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Preach. Dein Workbook fürs Predigen

Ein klasse Buch! Ich nehm’s vorweg, ja, ich weiß. Aber ich will dich mitnehmen und dich überzeugen, dich von “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” inspirieren zu lassen. Ich glaube, dass es ein ziemlich cooles Buch ist, um deine Predigten noch besser werden zu lassen.

Noch was vorweg: Die Einschätzung zu Beginn des Buches, dass es ganz generell um Kommunikation und Rhetorik geht und deswegen das Buch nicht nur für die Menschen ist, die predigen, teile ich nicht ganz. Da sollte man fair bleiben: Der weitaus größte Teil des Buches macht nur dann Sinn, wenn man sich wirklich mit dem Predigen befasst.

Aber genau da hat das Buch unglaublich große Stärken und ich würde es sogar zur Pflichtlektüre für jeden, der predigt, erheben. Nicht zwingend, um das Buch von vorne bis hinten durchzuackern, sondern vielmehr, um seinen Schatz zu heben und die vielen, vielen Inspirationen für das eigene Predigen fruchtbar werden zu lassen.

Klare Struktur mit extra Portion Dynamik

Was auffällt: Endlich mal ein Buch, das nicht nur richtig gut gegliedert ist, sondern in der Gliederung selbst eine Dynamik zu finden ist, die das Lesen nicht einfach nur leichter macht, sondern automatisch tiefer gehen lässt.

Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine kurze Übersicht, um was es geht. Gefolgt vom “eigentlichen Inhalt” des Kapitels, der ebenso übersichtlich und strukturiert daherkommt. Und am Ende gibt’s immer noch die Möglichkeit, tiefer zu graben durch Fragen und eigene Notizen.

Jedes der neun Kapitel folgt genau diesem Aufbau. Wenn du jetzt denkst “Wie langweilig!” dann lass mich dir sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Aber überzeuge dich selbst davon!

Menschliche Tools und göttliche Vollmacht

Simon Wiebe geht in seinem Buch auf beide Dimensionen einer Predigt ein: Zum einen geht’s um ganz menschliche Tools und Methoden der Predigtvorbereitung sowie der Predigtpräsentation. Es geht aber auch um die geistliche Dimension einer Predigt. Und hier schätze ich sehr, dass er beides betrachtet: Sowohl die Herzenshaltung des Predigers und dessen geistlichen Gehalt sowie die Tatsache, dass eine Predigt nur dann vollmächtig sein kann, wenn diese Vollmacht Gott selbst schenkt.

Der Unterschied zwischen einer guten und einer vollmächtigen Predigt liegt bei Gott. Nur er kann die Veränderung im Herzen und den Glauben an Jesus schenken. Doch der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Predigt liegt bei uns als Predigerinnen und Prediger. In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.25

Dieser letzte Satz könnte ein weiterer guter Subtitel für das Workbook sein: “In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.” Im Prinzip ist das gesamte Workbook genau dafür eine wahre Fundgrube. Simon Wiebe liefert nicht nur eine Theorie über das gute Vorbereiten, sondern auch ganz praktische Tipps, wie eine solche gute Vorbereitung aussieht. Und beides mannigfach: Der Leser taucht ein in ein bisschen Homiletik und Predigtgeschichte, bekommt aber bspw. auch verschiedene Predigtmodelle und praktische Anleitungen an die Hand, wie verschiedene Arten der Predigt vorbereitet werden können.

Aber bei allen Tools, Ideen und Inspirationen, die “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” bereithält, möchte ich einen “Take Away”-Satz besonders unterstreichen:

Die härteste Arbeit ist nicht die Exegese oder die Strukturierung der Predigt. Die härteste Arbeit ist die Herzenspflege.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.37

Starke Vielfalt in den Formen

Und das ist ein weiterer großer Pluspunkt des Buches. Wenn ich hier von “Predigt” schreibe, hast du, der du diesen Artikel liest, sicherlich eine bestimmte Form von Predigt vor Augen. Klassisch heißt es ja, dass jede gute Predigt drei Punkte hat. Übrigens ist genau das Teil des so genannten “Krawattenmodells”. Warum das so heißt, erfährst du, wenn du dir das Buch zulegst. Habe ich schon erwähnt, dass das ohnehin eine gute Idee wäre?

In einer “Landkarte der Predigtstrukturen” (Kapitel 6) führt dir Simon Wiebe verschiedene Predigtmodelle vor Augen, so dass relativ schnell klar wird: Die “eine Predigt” gibt es gar nicht. Sicherlich aber haben je nach Kirche und je nach Denomination manche Modelle im Gemeindealltag “die Nase vorn”. Ein weiterer toller Nebeneffekt (oder vielleicht vom Autor sogar intendiert): Ich als Prediger werde dadurch angeregt, auch andere Predigtmodelle auszuprobieren bzw. besser gesagt, sie wieder mehr zu predigen, um Abwechslung in den Gemeindealltag zu bringen.

Hilfreich, weise und klug finde ich in den Darstellungen der einzelnen Predigtmodelle die jeweiligen Chancen und Herausforderungen. So schreibt Wiebe bspw. über die Herausforderungen einer Themenpredigt:

Wenn sich Menschen mit wenig Predigterfahrung an eine Themenpredigt trauen, können sie ihre eigenen exegetischen Fähigkeiten schnell überschätzen.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.95

Die so genannten “Predigtserien” oder “Themenreihen” sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Zwar bin ich Pfarrer in der Landeskirche, in der durch die so genannte Perikopenordnung normalerweise für jeden Sonntag ein Bibeltext als Predigtgrundlage vorgeschlagen ist, aber in unserer Gemeinde predigen wir nur Predigtserien – und das bedeutet: in den überwiegenden Fällen Themenpredigten. Ich kann nur dick unterstreichen, was Wiebe hier über die Herausforderungen von Themenpredigten schreibt.

Und in einem (und vielem anderen) weiteren Punkt stimme ich Simon Wiebe total zu – und er macht’s gleich als erstes Kapitel seines Buches: “Warum es gut ist, sich über schlechte Predigten zu ärgern”. Oder um es mit dem Königszitat über schlechte Predigten zu sagen, das dem Leser von “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” anstatt einer ansonsten an dieser Stelle stehenden Widmung ganz zu Beginn des Buches ins Auge springt:

Wir können die Menschen nicht ins Königreich schnarchen.Charles Haddon Spurgeon

Kleine Stolpersteine

Und doch sind mir Dinge aufgefallen, die ich so nicht sagen oder vertreten würde, auf die ich zumindest kurz eingehen möchte. Ich nenne sie deswegen Stolpersteine, weil es mir beim Lesen genau so ging: Ich bin darüber gestolpert, musste noch mal nachhaken, noch mal lesen – und feststellen, dass ich anderer Meinung bin oder zumindest die Formulierung unglücklich finde.

Der größte Stolperstein ist Wiebes “Krimskrams Nummer 1”. Ein cooles Kapitel, in dem er einige ganz unterschiedliche Häppchen serviert, die irgendwie für sich genommen kein ganzes Kapitel ausmachen würden. Und dieser Krimskrams Nummer 1 lautet: “Klaue so viel Inhalt von anderen Leuten wie nur möglich”. Wiebe macht sich dafür stark und spricht sich dafür aus, dass es vollkommen legitim ist, aus anderen Predigten bzw. von anderen Predigern Inhalte zu klauen und daraus “deinen eigenen Remix zu machen” (Krimskrams Nr. 2). Er belegt das alles und unterstreicht das alles durch andere Autoren bzw. vor allem durch Austin Kleons Buch “Alles nur geklaut” oder Pablo Picassos Aussage “Kunst ist Diebstahl”.

Persönlich vertrete ich genau das Gegenteil und Kleons Buch (das mir bekannt ist) hat mich überhaupt nicht überzeugt. Im Gegenteil. Ich gehe soweit zu sagen: Wo wir bewusst andere Predigtideen oder Elemente klauen, ohne in der Predigt dann kenntlich zu machen, woher wir den Gedanken / die Idee / das Zitat haben, verhalten wir uns als Prediger nicht lauter und vorbildlich. Wir sollen als Prediger wahrhaftig und aufrichtig sein – und dazu gehört für mich, dass ich in Predigten Quellen zitiere bzw. benenne. Ansonsten können wir unsere Predigten gleich von einer KI schreiben lassen, uns nie mehr über Plagiatsvorwürfe bei anderen aufregen und vor allem aber beleidigen wir den Schöpfer, der in jeden einzelnen so viel Kreativität gelegt hat, die dadurch nicht zum Vorschein kommt. Dennoch sollen wir als Prediger immer wissen, dass unsere Ideen vielleicht auch schon andere hatten und dass wir großzügig mit unserem Predigtmaterial umgehen sollten und es anderen zur Verfügung stellen, die dieses benötigen.

Eine weitere Aussage, über die ich gestolpert bin: “Deine Persönlichkeit ist deine stärkste Predigt.” (S.33) Natürlich weiß ich, dass Wiebe das mit guter Absicht schreibt, weil er zum Ausdruck bringen möchte, wie wichtig die Individualität des einzelnen Predigers ist – was sich im Übrigen mit dem oben erwähnten “Predigtklau” nicht oder nur schwer vereinbaren lässt. Die Aussage ist im Kontext auch nicht so krass, wie sie hier erscheinen mag – dennoch kann sie zum einen den Druck auf den Prediger erhöhen und zum anderen die geistliche Dimension einer Predigt minimieren.

Fazit: Unbedingt lesen!

Dennoch empfehle ich das Buch sehr, da es ein großer Schatz und eine große Hilfe sein kann sowohl in der konkreten Predigtvorbereitung als auch im ständigen Hinterfragen, Reflektieren und Lernen, was das eigene Predigen betrifft. Wiebes Stil ist richtig gut. Man kann den Gedanken sehr einfach folgen ohne den Eindruck zu haben, dass es trivial ist, was man da liest. Und das eist eine große Kunst.

Also, liebe Prediger da draußen: Wenn ihr noch besser predigen möchtet, dann legt euch unbedingt “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” zu. Und wenn ihr es schon nicht aus dieser Motivation heraus tut, dann legt es euch zu, weil ihr eurer Gemeinde damit etwas Gutes tut. Davon bin ich überzeugt!

Also – so oder so: Leg dir “Preach. Dein Workbook fürs Predigen” zu und lass es dir eine großartige Hilfestellung, Fundgrube und Inspiration sein.

📕 Seiten: 192

➡️ Verlag: SCM

💶 Preis: 20,00 EUR


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5 Dinge, die ich an der Landeskirche mag

Immer wieder halten mir Menschen (und so gut wie immer sind es Menschen, die mich nicht mal richtig kennen geschweige denn von meinem Alltag eine Ahnung haben) vor, ich dürfe die Kirche nicht so viel kritisieren, denn schließlich ist sie mein Arbeitgeber.

Ich sehe das anders. Wenn ich – allgemein gesprochen – als Mitarbeiter eines Unternehmens sehe, wie sich mein Unternehmen immer mehr von seinem Zentrum, seinem “unique selling point”, seinem Alleinstellungsmerkmal entfernt, muss ich das ansprechen und nicht einfach nur hinnehmen – wenn mir etwas an meinem Unternehmen liegt. Denn ich möchte, dass mein Unternehmen wieder dort hingelangt, wo es aus seiner Mitte, seinem Kern heraus agiert und seine größte Kraft entfaltet. Also kritisiere ich die Landeskirche, weil ich möchte, dass sie wieder zurückkehrt zu ihrem Zentrum. “Reformation” nennt man das und das hat der Kirche schon einmal nicht geschadet.

Heute jedoch komme ich mit einem Beitrag daher, der dich überraschen mag. Ich meine ihn aber vollkommen ernst – von ganzem Herzen. Es gibt Dinge, die ich an der Landeskirche mag. Das mag dich vielleicht deswegen überraschen, weil ich die EKD bzw. meine Landeskirche immer wieder kritisiere (siehe oben).

Ich verrate dir jetzt mal kein Geheimnis: Seit ich Pfarrer in der Landeskirche bin, leide ich unter vielen theologischen Entwicklungen und strukturellen Entscheidungen, über die ich nur den Kopf schütteln kann. Ob ich damit richtig liege, weiß ich nicht. Aber jeder hat so seine Meinung. Ich auch. Deswegen wäre es ein Leichtes zu sagen “Ich gehe!” Nicht selten habe ich das schon gedacht. Und glaub mir: Es ist nicht lange her (genauer gesagt ca. ein Jahr), da habe ich diesen Entschluss so gut wie sicher gefasst gehabt. Ich war so gut wie “weg”. Was mich gehalten hat? Nicht Geld, nicht Menschen, nicht Sicherheiten. Es war Gott selbst in einem Prozess während meiner Auszeit im Sommer letzten Jahres.

