Manchmal bewirkt ein Blick in die andere Realität Wunder, denn das Leben kann ja manchmal schon gemein sein. Wir sehen, was vor Augen ist. Wir sehen, was uns diese Realität bietet. Wir sehen – wenn wir es denn sehen – das, was uns tagtäglich so umgibt. Aber das ist nicht alles. Um nicht zu sagen: Das ist nur ein kleiner Teil. Ein Bruchteil. Das Unwesentliche.
Es gibt mehr. Viel mehr.
Und manchmal, da treibt uns die Sehnsucht, dieses „Mehr“ sehen zu wollen. Erfahren zu wollen. Schmecken zu wollen. Dadurch verändert zu werden. Neu begeistert und mit Feuer entfacht zu werden.
Sehnsucht nach mehr
Falls du sagst „Ja, das kenne ich!“, sage ich nur: Herzlichen Glückwunsch. Du tust nichts anderes als der Sehnsucht nachzugehen, die in jedem Menschen angelegt ist.
„Gott hat die Sehnsucht nach dem Ewigen in das Herz des Menschen gelegt.“
(Prediger 3,11)
Anders gesagt: Solltest du diese Sehnsucht zumindest nicht ab und an verspüren, dann wäre es ganz gut, einen Moment innezuhalten und dich zu fragen, warum das so ist.
Gott hat uns Menschen zu weit mehr erschaffen als für Arbeit, Sport und Spiel. Wobei das ja auch schon ganz nette Dinge sind. Er hat uns dazu erschaffen, ihn zu erfahren, ihn zu erleben, ihm zu begegnen, verändert zu werden durch seine Gnade in seiner Gegenwart.
Ich finde es eine ungemein befreiende Botschaft: Du musst nicht so bleiben, wie du bist. (Sorry hiermit an das Unternehmen, das mit seiner Butter einen ziemlich entgegenlaufenden Slogan vertritt.) Und ich würde sogar noch einen drauf setzen: Wenn wir uns Gott immer und immer wieder aussetzen, seine Nähe suchen und ihn an uns arbeiten lassen, dann sage ich: Du wirst nicht so bleiben, wie du bist. Du wirst verändert werden. Du wirst zwar der gleiche Mensch bleiben – aber doch ein ganz anderer.
Der Ort der Anbetung
Viele erleben das im Lobpreis. Also an dem Ort, an dem wir uns ganz auf Gott ausrichten, uns bewusst machen, wer er ist – und wer wir (nicht) sind. Der Ort, an dem wir Gott einfach anbeten. Staunend, dankbar, erfüllt. Ihm Lieder singen.
„Eines aber habe ich vom HERRN erbeten, das ist mein tiefster Wunsch: alle Tage meines Lebens im Haus des HERRN zu wohnen, um die Freundlichkeit des HERRN zu sehen und dort über ihn nachzudenken – dort in seinem Heiligtum.“ (Psalm 27,4)
Natürlich ist dieses Wort ursprünglich im Blick auf den Tempel, das Heiligtum schlechthin, geschrieben worden. Aber Gott wohnt nicht in Gemäuern. Gott wohnt dort, wo wir ihn anbeten.
“Du bist doch heilig, du wohnst dort, wo dein Volk Israel dir Loblieder singt.”
(Psalm 22,4)
Das ist ein richtig starkes Bild. Erst einmal auf das Volk Israel bezogen. Keine Frage. Da ich aber glaube, dass Gottes Wesen sich nicht ändert, wohnt er auch dort, wo wir ihm heute Loblieder singen.
Wenn wir Gott anbeten und zu seiner Ehre Lieder singen, dann ist das mehr als nur Musik. Dann ist das Sein und Bleiben in der Gegenwart deines Schöpfers, dessen Liebesstrom niemals versiegt. Das meine ich mit “wohnen” – es ist ja ein geflügeltes Wort in der frommdeutschen Szene – “Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes” (auf die unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten von Psalm 22,4 will ich hier aber nicht eingehen). Aber es ist doch so: Wenn wir Gott in seiner Gegenwart suchen, dann wird er sich auch zu uns nahen.
“Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein.” (Jakobus 4,8)
Der ewige Lobpreis
Und wenn wir so in dieser heilenden und heilsamen Gegenwart sind, dann sind wir das niemals alleine – selbst wenn wir nur für uns Gott anbeten – im stillen Kämmerlein sozusagen. Wir sind eingereiht in den himmlischen Lobpreis, der jetzt vor Gottes Thron schon Tag für Tag die himmlischen Sphären erfüllt.
