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Wie sieht der Gottesdienst der Zukunft aus?

Dieser Frage habe ich mich gestellt. Chris Cuhls (www.ablaufregisseur.de) von Sonntagmorgens.de wollte das wissen. In 60 Sekunden sollte ich mein Statement geben. Leute. Echt mal. 60 Sekunden. Ihr wisst schon – das fällt mir schwer. Aber ich habe die Challenge angenommen und ihr könnt das Video am Ende des Beitrages sehen.

Ein paar Gedanken will ich hier ein bisschen weiter ausbreiten als ich das im Video kann.

Alles beginnt mit dem “Warum”

Schnell sind wir auf Grund der momentanen Corona-Pandemie und der voranschreitenden Digitalisierung in der Gefahr, zu sagen: Der Gottesdienst muss digitaler werden. Es muss mehr gestreamt werden. Die Gottesdienstbesucher müssen online eingebunden werden. Wenn die Präsenzgottesdienste wieder öfters stattfinden und die Normalität werden, bitte unbedingt hybrid feiern, also: offline und online zugleich.

Das ist alles gut und schön – aber nicht die wichtigste Frage.

Die wichtigste und für mich alles entscheidende Frage ist: Warum feiern wir Gottesdienste?

Meine Antwort darauf ist:

Wir feiern Gottesdienste, damit Menschen, die Gott noch nicht kennen, in eine Beziehung zu Jesus hineinwachsen können.David Brunner

Ganz ehrlich: Was bringt der technisch ausgereifteste, multimedial und digital perfekt inszenierte Gottesdienst, wenn’s doch nur um Friede, Freude, Eierkuchen geht (oder die kirchliche Variante: Friede, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit) aber nicht darum, wie Menschen gerettet werden können und in eine Beziehung zu Jesus hineinfinden und hineinwachsen können?

Oder anders ausgedrückt: Was bringt solch ein Schnickischnacki-Gottesdienst, wenn Gottes Herzenswunsch, den er in der Bibel formuliert, nicht nachgekommen wird?

Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden.Die Bibel - 1. Timnotheus 2,4

Also. “Everything starts with why” würde Simon Sinek sagen. Es geht um das große “Warum”. Warum feiern wir Gottesdienste? Mögliche Antworten gibt’s ja viele:

  • Weil wir grad nichts Besseres zu tun haben.
  • Weil wir das schon immer so gemacht haben.
  • Weil Du Kirche alles nehmen kannst – aber nicht den Gottesdienst.
  • Weil Sonntagmorgens die Leute einfach Zeit haben.
  • Weil’s so schön ist.
  • Weil ich gerne in der Kirche gesehen werde.
  • Weil kein Gottesdienst auch keine Option ist.
  • Weil ich nichts anderes kann.
  • Weil die Kirche sonst ja gar nichts mehr machen würde.

Es gäbe so viele mögliche Antworten (die zugegebenermaßen auch ernsthafter sein können als die, die ich gerade aufgelistet habe). Aber allen voran müssen wir Klarheit über das “Warum” haben.

Nochmal: Antworten gibt es viele – aber in meinen Augen nur eine sinnvolle. Und das ist die oben schon erwähnte: “…damit Menschen, die Gott noch nicht kennen, in eine Beziehung zu Jesus hineinwachsen können.”

Ich glaube mehr denn je, dass das, was Menschen, was unsere Gesellschaft, was diese Welt benötigt, ist die lebendige Beziehung zu Jesus. Aus ihr allein oder besser gesagt aus Jesus allein gibt es wirkliche Hoffnung, wirklichen Trost, wirkliche Freude und vor allem: beständiges und ewiges Leben, das schon dort beginnt, wo ich mein Leben Jesus anvertraue.

Ich möchte keine Zeit vergeuden mit Randthemen. Ich möchte die Chance nutzen und Menschen im Gottesdienst zum Glauben an Jesus Christus einladen. Sonntag für Sonntag. Der Gottesdienst ist die “Veranstaltung”, die über alle Gemeindegrenzen, Konfessionsschranken und Denominationshürden hinweg die Veranstaltung ist, die es quasi immer und überall gibt, die einer Gemeinde niemals genommen wird und welche die öffentlichkeitswirksamste Veranstaltung vermutlich mit der niedrigsten Hemmschwelle (da öffentlich) ist.

…und hat sehr konkrete Folgen!

Das hat natürlich zur Folge, dass Gottesdienste sich verändern müssen. Der Alltag, die Alltagsthemen, die Alltagssorgen, die Alltagswünsche eines Menschen im 21. Jahrhundert müssen ihren Widerhall im Gottesdienst finden – denn nur dann kann der Gottesdienst (besser gesagt: Jesus selbst und das im Gottesdienst Gehörte und Erlebte) seinen Widerhall im Alltag der Menschen finden.