Nicht, dass ich erst dadurch auf den Trichter gekommen wäre, was es auch Gutes an der Landeskirche gibt. Dennoch habe ich den Eindruck, dass jetzt einfach ein guter Zeitpunkt ist, genau darüber zu schreiben. Ich mache dies aber nicht in epischer Breite, sondern kurz, knackig, verständlich.

Ich mache das auch nicht, um Zustimmung zu bekommen oder Ablehnung – ehrlich: Das ist mir herzlich egal. Ich lebe weder für den Applaus anderer Menschen noch für deren Kritik. Ich glaube aber und bin davon überzeugt, dass die Landeskirche in sich Gutes trägt, das sie einzigartig macht.

Wenn ich von “Landeskirche” schreibe, meine ich die evangelische Landeskirche in Baden (www.ekiba.de). Das ist “meine” Landeskirche – und über keine andere kann und will ich schreiben.

Noch zwei kurze Vorbemerkungen: Immer mal wieder grenze ich Landeskirche von Freikirchen ab. Das ist nicht wertend gemeint, sondern soll lediglich das Besondere herausheben. Zum anderen werde ich auch Dinge benennen, die ich nach wie vor nicht gut finde. Das dient dazu, herauszustellen, wie viel größer der “Effekt des Guten” (also der Dinge, die ich mag) sein könnte, wenn es diese andere Schlagseite nicht gäbe.

Nun denn. Es ist angerichtet. 5 Dinge, die ich an der Landeskirche mag:

1) Mitten in der Gesellschaft

Es gibt so viele Berührungspunkte mit Menschen, die ich nicht hätte, wenn ich nicht Pfarrer in einer landeskirchlichen Gemeinde wäre. Schnell werden hier immer die so genannten “Kasualien” (Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung) genannt. Und das stimmt auch. Definitiv.

Hinzu kommen aber noch ganz andere Bereiche wie die Zusammenarbeit mit der Kommune, wenn es um Themen geht, die vielleicht nicht primär die Kirchengemeinde, sondern die kommunale Gemeinde betreffen, aber eine Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde im Raum steht.

Ich denke aber auch an die Schule und den Religionsunterricht, den ich als Pfarrer (und jeder Pfarrer meiner Landeskirche im Normalfall) erteile. Nicht nur Woche für Woche mit den Schülern, sondern auch der Kontakt zum Kollegium und Schulleitung sind genial. Dazu kommen diverse Schulgottesdienste wie beispielsweise zur Einschulung oder bei der Abschlussfeier der Haupt-/Realschule oder Gymnasium. Oftmals inklusive Eltern und weiteren Familienmitgliedern. Und das nicht nur bei mir (logisch), sondern an so vielen Orten und in so vielen Kommunen dieses Landes.

Das “Standing”, das Kirche in der Gesellschaft hat, wird immer schlechter. Das weiß ich auch. Und dennoch gibt es noch so etwas wie einen “Vertrauensvorschuss” im nicht-kirchlichen Bereich unserer Gesellschaft (und der ist riesig), wenn ich sage, dass ich Pfarrer bin. So ganz entfernt kann sich der ein oder der andere etwas darunter vorstellen oder hat schon Berührungspunkte mit der Kirche gehabt. Die Landeskirche nennt sich auch “Volkskirche” – das ist sie zwar schon lange nicht mehr, da sie zahlenmäßig eine Minderheitskirche und milieutheoretisch eine äußerst verengte Kirche ist. Und doch ist sie “im Volk” bekannt und erstaunlicherweise auch an vielen Stellen geschätzt. Und das ist gut so – denn es gibt über die “klassischen Handlungsfelder” (Verkündigung, Unterricht, Seelsorge) auch noch weitere Bereiche in unserem alltäglichen Leben, in denen Kirche (die Landeskirche wohlgemerkt) präsent ist: In der Diakonie bspw. als Träger diverser Krankenhäuser oder Pflegeheime. Im Bildungswesen als Träger von Schulen und Kindertagesstätten.

All das sind großartige Möglichkeiten, die gute Nachricht von Jesus Christus in vielen Bereichen unserer Gesellschaft zu verkündigen.

Wenn du es ein bisschen plastisch haben möchtest, dann schau dir nur mal die Ortsbilder in Deutschland an: In fast jedem Dorf steht eine (manchmal sogar zwei – evangelisch und katholisch) Kirche. Und zwar wo? Genau. Meistens mitten im Ort. Mitten bei den Menschen. Mitten in der Gesellschaft. Viele Gebäude von Freikirchen stehen a) nicht in jedem Dorf und b) meistens außerhalb im Gewerbegebiet, aber nicht im Wohngebiet.

Sinnbildlich für mich war ein Gespräch, das ich vor kurzem mit dem Bürgermeister einer der Kommunen führte, die zu meinem Gemeindegebiet gehört. Es ging um einen möglichen Bauplatz für unser neues Gemeindezentrum. Dabei sagte er von sich aus, dass er es gut fände, wenn dieses neue Gemeindezentrum im Wohngebiet oder zumindest in der Nähe vom Wohngebiet sein würde, damit die Kirche nicht “so abseits ist”. Ich fand das ziemlich genial.

Viele Gremien (leider werden es aber auch immer weniger) berufen bewusst Theologen aus der Landeskirche, weil sie sich von ihnen Expertise erwarten – zurecht.

2) Die Strukturen

Jawohl! Alles, was gut ist, hat Licht und Schatten. So auch die kirchlichen Strukturen. Nicht selten bin ich darüber frustriert – probier mal, mit dem Oberkirchenrat ein Teams-Meeting zu terminieren. Das kann dir schon manchen Nerv rauben.

ABER! Und jetzt gut zuhören! An und für sich sind die Strukturen der Landeskirche gut, durchdacht und biblisch begründet. Beginnend mit der “kleinsten” Einheit, der Kirchengemeinde, die Teil eines Kirchenbezirks (geleitet von Dekan & Bezirkskirchenrat bzw. Bezirkssynode) ist, der wiederum Teil der “großen Landeskirche” mit ihren Leitungs- und Verwaltungsorganen Oberkirchenrat, Landessynode und Landeskirchenrat ist. Im Prinzip ist das ein richtig schönes Subsidiaritätsprinzip, das in der Realität leider oft an Fehlbesetzungen und Überforderungen scheitert – aber das ist doch überall das Problem, wo Menschen im Spiel sind (also kurz: in deinem und meinem Leben).

Du bist als Kirchengemeinde nie “alleingelassen” und du bist es auch nicht als Pfarrer. Ich bin Mitglied in unserem Bezirkskirchenrat und habe dadurch einen weiteren Horizont als “nur meine Gemeinde”. Das ist großartig. Und so kann im besten Fall die eine Gemeinde mit der anderen Gemeinde kooperieren und gemeinsam mehr erreichen als jeweils alleine. (Das wird in unserer Landeskirche gerade sogar durch einen großen Strukturprozess “befeuert”.)

Ebenso bist du als Pfarrer nicht alleine – abgesehen von den Ältesten und Gemeindegliedern vor Ort, gibt es Kollegen, mit denen du dich austauschen kannst – und “musst”, denn unsere Pfarrkonvente sind dienstverpflichtend. Das ist gut.

Klar: Ich habe oftmals sehr intensive theologische Auseinandersetzungen mit meinen Kollegen. Wenn diese “face to face” stattfinden (und das ziehe ich allen Online-Diskussionen vor) sind diese eigentlich immer von einer großen gegenseitigen Wertschätzung und Offenheit geprägt und finden hier und da bei einem Glas Wein oder Bier statt (auf unseren legendären Pfarrkonferenzen). Gepflegte theologische Auseinandersetzungen eben. Und was ich dann wahrnehme ist zumindest der Wunsch und der Wille, theologisch zu debattieren und nicht einfach nur ein paar Bibelverse dem anderen um die Ohren zu hauen. Das schätze ich sehr. Denn selbst wenn wir oftmals am Ende nicht der gleichen Meinung sind, haben solche Gespräche über Theologie mich immer und immer wieder inspiriert und geprägt.

Ich kann hier keinen Vergleich anstellen à la “in Freikirchen ist es so und so, besser oder schlechter”. Darum geht’s mir auch gar nicht. Mir geht es schlicht und einfach darum, dass das theologische Arbeiten und Debattieren für mich ein großer Gewinn in der Landeskirche ist – auch und gerade dann, wenn mein Gegenüber und ich nicht all zu viele Gemeinsamkeiten haben, wir beide (!) aber merken, dass der jeweils andere einen menschlich aber schätzt.

Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass ich meiner Kritik an der Kirche niemandem den Glauben abspreche und auch nicht über den Glauben einzelner Personen urteile. Das ist nicht mein Job – und deswegen mache ich das auch nicht.

Das Hineingenommensein als Pfarrer bzw. als Kirchengemeinde in etwas Großes wird alleine schon durch die Strukturen unterstützt, durch welche du (positiv gemeint!) gezwungen bist, kein Einsiedlerdasein zu fristen. Ich habe schon viel gelernt von Kollegen, mit denen ich die oben genannten theologischen Debatten geführt habe. Das macht mich immer und immer wieder demütig und zeigt mir, dass rein strukturell schon viel Positives angelegt ist.

Warum ist das wichtig? Ich glaube, dass die Grundlage einer guten Verkündigung eine gute Theologie sein muss, sonst wird die Message flach, nichtssagend – und sich ständig wiederholend.

Ja, mich nervt so manches an der Landeskirche – das hast du sicher schon mitbekommen. Aber ihre Strukturen sind durchdacht und – zumindest in der Theorie und hier und da sogar in der Praxis – richtig, richtig gut. Und sie kommen nicht von ungefähr. Denn wenn du (das werde ich jetzt nicht in epischer Breite tun) dir die Grundordnung, also sozusagen die Rechtsgrundlage unserer Landeskirche anschaust, kommen “Theologie” und “Struktur” zusammen.

Und ein richtig Schönes “Nebenprodukt” ist, dass es so unterschiedliche Gemeinden gibt. Die einen Gottesdienste sind lauter, die anderen sind leiser. In den einen Gottesdiensten werden mehr die Intellektuellen angesprochen, während es dann auch wieder Gottesdienste für die “ganz Normalen” gibt. Es gibt charismatische Strömungen genauso wie es volkskirchliche gibt. Leider ist die Ausbildung der angehenden Pfarrer noch nicht dort, wo sie sein sollte, um diese Vielfalt abzubilden, aber ich habe Hoffnung. Auch der Jüngerkreis Jesu war ziemlich heterogen. Da waren ganz unterschiedliche “Gesellen” am Start und wer die Briefe des Apostels Paulus aufmerksam liest, stellt fest: Auch die ersten Gemeinden waren nicht alle “gleich”. Sie hatten ein Zentrum: das Bekenntnis zu Jesus Christus als einzigen Weg der Erlösung. Ja, das ist heute leider nicht so in der Landeskirche. Da hört man alles Mögliche und Unmögliche. Aber deswegen ist die For vollkommen sekundär, wenn der Inhalt stimmt. Und das ist möglich in der Landeskirche.

3) Geschichte als Zeit der Bewährung

Ich bin nicht alleine. Ich bin nicht der einzige. Ich bin nicht besser als andere. Ich bin Teil einer Kirche, die es schon sehr, sehr lange gibt. Und dort, wo sich Kirche nicht angepasst hat in ihrer Verkündigung, dort wo Pfarrer treu dem Zeugnis der Bibel und den Bekenntnissen gegenüber verkündigten, dort war Kirche immer auch eine Zeit der Bewährung. Das macht mich demütig. Sehr! Denn ich stelle fest: Was ich erlebe (und manchmal auch erleide) in unserer Kirche, das ist größtenteils nicht neu. Es gibt eine Gemeinschaft an Menschen (Pfarrern wie Ehrenamtliche), die mir voraus- und vorangegangen ist, auf deren guten Tradition ich nun aufbauen kann.

Ganz konkret erlebe ich das in meiner Gemeinde (www.wutachblick.de). Drei meiner Vorgänger kenne ich und weiß sehr zu schätzen, was sie in den letzten Jahrzehnten in der Gemeinde aufgebaut haben. Ich betone immer wieder: All das, was wir heute in unserer Gemeinde leben und gestalten, ist nicht “auf meinem Mist gewachsen”. Ich führe lediglich fort, was meine Vorgänger begonnen haben, setze meine eigenen Akzente und versuche die Gemeinde zu leiten, wie sie in diesen Zeiten geleitet werden muss.

Hinzu kommen viele Ehrenamtliche, die teilweise diese drei Pfarrer allesamt erlebt haben und es nun mit mir aushalten müssen (oder es auch schätzen, wer weiß). Sie haben Zeit, Kraft und Geld investiert, damit die Gemeinde wächst, Reich Gottes sich ausbreitet und Menschen im Wutachtal “Gott erfahren und begeistert leben” (das Motto unserer Gemeinde).

