Start Blog Seite 41

Autorenlesung macht Spaß 

Am 29. Juni war es soweit. Meine erste Autorenlesung stand vor der Tür. Ich sollte aus meinem Buch “10 Dinge, die du besser nicht glauben solltest” lesen. (Hier kannnst du es übrigens bestellen.)

“Total genial” dachte ich so im Vorfeld und dann rückte der Termin immer näher. Also habe ich mich vorbereitet, ein paar Tipps geholt und vor allem mein Buch mal gelesen. Wenn auch nicht ganz, so doch ein paar Kapitel. Denn ich muss gestehen: ich kann es nicht auswendig. ?

Am Donnerstag ging es dann voller Tatendrang ins “Bücher & mehr” in Tiengen, wo die Lesung stattfinden sollte.

Dort angekommen, war ich erst mal total begeistert und beeindruckt, wie schön das Ambiente angerichtet war.

 

Das Team rund um Inhaberin Ulrike Silberhorn hat sich voll ins Zeug gelegt und ein wunderbares Ambiente geschaffen. An dieser Stelle ein ganz, ganz herzliches Dankeschön dafür und für die Möglichkeit, mein Buch präsentieren zu dürfen!

Natürlich begann ich – ein wenig aufgeregt – mit dem ersten Kapitel. Aber keine Sorge: Ich las nicht das gesamte Buch durch sondern untebrach die Lesung immer wieder mit ein paar Gedanken dazu wie das Buch entstand aber auch, was ich mit dem Buch überhaupt “bezwecken” möchte. Und natürlich führte ich auch einige Gedanken weiter aus, wie sie nicht im Buch stehen, aber was ich noch dazu sagen wollte.

Die Atmosphäre war eine ausgesprochen angenehme und wohltuende und die Zuhörer haben mir zumindest den Eindruck, an dem interessiert zu sein, was ich so las und von mir gab. ?


Und natürlich durfte ich am Ende viele, viele Bücher signieren und bin mit den Menschen ins Gespräch gekommen, was für mich wiederum auch sehr wertvoll war.

Alles in allem hat es jede Menge Spaß gemacht und ich kann nur sagen, dass es von meiner Seite aus nicht die letzte Lesung gewesen sein muss…

Schrei lauter zu Gott!

Aber wieso? Ist Gott schwerhörig?

Nein, aber ich glaube, dass wir Menschen uns manchmal sehr leicht davon abhalten lassen, lauter zu schreien.

Im zweiten Teil der Bibel wird eine besondere Begegnung Jesu mit einem blinden Menschen berichtet. Letzterer sitzt am Straßenrand und bettelt, wie er es eben gewohnt ist. Da hört er plötzlich, dass ein paar Menschen mehr als sonst auf dem Weg unterwegs sind und er fragt: “Was ist hier los?” Die Antwort ist so schlicht wie umwerfend für ihn: “Jesus ist hier!”

Wow. Das lässt den Mann nicht kalt und er wittert seine Chance.

Als er das hörte, schrie er laut: “Jesus, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!” (Lukas 18,38)

Sein Herz schlägt höher. Der Atem stockt. Jesus ist hier. Wenn ihm einer helfen kann, dann der Sohn Gottes.

Aber die Menschen um ihn herum, die mit Jesus unterwegs sind (ein Schelm, wer Böses dabei denkt) geben ihm deutlich zu verstehen: “Halt’s Maul!”

…und ich frage mich: Wer oder was sagt uns eigentlich Tag für Tag “Halt’s Maul!”? Oder wieso schreien wir so wenig zu Jesus, hören auf zu schreien oder aus unserem Schreien ist schon fast ein Flüstern geworden?

  • Enttäuschungen, die aber vielleicht auch auf falschen Erwartungen beruhen?
  • Menschen, die dir auch gesagt haben “Halt’s Maul! Das darfst du nicht beten!”
  • vermeintlich keine Zeit
  • zu wenig Hoffnung, dass sich etwas ändert
  • falsche Schuldzuweisungen
  • der irrtümliche Gedanke, es aus eigener Kraft zu schaffen

Ich bitte dich: Mach es doch wieder Blinde in der Geschichte:

Die Leute, die der Menschenmenge vorausliefen, fuhren ihn an, er solle still sein. Aber er schrie nur noch lauter: “Du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!” (Lukas 18,39)

Schrei lauter! Lass es raus! Sag es Gott! Nicht, weil er schwerhörig ist, sondern weil du es sonst vergisst, verpasst, verpennst. Weil sonst nach und nach sich ein Verhalten in die einschleicht, das man “Resignation” nennt und das dadurch gekennzeichnet ist, dass du nichts mehr von Gott erwartest. Wie fatal wäre das denn bitteschön?!?!

Mach es wie der blinde Mann: Lass dich nicht abhalten von den Umständen! Nein! Auf keinen Fall. Schrei! Schrei lauter!

Denn diese verrückte Geschichte wird noch verrückter. Der blinde Mann lässt sich nicht abhalten, zu Jesus zu schreien. OK. Das ist das eine. Weil die Menschen wohl genervt waren, bringen sie ihn zu Jesus. Showdown. Endlich. Er steht vor dem, in den er all seine Hoffnung setzt. Und dann? Dann stellt Jesus ihm eine Frage:

“Was soll ich für dich tun?” (Lukas 18,41)

Ne, is klar. Als ob Jesus das nicht schon wüsste. Natürlich weiß er es. Aber er will es hören. Er will hören, was dich bedrückt, plagt, zum Schreien bringt. Wo Menschen sich vielleicht schon die Ohren zuhalten (vielleicht ja auch zurecht, wer weiß), da will es Jesus hören. Wie krass, oder?