Was in der Theorie nett klingt, hat in der Praxis ganz konkrete Folgen:

  • Sprechen unsere Lieder eine Sprache, die ein Mensch, der heute (!) lebt, versteht?
  • Sprechen wir in der Moderation und Predigt eine Sprache, die ein Mensch, der heute (!) lebt, versteht?
  • Finden Menschen schnell, wo sie online unseren Gottesdienst mitverfolgen können?
  • Ist unser Kirchengebäude einladend?
  • Funktioniert die Heizung und gibt’s warmes Wasser auf den Toiletten zum Händewaschen?
  • Läuft der Livestream des Gottesdienstes reibungslos und ruckelfrei?
  • Werden Gottesdienstbesucher am Eingang freundlich begrüßt, oder aufgezwungen fromm oder gar nicht?
  • Gibt es ein “Welcome Team”, das Menschen vor Ort auch nach dem Gottesdienst noch anspricht, sie willkommen heißt und für Rückfragen da ist?
  • Werden Gottesdienstbesucher, die online mitfeiern, im Chat begrüßt und begleitet?
  • Drehen sich die Gemeindeglieder und Mitarbeiter nur um sich selbst oder gibt es so etwas wie die “Zwei Minuten-Regel?”
  • Was bekommen Erstbesucher als kleines Willkommensgeschenk?
  • Wird der Gottesdienst wirklich “gefeiert” oder ist es eher eine tröge Veranstaltung zum Abgewöhnen?
  • Spielt die Musik, die für Menschen, die Gott noch nicht kennen, relevante Musik ist oder spielt die Musik, die “halt schon immer in der Kirche gespielt wurde”?
  • Welche Themen werden im Gottesdienst / in den Predigten angesprochen? Sind sie lebensrelevant oder churchy?
  • Wissen Online-Gottesdienstbesucher, wie sie ihren nächsten Schritt (oder Klick) machen können?
  • Ist das Setting des Gottesdienstraumes ansprechend oder eher abschreckend?

Puh. Kein Bock mehr? Bitte nicht! Es macht so viel Freude, an diesen Fragen zu arbeiten. Und es gibt so viele, unglaublich gute Hilfsmittel dafür. In unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) sind wir noch lange nicht so weit, dass alle dieser Fragen zufriedenstellend beantwortet werde könnten. Also nicht, dass du denkst, ich schreib hier nur Dinge auf, bei denen ich bzw. wir in der Gemeinde “auf der sicheren Seite” sind. Oh nein. Beim besten Willen nicht.

Aber weißt du was? Wir arbeiten dran! Wir geben unser Bestes!

Analog, hybrid, digital? Unbedingt!

Kommen wir wohl zu der Frage, die man sofort hinter der eigentlichen Fragestellung nach Gottesdiensten der Zukunft vermutet: Sollen Gottesdienste digital stattfinden und wenn ja: Wie? Oder doch nur analog? Oder hybrid – also analog und digital zugleich?

Meine Antwort kannst du dir denken, wenn du den “Fragenkatalog” oben aufmerksam durchgelesen hast. Diese Fragen zielen nämlich auf eine hybride Form von Gottesdienst ab.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unbedingt alles daran setzen sollten, wenn das “Warum” klar ist, unsere Gottesdienste auch der “digitalen Welt” zur Verfügung zu stellen.

Wir haben das in unserer Gemeinde getan und es hat sich schon fast so etwas wie eine “Online-Gemeinde” entwickelt. Durch die weitere Digitalisierung und das Durchstarten mit Online-Video-Konferenzen ergibt sich eine unglaublich große und wunderbare Möglichkeit, diese Menschen auch nicht nur passiv am Gottesdienste teilnehmen zu lassen, sondern sie auch aktiv mit einzubinden in das weitere Gemeindegeschehen.

Ich finde das total faszinierend und bin sehr gespannt, was sich hier in Zukunft noch tun wird.

Eines aber ist klar: Wir dürfen als Gemeinde nicht verpassen, auf den digitalen Zug aufzuspringen. Das kann von Gemeine zu Gemeinde ganz unterschiedlich aussehen – das ist vollkommen klar.

Eines aber ist auch klar: Das “Wie” ist niemals die entscheidende Frage im Blick auf “Gottesdienstzukunft” sondern das “Warum”.

…und übrigens: Wenn du Inspiration suchst, wirst du am 6. März von 14-16 Uhr fündig. Denn dann gibt’s eine tolle Online-Schulung von tollen Leuten. Einfach hier klicken: www.sonntagmorgens.de.


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4 Kommentare

  1. Im Prinzip ja.
    Aber: was ist denn mit denen, die schon eine Beziehung zu Jesus haben? Und vor allem: was ist mit denen, die gerne tradierte Formen von Gottesdienst feiern und auch gerne Choräle singen? Fliegen wir jetzt raus? Haben wir keinen Platz mehr und müssen kommentarlos nehmen, was wir kriegen? Mich beschäftigt das Thema grade sehr persönlich, ich bin Prädikantin und Kirchenvorsteherin und auch in meiner Gemeinde ist das ein großes Thema.