Wie man das nennt? Tradition. In diesem Sinne schätze und liebe ich die Kraft der Tradition, die ich in der Landeskirche finde. Kein “Das haben wir schon immer so gemacht” sondern ein “über Jahrzehnte ist hier Reich Gottes gewachsen”. Oder wie ein immer wieder genanntes Zitat es so treffend beschreibt:

Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.Jean Jaurès

Diese Kraft der Tradition, die schon über viele Jahrzehnte geht, ja vielleicht sogar Jahrhunderte, wenn man die Kraft der Reformation hinzunimmt und einige der Erweckungsbewegungen (wie bspw. der Pietismus oder die vielen innerkirchlichen Bewegungen im 19. Jahrhundert) ist es, die ich an der Landeskirche so sehr mag.

Und ich kann mir vieles nur ausmalen und ausdenken, was es an Bewährung (und Entbehrung) gekostet hat, dass Menschen innerhalb er Landeskirche treu an Jesus und der biblischen Verkündigung festhielten. Denn damit waren sie nicht unbedingt in der Mehrheit. Es erfüllt sich hier, was im Neuen Testament verheißen ist.

Wir freuen uns auch dann, wenn uns Sorgen und Probleme bedrängen, denn wir wissen, dass wir dadurch lernen, geduldig zu werden. Geduld aber macht uns innerlich stark, und das wiederum macht uns zuversichtlich in der Hoffnung auf die Erlösung. Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht werden. Denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt, weil er uns den Heiligen Geist geschenkt hat, der unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.Römer 5,3-5

4) Gleichwertigkeit von Mann und Frau

Hier wird’s heikel, manch einer steigt jetzt aus – aber ich meine es ernst und sage dann “Tschüss und gute Reise!” Ja, Männer und Frauen haben den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung vor Gott und wir benötigen eine absolute Chancengleichheit – aber keine Ergebnisgleichheit. Das Wissen um die gleiche Wertigkeit und Bedeutung bei unterschiedlichen Rollen und körperlichen Konstitutionen (wer will schon die Biologie leugnen?) muss sich im kirchlichen Leben widerspiegeln.

Nur – wenn ich mich so umschaue in manchen Gemeinden (außerhalb der Landeskirche) bzw. höre, wie in manchen Gemeinden über Frauen geredet wird und welchen Stellenwert sie haben (oder eben leider auch nicht) – da bin ich dankbar für “meine” Landeskirche. Hier gibt es keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau, was die Wertigkeit und Bedeutung für die Arbeit in Kirche und Gemeinde betrifft. Und das ist für mich eine biblische Position, die ich sehr, sehr schätze an “meiner” Kirche.

Und hier rede ich noch nicht einmal von der so genannten Frauenordination. Ich glaube, das kompromisslose Leben von der gleichen Wertigkeit und Bedeutung von Mann und Frau beginnt schon viel früher.

Ich halte überhaupt nichts davon, die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu nivellieren oder auflösen zu wollen, wie das leider durch manche Strömungen innerhalb der Gender-Theorie (die wiederum leider auch in der Kirche zu finden sind) der Fall ist. Jedoch an der Bedeutung und Wertigkeit von Mann und Frau zu rütteln und das eine über das andere Geschlecht zu stellen, ist unbiblisch. Was bin ich dankbar, dass ich in “meiner Kirche” an dieser Stelle keine unbiblischen Tendenzen sehe.

Dieser Punkt ist im Vergleich zu den anderen Punkten kürzer. Schlimm? Nein. Im Gegenteil. Es gibt einfach nicht mehr dazu zu sagen, als dass diese Gleichwertigkeit von Mann und Frau in der Landeskirche ein “no brainer” ist. Und dafür bin ich dankbar.

5) Die Menschen

Ich kann dir das nicht mit einer Studie belegen, aber ich glaube, dass in keiner Kirche so unterschiedliche Menschen zusammenkommen wie in der Landeskirche. Stell dir mal einen Mittelpunkt vor mit vielen konzentrischen Kreisen drumherum. Wenn dieser Mittelpunkt ein Leben in der Nachfolge von Jesus ist, dann finden sich auf allen konzentrischen Kreisen drumherum Menschen.

Die einen, die aus tiefstem Herzen Jesus nachfolgen bis hin zu denen, die dem Glauben sogar kritisch gegenüber stehen oder gar keine Ahnung vom Glauben haben (oder jede Menge Vorurteile) und auf einem eher weiter vom Zentrum entfernten Kreis sich bewegen.

All diese Menschen sind Teil der Landeskirche. Ich würde mal behaupten, dass das sogar ein Alleinstellungsmerkmal von Landeskirche ist. Es gibt nicht nur “die Frommen” (wie auch immer man sie definieren mag) und nicht nur “die Ungläubigen” (wie auch immer man sie definieren mag), sondern so ziemlich alles von allem. Und das ist cool! Das ist mega cool! Denn alle hören das Evangelium von Jesus Christus (jaja, ich weiß, nicht überall, schon klar – aber es geht hier ja erst mal um das, was ich mag). Und da ist es auch vollkommen wurscht, ob du die Bibel rückwärts auswendig kannst oder ob du nicht mal den Unterschied zwischen Mehrtürer und Märtyrer kennst. All diese wunderbaren Menschen, die sich auf ihrer Glaubensreise an so vielen unterschiedlichen Punkten befinden, sind in der Landeskirche bzw. in der landeskirchlichen Gemeinde vereint und willkommen.

Das hat auch alles seine Herausforderungen, das ist mir klar (schließlich bin ich jetzt annähernd 20 Jahre “im Geschäft”). Und doch korreliert es mit der ersten genannten Sache ganz zu Beginn des Artikels: “Mitten in der Gesellschaft”. Es ist einfach ein ziemlich vielfältiges Konglomerat an Menschen, das eine landeskirchliche Gemeinde ausmacht. Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Sicherlich gibt’s noch viele “Kleinigkeiten”, die ich auch an der Landeskirche mag, aber das soll’s mal gewesen sein in aller Kürze. Als ich auf Facebook schrieb, dass dieser Artikel entsteht, kommentierte Johannes Müller augenzwinkernd: “Nur 5?” Meine Antwort auf Facebook und hier ist die gleiche: Die Aufmerksamkeitsspanne im Internet ist so gering, dass ich mich hier auf das Wesentliche konzentriert habe. Bei einem Glas Bier, Wein oder eine Tasse Kaffee ließe sich sicherlich noch manch weiteres finden.

Apropos Johannes Müller: Für mich ist er ein großes Vorbild. Was er in der Bremischen Landeskirche bewegt, mit welcher Innovationskraft er immer und immer wieder leidenschaftlich seit Jahrzehnten (!) seinen Dienst tut und wie begeistert er evangelistisch kreativ wird, um Menschen für Jesus zu gewinnen – ohne Witz: Ich habe manchmal schon gesagt, dass ich dieses Feuer, diese Leidenschaft, diese Liebe zu den Menschen auch gerne über die Jahrzehnte behalten möchte wie Johannes.

Falls du ihn nicht kennst (was definitiv eine Bildungslücke ist), findest du mehr Informationen über ihn und seine großartig Arbeit hier: www.lighthouse-bremen.de

Danke, Johannes!

Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel “3 Gründe, warum ich Pfarrer in der Landeskirche bin“. Sicherlich korreliert das eine mit dem anderen so ein bisschen. Die missionarischen Chancen, die es in der Landeskirche gibt, sind einfach großartig. Es gilt, diese zu nutzen und Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Darum bin ich gerne Pfarrer in der Landeskirche – und darum gibt es auch einige Dinge, die ich an der Landeskirche mag, die nämlich diesen von Jesus gegeben Auftrag eigentlich gar nicht erschweren, sondern leichter machen:

Jesus kam und sagte zu seinen Jüngern: “Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alle Gebote zu halten, die ich euch gegeben habe. Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.”Matthäus 28,18-20

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Wenn Kinder andere Wege gehen

Dieses Buch hat das Potenzial, Leben und Glauben zu retten und ist Balsam für geschundene Eltern-Herzen. Nein, ich trage nicht dick auf. Ich untertreibe noch. Die emotionale Achterbahnfahrt beim Lesen war so rasant, wie selten bei einem Buch. Die geistliche Wahrheit und Klarheit, die aus den Worten der beiden Autorinnen spricht, ist wohltuend und revolutionär zugleich.

Hab’ ich deine Aufmerksamkeit? Dann lies bitte weiter – vor allem, wenn du selbst Kinder hast, aber auch dann, wenn du keine hast und Teil einer christlichen Gemeinde bist oder dich selbst zumindest als Christ bezeichnest.

Um was geht’s?

Eltern, die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen, erziehen ihre Kinder zunächst einmal nicht anders als alle anderen Eltern auch. Was jedoch zusätzlich bei der Kindererziehung eine große Rolle spielt, ist der Glaube an Jesus Christus und ein damit verbundener Lebensstil, der geprägt ist durch biblische Werte und Vorstellungen. Diese Werte und Vorstellungen jedoch sind oftmals konträr zu dem, was gesellschaftliche Werte und Vorstellungen ausmachen. Das ist keine genuine Herausforderung unserer Zeit – das gehört zur DNA des Christentums, seit es Christen gibt.

In unserer heutigen Zeit sind die big challenges die Sexualmoral – wenn man überhaupt noch von “Moral” sprechen kann im Blick auf das “anything goes”, das die Gesellschaft von heute propagiert (und sich damit in nichts unterscheidet im Blick auf das Umfeld der ersten Christen). Dazu gehören Schlagwörter wie Treue, Pornografie, sexuelle Reinheit, (kein) Sex vor der Ehe – und überhaupt die Frage: Was bedeutet “Ehe”? Weitere große Herausforderungen sind Themen wie Drogen, Internetsucht und Süchte aller Art – genauso wie die Frage nach dem richtigen Freundeskreis und dem aktiven Teilhaben an einer christlichen Gemeinde/Gemeinschaft.

“Alles nicht neu” magst du vielleicht denken – ja, da mag was dran sein. Allerdings erheben die beiden großartigen Autorinnen Regula Lehmann und Nicola Vollkommer auch nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden. Was mich schlichtweg begeistert und sehr bewegt hat, sind die Antwortmöglichkeiten, die sie auf diese Herausforderungen geben.

Ehrlich. Tiefgründig. Alles andere als platt.

Wer denkt, von den beiden Autorinnen gibt’s einfach ein paar schlaue Tipps, liegt vollkommen daneben. Was du im Blick auf diese Herausforderungen und den Schmerz, den Eltern erleben, wenn Kinder andere Wege gehen, lesen wirst, ist eine großartige Mischung: Zum einen kommen sowohl im Interview-Stil als auch im nacherzählenden Stil Eltern zu Wort, die das alles durchleben mussten. Es sind Eltern, die (größtenteils mit veränderten Namen logischerweise) transparent und ehrlich von ihrem Schmerz erzählen. Es sind Eltern, deren Kinder auf Abwege geraten sind, wie man das so landläufig bezeichnet. Genauer gesagt sind es Eltern, die selbst an Jesus glauben, und miterleben, wie ihre Kinder Wege gehen, die mit ihrem christlichen Glauben nicht vereinbar sind. Jeder, der selbst Kinder hat und ernsthaft Jesus nachfolgt, wird diesen Schmerz nachempfinden können.

Insofern ist “Wenn Kinder andere Wege gehen” ein Buch, das du eigentlich gar nicht lesen willst oder von dem du denkst “Hoffentlich betrifft mich das nicht” – denn: Der Schmerz, den die Eltern erleben, ist greifbar durch die Zeilen.

Andererseits empfehle ich allen Eltern, die treu am Glauben an Jesus Christus festhalten möchten auch dann, wenn die Biografie (ihrer Kinder) konträr zu ihren Glaubensüberzeugungen steht, dieses Buch zu lesen. Denn hier bekommst du keine platten Ratschläge, sondern Einsichten von Eltern und zwei wunderbar einfühlsam schreibenden Expertinnen, die wirklich weiterhelfen.

Biblische Klarheit und eine gute Jugendarbeit

Was mich persönlich (als Vater und Pfarrer) besonders beeindruckt hat, ist die theologische Klarheit. Und zwar sowohl seitens der Autorinnen als auch seitens der Statements von Jugendlichen, die “den Weg zurück gefunden” haben. So wird es im Buch an vielen Stellen beschrieben. dass das Aufweichen von geistlichen Überzeugungen keine Option ist. Exemplarisch hierfür steht die Geschichte von Niko, der ein ziemlicher Ausreißer war.