Das Wunder tritt ein. Der Blinde wird geheilt und er folgt Jesus nach. Und ich frage mich: Was wäre wohl gewesen, wenn er nicht lauter geschrien hätte?

 

15 skurrile Ausreden, nicht in den Gottesdienst zu gehen

Dieser Artikel ist die Übersetzung des englischen Originals 15 bizarre excuses real people made for missing church.

Thom Rainer ist CEO von “LifeWay Christian Resources”. Er hat Pastoren und Gottesdienstbesucher befragt, was die Gründe sind, nicht in den Gottesdienst zu gehen. Diese 15 Gründe (besser gesagt: Ausreden) sind eigentlich unglaublich – aber wahr.

  1. Wir hatten keine Erdnussbutter mehr.
  2. Ich war zu betrunken, also bin ich mit meinem Hund “Rambo” eine Runde gegangen.
  3. Meine beiden Freundinnen besuchen diese Gemeinde.
  4. Der Lobpreisleiter zieht seine Hose zu oft hoch. Das lenkt mich ab.
  5. Meine Kinder schlafen zu dieser Zeit.
  6. Die Benzinpreise sind zu hoch.
  7. Der Pastor ist zu attraktiv. Wenn ich ihn predigen sehe, habe ich unzüchtige Gedanken und bin abgelenkt.
  8. Meine Frau hat heute morgen Bacon zum Frühstück gemacht und die ganze Familie roch nach Bacon.
  9. Der Pastor hält sich zulange mit der Bibel auf.
  10. Ich habe den Deckel der Erdnussbutter nicht aufbekommen.
  11. Wir haben einen “Gemeinde-Burnout” und haben uns die letzten sieben Jahre eine Pause genommen.
  12. Die Kirche ist zu nah, um zu fahren und zu weit weg, um zu Fuß zu gehen.
  13. Sonntags bekomme ich immer Hämorrhoiden.
  14. Jemand hat mich “Bruder” genannt, anstatt mich mit meinem Namen anzureden.
  15. Ich hatte Verstopfung.

Im Ernst: Was soll man da noch sagen?

Da du nicht weißt, wann der Heilige Geist ganz besonders wirken möchte, wann dich ein Thema besonders anspricht oder wann du die entscheidende Unterhaltung mit jemandem aus der Gemeinde oder deinem Pastor führst, ein kleiner Tipp: Mach den Besuch des Gottesdienstes am Sonntag nicht davon abhängig, ob die Sonne scheint, du Verstopfung hast oder ob es Bacon zum Frühstück gab.

Nimm den Gottesdienst am Sonntag genauso ernst wie schlafen, atmen und essen: Du tust es, weil es zum Leben gehört und weil du ohne nicht mehr kannst. Dieser Stellenwert wird dem Gottesdienstbesuch gerecht – und sonst keiner.

Nicht, weil du damit anderen Gemeindegliedern oder deinem Pastor imponieren kannst, sondern weil es ein Privileg ist, Sonntag für Sonntag die besondere Gegenwart Gottes in Gemeinschaft mit anderen Christen zu erleben.

 


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast “Einfach glauben”. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie “einfach glauben” mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

Meinen Podcast “Einfach glauben” findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.

Apple Podcasts | Deezer | Spotify | www.david-brunner.de/podcast/


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Ostern – mehr als ein Comeback

Hat ein Fußballspieler eine lange Verletzungspause überstanden und kehrt auf den Platz zurück, sprechen wir von einem Comeback. Nicht wenige sprechen auch im Blick auf Ostern von einem “Comeback”. Ich glaube aber: Ostern ist weit mehr!

Ähnlich und doch anders

Wer ein Comeback hinlegt, der kehrt in sein Leben zurück, in dem er sich befand, bevor er von der Bildfläche verschwand, um dann mit einem Comeback zurück zu kehren. Ein Fußballspieler spielt wieder Fußball, eine Skifahrerin rast die Piste hinunter, Tennisspieler jagen den Ball über’s Netz und ein Formel 1-Fahrer jagt um die Kurven.

Bei Jesus ist das irgendwie ähnlich und doch auch ganz anders.

In der Bibel wird beschrieben, was an Ostern Unfassbares geschehen ist:

Am Abend, als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Salome und Maria, die Mutter von Jakobus, wohlriechende Öle, um den Leichnam von Jesus zu salben. Früh am Sonntagmorgen, gerade als die Sonne aufging, kamen die Frauen damit zum Grab. Schon unterwegs hatten sie sich besorgt gefragt: “Wer wird uns nur den schweren Stein vor der Grabkammer beiseitewälzen?” Umso erstaunter waren sie, als sie merkten, dass der riesige Stein nicht mehr vor dem Grab lag. Sie betraten die Grabkammer, und da sahen sie auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der ein weißes Gewand trug. Die Frauen erschraken sehr. Aber der Mann sagte zu ihnen: “Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden! Seht her, das ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Und nun geht zu seinen Jüngern und zu Petrus und sagt ihnen, dass Jesus euch nach Galiläa vorausgehen wird. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch angekündigt hat.” (Die Bibel, Markus 16, 1-7)

Jesus kam ja nicht von einer Verletzungspause zurück auf das Spielfeld – sondern vom Tod. Das ist ja das Krasse, auch wenn man sagt, dass Totgesagte länger leben. Aber Jesus war nicht totgesagt. Jesus war tot. Mausetot.

