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28 Tage Hoffnung

28 Tage Lockdown „light“ liegen vor uns. Ab heute.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit – und im wahrsten Sinne stimmt es dieses Mal: Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.

Du kannst diese 28 Tage Lockdown sehen als eine Zeit, in der so vieles nicht mehr geht. Und ganz ehrlich: Ich finde es auch jammerschade, dass so vieles nicht mehr geht. Ich will das gar nicht kleinreden – schon gar nicht dort, wo es um Existenzen geht in der Gastronomie oder in der Veranstaltungs- und Kulturbranche. Nein, mir geht’s nicht drum, dass wir die Augen vor der Realität verschließen.

Ganz im Gegenteil, denn zu dieser Realität gehört auch, dass es in diesem Universum neben der Liebe eine zweite unglaublich große Kraft gibt: die Hoffnung.

Hoffnung

Hoffnung ist eine feste Zuversicht, ein Vertrauen, ein Kraftschöpfen aus dem, was man zwar nicht so ganz sieht, nicht so ganz greifen kann und schon gar nicht ganz erklären kann. Aber es ist da. Dieses „Es“ ist für mich Jesus Christus. Wenn es einen „Hoffnungsbeweis“ schlechthin gibt, dann ist das für mich das Kreuz und die Auferstehung. Selbst der Tod konnte – so glaube ich das – Jesus nicht gefangen halten, sondern musste ihn freigeben am Ostermorgen, weil der Schöpfer dieses Universums seinen Sohn von den Toten wieder auferweckte.

Apropos Schöpfer dieses Universums: Wer aus dem Chaos, wie die Bibel es berichtet, eine so wunderschöne Schöpfung hervorbringen kann, die wir gerade jetzt mit diesen wunderschön bunten Wäldern bestaunen können, dem traue ich zu, dass er noch viel mehr kann. Und da ist es wieder: das Prinzip Hoffnung.

Und deswegen liegen nicht nur 28 Tage Lockdown „light“ vor uns, sondern 28 Tage Hoffnung.

An jedem einzelnen Tag ist es deine Entscheidung, ob du Hoffnung verbreitest oder nicht. Und genau dazu wollen wir dich auffordern. Wir? Ja, meine wunderbare Frau Damaris hatte die Idee, ich bin nur der Sekretär und Schreiber. Nein. Ernsthaft. Ihr Gedanke war es, wir haben dann ein wenig gemeinsam „gesponnen“ und daraus entstand dann diese Idee. Gestern. Also sehr spontan.

Mach mit! Jeden Tag!

Mitmachen – aber wie?

Egal wie: Ruf jemanden an, poste etwas in deinem WhatsApp-Status oder auf social media mit dem Hashtag #28tagehoffnung, schreib jemandem eine Karte, kauf ihm (oder besser: ihr) Blumen, schenk Schokolade, schreibe kreative Bibelvers-Karten (kennst du dies „Lettering“-Kunst? Ich liebe sie so, ich find sie so schön – und kann das überhaupt nicht.) oder kauf für jemanden ein, dem es grad schwerfällt.

Egal was. Egal wie. Einzige Regel: Verbreite Hoffnung!

Und wenn du willst: teile diesen Beitrag auf Facebook oder anderen sozialen Medien! Verschick ihn per Mail. Du findest uns und die Aktion auch auf Instagram (Damaris Brunner | David Brunner ). Aber es geht nicht um uns – deswegen kannst du auch einfach die Grafiken unten verwenden und selbst posten, verschicken und andere damit einladen. Es geht vielmehr darum, dass die nächsten 28 Tage eines werden: 28 Tage der Hoffnung!


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Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte

Stell dir vor, es ist ausgerechnet die wasweißichwievielte Biographie über eine Person der Weltgeschichte, die so richtig, richtig gut ist: Mitreißend, spannend, informativ, tiefgehend, sachlich, herausfordernd, interpretierend und kritisch zugleich. Here we go. „Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte“ ist genau solch eine Biografie.

….noch eine Luther-Biografie?

Ehrlich gesagt war das mein erster Gedanke, als ich schon vor längerer Zeit davon las, dass Eric Metaxas dieses Mammut-Werk vorhat. Ist nicht schon genug über Luther geschrieben worden?

Ehrlich gesagt wird im Theologiestudium (das ich in Heidelberg absolvierte) so viel über Luther gelehrt, seine Ideen, Gedanken und Aussagen sind omnipräsent, so dass es schon manchmal den Eindruck erweckt, dass auch die evangelische Kirche zwei Heilige hat: Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther.

Was also ist das Besondere an diesem Buch? Wodurch zeichnet es sich aus? Mir liegt nichts daran, diese Biografie mit „Biografie XY“ zu vergleichen. Das wäre ein zum Misserfolg verdammtes Unterfangen. Wo anfangen, wo aufhören?

Vielmehr möchte ich mit dieser Rezension die Besonderheiten und Stärken dieser Biografie hervorheben. Denn davon gibt es eine Menge.

Ein Nicht-Theologe schreibt über Luther

Das muss einfach gut werden. Metaxas ist von Hause aus kein Theologe. Er ist Autor, Radiomoderator und studierte an der Universität von Yale. Unter anderem hat er schon Biografien über Dietrich Bonhoeffer und William Wilberfoce veröffentlicht, die weltweit große Aufmerksamkeit erlangten. Väterlicherseits ist Metaxas Grieche, mütterlicherseits hat er deutsche Vorfahren, was ihn sicherlich dazu bewogen, über Dietrich Bonhoeffer und jetzt eben auch über Martin Luther zu schreiben.

Metaxas ist ein brillanter Denker, was sich auf verschiedene Weise auch in der vorliegenden Luther-Biografie immer wieder zeigt. Diese liest sich wie eine Mischung aus spannendem Thriller und sachlicher Biografie. Metaxas streut jede Menge Originalzitate ein, die er aber in eine fortlaufende Erzählung über Martin Luther einbaut. Kurz gesagt: Es ist keine streng geisteswissenschaftliche Abhandlung, wie man es von einem Theologie-Professor erwarten würde, wenn er über Luther schreibt, sondern eben das Ergebnis eines redlich recherchierenden und wahrlich brillant formulierenden Autors.

Hilfreich sind immer wieder Notizen über Luthers Alter – auch in den Zwischenüberschriften. Diese machen es leichter, nachzuvollziehen, in welchem Tempo sich die Reformation und Luthers Denken entwickelte und in welchem Alter Luther bei den jeweils wichtigen Stationen seines Lebens und der Reformationsgeschichte war – super hilfreich vor allem auch dann, wenn man sich nicht berufsbedingt schon sehr oft und lange mit Luthers Biografie beschäftigt hat.

Schaut man in das Literaturverzeichnis, das diesem Buch zugrunde liegt, so findet man einige renommierte Werke, aus denen Metaxas seine Informationen zieht und Aussagen Luthers zitiert. Aber nochmals, um das zu betonen: „Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte“ ist keine weitere (langweilige und langatmige) Lutherbiografie, die zäh zu lesen ist. Sie steckt voller Überraschungen und Interpretationen des Autors, die zuweilen lustig bis erhellend sind und sehr starke Bilder vor Augen malen – beispielsweise als Luther nach und nach erkennt, wie es im Inneren der Kirche seiner Zeit aussah:

Luthers Vulkan war noch nicht am Ausbrechen, aber untätig war er auch nicht mehr. Allmählich begannen sich die Puzzleteile zusammenzufügen, und eines von ihnen bestand in Luthers wachsender Erkenntnis, dass er es mit einer Kirche zu tun hatte, der es nicht mehr um die Wahrheit ging und die gute, ehrliche Fragen mit einem ungeduldigen „Sei still und füge dich, sonst setzt es was“ beantwortete. Luther spürte instinktiv, dass dies nicht in Ordnung war und dem Wesen des biblischen Gottes zuwiderlief.Luther, S.132

Ebenso räumt Metaxas mit manchen Legenden auf, die sich stur um Luthers Wirken seit Jahrzehnten halten. So zum Beispiel über den Reichstag in Worms 1521, der so maßgeblich für Luthers Wirken und die Reformationsgeschichte war. „Hier stehe ich und kann nicht anders“ soll Luther am Ende seiner „Verteidigung“ gesagt haben – pathetisch klingen diese Worte im Ohr all derer, die sie schon in diversen Luther-Verfilmungen sahen. Nur: So ganz korrekt sind sie nicht, wie Metaxas schreibt – allerdings, und das finde ich beachtenswert bei allen „Korrekturen“, die Metaxas vornimmt: Ihm geht es nicht darum, als Besserwisser daherzukommen, sondern um eine eine historisch redliche Arbeit, durch die er auch erklärt, wie manche Legenden zustande kamen:

Der Schluss dieser Antwort lautet in einer erweiterten Version so „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Diese Worte hat Luther wohl nicht gesagt. Das Originalprotokoll von Luthers Verhör vor dem Reichstag erwähnt diese Worte nicht. Nach dem Bericht des anwesenden Konrad Peutingers lautete der letzte Satz Luthers: „Got kum mir zu hilf.“ Die berühmten Worte „Hier stehe ich nun…“ finden sich erstmals auf einem Holzschnitt aus dem Jahre 1557. Doch sind sie im Laufe der letzten 500 Jahre millionenfach zitiert worden. Selbst wenn Luther sie nicht gesagt haben sollte, sind sie doch eine perfekte Beschreibung einer Position, die sich auf das Gewissen gegenüber Herrschenden beruft, was sicher der Grund dafür ist, dass sie im kollektiven Gedächtnis haften geblieben sind.Luther, S.286

Luther und die Entwicklung seines geistlichen Lebens

…stehen unausgesprochen im Mittelpunkt dieses Werkes. Natürlich ist jedem Leser, der sich schon vor der Lektüre dieses Buches mit Martin Luther beschäftigte, klar, dass der große Reformator zeitlebens eine geistliche Entwicklung durchlebte.

