber wissen möchte, was “nach dem Tod kommt”, was es mit “dem Himmel” und “der Ewigkeit” auf sich hat, ob es Engel wirklich gibt und wie das mit der Wiederkehr Jesu aussieht: Lesen! Unbedingt “Auf dem Weg nach Hause” lesen!
Dieses Buch ist äußerst gut und flüssig zu lesen, ohne dass es auch nur ansatzweise den Anschein erweckt, trivial zu sein. Das ist die wahre Kunst eines Theologen und Pastors: Große, tiefe, komplexe theologische Sachverhalte so zu verdeutlichen und zu schreiben, dass es jeder verstehen kann und die Relevanz für sein Leben erkennt. Und das schafft Klaus-Günter Pache mit “Auf dem Weg nach Hause” über die Maßen. Ich wünsche dem Buch und der Christenheit in Deutschland, dass viele dieses Werk lesen und ebenso von einer tiefen Freude, Leidenschaft und Sehnsucht nach der Ewigkeit gepackt werden, wie Pache – und gleichzeitig aber nicht aus dieser Welt fliehen sondern sie gestalten und genießen wollen.
Ich muss bei so etwas immer sofort an Kurt Tucholsky denken und sein Gedicht: “Also wat nu – ja oder ja?” Berliner Dialekt – in der Sprache und im Denken. Schlusszeile:
“Sie wissen et nich. Sie wissen et nich.”
Der Text ist mehrfach im Internet verfügbar und bringt immer noch den Stand der Erkenntnis in dieser Sache zum Ausdruck. Da beißt keine Maus den Faden ab.