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#71 Was passiert beim Abendmahl?

Mehr als du denkst

Wenn wir das Abendmahl noch mehr verstehen und seine geistliche Dimension noch mehr ergreifen wollen, hilft uns eines ganz besonders: Der zeitgeschichtliche und jüdische Kontext Jesu. Denn eigentlich feierte er mit seinen Jüngern das Passahmahl – woraus das Abendmahl wurde für Christen.

Schauen wir genauer hin, dann merken wir: Beim Abendmahl geschieht weit, weit mehr, als wir denken!

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5 Gründe für lange Predigten

„Du darfst über alles predigen – nur nicht über 20 Minuten!“ Haha. Ja. Ich weiß. Der ist nicht nur alt, der ist auch schlecht. Aber wie steht’s um die Predigt und das Predigthören?

Natürlich ist in erster Linie der Inhalt wichtig. Gar keine Frage. Fünf Minuten Nonsense können extrem lang wirken, während 45 Minuten Thriller einen so dermaßen catchen, dass man sich fragt: „Hä? Schon vorbei?“

Deswegen – dass das von Anfang an klar ist: Der Inhalt einer Predigt ist entscheidend – nicht die Dauer.

Dennoch möchte ich ein Plädoyer halten für längere Predigten. Damit meine ich Predigten, die länger als 30 oder sogar 45 Minuten gehen. Warum?

Hier sind meine 5 Gründe:

1 Bibeltexte sind keine Glückskekse

Einer guten Predigt liegen biblische Texte zugrunde und nicht das „Wünschdirwas“ des Predigers. Und ja, ich schreibe bewusst „biblische Texte“ und nicht nur ein einzelner Text, da in den seltensten Fällen eine gute Predigt sich nur um eine einzelne Textpassage dreht. Und das hat auch einen guten Grund: Bibeltexte sind keine Glückskekse!

Du kennst diese Dinger, die du in der Mitte durchbrichst, einen Zettel rausziehst und auf diesem stehen dann tiefe philosophische Aussagen wie „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen“ oder „Das Glück, das du suchst, befindet sich in einem anderen Keks“. Wenn ich das nun einfach mal so hinnehme, beginne ich, einen Keks nach dem anderen zu futtern und am Ende ist mir garantiert schlecht: Entweder von der Menge an Keksen oder auf Grund der Unmenge an philosophischen Trivialitäten.

Biblische Texte sind anders. Biblische Texte sind keine aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, die wir einfach mal so als Richtigkeit von uns geben als Prediger. Biblische Texte sind von Gott inspirierte Texte, sie sind Gottes ewig gültiges Wort, spiegeln aber gleichzeitig auch Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen mit Gott wider: Sei es ein Gebet wie Psalm 23 oder die Begegnung des zweifelnden Thomas mit dem Auferstandenen.

Wir werden diesen Texten nicht gerecht, wenn wir sie nur mal so kurz erwähnen und weiter springen zum nächsten Gedanken. Ich bin mir sicher: Biblische Texte benötigen Zeit, um sich zu entfalten, um tief einzudringen in das Herz der Zuhörer, um aufgefangen zu werden. Dann muss man den Text eben nochmals lesen, anders betonen, Zwischenbemerkungen. Glückskekssprüche ziehe ich aus dem Keks, lese sie, lach mich schlapp oder schüttel den Kopf und schmeiße sie weg. Mit Gottes Wort will ich anders umgehen – und das braucht Zeit.

2 Wer will schon den Heiligen Geist limitieren?

Wer kam eigentlich als erstes auf die Idee, den Heiligen Geist limitieren zu wollen? Was, wenn der Heilige Geist an diesem Sonntagmorgen es lieben würde, dass der Prediger sich eine Stunde lange in den biblischen Text eingräbt und die größten Gold Nuggets rauszieht für sich und die Zuhörer, die er nur finden kann? Was, wenn er nach 15 Minuten vielleicht erst einmal die Erde weggeschaufelt hat und die Schatzkiste zum Vorschein gekommen ist?

„Cut. Pause. Nächste Woche geht’s weiter!“ Das wäre mal ein großartiger Cliffhanger.

Ich habe den Eindruck, dass wir durch Ablaufpläne, deutsche Pünktlichkeit (die ich generell sehr schätze), technische Rahmenbedingungen („Nein, bitte nicht hier lang laufen, das ist schlecht für’s Bild!“) und das anstehende Mittagessen („Um 12 wird gegessen – ob gekocht ist oder nicht!“) den Heiligen Geist mehr limitieren als wir sollten.

So lustig die Beispiele klingen mögen – darf ich dich mal was fragen? Ach, egal, ich mach’s einfach:

Wie oft hast du den Heiligen Geist schon gefragt, wie lange du predigen sollst oder wie lange es jetzt gut wäre, dass die Predigt geht?

Und wie oft hast du dich von Ablaufplänen, Mittagessen (oder weiteren Verabredungen am Sonntagmittag), Bühnensetting und deutscher „Ich halte mich aber sehr bewusst an die Zeiten“-Haltung bestimmen lassen?

Nein, sag’s mir nicht. Ich befürchte, dass die Antwort sehr ernüchternd wäre.

….und falls du willst: Frag das doch mal deinen Pastor! (Aber sag ihm nicht, dass ich dich geschickt habe.)