Seine großen geistlichen Erkenntnisse, der großartige Verdienst, dass die Menschen endlich (wieder) glauben konnten, was in der Bibel steht, weil es ihnen jemand sagte, das Geschenk des Glaubens und das Gerechtsein vor Gott allein aus Gnade, waren allesamt geistliche Errungenschaften, die Luther selbst durchlebte und nicht schon in die Wiege gelegt bekam.

Angetrieben von Zweifeln, die ihn immer wieder heimsuchten, war es der junge Mönch Martin Luther, der ständig beichten „musste“ – es lag wie ein Zwang auf ihm. Dass ihn Gewissensbisse richtiggehend zermarterten, beschreibt Metaxas wie folgt:

Luther war nahezu besessen vom Beichten. Dies ging schließlich so weit, dass seinem Beichtvater – niemand anderes als der Ordensgeneral Staupitz selbst – seine übertriebene Skrupelhaftigkeit schwer auf die Nerven ging. Einmal beichtete Luther geschlagene sechs Stunden lang. Jeden Winkel seiner Seele durchsuchte er nach Sünden und danach jeden Winkel in dem Winkel, bis Staupitz fast nicht mehr geradeaus sehen konnte. Wann wäre der Kerl endlich fertig?Luther, S.76

Wie anders klingt es doch, was Luther dann 1517 erlebte und wie er es 1545, ein Jahr vor seinem Tod, beschrieb:

Da erbarmte sich Gott meiner. Tag und Nacht war ich in tiefe Gedanken versunken, bis ich endlich den Zusammenhang der Worte beachtete: „Die Gerechtigkeit Gottes wird in ihm (dem Evangelium) offenbart, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebt aus dem Glauben.“ Da fing ich an die Gerechtigkeit Gottes als eine solche zu verstehen, durch welche der Gerechte als durch Gottes Gabe lebt, nämlich aus dem Glauben. […] Mit so großem Hass, wie ich zuvor das Wort „Gerechtigkeit Gottes“ gehasst hatte, mit so großer Liebe hielt ich jetzt dies Wort als das allerliebste hoch. So ist mir die Stelle des Paulus in der Tat die Pforte des Paradieses gewesen.Luther, S.135 (zitiert nach Kurt Aland: Die 95 Thesen Martin Luthers und die Anfänge der Reformation, Gütersloh 1983, Bd 2, S.20

Metaxas schafft es auf ausgezeichnete Weise, vor allem im ersten Drittel des Buches diese „geistliche Reise“ Luthers zu verdeutlichen und bei allen biografischen Angaben und Beschreibungen immer wieder in den Mittelpunkt des Erzählten zu rücken. Für den weiteren Verlauf des Buches bildet das eine unabdingbare Grundlage um besser verstehen zu können, was Luther bewegte.

Aber es bleibt nicht bei einer Grundlage oder Fundament. Man merkt beim Lesen sehr, dass der Untertitel des Buches Programm sein soll: „Der Mann, der Gott neu entdeckte“. Das zieht sich wie ein roter Faden durch, dass Luthers Bemühungen und selbst die kritischen Darstellungen Metaxas diesem höheren Ziel und Anliegen dienen.

Nachdem Metaxas im Großen und Ganzen biografisch das Leben, das Wirken und die Wirren rund um Martin Luther darstellte, widmet er einen letzten Teil des Buches einigen Themen und theologischen Topoi, die ihm an Luthers Wirken wichtig erscheinen.

Martin Luther hat mit seinem Leben und Wirken die Welt verändert wie kaum ein anderer. Fast jeder Aspekt des Lebens in den heutigen westlichen Ländern hat irgendwo mit Luther zu tun, und inzwischen sind diese Werte dabei, auch die nicht westliche Welt zu erobern. […] Luther selbst hätte sich sicher kaum vorstellen oder erträumen können, was aus seinen Gedanken werden würde, da er noch in vielerlei Hinsicht im Mittelalter steckte. Die Welt nach Luther ist eine Welt des bunten Pluralismus geworden, eine Welt des Dissens, der Religionskriege, aber auch der Religionsfreiheit und Gleichheit. Schließlich aber auch eine Welt der Demokratie, der Autonomie und Freiheit und noch vieler anderer Dinge, die noch unsere heutige Welt bestimmen, während die Geschichte weitertanzt zu zu ihrem unbekannten Ziel.Luther, S.568

Diese Themen sind nichts weniger als die Frage nach dem freien Willen, Liebe und Ehe, die Sakramente (Taufe und Abendmahl), Wahrheit und Gewissen, Pluralismus und vieles mehr.

Große Persönlichkeiten an der Seite des Reformators.

Wie nebenbei erfährt der Leser dieses Buches jede Menge über die großen Persönlichkeiten, die im Leben und Wirken Martin Luthers eine Rolle spielten: Kurfürst Friedrich der Weise, Georg Burkhardt alias Spalatin, Philipp Melanchthon, Andreas Bodenstein alias Karlstadt, Luthers Beichtvater Johann von Staupitz, Kaiser Karl V., Justus Jonas, Luthers Eltern und Familie, Luthers Ehefrau Katharina von Bora sowie viele, viele weitere Männer und Frauen, die in der damaligen Zeit eine wichtige Rolle spielten.

Alleine der „Blick hinter die Kulissen“ der damaligen katholischen Kirche um Papst Leo X. gewährt tiefe Eindrücke, wie es damals in der Kirche zuging und wieso der Ablasshandel so stark aufkam und eine so wichtige Rolle in der katholischen Kirche spielte (und bis heute spielt). Natürlich darf hier der Name Johann Tetzel auch nicht fehlen. Ein Dominikaner, der den Ablasshandel wohl auf die perfideste Art und Weise vorantrieb.

Interessant natürlich auch im Laufe der biografischen Darstellung ist nicht nur Luthers Leben als Ehemann und Vater, der einige Schicksalsschläge hinzunehmen hatte, sondern auch die Auseinandersetzung mit Thomas Müntzer und Karlstadt – zwei Reformatoren, die „noch eine Schippe drauflegten“ – aber nicht immer (oder nur selten) wirklich weise agierten.

Abgerundet wird dieses wunderbare Buch durch ein ausführliches Literaturverzeichnis, ein Stichwortregister sowie sehr viel Bildmaterial.

Ich empfehle dieses Buch allen, die sich schlau machen möchten, wie es damals zur Zeit Martin Luthers gesellschaftlich und kirchlich zuging, die nicht nur bei 95 Thesen und dem „stinkenden Madensack“ (wie Luther sich selbst einmal bezeichnete) stehenbleiben möchten, sondern die tiefen Zusammenhänge und Dynamiken der Reformation verstehen wollen ohne dafür ein Theologiestudium absolvieren zu müssen.

Eric Metaxas: Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte
640 Seiten
ISBN: 978-3-7751-5825-1
Verlag: SCM Verlag
Preis: 29,99 EUR

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Christen und Corona. Ein Aufruf zur Erneuerung

„Ich kann’s nicht mehr hören!“ Geht’s dir ähnlich? Mir auch! Ich kann’s nicht mehr hören, dass zwischen Familien, Freundschaften und Gemeinden ein Riss hindurchgeht und es schmerzhafte Zerwürfnisse gibt auf Grund der Corona-Pandemie. Mich macht das sehr, sehr traurig. Genauer gesagt: Nicht auf Grund der Pandemie an sich, sondern vielmehr auf Grund der Maßnahmen, Verordnungen und Regelungen, die es gibt.

Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Was ist nun richtig über die Gefährlichkeit des Virus? War ein Lockdown richtig und kann ein weiterer kommen? Wie schützen wir Risikogruppen? Welcher Virologe hat nun Recht? Müssen wir auf die Zahl der Infizierten, der Erkrankten oder doch der Verstorbenen schauen? Wie sehr schränkt ein Mund-Nase-Schutz nun ein?

Fragen über Fragen. Je nach dem, wen du fragst, bekommst du auch deine erwartete Antwort. Bist du eher kritisch gegenüber all den Maßnahmen, musst du nur weitere Kritiker fragen und du wirst in deiner Haltung bestärkt.

Gehst du eher konform mit den Maßnahmen, die momentan getroffen werden in Deutschland (und den Bundesländern) musst du nur weitere Personen, die das auch so sehen, fragen und du wirst in deiner Haltung bestärkt.

Ich richte mich mit diesem Beitrag an Christen. Also an die Menschen, die nicht nur irgendwie einen Sinn für Übernatürliches haben sondern ihr Leben im Vertrauen auf Jesus führen – oder es zumindest versuchen (so wie ich).

Ich möchte euch mit dem Apostel Paulus gemeinsam bitten: „Erneuert euer Denken!“ (Oh, gerade hatte sich ein Schreibfehler eingeschlichen und ich schrieb „Erneuert euer Danken!“ – das ist auch cool und wird weiter unten eine Rolle spielen).

Paulus schreibt Folgendes:

Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.Die Bibel - Römer 12,2

Und es gibt wohl kein treffenderes Thema als diese momentanen Rahmenbedingungen, die uns zeigen, was das heißt, sich nicht den „Maßstäben dieser Welt anzupassen“ sondern unser Denken neu ausrichten zu lassen. Ich gebe dir vier Gedanken mit.

1. Gebet für Verantwortungsträger

Würden wir mindestens so viel beten wie motzen, dann wäre Deutschland überrollt von einer Gebetslawine. Wir Deutsche haben das Motzen sowieso erfunden – von daher stell dir nur mal vor, wir würden genauso viel beten wie motzen. Damit meine ich dieses destruktiv-schnoddrig-besserwisserisch-arrogante Gerede, das manchmal aus unserem Mund kommt. Ich meine damit nicht konstruktive Kritik. Diese ist vollkommen berechtigt und notwendig, denn davon lebt Demokratie.

Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber.Die Bibel - 1. Timotheus 2,2

An keiner Stelle der Bibel sind wir als Christen aufgefordert zu motzen. Wir sind aber aufgefordert zu beten. Deswegen tu das bitte und lass das motzen. Ich glaube sogar, dass das Motzen ganz automatisch weniger wird je mehr wir beten, weil unser Fokus dann auf Gott, den liebenden Vater ausgerichtet ist – und zu seinem Wesen und Herzen passt das Motzen einfach nicht.

