Auf dieses Buch habe ich wie auf kein anderes gewartet. Craig Groeschel hat es im Original “Hope in the Dark: Believing God is good when life is not” genannt. Der deutsche Untertitel ist da etwas sperriger, drückt aber genau aus, um was es geht: “Wie wir an Gottes Güte festhalten können, auch wenn das Leben uns etwas anderes sagt”.
Warum habe ich auf dieses Buch gewartet? Weil ich gehofft habe, dass es nicht mit platten Antworten auf die “Warum?”-Frage daherkommt, sondern Gott in seiner Unfassbarkeit genauso wie in seiner grenzenlosen Leibe zu uns Menschen zeichnet. “Warum lässt Gott Leid zu?”, “Wo ist Gott jetzt, wo ich ihn am meisten brauche?”, “Wie kann Gott genau dieses zulassen?” oder “Wo ist Gott? Ich spüre ihn nicht!” sind genau die Fragen und Aussagen, die man im Hintergrund des Buches immer mitliest – oder die explizit vorkommen.
Dabei macht Groeschel zu Beginn des Buches eines deutlich:
Ehrlich gesagt, stimmt es nicht ganz, was Groeschel schreibt. Ich empfehle dieses Buch jedem – egal, ob sein Glaube und Leben gerade Höhen erlebt oder Tiefen durchmacht.
Keine platten Antworten sondern lebensnahe Hilfe
Die Gefahr bei diesem Thema ist, entweder platte Hilfen zu bieten oder so kompliziert und alltagsfremd zu Schreiben, dass ein solches Buch maximal Staubfänger im Regal ist. Deswegen ist “Wenn Gott kein Licht ins Dunkel bringt” so anders.
Groeschel verdeutlicht, was er sagen möchte, mit vielen, sehr vielen Praxisbeispielen. Er erzählt Geschichten. Geschichten von Freunden, Geschichten von Gemeindemitgliedern, Geschichten von seiner Familie – und: Geschichten von sich selbst. Die Kunst ist, so viele Geschichten erzählen zu können, dass man beim Lesen gerade nicht denkt: “Oh no. Jetzt kommt die nächste Geschichte.” Groeschel beherrscht diese Kunst, weil er sich auf das Wesentliche der jeweiligen Beispiele begrenzt, gleichzeitig es aber schafft, Emotionen zu wecken und ein Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Sicherlich auch ein großer Verdienst von Übersetzerin Antje Balters. (Schau auch mal auf ihrer Homepage vorbei: www.antjebalters.de)
Diese Geschichten gehen in den seltensten Fällen gut aus. Teilweise sind es brutale Geschichten vom Krankheit, Tod, Trauer und Verlust. Das macht das Buch so lebensnah, so alltagsrelevant – so glaubensrelevant. Groeschel kommt nicht mit schnellen platten Antworten à la “Du musst halt einfach glauben, dann wird das schon wieder”. Im Gegenteil. Man spürt dem Autor ab, dass er selbst jede Menge leidvolle Erfahrungen gemacht hat, die er teilweise auch schildert und damit ganz authentisch wird ohne sich einem Seelen-Striptease zu unterziehen.
Ein kleiner Prophet mit großer Wirkung
Bei seinen Ausführungen dient Groeschel ein so genannter “kleiner Prophet” aus dem ersten Teil der Bibel als Grundlage. “Kleiner Prophet” deswegen, weil die zwölf Propheten Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja und Maleachi so genannt werden, da sie gegenüber den “großen Propheten” (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) kleinere Bücher sind. Na – welcher dieser zwölf kleinen Propheten ist es wohl, der als theologische Grundlage dient? Es ist einer, der sonst recht selten Erwähnung findet. Einer, dessen Namensbedeutung paradox ist: “ringen und umarmen”.
Es ist der Prophet Habakuk.
“Wenn Gott kein Licht ins Dunkel bringt” bekommt dadurch noch mehr Tiefe, dass dieses biblische Buch immer wieder als “Background” auftaucht. Dabei finde ich es äußerst gelungen und faszinierend, wie Groeschel einzelne Abschnitte dieses Buches interpretiert und für unsere heutige Zeit relevant werden lässt.
Weiterführendes Zusatzmaterial
Das Rundum-Paket wird am Ende des Buches dadurch geschnürt, dass das Buch nicht endet mit Groeschels Ausführungen. Zu jedem Kapitel des Buches gibt es weiterführende Bibelstellen und Fragen an die Hand. Diese Fragen dienen dazu, dem Thema persönlich noch mehr nachzuforschen. Dies kann alleine geschehen. Meines Erachtens eignen sich diese Fragen aber auch für Kleingruppen innerhalb der Gemeinde. So wäre es durchaus auch denkbar, dieses Buch in einer Kleingruppe gemeinsam zu lesen und durchzuarbeiten.
Wie oben schon erwähnt, hat Übersetzerin Antje Balters sicherlich auch einen großen Anteil daran: Das Buch liest sich einfach hervorragend flüssig, weil es in einer einfachen, aber nicht trivialen, Sprache erscheint und ohne unnötige Redundanzen auskommt.
Insofern: Ich kann das Buch – im Gegensatz zu seinem Autor – jedem Menschen empfehlen. Selbst denen, deren Leben gerade aus Höhenflügen besteht, denn: Das nächste Tal kommt. Und durch dieses vorbereitet zu gehen, kann nicht schaden. Dazu ist “Wenn Gott kein Licht ins Dunkel bringt” eine wunderbare Hilfe. Denn: Am Ende bleibt Groeschel nie beim Zweifel, dem Unrecht und dem Leid stehen, sondern verweist auf einen Gott, der gut ist. Immer.
Klingt interessant und vielversprechend. Ich werde das Buch mal auf meine Beschaffungsliste setzen.