3 Gottesdienstbesucher sind besser als ihr Ruf

„Aber die Leute haben doch nur noch die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs!“

Echt? Warum gibt es dann YouTube-Videos & Podcasts, die teilweise noch viel länger sind – und nein, nicht alle werden häppchenweise angeschaut oder angehört.

Ich glaube, dass Gottesdienstbesucher weit besser sind als ihr Ruf. Ich glaube, dass Menschen auch heute noch locker mehr als 15-20 Minuten zuhören können, wenn es entsprechend präsentiert ist.

Klar – wenn ich so predige, als ob ich über das Paarungsverhalten des niederasiatischen Tiefseegrottenolms referiere, schläft mir die halbe Mannschaft schon nach fünf Minuten ein. Dann können auch 15 Minuten quälend lang werden. Glaub mir! (Auch wenn ich das mit den Olmen mal weiter verfolgen sollte.)

Aber wie um alles in der Welt kann jemand einschlafen oder sagen, dass es ihm zu lange geht, wenn vom Leben spendenden Wort Gottes in leidenschaftlicher, ja feuriger Weise gepredigt und nicht langweilig referiert wird?

Ich bin mir sehr sicher und ich weiß es aus (eigener) Erfahrung: Der homo praedicatio audiensis ist wesentlich aufnahmefähiger, als du glaubst. Denn einen Fehler dürfen wir nicht machen: So tun, als ob wir einfach mal irgendwelche Untersuchungen über das Hörverhalten eines Vortrags über eine Predigt legen. Denn ganz nach Heinrich Bullingers „praedicatio verbi dei est verbum dei“ („Die Predigt von Gottes Wort ist Gottes Wort“) gelten nun mal im Reich Gottes auch (!) andere Spielregeln als in der Welt.

Klar sollte man psychologische und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht außer Acht lassen. Deswegen sollte zu einer guten Predigt auch eine rhetorische Grundfertigkeit gehören. Und dennoch sprach Gott auch schon mal durch einen Esel (4. Mose 22) – also kann er es erst recht durch (lange) Predigten.

4 Leiten durch Predigen

Für mich ein ganz, ganz wichtiger Punkt! Und gleichzeitig ist er brandgefährlich.

Ich bin davon überzeugt, dass ein guter Pastor durch seinen Predigten auch leitet – wann hat er denn sonst „die gesamte Gemeinde im Haus“? Er legt also nicht nur Gottes Wort aus und spricht Wahrheit in das Leben und über das Leben der Zuhörer aus, sondern er leitet und führt die Gemeinde durch das, was er in der Predigt sagt, auch auf dem Weg, den er für den richtigen Weg hält.

Aber Vorsicht! Ganz schnell passiert es, dass Pastoren die Predigt missbrauchen, um nicht einen Bibeltext auszulegen, sondern nur ihre persönlichen Gedanken weiterzugeben nach dem Motto: „Ich trau mich nicht, das den Menschen persönlich zu sagen – also mache ich das in der Predigt. Das geht schneller und ist einfacher – denn dann muss ich nicht mit all denen reden, die ich eigentlich meine.“ No Go!

Leiten durch Predigen geschieht nicht erst bei der Predigt selbst, sondern viel, viel früher – nämlich dann, wenn die Predigtreihen geplant und vorbereitet werden. In diesem Prozess, wenn Predigtreihen konzipiert werden, ist eine der wichtigsten Fragen: „Was will Gott der Gemeinde durch diese Predigtreihe sagen?“ Und dazu gehört immer auch eine Art „Bestandsaufnahme“ über den geistlichen Zustand der Gemeinde.

Unter der Leitung des Heiligen Geistes entstehen dann Predigtreihen und die Themen der einzelnen Predigten. Übrigens ist das mit ein Grund dafür, dass eine Predigt niemals (hörst du? NIEMALS) am Samstag-Abend mal kurz „runtergeschrieben“ werden kann. Also klar, doch – du „kannst“ das machen, sicher. Aber ich bin zu 100% überzeugt, dass du Potenzial verschleuderst und es eine geistliche Verantwortungslosigkeit ist.

Und ja, ich kenne die Ausreden der Kollegenschaft auch: „Aber es war doch so viel los in der Woche!“ Hm. Ja. Genau. So wie bei mir auch und wie übrigens sehr wahrscheinlich auch bei deinem Hausarzt, bei dem du aber dennoch darauf bestehst, dass er gute Arbeit leistet. Und wie willst du dein homiletisches (die Predigt betreffend) Leitungsmandat als Pastor wahrnehmen, wenn deine Predigtvorbereitung nicht den Raum hat, die sie haben muss?

Predigen heißt, die Gemeinde geistlich zu leiten. Das geht nicht mit kurzen Predigten, da nicht die nötige Zeit da ist, um Gedanken zu entfalten.

5 Predigen ist ein geistliches Geschehen

Wann ist eine Predigt fertig? Nie!

Nach 20 Jahren „im Geschäft“ merke ich eines: Eine Predigt ist niemals fertig. Nicht einmal dann, wenn du sie beendet hast – denn sie soll ja weiterwirken in den Zuhörern. Und wie oft kommt es vor, dass ich sonntags teilweise Dinge predige, die ich in der Vorbereitung so nicht auf dem Schirm hatte. Natürlich nicht die „main topics“, aber doch immer wieder Teile einer Predigt.