Weil er aber wieder lebt – und immer noch lebt – kann ich die Bibel ernst nehmen und die ganzen wunderbaren Verheißungen und Zusagen, die Gott uns Menschen macht.

Stellen wir uns nur für einen Moment vor, dass das alles Quatsch wäre, was da in der Bibel steht von wegen Auferstehung und so, und Jesus ist nicht auferstanden. Wieso sollte dann irgendetwas anderes, das in diesem Buch steht, vertrauenswürdig sein? Ich hätte da zumindest meine ziemlich heftigen Zweifel. Weil aber Jesus von den Toten auferstanden ist, kann ich vieles, was in der Bibel steht, auch heute noch für mich persönlich in Anspruch nehmen, glaube an einen Gott der Geschichte, dem sich selbst der Tod nicht in den Weg stellen kann und hoffe, glaube und vertraue fest darauf, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird und dass es eine wunderbare Ewigkeit für diejenigen gibt, die ihm glauben und vertrauen.

Das alles kann ich seit Ostern. Seit dem ersten Ostern. Nur deswegen kann ich es. Nicht, weil es so schöne, heilsame, wohltuende Worte sind, die da in der Bibel stehen – was würden sie für einen Unterschied zu den chinesischen Glückskekssprüchen machen, wenn Ostern nicht wahr wäre?

Ostern ändert alles

Deswegen ändert Ostern alles. Alles. Einfach alles!

Seit Ostern muss es keine Hoffnungslosigkeit mehr geben. Die Option ist da, ja. Aber es ist deine Entscheidung, ob Hoffnung aufkeimen darf oder nicht.

Seit Ostern gibt es ein wirkliches “Kopf hoch”, weil ich meinen Kopf heben und auf den schauen kann, der von den Toten auferstanden ist.

Ostern ändert alles. Ich muss nun nicht mehr nach hinten schauen – ich kann nach vorne schauen, weil ich weiß, dass es ein Morgen gibt, dass der nächste Tag kommt – und dass dieser Tag wieder eine großartige Chance ist, meinen auferstandenen Herrn zu erleben und ihm zu begegnen. Und am nächsten Tag auch noch. Und am übernächsten – und an allen anderen, folgenden Tagen meines Lebens.

Ja, es ist meine Entscheidung, was ich aus Ostern mache. Mal fällt es mir leichter, mal fällt es mir schwerer. Mal schaffe ich es, den Blick zu heben, mal nicht.

Aber das Schöne ist: Wenn ich es nicht schaffe, dann schafft Jesus es für mich, hebt mich hoch und lässt mich nach vorne schauen.

Wer Ostern kennt, hat Grund, optimistisch nach vorne zu schauen, voller Vertrauen in den, dem selbst der Tod nichts anhaben konnte.

Leben und unvergängliches Wesen

Vor annähernd 2.000 Jahren lebte ein junger Mann, sozusagen ein “Christ der ersten Stunde” – oder zumindest ein Christ der ersten Generation. Sein Name: Timotheus. Er lebte genauso wie wir im Zeitalter nach der Auferstehung und dennoch war sein Glaube immer mal wieder ein wenig angefochten, durchgeschüttelt und nicht so standfest, wie er sich das selbst wünschte – vielleicht kennst du das ja auch. Ich kenne es.

Und eben diesem jungen Mann schrieb sein Lehrer und Mentor – kein Geringerer als der große Völkermissionar Paulus – zwei Briefe. Heute wäre es wohl eine lange Email gewesen oder eine WhatsApp. Damals kannte man noch das Medium des Briefes. Und in seinem zweiten Brief schreibt Paulus seinem Zögling Folgendes ins Stammbuch:

Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
(Die Bibel, 2. Timotheus 1,10)

Als ob er sagen wollte: Der Gott, der selbst den grausamsten Feind des Menschen – den Tod – besiegt hat, hält deine Hand, ist dir näher, als du glauben kannst und liebt dich mehr, als du dir jemals vorstellen kannst.

Und durch die Entmachtung des Todes hast du die Möglichkeit DAS Leben zu finden und ist deine Existenz unvergänglich (“unvergängliches Wesen”).

…und deswegen ist Ostern für mich mehr als nur ein Comeback. Durch Ostern entsteht etwas vollkommen Neues.

Neues Leben.

Neue Hoffnung.

Neue Liebe.

Neue Perspektiven.

Neue Dimensionen des Lebens.

Neue Glaubenserfahrungen.

Alles neu macht – der Ostermorgen, nicht nur der Mai.

Ich bin generell ein Mensch, der versucht positiv zu denken und das Gute zu sehen, selbst in unguten Situationen. Warum? Weil mich Ostern dazu befähigt. Weil das seit Ostern kein Pfeifen im Wald ist, sondern begründete Realität.

Aber es geht nicht um mich. Es geht um viel mehr. Es geht darum, dass “das Leben”  jedem Menschen zugänglich ist durch Ostern.

DAS Leben

“Das Leben” – schreibt Paulus. Nicht irgendein Leben. Nicht so ein bisschen Leben. Nicht einfach Leben. Sondern: DAS Leben.

…nach dem du dich wirklich tief in deinem Innern sehnst.

…das unvergänglich ist.

…das lebendig, bunt und vielseitig ist.

…das aus einer Ewigkeitsperspektive gelebt wird.

