Lüge – tot – geht’s noch, Gott?
Zugegeben: Es gibt Geschichten in der Bibel, die fordern uns echt heraus. Oder besser gesagt: Da sträuben sich uns die Nackenhaare, wenn wir sie lesen. Eine davon ist die Geschichte eines Ehepaares, die lügen – und daraufhin tot umfallen. Die beiden heißen Hananias und Saphira, verkaufen einen Acker, behalten ein Teil des Geldes für sich, geben den Rest ihrer Gemeinde mit der Behauptung, das sei alles, was sie bekommen hätten für den Acker. Die Folge der Lüge: sie sind beide tot.
Nachlesen kannst du die Geschichte in Apostelgeschichte 5, 1-11.
Schlüssel zum Verständnis
Um zu verstehen, dass es hier um viel, viel mehr als nur um “Lügen” geht, müssen wir wissen, wie die Gemeinde damals “tickte”.
Ein Schlüssel zum Verständnis des Ganzen war für mich der Kommentar von N.T. Wright zu dieser Stelle.
Die urchristliche Gemeinde trat nämlich an die Stelle des Tempels. Alle Wesensmerkmale der ersten Gemeinde wie bspw. Gebet, Gemeinschaft, gegenseitige Versorgung und Hingabe waren auch Merkmale des Tempels. Paulus schreibt den Korinthern später dann dies in ihr Herz bzw. fragt sie, ob sie das denn vergessen hätten.
Die Gemeinde als Summe ihrer einzelnen Jesus-Nachfolger tritt an die Stelle des Tempels.
Der Tempel ist Gott heilig
…und nicht nur das. Er ist nach jüdischem Verständnis der Ort, an dem Gott wohnt – nämlich im Allerheiligsten des Tempels. Deswegen ist der Tempel für Gott heilig. Immer wieder gibt es im ersten Teil der Bibel Geschichten über Menschen, die sich am Tempel Gottes “vergingen” – indem sie bspw. die damals geltenden Opfer- und Ritualvorschriften missachteten.
Das Ganze macht es natürlich nicht leichter zu verstehen. Aber mal im Ernst: Wir nehmen immer gerne die Schokoladenseite Gottes für uns in Anspruch, die ja auch wahr ist: Er liebt uns und vergibt uns. Er ist gnädig, hat mit unserem Leben etwas vor. Er heilt und er ist treu.
Gottes Wesen ist aber auch: heilig! Und dieses Heilige entzieht sich unserer menschlichen Vorstellungskraft, weil wir nicht im Entferntesten ermessen können, wie heilig Gott ist. Dazu gehört aber auch, dass er keinen Makel duldet, wenn seine Heiligkeit oder das, was ihm heilig ist, beschmutzt wird – beispielsweise der Tempel oder seit Ostern: die Gemeinde!
Hananias und Saphira haben beide gelogen. Ich finde es äußerst wichtig, mal genau hinzuschauen, warum sie gelogen haben.
Der Grund der Lüge
Petrus ist geistlich auf der Höhe und erkennt sofort, dass die Lügen des Menschen nicht einfach nur so entstehen. Sie haben einen Ursprung. Sie haben einen Grund. Genauer gesagt: sie haben einen Vater. Den Vater alle Lügen nämlich – den Teufel, den Satan.
Jesus hat über ihn einmal gesagt: “Er ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.” (Johannes 8,44)
Wer lügt, tut das nicht einfach so, sondern weil der Teufel selbst ihn zum Lügen verführt und getrieben hat. Klingt krass – ist aber eigentlich gar nicht verwunderlich. Wir sind den ganzen Tag umgeben von Eindrücken und Einflüssen, von Menschen, Ereignissen und Reizen. Von Dingen, die uns gut tun und von Dingen, die uns nicht gut tun. Wir sind von unseren Emotionen genauso umgeben und durchdrungen wie wir es von der Luft zum Atmen sind.
Sei dir dessen also bewusst. Und Petrus selbst schreibt es dann später in einem Brief und drückt es folgendermaßen aus.
Paulus und Hananias sind verschlungen worden, weil sie nicht aufgepasst haben. Über die genauen Motive steht nichts im Text. Wie konnte es also dazu kommen, dass sie verschlungen wurden, dass der Teufel so viel Macht über sie hatte, dass sie logen und sich am Heiligtum Gottes, seiner Gemeinde, versündigten? Wir wissen es nicht – aber ich möchte dir einen “Teufelskreis” (im wahrsten Sinne) vorstellen, der Möglichkeiten enthält, in denen wir heute in der Gefahr stehen, auf die Lügen des Teufels hereinzufallen.