Und jetzt einfach einmal Ausatmen. Dich mit hinein nehmen lassen in diesen himmlischen Lobpreis. Weit entfernt von vielem, was du hier auf Erden an Lobpreis erfahren hast. Eintauchen in den jetzt gerade in diesem Moment vor dem Thron Gottes stattfindenden Lobpreis:
Und sooft sie dem Ehre erweisen, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, sooft sie ihn rühmen und ihm ihren Dank bringen, werfen sich auch die vierundzwanzig Ältesten vor ihm nieder und beten ihn an – ihn, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt. Sie legen ihre Kronen vor seinem Thron nieder und rufen: “Würdig bist du, Herr, unser Gott, Ruhm und Ehre zu empfangen und für deine Macht gepriesen zu werden! Denn du bist der Schöpfer aller Dinge; nach deinem Willen wurde alles ins Dasein gerufen und erschaffen.“ (Offenbarung 4, 9-11)
Wir machen uns eins mit den Engeln und Heerscharen, die vor Gottes Thron anbeten und uns eine ungemein schöne Sache voraushaben: Sie sehen Gott schon von Angesicht zu Angesicht. Wir bekommen einen Blick in diese Realität, ein Ahnen, ein Erfülltsein, ein von Gottes Geist an diesen Ort Emporgehobenwerden. Vielleicht klingt es für dich ein wenig verrückt – aber ich glaube, dass Gott uns immer wieder gerne einen kleinen Einblick in das gibt, was jeden erwartet, der Jesus vertraut.
Genz ehrlich: Ich habe kein Interesse daran, den christlichen Glauben einfach so als ein Weltverbesserungskonzept zu verstehen. Oder – um es mit Worten von Jan Fleischhauer vom SPIEGEL zu sagen: “Greenpeace mit Handauflegen”. Ebenso wenig geht es mir darum, eine gewisse Lehre des Christentums zu verbreiten oder die Bibel als ein rein literarisches Werk zu untersuchen.
Ich habe erlebt und erfahren, dass an diesem Gott weit mehr dran ist, als wir ihm das andichten wollen. Und dann ist ihm nichts unmöglich. Und immer wieder lässt er uns durch seinen Geist Dinge erleben, erfahren und sehen, die nach menschlichem Ermessen nicht möglich sind – aber dennoch geschehen. Uns reinholen in seine Gegenwart, in seine Realität.
Wenn dem so ist, dann sollten wir eines tun: Laufen. Rennen. Eilen. Zum Gnadenthron. Dem Ort, an dem wir Vergebung und Heilung für unser Leben hier und in der nächsten Realität empfangen. Hin zu dem Thron, auf dem kein irdischer Despot sitzt sondern der, von dem für unser Leben alles ausgeht, was wir benötigen.
Wir wollen also voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen. (Hebräer 4,16)
Thron ist ja das eine. Gnade das andere. Für mich ist es ein Wunder. Etwas unbeschreiblich Schönes, dass Gott sagt: “Komm zu mir. Komm vor meinen Thron. Du wirst es dort aus einem Grund aushalten: Gnade!” Aber das ist keine willkürliche Gnade. Das ist Gnade aus Liebe. Das ist gewollte Gnade. Das ist Gnade, weil Gott sich danach sehnt, dass wir zu ihm kommen. Das schreibt sich so schnell – und ist doch ein ganz tiefer Gedanke: Gott sehnt sich nach dem Menschen. Gott sehnt sich nach dir. Jetzt in diesem Augenblick.
Und mitten hinein in den Alltag
Und das holt das ganze Geschehen wieder mitten hinein in unseren Alltag. Nicht, dass du jetzt denkst, wir sollten in himmlische Sphären entfliehen und das Leben um uns herum vergessen. Im Gegenteil.
Oder anders gefragt: Was gibt es Besseres, als vor den Thron Gottes zu kommen, um von dort wieder in unseren Alltag zu gehen? Der Alltag kommt so oder so. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Du kannst ihn vom Thron der Gnade kommend erfüllt und gesegnet gestalten.
Ja auch und gerade dann, “wenn dir nicht so danach ist”. Vielleicht gerade dann? Vielleicht gerade in Momenten, in denen du eher alles – ok, manches – hinschmeißen willst. Momente, in denen das Leben echt nicht schön mit dir spielt. Momente, in denen viel mehr schiefläuft als du dir jemals hast träumen lassen. Vielleicht gerade dann solltest du immer wieder vor den Thron Gottes kommen.
Übrigens musst du damit nicht bis Sonntag im Gottesdienst warten. Das geht auch zuhause. Und wenn das mit dem Instrumentspielen nicht so deins ist – dann höre doch die Musik, die dich vor diesen Gnadenthron bringt. Und dann laufe. Eile. Renne. Hin – und zurück. Mitten in deinen Alltag. Gestärkt. Erfüllt. Geheilt. Vergeben.