StartGedankenDiagnose: Tot!

Diagnose: Tot!

Lüge – tot – geht’s noch, Gott?

Zugegeben: Es gibt Geschichten in der Bibel, die fordern uns echt heraus. Oder besser gesagt: Da sträuben sich uns die Nackenhaare, wenn wir sie lesen. Eine davon ist die Geschichte eines Ehepaares, die lügen – und daraufhin tot umfallen. Die beiden heißen Hananias und Saphira, verkaufen einen Acker, behalten ein Teil des Geldes für sich, geben den Rest ihrer Gemeinde mit der Behauptung, das sei alles, was sie bekommen hätten für den Acker. Die Folge der Lüge: sie sind beide tot.

Nachlesen kannst du die Geschichte in Apostelgeschichte 5, 1-11.

Apostelgeschichte 5,1-11 lesen
1 Ein Mann aber mit Namen Hananias samt seiner Frau Saphira verkaufte einen Acker, 2 doch er hielt mit Wissen seiner Frau etwas von dem Geld zurück und brachte nur einen Teil und legte ihn den Aposteln zu Füßen.
3 Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten hast? 4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest? Warum hast du dir dies in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen.
5 Als Hananias diese Worte hörte, fiel er zu Boden und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. 6 Da standen die jungen Männer auf und deckten ihn zu und trugen ihn hinaus und begruben ihn.
7 Es begab sich nach einer Weile, etwa nach drei Stunden, da kam seine Frau herein und wusste nicht, was geschehen war. 8 Aber Petrus sprach zu ihr: Sag mir, habt ihr den Acker für diesen Preis verkauft? Sie sprach: Ja, für diesen Preis.
9 Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr euch denn einig geworden, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden auch dich hinaustragen. 10 Und sogleich fiel sie zu Boden, ihm vor die Füße, und gab den Geist auf. Da kamen die jungen Männer und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihrem Mann.
11 Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten.

Schlüssel zum Verständnis

Um zu verstehen, dass es hier um viel, viel mehr als nur um “Lügen” geht, müssen wir wissen, wie die Gemeinde damals “tickte”.

Ein Schlüssel zum Verständnis des Ganzen war für mich der Kommentar von N.T. Wright zu dieser Stelle.

Die urchristliche Gemeinde trat nämlich an die Stelle des Tempels. Alle Wesensmerkmale der ersten Gemeinde wie bspw. Gebet, Gemeinschaft, gegenseitige Versorgung und Hingabe waren auch Merkmale des Tempels. Paulus schreibt den Korinthern später dann dies in ihr Herz bzw. fragt sie, ob sie das denn vergessen hätten.

Die Gemeinde als Summe ihrer einzelnen Jesus-Nachfolger tritt an die Stelle des Tempels.

Der Tempel ist Gott heilig

…und nicht nur das. Er ist nach jüdischem Verständnis der Ort, an dem Gott wohnt – nämlich im Allerheiligsten des Tempels. Deswegen ist der Tempel für Gott heilig. Immer wieder gibt es im ersten Teil der Bibel Geschichten über Menschen, die sich am Tempel Gottes “vergingen” – indem sie bspw. die damals geltenden Opfer- und Ritualvorschriften missachteten.

Das Ganze macht es natürlich nicht leichter zu verstehen. Aber mal im Ernst: Wir nehmen immer gerne die Schokoladenseite Gottes für uns in Anspruch, die ja auch wahr ist: Er liebt uns und vergibt uns. Er ist gnädig, hat mit unserem Leben etwas vor. Er heilt und er ist treu.

Gottes Wesen ist aber auch: heilig! Und dieses Heilige entzieht sich unserer menschlichen Vorstellungskraft, weil wir nicht im Entferntesten ermessen können, wie heilig Gott ist. Dazu gehört aber auch, dass er keinen Makel duldet, wenn seine Heiligkeit oder das, was ihm heilig ist, beschmutzt wird – beispielsweise der Tempel oder seit Ostern: die Gemeinde!

Hananias und Saphira haben beide gelogen. Ich finde es äußerst wichtig, mal genau hinzuschauen, warum sie gelogen haben.

Der Grund der Lüge

Petrus ist geistlich auf der Höhe und erkennt sofort, dass die Lügen des Menschen nicht einfach nur so entstehen. Sie haben einen Ursprung. Sie haben einen Grund. Genauer gesagt: sie haben einen Vater. Den Vater alle Lügen nämlich – den Teufel, den Satan.

Jesus hat über ihn einmal gesagt: “Er ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.” (Johannes 8,44)

Wer lügt, tut das nicht einfach so, sondern weil der Teufel selbst ihn zum Lügen verführt und getrieben hat. Klingt krass – ist aber eigentlich gar nicht verwunderlich. Wir sind den ganzen Tag umgeben von Eindrücken und Einflüssen, von Menschen, Ereignissen und Reizen. Von Dingen, die uns gut tun und von Dingen, die uns nicht gut tun. Wir sind von unseren Emotionen genauso umgeben und durchdrungen wie wir es von der Luft zum Atmen sind.