…das Ewigkeitsqualität besitzt.

…das nicht vom Irdischen bestimmt wird, sondern von der himmlischen Realität.

…das sich nicht im Alltäglichen erschöpft, sondern das Übernatürliche erwartet.

Kurz: Das Leben, das Gott für dich bereit hält, das er sich für dich gedacht hat.

Das ist “Evangelium” – die “gute Nachricht”: Dein Leben ist mehr als das, was du Tag für Tag siehst und erlebst. Dein Leben soll geprägt sein von einer Perspektive, die aus dem Ewigen in das Irdische hineinragt.

Und das ändert wiederum alles – konkret: Deinen Umgang mit deinen Ressourcen Geld, Zeit, Besitz, Umwelt. Alles.

Warum? Weil du weißt, dass es mehr gibt als das, was du Tag für Tag siehst. Es gibt nämlich “das Leben” und ein “unvergängliches Wesen”. Wir werden alle auferstehen nach unserem Tod. Kein Licht wird einfach so ausgehen – schon gar nicht vom Letzten einfach ausgemacht.

Die Bibel spricht davon, dass wir alle auferstehen werden und dass es dann zwei Optionen des Weiterlebens gibt – welche das sind, dazu empfehle ich dir diesen Artikel.

Aber jetzt erst mal: Frohe Ostern! Denn es ist in der Tat ein fröhlicher Tag, wenn ich bedenke, was durch Ostern nun alles möglich ist.

Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens

Welche Bedeutung hat eigentlich das “Alte Testament” für den christlichen Glauben?

Schaut man sich landauf landab in der kirchlichen Szene ein wenig um, könnte man den Eindruck bekommen, dass die Antwort lautet: “Nicht wirklich eine große!”

Aber leider ist das schlecht und dem christlichen Glauben alles andere als zuträglich. Oder um es noch deutlicher zu formulieren: Die ganz persönliche Gottesbeziehung eines Christen ist defizitär, wenn man sich keine Gedanken darüber macht, wie das “Alte Testament” und das “Neue Testament” zusammenhängen und inwiefern Gott der selbe im “Alten” wie im “Neuen” Testament ist.

Insofern kann ich schon vorab sagen, dass ich Tobias Teichen, Pastor des ICF München (www.icf-muenchen.de) und Leiter des ICF Movements Deutschland (www.icf.ch/movement/) zutiefst dankbar bin, dass er dieses Buch geschrieben hat und eine – wie ich finde – äußerst treffende Entscheidung vorgenommen hat: Er bezeichnet nach einigen Seiten des Buches das “Alte Testament” als den “ersten Teil der Bibel” und das “Neue Testament” als den “zweiten Teil der Bibel”.

Ganz einfach aus dem Grund, da die Bezeichnungen “alt” und “neu” suggerieren, dass das Neue das Alte ersetzen und das Alte nun nicht mehr wichtig oder aktuell wäre. Wenn doch im Sprachgebrauch der Theologie und Verkündigung dies noch mehr berücksichtigt werden würde – ich fasse mich an der eigenen Nase.

Inhaltlich ist dieses Buch eine Schatzkiste aus vielen, vielen kleinen und großen funkelnden Edelsteinen. Mitunter konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen und musste mich manchmal schon dazu zwingen, weil andere Dinge einfach dran waren.

Teichen betrachtet den Bund mit Abraham, mit Mose und mit David. Soweit so gut. Alleine die Schätze, die in diesen Kapiteln zu Tage kommen, sind schon sehr groß. Doch größer wird der Schatz dadurch, dass Teichen eine theologische Entscheidung trifft und diese auf jeder Seite des Buches durchzieht: Er betrachtet den ersten Teil der Bibel mit meiner bestimmten Brille, wodurch der zweite Teil nichts anderes als einfach nur die logische Fortsetzung des ersten Teils ist, in dem sich Jesus Christus immer wieder findet. Dieses Erkenntnisse sind absolut spannend und genau das Essentielle, das in meinen Augen dieses Buch ausmacht und ein echter Gewinn ist.

So wird natürlich ganz besonders deutlich, weshalb der erste Teil der Bibel auch heute noch eine Relevanz für Christen hat und weshalb er nicht einfach “überholt” ist – eben: erster/zweiter und nicht alt/neu. Die Sensibilität in der Benennung der Teile macht durchaus Sinn, weil sie mehr als eine äußerliche Klassifizierung ist sondern ein inhaltliches Statement.

In den letzten beiden Kapiteln widmet sich Teichen zum einen der Frage, welche Bedeutung das heutige Israel für Christen hat und wie man als Christ zu Israel stehen sollte. Dabei skizziert er pointiert unterschiedliche Standpunkte und benennt schonungslos auch negative Tendenzen innerhalb der Kirche im Blick auf Israel.

Zum anderen spielt zum Abschluss die Frage eine Rolle: “Juden und Christen – Geschwister mit Zukunft?” Welches Verhältnis sollten Christen heute zu (messianischen) Juden haben? Und wie sieht das für die Zukunft aus? Was sagen biblische Texte und Verheißungen dazu? Spannend! Absolut spannend, informativ, lesenswert und aktuell!

Das Schöne an diesem Buch ist, dass Tobias Teichen seinen Predigtstil verschriftlicht hat: Verständlich, auf den Punkt, locker, akzentuiert und herausfordernd. Das macht es natürlich äußerst angenehm, dieses Buch zu lesen. Zudem verwendet er viele Beispiele aus dem persönlichen oder gemeindlichen Leben, die das Thema noch wesentlich anschaulicher machen.