Niko ist sich bewusst, dass Eltern das Kind durch so ein standhaftes Verhalten “verlieren” können. Die Angst davor, die viele Eltern haben, ist verständlich. Aber wenn man klein beigibt “verliert” man das Kind auch – eben auf eine andere Art und Weise. Wichtig ist, dass das Kind weiß, warum die Eltern konsequent handeln, und dass es jederzeit zurückkommen kann. Fazit von Niko: “Die Werte aufzuweichen ist in einer Zeit wie heute keine Option.”Wenn Kinder andere Wege gehen, S.139f

Der leider oftmals anzutreffende Schaden “Biografie frisst Theologie” ist also keine Option und nichts weiter als ein Trugschluss. Wie gesagt: die Geschichte von Niko ist nur eine unter vielen, aber sie macht (wie die anderen Geschichten auch) die seelsorgerliche und ermutigende Dimension (auch wenn nicht jede erzählte Geschichte ein “Happy End” hat) dieses Buches deutlich. Sie zeigt sich im Appell an Eltern, auch in solchen schwierigen Phasen und herzzerreißenden Momenten den Glauben bzw. die Theologie nicht von der Biografie dekonstruieren zu lassen, sondern festzuhalten an Gottes ewig gültigen und aus seiner Liebe zu uns geborenen Wahrheiten, die unabhängig von unseren Gefühlen und Gedanken wahr sind und bleiben.

Höchst aufschlussreich und inspirierend ist auch das Kapitel 11 “Christliche Gemeinden und ihre Jugend”. Zugegeben: Überrascht hat es mich nicht, aber schwarz auf weiß noch einmal zu lesen, wie wichtig eine gute Jugendarbeit in einer christlichen Gemeinde ist, war sehr wertvoll. Eine solche gute Jugendarbeit zeichnet sich grundlegend dadurch aus, dass Jugendliche angenommen werden, wie sie sind – mit allen Fragen und Zweifeln. Des weiteren sind feste Bezugspersonen (S. 149) unerlässlich. Darüber hinaus schildern die Autorinnen fünf Faktoren, die für eine gute Jugendarbeit wichtig sind, durch welche Jugendliche ihre eigene Identität und ihren eigenen Glauben finden können.

Dass grundlegend eine biblische Verkündigung das Maß aller Dinge ist, überrascht nicht – ich erlebe es gerade im landeskirchlichen Kontext eben genau so, wie die beiden Autorinnen es ausdrücken:

Nicht ohne Grund sind die lebendigsten und bestbesuchten Jugendgruppen diejenigen, die am klarsten über Gott und die Menschen, Himmel und Gegenwelt, Sünde und Kreuz, Gebet, Buße und Heiligung reden. Dass Jugendliche davon abgeschreckt werden, ist ein Trugschluss. Sie haben eine natürliche Neugierde nach Wahrheit und müssen in dieser Suche gefördert und ermutigt werden, eingeladen zum Glauben, nicht mit Zwang hingepeitscht, auch nicht mit einer billigen Gnadenlehre abgespeist.Wenn Kinder andere Wege gehen, S.149f

Von Herzen dankbar bin ich den beiden Autorinnen und dem Verlag (denn in dieser Gemeinschaftsproduktion ist das Kapitel entstanden) über Kapitel 9: “Wenn Kinder Eltern haben, die im Rampenlicht stehen”. Unschwer zu erraten: es geht um Pastorenkinder. Mein Vater war Pfarrer, ich selbst bin Pfarrer und habe zwei Kinder. Es ist Gold wert und sollte von jedem Gemeindeglied gelesen werden, was in diesem Kapitel steht. Gewünscht hätte ich mir nur eines, was ich auch erst durch unser Coaching-Ehepaar Reto und Marlies Pelli von der Prisma in Rapperswil-Jona so gehört habe: “Deine Familie ist das erste Reich Gottes und deine Kinder die ersten Menschen, die du in Jüngerschaft begleitest.” Das Ganze jedoch nicht mit einem “du musst”-Ton sondern mit einem “Nimm dir dafür alle Zeit und Ressourcen, die du brauchst-Ton”.

Indirekt kommt das auch in diesem ohnehin schon starken Kapitel zum Ausdruck, aber es nochmals explizit zu hören, dass es nicht nur “ok” ist und nicht nur “gewollt” sondern einfach von Gott gesegnet, wenn Pastorenehepaare ihren Hauptfokus in Jüngerschaft auf ihre Kinder legen, ist eine große Ermutigung. Dennoch: Das Kapitel ist Gold wert, da Pastorenkinder und Pastorenfamilien unter ganz besonderen Herausforderungen und geistlichen Kämpfen zu leiden und diese zu bewältigen haben. Danke, Regula Lehmann, Nicola Vollkommer und dem Fontis-Verlag für diese starken Worte!

Fazit: Man kann es nicht nicht lesen!

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick prägte den Satz: “Man kann nicht nicht kommunizieren.” Diesen Satz möchte ich auf dieses Buch anwenden und sagen: “Man kann es nicht nicht lesen.” Es geht einfach nicht. Es muss gelesen werden von allen Eltern, denen es wichtig ist, dass ihre Kinder im christlichen Glauben heranwachsen.

Ich empfehle dieses Buch besonders allen Eltern, die sagen würden: “Ach, eigentlich läuft es bei uns trotz Preteen-Zeit und Pubertät doch eigentlich ganz gut.” Zum einen sollte man sich da nicht immer so sicher sein (habe ich erwähnt, dass ich selbst zwei Kinder habe?) und zum anderen ist es eine großartige Vorbereitung, wenn es dann doch mal “zum Knall” kommt.

Allen Eltern, die mit ihren (pubertierenden und auch noch älteren) Kindern schwierige Phasen durchlaufen, empfehle ich dieses Buch von Herzen – nicht als billigen Ratgeber, sondern als Ermutigung und Sorge für die eigene Seele. Denn ich schließe mich dem Schlusswort der beiden Autorinnen uneingeschränkt an: “Wenn Gott für jedes unserer Kinder Pläne voller Hoffnung und Zukunft schmiedet, weshalb sollten wir etwas anderes tun?”

📕 Seiten: 168

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 16,50 EUR


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Generation Gleichschritt

“Ich habe den Eindruck, dass ich nicht mehr alles sagen darf” ist so ein Satz, der in letzter Zeit immer lauter wird. Personen, die dafür verantwortlich sind, wiegeln natürlich ab. Das stimme nicht, jeder dürfe sagen, was er will.

Also gut. Dann schauen wir uns mal Fakten an.

Mai 2022. Deutschland. Das Meinungsforschungsinstitut INSA stellt die Frage: “Haben Sie manchmal das Gefühl, dass man bestimmte Aussagen nicht mehr tätigen kann, ohne dafür von anderen Menschen kritisiert oder verurteilt zu werden?”

70% antworten, dass sie manchmal das Gefühl haben, bestimmte Aussagen nicht mehr äußern zu dürfen, ohne dafür von anderen verurteilt zu werden. Nur 19% fühlen keine Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Wie kann das sein? Wo ist sie hin, die vielbeschworene Toleranz in unserer Gesellschaft?

Genau damit beschäftigt sich Ralf Schuler in seinem Buch “Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde“.

Um was geht’s?

Diese Frage zu beantworten geht am besten dann, wenn man die Geschichte des Autors zumindest in groben Zügen kennt. Ralf Schuler (Jahrgang 1965) hat schon in seinen Zeiten als Jugendlicher und junger Erwachsener in der DDR erfahren müssen, was es heißt, seine Meinung zu sagen. Auf Grund seiner nicht immer “staatskonformen” Meinung wurde ihm ein Studienplatz nach dem Abitur verwehrt. Später war Schuler Redakteur bei der Tageszeitung “Die Welt”, Politikchef bei der “Märkischen Allgemeinen Zeitung”, ab 2011 bei der BILD-Zeitung und leitete ab 2013 das Parlamentsbüro der BILD-Zeitung bis zu seinem dortigen Ende im Jahr 2022 und begleitete Bundeskanzlerin Angelika Merkel auf unzähligen Reisen.

Das ist insofern nicht unerheblich zu wissen, da es das Mindset und die Haltung von Ralf Schuler kontextualisiert in eine Biografie, die zeitlebens sich nicht anpasste sondern auch gegen die vorherrschende(n) Meinung(en) die je eigene Meinung zum Ausdruck brachte.

Schuler betrachtet in seinem Buch die Entwicklung der Gesellschaft in Deutschland im Blick auf Meinungsvielfalt, wie sie vor allem in der Öffentlichkeit durch Medien und Politik präsent ist – oder eben auch nicht.

Um es vorweg zu nehmen und auf den Punkt zu bringen – Schuler formuliert es schlicht und klar:

Eine Debatte, die nur aus einer Meinung besteht, ist keine.Generation Gleichschritt, S.133

Deswegen ist sein Buch eine Hinführung zu seiner Wahrnehmung (die ich voll und ganz teile), dass in unserer Gesellschaft heute es zu einem Gleichschritt zu kommen scheint (und teilweise schon gekommen ist), dass eben nur diese eine Meinung existieren dürfe.

In vier plus eins Teilen geht Schuler dem Ganzen auf den Grund:

1 Links, zwo, drei… Oder: Eine Bestandsaufnahme

2 Herdentrieb: Wie Konformität die Freiheit unterwandert

3 Der Preis der Meinungsfreiheit: Man kann alles sagen, aber…

4 Vom Jeder zum Ich… Oder: Wie man mentale Leitplanken aufbricht

5 Merkel-Jahre

Ich schreibe “vier plus eins” Teile deswegen, da das fünfte Kapitel “Merkel-Jahre” natürlich stark gefärbt ist durch die subjektive Sicht Schulers auf Angela Merkel und die Arbeit ihrer Regierung. Für mich war es nicht erheblich oder erhellend, was den “Volkssport Mitlaufen” betrifft, gleichzeitig bekommt der Leser Einblicke in das Wirken Angela Merkels, das sicherlich überraschend und besonders ist, da Schuler über Jahre sehr nah an Angela Merkel war.

Der Beitrag, der in diesem Kapitel für das gesamte Buch zu finden ist, liegt darin, dass in der Tat in den “Merkel-Jahren” diese Generation Gleichschritt ihren Anfang nahm. Wer jedoch die vier Kapitel zuvor aufmerksam gelesen hat, wird das auch schon festgestellt haben.

Freie Meinung – ja aber…

Diesen Gedanken hatte ich immer wieder beim Lesen des Buches und ich finde, dass Schuler genau das herausstellt und nicht polemisch behauptet: “Man darf nicht mehr seine Meinung sagen.” Das ist nicht das Problem – auch nicht bei der INSA-Umfrage, die ich eingangs zitierte und die im Buch im ersten Kapitel aufgegriffen wird.

Vielmehr geht es um die Folgen für diejenigen, die eine zum vorherrschenden Mainstream konträre Meinung haben. “Ist ja klar, dass jemand mit dieser Biografie so etwas schreibt” mag der ein oder andere denken.

Weit gefehlt! Die Vergleiche zur eigenen DDR-Vergangenheit halten sich stark in Grenzen. Vielmehr schafft es Schuler, sachlich und mit Fakten belegt zu benennen, dass freie Meinungsäußerung schön und gut ist – jedoch einen herben Dämpfer bekommt, wenn Konsequenzen folgen für diejenigen, die nicht das sagen, was die Meinungsmacher unserer Zeit hören wollen.

Schuler ist dabei nicht alleine. Im Buch kommen verschiedene Personen zu Wort. Beispielsweise Anna Schneider von der “WELT”, die folgendermaßen zitiert wird:

Wie frei kann man also sprechen, wenn man nicht nur mit Kritik (die im Meinungskampf naturgemäß auch hart sein kann), sondern mit sozialer Ächtung oder gesellschaftlichem Ausschluss zu rechnen hat? […] Wagt man es, seine nonkonformistische Meinung zu äußern, neigen vor allem die Angehörigen des politisch linken Spektrums dazu, gar nicht erst in der Sache zu argumentieren, sondern mit Totschlagschmähungen wie “rechts”, “Rechtsradikal” oder gar “Nazi” um sich zu wrfen.Generation Gleichschritt, S.146

Es ist dieser kleine aber wichtige Unterschied, den Schuler in seinem Buch immer wieder deutlich macht: Es geht nicht darum, nichts mehr sagen zu dürfen, sondern darum, was die Folgen sind, wenn man sich nicht der Meinung der politisch Linken anschließt. Soziale Ächtung kann ganz offensichtlich aber auch versteckt geschehen.

Ideologie des Kollektiven

Schuler zitiert in seinem Buch aber auch andere. So zum Beispiel Publizist und Autor Markus Günther. Dieser schreibt unter anderem sehr treffend:

Der Mensch, der in einer Masse aufgeht, wird manipulierbar, er büßt seine Kritikfähigkeit und sein Differenzierungsvermögen ein, bildet sich seine Meinung quasi automatisch durch “geistige Ansteckung” im Strom der Masse.”Generation Gleichschritt, S.153-154

Um dann zu der Schlussfolgerung zu kommen, die meines Erachtens auch Schuler teilt, wenn es darum geht, zu fragen, wie diese “Generation Gleichschritt” überhaupt entstehen konnte und was die große Gefahr darin ist:

Die verheerendsten Ideologien waren die Ideologien des Kollektivs.Generation Gleichschritt, S.154

Zugegeben: Das klingt ein bisschen gespenstisch und sehr pessimistisch – gleichzeitig hat dieser Gedanke seie Berechtigung und für Schuler liegt hierin der Grund, weshalb die momentane Entwicklung der Gesellschaft bzw. der Debattenkultur unserer Gesellschaft als äußerst kritisch zu bewerten ist.

