StartGedankenDie 4 Sprachen des Trostes

Die 4 Sprachen des Trostes

Trost. Trösten. Damit verbinden viele Menschen wahrscheinlich eine bestimmte Art zu trösten. Jemanden in den Arm nehmen, ihm Gutes zusprechen, für jemanden da sein, zuhören, eine Karte schreiben.

“Alltagshelden leiden und trösten” hieß am 10. Juni der Titel der Predigt unserer Gemeinde. In der Vorbereitung habe ich mich mit einem Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief intensiv auseinandergesetzt. “Alltagshelden” sind Christen, welche ihren Glauben trotz vieler Widerstände, Zweifel und den Höhen und Tiefen des Alltags leben.

Zugrunde liegt der 1. Petrusbrief, der an Christen geschrieben wurde, die das Ganze in noch viel stärkeren Weise erlebten: in der Verfolgung.

Die 4 Sprachen

Konkret schreibt Petrus diesen Christen Folgendes:

Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Sprüche 10,12). Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.Die Bibel, 1. Petrus 4,7-10

Ich empfinde diesen Text als äußerst befreiend und entspannend zugleich. Nicht wenige Menschen, deren Empathiefähigkeit sich nicht in Umarmungen und salbungsvollen Worten ausdrückt, können nämlich genauso trösten wie es andere auch tun.

Diese vier Sprachen also sind: Die Sprache des Gebets, die Sprache der Liebe, die Sprache der Gastfreundschaft und die Sprache des Dienens.

Die Sprache des Gebets

Die perfekte Sprache für alle, die Menschen nicht so sehr mögen, weil sie nicht direkt mit den leidenden Menschen zu tun haben, sondern mit Gott reden. OK, Spaß beiseite.

Nicht selten berichten auch heute noch Christen, die verfolgt werden, dass eine Sache sie ganz besonders tröstet: das Gebet anderer. Immer wieder lese und höre ich das beispielsweise in Berichten von “Open Doors“, einem Hilfswerk, das sich für verfolgte Christen engagiert.

Wenn du für andere Menschen betest, die gerade leiden, dann bringst du sie vor Gottes Thron und proklamierst Jesu Namen über ihrem Leben. So gut! So wichtig! Kann es etwas Besseres geben?

“Aber die Menschen sehen oder hören mich doch nicht, wenn ich zuhause bete” magst du einwenden. Ja und? Es ist nicht wichtig, dass sie dich sehen, sondern wie Jesus ihr Leben verändert. Das tröstet sie! Und mit dem Gebet haben wir eine Sprache des Trostes, die eigentlich nicht schwierig ist – aber nicht alle sprechen diese Sprache. Manche stammeln sie nur. Andere aber sprechen sie, weil sie regelmäßig und voller Hingabe für andere beten.

Es fällt manchen Christen schwerer, manchen leichter zu beten. Wenn du zu denen gehörst, denen es leicht fällt, dann überlege doch: Wie kann mein Gebet zur Sprache des Trostes werden?

Die Sprache der Liebe

“Habt untereinander beständige Liebe” schreibt Petrus seinen Glaubensgeschwister. Eine Liebe, die nicht aufhört. Eine Liebe, die andauernd gilt.

Von dieser Liebe schreibt der große Glaubensbruder von Petrus, nämlich Paulus, an die Gemeinde in Korinth. Leider wird dieser Text immer wieder für die menschliche Liebe herangezogen. Das ist nicht ganz korrekt, denn immerhin spricht Paulus in diesem Abschnitt von er Liebe Gottes. Diese wiederum kann, soll und wird sich im Leben eines Christen zeigen – insofern ist es auch menschliche Liebe. Sie ist aber nicht gleichzusetzen mit der erotischen oder romantischen Liebe, die Menschen zueinander empfinden.

Denn diese Liebe geht viel tiefer. Sie ist viel stärker. Sie ist viel kraftvoller.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf.Die Bibel, 1. Korinther 13, 4-8

Das zu leben, was hier über die Liebe steht, fällt nur einem leicht: Gott. Uns Menschen nicht.

Und doch gibt es menschliche Lebewesen, die – warum auch immer – einen scheinbar größeren Liebestank haben, aus dem sie Liebe an ihre Mitmenschen weitergeben als andere. Vielleicht gehörst du dazu? Vielleicht ging es dir beim Lesen des Abschnittes so, dass es gar nicht mal so überraschend war, was da so steht.

