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Preach. Dein Workbook fürs Predigen

Ein klasse Buch! Ich nehm’s vorweg, ja, ich weiß. Aber ich will dich mitnehmen und dich überzeugen, dich von “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” inspirieren zu lassen. Ich glaube, dass es ein ziemlich cooles Buch ist, um deine Predigten noch besser werden zu lassen.

Noch was vorweg: Die Einschätzung zu Beginn des Buches, dass es ganz generell um Kommunikation und Rhetorik geht und deswegen das Buch nicht nur für die Menschen ist, die predigen, teile ich nicht ganz. Da sollte man fair bleiben: Der weitaus größte Teil des Buches macht nur dann Sinn, wenn man sich wirklich mit dem Predigen befasst.

Aber genau da hat das Buch unglaublich große Stärken und ich würde es sogar zur Pflichtlektüre für jeden, der predigt, erheben. Nicht zwingend, um das Buch von vorne bis hinten durchzuackern, sondern vielmehr, um seinen Schatz zu heben und die vielen, vielen Inspirationen für das eigene Predigen fruchtbar werden zu lassen.

Klare Struktur mit extra Portion Dynamik

Was auffällt: Endlich mal ein Buch, das nicht nur richtig gut gegliedert ist, sondern in der Gliederung selbst eine Dynamik zu finden ist, die das Lesen nicht einfach nur leichter macht, sondern automatisch tiefer gehen lässt.

Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine kurze Übersicht, um was es geht. Gefolgt vom “eigentlichen Inhalt” des Kapitels, der ebenso übersichtlich und strukturiert daherkommt. Und am Ende gibt’s immer noch die Möglichkeit, tiefer zu graben durch Fragen und eigene Notizen.

Jedes der neun Kapitel folgt genau diesem Aufbau. Wenn du jetzt denkst “Wie langweilig!” dann lass mich dir sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Aber überzeuge dich selbst davon!

Menschliche Tools und göttliche Vollmacht

Simon Wiebe geht in seinem Buch auf beide Dimensionen einer Predigt ein: Zum einen geht’s um ganz menschliche Tools und Methoden der Predigtvorbereitung sowie der Predigtpräsentation. Es geht aber auch um die geistliche Dimension einer Predigt. Und hier schätze ich sehr, dass er beides betrachtet: Sowohl die Herzenshaltung des Predigers und dessen geistlichen Gehalt sowie die Tatsache, dass eine Predigt nur dann vollmächtig sein kann, wenn diese Vollmacht Gott selbst schenkt.

Der Unterschied zwischen einer guten und einer vollmächtigen Predigt liegt bei Gott. Nur er kann die Veränderung im Herzen und den Glauben an Jesus schenken. Doch der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Predigt liegt bei uns als Predigerinnen und Prediger. In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.25

Dieser letzte Satz könnte ein weiterer guter Subtitel für das Workbook sein: “In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.” Im Prinzip ist das gesamte Workbook genau dafür eine wahre Fundgrube. Simon Wiebe liefert nicht nur eine Theorie über das gute Vorbereiten, sondern auch ganz praktische Tipps, wie eine solche gute Vorbereitung aussieht. Und beides mannigfach: Der Leser taucht ein in ein bisschen Homiletik und Predigtgeschichte, bekommt aber bspw. auch verschiedene Predigtmodelle und praktische Anleitungen an die Hand, wie verschiedene Arten der Predigt vorbereitet werden können.

Aber bei allen Tools, Ideen und Inspirationen, die “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” bereithält, möchte ich einen “Take Away”-Satz besonders unterstreichen:

Die härteste Arbeit ist nicht die Exegese oder die Strukturierung der Predigt. Die härteste Arbeit ist die Herzenspflege.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.37

Starke Vielfalt in den Formen

Und das ist ein weiterer großer Pluspunkt des Buches. Wenn ich hier von “Predigt” schreibe, hast du, der du diesen Artikel liest, sicherlich eine bestimmte Form von Predigt vor Augen. Klassisch heißt es ja, dass jede gute Predigt drei Punkte hat. Übrigens ist genau das Teil des so genannten “Krawattenmodells”. Warum das so heißt, erfährst du, wenn du dir das Buch zulegst. Habe ich schon erwähnt, dass das ohnehin eine gute Idee wäre?

In einer “Landkarte der Predigtstrukturen” (Kapitel 6) führt dir Simon Wiebe verschiedene Predigtmodelle vor Augen, so dass relativ schnell klar wird: Die “eine Predigt” gibt es gar nicht. Sicherlich aber haben je nach Kirche und je nach Denomination manche Modelle im Gemeindealltag “die Nase vorn”. Ein weiterer toller Nebeneffekt (oder vielleicht vom Autor sogar intendiert): Ich als Prediger werde dadurch angeregt, auch andere Predigtmodelle auszuprobieren bzw. besser gesagt, sie wieder mehr zu predigen, um Abwechslung in den Gemeindealltag zu bringen.

