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Der Wettlauf des Glaubens

Vorab: Mit „Der Wettlauf des Glaubens“ handelt es sich um ein kleines Buch von 54 Seiten, das man schnell mal lesen kann. In meinen Augen eignet es sich wunderbar dafür, um Menschen, die sich ernsthaft fragen, „was Christen so glauben“, ein kleines „Kompendium“ an die Hand zu geben, damit sie auf genau diese Frage eine profunde Antwort bekommen.

Ein entscheidendes Datum dieses Buches ist der 6. Mai 1954. An diesem Tag gelang es Sir Roger Bannister als erstem Menschen, die englische Meile in weniger als vier Minuten zu laufen. Die Story dahinter (und nein, ich habe hier noch nicht zu viel gespoilert) nimmt Sproul als Grundlage, um deutlich zu machen, wie wichtig der Glaube und ein gutes Glaubensfundament ist.

Im restlichen Buch tut Sproul „nur“ eines: Er legt das Apostolische Glaubensbekenntnis der Reihe nach aus. Dabei nimmer er sich mehr Zeit, als dass er „nur“ die drei Artikel (Vater, Sohn, Heiliger Geist) auslegt, sondern geht noch mehr ins Detail.

Dabei legt er das Glaubensbekenntnis so aus, dass es einem Menschen im 21. Jahrhundert deutlich wird, was Christen glauben – und was auch nicht. Darauf legt Sproul an einigen Stellen besonderen Wert, um Missverständnisse klarzustellen über das, was Christen wirklich glauben.

Sein Grundanliegen, das sowohl zu Beginn des Buches als auch am Ende deutlich zur Sprache kommt, ist, dass der Leser zum persönlichen Glauben an Jesus Christus kommt. Mit „Der Wettlauf des Glaubens“ gibt er dem Leser auch etwas an die Hand, damit dieser weiß, auf was er sich beim christlichen Glauben einlässt.

Wie oben schon erwähnt, eignet sich dieses Buch gut dafür, Menschen etwas an die Hand zu geben, die ernsthaft auf der Suche nach Antworten auf Fragen sind, die mit dem christlichen Glauben zu tun haben.

Gleichzeitig eignet es sich aber auch für jeden Christen, sich seiner Glaubensgrundlagen (neu) zu vergewissern.

Robert Charles Sproul: Der Wettlauf des Glaubens

ISBN: 978-3986650-650 | Preis: 2,99 Euro

Verlag: Verbum Medien (Link zum Buch)


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#46 Kann ich mein Heil verlieren?

 Es gibt nur ein „Ja“ oder „Nein“

Es ist eine der gravierendsten Fragen, denen wir uns stellen müssen. Manchmal bekommen wir sie auch gestellt – und manchmal suchen wir uns das nicht aus. Kann ich mein Heil verlieren? Darauf gibt es nur zwei mögliche Antworten: Ja oder nein. In dieser Folge sage ich dir, warum ich diese Frage ganz deutlich mit „Nein“ beantworte.

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Die Essenz des Seins

Wer bin ich? Was ist meine Identität? Wie finde ich diese? Wie lebe ich sie aus? Und wer bin ich im Blick auf die Menschen um mich herum – egozentrisches Individuum oder unterwürfiger Irgendwer im Meer der Ideologien?

Uns Menschen des 20. und 21. Jahrhunderts treibt die Frage der Identität um. Sie liegt all unseren politischen Exzessen und Extremen zugrunde und spielt die zentrale Rolle in einem Kulturkampf, der uns einmal mehr vor eine absolute Zerreißprobe stellt.Die Essenz des Seins, S.39

„Die Essenz des Seins“ geht diesen Fragen auf den Grund und die Antworten werden nicht jedem gefallen. Dazu gleich mehr. Zunächst stellen wir kurz die Frage:

Wer schreibt hier eigentlich?

Jordan B. Peterson und Jonathan Pageau. Letzterer wird wohl weniger bekannt sein als Jordan B. Peterson. „Jonathan Pageau ist ein französisch-kanadischer Ikonenschnitzer, gefragter Redner und erfolgreicher YouTuber“ heißt es im Buch. Alleine die Kombination „Ikonenschnitzer“ und „erfolgreicher YouTuber“ hat mich neugierig auf die Suche gehen lassen, wer Jonathan Pageau ist – denn: Ich kannte ihn vor der Lektüre des Buches nicht.

Auf seinem YouTube-Kanal gelandet, dachte ich: „Den Kerl hast du schon mal gesehen“ – und in der Tat: Sehr wahrscheinlich habe ich das ein oder andere Video von ihm schon gesehen, denn „Ikonenschnitzer“ ist nur die eine Art seiner Bezeichnung – viel bekannter (schätze ich mal) ist er durch seine Website www.thesymbolicworld.com und seine Videos, die sich mit christlichen Symbolen und Mythologie beschäftigen.

Jordan B. Peterson wiederum ist wiederum bekannter und vermutlich einer der einflussreichsten Konservativen unserer Zeit – so sehr, dass Progressive vor ihm warnen. Also muss schon mal etwas dran sein an dem, was er sagt, sonst würde seine Gegnerschaft nicht so laut schreien. Von haus aus ist er Psychologe und inzwischen als gefragter Sprecher weltweit unterwegs und sicherlich einer der Intellektuellen, die versuchen, unsere Gesellschaft und die Phänomene unserer Zeit nicht mit billigen Plattitüden zu beschreiben, sondern den Dingen auf den Grund zu gehen – wo wir schon bei der „Essenz des Seins“ gelandet sind.