“Generation Gleichschritt” ist ein enorm wertvolles Buch. Es liefert nämlich einen Beitrag zur momentanen Debatten- und Meinungskultur in unserer Gesellschaft, den man sonst kaum findet. Schuler beteiligt sich nicht an Verschwörungstheorien oder stellt krude Theorien auf. Vielmehr deckt er auf – und zwar schonungslos. Er deckt auf, dass in vielen Teilen unserer Gesellschaft und vor allem in den Medien die Meinung einer Minderheit der Mehrheit aufgezwängt wird. Bestes Beispiel ist hierfür die Frage nach der sogenannten “gendergerechten Sprache”. Die absolute Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegen eine solche Sprache mit Sternchen oder Doppelpunkt im Wort – einige Meinungsmacher halten jedoch krampfhaft an ihr fest.

Insofern empfehle ich das Buch “Generation Gleichschritt”, weil es einen wichtigen Beitrag in unserer heutigen Debattenkultur liefert und so manche Augen öffnet.

📕 Seiten: 240

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 22,90 EUR


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Gott ist queer!?

In welcher Form ist es angemessen, von Gott zu reden? Darf Gott alles sein, was wir uns wünschen? Muss Gott jeder kategorialen Zuschreibung des Menschen entsprechen?

Seit einigen Wochen macht im Internet – vor allem in den sozialen Medien – ein Satz die Runde, der lautet: “Gott ist queer!”

Ausgesprochen wurde dieser Satz in der Abschlusspredigt des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg stattfand. Warum schreibe ich über diesen Satz? Ich glaube, er drückt aus, was viele in der Kirche denken – genauer gesagt: viele Theologen. Der Pastor, der diesen Satz aussprach, hat sich im Nachhinein aber auch Kritik ausgesetzt gesehen, die ihn persönlich – teils rassistisch – angriff. Das verurteile ich zutiefst! Mir geht es aber nicht um den Pastor, sondern um die Aussage: “Gott ist queer!”

Im Kontext zitiert: “Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer!”

Das geschah in Anlehnung an das Kirchentagsmotto “Jetzt ist die Zeit”. Es war also durchaus eine programmatisch gedachte Ansage. Diese sollte die Zuhörer bewegen, diese Aussage nicht nur zu bejahen, sondern dafür zu kämpfen. [Hier findest du die Predigt in der ARD Mediathek; die zitierte Stelle findet sich ab Minute 32:53]

Inzwischen sind die Gemüter ein bisschen abgekühlt. So ist es möglich, sachlicher darüber zu diskutieren, als das noch vor Wochen der Fall war. Man könnte jedoch auch meinen, dass das alles kalter Kaffee und Schnee von gestern ist. Das entspricht aber nicht der Realität. Auch diejenigen, die den Satz “Gott ist queer” feiern, tun das nach wie vor durch Artikel, Podcasts und YouTube-Videos.

Um es nochmals zu betonen: Mir geht es nicht darum, einen anderen Pfarrer oder Menschen, die von sich sagen, dass sie queer sind, zu kritisieren. Das liegt mir fern! Ich setze mich mit der Aussage “Gott ist queer” deswegen auseinander, weil sie sinnbildlich für einen zweifelhaften Umgang mit der Bibel steht und gleichzeitig einem Hype zur Seite springt, der sich seit einiger Zeit in der Gesellschaft breit macht (vgl. den Artikel “Ein deutscher Irrweg namens Selbstbestimmungsgesetz” in der NZZ). Dabei wird das, was das Evangelium lebens- und gesellschaftsverändernd macht, über Bord geworfen – zum Schaden von Kirche und Gesellschaft.

Drei Dinge sind es, die ich dir mitgeben will und ich weiß: Auch ich kann daneben liegen. Aber so what: Das hier ist mein Blog und keine wissenschaftliche Abhandlung. Ich schreibe meine Meinung, meine Gedanken – du magst das anders sehen und das ist ok.

Die Aussage “Gott ist queer” ist falsch

Nun, zugegeben, das ist meine persönliche Meinung.

Gott ist nicht das, was in den Augen einiger Menschen gerade “in” ist. Gott ist nicht das, wofür ihn einige gerne haben wollen. Er ist auch nicht für alles Mögliche und Unmögliche heranzuziehen. Gott ist nicht das Produkt unserer Wünsche und Ideen – und mit Sicherheit ist Gott auch nicht queer. Gleichzeitig gibt es einen regelrechten Hype darum, was alles und wer alles queer sei. Wo ich bisher dachte, dass dies nur auf den Menschen bezogen sei, habe ich mich wohl geirrt. Da ist sogar das Trinkpäckchen “Durstlöscher” im Pride-Monat Juni nicht mehr nur ein “Durstlöscher”. Stattdessen steht in großen Lettern auf dem Trinkpäckchen “Durstlöscher:in”.

Schon 2021 hat das Magazin “funk” Braunbären als “zu 75% Veganer:innen” bezeichnet (Quelle).

Der Doppelpunkt bzw. das so genannte “Gendersternchen” im Wort soll dieser queeren Realität auf einer sprachlichen Ebene Rechnung tragen.

“Queer” ist ein Trend unserer Zeit im Blick auf die Frage der menschlichen Identität und Sexualität. Dabei soll alles Denkbare zum neuen Normal stilisiert werden. Unbestritten gibt es Menschen, die mit ihrem biologischen Geschlecht hadern. Auch gibt es Menschen, deren biologisches Geschlecht nicht ohne weiteres bestimmbar ist. Diese Menschen müssen unbedingt Liebe, Annahme und Akzeptanz nicht nur irgendwie spüren, sondern empfangen. Ihnen müssen wir als Menschen und als Kirche hoffnungsvoll und liebevoll zur Seite stehen, damit sie ihre von Gott geschenkte Identität annehmen. Ich glaube, da haben wir alle “Luft nach oben”. Für mich ist das ein ganz sensibles Feld, bei dem es mir so wichtig ist, den Menschen anzunehmen, zu lieben und wenn gewünscht seelsorgerlich zur Seite zu stehen.

Gleichzeitig kann nicht die Lösung sein, alles als “normal” zu definieren.

Doch genau das geschieht momentan an vielen Stellen – unter anderem eben auch, was die menschliche Sexualität und Identität betrifft. Das geht so weit, dass viele der Überzeugung sind, der Mensch könne seine Identität frei wählen. Dabei besteht die Würde des Menschen doch gerade darin, dass er diese und seine Identität von seinem Schöpfer zugesprochen bekommt. Und dieser schuf den Menschen als Mann und Frau – genauer gesagt: männlich und weiblich, also bipolar. Die Vereinigung dieser beiden Geschlechter nennt die Bibel “Ehe”. Heteronormativität ist keine Idee von Konservativen. Es ist ein biblisches und damit göttliches Grundprinzip. Selbst der größte Gegner von Heteronormativität und Bipolarität ist das “Produkt” eines Mannes und einer Frau.

Das war nur ein kleiner Exkurs – zurück zum Thema, denn es geht mir um die theologische Bewertung der Aussage “Gott ist queer”.

Nun soll Gott also queer sein? Mitnichten! Wir können Gott nicht als Schirmherr für alle möglichen Ideen, Gedanken und Ideologien heranziehen, wie wir das gerne hätten. Wir können nur dann verantwortlich von Gott reden, wenn das auf einer biblischen Basis geschieht. Und deswegen möchte ich dir mit den beiden folgenden Gedanken und Abschnitten zeigen, weshalb es nicht nur meine subjektive Empfindung ist, dass die Aussage “Gott ist queer” falsch ist.

Die Aussage “Gott ist queer” ist unbiblisch

Wenn wir Aussagen über Gott treffen, müssen sie sich daran messen lasen, ob sie dem, was die Bibel über Gott sagt, entsprechen oder ob sie dem widersprechen. In letzterem Fall spreche ich von “unbiblisch”.

Unsere Beschreibungen und Zuschreibungen von und an Gott müssen sich an der Bibel messen lassen. “Gott ist wie ein guter Vater für mich” lässt sich mit vielen Bibelstellen belegen: Unter anderem spricht Jesus vom “Vater unser” in Matthäus 6,9 sowie davon, dass “euer himmlischer Vater euch gut versorgt” in Matthäus 6,26. Deswegen ist es auch unbiblisch, wenn wir – wie ich es jüngst in einem Gottesdienst auf YouTube gesehen habe – meinen, wie könnten das “Vaterunser” beginnen mit “Gott [und jetzt lassen wir hier eine Pause, damit jeder einsetzen kann, was für ihn passt] unser”. Jesus hat uns das “Vater unser” gelehrt und nicht das “Mutter unser”, das “Ewiger unser” oder “Gott unser”. Ich kann das doof finden, mich dagegen wehren, das von Jesus nicht in Ordnung finden und einen Hass auf alle Kirchen schieben, die das Vaterunser wirklich noch als “Vater unser im Himmel…” beten. Das kann ich alles machen. Am Ende bleibt dennoch eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Jesus hat seinen Jüngern und uns das “Vater unser” gelehrt.

Wir können als Menschen nur menschlich von Gott reden. Weil Gott aber so viel mehr ist als das, was wir jemals denken und sagen können, benötigen wir Bilder und Vergleiche, Zuschreibungen und Beschreibungen.

Also fragen wir uns: Was ist eigentlich “queer”? Was bedeutet das? Das ist einerseits einfach – andererseits auch nicht. Ich zitiere an dieser Stelle Wikipedia (Quelle):

Queer [‘kwɪə(ɹ)] ist heute eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff zunehmend als positive Eigenbezeichnung queerer Personen verwendet.

Im Gegensatz zu anderen Begriffen aus der Familie der sexuellen Orientierungen (wie schwul, lesbisch, bi- oder asexuell) und geschlechtlichen Identitäten (wie trans oder intergeschlechtlich) gibt es für den Ausdruck queer keine einheitliche Definition; er unterliegt in seiner Verwendung Aneignungs- und Interpretationspraktiken, sodass eine genaue Definition der Bezeichnung auch Gegenstand von Diskussionen ist. Die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen leistet die Queer-Theorie.

Es geht hier also um die Frage nach der sexuellen Orientierung. Ich fasse es noch weiter: Es geht auch um die geschlechtliche Identität – des Menschen.

Wenn jemand das Wort “queer” in Bezug auf Gott verwendet, muss die Frage erlaubt sein: Spielt die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität Gottes in der Bibel eine Rolle? Mir ist keine Stelle in der Bibel bekannt, in der die sexuelle Orientierung Gottes bzw. seine geschlechtliche Identität diskutiert wird. Zurecht wird immer wieder betont, dass Gott viel größer ist als unsere Vorstellungskraft und alle menschlichen Kategorien.

Gott spricht: “Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege.”Jesaja 55,8

Wenn ich Gott als “queer” bezeichne, ist das keine Äußerung, die dem biblischen Befund standhält. “Queer” ist ein menschlicher Containerbegriff. In ihm finden alle möglichen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten ihren Platz.

Dabei ist Gott doch aber gerade nicht in menschliche Kategorien und Schubladen einzuordnen.

Deswegen halte ich die Aussage “Gott ist queer” nicht nur für unbiblisch. Ich halte sie für vollkommen unzulänglich, was die Größe und Heiligkeit Gottes betrifft. Über die Jahrtausende hinweg wurde Gott schon alles mögliche genannt. Es gibt reihenweise Bücher, in denen er beschrieben wird. Manches davon ist wunderschön, manches davon nicht. Aber ich habe noch keinen Vergleich Gottes gehört, der so getrieben ist vom Zeitgeist und gleichzeitig so wenig von der Ehrfurcht vor Gott wie die Aussage “Gott ist queer”.

Gott ist Gott – aber mit Sicherheit nicht queer.

Die Aussage “Gott ist queer” verstößt gegen das erste Gebot

“Gott ist queer” ist nicht nur eine unbiblische Aussage, sondern auch ein Verstoß gegen das erste Gebot. Ich zitiere an dieser Stelle den Anfang des Dekalogs, der je nach Kirchentradition in ein oder in zwei Gebote gefasst wird. In protestantischen Kirchen üblicherweise in ein, nämlich das erste Gebot:

Dann sprach Gott folgende Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Götzenbild anfertigen von etwas, das im Himmel, auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist. Du sollst sie weder verehren noch dich vor ihnen zu Boden werfen, denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott! Ich lasse die Sünden derer, die mich hassen, nicht ungestraft, sondern ich kümmere mich bei den Kindern um die Sünden ihrer Eltern, bis in die dritte und vierte Generation.”Die Bibel, 2. Mose 20,1-5

Der Mensch soll weder ein Bild als Gott verehren, noch soll er sich davor zu Boden werfen. Beides geschieht jedoch mit der Aussage “Gott ist queer”.