Deswegen bitte ich dich: Bete für unsere Politiker in den Kommunen und Städten, in den Ländern und im Bundestag. Bete für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden, in den Gesundheitsämtern. Bete für die Beraterinnen und Berater der Entscheidungsträger. Bete!

2. Feinde lieben und segnen

Das klassische Denkmuster eines Menschen, der sich an einem gesellschaftlichen Diskurs beteiligt, ist leider meistens so gestrickt, dass er mal mehr mal weniger destruktiv reagiert, wenn jemand eine andere Meinung hat. Wir preisen die Toleranz und wollen alles tolerieren – solange es meiner Meinung nicht im Weg steht.

Daraus entwickeln sich dann sehr unschöne Diskussionen und Gespräche, in denen wir unser Gegenüber eher verurteilen, verunglimpfen und verunsichern. Dabei sind wir zu etwas ganz anderem aufgefordert. Willst du es wissen? Es ist hart – wirklich! Aber gut. Lies selbst, wozu Jesus uns auffordert:

Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen. Bittet Gott um seinen Segen für die Menschen, die euch Böses tun, und betet für alle, die euch beleidigen.Die Bibel - Lukas 6,27+28

BAM! Das hat gesessen! Aber nimm’s dir doch einfach mal zu Herzen in der nächsten Diskussion oder Auseinandersetzung, in der nächsten Sprachnachricht oder WhatsApp: Liebe und segne dein Gegenüber – und dann erst gib ihm – natürlich nur rhetorisch – auf die 12. Und du wirst sehen: Das willst du gar nicht, denn du hast dein Gegenüber gesegnet, für ihn gebetet und liebst ihn. Holla! Wie kannst du ihm dann eine mitgeben wollen? Siehste! Geht nicht!

3. Frieden stiften

Wir betreten die nächste Stufe der Deeskalationsstrategie nach Paulus und lassen unser Denken noch weiter vom Heiligen Geist verändern. Und zwar indem wir Frieden stiften. Aber jetzt Achtung: Frieden ist nicht einfach nur Waffenstillstand. Frieden ist mehr!

Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden.Die Bibel - Römer 12,18

Wenn die Bibel von „Frieden“ redet, ist ein ganzheitliches Heilsein gemeint. Das bedeutet, ich lebe erst dann in Frieden, wenn mein Körper, meine Seele und mein Geist im Einklang mit meinem Schöpfer und seinem guten Schöpferwillen sind.

Das ist zugegebenermaßen schon schwierig genug, für dich alleine einzuhalten, das weiß ich. Nun werden wir aber aufgefordert, nicht nur an uns zu denken, sondern diesen Frieden auch mit und für andere zu suchen. Ready? Das bleibt eine Lebensaufgabe! Aber Fakt ist: Sich im Zusammenhang mit dem momentan allgegenwärtigen Thema „Corona“ gegenseitig zu kloppen – das ist ganz sicherlich der falsche, der schlechte, der niemals richtig endende Weg.

4. Dankbar sein

Das ist nun ein ziemlich heikler Punkt, da mir zurecht jemand vorwerfen könnte „Du hast ja gut reden. Hast ’nen sicheren Job, eine wunderbare Frau und zwei tolle Kinder.“ Richtig. Das verstehe ich aber nicht als Vorwurf, sondern als Segen, den Gott mir schenkt. Denn die letzte Aufforderung trägt in sich eine Betonung, die für manch einen eine richtig große Challenge werden könnte:

Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen. All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein.Die Bibel - 1. Thessalonicher 5,18

„…ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen“ schreibt Paulus. Eben nicht dankbar sein WEIL ich dieses oder jenes habe – sondern dankbar sein UNABHÄNGIG davon, ob ich dieses oder jenes überhaupt habe.

Dankbar zu sein für das, was Jesus mir Tag für Tag schenkt. Dankbar zu sein für das, wo und wie ich seine Güte und Treue Tag für Tag erlebe. Und davon sind wir alle betroffen – wir müssen einfach nur manchmal etwas still werden und reinhören, was Gott Gutes in unserem Leben gerade vollbringt.

Sei dabei!

Ich wünsche mir so sehr von Herzen, dass wir als Christen nicht noch mehr Unfrieden, Streit und Zerwürfnis in diese ohnehin schon kräftig durchgeschüttelte und wachgerüttelte Welt bringen, sondern Liebe, Versöhnung und Hoffnung.

Hoffnung, die begründet ist. Hoffnung, die kein billiges „Kopf hoch, wir schon wieder“ ist, sondern eine Hoffnung, die darin gegründet ist, dass Jesus Christus stärker ist als der Tod. Das feiern Christen an Ostern. Und wer den Tod besiegt, der kann alles besiegen. Ich wünsche mir sehr, dass diese Kraft der Auferstehung Jesu in dieser Welt sichtbar wird und Menschen nicht nur umdenken, sondern auch umkehren. Neu werden. Heil werden. Ganzheitlich. Bei Jesus.

Deswegen meine herzliche Bitte: Sei dabei! Überlege dir doch, was das für dich konkret bedeutet und lass dich verändern und erneuern. Denn das ist der Knackpunkt: Du kannst das gar nicht selbst „machen“ – du kannst aber es „zulassen“ und manchmal reicht das schon.

„Lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird“ schreibt Paulus in Römer 12,2 – und was ist die Folge davon?

„Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.“

Mir treten momentan leider viel zu viele selbsternannte „Ich weiß was Gott will“-Prediger auf den Schirm. Sowohl in den großen weiten Medien als auch in den ganz persönlichen Offline-Begegnungen.

Vielmehr aber sollen wir uns füllen lassen, erneuern lassen, verändern lassen, damit wir dann diese Schritte gehen können.

Und jetzt stell dir mal vor, Christen würden das tun. Ich glaube, das würde zu einer ziemlich krassen Veränderung in unserem Land führen, die irgendwann gar nicht mehr viel mit dem Thema „Corona“ zu tun hat, sondern viel, viel weitere und tiefere Kreise zieht.


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Auf dem Weg nach Hause

Wie ist das jetzt mit dem Leben nach dem Tod konkret?

Was wartet auf Christen – und die, die nicht als Christen gelebt haben nach dem Tod?

Wie wird uns das, was wir über das „ewige Leben“ sagen können im Hier und Jetzt nicht nur zum billigen Trost sondern zu einer Zielbeschreibung unseres Lebens?

Auf diese und auf viele andere Fragen gibt Klaus-Günter Pache in seinem Buch „Auf dem Weg nach Hause“ Antwort. Achtung Spoiler: Mich hat das Buch an vielen, vielen Stellen sehr tief berührt und ich bin Pache unglaublich dankbar dafür, dass er dieses Buch geschrieben hat.

Keine Vertröstung sondern Zielbeschreibung

Als ich das Buch las, dachte ich: „Schon komisch. Vieles in unserer Gemeindearbeit wird oft danach bestimmt und befragt, ob wir Ziele definiert und gesetzt haben, die wir in der Gemeindearbeit erreichen wollen. Aber was ist eigentlich das große Ziel eines jeden Menschen und wieso reden wir so wenig darüber?“

Merkwürdig, oder nicht? Wer über das „ewige Leben“ redet, wird schnell mal in die Ecke eines Schwärmers, Fantasten, Diesseitsverleugners oder einfach Naivlings gestellt. Das Schöne an „Auf dem Weg nach Hause“ und seinem Autor Klaus-Günter Pache (soweit ich das durch die Lektüre seines Buches beurteilen kann): Das alles trifft hier überhaupt nicht zu.

So wie ich das Buch lese, begegnet mir ein leidenschaftlicher Pastor und Verkündiger. Ein Mann, dem Menschen am Herzen liegen, der dieses Leben liebt und der – und das ist das Faszinierende – auf eine ganz nüchterne, liebevolle und überzeugende Art und Weise davon schreibt, wie sehr er sich auf den Himmel, sein eigentliches Zuhause, freut. Er tut das aber weder in einer schwärmerischen Art noch in einer verklärten Weise, bei der so manches mal Fremdschämen angesagt wäre. Nein. Ich nehme es Pache voll und ganz ab, was er über das Leben nach dem Tod schreibt und wie sehr er sich darauf freut – aber eben: Ohne das Diesseits zu verleugnen oder einer Weltflucht das Wort zu reden.

Vielmehr verbindet er an vielen Stellen das Diesseits und Jenseits auf eine – zugegebnermaßen aus dem Blickwinkel des Glaubens – logischen Weise:

Wenn dieses Leben alles ist, wenn die wenigen Jahre das sind, was wir erwarten können, dann werden sich alle Erwartungen an das Leben auf diese Zeit konzentrieren. Ohne die Perspektive auf ein ewiges Leben erschöpft sich unsere Sehnsucht nach Erfüllung im Diesseitigen.Auf dem Weg nach Hause, S. 18

Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und Pache zieht einen interessanten Vergleich. Denn er outet sich als jemand, der erst einmal das Ende eines Buches aufschlägt, um zu wissen, ob es gut ausgeht, ob es ein gutes Ende hat. Erst dann könne er das Buch so richtig genießen und schreibt deswegen vollkommen nachvollziehbar:

Wenn wir das nun auf unser Leben übertragen, ergibt es Sinn: Unsere Lebensgeschichte ist immer nur so gut wie ihr Ende.Auf dem Weg nach Hause, S. 35

Mega Gedanke! Und weil Pache es wichtig ist, dass jeder Mensch sich seiner Lebensgeschichte bewusst ist und vor allem seines Endes, schreibt er das Buch wie er sagt im Prinzip für zwei Zielgruppen: Einerseits für Christen, damit sie sich vergewissern können und darin gestärkt werden, was die Bibel über die Existenz nach dem irdischen Tod sagt.

Gleichzeitig liegt ihm aber noch eine zweite Zielgruppe am Herzen – und subjektiv ist mein Eindruck, dass ihm diese sogar noch ein bisschen wichtiger ist (was ich sehr gut nachvollziehen kann): Menschen, die (noch) nicht von sich sagen, dass sie Christen sind.

