StartGedankenDarf ich als Christ das Leben lieben?

Darf ich als Christ das Leben lieben?

Diese Frage tippte jemand in eine Internet-Suchmaschine ein und ist dadurch auf meiner Seite gelandet. Das freut mich, denn ich will diese Frage als Steilvorlage nutzen zu diesem Beitrag.

Darf ich als Christ das Leben lieben?

Meine erste, spontane Reaktion: Wenn Christen nicht das Leben lieben dürfen – wer darf es dann?

Ja, es gibt genug humorlose Christen, welche der Ansicht sind, dass das Leben hier auf der Erde einzig und allein das Jammertal ist, durch das man hindurch muss, ehe man dann die Ewigkeit mit Gott verbringt. Dass diese Ansicht in meinen Augen weder richtig noch biblisch ist, möchte ich dir anhand von drei Gedanken verdeutlichen. Und ich hoffe, dass du am Ende der Ansicht bist (und am besten bist du es jetzt schon): “Ja, ich darf als Christ das Leben lieben!”

1. Ja – alles andere wäre Beleidigung des Schöpfers

Vielleicht benötigt es eine – vollkommen unwissenschaftliche – Begriffsklärung, wovon wir sprechen. “Darf ich das Leben lieben?” Dahinter verbirgt sich für mich ein Sammelsurium an Fragen wie:

Darf ich als Christ

  • Alkohol trinken?
  • ausgelassen feiern?
  • mich über das Irdisch-Materielle freuen?
  • Spaß an Sex haben?
  • ins Kino gehen?
  • tanzen?
  • ein Konzert besuchen?
  • gutes Essen genießen?
  • mich der Künste hingeben und mich an ihnen freuen?
  • mit Freunden abhängen, ohne vorher zusammen zu beten?
  • mit meinem Nachbarn grillen, auch wenn ich keine Bibel unterm Arm dabei habe?
  • ein Wellness-Wochenende alleine oder mit meinem Ehepartner genießen?

Ich gebe zu: Für den einen liest sich das alles wie ein großer Katalog an Lastern – der andere wird sich fragen: “Hä? Wo ist das Problem?”

In meinen Jahren als Christ und Pfarrer habe ich alles schon erlebt und diese Fragen sind allesamt nicht aus der Luft gegriffen. Die Liste ließe sich noch um einige Punkte verlängern. Nicht wenige kennen den absolut schwachsinnigen Ausspruch “Wer auf Erden das Tanzbein regt, dem wird’s im Himmel abgesägt.” Furchtbar. Grausam. Schlimm. Wer auch immer das in die Welt gesetzt hat – er hat nicht viel verstanden von der Liebe Gottes.

Egal, welchen der Punkte aus der Liste man sich anschaut: Er ist ein Zeichen dafür, wie sehr Gott uns liebt. Wieso? Er hätte diese Welt schwarz/weiß erschaffen können (so wie das Denken mancher Christen), er hätte dem Menschen die Möglichkeit, Bier zu brauen oder Whisky zu brennen, verwehren können. Genauso hätte er sich einen anderen Weg überlegen können, wie verheiratete Menschen sich ihre Liebe zeigen – aber er hat den Sex als intimste Form der menschlichen Liebe gewählt.

Wer sagt, all das dürfe ein Christ nicht, der verachtet den Schöpfer und seine guten Gaben. Ja klar: Wir sind aufgerufen, verantwortungsbewusst und maßvoll damit umzugehen. Wie mit allem im Leben – besonders mit Pessimismus und Skeptizismus sollten wir maßvoll umgehen, weil zu viel davon wirklich schadet. Es hält uns nämlich davon ab, den Schöpfer zu ehren, indem wir das, was er uns durch die Schöpfung schenkt, genießen.

Ich sehe schon die Fragezeichen und die rot anlaufenden Gesichter mancher, die das hier lesen und meinen, ich würde dazu aufrufen, dass Christen sich volllaufen lassen sollen, Sex mit verschiedenen Partnern haben sollen oder Gott vergessen sollen. Denen sage ich: Lies den Artikel nochmal vom Anfang. Und dann nur bis hierhin. Und dann schau einfach mal, was ich wirklich schreibe.

Wer der Ansicht ist, dass das Leben hier auf der Erde nur (!) ein Jammertal ist, durch das wir hindurch müssen, ehe wir dann die Ewigkeit mit Gott verbringen, dem sage ich: Du beleidigst deinen Schöpfer! Denn er hat sich unglaublich viel Mühe gegeben, dir das Leben hier auf der Erde nicht nur zu einem Jammertal werden zu lassen.