Keine Extreme – und doch klar positioniert

So würde ich kurz und knapp „Die Essenz des Seins“ beschreiben und damit komme ich zurück zu den eingangs gestellten Fragen.

Es geht um nichts Geringeres als die Frage nach der menschlichen Identität. Für Leser, die sich in christlichen Kreisen bewegen, ist das schon mehr als ein Klassiker. Bei manch einem mag es ein Gähnen oder gar Augenrollen hervorrufen – aber zu Unrecht. Denn „Die Essenz des Seins“ legt den Finger in eine Wunde, die leider sehr groß klafft, wenn man nur die sehr vereinfachten, frommen Antworte hört nach dem Motto: „Du bist ein geliebtes Kind Gottes“ – nichts verkehrt; das stimmt für jeden, der an Jesus glaubt. Aber es lässt eines meistens außer Acht, was in „Die Essenz des Seins“ meiner Meinung nach, so wie ich das Buch wahrgenommen habe, fast schon das Zentrum ist, nämlich:

In welchem Zusammenhang befinde ich mich als Individuum zu einem Kollektiv, in dem ich lebe?

Auf der einen Seite vom Pferd heruntergefallen ist der, der den Menschen als rein objektives Wesen sieht, das sich im Kollektiv zu ergeben hat – wie bspw. in Diktaturen, in denen der Wert und die Stimme des Einzelnen nichts zählen.

Auf der anderen Seite vom Pferd ist der heruntergefallen, der den Menschen in einer wahnhaften Super-Anthropologie als den Nabel der Welt sieht und dessen Selbst sich unabhängig seiner Umwelt immer und überall durchsetzen muss – wie bspw. im expressiven Individualismus zu finden. Wenn du dich noch mehr mit dem letzteren Phänomen beschäftigen möchtest, empfehle ich dir das Buch „Fremde neue Welt“ von Carl R. Trueman.

Jordan B. Peterson verortet die „Essenz des Seins“ in der goldenen Mitte, wobei grundlegend vorausgesetzt ist, dass der Mensch an sich eine gesunde Identität und Selbstwahrnehmung hat.

Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die durch ihre heillos fragmentierten Identitäten so existenziell verloren sind, dass sie jeden tieferen Sinn in ihrem Leben verloren haben.Die Essenz des Seins, S.23

Das ist leider die Kehrseite dessen (so meine Meinung), was sich durch den expressiven Individualismus in unserer Zeit breit gemacht hat: Ein Phänomen der Selbstfragmentierung anstatt einer heilvollen und vollständigen Identität.

Dabei ist es gerade das Zusammenspiel zwischen dem Individuum und dem übergeordneten Ganzen (sei es eine Gemeinschaft oder der Staat), welches die Identität formt und prägt:

In einem gut strukturierten subsidiären System übernimmt das Individuum aus freien Stücken die Verantwortung für sein Verhalten.Die Essenz des Seins, S.102

Peterson und Pageau geht es gerade nicht darum, reaktionäre oder aktivistische Individuen zu formen, die sich gegen eine Ideologie, einen Staat oder was auch immer auflehnen, sondern es geht um die Findung und Stärkung der individuellen Identität im Zusammenspiel mit den das Individuen umgebenden Systemen – das reicht eben von der Familie bis zum Staat.

Und welche Rolle spielt Gott?

Eine große! Man muss jedoch genau hinschauen und ich zumindest musste manche Abschnitte auch mehrfach lesen, um die Tiefe und Tragweite ermessen zu können. Denn das ist der einzige „Kritikpunkt“ (wenn man es so nennen mag) an „Die Essenz des Seins“: Man muss es häppchenweise lesen, wenn man es verstehen will. Auch wenn es nicht viele Seite sind, können es vermutlich nur die Superschlauen am Stück durchlesen und am Ende dir in 10 Sätzen sagen, um was es in dem Buch geht. Ich kann das nicht – und gehöre vermutlich zur Mehrheit der Leser.

Indem wir das Höchste aufgeben, zwingen wir stattdessen das, was eigentlich subsidiär ist, auf den obersten Rang. Politik, Wirtschaft oder gar irgendeine Laune werden zum ultimativen Ziel erkoren, und Gott selbst verkommt, wenn nicht zu Schlimmerem, bestenfalls noch zum Cäsar.Die Essenz des Seins, S.107

Man kann es nicht besser ausdrücken, was das Problem unserer Zeit und damit auch das Problem der Identitätsfindung heutzutage ist: Wir schaffen es nicht mehr, Gott den Platz zu geben, den er verdient hat: den Thron. Und zwar den Thron über alles in unserem Leben, nicht nur über manche Bereiche.

Nicht wenige Menschen suchen ihre Hoffnung (vergebens) in der Politik, in der Wirtschaft oder in den aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie Klimawandel und Gendertheorie. Alles Dinge, über die man trefflich streiten und diskutieren kann, nur eines kann man nicht: seine Hoffnung darin setzen. Wer es tut, ist verloren.