Unser Herz wird durch das erfüllt, das die Möglichkeit hat, von außen in unser Innerstes vorzudringen.

Sei dir dessen also bewusst. Und Petrus selbst schreibt es dann später in einem Brief und drückt es folgendermaßen aus.

1. Petrus 5,8
“Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.” (1. Petrus 5,8)

Paulus und Hananias sind verschlungen worden, weil sie nicht aufgepasst haben. Über die genauen Motive steht nichts im Text. Wie konnte es also dazu kommen, dass sie verschlungen wurden, dass der Teufel so viel Macht über sie hatte, dass sie logen und sich am Heiligtum Gottes, seiner Gemeinde, versündigten? Wir wissen es nicht – aber ich möchte dir einen “Teufelskreis” (im wahrsten Sinne) vorstellen, der Möglichkeiten enthält, in denen wir heute in der Gefahr stehen, auf die Lügen des Teufels hereinzufallen.

Momente, die gefährlich sind

Eines vorweg: Der “Kampf zwischen Gut und Böse” ist kein Kampf auf Augenhöhe.

Im Neuen Testament steht eine Kernwahrheit über diesen Kampf zwischen Jesus und dem Teufel, die wir allen Überlegungen immer im Gepäck haben müssen, weil es sonst ziemlich schräg wird:

1. Johannes 3,8
“Denn dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre!”

Und dennoch gilt eben auch das, was in 1. Petrus 5,8 steht. Welche dieser Momente sind für dich gefährlich? Oder sie waren schon gefährlich und du weißt, das ist deine Baustelle?

Bitterkeit
Aus welchen Quellen nährst du dich? Schnell kann es passieren, dass du enttäuscht bist von Freunden, von der Familie, von Kollegen – und von der Gemeinde. Leider geschieht unter Christen genau das Gleiche wie überall sonst auch: Wir beginnen, “hintenrum” zu reden, zu meckern, zu lästern – und werden bitter. Irgendwie so was muss es auch bei Hannas und Saphira gewesen sein, wenn du dir mal Apostelgeschichte 5,9 durchliest. So oder so: Bitterkeit ist bitter. Dennie nährt dich nicht. Sie vergiftet dich und der Teufel hat leichtes Spiel, seine Lügen zu platzieren nach dem Motto: “Sollte Gott wirklich gesagt haben…?”
kein Vertrauen
Das Leben ist manchmal nicht leicht. Definitiv nicht! Und gerade in solchen Momenten fällt es uns schwer zu glauben, dass Gottes gut mit mir meint; dass er mich liebt; dass er mit meinem Leben etwas vorhat. Sei vorsichtig. Denn gerade in solchen Momenten schleicht der Teufel umher nach dem Motto: “Siehst du. Ich hab’s dir doch schon immer gesagt. Auf Gott ist kein Verlass. Auf ihn kannst du nicht vertrauen!”
Zweifel
Die etwas rationalere Variante ist die des Zweifels: Kann das alles wahr sein? Kann das stimmen, was in der Bibel steht? Woher will ich wissen, dass das keine 2000 Jahre alte und lange Lügengeschichte ist? Zweifel sind per se nicht schlimm – wenn sie dich dazu bringen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Dann tu das! Such das Gespräch mit jemandem, dem du vertraust und benenne deine Zweifel – aber mach das nicht mit dir alleine aus.
Hochmut
In eine ganze andere Richtung geht ein weiterer gefährlicher Moment. Der Hochmut! Der kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Hochmut ist der Moment, in dem wir so auf uns selbst fixiert sind, dass wir weder für Gott noch für den Nächsten einen Blick haben. Hochmut ist die Fixierung auf uns selbst, die der Teufel Evan im Paradies und Jesus in der Wüste verlangte. Wann hast du das letzte Mal in einer Sache nachgegeben, dich selbst und deine Motive hinterfragt? Sollte das länger als eine Woche her sein, wäre es nicht verwunderlich, wenn der Hochmut um die Ecke schaut.
Sofa statt Spielfeld
Du bist aufgerufen, dein Leben in der Identität als Kind Gottes zu leben – und das heißt: In dieser Welt einen Unterschied zu machen, weil du Kind Gottes bist. Sowohl in deiner Gemeinde als auch an dem Platz, an den Gott dich gestellt hat in Familie, Beruf, Verein und Nachbarschaft. Das geht aber nur, wende diese Identität auch ergreifst und nicht auf dem Sofa rumhängst. Denn auf dem Sofa gewinnst du nichts – nur eines: Kalorien! Und du wirst geistlich eingelullt werden, so dass der Teufel leichtes Spiel hat, seine Lügen zu platzieren: “Sollte Gott gesagt haben, dass du wirklich einen Unterschied in dieser Welt machst?” Vorsicht vor dem Sofa – und ab aufs Spielfeld!
alleine glauben
Selbst wenn du zu einer Gemeinde gehörst, besteht die Gefahr, dass du deinen Glauben alleine lebst. Das ist immer fatal – deswegen gibt es im ersten Teil der Bibel ein wunderbares Sprichwort: “Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.” (Prediger 4,12) Alleine stehst du immer in der Gefahr, dass die Lügen des Teufels weite Kreise ziehen. Deswegen such dir Menschen, die dich inspirieren, die in dein Leben, in dich investieren und dich prägen – einzelne Menschen oder eine Kleingruppe.