Ich bin davon überzeugt: Wenn du ihm Raum lässt und offen dafür bist, wird der Heilige Geist auch in der Predigt noch handeln – und zwar nicht nur am Zuhörer, sondern auch an dem, der predigt – und damit die Predigt vom Manuskript (sofern man eines hat) nicht wegführen, aber doch das ein oder andere ergänzen.

Alleine deswegen kann und will ich die Predigt nicht unnötig kurz halten. Wer bin ich, dass ich dem Heiligen Geist vorschreiben dürfe, wie viel Zeit er bekommt? Und ja, ich weiß: Das gilt in beide Richtungen, was die Predigtlänge betrifft – und gleichzeitig kann der Heilige Geist in einer kurzen Predigt genauso wirken wie in einer langen Predigt – er ist souverän.

Mir geht’s drum (ähnlich wie oben schon anklingen lassen), dass wir den Heiligen Geist nicht in menschliche Raster einsperren. Predigen ist vielmehr als einfach nur ein paar nette Dinge zu sagen. In der Predigt wirkt (hoffentlich) der Heilige Geist. Wo in deinem Leben wirkt er denn sonst auch so „zackig“? Ich vermute mal, dass das eher selten der Fall ist.

Ein geistliches Geschehen muss geschehen, sich ereignen, sich anbahnen und vollendet werden. Wie gesagt: Der Heilige Geist bleibt souverän und ob kurz oder lang – das ist ihm egal und für ihn nicht entscheidend. Ich will ihn ja auch nicht anderweitig limitieren und sagen, er könne „nur“ in langen Predigten wirken. Nein. Sicher nicht.

Und doch bin ich überzeugt davon, dass Predigt mehr sein muss wie eine „One-Click-Bestellung“ bei Amazon – auch wenn wir in unserer schnelllebigen Zeit das gerne so hätten. Gott ist anders! Immerhin hält er es auch schon einige tausend Jahre mit dem Menschen aus.

So viel für’s Erste. Ich habe vieles einfach nur kurz angerissen, skizziert und erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Einige Gedanken mögen dich inspirieren – das würde ich freuen. Und – du darfst gerne der Meinung sein, dass auch kurze Predigten gut sind, keine Frage. Am Ende ist immer noch der Inhalt entscheidend. Denn gemessen daran, sind manche 15-Minuten-Predigten schon 15 Minuten zu lang – und manch lange Predigten von 45 Minuten eine unnötig verspielte Fußball-Halbzeit.


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#70 Ist Gott allmächtig?

 Warum diese Frage matchentscheidend ist

„Kann Gott einen Stein erschaffen, den er selbst nicht hoch heben kann?“ Keine Sorge: Es geht im Podcast viel tiefer als um solch dümmliche Fragen.

Die Allmacht Gottes ist kein „nice to have“. Wenn wir Gott nicht allmächtig denken, können wir unseren Glauben einpacken. Warum? Das erfährst du in dieser Folge.

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#69 Wie gehe ich mit Leid um?

 Wir lösen diese Frage….vielleicht

Seit es den Menschen gibt, treibt ihn die Frage nach dem Leid um.
Wieso gibt es Leid?
Wie gehe ich mit Leid um?
Gibt es verschiedene Stärken von Leid?
Wieso lässt Gott Leid überhaupt zu?

Ich habe in dieser Folge einen alten Bekannten zu Gast, den du schon kennst, wenn du meinem Podcast folgst:
Dave Krohn vom „Apologetik Projekt“ besticht nicht nur mit seinem Humor, sondern vor allem mit der Tiefe in seinen Aussagen. Also hör‘ unbedingt rein. Jetzt gleich!

Du findest Dave auf Instagram hier: www.instagram.com/gnadenbote

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Ich habe Facebook gelöscht

Das klingt schon fast wie so ein schlechtes True Crime-Geständnis.

Natürlich habe ich nicht Facebook, sondern nur meinen Facebook-Account gelöscht. Aber das hat irgendwie keine coole Headline ergeben.

16 Jahre war ich Teil der Facebook-Community und habe mich nun dazu entschieden, meinen Account zu löschen. Nicht zu deaktivieren, nicht zu pausieren – nein, komplett zu löschen.

Warum ich das getan habe und warum ich darüber einen Blogbeitrag schreibe – darum geht’s jetzt. Lies weiter! (Meine Güte, das ist ja voll der Clickbait-Modus hier).

Zu viel vom Falschen

Was ich in den letzten Monaten und Jahren immer mehr gemerkt habe: Sachliche Diskussionen sind die absolute Seltenheit auf Facebook. Sarkasmus, Zynismus und Unsachlichkeit mit ganz vielen „ad hominem“-Argumenten (also Scheinargumente, die sich gegen die Person richten, aber nicht an der Sache sich orientieren) machen eine vernünftige Diskussion schlichtweg unmöglich.

Was sich in der Gesellschaft abzeichnet, bildet sich natürlich auch online ab: Es gibt nur noch „schwarz/weiß“ – aber kaum mehr Zwischentöne oder Grautöne. Die Fronten sind bei manchen Menschen so verhärtet, dass eine menschlich-sachliche Diskussion oder Gespräch einfach nicht möglich sind. „Meinungsfreiheit ja – solange es meine Meinung ist“ – so könnte man viele Scheindiskussionen betiteln.

