Man stelle sich vor, es gäbe die Comedy-Sendung “Was guckst du?!” von Kaya Yanar noch. Und angenommen, er hätte in seiner Sendung etwas zur Jahreslosung 2023 gemacht – er hätte sie so übersetzt: “Gott, was guckst du?!”
Zumindest klingt es irgendwie spannender als die landläufige Übersetzung von Martin Luther: “Du bist ein Gott, der mich sieht!” (1. Mose 16,13)
Die Story
…ist schnell erzählt. Wir schreiben das Jahr einigetausendjahrevorChristus. Es gibt einen Mann Namens Abraham, der mit einer Frau namens Sarah verheiratet ist. Die biologische Uhr tickt und tickt und tickt – und Sarah ist nach menschlichem Ermessen viel zu alt, um noch ein Kind gebären zu können. Also hilft Abraham mit seiner Magd Hagar nach. Er nimmt sie zur Nebenfrau, hat mit ihr Sex und sie wird schwanger.
Klar, es kommt zum Zickenkrieg: Hagar und Sarah schauen sich ziemlich argwöhnisch an. Denn plötzlich erhebt sich die Magd Hagar über ihre Chefin Sarah, die keine Kinder (mehr) bekommen kann. Nun – das wiederum lässt sich Sarah nicht gefallen und schickt Hagar in die Wüste. Im wahrsten Sinne. Genauer gesagt fliegt Hagar in die Wüste, weil sie es nicht mehr aushält bei Sarah und Abraham.
Also das reinste Familiendrama, wie es sich auch im 21. Jahrhundert ereignen könnte.
In der Wüste begegnet Hagar ein Engel. Dieser Engel Gottes verspricht ihr ziemlich viele Nachkommen, die wiederum auf den einen Sohn zurückgehen, der gerade in ihrem Leib ist – Ismael, was auf deutsch heißt: Gott hört. Aber nicht nur das: Hagar soll zurückgehen und sich Sarah unterordnen.
Nach dieser wundersamen Begegnung sagt Hagar den Satz, der tausende Jahre später zur so genannten Jahreslosung wird:
Will ich das überhaupt?
Jahreslosungen haben es an sich, dass sie aus dem Kontext gerissen sind. Deswegen habe ich dir die Story dahinter kurz skizziert. Sie ist wichtig, um die Tiefe dieses Satzes “Du bist ein Gott, der mich sieht” zu verstehen.
Denn ganz ehrlich: Welche Assoziationen weckt das in dir, wenn du hörst, dass Gott dich sieht? Das kann ja was von “Big Brother is watching you” haben genauso wie von “Pass auf, kleines Auge, was du siehst…”. Also es muss nicht nur positiv sein. Zumal, wenn du von Gott eher so das Bild eines strafenden Richters hast, der dir nichts Gutes will. Ist es dann überhaupt ratsam und erstrebenswert, dass Gott mich sieht?
Für Hagar hatte das Ganze etwas Tröstliches, etwas Ermutigendes, dass Gott sie sieht. Klar – er hat ihr ja auch ein ziemlich cooles Versprechen gegeben: Du bist schwanger, wirst deinen Sohn Ismael nennen (Gott hört) und er wird wiederum ein ziemlich großes Volk gründen. Happy End. Schluss. Ende. Aus.
Von wegen! Die Verheißung, die Gott (durch den Engel) Hagar mit auf den Weg gibt, beinhaltet auch das hier:
Ehrlich: Ich hätte keinen Bock, dass das über meinen zukünftigen Sohn prophezeit wird! Und doch: Hagar sagt: “Du bist ein Gott, der mich sieht!”
Nochmal zurück auf Anfang: Hast du überhaupt Interesse daran, dass Gott dich sieht? Es hängt mit unserem Bild, das wir von Gott haben zusammen, ob wir wollen, dass er uns sieht oder nicht.
Sollte er uns Gutes wollen, wäre es ziemlich praktisch, wenn er uns sieht.
Sollte er uns Schlechtes wollen, wäre es ziemlich doof, wenn er uns sieht.
Ob die Jahreslosung und die Geschichte dahinter uns also zum Segen und zur Hoffnung dient oder nicht – das hängt unweigerlich davon ab, wer Gott ist – und nicht, wie wir ihn sehen!
Leben im Augenblick Gottes
Das kam vielleicht etwas plötzlich, wo ich oben noch davon geschrieben habe, dass es mit unserem Bild, das wir von Gott haben, zusammenhängt, ob wir die Jahreslosung als stärkend und tröstlich empfinden – oder eben nicht.