Auffallend ist darüber hinaus natürlich die grafische Gestaltung. Ein echter Hingucker. Das kann man nicht beschreiben – das muss man gesehen haben. Die Illustrationen und Fotos regen ebenso zum Nachdenken an wie der Text an sich. Also alles andere als eine trockene theologische Abhandlung. Versprochen! Und das, obwohl ich sagen würde, dass ich alleine aus diesem Buch sehr viel mehr gelernt haben und “gezogen” habe, als aus vielen, vielen anderen “trockenen Büchern” über den ersten Teil der Bibel (…ich lerne dazu…).

Oder um es einfach zu sagen: Inhaltlich bietet dieses Buch momentan für mich mit Abstand den meisten Gewinn, was das Verstehen und die Bedeutung des ersten Teils der Bibel betrifft. Und das würde ich persönlich eben genau an der Frage festmachen: Wer ist Jesus? Es gibt viele Bücher, welche den Zusammenhang aus erstem und zweitem Teil der Bibel darstellen. Das Besondere für mich an diesem Buch ist der Fokus darauf, wie Jesus schon im ersten Teil der Bibel vorkommt. Natürlich ist dies auch eine theologische Positionierung – aber ohne diese müsste die Frage doch wirklich gestattet sein, welche Bedeutung der erste Teil der Bibel für Christen heute noch hat. Weil aber Jesus selbst im ersten Teil so oft vorkommt, erklärt es sich von alleine, dass dieser Teil der Bibel nicht “überholt” für Christen sein kann.

Alles in allem kann ich sagen: Ein absolut gelungenes Buch für jeden Christen, der den Wurzeln seines Glaubens auf die Spur kommen möchte. Aha-Effekte sind garantiert und ich würde es am liebsten als “Standardwerk” empfehlen für alle, die predigen oder in irgendeiner Weise leitend verantwortlich sind in einer Gemeinde, da das Wissen und das Fragen nach den Ursprüngen christlichen Glaubens meines Erachtens kein nettes Gimmick sondern Basics des Glaubens und der Lehre sein sollten.

Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens
Tobias Teichen: Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens

Verlag: SCM Hänssler

240 Seiten / 16,95 EUR

Wozu starb Jesus am Kreuz?

Das ist die Frage, die sich bis heute viele Theologen und andere Menschen stellen. Und heute an Karfreitag möchte ich versuchen, eine Antwort darauf zu geben.

Eine schwierige Auslegung

Sicherlich kann man das Kreuzesgeschehen ganz unterschiedlich deuten und es finden sich auch schon im Neuen Testament selbst unterschiedliche Facetten seiner geistlichen Bedeutung. Was ich persönlich jedoch eine sehr, sehr schwierige Auslegung finde, ist die Aussage, dass im Kreuz sich Gott auf die Seite der Leidenden stellt und damit zum Ausdruck bringen möchte, dass er uns in unserer Not sieht und sich zu den Schwächsten der Schwachen und den Ärmsten der Armen stellt.

Denn ganz ehrlich: Das tut er auch schon ohne Kreuz, was manche scheinbar vergessen. Schon im Alten Testament in der Gebetssammlung der Psalmen steht:

„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ (Psalm 34,19)

Es ist also nicht das genuin Neue im Kreuzesgeschehen, dass Gott sich auf die Seite der Leidenden, der Armen, der Unterdrückten stellt. Und mal ganz ehrlich: Eine Kreuzigung war im römischen Reich die grausamste aller Todesarten. Oft haben Kreuzesopfer tagelang am Kreuz gehangen, ehe sie erstickt sind, weil die Atmung einfach nicht mehr funktionierte. Deswegen wurden ihnen oft die Beine gebrochen, wie auch den beiden Übeltätern, die mit Jesus gekreuzigt wurden (Johannes 19, 31+32). Denn so konnten sich die Kreuzesopfer nicht mehr abstützen und der Erstickungstod trat schneller ein.

Die Römer nutzten die Kreuzigung oft, um besiegte Feinde am Straßenrand zu kreuzigen und somit ihren Sieg zur Schau zu stellen, und nicht selten wurde ein solches Spektakel von Passanten frenetisch feiernd flankiert.

Und jetzt mal Hand aufs Herz: Sollte Gott sich denn so etwas ausgesucht haben, um zu zeigen, dass er auf Seiten der Schwachen und Zerbrochenen ist, wo er das in seinem Wort doch ohnehin schon längst unweigerlich klargemacht hat?

Würden wir das annehmen, dann heißt das: Um etwas, das ohnehin schon klar war, nochmals zum Ausdruck zu bringen, lässt Gott seinen Sohn auf grausamste Weise sterben.

Tut mir leid – aber das ist für mich grotesk und ich frage mich ernsthaft, weshalb diese Art der Auslegung vor allem von denjenigen forciert wird, die dem Kreuzestod als Sühnegeschehen nicht viel abgewinnen können, da es ihnen zu blutrünstig sei. Aha. Aber um eine Aussage, die ohnehin schon klar ist, nochmals zu unterstreichen, darf es blutrünstig werden oder was? Vielleicht bin ich auch zu einfach gestrickt – aber für mich ist das widersprüchlich.

Ein Weg aus der Hölle

Die zentrale Bedeutung des Kreuzestodes Jesu ist nicht die Solidarisierung Gottes mit den Schwachen oder ein Ausdruck dieser Solidarisierung, sondern einzig der Grund, dass es einen Weg aus der Hölle gibt; einen Weg aus der ewigen Gottesferne in die ewige Gottesgegenwart.