    • Hallo Natascha!
      Vielen Dank für deinen Kommentar und deine (An-)Fragen.
      Ich glaube nicht, dass Menschen, die schon eine Beziehung zu Jesus haben, sich in einem Gottesdienst, der vor allem Menschen ansprechen soll, die Gott noch nicht kennen, nicht mehr wohlfühlen. Die Erfahrung zeigt: Das Gegenteil ist der Fall, weil sie sich einbringen und mitarbeiten.

      Darüber hinaus sind Kleingruppen der Ort, in dem geistliches Wachstum geschehen soll, wenn der Gottesdienst verstärkt evangelistisch ist.

      Was deine Frage nach dem “Rausfliegen” betrifft – da drehe ich mal den Spieß um: Dort, wo vor allem Choräle gesungen werden, sind doch schon längst alle rausgeflogen, die Choräle nicht mögen. Da bin ich offen und direkt: Das ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Insofern hat die Kirche/Gemeinde, die vor allem Choräle singt, eine gewisse Argumentationspflicht, wieso sie Lieder singt und ein Musikstil herrscht, der nachweislich nur eine Minderheit der deutschen Bevölkerung anspricht. Mit “Volkskirche” hat das in meinen Augen wenig zu tun.
      Natürlich ist das die Folge einer bestimmten Tradition, die sich in der Kirche etabliert hat – das ist mir schon klar. Nur: nicht jede Tradition hat unbefristet und zeitlos ihre Berechtigung. Es muss auch erlaubt sein, die stärksten Traditionen zu hinterfragen.
      Insofern: Bevor du dich beschwerst, dass jemand rausfliegt, sei dir bewusst, dass dort, wo hauptsächlich Choräle gesungen werden, schon längst Leute rausgeflogen sind. Und natürlich (ich bin ja nun schon ‘ne Ganze Weile “im Geschäft”) höre ich die Leute schon sagen: “Aber WIR haben doch diese Gemeinde aufgebaut! WIR sind doch seit Jahren und Jahrzehnten im Gottesdienst! WIR sind es doch, die aufopferungsvoll ihren Dienst in der Kirche tun.”
      Das verstehe ich alles – die Frage ist nur: Für wen tun WIR das? Für uns selbst? Für das Aufrechterhalten einer bestimmten Tradition?

      Aber mir geht es nicht mal um diese “Entweder-Oder”-Gegenüberstellung (ich wollte lediglich auf deine Frage antworten). Natürlich sollen sich in einer Gemeinde Menschen zuhause und willkommen fühlen – und zwar unabhängig von ihrem musikalischen Geschmack. Nur: dass das alles im Gottesdienst miteinander vereinbar ist, bezweifle ich.
      Ich weiß, dass ich hier eine recht akzentuierte Sicht habe. Die kann auch komplett falsch sein und ist sicherlich auch kontextuell nicht überall die beste Antwort. Das weiß ich. Aber das sind eben meine Gedanken dazu.
      Liebe Grüße,
      David

  2. Hallo in den Süden,

    Vielen Dank für deinen Text, hier kommen zwei Anmerkungen, die ich gerne loswerden möchte. Einmal zum Thema online Gottesdienst und auch ein Gedanke zur Diskussion Klassik versus Pop/Gospel/Worship.

    Ich glaube, das online-Formate für Gottesdienste substantiell anders zu konzipieren sind als Präsenzgottesdienste. Die an vielen Stellen veröffentlichten abgefilmten Präsenzgottesdienste gefallen mir nicht durchgängig nur gut 🙂 (es mag Ausnahmen geben!)
    Umgebung, Ton, Schnitte, Elementfolgen sind m.E. online an die Sehgewohnheiten und mehr anpassbar. Interaktive Elemente sind möglich. Und – so unsere Erfahrungen – die Zeiten, zu denen die Gottesdienste online gesehen werden, sind sehr unterschiedlich. So sehen die meisten den Gottesdienst nicht live, sondern um Stunden oder sogar Tage versetzt. Eben genau dann, wann es der einzelnen gut passt.
    Worüber wir uns besonders Gedanken machen, ist, wie das Gemeinschafts Gefühl zwischen den Gemeindegliedern wieder gestärkt werden kann. Das fehlt natürlich online.
    Und wir machen uns Gedanken, wie wird denn nach der Corona-Zeit, wenn wieder mehr präsent möglich ist, die durchaus positiven online-Erfahrungen weitergeführt und gegebenenfalls mit Präsenzveranstaltung verbunden werden können. Parallel oder durch mehrfach Nutzung einzelner Elemente.

    Deine Replik auf den Kommentar von Natascha finde ich sehr angemessen. Auch geht es derzeit immer noch darum, die verschiedenen Musikrichtungen in unserer Kirche zumindest auf Augenhöhe zu bringen. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen gibt es immer noch den Schwerpunkt traditionelle Kirchenmusik/Choräle. Es gibt zwar Fortschritte u.a. in der Ausbildung von Kirchenmusikerinnen und in der gegenseitigen Akzeptanz, geht es jedoch um die Verteilung vorhandener Ressourcen so ist ein Gleichgewicht bei weitem noch nicht gegeben.

    Liebe Grüße
    Andreas

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