Hier geht es nicht darum, den biblischen Gott als solchen zu verehren und anzubeten. Vielmehr geht es darum, eine menschliche Meinung, ein menschliches Bild, eine menschliche Kategorie zu verehren. Von dieser meint man, sie würde Gott beschreiben – was sie jedoch gar nicht tut, wie ich oben dargelegt habe.

Mit der Aussage “Gott ist queer” wird also nicht Gott verehrt, sondern ein Zerrbild von Gott, ein Gott, den man gerne so haben möchte – den es aber so nicht gibt. Es ist die Verehrung eines von Menschen geschaffenen Bildes von Gott. Und das ist ein Verstoß gegen das erste Gebot.

Dieses Beispiel macht deutlich, wie gut die Zehn Gebote sind: Gott selbst will uns davor bewahren, dass wir einen Gott anbeten, den es so gar nicht gibt. Die Folge einer solchen Anbetung wäre, dass wir uns von jemandem etwas erhoffen, was er niemals im Stande ist zu geben. Gleichzeitig nimmt in unserem Denken und Glauben den Platz dessen ein, der auf dem Thron unseres Herzens sitzen möchte.

Ein zweiter Verstoß gegen das erste Gebot besteht darin, dass man sich vor diesem Zerrbild von Gott zu Boden wirft. Wenn wir den Kontext ernst nehmen, ist dies erst einmal gar nicht im übertragenen Sinn gemeint. In der Kultur des Volkes Israel bzw. in der Kultur der umliegenden Völker wurde die Verehrung einer Gottheit auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass man sich vor ihr auf den Boden wirft. Das geschieht heute bei uns und in unserer Kultur nicht. Zumindest nicht im wörtlichen Sinn, jedoch im übertragenen Sinn.

Meine Wahrnehmung ist, dass sich gerade Kirche, und personal gesprochen viele Theologen und hauptamtlich Tätige in der Kirche, vor diesem Bild regelrecht niederwerfen. Diesem Bild von einem “queeren Gott” wird gehuldigt. Kaum gibt es in dem ganzen Themenbereich “queer” etwas Neues, kommt von meiner Kirchenleitung ein Brief oder eine Mail. Darin wird dieser Trend aufgegriffen und “wärmstens empfohlen”, diesem nachzugehen. So geschehen beispielsweise mit dem Gendersternchen, das seitens der Kirchenleitung schon lange uns Pfarrern empfohlen wird – wo doch der “Rat für Rechtschreibung” erst vor wenigen Tagen verlautbaren ließ, dass es keine neuen Regeln im Blick auf Gender-Sonderzeichen gibt (Quelle: tagesschau.de). Die Kirchenleitung meint, es besser zu wissen und sich über Experten in Sachen Sprache hinwegsetzen zu müssen. Wem wird hier gehuldigt? Vor wem kniet man hier nieder? Wer wird hier verehrt? Ich überlasse es dem geneigten Leser, selbst Antworten auf diese Fragen zu finden.

Was die Aussage “Gott ist queer” betriffft, so will ich auf einer (zwischen-)menschlichen Ebene nicht die Motive vieler Theologen in Frage stellen. Ich glaube sogar, dass ihre Absichten gut sind: Sie möchten zum Ausdruck bringen, dass Gott alle Menschen gleich liebt. Das ist auch korrekt. Dazu braucht es aber keine Aussage “Gott ist queer”. Wer die Bibel aufmerksam liest, wird feststellen: Gott liebt jeden Menschen gleichermaßen. Dazu braucht es keine Erneuerung unserer Sprache sondern ein mutiges und vertrauensvolles Glauben und Bekennen, dass die Bibel Gottes Wort ist, das zeitlos gültig ist.

Nun aber ein falsches und unbiblisches Bild von Gott zu zeichnen bzw. es so weit zu strapazieren, dass Regenbogenflaggen Kirchenräume und Altäre “schmücken” oder eine Kunstausstellung über queeren Sex mit teilweise expliziten Bildern in einer Kirche ausgestellt wird (Quelle), ist ein Verstoß gegen das erste der Zehn Gebote.

Die Herausforderung und der Auftrag bleiben

Es ist und bleibt eine Herausforderung, als Mensch von Gott zu reden. Wir können das nur in unseren menschlichen Kategorien. Gleichzeitig ist die große Gefahr, dass wir Trugbildern aufsitzen, wenn wir Gott für alles Mögliche (und Unmögliche) heranziehen und meinen: “So ist Gott!” Denn am Ende ist es nicht Gott, sondern ein Götzenbild, das niemandem hilft.

Die Bibel ist voll mit kraftvollen, großartigen und hoffnungvollen Bildern von und über Gott – da braucht es keine neuen Bilder, schon gar nicht, wenn sie falsch und unbiblisch sind und gegen die Zehn Gebote verstoßen.

Warum schreibe ich über diesen Satz? Zum einen, weil es ein ganz aktueller Aufhänger ist und zumindest in einem Teil der Kirchen-Bubble (landes- wie freikirchlich) ein Dauerthema ist. Und die Entwicklung, die das Thema nimmt, ist keine gute. Ich kenne Pfarrerinnen und Pfarrer, die mir sagen: “Ich traue mich nicht mehr, etwas gegen diese Gedanken zu sagen.” Und das, wo viele immer wieder von Kirche als einem “safe space” reden. Unbedingt. Aber dann bitte auch für die, die nicht der Ansicht sind, dass Gott queer ist und die nicht einer Gender-Theorie folgen, da sie biblisch zu anderen Schlüssen kommen.

An der Aussage “Gott ist queer” und der daraufhin stattfindenden Auseinandersetzung werden einige Dinge deutlich.

Zum einen, dass Kirche dort kraftlos wird, wo sie lediglich reproduziert, was manche Gruppierungen in der Gesellschaft sich wünschen. Wurde und wird der Satz “Gott ist queer” innerkirchlich teils frenetisch gefeiert, spielt er außerkirchlich keine Rolle. Im Gegenteil. Im Anschluss an den Kirchentag rieb sich die säkulare Presse verwundert die Augen. (Beispiel: NZZ)

Gleichzeitig ist die Kraft, die von Kirche ausgeht, immer rückgebunden an die Bibel und muss sich an biblischen Inhalten messen lassen. Wo kirchliche Verlautbarungen der Botschaft der Bibel widersprechen, muss diesen Aussagen widersprochen werden. Nicht um der Provokation willen. Sondern um der Kraft des Evangeliums willen. Jesus hat schon gesagt: “Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” (Matthäus 6,24) Genauso gilt heute: Kirche kann nicht Gott und einem Trugbild von Gott dienen.

Und das ist der letzte Gedanke: Wir wünschen uns Gottes Segen und dass sich sein Reich durchsetzt. Das gibt es aber nicht ohne Gehorsam. Wer einem falschen Gott(esbild) huldigt, kann nicht erwarten, dass Segen biblischen Ausmaßes über seinen Dienst kommt. Genau in dieser Spannung aber befindet sich die Landeskirche im Moment. Sie will einerseits, dass Gott sichtbar wird. Andererseits verleugnet sie in Teilen die biblische Botschaft. Ein Blick in die Prophetenbücher des Alten Testaments reicht, um festzustellen: Das ist noch nie gut gegangen.

Wo sich Kirche in Einklang mit dem zeitlos gültigen Wort Gottes äußert, hat sie eine kraftvolle Stimme, die Menschen und eine ganze Gesellschaft verändern kann, weil sie sich an ihrem eigentlichen Auftrag orientiert, den Jesus ihr als Vermächtnis hinterlassen hat: “Macht alle Menschen zu Jüngern!” (Matthäus 28,18-20)

Und das ist meine Hoffnung und mein Traum von Kirche, ja auch von Landeskirche: Dass sie kraftvoll das Wort Gottes verkündigt und Reich Gottes wächst, weil Kirche verstanden hat: Der christliche Glauben war nie gesellschaftsopportun. Dort, wo das Christentum am meisten wuchs (und heute noch wächst), geschieht es, wo Kirche mutig aufsteht und gegen manche Verirrungen und Verwirrungen Gottes Wort verkündigt, wie es in der Bibel offenbart ist.

Ich bin mir sicher: Trotz allen Schrumpfungsprozessen wird Kirche neu aufblühen und gegen den Trend wachsen, wo sie kindlich Jesus vertraut, dem Heiligen Geist Raum gibt und im Gehorsam gegenüber Gottes Wort lebt und sich nicht dem beugt, was gesellschaftliche Strömungen sich wünschen.

Ich glaube, hoffe und bete, dass dieses Wachstum geschieht – auch und gerade in der Landeskirche.


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Bible Journals. Deine Reise durch die Bibel

Erst neulich habe ich mit meiner Frau gesprochen und mich gefragt – also auch sie, ja, aber ich frage mich das selbst immer wieder – wie die Bibel noch besser verstanden werden kann. Ich meine damit nicht, dass wir noch eine Bibelübersetzung benötigen. Es geht mir um ein echtes Verstehen – mit Herz und Verstand – aus dem tiefe Weisheit wächst.

Sprich: Wie kann ich die Bibel lesen (und verstehen), dass sie in ihrem Gesamtzusammenhang mein Leben mitten im 21. Jahrhundert prägt? Wie kann ich die Bibel verstehen in ihrer Ganzheit, mit ihrem “roten Faden”, mit den großen Linien und nicht nur einzelnen Bibelversen? Wäre es nicht cool, wenn es ein Buch gäbe, das genau diese Themen aufgreift und dafür sorgt, dass wir ein tieferes Verständnis der Bibel erlangen, gepaart mit konkreter Anwendung für unser Leben?

Wenige Tage später hatte ich die “Bible Journals” des ICF München (Instagram-Profil des ICF München) in der Hand und wusste: Das ist die Lösung!

Was Tobi Teichen (Instagram-Profil von Tobi) und Christopher Hentschel (Instagram-Profil von Chris) mit einem Team von 30 Personen (Künstler, Theologen, Didaktiker und Praktiker) in zwei Jahren Entwicklungszeit produziert haben, ist der Wahnsinn.

In einem Jahr durch die Bibel

Es gibt ein Journal für das Alte Testament und eines für das Neue Testament. Die Journals sind so aufgebaut, dass man nach 52 Wochen (28 Wochen für das Alte Testament und 24 Wochen für das Neue Testament) “einmal durch die Bibel ist”. Genauer gesagt: durch die großen Linien der Bibel. Die großen Themen, der rote Faden, die Heilsgeschichte, wie sie sich durch die Bibel hindurch zeigt.

Die Themen im Alten Testament:

  • Schöpfung & Fall
  • Mütter und Väter des Glaubens
  • Jahwe
  • Verheißenes Land
  • Königlos
  • Israels Königreich
  • Propheten

Die Themen im Neuen Testament:

  • Jesus
  • Messias
  • Geisterfüllte Kirche
  • Auferstehung

Jede Woche enthält vier Sessions, denen jeweils ein (oder mehrere) biblischer Text zugrunde liegt. Der fünfte Tag der Woche dient der Reflexion dessen, was an den ersten vier Tagen gelesen wurde. Am sechsten Tag der Woche wird das Thema dieser Woche in seinem Gesamtzusammenhang der Bibel und der Geschichte Gottes mit den Menschen beleuchtet. Der siebte Tag ist “frei” – aber natürlich nicht frei vom Bibellesen sondern frei in der Gestaltung, das Thema der Woche auf ganz individuelle Weise nochmals zu gestalten oder am Ende des Journals ganz persönliche Notizen aufzuschreiben.

So schafft man es wirklich in 52 Wochen – also in einem Jahr – einmal durch die Bibel in (meist) chronologischer Folge. Die “Bible Journals” sind also dein Navi durch das Wort Gottes – von der Schöpfung dieser Welt (1. Buch Mose) bis zur ewigen Vollendung der Schöpfung Gottes (Offenbarung).

Die Auswirkung davon ist gar nicht hoch genug zu schätzen. Der Leser (wobei “lesen” nicht das einzige ist, was man mit den Journals tut, doch dazu später mehr) lernt ganzheitlich und in großen Linien die Bibel zu verstehen. Das ist deswegen so wichtig, weil sowohl das Alte Testament (logisch) als auch das Neue Testament (Jesus war Jude) im jüdischen Kontext geschrieben wurde. Und die jüdische Kultur kennt nicht die Kurzatmigkeit und das entkontextualisierte Zitieren von Bibelversen unserer Zeit, denn Gott war schon immer auch ein Gott der Geschichte. So ist in der jüdischen Kultur die Verankerung des Kleinen in das Große und des Gegenwärtigen in das Vergangene und Zukünftige Teil ihrer DNA.