Ohne die endgültige nicht rationale, ekstatische und transzendente Bewegung in das Nicht-Eingrenzbare werden sich Teilaspekte von Identität unweigerlich in Götzen verwandeln. Darum kommt es auch zur Ablösung der Theologie durch ihren seichten Nachahmer, die Ideologie, einer Entartung, die mit höllischen Begleiterscheinungen einhergeht.Die Essenz des Seins, S.108

Bitte dieses Zitat nochmals lesen!

Für mich fasst es wunderbar zusammen, dass jede Ideologie und jede Form der Identitätsfindung, die Gott nicht auf dem Thron lässt, sondern dessen Platz von Teilaspekten der eigenen Identität einnehmen lässt, zum Scheitern verurteilt ist und im wahrsten Sinne in die Verdammnis führt.

Da es Pageau und Peterson so großartig schaffen, in wenigen Worten so viel auszudrücken, schließe ich diese Buchvorstellung mit einem letzten Zitat, das fast schon trivial klingt, aber im Kontext des zuvor in „Die Essenz des Seins“ Geschriebenen eine immense Tiefe hat:

Nur subsidiäre Identität ist wahre Identität. Persönliche Verantwortung ist der Preis für unsere Teilhabe an dieser Identität und führt uns in das eigentliche Abenteuer unseres Lebens.Die Essenz des Seins, S.135

Jordan B. Peterson: Die Essenz des Seins

ISBN: 9783038482871

Preis: 15,90 EUR

Verlag: Fontis Verlag (www.fontis-shop.de/products/die-essenz-des-seins)


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#45 Bibellesen – so bringt’s was!

5 konkrete Tipps

Stell dir vor, es gibt einen Gott, der mit dir reden möchte. Der einzig wahre und lebendige Gott. Und stell dir vor, seinen Willen und sein Wesen hat er in einem Buch uns deutlich hinterlassen. Wäre es dann nicht schlau, wenn wir öfters in diesem Buch, in der Bibel, lesen? Genau. Und dazu gebe ich dir ganz praktische Tipps!

  1. Deine Bibel hat Seiten und man kann darin blättern
  2. Finde die richtige Übersetzung
  3. Lies nicht aus Zufall
  4. Bewusstes Lesen
  5. Nimm Unterstützung dazu

Hier findest du einige hilfreiche Links, die auch im Podcast vorkommen:
www.bibleserver.com
Bible Project
Vergleich verschiedener Übersetzungen
Mein Bibellese-Projekt
Thompson Studienbibel
Sein Wort, meine Welt. Studienbibel für das 21. Jahrhundert
Bible Journals des ICF München
YouVersion Bibel-App

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Zeit des Umbruchs: Was die evangelische Kirche in Baden richtig macht

Die Kirche befindet sich in einer Phase des Umbruchs, wie er noch nie da gewesen ist. Immer mehr Menschen treten aus, das Geld wird knapper, die Mitglieder immer weniger, die Eintritte auch, Gebäude (ja, auch Kirchen!) müssen verkauft und Stellen von Pfarrern gestrichen werden. Lustig ist das nicht. Aber noch nicht das Ende.

So umwälzend diese Phase gerade ist und so sehr einige Elemente des Veränderungsprozesses ich überhaupt nicht gut finde, will ich eine Sache betonen, welche „meine“ Kirche (die Evangelische Landeskirche in Baden) vollkommen richtig macht. Es ist eine Sache, die ich in vielen Gesprächen mit Unternehmern und Selbständigen auf politischer Ebene immer wieder höre. Dort wird sie aber schmerzlich vermisst: Es ist das Investieren in Innovation.

Nichts hätte unser Land dringender nötig als mutige Investoren und hoffnungsvolle Innovatoren. Mit Innovationskraft könnten sie unser Land aus seiner misslichen Lage bringen. Einzig unsere Regierung schafft es nicht, diese Innovationskraft anzuschieben.

Die evangelische Kirche in Baden jedoch schon – und das finde ich schlichtweg großartig.

Wie macht sie das? Indem sie innovative Ideen fördert. Und dabei scheint sie sich selbst zu übertreffen – ohne Witz. In den letzten Wochen kamen so viele Mails und Hinweise auf innovatie Projektföderungen, dass ich das schon richtig cool finde.

Innovation gegen den Trend

Klar könnte man jetzt jammern und den Kopf in den Sand stecken – und das tun nicht wenige. Was es in Zeiten dieses massiven Umbruchs jedoch braucht, sind Menschen, die innovativ denken. Denn: Die Lösungen, die wir bisher haben als Kirche, sind sicherlich nicht die Lösungen, die zukunftssicher sind. Sie haben uns schließlich in die Situation gebracht, in der wir nun sind. Wer immer nur das gleiche Mindset hat, braucht sich nicht wundern, wenn die durch dieses Mindset entstandene missliche Lage nicht verändert werden kann.

Kaum jemand spricht in der Kirche von Innovation – leider. In vielen Gesprächen höre ich Resignation, Unwillen und Hoffnungslosigkeit. Das tut mir weh, denn ich glaube, dass wir als Christen niemals hoffnungslos sein können und dass das, was Gott seinem Volk Israel verspricht, auch uns als Kirche heute gilt:

Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.Jeremia 29,11

Stell dir vor, wir – jetzt spreche ich von allen, die sich der evangelischen Kirche (in Baden) zugehörig fühlen, würden dieses Mindset haben. Da gäb’s dann vielleicht noch Sand im Getriebe, aber keine Köpfe mehr im Sand!