Momente, die gefährlich sind
Eines vorweg: Der “Kampf zwischen Gut und Böse” ist kein Kampf auf Augenhöhe.
Im Neuen Testament steht eine Kernwahrheit über diesen Kampf zwischen Jesus und dem Teufel, die wir allen Überlegungen immer im Gepäck haben müssen, weil es sonst ziemlich schräg wird:
Und dennoch gilt eben auch das, was in 1. Petrus 5,8 steht. Welche dieser Momente sind für dich gefährlich? Oder sie waren schon gefährlich und du weißt, das ist deine Baustelle?
Solche Momente werden nicht erst, sondern haben schon Auswirkungen auf deinen Glauben, auf dein geistliches Leben und erzeugen einen Prozess des geistlichen Sterbens.
Unser natürlicher Reflex auf solche “gefährlichen Momente” und diesen Prozess ist leider der, dass wir etwas tun oder “machen” wollen. Aber das wird nicht helfen. Sondern nur eines:
Nur eines hilft!
Die Ironie des Ganzen: Der Name “Hananias” heißt übersetzt: “Gott ist gnädig (gewesen)!”
Hätte der Kerl seinen Namen mal gelebt.
Gnade können wir uns nicht verdienen. Sie ist das ultimative Geschenk Gottes an uns, das sich Tag für Tag erneuert.
Gnade ist die zweite Chance – dauerhaft.
Sie ist die ausgestreckte Hand Gottes für unser Leben!
Gnade ist Gottes Wesen. Im ersten wie im zweiten Teil der Bibel gibt es unzählige Geschichte, die zeigen: Gott ist gnädig.
Weil seine Gnade so mächtig und entwaffnend ist und all unsere Bestrebungen mit einem Lächeln auf die Seite schiebt, ist ein viel zitierter Vers aus dem zweiten Teil der Bibel so kraftvoll, in dem Gott sagt:
Ja und jetzt? Wie ist diese Gnade verfügbar? Einfach so?
Soll ich dir ehrlich was sagen? JA! Lass uns den Glauben an Jesus nicht komplizierter machen, als wir es in 2.000 Jahren schon geschafft haben.
Wir werden ja regelrecht dazu aufgefordert, diese Gnade uns immer wieder abzuholen:
Hol dir diese Gnade ab! Im Gebet, Lobpreis oder im Lesen der Bibel. Egal wie. Egal wo. Sie ist verfügbar – wir dürfen und können und sollen sie jederzeit nehmen. das ist Evangelium pur.
Und weil diese göttliche Gnade viel, viel größer ist als unser menschliches Vorstellungsvermögen und jederzeit abrufbar ist, kannst du eines tun: Du kannst “All in” gehen.
All in
Beim Poker gibt es den Begriff des “All in”. Das heißt: Du setzt alles ein, was du hast.
“All in” heißt: Alles geben – nichts zurückhalten.
“All in” – genau das haben Hananias und Saphira nicht getan. Sie haben etwas zurück behalten und sind nicht “all in” gegangen.
Zwei vielleicht etwas provokante Fragen am Schluss:
- In welchem Lebensbereich gehst du nicht “All in” und hältst etwas vor Gott zurück?
- Wodurch schadest du deiner Gemeinde, die für Gott heilig ist?
Beide Fragen habe ich mir auch gestellt. Ich weiß, sie haben es in sich. Aber das hat dieser Text aus Apostelgeschichte eben auch. Diese Buch der Bibel ist so voll mit ganz besonderen Ereignissen und Geschichten. Immer wider wird erzählt, wie “Zeichen und Wunder” durch die Apostel geschahen.
Ich glaube, diese Sehnsucht haben viele Christen heute immer noch. Und ich glaube, dass ein Ernstnehmen dessen, was wir durch die Geschichte von Hananias und Saphira lernen, Voraussetzung dafür ist, auch heute Zeichen und Wunder in diesem apostolischen Maß zu erleben. Gott ist der gleiche – gestern, heute und morgen.
Seine Heiligkeit gilt damals wie heute. Seine Macht, Zeichen und Wunder geschehen zu lassen, gilt damals wie heute.
Dieser Beitrag ist die Zusammenfassung eines Teils meiner Predigt vom 22. April 2018. Diese kannst du dir als Podcast oder auf der Homepage unserer Gemeinde anhören.
www.wutachblick.de // iTunes // podcast.de