Immer wieder habe ich das Angebot gemacht, dass ich mit meinen „Gesprächspartnern“ auch in ein ganz persönliches Gespräch gerne treten würde – und wenn’s an der Entfernung scheitert, dann halt per Videocall. Ist ja heutzutage auch nichts Verrücktes mehr. Aber – was soll ich sagen? Entweder wurde „nach reiflicher Überlegung“ abgelehnt oder Konversationen verliefen im Sand – in der Jugendsprache: Ich wurde geghostet.

Ehrliche Auseinandersetzung, ein ehrliches Ringen um die Wahrheit, ein Anhören der Argumente des anderen – ach wäre das schön. Findet aber kaum mehr statt.

Zudem habe ich gemerkt, dass ich zu viel Herzblut und manchmal auch zu viel Zeit in diesen „Diskussionen“ verbrachte. Und das Bittere ist ja, da bin ich sehr ehrlich: Gebracht haben sie meistens nichts. Zumindest nicht bei meinem Gegenüber gemessen an dessen Reaktionen – ich selbst habe mich immer wieder hinterfragt und andere Argumente (wenn sie denn sachlich waren) mir zu Herzen genommen.

Ich mach dir ein halbwegs konkretes Beispiel: In den letzten Monaten habe ich mich stark dafür eingesetzt, dass Menschen ihr Urteil über den Israel-Gaza-Krieg nicht nur aus den Öffentlich-Rechtlichen Medien beziehen, da diese wirklich nicht objektiv berichten. Ich habe oftmals mit einer Eselsgeduld immer und immer wieder versucht, mit Fakten (die es ja gibt, man muss sie nur sehen und darüber berichten) darzulegen, was ist (und nicht: was sein soll, was sein könnte, was schön wäre, wenn es wäre usw.) Wenn dann aber sogar hoch gebildete (bis hin zu Professoren) Personen abstreiten, dass diese Fakten wahr sein könnten, weil sie nämlich nicht aus einer von ihnen selbst autorisierten und für wahrhaftig empfundenen Quelle kommen (kein Scherz!) – was willst du dann noch machen?

Wenn dann auch noch viele, die gerade in der Zeit der Corona-Pandemie zurecht so sehr darauf pochten, ja keinen Verschwörungstheorien aufzusitzen, aber im Blick auf Israel scheinbar alles glauben, was so durch die Medien geistert – da habe ich mich dann schon gefragt, in welchem Film ich eigentlich bin. Wenn ich schon (was ja richtig ist!) gesunde und hohe Maßstäbe an Journalismus und Berichterstattung habe, dann muss das immer gelten – und eben nicht nur dann, wenn es meiner Meinung entspricht – oder frei nach dem Motto: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein!

Kurzum: Es war ein Kampf gegen Windmühlen.

Was also sollte ich noch dort?

Zu wenig vom Echten

So hat es sich angefühlt.

Zu wenig vom echten Leben, von echtem Austausch, von echtem Interesse, von echter Suche und echtem Ringen nach Antworten. Also habe ich in den letzten Wochen immer wieder den Gedanken gehabt, meinen Account auf Facebook zu löschen und die neue Freiheit zu genießen.

Zudem merkte ich: Ich bin manchen Impulsen nachgegangen (in der Form, dass ich dann eben doch die ein oder andere Diskussion geführt habe, die ich eigentlich gar nicht führen wollte, da von vornherein wenig Aussicht auf Sachlichkeit bestand) aber nicht meiner Berufung. Und das traf mich dann doch stärker, als ich dachte und ich fragte mich:

David, was willst du tun? Einfach irgendwelchen Impulsen nachgehen oder deine Bestimmung leben? Willst du wirklich weiterhin so viel Zeit und Ressourcen verschwenden (leider muss ich es so drastisch sagen) – anstatt das echte Leben zu leben?

Ja, ich weiß, dass ich viele Menschen erreicht habe. Einige haben mir das auch geschrieben, wie schade sie es finden, dass ich nun von Facebook gehe. Ja, ich habe auch einen Unterschied gemacht und ja, ich bin generell so getaktet, dass ich mich nicht scheue, meine Meinung zu sagen – auch wenn sie manchen nicht passt.

Als ich meiner Frau davon erzählte, war sie natürlich begeistert – meinte aber sinngemäß: „Wirst du auf dein Alter hin noch weise?“ Danke auch. Aber ja – vielleicht!? Wer weiß!? Vielleicht werde ich das ja noch.

Und doch will ich Facebook nicht per se schlecht machen und es muss auch niemand ein schlechtes Gefühl haben, auf Facebook Diskussionen zu führen. Wenn du denkst, dass es das ist, was du mit deiner Zeit und deinen dir von Gott geschenkten Ressourcen tun sollst, dann tu es! Unbedingt!

Aber wenn nicht – dann….ja was dann?

Warum schreibe ich das überhaupt?

Weil ich dich zum Nachdenken anregen möchte.

Gibt es bei dir auch Dinge, von denen du eigentlich weißt, dass sie nicht gut sind?

Gewohnheiten, die „zu wenig vom Echten“ bieten? Das muss gar nicht digital sein – das geht auch im Analogen.

Lebst du manchmal auch zu sehr irgendwelche Impulse und nicht deine Berufung?

Ich habe immer gesagt, dass ich ein Leben lang Lernender bleiben möchte. Und wenn ich Dinge erkenne, die mir nicht gut tun, dann will ich den Mut haben, sie zu lassen.

Unser Coaching-Ehepaar hat uns schon mega viel Gutes mit auf den Weg gegeben. Eine Aussage passt hier ganz gut. Es ging ein bisschen darum, wie man – im Gemeindekontext – erkennt, was dran ist und was nicht; wann’s zu viel ist und wann es passt.

