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Konservatives Manifest

Dieses kleine Buch ist ein wunderbarer Mutmacher für diejenigen, denen konservative Werte am Herzen liegen. Eben diese Werte, welche unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten geprägt und positiv beeinflusst haben.

Konservativ – was ist das eigentlich? Ist das nicht eher so rückständig, rückwärts gewandt, altbacken und überkommen?

Jordan B. Peterson beschreibt es so:

Das, was wertvoll ist, sollte erkannt, geschätzt, erhalten, gehütet und an die nächsten Generationen weitergegeben werden.Konservatives Manifest, S.25

Wie das gelingen kann und warum es nötiger ist denn je, damit unsere Gesellschaft sich nicht komplett selbst zerlegt – darum geht es in seinem “konservativen Manifest”, das gerade einmal 48 Seiten umfasst.

Ein Manifest versteht sich selbst als Grundsatzerklärung, als Darlegung grundsätzlicher Zusammenhänge, die für eine (breite) Öffentlichkeit bestimmt sind. So ist es nicht verwunderlich, dass Jordan B. Peterson diesem kleinen Buch genau diesen Titel gegeben hat.

Eines vorweg: In der aktuellen Debatte scheint es immer eine Frage des eigenen Standpunktes zu sein, wie man sein Gegenüber klassifiziert: Links, rechts, mittig – liberal, konservativ, progressiv. All diese Zuschreibungen verlieren dadurch ihre Kraft, da sie zunehmend abwertend gegenüber einer Person geführt werden, die nicht den eigenen Standpunkt vertritt.

Deswegen zitierte ich Jordan B. Peterson zu Beginn dieses Artikels mit einer Definition des Begriffs “konservativ” – auch wenn diese Definition im Buch selbst nicht als solche gekennzeichnet ist, drückt dieses Zitat kurz und prägnant aus, was Peterson unter konservativ versteht. 25 Jahre hat er an der Universität von Toronto als Professor der Psychologie geforscht und gelehrt und sich in den letzten Jahren als Autor, Speaker und Berater einen Namen gemacht.

Mehr über ihn erfährst du auf seiner Homepage www.jordanbpeterson.com oder seinem YouTube-Kanal.

Im Prinzip lässt sich das “konservative Manifest” in zwei große Teile bzw. Fragen gliedern.

Zum einen geht es um eine die Gesellschaft auf dramatische Weise betreffende Herausforderung und zum anderen geht es um den Umgang mit dieser Herausforderung, also die “Lösung des Problems”.

Eine Herausforderung von existenzieller Natur

Peterson – so kennen ihn viele aus seinen Vorträgen – fackelt nicht lange. Zwar steht in der deutschen Ausgabe “Einleitung” in der Überschrift – aber für mich ist es der erste Satz, der das Dilemma und die Herausforderung von existenzieller Natur unserer heutigen Gesellschaft auf den Punkt bringt:

Eine tiefgreifende Sinnkrise erschüttert, destabilisiert und entmutigt derzeit die souveränen Bürger des Westens und die gesellschaftlichen Institutionen, auf die wir angewiesen sind.Konservatives Manifest, S.7

Treffender und prägnanter kann man es nicht formulieren. Es geht also nach Peterson nicht einfach nur um eine Sinnkrise, sondern um eine Sinnkrise, die erschüttert, destabilisiert und entmutigt. Steigen wir mal kurz aus dem Buch aus und fragen uns: “Ist das nicht ein bisschen zu hoch gegriffen?” Ich meine: Nein, ist es nicht.

Während Martin Luther King 1963 in einer gesellschaftlich extrem herausfordernden Zeit seine bekannte Rede “I have a dream” (“Ich habe einen Traum”) hielt (die in dieser Weise nicht einmal geplant war, was zeigt, welches Veränderungs- und Hoffnungspozenzial in diesem Mann war) ist es die “Letzte Generation” und “Fridays For Future”, die in Deutschland eher eine Rede mit dem Titel “Ich habe einen Albtraum” halten würden. Hoffnung? Fehlanzeige. Konsensfähigkeit? Bedingt. Diskursversuch? Selten. Erschütterung, Destabilisierung und Entmutigung par excellence – und die Gesellschaft wird damit täglich konfrontiert.

