Wow! Dieses Buch ist absolut empfehlenswert, faszinierend, tiefgründig und eine prophetische Stimme unserer Zeit. Es hebt einen Schatz, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten vor allem in der westlichen Theologie – und hier auf jeden Fall im deutschsprachigen Raum – mehr und mehr verschollen war. Es ist das majestätische, das heilige Wesen Gottes.
Eintauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes
Das ist nicht nur der Untertitel des Buches, sondern wirklich Programm. Wer “Majestät” liest, kann gar nicht anders, als einzutauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes und zu erkennen, wie viele Facetten diese Heiligkeit Gottes hat; welche Dimensionen sie erreicht und wie sehr sie bestimmend für das Leben eines jeden Christen sein sollte.
Leider scheint in unserer postmodernen Welt genau das Gegenteil der Fall zu sein, wie Harter auch treffend konstatiert:
Was Rainer Harter auf den gut 200 Seiten wirklich schafft, ist die Leserin und den Leser mit zurück auf den Weg zu nehmen – auf den Weg hin zum Staunen, zur Ehrfurcht und zur Dankbarkeit gegenüber einem heiligen Gott.
Durch seine ganz unterschiedliche Herangehensweise und Betrachtungsweise des Begriffs Heiligkeit und dessen Auswirkung wird einem beim Lesen sofort deutlich, wie zentral dieser Begriff im Blick auf die Gottesbeschreibung ist.
Im ersten Teil des Buches geht es um das “Wesen des Heiligen”, im Zweitzen Teil um “den heiligen Gott” und im dritten Teil um ein “geheiligtes Leben” – hier wird’s also ganz praktisch und alltags- sowie glaubensrelevant.
Heiligkeit ist nicht soft und seicht
…so habe ich es mir beim Lesen des Buches notiert. Und in der Tat: Harter schafft es, die Ernsthaftigkeit und die Tragweite der Heiligkeit Gottes ins Gespräch zu bringen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben oder beim Leser das Gefühl der Unzulänglichkeit hervorzurufen. Vielmehr geschieht beim Lesen das, was Harter später im Buch den “christlichen Hedonismus” nennt – also die Freude, den Genuss der Liebe und Heiligkeit Gottes.
Sicherlich rührt dies auch daher, dass er sehr sorgfältig einerseits den Begriff “heilig” biblisch herleitet und zum anderen aber auch immer wieder eigene Beispiele oder Beispiele anderer einflechtet, welche die Relevanz der Heiligkeit Gottes betonen. So zitiert er (den katholischen) Bischof Stefan Oster nach dem Besuch einer Messe:
Randbemerkung: Ich empfehle dir einen Blick in den Artikel “Entertainment und Heiligkeit“, der genau diese Beobachtungen aufgreift und der Frage gewidmet ist: “Warum und wie feiern wir Gottesdienst?”
Tiefe und Weite
Das zeichnet für mich “Majestät. Eintauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes” aus. Eine unglaubliche theologische Tiefe, welche dem Begriff “Heiligkeit” so sehr auf den Grund geht, dass eigentlich kaum noch eine Facette oder Dimension der Heiligkeit Gottes nicht zur Sprache kommt.
Gleichzeitig zeichnet sich das Buch aber auch dadurch aus, dass es eine geistliche Weite betrifft, die für mich besonders an zwei Merkmalen deutlich wird.
Zum einen stellt Harter jedem seiner 20 Kapitel ein Zitat voran. Diese stammt von großen Denkern, Theologen oder es ist ein biblisches Zitat. Aber wenn Theodor Fontane, Thomas von Kempen, Edith Stein, Rudolf Otto oder auch Mutter Teresa zu Wort kommen, dann drückt das genauso eine Weite aus wie das zweite Merkmal.
Das 13. Kapitel trägt die Überschrift “Heilige Vorbilder” und in ihnen werden Menschen skizziert, die auf die je eigene Weise zum Thema beitragen. Diese sind Franz von Assisi, Thérèse von Lisieux, Gerhard Tersteegen und Mutter Teresa. Wen das mal keine Weite ist…
Gottes Heiligkeit konkret
Keine Sorge. Das Buch ist weder eine reine theologische noch kirchengeschichtliche Abhandlung über das Wesen der Heiligkeit Gottes, sondern findet in seinem dritten Teil sozusagen ein “konkretes Ende” – nicht umsonst ist der dritte Teil mit “Geheiligtes Leben” beschrieben.
In diesem letzten Teil geht es eben darum, wie diese Heiligkeit Gottes in unserem Leben als Christ eine so zentrale Rolle spielen kann, wie sie ihr schlicht und einfach gebührt. Der eingangs schon erwähnte christliche Hedonismus spielt hierbei eine große und entscheidende Rolle, so dass Harter zu dem Schluss kommt:
Warum es sich nicht nur lohnt, ein “geheiligtes Leben” zu führen, sondern warum dies die einzige Entsprechung zur Heiligkeit Gottes ist, beschreib Harter im vorletzten Kapitel unter der Überschrift “Die Entmachtung des zornigen Königs”:
Die Frage ist, ob der kleine, zornige König namens “ICH” auf dem Thron sitzen darf – oder der König aller Könige: Jesus Christus.