„Hey, und was ist mit der Theologie?“ magst du denken. Ja, die ist wichtig. Keine Frage. Wenn wir Kirche im biblischen Sinne sein wollen, braucht es auch eine biblische Theologie. Logisch. Aber darauf will ich nicht genauer eingehen in diesem Artikel, sondern die strukturellen Rahmenbedingungen anschauen, die es eben braucht, damit Kirche nicht ganz gegen die Wand fährt, um’s mal drastisch, aber auch realistisch zu sagen.

Wenn die Mittel knapper werden und die Ressourcen versiegen, dann ist unser menschlicher Reflex: „Sparen! Auf das Wesentliche konzentrieren! Keine extra Ausgaben!“ Aber – das ist grundfalsch und die Evangelische Landeskirche in Baden macht es mit ihren Innovationsprojekten „grundrichtig“ – oder beben goldrichtig.

Unter folgenden Links (einfach auf die Screenshots klicken) kannst du dir anschauen, um welche Innovationsförderungen es geht – und solltest du aus Baden sein und noch nichts davon gehört haben: Mach mit!

www.ekiba.de/meldungen/detail/nachricht/id/55423-landeskirche-foerdert-innovative-initiativen-mit-einer-million-euro-bewerbungsphase-startet/

www.egj-baden.de/kinderfreundliche-gemeinde

4 Notwendigkeiten für Innovation

Vor inzwischen sechs Jahren habe ich einen Beitrag unter dem Titel „4 Notwendigkeiten für Innovation“ geschrieben. Diese vier Notwendigkeiten sind

Ein zu lösendes Problem

Begrenzte Ressourcen

Die Bereitschaft, Fehler zu machen

Eine verrückte Idee

Diese vier Notwendigkeiten (irgendwie klingt das wie die 8 Kostbarkeiten beim Asiaten) sind nicht auf meinem Mist gewachsen. Der Artikel ist eine Zusammenfassung einer Folge des Leadership-Podcasts von Craig Groeschel. Mir haben sich diese vier Notwendigkeiten fast schon wie Kostbarkeiten eingebrannt. Du kannst mich nachts wecken und fragen: „David, was sind die vier Notwendigkeiten für Innovation?“

Ich kann sie dir sagen. Da bin ich mir sicher. So sehr hat mich die Folge bewegt, dass ich den Artikel geschrieben habe (was ich ansonsten mit keiner weiteren Podcast-Folge gemacht habe, obwohl ich dir den Leadership Podcast sehr ans Herz lege).

Was ich total stark finde: Genau diese vier Kostbarkeiten begegnen mir, wenn ich die momentane Phase unserer Kirche betrachte.

Ein zu lösendes Problem – nämlich dass wir (als Kirche) die Menschen nicht (mehr) mit dem Evangelium erreichen.

Begrenzte Ressourcen – weil immer mehr Menschen austreten, die Gelder weniger werden, die Gebäude und Pfarrstellen auch.

Die Bereitschaft, Fehler zu machen – das tun wir schon ganz gut, auch wenn ich mir eine noch stärkere Fehlerkultur wünschen würde in Kirche und Gemeinde allgemein. Nebenbemerkung: Dass wir Deutschen das Land der Ingenieure sind und es in der Regel immer erst einen ausgefertigten Plan braucht, ehe wir mal „loslegen“ ist eines der allergrößten Hindernisse von Innovation.

Eine verrückte Idee – die eben durch die Landeskirche nun gefördert wird. Klar: Die Landeskirche kann den einzelnen Pfarrern und Gemeinden nicht die Aufgabe abnehmen, verrückte Ideen zu kreieren. Aber das Schöne ist nun eben, dass die Landeskirche ein Playfield für diese verrückten Ideen bietet.

Nachmachen erwünscht!

Wenn du Pastor oder Gemeindeleiter bist, lass mich mal eine verrückte Idee teilen: Gerade dann, wenn „alles den Bach runtergeht“ solltest du Finanzen und Ressourcen für Innovation in deiner Gemeinde freisetzen. Es ist ein Trugschluss zu meinen, dass wir „nie Geld dafür hätten“. Das Gegenteil ist der Fall: Jede Gemeinde hat Geld – auf die Menge kommt es nicht an, sondern auf die Verteilung.

Nimm doch einfach mal an einer Stelle etwas weg und setze es bewusst für Innovation ein. Du musst die Idee nicht umsetzen, aber überlege mal, wie viel Geld du sparen würdest (bzw. deine Gemeinde), wenn ihr im Winter nicht heizt (sondern die Temperatur nur so einpegelt, dass keine Leitungen einfrieren). Rechne aus, was das an Ersparnis ist. Setze dieses Geld für Innovation ein. Deine Gemeinde wird den Leidensdruck für Innovation im wahrsten Sinne spüren.

Da das aber nicht besonders gastfreundlich ist, solltest du dir etwas anderes überlegen. Mit diesem simplen Beispiel will ich dir nur zeigen: Es gibt überall etwas, wo man sparen und Geld bewusst für Innovation freisetzen kann.