Die Offenbarung verständlich ausgelegt

„Auf dem Weg nach Hause“ ist kein Kommentar zur Offenbarung, auch wenn sehr viele Texte aus dem letzten Buch der Bibel eine Rolle spielen. Vielmehr aber versteht es Pache, gerade dieses oft als „Buch mit sieben Siegeln“ bezeichnete Buch der Bibel alltagsnah und verständlich auszulegen. Die zitierten Stellen aus der Offenbarung machen absolut Sinn und fügen sich in das, was Pache verdeutlichen möchte, nicht nur ein, sondern liefern die Grundlage. Insofern ist „Auf dem Weg nach Hause“ auch ein tolles Beispiel, wie mir einer guten Exegese biblische Texte ihre großartige Kraft entfalten können im Leben eines Menschen im 21. Jahrhundert.

Dabei umschifft Pache keine kniffligen Klippen. Er geht der Frage nach dem Leid und der großen Theodizee-Frage nicht aus dem Weg, die ja unweigerlich kommen muss, wenn man über das Leben nach dem Tod schreibt. Die Worte, die er findet, sind in der Sache ziemlich herausfordernd, aber durch seine den Menschen so zugewandte Art schafft es Pache, diese Worte eben nicht drohend klingen zu lassen, sondern erhellend im wahrsten Sinne: Es kommt dadurch nämlich Licht ins Dunkel. Und leider ohne Pache persönlich zu kennen, stelle ich mir einen einfühlsamen und empathischen Seelsorger vor, der zum Leid und der Frage, wieso Gott das Leid zulässt, schreibt:

Gott macht uns in der Bibel schonungslos klar, wer der Hauptverursacher des Leids ist: Der Mensch selbst!Auf dem Weg nach Hause, S. 113

Und welches Thema spielt unweigerlich auch noch eine Rolle bei der Frage nach dem, was nach dem Tod kommt? Genau. Die Frage nach dem Gericht. Auch diesen theologischen Hochkaräter lässt Pache nicht außen vor und schreibt wie selbstverständlich lebensrelevant und mit einer von Leichtigkeit gezeichneter Tiefe:

Ohne Gericht gibt es keine Gnade.Auf dem Weg nach Hause, S. 243

Ziemlich einleuchtende Kurzfassung von Dietrich Bonhoeffers Aussagen über die „Billige Gnade“.

Um es aber nochmals zu betonen: Auch wenn Pache solche Sätze schreibt – sie sind eingebettet in seine so leidenschaftlich-liebevoll-seelsorgerliche Art, die man ihm abnimmt, da er an einigen Stellen seine eigenen Höhen und Tiefen des Glaubens und Lebens beschreibt und man weiß: Hier schreibt kein Blinder von der Farbe. Hier schreibt jemand, dessen Glauben und Leben schon auf diversen Prüfständen war.

Zweifel, Himmel, Hölle, Engel

Irgendwie gibt es gefühlt wirklich nichts, was Pache nicht in Angriff nehmen würde. In seinen zwölf Kapiteln fühlt es sich an wie die Achterbahnfahrt oder einfach: das Leben, die Fragen, den Glauben eines jeden Menschen. Klar, dass auch die Frage nach Zweifeln, überhaupt nach dem Glauben und der Sehnsucht des menschlichen Herzens nicht fehlen dürfen. Der Frage nach der Auferstehung hat Pache berechtigterweise zwei Kapitel gewidmet – einmal „Das Wunder der Auferstehung“ und dann „Die Wirkung der Auferstehung“. Wichtig – denn ohne die Auferstehung Jesu müssten wir uns keinerlei Gedanken machen über das, was nach dem Tod kommt – weil ohnehin nichts käme. Aber durch und mit der Auferstehung, ist alles anders.

Diese Themen sind deswegen so wichtig, weil sie explizit oder implizit jeden Menschen betreffen. Danach geht Pache an das, was in Theologensprech „Eschatologie“ heißt, also: Die „Lehre von den letzten Dingen“, von den Dingen, die noch kommen werden, die sich in Zukunft ereignen werden, von der Wiederkunft Jesu, der Frage nach Himmel und Hölle genauso wie das Bild von der Hochzeit im Blick auf die Ewigkeit.

Besonders beeindruckt hat mich Paches Bild bzw. Vergleich um deutlich zu machen, dass die Ewigkeit nichts ist, worüber wird nichts sagen könnten, sondern in der Bibel immer wieder von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ die Rede ist (und Christen sich das durchaus einmal zu Herzen nehmen sollten, dass in der Bibel mehr über die Ewigkeit ausgesagt wird, als das landauf landab behauptet wird):

Himmel und Erde sind unterschiedlich, völlig unterschiedlich, aber sie sind füreinander geschaffen, auf dieselbe Art, wie es Mann und Frau sind.Auf dem Weg nach Hause, S. 202

Wow. Treffender, schöner und tiefer kann man es eigentlich nicht sagen.

Natürlich sind es aber nicht nur Textstellen aus der Offenbarung, die in „Auf dem Weg nach Hause“ eine Rolle spielen. Pache ist ein begnadeter Bibelkenner und zitiert sehr, sehr viele biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament, ohne dass es ein Umsichwerfen von Bibelstellen gleicht, sondern schlicht und einfach die Kraft und Schönheit biblischer Texte zum Vorschein bringt und mir einmal mehr deutlich gemacht hat: Über das, was nach dem Tod kommt, steht in der Bibel so viel, dass es fast schon fahrlässig ist, so wenig darüber zu reden oder zu schreiben.

Prädikat: Mehr als lesenswert

Ich kann dieses Buch von Herzen gerne empfehlen. Wer mehr darüber wissen möchte, was „nach dem Tod kommt“, was es mit „dem Himmel“ und „der Ewigkeit“ auf sich hat, ob es Engel wirklich gibt und wie das mit der Wiederkehr Jesu aussieht: Lesen! Unbedingt „Auf dem Weg nach Hause“ lesen!

Dieses Buch ist äußerst gut und flüssig zu lesen, ohne dass es auch nur ansatzweise den Anschein erweckt, trivial zu sein. Das ist die wahre Kunst eines Theologen und Pastors: Große, tiefe, komplexe theologische Sachverhalte so zu verdeutlichen und zu schreiben, dass es jeder verstehen kann und die Relevanz für sein Leben erkennt. Und das schafft Klaus-Günter Pache mit „Auf dem Weg nach Hause“ über die Maßen. Ich wünsche dem Buch und der Christenheit in Deutschland, dass viele dieses Werk lesen und ebenso von einer tiefen Freude, Leidenschaft und Sehnsucht nach der Ewigkeit gepackt werden, wie Pache – und gleichzeitig aber nicht aus dieser Welt fliehen sondern sie gestalten und genießen wollen.

Klaus-Günter Pache: Auf dem Weg nach Hause
288 Seiten
ISBN: 978-3-417-26949-9
Verlag: SCM Verlag
Preis: 18,99 EUR

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Es ist keine Corona-Zeit

Gestern im Gottesdienst habe ich ein Statement gegeben, das mir sehr, sehr wichtig ist. Und weil es so wichtig ist, soll es auch auf meinen Blog.

Es ist keine Corona-Zeit. Vergiss das bitte! Es ist Jesus-Zeit!

Wir haben auch keine „Coronaregeln“ mehr, sondern es formt sich eine (vorübergehende) Normalität. Wenn du nach wie vor von einer „Ausnahmesituation“ redest, tust du dir selbst nichts Gutes, weil niemand weiß, wie lange die „Ausnahme“ noch geht – und wie die „Normalität“ danach aussieht.

Sprache generiert Realität. Und wenn du nun weiter kontinuierlich von einer „Ausnahme“ sprichst, wird dein Mindset weiterhin so sein, die Realität als eine „Ausnahmesituation“ anzunehmen. Das bedeutet: Du machst dich abhängig von anderen, von Regeln, von Meinungen. Du lässt nicht zu, dass das, was ist, das ist, was auch morgen sein wird. Denn es könnte ja morgen schon wieder anders sein.

Redest du fortwährend von „Ausnahme“ oder „Ausnahmesituation“, dann bist du seelisch immer in einer angespannten Unruhesituation, denn Ausnahmesituationen sind keine Situationen, in denen wir zur Ruhe kommen, in denen die Seele auch dort ist, wo wir physisch sind. Da hinkt seelisch immer etwas hinterher.

Du merkst das an Sätzen wie „Eigentlich wollte ich ja….“ oder „Unter normalen Umständen könnten wir…“ oder „Vor Corona war es noch möglich, dass….“. Du suchst Entschuldigungen und Ausreden um eines nicht zu tun, was aber seelisch lebensnotwenig und überlebensnotwendig ist: Lebensgestalter zu sein.

Nein, du gestaltest dann nicht – du machst dich selbst zum Opfer der Umstände und es liegt dir ständig auf der Zunge zu sagen: „Eigentlich wäre es ja schön, dieses oder jenes zu tun – aber das geht leider nicht.“

Oder du machst es zu einer faulen Ausrede: „Ach, wenn Corona nicht wäre, dann würde ich ja Sport machen, dann würde ich das mit dem Jobwechsel angehen, dann würde ich abnehmen, dann würde ich in der Gemeinde mitarbeiten, dann würde ich mich um meine Family kümmern, dann würde ich…“

Nein, ich habe einen ganz einfachen Tipp für dich:

Nimm das, was gerade ist, als etwa Neues an!

Nimm es an als die neue Realität, in der wir jetzt leben.

Damit meine ich weniger dein ganz persönliches Schicksal, denn das habe ich nicht vor Augen. Ich meine damit das, was wir gesellschaftlich gerade als „Status Quo“ haben.

Das kann sich auch wieder ändern – ja und? Wir sind umgeben von einem ständigen Wandel. Ich diskutiere mit meinen Kids recht viel darüber, wann es sinnvoll wäre, ein eigenes Smartphone zu haben. Wenn ich ihnen dann sage, dass es in meiner Kindheit noch nicht einmal Smartphones gab, rollen sie (zurecht; ich bin kein Superpädagoge) nur mit den Augen. Aber that’s it! Das ist der Wandel!

