Inspiriert bleiben
Wenn ich an meine Tätigkeit als Leiter denke, dann macht mir meine Arbeit am meisten Freude, wenn ich inspiriert bin und diese Inspiration ausstrahle. In einem Vortrag sprach Bill Hybels (Pastor der Willow Creek Community Church) davon, dass laut einer Untersuchung Menschen, die inspiriert sind, ungefähr 40% mehr Leistung bringen als Menschen, die uninspiriert zur Arbeit gehen.
Inspiriert zu sein, bringt also nicht nur dir selbst etwas, sondern auch denen, die mit dir arbeiten. Und eines möchte ich vorneweg sagen: Es ist deine Aufgabe, deinen “Inspirations-Tank” zu füllen. Sicherlich helfen dir andere Menschen dabei, aber es ist deine eigene Verantwortung, wenn du selbst leitend tätig bist.
Wie mache ich das? Im Laufe meiner Tätigkeit als Pfarrer habe ich festgestellt, dass es vor allem vier Faktoren sind, die mich inspirieren.
1. Inspirierende Veranstaltungen
Allen voran will ich hier den Leitungskongress von Willow Creek nennen. (Der nächste ist übrigens vom 11.-13. Februar 2016 in Hannover und wenn du dich noch nicht angemeldet hast, solltest du das schleunigst tun.)
Wahrscheinlich gibt es keine andere Veranstaltung, die mir mehr Inspiration und Motivation für meinen Beruf gibt. Mit mehreren tausend anderen in (Gemeinde-)Leitung tätigen Menschen ein paar inspirierende Tage verbringen, gehaltvolle Vorträge hören und viele “alte Bekannte” treffen – das macht für mich den Leitungskongress zu einem enormen Inspirationsschub.
Natürlich gibt es auch andere inspirierende Veranstaltungen. Ich merke immer wieder, dass mir die Veranstaltungen gut tun, in denen ich merke: Ich bin nicht alleine. Meine Probleme sind nicht die größten der Welt. Andere haben schon ähnliches (durch-)gemacht wie ich. Viele sind hier, von denen ich lernen kann. Ich bin ein Rädchen im großen Getriebe des Reiches Gottes – ein kleines, aber kein unwichtiges.
So etwas ist für mich Inspiration pur.
2. Inspirierende Literatur
Ich glaube, dass Leiter oft einen großen Fehler begehen: Sie meinen, keine Zeit für’s Lesen zu haben. Und das ist falsch. Es muss ja nicht gleich ein Roman sein und auch nicht so öde wie eine IKEA-Gebrauchsanleitung.
Es gibt so viel gute, weiterführende, motivierende und inspirierende Literatur, die Leiter sich immer mal wieder zu Gemüte führen sollten.
Eine kleine Auswahl an Literatur voller Inspiration:
Bill Hybels: Einfach
Siehe auch hier: www.david-brunner.de/die-kunst-des-leitens-ii-den-tank-fuellen
Bill Hybels: Einfach
Böhlemann, Peter/Herbst, Michael: Geistlich leiten
Ein sehr ausführliches Buch zum Thema “geistlich leiten”, das man sicherlich nicht “nebenbei” liest, dessen Gewinn aber riesig sein kann, wenn man es gleichzeitig in der Praxis anwendet und erprobt.
Böhlemann/Herbst: Geistlich leiten
Bill Hybels: Die Kunst des Führens
Dieses Buch empfiehlt sich u.a. auch deswegen, weil es aus kurz gehaltenen (meistens ca. 3-5 Seiten) Führungsprinzipien besteht. Man kann also gezielt thematisch suchen oder einfach mal ein paar Prinzipien “zwischendurch” lesen.
Bill Hybels: Die Kunst des Führens. Meine Führungsprinzipien auf den Punkt gebracht
Hinrichsen/Palluch: Als unser Kunde tot umfiel…
Teilweise sind die Lösungen nicht nur nachhaltig, sondern auch knallhart. Man muss sie nicht übernehmen (manche sollte man in meinen Augen auch nicht übernehmen in der kirchlichen Arbeit) – aber sie regen zum Nachdenken an.
Hinrichsen/Palluch: Als unser Kunde tot umfiel …: 25 knifflige Führungsprobleme und ihre nachhaltigen Lösungen
Jacobsen/Coleman: Der Schrei der Wildgänse
Alles andere als ein klassisches Buch zum Thema “Leitung”. Aber es hat mir jede Menge Inspiration verschafft auf die Frage: “Wie soll Gemeinde aussehen – und wie nicht?”