Meine Landeskirche macht es vor – und dafür bin ich ihr von Herzen dankbar!

Denn eines ist klar: Ob es nun „meine“ Landeskirche ist oder deine Gemeinde / dein Gemeindeverband: Wir alle haben Innovation dringend nötig. Deswegen: Pack’s an! Nur Mut! Du kannst nur gewinnen!


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Christsein ohne Gott?

„Das geht nicht!“ magst du reflexartig sagen. Und du hast Recht! Ich frage mich nur: Wieso leben so viele Christen ihr Leben so, als gäbe es keinen Gott? Diese Frage ist die Folge von Überlegungen, die ich im Anschluss an ein Zitat von Peter Scazzero habe. Er drückt es natürlich viel feinfühliger und netter aus, als ich das mache.

In seinem Buch „Glaubensriesen – Seelenzwerge?“ schreibt er Folgendes:

Eine Möglichkeit, um herauszufinden, wie stark wir unser Tempo verlangsamen müssen, ist es, einmal zu beobachten, wie gut wir während unserer vielfältigen Aktivitäten auf Gott hören.Glaubensriesen - Seelenzwerge?, S.57

Du siehst: Er macht das ganz nett – aber im Endeffekt sind wir uns da ganz nah. Scazzero schreibt darüber, dass wir unser Tempo verlangsamen müssen, um bei den alltäglichen Dingen auf Gott zu hören. In meinem Kopf ist der Umkehrschluss schon geschehen: „Wir machen viel zu viel, um wirklich auf Gott zu hören!“ Und wenn wir nicht auf Gott hören, dann leben wir letztlich nicht mit Gott. Also: Christsein ohne Gott!?

Lass es mich ein bisschen erklären, ok? Schließ‘ diesen Tab im Browser nicht sofort. Ich glaube nämlich wirklich, dass es möglich ist, sich selbst als Christ zu bezeichnen, sogar in den Gottesdienst zu gehen – aber das ganze „ohne Gott“ zu machen.

Ohne Gott – wie geht das?

Gute Frage. Denn: Gott ist doch immer da, wie es in Psalm 139 steht. Er umgibt uns von allen Seiten und hält seine schützende Hand über uns – also: Wie geht das dann, „ohne Gott zu sein“?

Wir drehen die Perspektive um und schon sieht’s anders aus, weil wir genau dort gelandet sind, wo Peter Scazzero uns hinführt: Wie sehr hören wir in unserem Alltag auf Gott? Man könnte auch sagen: Wie sehr nehmen wir Gott überhaupt wahr? Wie sehr beziehen wir ihn ein in unseren Alltag? Wie sehr wissen wir uns abhängig von ihm und seiner Gnade oder meinen, dass wir die Dinge schon ganz gut selbst geregelt bekommen? Seine wir mal ehrlich:

Wir leben unseren Glauben meistens so, als ob wie Gott überhaupt nicht benötigen. Wir haben alles im Griff und erledigen die Dinge in den meisten Fällen, ohne Gott mit einzubeziehen.

Und nein: Zähneputzen ist damit nicht gemeint.

Ich glaube, dass du schon ganz gut weißt, was gemeint ist: Unser Alltag. Unsere Fragen und Anliegen, die wir im Beruf haben, in der Familie, in der Gemeinde aber genauso auch im Blick auf unsere Finanzen und unsere Zeitgestaltung. Welche Rolle spielt Gott dabei? Oder besser gefragt: Welche Rolle darf er denn spielen?

Einige Seiten zuvor schreibt Scazzero über die Offenbarung. In dieser kommt „das Tier“ vor als Sinnbild für alles Widergöttliche (belassen wir es an dieser Stelle mal bei dieser groben Umschreibung). Ich finde, Scazzero bringt es ziemlich gut auf den Punkt, was wir „aus Gott gemacht haben“:

Die Prägung unserer Gesellschaft (das Tier?) hat die Kirche derart in ihrem Griff, dass sich viele so verhalten, als ob Gott bei uns angestellt sei und zu unserem persönlichen Assistenten wird, wenn wir ihn brauchen.Glaubensriesen - Seelenzwerge?, S.48

Gott wird zu unserem persönlichen Assistenten, wenn wir ihn brauchen.

Momentan befasse ich mich viel mit „künstlicher Intelligenz. Jaja, ich weiß, wir hätten uns erst mal mit menschlicher Intelligenz befassen sollen, ehe wir zu künstlicher Intelligenz switchen – aber etwas Faszinierendes hat das schon an sich. Neulich habe ich ein Video für eine Predigtreihe in der Gemeinde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt. Und das ist cool – richtig cool, denn die künstliche Intelligenz kann ich beispielsweise in Form von Websites, die verschiedene Dienste anbieten, einfach abrufen, wenn ich sie benötige.

Ungefähr so leben viele Christen ihren Glauben: Sie rufen Jesus ab, wenn sie ihn brauchen – und wenn nicht, bleibt er halt still in der Ecke sitzen. Denn immerhin ist er ja mein persönlicher Assistent – und nicht andersrum. Abgesehen davon benötigen wir Jesus immer – aber auch das scheinen wir verdrängt zu haben.