Ich selbst werde versuchen, nicht mehr von Coronaregeln, Coronazeit und ähnlichem zu sprechen. Ich habe das in der Vergangenheit getan, als vieles noch ganz neu und aktuell war. Ich habe Artikel dazu geschrieben, die du auf meinem Blog dazu findest.

Aber ich nehme jetzt diese neue Realität an, die es positiv zu gestalten gilt!

Damit bagatellisiere ich nichts und spiele nichts herunter. Ich verharmlose kein Virus noch äußere ich mich damit über Maßnahmen und Regeln so wie deren Sinnhaftigkeit und Sinnlosigkeit. Ich bin damit weder Opportunist noch Rebell.

Mir ist schlicht und einfach nur eines wichtig: Den in den Mittelpunkt zu stellen, der es verdient hat. Jesus. Er allein.

Jesus ist derselbe gestern, heute und morgen.Die Bibel - Hebräer 13,8

Ich habe oben geschrieben, dass Sprache Realität generiert. Ich will das nicht überdramatisieren und vergeistlichen oder psychologisch verschwurbeln nach dem Motto „Du musst nur oft genug sagen ‚Ich bin reich!‘ – dann bist du reich.“ Das ist Nonsense. Mir geht es nur darum, dass wir den Dingen den richtigen Wert beimessen – auch durch unsere Sprachwahl.

Würden Christen in den sozialen Medien genauso viel über Jesus posten wie über Corona, hätten wir schon längst eine Erweckung.

In meiner Predigt gestern ging es um zwei faszinierende Verse – die ganze Predigt werde ich nicht noch mal hier abtippen – keine Sorge. Du kannst sie hier anschauen:

Es sind zwei Verse, die eine ganz, ganz wichtige Botschaft transportieren, die Gott an sein Volk mitten im babylonischen Exil richtet. Die Menschen waren verzweifelt und am Boden zerstört, da sie von der damaligen Weltmacht Babylon ins Exil verschleppt wurden.

Jerusalem – hunderte Kilometer entfernt – lag zerstört da, der Tempel war zerstört und das Volk Gottes war im Exil. Grauenhaft. Schrecklich. Eine absolute Ausnahmesituation. Und dann ermutigt Gott sein Volk mitten in dieser schrecklichen Situation durch den Propheten Jesaja:

Denkt nicht mehr daran, was war und grübelt nicht mehr über das Vergangene. Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Erkennt ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen.Die Bibel - Jesaja 43, 18-19

Aber eines ist doch faszinierend: Gott lässt etwas Neues wachsen in deinem Leben. Es ist ihm nicht egal, unter welchen Umständen gerade dein Leben abläuft – schon gar nicht, wenn die Umstände schwierig und belastend sind. Er lässt etwas Neues, etwas Gutes, etwas Besseres entstehen!

Sei achtsam und aufmerksam – dann wirst du es erkennen. Geh mit offenen Augen und offenen Ohren durch deinen Alltag, hör hin und schau hin, wo Neues entsteht.

Und mach es mit der Haltung eines „offenen Herzens“. Lade den Heiligen Geist doch immer wieder bewusst ein: „Zeig mir heute, was Neues in meinem Leben entsteht, heiliger Geist! Ich möchte es unbedingt sehen und bin überzeugt, dass es gut ist – weil es von dir kommt!“

Mach es einfach! Grübel nicht zu viel! Denk nicht zu viel nach! Sei offen – im Herzen und mit Augen und Ohren und „Just do it!“.

Wir Menschen benötigen gerade jetzt Hoffnung, Perspektive und einen Blick nach vorne, der uns ermutigt und aufrichtet. Das alles bekommen wir nicht, wenn wir ständig von Corona und Ausnahmesituation reden.

Jesus ist größer, stärker und mächtiger, als wir das auch nur ansatzweise erahnen. Und deswegen rede ich lieber davon, dass wir eine Jesus-Zeit haben als eine Corona-Zeit. Dieses kleine Virus ist zerstörerisch – Jesus ist heilsam, befreiend und unendlich mächtiger als jedes Virus dieser Welt.


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In Freiheit dienen

Nachdem die Hybels und Maxwells den (christlichen) Markt an Führungs- und Leitungsbüchern geprägt haben, wird es scheinbar Zeit für eine Schwerpunktverschiebung. Hin zum Inneren, zur Seele, zum „Selbst“ des Leiters – und weniger hin zu Tools und Methoden.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass Magnus Malms „In Freiheit dienen“ deswegen jede Menge Aufmerksamkeit verdient, weil es quasi in eine Lücke tritt, welche die klassischen Leitungsratgeber und Bestseller hinterlassen haben. Wir haben – auch und gerade in christlichen Gemeinden und Werken – sehr viele klassische Methoden und Tools aus der Wirtschaft gelernt und übernommen – und: Vollkommen zurecht! Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass Leiter wie Bill Hybels oder John C. Maxwell mich genau das gelehrt haben als die eine Seite der Medaille. Und ich sage nicht, dass Bücher wie „In Freiheit dienen“ nun diese ersetzen – sondern ergänzen. Wertvoll ergänzen!

Malms „In Freiheit dienen“ scheint nun die andere Seite der Medaille zu präsentieren. Hier geht es schonungslos um den Leiter selbst, um sein Herz, sein Selbst, sein Innerstes, seine Seele.

Malm spricht Ebenen und Dimensionen eines Leiters an, die ganz tief schürfen und graben. Dass er mit einer Psychotherapeutin verheiratet ist, scheint ihn dabei sicherlich sehr zu unterstützen, wie er selbst zugibt zu Beginn seines Buches. Des weiteren ist Malm stark geprägt von monastischer Theologie und Frömmigkeit genauso wie von ignatianischer Frömmigkeit. Für evangelische Christen sicherlich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig – aber mir scheint, dass diese beiden Vorbemerkungen wichtig sind, um Malm zu verstehen.

Dennoch: „Ignatianische Exerzitien“ und ein tiefes Verständnis (oder „Verstehenwollen“?) der menschlichen Psyche scheinen Grundvoraussetzungen im Denken und Handeln von Malm zu sein, der in Schweden immer wieder Auszeiten und Einkehrtage für Leiter anbietet. Die ignatianischen Exerzitien sind geistliche Übungen, die auf Ignatius von Loyola zurückgehen, einen spanischen Mönch aus dem 16. Jahrhundert, auf den die „Gesellschaft Jesu“ zurückgeht – besser bekannt als „Jesuitenorden“.

Leiten auf den Spuren Jesu

Das ist nicht nur der Untertitel des Buches sondern Programm. Malm schafft es auf erstaunliche Weise, biblische Texte und vor allem neutestamentliche Passagen mit Worten Jesu so einzuspielen, dass sie maßgeblich sind für seine Gedanken im Blick auf Führung und Leitung.

Gegliedert ist das Buch in zehn Kapitel, die im Prinzip Grundsatzthemen ansprechen, die jeden christlichen Leiter betreffen. Die Überschriften dieser zehn Kapitel geben schon einen guten Einblick – auf zweifache Weise: Zum einen im Blick auf das „Was“ (Was sind die Inhalte) und das „Wie“ („Wie geht Malm diese Inhalte an?“). Deswegen liste ich sie hier gerne auf:

  1. Führung übernehmen – Warum es bei der inneren Freiheit beginnen muss
  2. Was uns wirklich antreibt – Zwischen Begabung, Berufung und dem Drang nach Anerkennung
  3. Frei, arm und dienstbereit – Das Wie geistlicher Führung
  4. Das Problem mit dem blinden Augenarzt – Über geistliches Urteilsvermögen
  5. Zwischen Engeln und Dämonen – Die eigene Position finden
  6. Hier geht’s lang – Die Frage von Macht und Autorität
  7. Klare Worte finden – Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung
  8. Die Kirche – Mutter, Leib oder Projekt?
  9. Was eine Führungsperson formt – Zwischen dem Ich, Gott und der geistlichen Ausbildung
  10. Nicht zum Erfolg berufen, sondern um Früchte zu tragen – Orientierung zwischen Burn-out und Vision

Ich würde nicht behaupten wollen, dass Malm eine defizitäre Sicht auf die Dinge hat, aber vielleicht ist es so ein kleiner Spleen von ihm (der ein oder andere mag es auch aus „Gott braucht keine Helden“ kennen), dass er die Realität nicht primär aber doch substanziell defizitär betrachtet und Lösungswege anbietet.

So schreibt Malm beispielsweise im Blick auf den richtigen Führungsstil:

Die ämter- und ausbildungsbasierte Führung wurde ersetzt durch die gabenbasierte Führung. Führungsperson ist nun, wer gewisse geistliche Gaben bekommen hat. Oder andersherum: Hat man gewisse Geistesgaben, ist man offenbar Leiter. In Freiheit dienen, S.43

Nun denkt man beim Lesen zunächst: „Wunderbar. Gabenorientierung ist doch super. Das haben wir lange genug gelernt, gelehrt und verstanden.“ Und Malm zerpflückt das kurzerhand um die „beziehungsbasierte Führung“ zu etablieren – und macht das am Beispiel Jesu deutlich – wie ich finde: absolut überzeugend. Nur – das Ganze hat ziemliche Konsequenzen für unsere Arbeit als Leiter in Gemeinden und christlichen Werken.

Die beziehungsbasierte Führung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Beziehungen einen Eigenwert erhalten und nicht vorzeigbare Vorteile abverlangen. Denn dann ist es auch nicht sonderlich verlockend „von Gott abzuschalten“, wenn man Urlaub hat. Warum sollte man das auch tun, wenn er sich als Quelle der Liebe und aller Güte gezeigt hat?In Freiheit dienen, S.55

Ich kann in dieser Rezension nicht auf jedes einzelne Kapitel eingehen (vielleicht geschieht das noch an anderer Stelle). Nur so viel vorab: Wie Malm biblische Texte – und hier vor allem Aussagen über oder von Jesus in seine Art, Leitung und Führung „christlich zu denken“, einfließen lässt, ist absolut heilsam und befreiend. Und das kommt nicht von ungefähr – denn diese beiden Begriffe – oder besser gesagt: Dimensionen – sind für Malm im Blick auf Leiterschaft sehr entscheidend.