Dieser Aspekt ist mir deswegen so wichtig, weil ich es – leider – so oft schon erfahren habe, wie Bibelstellen aus dem Kontext gerissen nicht nur Positives bewirken können. Zudem glaube ich, dass es für das geistliche Wachstum eines Christen unabdingbar ist, die Bibel als offenbartes und ewig gültiges Wort Gottes in ihrem Gesamtzusammenhang zu verstehen und nicht nur einzelne Verse, Kapitel oder Bücher, die wir selektiv lesen.

Die Schönheit und Kraft der Bibel entfaltet sich vor allem dort, wo wir sie im Kontext und in der Fülle aus beiden Teilen (Altes und Neues Testament) lesen. Genau dafür sind die “Bible Journals” nicht nur einfach eine nette Hilfe, sondern in meinen Augen das Beste, was ich bisher “auf dem Markt” gefunden habe.

Ästhetik trifft auf Tiefgang

Jetzt denkst du vielleicht: “Ein Jahr lang das Bible Journal “machen”. Das ist ziemlich lange. Schaffe ich das?” Deinen Bedenken würde ich stattgeben, wenn du vor dir eine Textwüste hättest, die auch noch langweilig geschrieben ist. Klar. Wer “quält” sich da schon durch mühsame Begleitlektüre.

Wie gut, dass die “Bible Journals” des ICF München ganz anders sind! Wie bei allen Produkten aus dem Hause ICF München wird auf Ästhetik sehr viel wert gelegt. Bei mir war das der Grund für den Wow-Effekt, als ich die Journals das erste Mal durchblätterte. Da konnte ich die Texttiefe noch gar nicht wahrnehmen, sondern bekomme einen ersten visuellen Eindruck der beiden Bücher. Und dieser Eindruck war gewaltig schön.

Die einzelnen Sessions sind sehr übersichtlich geschrieben, nicht zu viel Text, Platz für unterschiedliche Aufgaben wie Fragen, die zu beantworten sind, Tabellen oder einfach viel Platz zum freien Schreiben. Kleinere Zeichnungen und Icons sind für Menschen wie mich, die sehr visuell denken und ein fotografisches Gedächtnis haben, natürlich perfekt.

Das ästhetische Highlight sind die Doppelseiten “nach” jeder Session, die das große Ganze zeigen oder das Thema in die Heilsgeschichte, den roten Faden der Bibel einbetten. Diese sind sehr, sehr vielfältig gestaltet – aber liefern als Comic oder als Schaubilder tolle Perspektiven, um eben nicht nur einen Bibelabschnitt als solchen zu lesen, sondern zu verstehen, welche Rolle dieser im großen Ganzen spielt. Das Puzzleteil wird dadurch in das gesamte Puzzle eingefügt.

Lesen, scannen, hören, reden, schreiben, tun

Aus der Psychologie des Lernens wissen wir: Reines hören oder reines Lesen sorgt nicht in dem Maße dafür, dass wir Inhalte verinnerlichen, als wenn wir sie auch aktiv anwenden. Genau diese Erkenntnisse spiegeln sich in den “Bible Journals” wider. Es geht um viel mehr als nur um’s Lesen.

Du kannst “nur” lesen, was zu den jeweiligen Bibeltexten steht – klar. Aber wenn du Gottes Wort noch mehr verinnerlichen möchtest, dass es in deinem Herzen tiefe Wurzeln schlägt und reichlich Frucht trägt, liefern dir die “Bible Journals” jede Menge Hilfsmittel über das Lesen hinaus.

Du kannst Fragen beantworten und eigene Gedanken und Erkenntnisse notieren.

Du kannst QR-Codes abscannen und Audio-Podcasts zum Thema anhören.

Du kannst einzelne “Steps” gehen, um das Gelesene (und Gehörte) in deinem Alltag anzuwenden.

Du kannst dir für jede Session online Zusatzmaterial downloaden – auch, um es mit (d)einer Kleingruppe gemeinsame zu bearbeiten.

Du kannst mit dem, was du in der Woche gelesen hast, am siebten Tag der Woche mit Gott auf ganz individuelle Weise “ins Gespräch” gehen.

Das heißt auf gut deutsch: Die “Bible Journals” sind weit mehr als nur das nächste Andachtsbuch oder der nächste Leseplan für die Bibel – sie sind viel mehr.

Bibellesen – Next Level

Ich bin mir sicher: Durch die “Bible Journals” wird dein Bibellesen auf das “Next Level” gehoben. Und wenn du bisher eher so der Lesemuffel warst, dann werden dir die “Bible Journals” helfen, neu oder erneut in Gottes Wort einzutauchen und die Tiefe dieses Schatzes zu ergründen.

Die “Bible Journals” liefern dir so viele unterschiedlichen Methoden und Tools an die Hand, dass ich am liebsten fragen würde: “Was brauchst du denn noch, um endlich in der Bibel zu lesen?” Denn leider ist das ja Realität: Nur wenig Christen lesen regelmäßig ihre Bibel – was ich beim besten Willen überhaupt nicht verstehe.

Die “Bible Journals” lassen das Wort Gottes in seiner ganzen Tiefe, in seiner unvergleichlichen Schönheit und seiner kraftvollen Dynamik zur Entfaltung kommen wie kein anderes Bibellese-Tool, das ich bisher kenne.

Und glaube mir: Ich habe schon so einige Sachen mir angeschaut.

Meiner Meinung nach eignen sich die “Bible Journals” sowohl zum Einstieg in das Lesen der Bibel als auch zur Vertiefung. Egal, ob du die Bibel noch nie (ganz) gelesen hast oder ob du regelmäßig Bibel liest: Du wirst feststellen, dass Bibellesen mit den “Bible Journals” zu einem Bibellesen 2.0 wird.

Ja, trotz allem mag das eine Challenge sein, mit den Bible Journals ein Jahr lang durch die Bibel zu reisen. Das wird zu Beginn sehr deutlich angesprochen. Deswegen gibt es nicht nur den Hinweis, sondern sind die Journals auch entsprechend geschrieben, dass sie wunderbar in einer Small Group gelesen werden können oder einfach mit ein, zwei Freunden zusammen, so dass ihr euch gegenseitig motivieren könnt.

Worauf wartest du noch? Gehe direkt zum Shop des ICF München, gehe nicht über LOS, warte nicht länger – und bestelle dir die “Bible Journals”. Der einzige Grund, nicht sofort zu bestellen, ist die Möglichkeit, dass du erst noch ein paar Freunde fragst, ob sie mir dir lesen, ebenfalls die “Bible Journals” wollen und du eine Sammelbestellung tätigst – und zwar hier: https://shop.icf-muenchen.de/.


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In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie “einfach glauben” mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

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Who I am. Wie du wirst, wer du bist

Sie haben es schon wieder getan! Und wie!

Die Rede ist vom ICF München und ihrer dreiteiligen Buchreihe über die Lebensthemen, die (junge) Erwachsene am meisten interessieren und beschäftigen:

Sexualität

Berufung

Identität

Die ersten beiden Bücher habe ich hier auf meinem Blog auch schon rezensiert:

Love. Sex. Got. Der etwas andere Weg

Fruit Full Life. Die Welt verändern, Leichtigkeit behalten

Nun also Teil drei: Who I am. Wie du wirst, wer du bist

Es geht um das Thema Identität – und wenn du in christlichen Kreisen unterwegs bist, denkst du vielleicht: “Och nö. Nicht schon wieder!” Denn gefühlt jede dritte Predigtreihe, jede x-te Ladies Night und mindestens zwei Podcasts pro Monat widmen sich diesem Thema. Klar – nicht umsonst. Tobias Teichen, Autor dieses Buches und Pastor des ICF München, schreibt:

Vor einiger Zeit haben wir die jungen Leute bei uns befragt, welche Themen sie im Alltag am meisten beschäftigen, und kamen auf drei große Oberthemen: Sexualität, Berufung, Identität.Who I am, S.7

Damit du von Beginn an weißt, warum du unbedingt dieses Buch kaufen und durcharbeiten (ja, nicht nur lesen) solltest:

Ich habe noch selten so authentisch, so lebensnah, so ehrlich, so tiefgründig – und bei allem theologisch fundiert und einfach zu verstehen über das Thema Identität etwas gelesen oder gehört.

Und ich lese viel und höre im Schnitt 4-5 Podcast-Folgen oder Predigten – in der Woche. Ja genau, in der Woche, denn ich habe es mir zum Ziel gesetzt, mich täglich zu inspirieren und mich mit Gedanken, Impulsen und Inputs stärken zu lassen von Menschen, die auf der geistlichen Reise mir einige Schritte voraus sind (dazu gehört auch regelmäßig der Predigt-Podcast vom ICF München – am besten, du abonnierst ihn gleich).

Das hat drei Gründe – und die möchte ich dir genauer darstellen und dir damit das Buch wärmstens empfehlen.

Authentische Lebensberichte und biblische Wahrheit

Hauptautoren dieses Buches sind wie schon erwähnt Tobias Teichen sowie Franziska Anderssohn. Sie leitet in München die “ICF Youth“.

Wie schon in den ersten beiden Büchern schreibt Tobias Teichen im Dialogstil – dieses Mal eben mit Franziska Anderssohn. Warum mit ihr? Nun – lies das Buch, dann wirst du es ganz schnell merken. Aus ihrer eigenen Erfahrung und Biografie heraus ist Franziska Anderssohn prädestiniert, über das Thema “Identität” zu schreiben.

Die beiden greifen in ihrem Dialog bzw. in den Passagen, die durch ihre Namen gekennzeichnet sind, zwei Dinge auf.

Das ist zum einen eine klare geistliche und theologische Message. Hier wird nicht nur mit Bibelversen um sich geworfen, sondern diese werden – teilweise durch großartige Bilder und Vergleiche – in einen Gesamtzusammenhang eingebettet und nicht wahllos aus dem Kontext gerissen. Gleichzeitig hat mich beim Lesen fasziniert, wie viel die Bibel über Identität sagt und wie schon einzelne Verse, die man als Pfarrer meint, ganz gut zu kennen, doch noch einmal das ein oder andere Nugget bereithalten im Blick auf Identität.

Und das schätze ich so sehr an der Arbeit des ICF München, besonders auch an Tobias Teichen (wie gesagt: ich höre regelmäßig die Predigten): Biblische Wahrheiten werden nicht einfach nur als ewig gültige Wahrheit (was sie zweifelsohne sind) in den Raum geworfen, sondern werden konkret im Alltag, im Leben, in der Biografie “angedockt”.

Sollte dir jemals jemand um die Ecke kommen und sagen “Die Bibel ist doch ein altes, verstaubtes Buch ohne Bezug zum Leben im 21. Jahrhundert” – dann kannst du versuchen, irgendwelche Argumentationslinien aufzubauen. Oder aber du drückst deinem Gegenüber eines der drei Bücher (“Love. Sex. God. Der etwas andere Weg”, “Fruit Full Life. Die Welt verändern, Leichtigkeit behalten” oder “Who I am. Wie du wirst, wer du bist”) in die Hand und lässt ihn sich selbst ein Bild davon machen.

Das zweite, was Franziska und Tobi aufgreifen, sind die vielen, vielen Lebensberichte, welche dieses Buch so einzigartig machen. Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann sind es vierzehn Personen, welche einen Teil ihres Lebens erzählen. Und da kannst du dich anschnallen und dir einen soliden Sitz suchen. Das sind teilweise Stories, die unter die Haut gehen und sicherlich nicht jedes Auge trocken zurück lassen und den ein oder anderen Mund offen stehen lassen. Wirklich abgefahren, wie ehrlich und tief die jeweiligen Personen erzählen.

Franzi und Tobi greifen diese Erzählungen neben biblischen Wahrheiten auf und bringen diese miteinander ins Spiel – und damit dich, lieber Leser, automatisch auch. Denn schnell wird deutlich: So krass, so ehrlich, so authentisch diese Lebensgeschichten sind – es stimmt, was ganz am Ende des Buches steht:

So viele Menschen haben ihr Herz in diesem Buch unerschrocken geteilt. Wir hoffen, dass es dich inspiriert und ermutigt hat. Wenn du anfängst, Gott mehr und mehr Raum in deinem Leben zu geben, wird er auch in deinem Leben ermutigende Geschichten schreiben (und das wird passieren, da bin ich mir sicher).Who I am, S.177

Den Dingen auf den Grund gehen

Sei es die Frage nach dem Ego oder danach, was eigentlich die Seele ist, was unsere Gedanken und Gefühle mit der Leitung von uns selbst zu tun haben: In “Who I am” gehen die Autoren den Dingen auf den Grund. Hier werden keine frommen Phrasen gedroschen, die keinem Menschen etwas helfen. Hier wird hingeschaut – und zwar ehrlich.