Und diese Aussage lautet: „Nicht jede Not ist auch ein Auftrag!“

Das hatte gesessen, denn als Christ hat man manchmal ja auch so das Helfersyndrom. Wenn man dann – so wie ich – gerne auch noch Dinge bewegt und mit dem Status Quo eigentlich nie zufrieden ist, muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann mal denkt: „Könnte es vielleicht sein, dass ich zu viel mache?“ (Antwort: Ja!)

Und genau diese Aussage gebe ich dir auch mal mit: „Nicht jede Not ist ein Auftrag (für dich)!“ Wo reagierst du eher auf Impulse oder lebst reflexhaft anstatt dass du agierst – und zwar in deiner Berufung?

Denk mal darüber nach!

…und wenn du dich bei Facebook abmelden möchtest, dann tu’s. Aber eigentlich geht’s gar nicht um Facebook, sondern darum, das zu leben, was Gott (und nicht du selbst) dir auf’s Herz legt – denn das ist niemals ein Kampf gegen Windmühlen.


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#68 Corona und Kirche: Alles wieder gut?

 Was wir lernen und anders machen sollten

Fünf Jahre ist es her, da hat eine Pandemie die ganze Welt in Atem gehalten. Begann alles noch recht harmlos, gab es schon bald restriktive Eingriffe in die Grundrechte der Menschen – und die Kirche war mittendrin dabei. Mal aktiv, mal passiv.

Ist eigentlich alles aufgearbeitet und können wir einfach so weitermachen?
Oder sind Dinge eher unter den Teppich gekehrt worden in der Hoffnung, dass niemand mehr das Fass aufmacht?

Ich bin überzeugt: Wir müssen darüber reden!

Einige Links, die ich in der Folge anspreche:

Der Podcast „Church & Coffee“ auf Spotify

… und auf Apple Podcasts

Die Rezension zum Buch „Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“ findest du hier auf meinem Blog:
www.david-brunner.de/angst-glaube-zivilcourage/

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Angst, Glaube, Zivilcourage

Wie viele Finger kann man eigentlich in eine Wunde legen?

Wie sehr kann man den Nagel auf den Kopf treffen?

Wie viel unbequeme Wahrheit passt zwischen zwei Buchdeckel?

Willkommen in der Welt von „Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“. Ein Buch mit Vorgeschichte, die nicht unerwähnt bleiben darf.

Depublikation der Erst-Version

Im Jahr 2023 wurde das Buch unter dem Titel „Angst, Politik, Zivilcourage. Rückschau auf die Corona-Krise“ in der Evangelischen Verlagsanstalt (EVA) publiziert und nur wenige Monate danach wieder depubliziert, also vom Markt genommen. In der Geschichte der EVA ein einmaliger Vorgang. Grund dafür war ein Beitrag von Heimo Schwilk, der „demokratiefeindliche und antisemitische“ Narrative bedient haben solle laut Deutschlandfunk. Verifizieren konnte ich diesen Vorwurf nicht, da dieser Beitrag sich in der komplett überarbeiteten Fassung des vorliegenden „neuen“ Buches nicht mehr wiederfindet.

Insofern erachte ich es durchaus als ein mutiges Vorgehen des R.Brockhaus-Verlages, dem überarbeiteten Buch eine zweite Chance zu geben. Und ich nehme es vorweg: Das war die richtige Entscheidung. Die Beiträge in „Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“ sind in unterschiedlicher Intensität sicherlich nicht das, was man als „journalistischen Mainstream“ zur Corona-Zeit benennen könnte.

Und natürlich sind in solch einem Sammelband verschiedener Beiträge nicht alle von gleicher Qualität und hier und da blitzt an manchen Stellen für mich zu viel Polemik durch. Aber – und das ist sicherlich auch subjektiv – der mit Abstand größte Teil des Buches ist sachlich und der Aufarbeitung der Corona-Zeit dienlich.

Unterschiedliche Perspektiven zur Corona-Aufarbeitung

Zu Wort kommen verschiedene Autoren, die aus verschiedenen Perspektiven die „Corona-Zeit“ beleuchten. Dies geschieht aus medizinischer, psychologischer, soziologischer und geistlich-theologischer Sicht. Zu den Autoren gehören unter anderem mit Christiane Lieberknecht, Kristina Schröder (ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Merkel II) und Alexander Kissler (NZZ, Nius) Personen, die dem (gesellschafts-)politisch konservativen Lager angehören.

Im ersten Teil des Buches spielt Angst eine sehr zentrale Rolle. Unbestreitbar ist, dass viele Entscheidungen von Politikern aber auch viele Handlungen des „ganz normalen Bürgers“ in dieser Zeit von großer Angst und Unsicherheit getrieben waren.