Heilung und Befreiung

Diese Begriffe tauchen immer wieder auf – sowohl für den Leiter selbst als auch im Blick auf die ihm anvertrauten Personen.

Der Mensch ist nicht gesandt, um sich Macht über andere Menschen anzueignen. Der Mensch ist gesandt, um Menschen von den Mächten zu befreien, die sie fesseln. Das setzt voraus, dass wir selbst als Erste diese Freiheit gekostet haben. Allzu oft wurde die Autorität von Leitern als Werkzeug missverstanden, das unabhängig vom Leben des jeweiligen Leiters eingesetzt werden kann. Deshalb gibt es so viele tragische Beispiele von mehr oder weniger dramatischen Doppelleben, weil derjenige, der eigentlich anderen die Befreiung verkündigen sollte, selbst von Mächten und Missbrauch geplagt war, sich aber weigerte, Seelsorge und andere Hilfe in Anspruch zu nehmen.In Freiheit dienen, S.72-73

Dieser Abschnitt ist nur einer von vielen, den man hierfür ins Feld führen könnte. Malm führt es an vielen Stellen aus, dass Leitung immer bedeutet: Menschen in Freiheit führen und ihnen den Weg zur Heilung zu zeigen, den sie für ihre Wunden (jeder Art) benötigen. Dass dies am ehesten dann wirkungsvoll geschieht, wenn man „mit gutem Beispiel vorangeht“, ist selbstredend. Aber genau diese Sprachweise verwendet Malm nicht – er legt dem Leiter nicht noch die Bürde auf „mit gutem Beispiel voranzugehen“, macht aber auf seine charmant-deutliche Weise klar, dass der Leiter einer unter Schwestern und Brüdern ist – auch in der Gemeinde. Herausfordernd. Ein Leiter ist kein Leiter „für“ die Gemeinde sondern „in“ der Gemeinde (S. 223). Wie viele Leiter verstehen ihren Dienst auf diese Weise? Als „Teil des Ganzen“ und nicht als „Leithammel“, der oft zum Leidhammel wird!?

Malm unterscheidet dabei zwischen Berufung und Sendung eines christlichen Leiters und schreibt:

Vielleicht lassen sich die beiden Seiten christlicher Führung so zusammenfassen:

  • Berufung: Sich mit Jesus Christus und seinen Interessen in der Welt vereinen
  • Sendung: Menschen von allem befreien, was sie an der Antwort auf ihre Berufung hindertIn Freiheit dienen, S.75

Konkret wird das für Malm in Gebet und Seelsorge sowie einem bewussten Wahrnehmen seiner selbst und dem absoluten Fokus auf Jesus. Die Leidenschaft, die Liebe, die Hingabe, mit der Malm über Jesus schreibt, ist vielleicht nicht die Art und Weise wie ich es ausdrücken würde, aber sie ist absolut bemerkenswert und faszinierend. Für Malm ist klar:

Den Blick von Jesus abzuwenden und der Kontrolle des eigenen Glaubens und der Glaubwürdigkeit zuzuwenden, ist eine sichere Methode, um in Depression, chaotischer Führung und Burn-out zu landen.In Freiheit dienen, S.139

Wie eingangs schon erwähnt, geht es Malm mit seinen Ausführungen nicht darum, dem Leiter handwerkliche Tools an die Hand zu geben, wie er nun besser leiten kann, sondern es geht ihm vielmehr darum, dass ich als Leiter erkenne, wer ich bin und ob das, was ich als Leiter mache auch das ist, was Menschen in Freiheit führt und in ihre Bestimmung.

Jede Menge „Gold Nuggets“

„In Freiheit dienen“ liest sich wie eine große Schatzkiste. Immer wieder finden sich Gedanken, Sätze, Formulierungen, die mich stocken lassen. Nachdenken. Innehalten. Verinnerlichen, was ich da gerade gelesen habe.

Ein paar Beispiele.

Die Vorstellung, dass eine Gemeinschaft oder eine Bewegung ohne Leitung funktionieren kann, ist nicht nur ein Mythos. Sie ist sogar ein gefährlicher Mythos, der den falschen Mächten Tür und Tor öffnet.In Freiheit dienen, S. 162+163

Wer meint, dass Malm Leitung an sich ablehne, liegt komplett daneben. Vielmehr geht es ihm um den „rechten Gebrauch“ von Leitung. Leitung im Sinne Jesu – oder eben: in den Spuren Jesu.

Aber ist es nicht so, dass man als Leiter einer christlichen Gemeinde oder eines christlichen Werkes jede Menge Zeit für (scheinbar) Unnützes und eher Lästiges (wie bspw. Verwaltung) aufbringt, die dann für die wirklich wesentlichen Dinge fehlt? Wie könnte es anders sein: Auch hier hat Malm einen wunderbaren Ratschlag parat, der im Buch immer wieder auftaucht:

Arbeitet mit dem Lebendigen zusammen, verschwendet so wenig Energie wie möglich auf das Leblose.In Freiheit dienen, S.209

Nun liegt es in der Verantwortung eines jeden Leiters, selbst herauszufinden, worin das „Lebendige“ und worin das „Leblose“ besteht. Da mag es allgemein gültige Schnittmengen geben – aber doch mag es individuell von Gemeinde zu Gemeinde und von Leitungstyp zu Leitungstyp unterschiedlich aussehen.

Innerlich jubiliert habe ich, als Malm im 7. Kapitel („Klare Worte finden. Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung“) schreibt, dass es auch darum gehe, „die Bibel rein physisch zurückzuerobern“ (S.212):

Natürlich macht es einen Unterschied, ob man in der eigenen, zerschlissenen Bibel liest und über ihr meditiert oder auf einen eiskalten Glasbildschirm [Anmerkung: des Smartphones] mit seinem unkörperlichen Text. Irgendwo geht der Symbolwert verloren, wenn wir per unkörperlicher Textoberfläche auf einem Telefon darüber sprechen, dass Gott Fleisch wurde. Dies gilt auch für uns als Verkünder – wir sollen Menschen ermuntern, ihre eigene physische Bibel zum Gottesdienst oder Bibelstudium mitzunehmen.In Freiheit dienen, S.215

Überhaupt ist dieses Kapitel über die Predigt eine wunderbare Mini-Homiletik, die jede Menge befreiende Botschaften beinhaltet. Malm zeigt auf, weshalb das Predigen bei vielen Leitern Verkrampfungen auslöst und führt wunderbar in die Freiheit mit einer „einfachen Gebrauchsanweisung zur Predigt“ (S. 218-219) aus sieben Punkten bestehend, denen ich voll zustimmen kann. Voraussetzung von allem: Das persönliche Bibelstudium des Leiters für sein persönliches, privates Leben – und nicht nur das „professionelle Studieren“ der Bibel, das zweckgebunden für die Verkündigung geschieht.

Apropos privat. Hier hat Malm im Kapitel „Zwischen Engeln und Dämonen. Die eigene Position finden“ ein paar ganz nette Worte übrig – und einen super praktischen Ratschlag im Blick auf Privates und Öffentliches eines christlichen Leiters:

Jede Führungsposition lebt ein Doppelleben in der Hinsicht, dass es eine deutliche Grenze zwischen privatem und öffentlichem Leben geben muss. […] Ein geistliches Tagebuch ist konkreter Ausdruck dieses inneren Lebens. […] Dieses Buch ist keine Inspirationsquelle für Predigten, sondern völlig privat, eine konkrete Hilfe, die Grenzen zwischen dem eigenen Leben und dem Dienst abzustecken.In Freiheit dienen, S. 143-144

Revolutionär sind Malms Gedanken im Blick auf die Ausbildung von – ich übertrage es einfach in den deutschen Kontext – Pfarrerinnen und Pfarrern. Er scheint auch die Art und Weise, wie in Deutschland die „Ausbildung“ zum Pfarrer/Pfarrerin geschieht, ganz gut vor Augen zu haben und kommt zu dem berechtigten Schluss (bei dem mir leider aber auch ähnlich wie ihm wohl der Glaube ein wenig abhanden gekommen zu sein scheint, dass es sich bessern möge):

Eine akademische Ausbildung bringt keine geistlichen Führer hervor. Im Gegenteil tendieren sie eher dazu, die Kirche in Richtung einer tieferen Säkularisierung zu beeinflussen.In Freiheit dienen, S.272

Einer geht noch. Zum Schluss. Letzte Seite. Was ist Malm so wichtig, dass es am Ende seines Buches beim Leser nachklingen soll?

In einer Welt, die der Teufel auf vielfache Weise auseinanderzureißen sucht, christliche Führungsperson zu sein, heißt, trotzig an Jesus festzuhalten, der auf ebenso vielfache Weise die Welt wieder heil macht. Die Frontlinie ist für uns deshalb dort, wo wir im Schnittpunkt zwischen Gott und den Menschen leben, zwischen göttlich und menschlich, um zu bezeugen, wie beides miteinander versöhnt wird. […] Die Führungsperson ist wie ein Baum. der an der Quelle gepflanzt wird. Andere können dort Schatten suchen, sich begegnen und in seinen Früchten Leben, Heilung und Sättigung genießen. Alles in der Freiheit, zu kommen und zu gehen.In Freiheit dienen, S.317

Wunderbar in keine Schublade passend

So ist Malm. So ist das Buch.

Ist Malm ein Mystiker? Dazu ist er irgendwie zu rational und sachlich in vielen Erkenntnissen.

Ist Malm ein Katholik? Dazu legt er viel zu wenig Wert auf Ämter und Hierarchien, auch wenn er die Notwendigkeit von Leitung betont.

Ist Malm ein Evangelikaler? Dazu klingen manchmal einige recht kritisch-liberale Töne im Blick auf „das Böse“ an.