Das Tempo drosseln

Ein weiterer Gedanke, den Scazzero generell in seinem Buch aber gerade auch an dieser Stelle stark macht, ist das Tempo unseres Lebens. Wie um alles in der Welt sollen wir denn Gottes Stimme hören, wenn es um uns und in uns so laut ist? Wie sollen wir wissen, wohin die Reise geht, wenn wir so viele Wege und Trampelpfade gehen können? Woher weiß ich, was Gott will, wenn ich manchmal noch nicht mal sicher bin, was ich überhaupt selbst will?

Alles nicht so einfach – oder doch? Ich finde schon.

Wir müssen unser Tempo drosseln und richtig großen Mut haben: Den Mut, im Alltag alles stehen und liegen zu lassen, um Zeit mit Jesus zu verbringen. An dieser Stelle gehe ich nur bedingt weiter darauf ein – was ich dazu noch zu sagen hätte, kannst du im Vorgänger“ dieses Artikels „Christsein ohne Nachfolge?“ nachlesen.

Es braucht Mut, nicht mehr zu allem „Ja“ zu sagen, sondern ganz bewusst das „Nein“ zu wählen.

Und es braucht Mut, dich darauf einzulassen, dass Gott dir mehr sagen darf, als du ihm eigentlich gestattest.

Aber dazu müssen wir unser Tempo drosseln. Dringend!

Immer mehr Studien belegen, dass bspw. in der so genannten „Generation Z“ und jungen Teilen der „Generation Y“ es scheinbar zum guten Arbeitszeugnis gehört, schon früh im Berufsleben einen Burn Out zu haben. Dabei ist ebenso augenscheinlich, dass diese Generation(en) weniger belastbar ist als noch die Generationen davor. Woher kommt das?

Ich glaube, es liegt ganz viel daran, dass wir in einer vollkommen überfrachteten und von unzählig vielen Reizen überfluteten Welt leben und nicht gelernt haben, damit umzugehen. Es fehlt eine zuverlässige Impulskontrolle, die unserem inneren Menschen verlässlich sagen kann, was ihm gut tut und was nicht. Auf dem Markt der säkularen Möglichkeiten gibt es deswegen jede Menge Yoga-Kurse, Achtsamkeitsseminare und Anleitung zu mehr „self awareness“, „Me Time“ und Seelenwellness.

Als Christ benötige ich das nicht, wenn ich das Tempo runterfahre und auf Gott höre.

Tue ich das nicht, geschieht nämlich genau das, was ich oben beschrieben habe: Wir leben ein Christsein ohne Gott – was definitiv nicht geht, sprich: Wir leben kein Christsein. Wir leben ohne Gott, weil wir unsere Gedanken und Synapsen, unser Herz und unseren Verstand mit allen möglichen Dingen füllen – aber nicht mit Gott.

Dabei ist er (siehe oben, siehe Psalm 139) immer da, wartet auf uns, streckt seine Hand uns entgegen und redet andauernd zu uns. Und wir rasen auf der Überholspur des Lebens an Gott vorbei und fragen uns, weshalb er nicht zu uns redet. Und nein, ich meine mit Überholspur nicht das Leben mit „Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll“ sondern das Leben mit einem vollen Terminkalender, einem (oftmals) hektischen Familienleben, Schicksalsschlägen, die uns oder Freunde/Verwandte treffen, ein Leben, das rund um die Uhr aus dem digitalen Orbit zugedröhnt wird, ein Leben, das sich im Land der 1000 Optionen abspielt.

Mit Gott – wie geht das?

Das einfachste und schwierigste zugleich ist, dein Alltag zu einem einzigen Gebet zu machen. Das heißt, dass du in allen Lebenslagen betest und damit im Gespräch mit Gott bist. Damit meine ich nicht, dass du dich in die Ecke setzt, die Hände faltest, die Augen schließt und besonders religiös klingst.

Vielmehr geht es darum, den Alltag so zu leben, dass du immer und immer und immer wieder mit Gott im Dialog bist. Sei es auf der Fahrt zur Arbeit (oder anderswo hin), beim Einkaufen, auf der Arbeit, im Sportverein, in der Gemeinde, beim Essen mit den Kollegen oder beim Faulenzen. Vollkommen egal – einfach mit Gott im Austausch. Leise oder laut – je nachdem, welche Reaktion du von den Menschen deiner Umgebung möchtest.

Hör nicht auf, zu beten! Hör nicht auf, mit Gott zu reden! Das kannst du inmitten des hektischen Alltags und inmitten jeden Trubels tun.

Aber ein zweites braucht es auch: Momente der Stille. Täglich. Den Motor runterfahren, dich selbst einfach mal auf den Parkplatz stellen, Zündung aus – und Stille. Oder besser gesagt: Fokus auf Gott.

Wir benötigen diese Momente, in denen nichts und niemand uns stören und von Gott ablenken darf. Täglich. Und wenn du es brauchst: mehrmals täglich.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir aus dem Christsein so ein „Hole in one“-Ding gemacht haben. So nennt man es, wenn man beim Golfen vom Abschlag aus direkt ins Loch trifft. Ein Schlag, der sitzt – und fertig.