Hilfreich, weise und klug finde ich in den Darstellungen der einzelnen Predigtmodelle die jeweiligen Chancen und Herausforderungen. So schreibt Wiebe bspw. über die Herausforderungen einer Themenpredigt:

Wenn sich Menschen mit wenig Predigterfahrung an eine Themenpredigt trauen, können sie ihre eigenen exegetischen Fähigkeiten schnell überschätzen.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.95

Die so genannten “Predigtserien” oder “Themenreihen” sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Zwar bin ich Pfarrer in der Landeskirche, in der durch die so genannte Perikopenordnung normalerweise für jeden Sonntag ein Bibeltext als Predigtgrundlage vorgeschlagen ist, aber in unserer Gemeinde predigen wir nur Predigtserien – und das bedeutet: in den überwiegenden Fällen Themenpredigten. Ich kann nur dick unterstreichen, was Wiebe hier über die Herausforderungen von Themenpredigten schreibt.

Und in einem (und vielem anderen) weiteren Punkt stimme ich Simon Wiebe total zu – und er macht’s gleich als erstes Kapitel seines Buches: “Warum es gut ist, sich über schlechte Predigten zu ärgern”. Oder um es mit dem Königszitat über schlechte Predigten zu sagen, das dem Leser von “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” anstatt einer ansonsten an dieser Stelle stehenden Widmung ganz zu Beginn des Buches ins Auge springt:

Wir können die Menschen nicht ins Königreich schnarchen.Charles Haddon Spurgeon

Kleine Stolpersteine

Und doch sind mir Dinge aufgefallen, die ich so nicht sagen oder vertreten würde, auf die ich zumindest kurz eingehen möchte. Ich nenne sie deswegen Stolpersteine, weil es mir beim Lesen genau so ging: Ich bin darüber gestolpert, musste noch mal nachhaken, noch mal lesen – und feststellen, dass ich anderer Meinung bin oder zumindest die Formulierung unglücklich finde.

Der größte Stolperstein ist Wiebes “Krimskrams Nummer 1”. Ein cooles Kapitel, in dem er einige ganz unterschiedliche Häppchen serviert, die irgendwie für sich genommen kein ganzes Kapitel ausmachen würden. Und dieser Krimskrams Nummer 1 lautet: “Klaue so viel Inhalt von anderen Leuten wie nur möglich”. Wiebe macht sich dafür stark und spricht sich dafür aus, dass es vollkommen legitim ist, aus anderen Predigten bzw. von anderen Predigern Inhalte zu klauen und daraus “deinen eigenen Remix zu machen” (Krimskrams Nr. 2). Er belegt das alles und unterstreicht das alles durch andere Autoren bzw. vor allem durch Austin Kleons Buch “Alles nur geklaut” oder Pablo Picassos Aussage “Kunst ist Diebstahl”.

Persönlich vertrete ich genau das Gegenteil und Kleons Buch (das mir bekannt ist) hat mich überhaupt nicht überzeugt. Im Gegenteil. Ich gehe soweit zu sagen: Wo wir bewusst andere Predigtideen oder Elemente klauen, ohne in der Predigt dann kenntlich zu machen, woher wir den Gedanken / die Idee / das Zitat haben, verhalten wir uns als Prediger nicht lauter und vorbildlich. Wir sollen als Prediger wahrhaftig und aufrichtig sein – und dazu gehört für mich, dass ich in Predigten Quellen zitiere bzw. benenne. Ansonsten können wir unsere Predigten gleich von einer KI schreiben lassen, uns nie mehr über Plagiatsvorwürfe bei anderen aufregen und vor allem aber beleidigen wir den Schöpfer, der in jeden einzelnen so viel Kreativität gelegt hat, die dadurch nicht zum Vorschein kommt. Dennoch sollen wir als Prediger immer wissen, dass unsere Ideen vielleicht auch schon andere hatten und dass wir großzügig mit unserem Predigtmaterial umgehen sollten und es anderen zur Verfügung stellen, die dieses benötigen.

Eine weitere Aussage, über die ich gestolpert bin: “Deine Persönlichkeit ist deine stärkste Predigt.” (S.33) Natürlich weiß ich, dass Wiebe das mit guter Absicht schreibt, weil er zum Ausdruck bringen möchte, wie wichtig die Individualität des einzelnen Predigers ist – was sich im Übrigen mit dem oben erwähnten “Predigtklau” nicht oder nur schwer vereinbaren lässt. Die Aussage ist im Kontext auch nicht so krass, wie sie hier erscheinen mag – dennoch kann sie zum einen den Druck auf den Prediger erhöhen und zum anderen die geistliche Dimension einer Predigt minimieren.

Fazit: Unbedingt lesen!

Dennoch empfehle ich das Buch sehr, da es ein großer Schatz und eine große Hilfe sein kann sowohl in der konkreten Predigtvorbereitung als auch im ständigen Hinterfragen, Reflektieren und Lernen, was das eigene Predigen betrifft. Wiebes Stil ist richtig gut. Man kann den Gedanken sehr einfach folgen ohne den Eindruck zu haben, dass es trivial ist, was man da liest. Und das eist eine große Kunst.

Also, liebe Prediger da draußen: Wenn ihr noch besser predigen möchtet, dann legt euch unbedingt “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” zu. Und wenn ihr es schon nicht aus dieser Motivation heraus tut, dann legt es euch zu, weil ihr eurer Gemeinde damit etwas Gutes tut. Davon bin ich überzeugt!

Also – so oder so: Leg dir “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” zu und lass es dir eine großartige Hilfestellung, Fundgrube und Inspiration sein.

📕 Seiten: 192

➡️ Verlag: SCM

💶 Preis: 20,00 EUR


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