Ist Malm ein Traditionalist? Er spricht zwar viel davon, dass wir als christliche Führungsperson eingliedern in eine lange Kirchen- und Bekenntnisgeschichte, was bei ihm aber nichts mit versteinerten Traditionen zu tun hat.

Ist Malm ein Träumer? Dazu hat er wahrscheinlich schon zu viel gesehen, erlebt und durchlebt in der Kirchen-Szene.

Was ist er aber dann wirklich? Inspirierend. Tiefgründig. Ein Mann des Gebets, des festen Glaubens. Ein motivierender Autor und herausfordernder Denker. Bestseller-Autor. Hoffentlich auch mit diesem Buch. „In Freiheit dienen“ hat es mehr als verdienst, von vielen, vielen christlichen Führungspersonen gelesen zu werden – vollkommen egal, ob sie evangelisch, katholisch, charismatisch, evangelikal, mystisch oder orthodox sind.

In Freiheit dienen
304 Seiten
ISBN: 978-3-417-26948-2
Verlag: SCM Verlag
Preis: 19,99 EUR

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Sinn und Ziel der Predigt

Wieso predige ich eigentlich (fast) Woche für Woche? Es ist doch schon alles gesagt! Das Evangelium ist annähernd 2000 Jahre alt und hat sich nicht geändert. Was soll der ganze Zirkus?

Ich wette, dass ich nicht der einzige Pastor bin, der solche oder ähnliche Gedanken schon hatte. Dumm nur, dass ich an dieser Stelle von meinem defizitär menschlichen Denken ausgehe anstatt von Gottes unendlichen Möglichkeiten durch eine stinknormale Predigt Woche für Woche.

Was ich im Folgenden schreibe, bezieht sich sehr stark auf das siebte Kapitel in Magnus Malms „In Freiheit dienen“. Dieses Buch habe ich im Urlaub mit großem Gewinn gelesen – hier findest du die Rezension dazu. Er überschreibt dieses Kapitel mit „Klare Worte finden. Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung“.

Und ich kann so gut nachempfinden, was er schreibt und in welchem Konkurrenzkampf gegen TV & Film, Schule, Wortmüdigkeit, Hochmut, andere Predigten, Informationsflut durch das WWW und bessere Gemeinden als die eigene sich eine Predigt heutzutage befindet.

Dennoch: Ich halte daran neu fest, welche Kraft und Autorität in einer Predigt zu finden sind, wenn sie ein paar Spielregeln einhält.

Wahrscheinlich liegt ein Grund für eine gewisse Predigtmüdigkeit oder Predigtlethargie in der irrigen Annahme, die Predigt richte ja ohnehin nichts aus. Klar, dass wir in unserer Zeit nur Dinge tun wollen, die uns irgendwie den Eindruck von „sinnvoll“ vermitteln. Beim Predigen ist das nicht anders.

Malm führt in seinem Buch aus: „Überprüfung und Umkehr sind Ziel der Predigt“ (In Freiheit dienen, S. 198) um dann noch einen weiteren, gehaltvollen Abschnitt über „Umkehr, Befreiung und Heilung“ anzufügen. Deswegen nehme ich mir einmal das Recht heraus, diese Begriffe ein wenig umzustellen bzw. genauer zu deklarieren und zu sagen:

Der Sinn einer Predigt liegt in Überprüfung und Umkehr.

Das Ziel einer Predigt ist Umkehr, Befreiung und Heilung.

Sinn der Predigt

Es ist Pfingsten. Kurz nach Auferstehung und Himmelfahrt. Der Heilige Geist kommt auf die Jünger Jesu herab, sie sprechen in göttlichen Sprachen, verkündigen das Evangelium und Petrus hält eine wahrlich feurige Predigt, in der es um Jesus geht (nachzulesen in der Bibel in Apostelgeschichte 2). Die Reaktion der Menschen sah so aus:

Dieses Wort traf die Zuhörer mitten ins Herz und sie fragten Petrus und die anderen Apostel: „Brüder, was sollen wir tun?“Die Bibel - Apostelgeschichte 2,37

Hammer, oder? Wie genial wäre das, wenn sich das die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner Predigten das auch fragen würden (und wenn sie es nicht tun, liegt es mehr an mir als an ihnen).

Zwei grundsätzliche Ebenen des Menschen sind hier angesprochen: Einmal das Herz als Zentrum seines Seins, seines Willens, seiner Überzeugungen, seiner Werte. Zum anderen sein Tun, sein Handeln, sein „ins Rollen kommen“ sein: „Jetzt muss es sich im Leben aber auch bewahrheiten und umgesetzt werden.“

Kurzum: Die Menschen fragen sich nach dem Sinn des Ganzen, was sie da gehört haben – und zwar nicht auf einer philosophischen Meta-Ebene, sondern auf einer existenziell-persönlichen Ebene, was das mit ihnen zu tun haben könnte.

Das ist etwas komplett Unterschiedliches! Es geht ihnen nicht darum, welche philosophischen Erkenntnisse ein Eremit im Hinterland von Nirgendwo aus diesen Worten des Petrus, also aus seiner Predigt, ziehen könnte, sondern: Was hat das mit mir zu tun? Welchen Einfluss hat das auf mein Leben? Wie verändert das mein Leben? Wie gibt das meinem Leben mehr Inhalt und Sinn?

Der Sinn einer Predigt besteht also genau darin, dass sich Hörerinnen und Hörer einer kritischen Selbstprüfung unterziehen und Konsequenzen daraus ziehen, indem sie umkehren und ihr Denken und Handeln verändern.

Und by the way: Ob das nun TED Talks oder kurze YouTube-Videos sind – wir stellen uns diese existenziellen Fragen bei allem, was wir hören. Umso mehr sollte das auch bei der Predigt der Fall sein.

So wie die Menschen damals an Pfingsten spürten: „Junge, das hat was mit mir zu tun, was der Kerl da vom Stapel lässt“ – so sollten auch heute Hörerinnen und Hörer einer Predigt diese Gedanken haben. Wo das nicht geschieht – ist eine Predigt im Umkehrschluss sinnlos? Ich würde sagen: Ja! Aber eben nicht Predigt im Allgemeinen sondern diese eine Predigt, deren Sinn für die Zuhörerinnen und Zuhörer verschlossen bleibt. Ich habe solche Predigten schon gehört – und vielleicht sogar gehalten, aber das müssen andere entscheiden.

Wie kommen wir nun vom Sinn einer Predigt zum Ziel der Predigt? Sprich: Von ihrer Existenzberechtigung zu ihrer Wirkweise? Malm schreibt einen kurzen aber prägnanten Satz:

Die Predigt handelt nicht vom Interessanten, sondern vom Notwendigen.Magnus Malm: In Freiheit dienen, S. 199

Oh, wie viele Predigten gibt es, bei denen ich denke: „Ist ja wirklich interessant – tangiert mich aber nicht; verändert mich nicht; hat keine Relevanz für mein Leben.“ Leider. Verlorene Zeit? Vielleicht.

Notwendig ist das, was im wahrsten Sinne Not wendet. Hin zu Gutem – zu Befreiung und Heilung, wie Magnus Malm es nennt.

Ziel der Predigt

Umkehr, Befreiung und Heilung – das ist das Ziel oder besser gesagt: sind die Ziele von Predigt.

Wie unterscheide ich nun Sinn und Ziel? Ich würde es mal vorsichtig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit so ausdrücken: Der Sinn einer Predigt ist der Predigt gegeben – das Ziel kann der Hörer und die Hörerin selbst beeinflussen.

Kurzum: Dort, wo ich als Hörer einer Predigt, mich auf den Weg mache, umkehre und Heilung und Befreiung erlebe, kommt eine Predigt zum Ziel. Und jetzt Achtung: Vorher nicht! Krass gesagt: Wo Umkehr, Heilung und Befreiung nicht einsetzen, ist eine Predigt auch nicht zu ihrem Ziel gekommen.

Nochmals: Das beeinflusse ich als Hörerin und Hörer einer Predigt maßgeblich mit – diese Last und Bürde trägt auf keinen Fall der Prediger alleine.

Die oben erwähnte Pfingstpredigt aus Apostelgeschichte 2 macht das sehr deutlich – oder besser gesagt: die Reaktion der Menschen, die diese Predigt gehört haben.

„Kehrt euch ab von euren Sünden und wendet euch Gott zu. [Umkehr] Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus zur Vergebung eurer Sünden. [Befreiung]
Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. [Heilung]“Die Bibel - Apostelgeschichte 2,38

Können wir mal kurz einen Moment innehalten und uns vorstellen, was das bedeutet? Im Anschluss an jede Predigt kehren Menschen von den Wegen um, die sie nur von Gott entfremden, aber nicht näher zu ihm führen. Sie erleben Befreiung, weil Sünde vergeben und die drückende Last von Schuld von ihren Schultern genommen wird. Menschen werden (be)frei(t) von Gedanken, Mächten und Bindungen, die widergöttlicher Natur sind.

….und jetzt lasst uns nicht darüber streiten, wie utopisch, komisch und abgefahren das wäre sondern vielmehr eintauchen in die Faszination dieser Zielbeschreibung – oder auch „Wirkweise“ – von Predigt: Umkehr, Befreiung, Heilung.

Das muss nicht unmittelbar im Gottesdienstraum, auf dem Parkplatz vor der Kirche oder beim Sonntagsbraten geschehen. Das kann seine Zeit in Anspruch nehmen und im Nachhall zur Predigt auch erst in den nächsten Tagen und Wochen geschehen.

Aber stell dir nur mal vor, dass viele Menschen sagen: „Diese eine Predigt ließ mich umkehren, ich erfuhr Befreiung von wirklich schlechten Dingen und Heilung breitete sich aus über Wunden, die ich schon längst für unheilbar erklärt hatte.“

„Wie soll das alles geschehen?“ wendest du ein!? Sorry – not my business. Das ist Gottes Sache. Ich glaube und vertraue aber darauf, dass er heute noch genauso wie damals beim ersten Pfingstfest durch Predigt(en) wirkt und Menschen verändert.

