Tag 8

    Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Von diesen dreien aber ist die Liebe das Größte.

    1. Korinther 13,13

    Äh ja. Wie komme ich aus der Nummer jetzt raus? Heißt das dann etwas, “die Hoffnung stirbt zuletzt” – aber sie stirbt halt auch? Ja, das heißt es. Aber Stop! Bitte! Bleib noch da. Ich erkläre dir, wie ich das meine. Der Abschnitt in 1. Korinther 13 wird in der Lutherübersetzung mit “Hoheslied der Liebe” überschrieben. Ein Lobgesang auf die Liebe – und vielleicht gibt’s ja ein paar in der Leserschaft, die diesen Vers als Trauvers haben. Zumindest ist er ziemlich beliebt als solcher. Dabei ist zu bedenken: In 1. Korinther 13 wird keinen Liebe zwischen Menschen beschrieben. Hier wird die Liebe Gottes beschrieben. Das ist so wichtig, weil es dann auch langsam Sinn macht, dass die Liebe bleibt – die Hoffnung aber nicht.

    Denn ich sage immer: “Kontext ist König!” Schauen wir uns den Kontext an. Dieses Hohelied der Liebe beschreibt Gottes Liebe zu uns Menschen. Dann geht es weiter um die Zukunft, genauer gesagt um die Vollendung dieser Zeitgeschichte und die Ewigkeit. Das ist entscheidend, denn dann wiederum ist logisch, dass die Hoffnung eines Tages aufhört: Wenn wir bei Jesus sind, benötigen wir keine Hoffnung mehr, denn wir sind am Ziel unserer Reise und unseres Glaubens. Deswegen: Ja, die Hoffnung stirbt zuletzt – aber sie stirbt erst dann, wenn du auch stirbst, weil du sie dann nicht mehr benötigst in Gottes Gegenwart. Hoffnung ist ja immer auf etwas gerichtet, das in Erfüllung geht – oder eben nicht.

    Es mag ein bisschen paradox klingen: Aber dadurch, dass die Liebe das Größte ist und nicht die Hoffnung, macht das die Hoffnung nur noch stärker und kraftvoller. Paulus hätte ja auch schreiben können: “Ich denke mal, dass die Hoffnung aufhören wird – aber sicher bin ich mir da jetzt auch nicht.” Hätte er können. Hat er aber nicht. Wieso? Weil er fest davon überzeugt ist, dass die Hoffnung nicht das Größte ist von Glaube, Hoffnung und Liebe. Und das heißt: Sie wird aufhören – weil es sicher ist, dass wir Jesus gegenübertreten und dann keine Hoffnung mehr benötigen. Die Liebe aber ist das Größte deswegen, weil Gott selbst Liebe ist (1. Johannes 4,16) und damit gar nicht aufhören kann oder kleiner sein kann als etwas anderes. Ja, heute haben wir über zwei, drei Ecken gedacht. Aber das war mir wichtig, weil der Vers zunächst den Anschein macht, dass Hoffnung doch nicht so stark ist – aber das Gegenteil ist der Fall.
    Gib die Hoffnung nicht auf – Gott tut es auch nicht!
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