Und ebenso glaube ich, dass manche Christen denken: Einmal Bekehrung – und fertig. Ich habe mein Leben Jesus gegeben, das ist das Wichtigste, das war’s – jetzt kann ich einfach rödeln und machen und tun und ab und zu Jesus als meinen Assistenten um Rat fragen.

Das Gegenteil ist der Fall: mit diesem vermeintlichen „Hole-in-one“ geht’s erst richtig los. Als Jesus diese Erde verließ und in den Himmel zurückkehrte, da sagte er, dass wir aus den Menschen Jünger machen sollten (Matthäus 28,18-20). Er sagte nicht, dass wir aus ihnen Hole-in-one-Bekehrte machen sollen, sondern Jünger, die ihren Lebensstil an Jesus ausrichten, die ihm nachfolgen, die ihm vertrauen.

In Anlehnung an ein deutsches Sprichwort könnte man auch sagen:

Jünger werden ist nicht schwer, Jünger sein dagegen sehr.

Ja ich weiß: Es ist nicht einfach, in dieser Zeit ein Jünger von Jesus zu sein. Aber es ist die beste Option, die wir haben.

Mit Gott leben heißt aber nicht nur, Zeiten mit ihm zu verbringen, mit ihm reden und in seinem Wort zu lesen. Es bedeutet auch, mutige Vertrauensschritte zu gehen.

Wie wäre es, du gehst jetzt gleich mal den ersten Schritt? Denn du weißt genauso wie ich: Jede Reise, jede Wanderung, selbst jeder Spaziergang beginnt mit dem gleichen: dem ersten Schritt.


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Auslöschung

Zugegeben: Die Lektüre des Romans „Auslöschung“ hat mich leicht aufgewühlt und verwirrt zurückgelassen. Auch wenn es nur knappe 120 Seiten sind, entfalten diese eine Wucht und Tiefe sondergleichen.

Irgendwas zwischen „Was war das denn?“ und „Alter Schwede, war das krass!“ beschreibt wohl am ehesten, was ich so direkt nach dem Beenden der Lektüre dachte.

Aber wieso schreibe ich hier über einen Roman? Weil „Auslöschung“ schlicht und einfach alles andere als ein ganz normaler Roman ist.

Um was geht’s?

Da fängt’s schon an. Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Äußerlich betrachtet – und damit wird der Roman auch allenthalben beworben – geht es um einen islamistischen Terrorakt in Berlin. „Auslöschung“ ist nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 erschienen und hat Anklänge daran, wobei das erste Manuskript dieses Romans schon im Jahr 2016 entstand.

Ein nicht näher benannter und bekannter Journalist erzählt aus der Ich-Perspektive, wie er in Berlin bei einem Festakt im „Haus der Kulturen“ auf Einladung des Theater-Regisseurs Lichtenberger teilnimmt. Bei diesem Anlass ereignet sich ein Terrorakt, dessen Beschreibung ich hier nicht vorwegnehme, um ein bisschen die Spannung zu halten. Sagen wir mal so: Es wird deutlich, es wird explizit, es wird unmissverständlich. Islamistische Terroristen verüben einen Anschlag, welcher der – aus ihrer Sicht – verkommenen und demoralisierten westlichen Gesellschaft gilt.

Mitten in dieses Geschehen tritt die verstorbene Frau des Protagonisten – als Einbildung? Real? Ohne an dieser Stelle spoilern zu wollen, nimmt „Auslöschung“ spätestens jetzt so richtig an Fahrt auf, da sich nun verschiedene Erzählstränge und Zeitebenen miteinander verbinden.

Das ist auch der Grund, weshalb man nach der Lektüre von „Auslöschung“ erst einmal einen Moment braucht, um „im Hier und Jetzt wieder anzukommen“ – für mich ein Zeichen dafür, dass es dem Autoren gelungen ist, mich „in eine andere Welt zu entführen“, was jeder gute Roman tun sollte.

So weit, so gut. Ich weiß, dass das keine zutreffende Inhaltsangabe ist, aber das ist auch nicht meine Absicht, da die Gefahr bestehen würde, viel zu sehr vorwegzugreifen und den ein oder anderen Überraschungsmoment zu zerstören.

Explosive Zwischentöne und kaum zufällige Parallelen

Verlassen wir mal den eigentlichen Inhalt, nehmen eine Meta-Ebene ein und schauen uns den Protagonisten und seinen besten Freund namens „Lichtenberger“ genauer an. Letzter ist wie schon erwähnt Regisseur am Theater und mit jedem Wasser gewaschen. Im Laufe eines Dialoges zwischen den beiden entpuppt sich der Gedanke, dass die wohl provokanteste Inszenierung in unserer heutigen Zeit die Story einer „Vollzeitmutter“ wäre – alles andere (sei es noch so krude und pervers) schockt im Theater niemanden mehr, so Lichtenberger:

Doch womit will ein Theatermensch das postmoderne Publikum heutzutage noch irritieren? Mit der alten Gleichstellung von Faschismus und Bürgertum? Mit Schwulen- und Transgenderpornos? Auch in diesem Punkt ist Lichtenbergers Diagnose scharf: Das postmoderne Publikum praktiziert frühere Bühnen-Skandale heute längst im eigenen Leben und veranstaltet wirkliche Perversionen und schlachtet wirkliche Kinder im Mutterbauch, weil die Frauen ihren Körper nur noch als Besitz betrachten, als Modelliermasse fürs Fitnesscenter, wie auch die Männer nur noch von ihrem Spiegelbild besessen sind und sich kreuz und queer durch die Lebensabschnittpartner blättern.Auslöschung, S.66