Solche Momente werden nicht erst, sondern haben schon Auswirkungen auf deinen Glauben, auf dein geistliches Leben und erzeugen einen Prozess des geistlichen Sterbens.

Unser natürlicher Reflex auf solche “gefährlichen Momente” und diesen Prozess ist leider der, dass wir etwas tun oder “machen” wollen. Aber das wird nicht helfen. Sondern nur eines:

Nur eines hilft!

Die Ironie des Ganzen: Der Name “Hananias” heißt übersetzt: “Gott ist gnädig (gewesen)!”

Hätte der Kerl seinen Namen mal gelebt.

Gnade können wir uns nicht verdienen. Sie ist das ultimative Geschenk Gottes an uns, das sich Tag für Tag erneuert.

Gnade ist die zweite Chance – dauerhaft.

Sie ist die ausgestreckte Hand Gottes für unser Leben!

Gnade ist Gottes Wesen. Im ersten wie im zweiten Teil der Bibel gibt es unzählige Geschichte, die zeigen: Gott ist gnädig.

Weil seine Gnade so mächtig und entwaffnend ist und all unsere Bestrebungen mit einem Lächeln auf die Seite schiebt, ist ein viel zitierter Vers aus dem zweiten Teil der Bibel so kraftvoll, in dem Gott sagt:

2. Korinther 12,9
“Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!”

Ja und jetzt? Wie ist diese Gnade verfügbar? Einfach so?

Soll ich dir ehrlich was sagen? JA! Lass uns den Glauben an Jesus nicht komplizierter machen, als wir es in 2.000 Jahren schon geschafft haben.

Wir werden ja regelrecht dazu aufgefordert, diese Gnade uns immer wieder abzuholen:

Hebräer 4,16
“Darum lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.”

Hol dir diese Gnade ab! Im Gebet, Lobpreis oder im Lesen der Bibel. Egal wie. Egal wo. Sie ist verfügbar – wir dürfen und können und sollen sie jederzeit nehmen. das ist Evangelium pur.

Und weil diese göttliche Gnade viel, viel größer ist als unser menschliches Vorstellungsvermögen und jederzeit abrufbar ist, kannst du eines tun: Du kannst “All in” gehen.

All in

Beim Poker gibt es den Begriff des “All in”. Das heißt: Du setzt alles ein, was du hast.

“All in” heißt: Alles geben – nichts zurückhalten.

“All in” – genau das haben Hananias und Saphira nicht getan. Sie haben etwas zurück behalten und sind nicht “all in” gegangen.

Zwei vielleicht etwas provokante Fragen am Schluss:

  1. In welchem Lebensbereich gehst du nicht “All in” und hältst etwas vor Gott zurück?
  2. Wodurch schadest du deiner Gemeinde, die für Gott heilig ist?

Beide Fragen habe ich mir auch gestellt. Ich weiß, sie haben es in sich. Aber das hat dieser Text aus Apostelgeschichte eben auch. Diese Buch der Bibel ist so voll mit ganz besonderen Ereignissen und Geschichten. Immer wider wird erzählt, wie “Zeichen und Wunder” durch die Apostel geschahen.

Ich glaube, diese Sehnsucht haben viele Christen heute immer noch. Und ich glaube, dass ein Ernstnehmen dessen, was wir durch die Geschichte von Hananias und Saphira lernen, Voraussetzung dafür ist, auch heute Zeichen und Wunder in diesem apostolischen Maß zu erleben. Gott ist der gleiche – gestern, heute und morgen.

Seine Heiligkeit gilt damals wie heute. Seine Macht, Zeichen und Wunder geschehen zu lassen, gilt damals wie heute.


Dieser Beitrag ist die Zusammenfassung eines Teils meiner Predigt vom 22. April 2018. Diese kannst du dir als Podcast oder auf der Homepage unserer Gemeinde anhören.

www.wutachblick.de // iTunes // podcast.de

 


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