Wenn ich die großen Linien und Themen des Buches nachzeichnen müsste, klingt das so:

Es geht um dich selbst, um dein Ego. Es geht aber nicht nur um dein Ego, sondern auch um deinen Stolz. Dieser wiederum macht etwas mit deinem Selbstwertgefühl. Aber alles hat einen großen Anfang: Und das ist die Frage, wie du Gott siehst. Ist er dein himmlischer und dich liebender Vater? Was hat das mit deinem irdischen Vater zu tun? Welche Gefühle und Gedanken sind es, die vielleicht schon seit Kindheit an in dir angelegt, tief verwurzelt und verankert sind und heute ein ziemlich verkorkstes Bild von Gott und dir selbst in dir entstehen lassen? Bist du bereit für einen neuen Anfang, eine neue Vergangenheit und eine neue Zukunft?

Wenn du jetzt denkst: “Junge, ist das dick aufgetragen”, dann lass mich dir sagen: Auf 180 Seiten bringt man jede Menge unter. Und das ist es, was ich an diesem Buch (und an den anderen beiden) so bezeichnend finde: Hier wird nicht an der Oberfläche gekratzt, sondern den Dingen wird auf den Grund gegangen. Zum einen durch die Ausführungen von Tobi und Franzi – und mit großer Unterstützung durch Chris Rossmanith, der auch schon an den ersten beiden Büchern entscheidend mitwirkte.

Diese Tiefe entsteht durch die oben schon erwähnte Kombination aus Lebensberichten und biblischen Wahrheiten. Seien wir doch mal ehrlich: Gerade den “freien Gemeinden” und hier auch dem ICF als der modernen Speerspitze, wird oft vorgeworfen, theologisch ein wenig unterbelichtet zu sein. Was für ein Quatsch! Gute Theologie zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie mit vielen Fremdwörtern um sich wirft, sondern dass sie biblische Aussagen tief verwurzelt in das Leben des Menschen. Und genau das geschieht in “Who I am”.

Die Lebensgeschichten machen deutlich: Mag die Challenge noch so groß sein – mit Gottes Hilfe sind Dinge möglich, die rein menschlich betrachten unmöglich sind. Aber keine Sorge: Hier werden nicht nur Happy-Clappy-Geschichten erzählt. Teilweise gehen sie richtig tief und sind alles andere als leicht zu verdauen. Und doch steht am Ende jeder Geschichte: Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen und meine Identität in ihm gründen (frei nach Psalm 18,30) – und das ist so viel mehr Wert als alles, was uns die Gesellschaft, die Trends, die Tiktoks und Instagrams unserer Zeit uns einreden wollen.

Wer das Buch richtig liest, wird es nicht in wenigen Tagen schaffen. Er mag es zwar in einem kurzen Zeitraum lesen – aber wirklich arbeiten wird das Buch noch länger. Und das hat einen Grund.

Next Steps – ohne Aktionismus

Nicht nur am Ende eines Kapitels sondern auch zwischendrin finden sich immer wieder diese schönen “Next Steps”-Boxen. Nach einigen Seiten ging es mir so: Ich las das Buch, blätterte weiter, sah schon “Oh, da kommt wieder eine Box” und konnte kaum erwarten zu lesen, was in der Box stehen wird.

Ich will nicht sagen, dass diese Boxen das Herzstück des Buches sind. Aber drehen wir’s um: Ohne diese “Next Steps”-Boxen würde etwas ganz Elementares fehlen. Allerdings sind diese Boxen auch das Herzstück deiner Challenge. Denn hier entscheidet sich, ob du durch das Buch nur richtig guten Input bekommst und dich ermutigen lässt, deine Identität nicht in vergänglichen Dingen, sondern in Gott zu suchen.

Oder aber du nutzt diese “Next Steps”, um an dir und der Frage nach deiner Identität zu arbeiten. Glaub mir: Das riecht nicht nur nach Arbeit, das ist sogar (ein bisschen) Arbeit. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass du durch diese Next Steps ganz tief in deinem Inneren auf eine Reise gehst, an deren Ende du gefestigt, auf dem Wort Gottes gegründet und mit göttlichen Prinzipien versorgt deine Identität nicht einfach nur findest, sondern erarbeitet hast und somit ein ganz solides Fundament für die Höhen und Tiefen deines Lebens gelegt hast.

Ich glaube, das Thema “Identität” ist nicht umsonst eines der drei Hauptthemen dieser Buchreihe. Wie zu keiner anderen Zeit ist unsere Seele Einflüssen ausgesetzt, die vermeintlich Nahrung für unsere Seele bereithalten, uns letzten Endes aber nur tiefer in Abhängigkeiten, Verstrickungen und toxische Beziehungen und Verbindungen führen. Umso dringender braucht es einen Ratgeber, der uns zu einer Identität in Freiheit führt. Vielleicht ist das auch ein “Slogan”, mit dem ich dieses Buch überschreiben würde. Wobei der Untertitel “Wie du wirst, wer du bist” natürlich auch sehr fein und treffend ist.

Fazit

Ich habe es oben schon geschrieben und schreibe es auch am Ende dieser Buchvorstellung: Ich habe noch selten so authentisch, so lebensnah, so ehrlich, so tiefgründig – und bei allem theologisch fundiert und einfach zu verstehen über das Thema Identität etwas gelesen oder gehört.

“Who I am. Wie du wirst, wer du bist” ist nicht der nächste fromme Ratgeber zur Selbstverwirklichung. “Who I am” ist die gelungene Kombination aus theologischer Grundlegung und geistlicher Begleitung, wie du deine wahre Identität findest und lebst, weil diese nicht außerhalb deiner selbst zu finden ist, sondern in dir veranlagt ist, wenn du mit Jesus lebst. Die Umgestaltung in die “neue Schöpfung” (2. Korinther 5,17), wie sie in der Bibel beschrieben wird für jeden Menschen, der mit Jesus lebt, wird in diesem Buch lebensnah, alltagsrelevant und vor allem für jeden einzelnen Leser nachvollziehbar beschrieben. “Who I am” macht deutlich, dass es eben gerade nicht darum geht, sich selbst zu verwirklichen um seiner selbst Willen, sondern die Identität zu finden, die ein ganz neues Leben durch Christus beschreibt. Dieses Buch ist ein wunderbarer Begleiter auf der Reise zur eigenen Identität, vollgepackt mit Ermutigung und Hoffnungsperspektiven, die sich sowohl aus biblischen Wahrheiten als auch aus realen Biografien speist.

📕 Seiten: 192

➡️ Verlag: SCM

💶 Preis: 17,99 EUR


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Warum du Gott nicht spüren musst

Gott spüren. Gott fühlen. Kennst du das? Muss man das? Geht das überhaupt?

Ich nehme dich mit rein in paar fromme Phrasen, die mir immer wieder begegnen:

“Ich habe eine Glaubenskrise, denn ich spüre Gott gerade nicht.”

“Ich wünsche dir, dass du jeden Tag spürst, wie sehr Gott dich liebt!”

“Ich fühle nichts, wenn ich Lobpreis mache.”

“Ich würde Gott gerne mehr spüren, um wieder mehr an ihn glauben zu können.”

“Ich spüre Gottes Gegenwart nicht mehr.”

Wer kam eigentlich eines Tages einmal auf die Idee, man müsse Gott spüren für Glaubensgewissheit? Ich wüsste nicht, wo ich das im Rahmen der Kirchengeschichte und des historischen Christentums als verbindliche Lehrmeinung finden kann. Ebenso wenig ist mir eine Bibelstelle bekannt, dir mir das unterstreicht.

Lass mich dir sagen:

Du musst Gott nicht spüren,

… um deines Glaubens gewiss zu sein.

… um zu wissen, dass er an deiner Seite ist.

… um zu wissen, dass er für dich und nicht gegen dich ist.

… um sagen zu können, dein Glaubensleben sei intakt (wie auch immer du das definierst).

Aber warum um alles in der Welt muss ich das nicht?

Die Antwort ist ganz einfach: Gott hat sich in seinem Wort, der Bibel, ein für alle Mal offenbart. In der Bibel steht schwarz auf weiß, wie Gott ist, wer er ist, was er für dein Leben im Sinn hat, warum du dich auf ihn verlassen kannst und dass er sein Wesen niemals ändert. Warum also solltest du dich auf ein so unsicheres und fragiles Gebäude wie deine Gefühlswelt verlassen, wenn du eine viel zuverlässigere Grundlage für deinen Glauben hast?

Was wäre das denn alleine schon in einer Ehe, wenn der eine Partner zum anderen sagt: “Ich spüre nicht mehr, dass du mich liebst!” Das wäre komisch – leider aber Grund für viele Scheidungen. Dabei ist der Satz Quatsch! Zumindest wenn er als Begründung dienen soll, eine Beziehung zu beenden. Denn dann ist er nicht mehr als eine feige Ausrede. Wo ich etwas nicht spüre, heißt das noch lange nicht, dass es nicht mehr da ist. Wenn ich etwas nicht spüre, muss ich dem auf den Grund gehen und prüfen, was dahintersteckt, als kampflos die Segel zu streichen.

Mir geht es nicht um die Gegenüberstellung von “Gefühlen” und “Verstand”. Mir geht es um die Frage, ob ein Glaube, der sich auf Gefühlen aufbaut, ein tragfähiges Fundament hat. Ich bezweifle es. Und das Schlimme: Vor allem in Zeiten von Not und Schicksalsschlägen kommt solch ein Glaube als Boomerang zurück – und glaub mir: Das ist nicht gut!

Ich gehe davon aus, dass du genauso wie ich deinen Glauben auf einem Fundament aufbauen möchtest, das tragfähig ist in den Höhen und Tiefen des Lebens und den ganzen Achterbahnfahrten zwischendrin.

Dieses Fundament gibt es und nennt sich “Bibel”.

Wie oben schon erwähnt, hat sich Gott in der Bibel offenbart – und zwar verbindlich, ewig gültig und eindeutig. Und das Gute: Vollkommen unabhängig davon, ob du ihn spürst oder nicht.

Gott ist gut und bei ihm gibt es keine Veränderung (Jakobus 1,17) – unabhängig davon, ob du ihn spürst oder nicht.

Gott hilft denen, die matt und müde sind (Jesaja 40,31) auch wenn sie ihn gerade nicht spüren.

Jesus will, kann und wird denen Kraft schenken, die zu ihm kommen, wenn sie müde und ausgelaugt sind (Matthäus 11,28), dabei spielt es keine Rolle, ob sie ihn spüren oder nicht.

Wenn du also Gott wieder einmal nicht spürst…

…dann mach dir keinen Kopf. Nimm viel lieber deine Bibel raus und lies die Stellen, die du dir herausgeschrieben oder farbig markiert hast, in denen du schwarz auf weiß weißt:

Gott ist gut!

Gott ist für mich!

Gott gibt mir Kraft!

Gott erneuert mich!

Jesus ist für mich!

Jesus ist für mich gestorben!

Jesus heilt!

Jesus vergibt!

Jesus erneuert!

Und ja, du hast gemerkt: Am besten bereitest du dich darauf vor! Streiche dir Bibelverse an oder schreibe sie dir raus. Wenn du künstlerisch begabt bist, kannst du sie kreativ gestalten. Wenn du so bist wie ich (also nicht kreativ begabt, was das Künstlerische betrifft), bestell dir ermutigendes Material, das du parat hast, wenn’s drauf ankommt.

Zum Beispiel hier: www.liebezurbibel.com/shop

Oder hier: www.www.segensbringer.shop/shop

Oder auch hier: www.segensart.de

Lass dich nicht von deinen Gefühlen täuschen oder besser gesagt: Lass dich von der Bibel ent-täuschen! Lass die Bibel als das offenbarte Wort Gottes deiner Täuschung ein Ende bereiten (das meint “Ent-täuschung”), dass du Gott fühlen oder spüren müsstest, um ein guter Christ zu sein oder fest im Glauben zu stehen.

Das musst du nicht – und unter uns: Das kannst du auch nicht. Denn deine Gefühle werden niemals eine ausreichende Grundlage sein, um deines Glaubens und deines Heils gewiss zu sein. Das kann dir einzig und alleine die Bibel vermitteln – übersetzt durch den Heiligen Geist.

Und lass dich nicht nur nicht täuschen – sondern mach dich auch nicht verrückt. Wenn du “Gott mal wieder nicht spürst” – dann frag dich, ob das so schlimm ist. Denn schließlich ist er unwandelbar und ändert sich nicht – wo das unsere Gefühle, unser Verstand und unser Wissen ständig tun. Gott aber tut das nicht.

Jesus ist und bleibt derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)

Am 14. Mai 2023 habe ich in der Predigt darüber gesprochen – sozusagen eine Kurzzusammenfassung des Artikels hier gibt’s als YouTube-Short:


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In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie “einfach glauben” mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

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