Korrekt – damit hängt es auch zusammen, ist aber nicht entscheidend.
Du kannst annehmen, dass 1+1=3 ist. Das kannst du tun – und wirst damit nicht glücklich werden.
Du kannst annehmen, dass Gott ein strafender, richtender, mürrischer, nicht bedingungslos liebender Gott ist – und wirst damit nicht glücklich werden.
Entscheidend ist nicht, was du von Gott hältst, sondern wer er in Wirklichkeit ist.
In seinem Wort, der Bibel, gibt’s ‘ne Menge Stellen, die uns genau beschreiben, wie Gott ist. Hier nur ein paar wenige Kostproben.
So ist Gott.
Jetzt noch mal die Frage: Würdest du gerne unter seinem Augenblick leben?
Ich schon. Denn ich glaube, dass Gott genau so ist und es deswegen gut ist, wenn mein Leben unter seinen Augenblicken stattfindet.
Denn: das ist noch nicht alles. Selbst wenn ich glaube, dass Gott gut ist und ich deswegen glaube, dass es gut ist, wenn er mich sieht – sei mal ehrlich: Was bringt’s? Wir Menschen fragen das ja schnell: Was bringt’s mir?
Was bringt’s?
Da kommt für mich die Wortbedeutung des “Sehens” ins Spiel, wenn ich mir das hebräische Wort anschaue, das einfach so mit “…der mich sieht” übersetzt wird. Bei genauerem Hinschauen und Analysieren der biblischen Zusammenhänge, in denen dieses Wort vorkommt, wird eines deutlich: es ist ein verständnisvolles Sehen. Ein Sehen, das ein Verstehen zur Folge – oder zur Voraussetzung hat. Die Bedeutung des hebräischen Wortes für “Sehen” ist weit mehr als nur das Erblicken mit den Augen – es ist ein Sehen, das tiefer in den Menschen dringt. Ganz ähnlich, wie es an anderer Stelle der Bibel heißt:
Gott sieht dich nicht nur – er versteht dich! Er schaut in dein Herz – und ja: Da mag’s auch ziemlich chaotisch drin aussehen. Da sind Sachen, die gut sind und Sachen, für die du dich schämst. Aber warte! Wie war noch mal Gottes Wesen? Genau: Durch und durch gut.
Und dieser Gott sieht dich und versteht dich.
Deine Sehnsucht nach einem besseren Jahr 2023 als es 2022 für dich war, versteht er.
Deine Zweifel, ob die Zukunft Gutes bringt oder nicht, versteht er.
Die Sorgen, die du mit dir aus dem alten Jahr auch ins neue Jahr “rumschleppst”, versteht er.
Viele fröhliche Gedanken, wenn du an die vielen großartigen Dinge denkst, die 2023 auf dich warten, versteht er.
Deine Hoffnungslosigkeit, die dich angesichts mancher Trostlosigkeit befällt, versteht er.
Die vielen Ängste, die sich breit machen oder noch breit machen werden, versteht er.
Deine ganze Hoffnung, die du in 2023 steckst, versteht er.
Ach – er versteht so viel. Er versteht alles. Er sieht alles. Er sieht dich.
Was gibt es Besseres als einen Gott, der durch und durch gut ist, dich sieht und versteht?
Ich wünsche dir, dass du 2023 so viele wunderbare Momente erlebst, in denen du erlebst, wie Gott dich sieht und versteht – und heilvoll in dein Leben eingreift. Dass er das kann und will – dafür steht für mich das Kreuz. Dort stirbt ja nicht irgendjemand – dort stirbt Gott selbst, Jesus Christus, für dich – um nach drei Tagen zum Leben erweckt zu werden. Warum? Aus Liebe. Um deine Schuld zu sühnen. Um dich mit Gott wieder ins Reine zu bringen. Ganz ehrlich: Mehr Liebe seitens Gott geht doch gar nicht. Dass er den Weg ans Kreuz geht, weil er dich liebt, sollte der eigentliche und stärkste Beweis dafür sein, dass Gott gut ist.
Bis heute lebt und regiert Jesus – und das schon vor Anbeginn der Zeit.
Christen glauben nicht an einen toten Gott. Sie glorifizieren auch keine alten, besseren Zeiten.
Christen glauben, dass es einen lebendigen Gott gibt, der dich sieht und versteht.
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