So schreibt Sebastian Kleinschmidt bezeichnenderweise:

Angst lehrt beten. Auch diejenigen, die noch nie gebetet haben. Und nicht nur das. Beten ist auch ein wirksames Mittel gegen sie. Die Angst drückt von außen nach innen, das Gebet löst von innen nach außen.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.37

Im Verlauf des Buches und in verschiedenen Beiträgen wird die Rolle des Staates und der Medien unter dem Aspekt der Auswirkungen ihrer Handlungen auf die Bevölkerung genauer bewertet. Es mag nicht jedem passen, aber ich finde es vollkommen zutreffend, was André Kruschke schreibt:

In der Corona-Politik verstärkte sich der bereits vorher deutlich wahrnehmbare Trend, wonach sich Medien nicht mehr in der Rolle sahen, die Regierenden, sondern die Regierten zu kontrollieren – ein Verhalten, das seitdem bei vielen anderen Themen Anwendung findet.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.66

Kristina Schröder fragt deshalb vollkommen zurecht:

Wie konnten wir Menschen solche Dinge antun? Was war das für ein unbarmherziger Rigorismus, der sich plötzlich in unserem Land breitmachte? Warum standen nur so wenige auf und sagten laut und vernehmlich: „Stopp! Das darf man nicht, völlig egal, ob es einen epidemiologischen Nutzen bringt oder nicht. Weil es den Wesensgehalt von Grundrechten, wahrscheinlich sogar die Würde des Menschen verletzt und weil der Zweck niemals die Mittel heiligt!“?Angst, Glaube, Zivilcourage, S.106

Des weiteren betrachtet sie als ehemalige „Familienministerin“ natürlich auch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen im Blick auf Kinder und Jugendliche und kommt zu dem Schluss:

Kinder und Jugendliche wurden in Deutschland in der Pandemie benutzt. In der Hoffnung, dass andere Teile der Gesellschaft davon einen Nutzen haben, wurden ihnen drastische Dinge angetan. Und da das Virus für sie weitgehend ungefährlich war, hatten sie praktisch keinen Nutzen von den Maßnahmen, aber beträchtlichen Schaden.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.108

Das sind starke Worte. Das ist eine treffende Analyse der Umstände und Zustände in einer der wohl herausforderndsten Zeiten unserer Zivilgesellschaft.

Und die Kirche?

Die Frage nach der Bewertung kirchlichen Handelns ist für mich als Pfarrer der evangelischen Kirche natürlich von besonders großem Interesse gewesen bei der Lektüre des Buches. Im Zeichen des kritischen Gesamt-Duktus des Buches kommt die Kirche (leider) auch nicht besonders gut weg, wobei ich die Vorwürfe und kirchenkritischen Anmerkungen sehr gut nachvollziehen kann.

Prof. Dr. theol. Dorothea Wendebourg schreibt schonungslos:

Haben die Kirchen vielleicht deshalb nicht um Gottesdienst und Seelsorge gekämpft, weil sie ihrer eigenen Arznei nicht mehr viel zutrauen? Das wäre freilich ein Defizit, das weit schwerer wöge als mangelnde Relevanz für ein gesellschaftliches System. Es wäre die Irrelevanz in sich selbst.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.265

Als Frage formuliert kommt hier dennoch ein starker Vorwurf an die Kirchen(leitungen) zum Vorschein hinsichtlich ihres Kernauftrages, nämlich christlicher Gemeinschaft in Form von Seelsorge und Gottesdienst auch dann eine Gestalt zu verleihen, wenn es die äußeren Umstände erschweren. Er trifft einen wunden Punkt, denn viele Pfarrerinnen und Pfarrer (ich nehme mich hier nicht aus, wenn ich mein eigenes Handeln in der Corona-Zeit selbstkritisch hinterfrage) haben leichtfertig nachgegeben, als keinen Gottesdienste gefeiert werden durften.

In seinem ausführlichen Beitrag „Angst, Glaube, Zivilcourage. Was kennzeichnet die messianische Berufung der Kirchen in Panik und Pandemie?“ beleuchtet Pfarrer Dr. Wichard von Heyden unter anderem das kirchlichen Auftreten in der Öffentlichkeit und konstatiert:

Die Spaltung der Gesellschaft in Freund und Feind hätte die Kirche nie hinnehmen dürfen. Nie hätte sie Angst und Panik als Movens der öffentlichen Kommunikation dulden dürfen. Nie hätte die Kirche den autoritären Anspruch von Politikern und vorgeschickten Wissenschaftlern akzeptieren dürfen, alle Regeln und alles „Normal“ neu zu definieren und dabei Menschen “mit und ohne Corona“ im Stich zu lassen. Die außerordentliche Dramatik ist nicht wegzuwischen: Eine ganze Bevölkerung wurde traumatisiert.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.272

Aber er schaut nicht nur zurück und lamentiert über das seiner Meinung nach Versagen der Kirche, sondern hält einen Ausblick und stellt meiner Meinung nach auch eine vollkommen richtige Forderung an Kirchenleitungen:

Wenn wir als Kirche wieder Vertrauensanker werden möchten, müssen wir unser eigenes Versagen aufklären: Es geht dabei auch um Umkehr und die Bitte um Entschuldigung. Wir müssen offen miteinander reden, wieder auf diejenigen zugehen, die wir beispielsweise mit 2G aus der Gemeinschaft von Wort und Sakrament hinausgetrieben haben.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.277

Im Blick auf Kirche ist der Ruf nach einer Aufarbeitung der Geschehnisse in der Corona-Zeit auch deswegen wichtig, weil wir viel Vertrauen verspielt haben und dieses nur zurückgewinnen können, wenn wir offen und ehrlich uns dem eigenen Fehlverhalten stellen, Entschuldigungen aussprechen und aus diesem Verhalten lernen. Denn: Fehler macht jeder. Das ist nicht die Frage. Diese ist aber: Lernen wir aus diesen Fehlern und machen es zukünftig besser?