Und das ist nur ein Beispiel.

Die Charakterisierung der Krise darf gerne auf weitere Themen wie die Gender-Frage, die Diskussion um das Familienbild, Schutz (un)geborenen Lebens oder des Eheverständnisses angewandt werden. Ebenso auf Fragen der Bildung und der sozialen Gerechtigkeit.

Das Ergebnis wird ein ähnliches sein: Destabilisierung, Erschütterung und Entmutigung. Was durch diejenigen, die sich vehement mit Händen und Füßen gegen konservative Werte und Lebensmodelle wehren, an Gegenentwürfen vorgestellt wird, trägt weder zur Stabilisierung der Gesellschaft bei noch zur Ermutigung der Menschen, die diese Gesellschaft ausmachen.

Zurück zum Buch.

Peterson benennt nicht nur die Sinnkrise, sondern beschreibt vier Faktoren, die für diese Sinnkrise verantwortlich sind – ebenso auf den ersten Seiten des Buches.

Demnach ist diese Sinnkrise Folge

  • eines zersetzenden Zweifels gegenüber unseren Werten, Zielen und Handlungsgrundsätzen.
  • der historisch beispiellosen Ignoranz gegenüber der eigentlichen Natur dieser Grundsätze.
  • des Beharrens auf den Willen zur Macht.
  • einer Frustration und Verbitterung die zwangsläufig sind, wenn “Zweifel, Unwissenheit und intellektuelle Überheblichkeit zusammenwirken, um zu dämonisieren, spalten und auszubeuten”. (S.8)

Alleine auf Grund der Deutlichkeit (die in meinen Augen aber notwendig ist) der Worte rate ich, das “konservative Manifest” ruhig, mit Bedacht und mehrmals zu lesen.

Nach Peterson ist die Lage klar und deutlich: So kann es nicht weitergehen, denn die Gesellschaft wird sich auf diese Weise selbst zerstören und loslösen von allem, was dem Leben dienlich ist.

Das Angebot einer Lösung

Und was jetzt? Die normale menschliche Reaktion ist nicht immer die beste, die laut Peterson aus “Zynismus und Bitterkeit” (S.9) bestehen kann, weil damit niemandem geholfen ist.

Sondern die selbstbewusste und unerschrockene Weitergabe der vergessenen ewigen Wahrheiten an all jene, die derzeit ohne diese umherirren, die in diesem Mangel dürsten und hungern.Konservatives Manifest, S.9

Worin nun bestehen diese ewigen Wahrheiten, diese Werte, welche Orientierung bieten und aus der Sinnkrise helfen?

Eine zwangsläufig unvollständige, aber unbedingt notwendige Liste könnte Folgendes beinhalten: Demut, Freiheit, Autonomie, Wahrheit, Handlungsfähigkeit, Identität, Leistung, Verantwortung, Tradition, Gemeinschaft, Schöpfungsverantwortung, Gerechtigkeit und Einigkeit.Konservatives Manifest, S.10

Und genau diese Dinge führt Peterson auf den restlichen Seiten seines Manifests der Reihe nach aus. Er tut dies unter der Maßgabe, der vorherrschenden Sinnkrise etwas entgegenzusetzen.

In zwei Anhängen legt Peterson da, wie sich dies alles ganz praktisch auf das Leben eines Menschen auswirkt – aber auch welche Opfer dafür erbracht werden müssen.

Da es ohnehin ein Reizthema in der heutigen Zeit ist, schauen wir uns an, was er im zweiten Anhang ganz praktisch über das Thema Ehe schreibt.