Ich glaube, dass jeder Mensch diese drei „Meilensteine“ in seinem Leben benötigt: Umkehr, Befreiung, Heilung. Und ich glaub noch viel mehr: Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir so ein Häkchen-Christentum leben.

Umkehr? Abgehakt.

Befreiung? Abgehakt.

Heilung? Abgehakt.

Warum? Weil wir alles je einmal erlebt haben und meinen, damit hätten wir alles erreicht, was es auf der Heiligungsleiter zu erklimmen gibt. Aber das ist Quatsch. Wir brauchen das täglich. Wöchentlich. Monatlich. Jährlich. Immer wiederkehrend.

Wir wenden uns von Gott ab, gehen eigene Wege, vernachlässigen das Lesen in seinem Wort, die Beziehung durch den Heiligen Geist, das Gebet, den Gottesdiesntbesuch, die Mitarbeit in der Gemeinde, den Dienst in der Gesellschaft, das Salzen und Erhellen unserer Umwelt, wozu Jesus uns in Matthäus 5 auffordert.

Wir sind gebunden von der Macht der Sünde, wie es der Apostel Paulus immer und immer weider schreibt und es uns ins Herz tief einpflanzen möchte, dass Sünde keine Tat ist, sondern eine Macht – und wir verlieren den Kampf immer wieder, sind gebunden, sind geknechtet, sind nicht frei.

Und ich glaube, dass mir jeder, der das hier liest, zustimmt, wenn ich sage: Wir erleben ständig Verletzungen. Mal größere, mal kleinere. Aber jede einzelne hinterlässt eine kleine Wunde in unserem Herzen und einen Riss in unserer Seele.

Umkehr. Befreiung. Heilung. Immer wieder neu zu erlangen. Nie versiegend. Immer da. Gottes Güte ist jeden Morgen neu, wie die Bibel es beschreibt (Klagelieder 3). Und wir? Können zugreifen. Annehmen. Eintauchen. Glauben. Vertrauen.

Alter Schwede (was ein Wortspiel in diesem Zusammenhang – tschuldigung, Herr Malm) – wie würde das Menschen, Gemeinde, Orte und ganze Nationen verändern.

Neu hoffen, neu glauben, neu vertrauen

Lasst uns doch ganz neu hoffen, glauben und vertrauen, dass durch das gepredigte Wort diese Prozesse in unserem Herzen und Leben abgestoßen werden.

Umkehr ist möglich – „Metanoia“, wie es im Griechischen heißt. Das Denken erneuern, umdrehen, verändern – eine andere Sicht annehmen. STOP-Schilder wahrnehmen und umdrehen. U-Turn, wo es nicht anders geht. Sackgassenschilder nicht ignorieren, sondern den Heiligen Geist bitten, mein Denken zu erneuern und zu verändern.

Dann kann ich ehrlich zu mir sein und erkennen: Ja, Sünde hat Macht über mein Leben. Das fühlt sich elendig an, aber ist kein Grund, Sand in den Kopf oder den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr gibt es doch eine Lösung dafür. Dass Jesus am Kreuz für mich starb war kein Ereignis, das halt mal so stattfand, sondern ist der Grund, dass jede Macht der Sünde gebrochen werden kann durch das Blut und den Namen Jesu. Stellvertretend. Sühnend. Für mich – ist er gestorben.

Und das führt dazu, dass Heilung geschehen kann; dass das, was am Kreuz geschieht, nicht nur eine Neuschöpfung in mir bewirkt, sondern eine langsame (manchmal) Heilung von Wunden, die ich mir und anderen zugefügt habe.

Und wie war das noch mal? Keine Lust zu predigen? Zweifel, ob es überhaupt Sinn macht? Kein Bock, Predigten zu hören? Tausendmal gehört, tausendmal ist nix passiert – wieso jetzt? Solche Gedanken schon mal gehabt?

Oh man. Lasst uns all diese Gedanken in die ewigen Jagdgründe schicken und neu darauf vertrauen, hoffen und glauben, dass in der Predigt eine Kraft liegt, die ihresgleichen sucht.

Und am besten beginnst du damit sofort. Hier und Jetzt. Als Prediger im Blick auf deine nächste Predigt genauso wie als Hörer im Blick auf den nächsten Gottesdienst.


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Das Wunder von Errikousa

Wie vermittelt man seinen Kindern im Teenageralter, dass ein nahestehender Verwandter im gleichen Alter Opfer eines antisemitischen Attentates wurde?

Wie schafft man es, die Ereignisse auf einer kleinen griechischen Insel, die sich vor über 70 Jahren während der Nazi-Zeit auf dramatische Weise ereignet haben, zu rekonstruieren?

Und wie um alles in der Welt hängen diese Ereignisse von vor 70 Jahren mit dem antisemitischen Attentat in Kansas im April 2014 nicht nur auf theoretischer, sondern ganz praktischer Weise zusammen?

Kurz gesagt: Darum geht es in „Das Wunder von Errikousa“. Streng genommen ist das aber „nur“ der Rahmen. Der Inhalt ist noch wesentlichen verrückter, atemberaubender, zu Tränen rührend und einfach unbeschreiblich.

Hinzu kommt der sagenhafte Schreibstil von Yvette Manessis Corporon. Ja, sie ist Redakteurin und Produzentin eines us-amerikanischen Nachrichtenformats namens „Extra“. Man müsste meinen, dass es ihr ja nicht schwer fällt, ein Buch zu schreiben. Ja, das mag sein. Und ja, das „Handwerk“ an sich hat sie sicherlich gelernt.

Aber mit welchem Fingerspitzengefühl, Akribie und mit welchem Feingeist sie dieses Buch geschrieben hat, ist überragend. Die unzähligen dramatischen und tragischen Ereignisse könnte man reißerisch schreiben und präsentieren. Oder man macht es wie Corporon: feingeistig, sensibel, die Würde der betroffenen Personen achtend, Emotionen beim Leser weckend aber nicht auf Grund von Effekthascherei, sondern aus einem anderen Grund: Corporon will mit diesem Buch aufmerksam machen – auf die Geschichte des griechischen Judentums, auf die Schönheit und Geschichte der Inseln Korfu und Errikousa, auf die Spiritualität und den die Gesellschaft dort durchdringenden (orthodoxen) christlichen Glauben und nicht zuletzt: Corporon macht Hoffnung.

Sie macht Hoffnung, weil sie die Aussage von Marcia Haddad Ikonomopoulos (Präsidentin der „Vereinigung der Freunde griechischen Judentums“) beherzigt, die in den so überaus gründlichen Recherchen ihrer Arbeit ihr eines Tages begegnete:

Ich glaube, dass wir die nächste Generation nicht die Namen der Verbrecher – mögen sie in der Hölle schmoren – lehren sollten, sondern die Menschen hervorheben sollten, die die Zivilcourage und den Mut hatten, etwas zum Positiven zu bewirken.Das Wunder von Errikousa, S.197

„Ganz nebenbei“ (aber von Corporon sicherlich vollkommen beabsichtigt) erfährt der Leser jede Menge über das Leben auf dieser scheinbar paradiesischen kleinen Insel namens „Errikousa“, über die Gräueltaten der Nazis auf dieser Insel und auf Korfu sowie über die Verwobenheit über Geschichten, die scheinbar jahrzehntelang auseinanderliegen und doch jede Menge miteinander zu tun haben.

„Das Wunder von Errikousa“ ist ein Meisterstück, das uns die Bedeutung von Vergebung, Gemeinschaft, Gnade und der Kraft, die aus dem Glauben wächst, lehrt.

Wie diese Geschichten, die beide so tragisch sind und doch über 70 Jahre auseinander liegen, miteinander verwoben sind, beschreibt Corporon auf meisterhafte Weise. Die Erzählstränge gehen ineinander über, das Buch ist in verschiedene Teile gegliedert, so dass man nie den Zusammenhang oder den Überblick aus den Augen verliert. Ich bin beim Lesen eingetaucht in zwei Geschichten, die streng genommen noch viele weitere Geschichten enthalten. Ich habe viel über das Leben von Christen in abgelegenen griechischen Inseln gelernt sowie über das erstaunliche Ergebnis, das herauskommt, wenn man akribisch und – in positiver Weise – besessen und voller Hingabe die Lebensgeschichte von Juden zu rekonstruieren versucht und „Zeitzeugen“ ausfindig macht, die Aufschluss darüber gibt, wer diese Familie (und ihre Nachkommen) ist, die von der eigenen Großmutter (von der Autorin) unter Lebensgefahr während des Zweiten Weltkrieges versteckt wurde.

Die Lektüre dieses Romans, dieser Biografie, dieses Geschichtsbuches, dieses….man kann es nicht klassifizieren – sie hat mich nachdenklich gemacht, sie hat mich beeindruckt, sie hat mich fasziniert.

Dabei schreibt Corporon sehr ehrlich. In dieser gesamten „Familiengeschichte“ beschreibt sie Situationen, in denen dem Leser der Atem stockt. Sie beschreibt eigene Fehler. Sie malt mit wunderbaren Worten Hoffnung, wo andere nur Grau in Grau sehen. Es ist ein sehr, sehr ehrliches Buch, ja – aber zu keinem Zeitpunkt hat man als Leser das Gefühl, sich einem Seelen-Striptease ausgesetzt zu sehen; auch für Fremdschämen ist kein Platz. Der Grat ist schmal, ein so ehrliches Werk zu veröffentlichen, um sich nicht einem ungesunden Voyeurismus preiszugeben aber in meinen Augen hat Corporon das wirklich einzigartig gut gelöst.

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Es regt nicht nur an, über die deutsche Geschichte nachzudenken sondern ist ein tolles Beispiel dafür, dass jeder Mensch einen Unterschied macht in diesem Leben – unabhängig davon, wo er lebt, wie er lebt und in welchem „Zeitalter“ er geboren ist.

Und: Es ist nie zu spät für Hoffnung. Auch wenn Menschen diese aufgeben – Gottes Wege sind viel größer.

Das Wunder von Errikousa
368 Seiten
ISBN:  978-3-7751-5957-9
Verlag: SCM Verlag
Preis: 22,99 EUR

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