Viele fragen sich und mich immer wieder: Wie kann denn ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken? Und ich frage mich und manchmal auch den anderen: Tut er das wirklich? Schickt Gott Menschen in die Hölle?

Ist es nicht eher so, dass Gott durch den Tod seines Sohnes am Kreuz alles, aber auch wirklich alles, getan hat, damit wir aus der Hölle aussteigen können!? Einer der bekanntesten Verse im Neuen Testament steht im Johannes-Evangelium. Für viele – auch für mich – ist er sozusagen „das Evangelium auf einen Vers komprimiert“ und lautet:

„Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ (Johannes 3,16)

Würde es keine Hölle geben, wäre dieser Vers sinnlos. Aber weil niemand ernsthaft behaupten kann, die Bibel wäre sinnlos, wird hier dem ewigen Leben ein Verlorengehen gegenübergestellt. Genauso aber die schlichte und einfache Aussage, dass wer an Jesus glaubt, vor dem Verlorengehen gerettet ist und ewiges Leben hat.

Und das alles hat seinen Grund darin, dass Gott der Welt seine Liebe zeigt, indem er seinen Sohn für sie hergab.

Unbeschreibliche Kraft und Schönheit

Dieses Geschehen ist für mich von unbeschreiblicher Schönheit und Kraft zugleich. Schönheit trotz allem Geschehen rund um das Kreuz. Ja, das ist ein bestialisches Geschehen – aber doch ist es auch ein wunderschöner Ausdruck einer Liebe, die sich nicht davor scheut, alles zu geben – wirklich alles. Wo wir Menschen doch sehr schnell mal kalkulieren bevor wir „alles“ geben, ist Gott bereit, alles für dich zu geben. Seinen Sohn und damit sich selbst. Wenn du dieses Geschehen in seiner Tiefe ergreifen möchtest, wirst du Stück für Stück die Schönheit darin entdecken, die sich dem körperlichen Auge verschließt aber von außerordentlicher Kraft für die Augen des Herzens strahlt.

Ein Gott, der dich so sehr liebt, dass er alles, was er hat, für dich hergibt. Wo gibt’s denn so was? Einzig und allein beim Gott der Bibel, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Der sich nicht zu schade ist, sich für dich ganz hinzugeben. Der alles auch nur mit seinem Wort ins Dasein ruft und bei dem selbst die Natur auf seine Worte hört und sie befolgt. Der das Universum mit seinen unzähligen Galaxien und Sternen erschaffen hat, der uns Menschen kunstvoll und faszinierend in unser Leben geliebt hat. Dieser Gott stirbt für dich am Kreuz, die Mächte der Finsternis rotten sich zusammen und es verfinstert sich mitten am Tag der Himmel für drei Stunden (vgl. Matthäus 27,45).

Das alles, weil er dich liebt und sich danach sehnt, die Ewigkeit mit dir und nicht ohne dich zu verbringen. Ich finde das einfach nur unglaublich schön. Es gibt einen Gott, der mich so sehr liebt, dass er alles, was mich von ihm trennt, überwinden kann und will – weil ich es ihm Wert bin. Unfassbar.

Und das gibt mir Kraft. Unglaubliche Kraft. Zu wissen, da ist ein Gott, der sich nach mir sehnt, der sich freut, wenn ich Zeit mit ihm verbringe, der immer ein offenes Ohr für mich hat und der die Ewigkeit mit mir gemeinsam verbringen will – das gibt mir unglaubliche Kraft.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus Kapitel 7 meines Buches “10 Dinge, die du besser nicht glauben solltest”, das im März im Brendow-Verlag erschienen ist. In diesem Kapitel erläutere ich zuvor den Begriff “Hölle” in seinen unterschiedlichen Bedeutungen und welche Relevanz dies für uns heute hat.

Jetzt bestellen: Amazon // OSIANDER // Thalia

Koran und Bibel

Das Wichtigste vorab: Ich empfehle jedem, der sich ernsthaft mit den beiden großen Religionen “Christentum” und “Islam” sowie deren Schriften “Bibel” und “Koran” beschäftigen möchte, dieses Buch nicht nur im Bücherregal zu haben, sondern auf dem Schreibtisch, Nachttisch – egal: Hauptsache griffbereit!

Dabei ist das Buch nicht neu, sondern inzwischen in der 7. Auflage erschienen, die jedoch um ein weiteres Kapitel erweitert wurde: “Die Bibel im Koran”.

Prof. Dr. Thomas Schirrmacher (www.thomasschirrmacher.info) ist ein Kenner auf seinem Gebiet und ein Experte rund um den Islam. Er promovierte in ökumenischer Theologie und ist heute Sprecher für Menschenrechte der Evangelischen Allianz, nimmt an vielen unterreligiösen Gesprächen teil und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Islam.

Mit diesem Buch hat er ein wunderbares Standardwerk geschaffen, das für den “normalen Leser” – der eben nicht in Theologie, Kulturanthropologie und Vergleichender Religionswissenschaft zuhause ist wie der Autor – wunderbar zu lesen ist. Ich liebe es, wenn hochintelligente Menschen, die auf einem bestimmten Gebiet bewandert sind wie kaum jemand anderes, es schaffen, ihre Bücher so zu schreiben, dass sie verständlich sind auch ohne diese Fächer studiert zu haben.