Jacobsen/Coleman: Der Schrei der Wildgänse. Aufbrechen zu einem freien Leben in Christus jenseits von Religion und Tradition
3. Inspirierende Menschen
Eine relativ leicht umzusetzende Möglichkeit, die Inspiration hoch zu halten: Ich umgebe mich mit inspirierenden Menschen. Meist sind das Menschen, die in einem bestimmten Bereich besser sind als ich (oder in vielen Bereichen…), die jede Menge Lebenserfahrung auf dem Buckel haben, die eine inspirierende Lebensgeschichte haben (also im Prinzip jeder Mensch) oder die mir in einer bestimmten Frage weiterhelfen können, weil sie mehr KnowHow haben als ich.
Glaube mir: Es ist nicht schwierig, inspirierende Menschen zu finden. Es reicht schon, wenn du ein Lernender bleibst und im anderen etwas findest, das dich bereichert.
Ein Beispiel für mich ist das Netzwerk churchconvention. Seit fast zehn Jahren gibt es dieses Netzwerk und beinahe ebenso lange bin ich Teil dieser wunderbaren Gemeinschaft. Ich würde mal sagen, dass ich mindestens genauso viel bei churchconvention gelernt habe wie bei Leitungskongressen von Willow Creek. Und dabei reicht es manchmal schon, wenn man sich mit ein paar wenigen “Gleichgesinnten” trifft, herumspinnt und überlegt, was Jesus wohl heute in unserer Kirche anpacken würde…
Hinzu kommen meine Freunde, die Ältesten meiner Gemeinde (ja, das kann ich jetzt schon nach so kurzer Zeit sagen, dass sie mich inspirieren und das auch weiterhin tun werden), meine Frau sowie Personen, die ich gar nicht persönlich kenne, aber deren Bücher, Podcasts oder Blogs mich inspirieren.
Dazu zählt im Moment vor allem Carey Nieuwhof.
4. Auszeiten voller Inspiration
Du brauchst dich als Leiter überhaupt nicht zu rechtfertigen, dass du dir Auszeiten nimmst. Sei es Urlaub oder regelmäßige Tage/Wochenenden, die nur dir (und deiner Familie) gehören. Persönlich würde ich sogar so weit gehen und sagen: Ein Leiter, der sich keine regelmäßigen Auszeiten nimmt, leitet nicht, sondern ist getrieben und nimmt sich selbst viel zu wichtig.
Ich tanke im Urlaub auf, indem ich einfach viel Zeit mit meiner Familie habe, indem ich gute Bücher lese, Artikel lese, die ich schon immer mal lesen wollte und einfach die Zeit genieße und staune über das, was Gott geschaffen hat in der Natur. Dabei genieße ich es, Sport zu machen, ohne in meinen Kalender schauen zu müssen, wann es passt.
Solche Auszeiten sind für mich überlebensnotwendig, weil Körper, Seele und Geist dabei Rechnereien. Und dabei gilt eines: Wenn ich Urlaub habe, habe ich Urlaub. In dieser Zeit kommt die Gemeinde ohne mich ganz gut klar.
Genauso verhält es sich für mich mit dem “Pfarrersonntag” – dem Montag. Laut Pfarrdienstgsetz dürfen Pfarrer sich ihren Dienst so einteilen, dass ein freier Tag entsteht – wie gnädig. Persönlich finde ich es ja ziemlich daneben, dass Kirche immer wieder darauf beharrt, den Sonntag doch bitte nicht als Werktag zu missbrauchen (was ich auch voll unterstütze) – mit ihren Angestellten geht sie aber so um, dass sie sich selbst ihren Dienst so einteilen müssen, dass ein freier Tag entsteht. Nun ja. Anderes Thema.
Aber auch diese eine Auszeit in der Woche brauche ich, um nicht im Hamsterrad der Geschäftigkeit meine Runden zu drehen, vollkommen ausgepowert zu sein und keinerlei Inspiration mehr zu haben und auszustrahlen.
Und auch hier gilt: Wer sich – als Pfarrer/Pfarrerin – diesen freien Tag nicht nimmt, nimmt sich selbst zu wichtig. Wieso sollte ich 7 Tage in der Woche arbeiten, wenn mein irdischer Arbeitgeber (die Landeskirche) mir einen freien Tag ermöglicht und mein himmlischer Arbeitgeber (Gott) selbst am 7. Tag geruht hat und seine Schöpfung bestaunt hat?