Fazit

„Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“ ist kein neutrales Buch, das alle Für und Wider abwägt. Es geht in eine deutliche Richtung – und das ist gut so. Denn auf diese Weise trägt das Buch einen wichtigen Anteil an einem Diskurs, der längst überfällig ist – oder wie Alexander Kissler es zu Beginn des Buches formuliert:

Angst macht unfrei, die Wahrheit macht frei. Sie lässt sich an erprobter Stelle finden und anwenden: im rückhaltlos offenen Streit.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.25

Genau dieser offene Streit scheint unserer Gesellschaft abhanden gekommen zu sein in Zeiten von Cancel-Culture und Kontaktschuld. Wer nicht einem medialen Mainstream das Wort redet, wird schnell abgetan als Spalter und Schwurbler. Zudem scheint weniger wichtig, was gesagt wird als viel mehr, von wem es gesagt wird. Das ist demokratifeindlich und am Ende auch glaubensfeindlich, weil es in Unfreiheit und Gefangenschaft führt.

Frauke Rostalski bringt es auf den Punkt, wenn sie schreibt:

Wir leben heute in den Gräben der Pandemie. Viele fühlen sich nach wie vor ungerecht behandelt und befürchten, dass es ihnen künftig ähnlich ergehen könnte. Der öffentliche Diskurs ist im Mark erschüttert. Anstatt im Gespräch ins Miteinander zu finden, werden mehr und mehr Mauern gebaut, hinter denen sich bloß noch jene unterhalten, die ohnehin ein und derselben Meinung sind. Dies hat Folgen für andere wichtige Debatten, die in unserer Gesellschaft geführt werden sollten. Die Verschlechterung von Diskursen setzt sich ungehindert fort, selbst da, wo es gar nicht mehr um die Pandemie geht – als hätte die Gesellschaft die gemeinsame Sprache verlernt.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.208

In diesem Sinne ist das vorliegende Buch ein wichtiger und wertvoller Beitrag für einen offenen Diskurs, weil er eben gerade Dinge anspricht, die manchen nicht gefallen werden. Aber es bringt nichts, die Dinge „hinterm Berg zu halten“, wenn man doch genau weiß, dass Fehler geschehen sind.

Wer lieber in seiner Echokammer und Bubble bleiben möchte und keine andere Meinung zulassen will, sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn es könnte sein Denken verändern. Wer bereit ist für einen offenen Diskurs und wer Interesse daran hat, dass unsere Gesellschaft wieder ein Gemeinwesen wird, in dem man offen und ehrlich seine Meinung sagen darf und dem Gegenüber das Gleiche zugesteht, um dann in einen leidenschaftlichen Diskurs (oder eben „Streit“, wie Kissler es nennt) zu treten, dem empfehle ich dieses Buch sehr.

Dr. Thomas A. Seidel, Dr. Sebastian Kleinschmidt (Hrsg.): Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise

ISBN: 9783417020694

Seiten: 288

Preis: 25,00 Euro

Verlag: R.Brockhaus (www.scm-shop.de/angst-glaube-zivilcourage.html)


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Charlie Kirk – oder: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein

Es war eine bewusste Entscheidung: Ich äußere mich (erst einmal) nicht zum Tod von Charlie Kirk. Denn es war klar: Was du sagst, kann nur falsch verstanden werden – egal von wem. Also – warum in ein Wespennest treten, wenn es auch anderweitig genug Fettnäpfchen gibt, immerhin habe ich genug Trolle um mich herum, wenn ich etwas zu Israel schreibe.

Was ich dann in den letzten Tagen im Netz so alles lesen musste, hat mich oftmals wirklich nur mit allergrößter Disziplin und Kraftanstrengung still bleiben lassen. Manchmal hätte ich mir so einen „Funpunch Rage Bag“ gewünscht (wenn du nicht weißt, was das ist, schau mal hier nach).

Am 10. September wurde Charlie Kirk ermordet.

Lies mal diesen Satz und stell dir vor, du wüsstest nicht, wer Charlie Kirk ist. Dann denkst du Dinge wie „Tragisch!“ oder „Schlimm!“ oder „Der Arme!“ oder „Wie alt war er wohl?“ oder „Wer ist der Täter?“ oder „Warum?“. Das wären ganz normale Reaktionen.

Nun ist es aber so, dass in den deutschsprachigen Medien nicht einfach nur zu lesen war, dass ein Mann ermordet wurde.

Da kamen dann Aussagen und Attribute hinzu wie:

Und dann sind da noch die Beiträge und Posts in den sozialen Medien sowie Videos auf YouTube, wobei ich mir sehr sicher bin, dass die meisten Erzeuger dieser teilweise an Lügenbeiträgen grenzenden Erzeugnisse sich nicht die Mühe gemacht haben, sich wirklich mit Charlie Kirk auseinanderzusetzen und seine Videos anzuschauen. Vielmehr wird einfach nur weiter tradiert und unreflektiert übernommen, was manche Medien schon berichten. „Wird schon stimmen“ – und zack. Geteilt. Gepostet. Gehated.

Mein heiliger Zorn erklomm himmlische Gipfel, als ich das dann auch von christlichen Theologen, Leitern und Pastoren zu lesen bekam: Einfach nur wiedergeben, was andere von sich geben und sich dann progressiv nennen. Reaktionär und einfallslos – das wäre noch die euphemistischste Bezeichnung für solche Beiträge.