Für dich ist es nichts “Besonderes”, wenn du anderen Menschen nicht nur liebevoll, sondern mit einer liebevollen Haltung – wie in 1. Korinther 13 beschrieben – begegnest.

Dann ist deine Sprache des Trostes wohl die Liebe. Lebe das bewusst, weil durch deine liebevolle Haltung andere Menschen nicht nur denken “Wow. Was für ein liebevoller Mensch.” Nein. Vielmehr. Sie werden getröstet.

Die Sprache der Gastfreundschaft

Hier wird es spannend. Denn schauen wir in den Kontext, in dem hier Christen aufgefordert werden, “gastfrei” zu sein, erkennen wir eines: Sie haben wohl gar kein richtiges “Zuhause”, zumindest keine Heimat. Denn der 1. Petrusbrief ist an Christen geschrieben, die in der so genannten “Diaspora” (Zerstreuung) wegen Verfolgung leben.

Und ausgerechnet in dieser Situation sollen sie auch noch gastfreundlich sein – “ohne Murren”. Ich glaube, was Petrus ihnen sagen will, ist: Geht die Extrameile! Auch wenn’s viel ist: Tut es für die, die Trost brauchen.

Kauft für sie ein. Bügelt ihre Wäsche. Helft ihnen ganz praktisch. Kocht ihnen was zu essen und nehmt sie als Gäste auf, wenn sie es brauchen.

Ich kenne Menschen, die sind so krass “praktisch veranlagt”, dass du nicht mal ein Wort sagen musst und sie wissen scheinbar genau, was du brauchst. Sie trösten dich und setzen dich in eine positive Verwunderung, weil sie den nächsten Schritt schon kennen – und ihn vor allem gehen. Und zwar unaufgefordert. Sie gehen ihn einfach.

Die Sprache des Trostes von solchen Menschen ist die der “Gastfreundschaft” – vielleicht ist es ja genau deine Sprache?!

Die Sprache des Dienens

Spätestens hier wird es noch interessanter, wenn wir den Kontext bedenken: Die christliche Gemeinde, das Christentum, die weltweite Bewegung der Jesus-Nachfolger – sie ist erst am Entstehen.

Aber was wohl schon damals der Fall war: Menschen in der Gemeinde haben nicht unbedingt das getan, wozu Gott sie berufen hat. Petrus aber macht sie darauf aufmerksam, dass es auch eine Sprache des Trostes ist, wenn jeder tut, wozu Gott ihn begabt hat, da dies zur Stärkung anderer gehört.

Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.1. Petrus 4,10

Interessant, dass Petrus hier vom “Haushalter der mancherlei Gnade Gottes” schreibt. Dieser “Haushalter” ist nicht der Sklave (doulos), der oft im Griechischen steht, sondern der Ökonom (oikomenos), also genau das, was wir uns heute unter einem Ökonomen durchaus vorstellen können: Der mit dem, was er anvertraut bekommen hat, verantwortungsvoll umgeht.

Gott hat jeden Christen mit Fähigkeiten begabt, um seiner Gemeinde zu dienen und einzelne dadurch zu trösten. Das Schöne: Du musst und sollst dich unter keinen Umständen mit anderen vergleichen. Andere gibt es genug – dich gibt es nur einmal! Verpasse nicht die Ausgabe deines Lebens, weil du immerzu damit beschäftigt bist, auf andere zu schauen.

Gott hat dich begabt; dir Gaben geschenkt; dich befähigt und stark gemacht.

Sprich diese Sprache des Trostes!

Zu guter letzt

Mir ist mit diesem Artikel wichtig, eines zu zeigen: Es gibt nicht die eine Sprache des Trostes. Es gibt wahrscheinlich sogar noch mehr als diese vier.

Ich habe bewusst darauf verzichtet, “Trost” an sich noch näher unter die Lupe zu nehmen oder praktisch zu werden in den einzelnen Sprachen.

Mir geht es um eines: Dich hoffentlich ein wenig befreit zu haben von dem Druck, exakt so trösten zu “müssen”, wie das andere tun. Vielleicht öffnet dir dieser Beitrag auch ein wenig die Augen dafür, dass Gott uns ganz unterschiedlich gemacht hat. Und genau diese Vielfalt benötigen wir, um auf vielfältige Weise andere Menschen zu trösten – und selbst getröstet zu werden.

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