„Ein Manifest (von lateinisch manifestus ‚handgreiflich gemacht‘, ‚offenbart‘) ist eine öffentliche Erklärung von Zielen und Absichten, oftmals politischer Natur.“ So schreibt es Wikipedia.
Demnach ist ein „Jesus-Manifest“ also eine öffentliche Erklärung Jesu über seine Ziele und Absichten. Und wo war Jesus öffentlich aber mal so richtig am Reden und Verkündigen? Richtig. In der Bergpredigt (Matthäus 5-7). Allistair Begg widmet sich aber nicht den Kapiteln aus dem Matthäusevangelium, sondern der so genannten „Feldrede“ in Lukas 6. Inhaltlich – so würde es ein synoptischer Vergleich ergeben – bestehen große Parallelen. Keine Frage.
Cleverer Schachzug
Ob es Beggs Anliegen war oder nicht – ich finde es einen cleveren Schachzug, dass er die so genannte Feldrede und nicht die Bergpredigt Jesu als Grundlage nimmt, denn wenn man die oben zitierte Definition von „Manifest“ noch zugrunde legt, schwingt immer das Politische mit. Und zwar aus einem einfachen Grund: Wer die geistliche Tiefe und das eigentliche Anliegen Jesu (Manifest) nicht versteht, wird die Bergpredigt immer (nur) politisch auslegen. Und davon gibt’s wahrlich schon ausreichend Literatur – und nur wenig gute.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass zumindest in der deutschsprachigen Christenheit die Bergpredigt (Matthäus 5-7) wesentlich bekannter ist als die Feldrede (Lukas 6). Insofern ist es nur gut, auch einmal in andere Bibeltexte einzusteigen, die man vor allem zusammenhängend nur selten hört. Einzelne Verse aus dem Kontext genommen sind bekannt – aber Begg skizziert die einzelnen Abschnitte im Kontext – und das birgt natürlich noch einmal mehr „geistlich-theologische Nuggets“.
Authentisches Christsein
Darum geht es in „Das Jesus-Manifest“. Man könnte auch sagen: Es geht um ein ehrliches, aufrichtiges und nichts beschönigendes Christsein – im 21. Jahrhundert. Warum der Zusatz so wichtig ist? Ganz einfach: Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass Aussagen wie „Ja, das galt früher schon, aber heute müssen wir Christsein ganz neu definieren“ irgendwie immer mehr auf dem Vormarsch sind.
Das Fatale: Diese Aussagen sind nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Falsch, weil Christsein sich nicht durch kulturellen Kontext sondern einzig und allein durch die Bibel definiert und gefährlich deswegen, weil ein weichgespültes Christentum als „wahres“ Christentum verkauft wird – aber am Ende nur blinde Blindenführer dabei herauskommen.
Apropos. Über die schreibt Begg auch:
Mit anderen Worten: Sie führen die Menschen vom Reich Gottes und seinem Segen weg und nicht zu ihm hin, und deshalb sollte man ihnen auf keinen Fall folgen.Das Jesus-Manifest, S.86
Aber eigentlich geht’s um viel, viel mehr.
Es geht darum, wie wir den radikalen Ansprüchen, die Jesus an seine Nachfolger hat, auch im 21. Jahrhundert nicht einfach nur „gerecht werden können“. An vielen Stellen wendet sich Begg dagegen, dass wir einfach nur eine „fromme Checkliste“ abarbeiten. Vielmehr geht es darum, dass anhand unseres Glaubens- und Lebensstils für eine immer unchristlichere Zeit und Gesellschaft erkennbar werden soll, welch transformierende Kraft der christliche Glaube hat. Oder um es mit Beggs Worten in der Einleitung seines Buches zu sagen:
Ein Buch, das in Frage stellt
…vor allem den Leser selbst. Du kannst dieses kleine Buch einfach mal so durchlesen und denken: „Ist ja nett, was der Herr Begg da so schreibt. Schlaues Kerlchen, einige nette Anekdoten, tolle Bilder und Vergleiche. Ja, doch, das hat er gut gemacht. Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne aber jetzt schlage ich es erst mal zu und lege es beiseite. Oder noch besser: Ich stelle es in mein Bücherregal, damit die Ansammlung der Bücher noch mehr Erstaunen und Bewunderung anderer Leute hervorruft.“ (Ok, Letzteres ist wahrscheinlich nur eine Theologenkrankheit.)

Das kannst du machen – aber dann hast du das Wichtigste und Beste am „Jesus-Manifest“ verpasst: Die persönliche Anwendung und die Einladung, dein Leben verändern zu lassen. Ich war erst in Versuchung, „radikal verändern zu lassen“ zu schreiben, aber vielleicht muss das ja gar nicht sein. Vielleicht sind es ja tatsächlich nur ein paar kleine „Stellschrauben, die neu justiert werden müssen“. Dann gib dem Heiligen Geist beim Lesen des Buches die Chance, an dir zu arbeiten.
Denn es geht um nichts Geringeres als Feindesliebe, um Vergebung, um Mitleid, um Besitz und Reichtum, um aktives Zuhören und Präsentsein anstelle frommen Besserwissertums und um Integrität – also ob das, was du glaubst, auch das ist, was du lebst.
Es geht darum, das Evangelium nicht nur zu hören, sondern auch zu leben:
Die Reflexionsfragen am Ende eines jeden Kapitels eignen sich hervorragend, um das Buch bspw. in einer Kleingruppe gemeinsam zu lesen und zu bearbeiten oder auch in einer Zweierschaft.
Wie auch schon in „Mutiger beten“ schafft es Begg auf eine sehr, sehr angenehme Weise, geistliche Wahrheiten aus der Bibel klar und fundiert auszulegen, ihren Anspruch an uns heute zu formulieren – aber niemals so, dass es uns überfordern, aber stets herausfordern wird. Aber wie heißt es so schön? „An unseren Herausforderungen wachsen wir.“
Und insofern ist „Das Jesus-Manifest“ eine großartige Chance, um (geistlich) zu wachsen.
Alistair Begg: Das Jesus-Manifest. Authentisches Christsein im 21. Jahrhundert
Preis: 10,90 EUR
Seiten: 128
ISBN: 9783986651763
Verlag: Verbum Medium (www.verbum-medien.de/products/das-jesus-manifest)

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