Genauso schlecht wurde mir aber auch dann, als ich aus der stramm-frommen Ecke zu lesen, hören und sehen bekam, welch großer Märtyrer Charlie Kirk nun sei (das wäre ja noch ok), dass durch ihn die Erweckung ausbreche (und ich dummer Landpfarrer dachte immer, dass das eine Sache des Heiligen Geistes und nicht eines 31jährigen US-Amerikaners wäre) und von manchem sogar messiasähnlich dargestellt wurde (was dann ja schon Götzendienst ist, aber man ist bei der Auswahl der Gebote, an die man sich halten mag, einfach selektiv).

Und natürlich nehme ich vielen theologisch links-woken-progressiven Influencern ihre Trauer um Charlie Kirk nicht ab. Denn meistens bezogen sich ca. 5-10% der Beiträge (sei es in Textform oder in mal mehr oder weniger schönen Grafiken) auf seine Ermordung und die Konstatierung, dass eine Ermordung immer schlimm sei (das sind ja wirklich schon bahnbrechende Erkenntnisse), um dann in den restlichen 90-95% des Beitrages darzustellen, warum auf Kirk die oben genannten negativen Beschreibungen doch zuträfen, was nun gefährlich werden könne in den USA und wieso konservativ gleich rechts gleich radikal gleich schlimm sei.

Es ist vollkommen legitim und für eine Gesellschaft nur absolut gut und wichtig, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, dass diese auch geäußert werden und dass darüber diskutiert wird.

Aber wieso muss man dafür einen ermordeten Menschen instrumentalisieren? Auch noch einen, der genau dafür ermordet wurde, dass er sich der öffentlichen Debatte stellte? Wieso werden die Gräben jetzt eigentlich noch tiefer, zumindest in meiner kleinen, bescheidenen Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit?

Wieso nicht einfach miteinander diskutieren? Und zwar diejenigen, die unterschiedliche Meinungen haben? Denn das Irriwtzige der sozialen Medien ist auch im Blick auf die Instrumentalisierung von Charlie Kirks Tod geschehen: Jeder hat eine Menge Likes und wohlwollender Kommentare bekommen – von seiner Bubble.

Also die theologisch progressiv-liberal Denkenden haben von den theologisch progressiv-liberal Denkenden Likes bekommen und die theologisch konservativ Denkenden haben von den theologisch konservativ Denkenden Likes bekommen. Wow! Das ist….das ist…nichts wert.

Wie sagte Jesus:

Wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben, was ist daran Besonderes? Das tun sogar die bestechlichen Steuereintreiber. Wenn ihr nur zu euren Freunden freundlich seid, wodurch unterscheidet ihr euch dann von den anderen Menschen? Das tun sogar die, die Gott nicht kennen.Matthäus 5,46-47

Also machen wir es doch mal konkret und praktisch: Wenn das hier jemand von den theologisch progressiv-liberal Denkenden liest, lade ich dich ein, dass wir uns in meinem Podcast „Einfach glauben“ (gibt’s überall: zum Beispiel bei Spotify, Apple Podcasts oder hier auf dem Blog) in einer Folge darüber unterhalten, ob Charlie Kirk nun ein gefährlicher Mensch war oder auch darüber, wie gefährlich die radikale Linke ist oder über die Entwicklung der Rezepte für Speiseeis im Alten Testament. Ein mögliches Thema wäre auch die Linksradikalisierung unser Öffentlich-Rechtlichen Medien oder die einseitige Darstellung Israels. Oder einfach die Frage, wieso ausgerechnet Kürbis im Alten Testament als „Gift“ bezeichnet wird. Ich bin da noch nicht festgelegt, wie das Gesprächsthema genau lauten soll.

Aber bei einem bin ich mir sicher: Ich möchte reden. Ohne Skript. Ergebnisoffen. Einfach reden.

Denn ich glaube, dass das ein Vermächtnis von Charlie Kirk ist:

Redet miteinander, nicht übereinander!

Das hat er uns auch heute noch zu sagen.

„Prove me wrong!“ war das Motto von Charlie Kirk bei seinen öffentlich ausgetragenen Debatten. Also so viel wie „Fordere mich heraus!“ oder „Beweise mir das Gegenteil!“

Dieses Format hat er übrigens immer und immer wieder verwendet, um zu seinem christlichen Glauben zu stehen, um die Glaubwürdigkeit der Bibel und die Zuverlässigkeit des Glaubens an Jesus und die damit verbundene Hoffnung auf das ewige Leben zu bezeugen und um seine Zuhörerschaft aufzufordern, an Jesus Christus zu glauben. Dafür bin ich ihm unglaublich dankbar.

Das ist übrigens die Hauptsache für Christen: Dass die Hauptsache, die Hauptsache bleibt. Und das ist immer nur Jesus. Keine anderen Randthemen. Gleichzeitig müssen wir uns daran gewöhnen, dass Apologetik, also die „Verteidigung des christlichen Glaubens“, immer wichtiger werden wird, da immer mehr Angriffe kommen werden. Und auch deswegen ist es doch so, so, so wichtig, dass man miteinander redet, anstatt sich gegenseitig zu verdammen.

Ich will hier gar nicht einsteigen in eine Diskussion, welche Aussagen von Charlie Kirk nun gut, schlecht oder desaströs werden. Ich will nur noch einmal Jesus zitieren und sagen: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“ (Johannes 8,7)


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.

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