Starker Tobak. Durchaus. Und nicht jeder mag diese Ansicht teilen. Aber an dieser Stelle kommt noch eine kleine „Verwirrung“ ins Spiel. Wobei – lass es uns eher eine „Verstehensdimension“ des Romans nennen. Ich kenne den Autor, Giuseppe Gracia, viel zu wenig und habe bisher lediglich sein – absolut empfehlenswertes – Buch „Die Utopia-Methode: Der neue Kulturkampf gegen Freiheit und Christentum“ gelesen, das ebenfalls im Fontis-Verlag erschienen ist.

Im Zuge dessen habe ich ein wenig über Gracia recherchiert und muss zugeben: Was ich gelesen habe, hat mich sehr angesprochen. Dass er in „Auslöschung“ genauso wie (wohl) in seinen anderen Romanen gesellschaftskritische Töne anschlägt, scheint nicht von ungefähr zu kommen, wobei ich beim Lesen von „Auslöschung“ mich an manchen Stellen gefragt habe, ob der Roman auch autobiografische Züge enthält.

Aber wie gesagt: Dazu kenne ich Gracia zu wenig, aber die Parallelen zwischen ihm und dem Protagonisten, dessen Namen wir übrigens nie erfahren, sind hinsichtlich mancher Deutungsmöglichkeiten nicht von der Hand zu weisen, wie eben jene gesellschaftskritische Haltung, ein kritisches Hinterfragen manch gängiger Narrative sowie die Kenntnis über diverse journalistische Praktiken, die Garcia nicht fremd sein können hinsichtlich seiner Tätigkeiten u.a. für die „Neuer Zürcher Zeitung„, „Fous online“ oder „Die Achse des Guten„. Nun sind das allesamt Medien, die sich ganz sicher nicht dadurch auszeichnen, durch woke Zeitgeistmeinungen aufzufallen.

Oder lassen wir noch einmal den Protagonisten des Romans, seines Zeichens Journalist, zu Wort kommen:

Ich bekomme Brechreiz, wenn ich beobachte, wie sich meine Kollegen dem Zeitgeist anbiedern, wie sie vor den herrschenden Denkmoden kriechen. Es ist zum Kotzen, wie sie sich dabei auch noch mutig vorkommen, wie sie ihren vollkommenen Mangel an Charakter und Haltung als Haltungsjournalismus empfinden, ihren Opportunismus als Moral der Stunde.Auslöschung, S.71

Fazit: Es geht um Wahrheit

Wie oben schon erwähnt, nimmt die Handlung des Romans eine gewisse Wendung, als die (verstorbene) Ehefrau des Protagonisten in Erscheinung tritt. Ihr Name? Veronika.

Generell glaube ich nicht an Zufälle, also auch nicht hier. „Veronika“ war die Frau, welche Jesus auf dem Weg nach Golgatha ein Tuch reichte, dass Jesus damit seinen Schweiß und seine Tränen abwischen könne. Auf wundersame Weise (so zumindest sagt es die Legende) war danach Jesu Angesicht im „Schweißtuch der Veronika“ zu sehen. Schon im Mittelalter wurde der Name „Veronika“ als Anagramm des lateinischen Ausdruckes „vera icon“ verstanden – zu deutsch: „wahres Bild“. Dieses „wahre Bild“ jedoch bezieht sich nicht auf Veronika – sondern auf das Abbild Jesu auf ihrem Tuch.

Warum also heißt die Ehefrau ausgerechnet „Veronika“? Nun – dazu gäbe es das ein oder andere Deutungsmuster, das ich dir aber selbst überlasse, nachdem du den Roman gelesen hast.

„Auslöschung“ kann ich dir sehr empfehlen. Der Roman liest sich zwar einfach, aber ist alles andere als trivial. Die Bilder und Ausdrücke, die sich darin finden, sind gewaltig und tief, bergen Sprengstoff und gleichzeitig eine Mehrdimensionalität, welche sie noch interessanter macht. Vielleicht interpretiere ich auch zu viel in den Roman hinein, aber als einzigen Schwachpunkt erscheint mir, dass die gesellschaftskritischen Töne manchmal zu plakativ daherkommen, auch wenn ich sie teile. Aber vielleicht liegt das auch an der teilweise derben Sprache Lichtenbergers – seines Zeichens ja am Theater tätig, das nicht immer nur für feine Sprache bekannt ist.

Wenn du dich also gerne einem Roman widmest, der wesentlich mehr zu bieten hat, als es auf den ersten Blick scheint, der sich nicht scheut, auch heiße Eisen anzupacken und der dich gleichzeitig mitnimmt in eine vielschichtige und nicht immer zwischen Traum und Wirklichkeit zu trennende Symphonie aus Erzählebenen, bist du bei „Auslöschung“ genau richtig.

Giuseppe Gracia: Auslöschung

ISBN: 9783038482789 | Preis: 15,90 Euro

Verlag: Fontis Verlag (www.fontis-shop.de/products/ausloeschung)


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