Schirrmacher nennt zu Beginn des Buches einige Voraussetzungen und “Auslassungen”. Auf 160 Seiten ist es schlichtweg nicht möglich, Bibel & Koran bzw. Christentum & Islam erschöpfend zu behandeln und miteinander zu vergleichen und in Beziehung zu setzen. Insofern trifft er Entscheidungen, die nachvollziehbar und plausibel sind und auf denen sein Buch aufbaut.

In vier großen Kapiteln wird der Leser in die weite Welt des Korans und der Bibel und vor allem in ihre Gegenüberstellung einbezogen:

  1. Bibel und Koran als “Gottes Wort”: das Offenbarungs- und Inspirationsverständnis
  2. Das Verhältnis zu Gott, wie es durch sein Wort entsteht
  3. Die Bibel im Koran
  4. Hilfen zum Weiterarbeiten

Jedes Kapitel (vor allem die ersten beiden) ist wiederum in viele kleine Abschnitte unterteilt, zu deren Beginn sozusagen die Quintessenz zur Bibel und zum Koran im Blick auf die zu behandelnde Frage steht. Das macht es dem Leser unglaublich einfach, einen schnellen Überblick in ein so komplexes Thema zu bekommen. Ebenso sind Tabellen im Buch vorhanden, durch die man ganz schnell einen Überblick bekommt.

“Koran und Bibel” ist alles andere als eine trockene Abhandlung und Auseinandersetzung mit den beiden großen Schriftreligionen. Es ist vielmehr ein ganz praktischer Ratgeber für den Umgang mit Menschen anderen Glaubens, der aber nicht nur “ein paar schlaue Tipps” gibt, sondern fundierte Hintergründe zur Entstehung, zum Selbst- und Offenbarungsverständnis der jeweils Heiligen Schrift gibt sowie zum Gottesbild. Gerade letzteres scheint mir eine wahre Goldgrube zu sein, da auf sehr sachliche Weise die unterschiedlichen Gottesbilder zwischen Islam und Christentum dargestellt werden.

Mit seinem Buch “Koran und Bibel” liefert Schirrmacher mehr als nur ein paar gedruckte Zeilen. Es ist sozusagen Standardwerk, Nachschlagewerk, Grundlagenbuch und Praxisbuch in einem. Dazu in verständlicher Sprache und in überschaubarer Seitenzahl. Hilfreich ist natürlich auch, dass das Buch nicht von vorne bis hinten gelesen werden muss, sondern durch einen Blick in das übersichtliche Inhaltsverzeichnis man schnell fündig wird, wenn man zu einer bestimmten Frage im Blick auf die beiden Religionen und ihr Verhältnis zueinander eine Antwort benötigt.

Persönlich finde ich es gerade deswegen auch gewinnbringend, da die gesellschaftliche und leider auch theologische Diskussion um das Verhältnis der beiden Religionen zueinander nicht gerade weiterführend ist, da oft Gemeinsamkeiten benannt werden, die bei genauerem Hinsehen – wenn man sich die Zeit denn nimmt – eben gar keine sind.

Wer sich aber die Zeit nimmt und in diesem Buch immer wieder stöbert, der wird vielleicht das erleben, was Schirrmacher in seinem Vorwort schreibt:

Ein ehrliches und offenes Gespräch, das gerade auch die Unterschiede offen legt, wo oberflächlich betrachtet Gemeinsamkeit zu sein scheint, wird zum einen von Muslimen selbst gewünscht, ja erwartet, und ist zum anderen auch der Ausgangspunkt wirklich tiefergehender Gespräche.

Koran und Bibel
Thomas Schirrmacher: Koran und Bibel. Die zwei größten Religionen im Vergleich

Verlag: SCM Hänssler

160 Seiten / 12,95 EUR

Entertainment und Heiligkeit

Für mich sind das die wesentlichen Bestandteile eines guten Gottesdienstes. Und gleichzeitig sind es vielleicht auch die Dinge, die in unseren Gottesdiensten landauf landab viel zu oft fehlen.

Ich weiß, dass man das pastoraltheologisch nun angreifen kann, vor allem wenn man gängige Bilder von Entertainment und Heiligkeit im Kopf hat. Aber dennoch:

Gottesdienst ist immer eine Mischung aus Entertainment und Heiligkeit. Kein Mensch will sich im Gottesdienst bewusst langweilen oder nur Alltägliches erleben.David Brunner

Ich kenne wirklich keinen Menschen, der von sich sagt: “Ich gehe jetzt in den Gottesdienst und freue mich schon so richtig darauf, mich zu langweilen.” Leider kenne ich aber Menschen, die nach einem Gottesdienstbesuch genau das konstatieren müssen.

Genauso wenig möchte ein Mensch der heutigen Zeit einen Gottesdienst feiern und erleben, in dem ihm nur rein Alltägliches begegnet – das findet er nämlich an vielen anderen Stellen seines Lebens – im Alltag – auch und dazu bedarf es keines Gottesdienstes.

Zwei Gefahren

Legt man diese beiden Begriffe einem Gottesdienst zugrunde, bestehen sowohl im Blick auf Entertainment als auch im Blick auf Heiligkeit zwei große Gefahren, denen man ganz leicht erliegen kann.