Dass es das oft ist – keine Frage. Ich rede ja nicht davon, dass das Leben hier auf der Erde nur bunt und schön ist. Überhaupt nicht. Es ist leider, leider sehr oft ein Jammertal – aber nicht nur.

In der Bibel gibt eine Stelle im Alten Testament, die ich hier ein wenig aus dem Kontext heraus “reiße”. Immer wieder steht das Volk Gottes in der Gefahr, den Göttern der Völker und Kulturen, von denen sie umgeben sind, zu opfern. Immer wieder stellt sich Gottes Volk die Frage, wie sie wohl Gott gefallen könnten, wie sie auf “richtige Weise” Gottesdienst feiern und Gott Opfer darbringen können. Und dann steht in Micha 6,8:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.Die Bibel, Micha 6,8

Und genauso verhält es sich auch im Blick auf die Frage, ob ich als Christ das Leben genießen darf oder nicht: Wenn du Christ bist, dann ist der Geist Gottes, der Heilige Geist, schon längst in dir. Dann frag doch ihn – und nicht Google. Frag ihn, bevor du andere fragst. Ich bin mir sicher, dass er dir Antworten geben wird. Und wenn du in der Bibel liest, dann wirst du auch erkennen, dass dir schon längst “gesagt ist, was gut ist für dich”.

2. Ja – sonst wäre das Leben grausam

Ich glaube an einen Gott, der die Menschen mit einer Liebe liebt, wie sie ihresgleichen sucht. Seine Liebe ist grenzenlos, sie ist bedingungslos und sie ist unendlich groß.

Als Christ das Leben nicht genießen (und das bedeutet für mich “lieben”) zu dürfen, wäre grausam. Sich an all den schönen Dingen nicht freuen zu dürfen, wäre schon eine Folter. Und das wiederum passt mit meinem Gottesbild und – wie ich denke – dem Bild von Gott, wie es uns in der Bibel überliefert wird, nicht zusammen.

Es gibt viele Stellen in der Bibel, an denen immer wieder davon die Rede ist, dass Gott unser Bestes will, dass er will, dass es uns gut geht – und nicht, dass es uns schlecht geht. Er selbst weiß doch, dass es grausam wäre, wenn wir das, was er geschaffen hat, nicht genießen dürften.

Es ist, als ob du deinem Kind ein Geschenk in die Hand drückst und sagst: “Hier, bitteschön. Das hast du dir schon immer gewünscht, das weiß ich. Aber auspacken darfst du es nicht!”

Ist das dein Bild von Gott? Dann bitte ich dich, es zur Seite zu legen und nie wieder in deine Gedankenwelt und in deinen Glaubens hineinzunehmen. Gott gibt gerne. Gott liebt gerne. Gott schenkt gerne. Wenn Gott gewollt hätte, dass dieses Leben hier auf der Erde nur ein Jammertal wäre ohne jede Freude, ohne jeden Genuss – dann hätte er diese Welt auch entsprechend geschaffen.

Nehmen wir ein unverfängliches Beispiel. Die Natur. Jetzt im Frühling. Überall blüht es und ist herrlich anzuschauen. Gott will dir damit eine Freude machen, als ob er sagt: “Schau, so schön ist die Natur. Sie ist ein Spiegelbild meiner Schönheit, Kreativität und Schaffenskraft. Genieße sie!” Wie grausam wäre es, wenn du nun auf die Idee kommen würdest, die Natur zu hassen. Völlig absurd. Wieso soll es mit den anderen Dingen, die uns Freude bereiten, anders sein? Natürlich kann alles zur Sucht, zur Droge, zum Lebensinhalt und damit auch zum Götzen werden. Also liegt es an uns, verantwortungsvoll zu genießen. Und das in allen Bereichen, die ich oben angesprochen habe.

Ohne Genuss wäre dieses Leben grausam. Dass es Phasen in unserem Leben gibt, in denen es uns schwerer fällt, Dinge zu genießen oder gar “das Leben zu genießen” steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Ich denke, dass jeder Mensch nicht nur einmal Phasen in seinem Leben hat, in denen es ihm schwerfällt, das Leben zu genießen. Aber “dürfen” darf er und soll er jederzeit.

Wenn wir in der Bibel an so vielen Stellen lesen, dass Gott uns Menschen liebt, dann beziehen wir das schnell auf unseren “Stand als Sünder” und die Rechtfertigung, die durch den Glauben kommt. Zurecht!

Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Gott liebt uns nicht nur für die Ewigkeit, er liebt uns schon jetzt und hier auf der Erde. Und er will, dass wir das, was wir hier auf der Erde haben, genießen und lieben, weil er uns liebt.

Sinnbildlich dafür steht für mich folgende Aussage, die Jesus einmal getroffen hat:

Ich aber bin gekommen, um ihnen [den Menschen] Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.Die Bibel, Johannes 10,10

3. Ja – sonst wären Christen ein schlechtes Zeugnis

Christen und Kirche werden in der Öffentlichkeit aus zwei Gründen negativ wahrgenommen. Der eine Grund ist das Verharren in Traditionen aus Prinzip, die heutzutage kein Mensch mehr versteht. Der zweite Grund ist, dass Christen nicht wirklich lebensbejahend sind. Christen sind schnell “gegen” etwas, aber selten “für” etwas. So ist die öffentliche Wahrnehmung – und leider ist sie nicht immer verkehrt.

Erlöster müssten mir die Christen aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.Friedrich Nietzsche

Der große Religions- und Christentumskritiker Friedrich Nietzsche hat hier ausnahmsweise vollkommen recht. Ein Zeugnis für den lebendigen Gott zu sein und gleichzeitig das Leben hier auf der Erde nicht zu lieben und nicht zu genießen, schließen sich für mich vollständig aus.

Ich kann weder glauben noch predigen, dass Gott den Menschen liebt und gleichzeitig die größte Spaßbremse sein. Schauen wir uns nur mal Jesus an. Was hat er getan? Er hat mit denen Gemeinschaft gehabt, gegessen und gefeiert, mit denen das damalige Establishment nichts zu tun haben wollte. Aber er hat es genossen, das Leben zu feiern und dadurch zu zeigen: Ich liebe dich! Du bist mir wichtig! Du bist wertvoll für mich! Ich möchte, dass du mir nachfolgst.

Und das Ende des Liedes? Er hat sich einen ziemlich krassen Vorwurf anhören müssen:

Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt wie jedermann, und da heißt es: “Was für ein Schlemmer und Säufer, dieser Freund der Zolleinnehmer und Sünder!” Und doch hat die Weisheit Gottes Recht; das zeigt sich an dem, was sie bewirkt.Die Bibel, Matthäus 11,19

“Und doch hat die Weisheit Gottes Recht; das zeigt sich an dem, was sie bewirkt.” Würden wir diesen Satz beherzigen, dann könnten wir gar nicht auf die Idee kommen, uns ständig zu fragen, auf welcher Seite des Pferdes wir nun wieder runtergefallen sind: Auf der Seite der Spaßbremse oder auf der Seite des Hedonismus?

Nein, viel eher ist die Frage nach der Liebe zum Leben und dem darin zu findenden Genuss so zu beantworten, dass wir Gott um Weisheit bitten können und sollen, im rechten Maß zu lieben und zu genießen – und dann zu sehen, was diese Weisheit in unserem Leben und im Leben derer, mit denen wir zusammen sind, bewirkt.

Eine Form, wie wir das Leben genießen können, ist das Feiern – dazu empfehle ich dir meinen Artikel “Christen – feiert mehr!“.


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3 Kommentare

  1. Ein Christ darf ALLES. Aber ein Christ ist eben nicht mehr der Mensch, der er VOR seiner Christwerdung war. Er hat erkannt oder darf erkennen, dass die Abhängigkeit von den Dingen dieser Welt oder von Personen, die sich in seinen Begierden ausdrückt, letztendlich Leid bringt – wenn sie vordergründig auch einmal Lust bescheren kann. https://manfredreichelt.wordpress.com/2016/07/21/himmel-und-hoelle/
    Wer als Christ lebt wird überhaupt erst befreit zu wahrer Lebensfreude. Er hat erst wirklich eine Liebe zum Leben!

  2. Der Geist Gottes spricht n: Johannes 12,25

    Liebst du wirklich dein Leben, so wie Jesus, … dann wirst du es ganz sicher verlieren … und das gerne.
    Hasst du dein Leben in dieser Welt? Das sollten wir, wenn wir Jesus lieben und ihm folgen wollen um zum wahren Leben zu gelangen. Dafür wird dich die Welt aber hassen und es dich spüren lassen.
    Dieses bischen Leben in dieser Welt ist nichts als eine Kostprobe. Nicht mehr und nicht weniger.

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