Die Vorstellung, dass sexuelle Intimität am besten in den Grenzen einer stabilen Beziehung aufgehoben ist, dass ein Mann und eine Frau als dauerhafte Einheit zusammenkommen sollten und dass Kinder zur optimalen Entwicklung mindestens zwei verschiedengeschlechtliche Elternteile brauchen, kommt einer universalmenschlichen Erkenntnis näher als alles andere, was jemals entdeckt, verbreitet und umgesetzt wurde. Die Ehe bietet jedem Einzelnen die Möglichkeit echter körperlicher und geistiger Intimität, die Chance zu echter, erhebender Kommunikation und psychologischer Entwicklung, eine solide Grundlage für die Herausforderung der Kindererziehung und die tiefe Befriedigung, die damit einhergeht, sich auf ein schwieriges, lohnendes und reifes Unterfangen einzulassen.Konservatives Manifest, S.44

Deutlich wird an diesem Abschnitt das grundlegende Denk- und Argumentationsmuster von Peterson. Er beruft sich nicht auf zeitgemäße, momentan angesagte Trends, sondern setzt momentane Strömungen und Ansichten in ein gesamtmenschliches, die Menschheitsgeschichte umfassendes Bild. Dabei ist unbenommen, dass die Einheit aus Mann und Frau die einzige Einheit ist, die auf natürliche Weise Kinder zur Welt bringen, also die Menschheit sich selbst reproduzieren (und damit erhalten) kann.

Gleichzeitig scheint dem Buch (und das machen auch die drei Repliken am Ende des Buches deutlich; weiter unten mehr dazu) bzw. dem Mindset von Peterson zugrunde zu liegen, dass “es der Mensch schon schaffen kann” aus sich selbst heraus. Zurecht kann man Peterson eine gewisse Idealisierung des Menschen bzw. eine der Utopie nahekommende Erzählung des Menschen unterstellen, denn fraglich bleibt nach christlicher Anthropologie, in der der Mensch immer in einer gefallenen Welt als gefallenes Geschöpf lebt, inwiefern der Mensch selbst eine bessere Zukunft schaffen kann.

Gleichwohl: Der Mensch ist dazu berufen, diese Welt zu einer besseren zu machen. Die Frage dabei ist: auf Grund welcher Werte und Haltungen? Für Peterson (und mich) ist klar: nur auf dem Boden konservativer Werte, weil konservativ (siehe Eingangszitat in diesem Artikel) das ist, “was wertvoll ist, sollte erkannt, geschätzt, erhalten, gehütet und an die nächsten Generationen weitergegeben werden” – und mitnichten überholt, verkommen oder verkrustet.

Hilfreich für die weitere Vertiefung sowie die Auseinandersetzung mit Petersons Thesen sind drei “Resonanzen” im Anhang. Norbert Bolz (Publizist, lehrte als Professor für Medienwissenschaften an der TU Berlin), Birgit Kelle (Autorin und Journalistin) sowie Alexander Grau (Publizist und Journalist) entfalten ihre Gedanken zu Petersons Gedanken. Ein ziemlich feiner Zug des Verlages, diesen Weg zu gehen, da man als Leser sofort drin ist in der Auseinandersetzung und “inneren Diskussion” mit dem, was man zuvor gelesen hat.

Ein Kompass, der funktioniert

So würde ich zusammenfassend dieses Manifest beschreiben. Naturgemäß werden das alle, welche diese konservativen Werte nicht vertreten (wollen), komplett anders sehen. Meiner Meinung nach trifft Petersons Analyse scharfsinnig und haargenau zu. Ebenso seine “Handreichungen”, wie wir mit dieser Sinnkrise nun umgehen und zurückfinden können zu einem Leben mit Sinn, sind meiner Meinung nach vollkommen richtig. Aufbauend auf den konservativen Werten, wie Peterson sie beschreibt, können wir der anhaltenden Sinnkrise Ermutigung, Stabilisierung und Erneuerung entgegensetzen für eine wirklich gute Zukunft ohne Zersetzung der Ideale und Werte, wie es momentan durch eine “woke Agenda” an vielen Stellen geschieht.

Dieses Buch gibt all denen etwas an die Hand, die sich im Mindset Petersons wiederfinden können. Sowohl seine analytische Art als auch seine sprachliche Genauigkeit sind extrem hilfreich, um nicht nur für sich selbst einen guten Kompass an der Hand zu haben, sondern auch um sprachfähig zu werden, weshalb konservativ nicht einfach “altbacken” ist sondern das ist, was uns in eine gute Zukunft führen wird.

In diesem Sinne: Eine absolute Lese-Empfehlung!


Details zum Buch

📕 Seiten: 88

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 15,90 EUR


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