Die Gefahr im Blick auf das Entertainment liegt darin, dass Gottesdienst zu einer reinen Show und einer billigen Unterhaltung wird. Es wird auf Effekte und das “Drumherum” mehr Wert gelegt als auf den Inhalt. “Hauptsache die Show stimmt!” Vielen freien Gemeinden und vor allem vielen Gemeinden, die in den letzten Jahren einen großen Zulauf haben, wird dies immer wieder unterstellt. Es mag an manchen Stellen gerechtfertigt sein – keine Frage. Aber nicht immer – und schon gar nicht pauschal.

Kleines Beispiel: Durch diverse Workshops, Training Days und Networkdays habe ich in den letzten Wochen und Monaten Einblick bekommen, wie das “ICF” (www.icf.church) seine Gottesdienste konzipiert. Man muss nur mal diese Gemeinde googeln und findet sofort einschlägige Pauschalverurteilungen, denen ich überhaupt nicht zustimmen kann. Hier wird sehr viel Wert auf das “Entertainment” gelegt – aber eben gerade nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel dafür, dass der Inhalt bestmöglich transportiert werden kann. Ich bin unglaublich dankbar, von dieser Kirche so viel lernen zu können!

Die Gefahr im Blick auf die Heiligkeit besteht darin, die Gottesdienste so alltagsfremd zu gestalten, dass es für “das Heilige” keinen Anknüpfungspunkt mehr im persönlichen Leben und existentiellen Erleben des Gottesdienstes gibt. Bestes Beispiel hierfür sind Gottesdienste, die einem starren Ablauf (Liturgie) folgen, dessen Plausibilität sich nicht jedem Menschen der Postmoderne erschließt. Wohlgemerkt: Das ist keine Pauschalabrechnung mit liturgischen Gottesdiensten. Dort, wo der Gottesdienstbesucher sich bewusst ist, wozu die einzelnen liturgischen Elemente dienen, hat es seine Berechtigung, solange “das Heilige” dadurch eine Konnektivität zum alltäglichen Leben herstellt.

Reale Alternative

Mit diesen Gedanken fühle ich mich ein wenig zurück versetzt in meine Zeit des Studiums und vor allem des Vikariats, als ich mich mit der Konzeption des Gottesdienstes beschäftigte und dabei unter anderem auch Ausführungen des Theologieprofessors Manfred Josuttis las. Er drückt es anders aus und meint sicherlich auch ein wenig anderes, aber dennoch finde ich folgende Aussage von ihm in diesem Zusammenhang bedenkenswert:

“Pfarrer und Pfarrerinnen führen in die Zone des Heiligen, die immer verborgen war, die in der modernen Gesellschaft verboten ist, weil diese Macht die einzig reale Alternative gegenüber den destruktiven Tendenzen des Mammonismus darstellt.” Manfred Josuttis, Die Einführung in das Leben. Pastoraltheologie zwischen Phänomenologie und Spiritualität, Gütersloh 1996, S.20

Josuttis konstruiert dabei den Begriff des “Mystagogen” für den Pfarrer/die Pfarrerin, der in meinen Augen überhöht ist, aber dennoch nicht ganz unberechtigt ist, da den Akteuren im Gottesdienst eine Rolle zukommt, die besonders ist. Sie sorgen nämlich für Entertainment und Heiligkeit.

Gottesdienste zu kreieren und zu konzipieren ist eine meiner großen Leidenschaften meines Berufes. Ich liebe es, mir über Gottesdienste und Predigtreihen Gedanken zu machen, sie zu inszenieren und zu arrangieren, dass Entertainment und Heiligkeit möglich sind. Letztlich habe ich es nicht 100% selbst in der Hand. Aber ich kann zumindest dafür sorgen, dass beides seinen Platz im Gottesdienst hat.

Konkretion für den Gottesdienst

Was heißt das nun konkret? Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einem guten Freund, der auch Pfarrer ist, und wir kamen auf den Gedanken: “Würde ich eigentlich selbst meinen Gottesdienst besuchen?” Gute Frage! Alle Vorbereitung eines Gottesdienstes sollte damit beginnen, dass ich auf diese Frage ein “Ja” aus tiefstem Herzen finde. Sowohl das Thema des Gottesdienstes als auch die einzelnen Elemente müssen dafür immer wieder auf den Prüfstand und bedürfen einer fokussierten und intensiven Vorbereitung.

Transportieren die Lieder eine Message oder sind sie lediglich “Füllstoff”?

Wie werden die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen des Gottesdienstes gestaltet? Das ist so entscheidend, denn hier geschehen die meisten Fehler und Brüche, so dass die Intensität und Dynamik des Entertainments und des Erlebens der Heiligkeit einen Sinkflug einnimmt.

Ist die Sprache der Predigt zeitgemäß und herausfordernd?

Beinhaltet der Gottesdienst lediglich Dinge, die ohnehin schon bekannt sind oder führt er den Gottesdienstbesucher in ein weites Feld der göttlichen Erfahrungsmöglichkeit?

Hier könnte ich nun viel schreiben über die konkreten Vorbereitungen und Planungen eines Gottesdienstes. Vielleicht geschieht das auch einmal – wer weiß. Aber solltest du in die Gestaltung und Durchführung von Gottesdiensten in deiner Gemeinde involviert sein, dann lege ich dir diese beiden großen Bereiche ans Herz und bitte dich, zu prüfen, inwiefern sie in deinen Gottesdiensten ermöglicht werden: Entertainment und Heiligkeit.

 


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Beliebteste Beiträge der letzten Woche

Medien, die ich empfehle

Reaktivität überwinden

Mehr als ein Zellhaufen

Freude am Beten

Fremde neue Welt

Tiefer