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Wenn Kinder andere Wege gehen

Dieses Buch hat das Potenzial, Leben und Glauben zu retten und ist Balsam für geschundene Eltern-Herzen. Nein, ich trage nicht dick auf. Ich untertreibe noch. Die emotionale Achterbahnfahrt beim Lesen war so rasant, wie selten bei einem Buch. Die geistliche Wahrheit und Klarheit, die aus den Worten der beiden Autorinnen spricht, ist wohltuend und revolutionär zugleich.

Hab’ ich deine Aufmerksamkeit? Dann lies bitte weiter – vor allem, wenn du selbst Kinder hast, aber auch dann, wenn du keine hast und Teil einer christlichen Gemeinde bist oder dich selbst zumindest als Christ bezeichnest.

Um was geht’s?

Eltern, die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen, erziehen ihre Kinder zunächst einmal nicht anders als alle anderen Eltern auch. Was jedoch zusätzlich bei der Kindererziehung eine große Rolle spielt, ist der Glaube an Jesus Christus und ein damit verbundener Lebensstil, der geprägt ist durch biblische Werte und Vorstellungen. Diese Werte und Vorstellungen jedoch sind oftmals konträr zu dem, was gesellschaftliche Werte und Vorstellungen ausmachen. Das ist keine genuine Herausforderung unserer Zeit – das gehört zur DNA des Christentums, seit es Christen gibt.

In unserer heutigen Zeit sind die big challenges die Sexualmoral – wenn man überhaupt noch von “Moral” sprechen kann im Blick auf das “anything goes”, das die Gesellschaft von heute propagiert (und sich damit in nichts unterscheidet im Blick auf das Umfeld der ersten Christen). Dazu gehören Schlagwörter wie Treue, Pornografie, sexuelle Reinheit, (kein) Sex vor der Ehe – und überhaupt die Frage: Was bedeutet “Ehe”? Weitere große Herausforderungen sind Themen wie Drogen, Internetsucht und Süchte aller Art – genauso wie die Frage nach dem richtigen Freundeskreis und dem aktiven Teilhaben an einer christlichen Gemeinde/Gemeinschaft.

“Alles nicht neu” magst du vielleicht denken – ja, da mag was dran sein. Allerdings erheben die beiden großartigen Autorinnen Regula Lehmann und Nicola Vollkommer auch nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden. Was mich schlichtweg begeistert und sehr bewegt hat, sind die Antwortmöglichkeiten, die sie auf diese Herausforderungen geben.

Ehrlich. Tiefgründig. Alles andere als platt.

Wer denkt, von den beiden Autorinnen gibt’s einfach ein paar schlaue Tipps, liegt vollkommen daneben. Was du im Blick auf diese Herausforderungen und den Schmerz, den Eltern erleben, wenn Kinder andere Wege gehen, lesen wirst, ist eine großartige Mischung: Zum einen kommen sowohl im Interview-Stil als auch im nacherzählenden Stil Eltern zu Wort, die das alles durchleben mussten. Es sind Eltern, die (größtenteils mit veränderten Namen logischerweise) transparent und ehrlich von ihrem Schmerz erzählen. Es sind Eltern, deren Kinder auf Abwege geraten sind, wie man das so landläufig bezeichnet. Genauer gesagt sind es Eltern, die selbst an Jesus glauben, und miterleben, wie ihre Kinder Wege gehen, die mit ihrem christlichen Glauben nicht vereinbar sind. Jeder, der selbst Kinder hat und ernsthaft Jesus nachfolgt, wird diesen Schmerz nachempfinden können.

Insofern ist “Wenn Kinder andere Wege gehen” ein Buch, das du eigentlich gar nicht lesen willst oder von dem du denkst “Hoffentlich betrifft mich das nicht” – denn: Der Schmerz, den die Eltern erleben, ist greifbar durch die Zeilen.

Andererseits empfehle ich allen Eltern, die treu am Glauben an Jesus Christus festhalten möchten auch dann, wenn die Biografie (ihrer Kinder) konträr zu ihren Glaubensüberzeugungen steht, dieses Buch zu lesen. Denn hier bekommst du keine platten Ratschläge, sondern Einsichten von Eltern und zwei wunderbar einfühlsam schreibenden Expertinnen, die wirklich weiterhelfen.

Biblische Klarheit und eine gute Jugendarbeit

Was mich persönlich (als Vater und Pfarrer) besonders beeindruckt hat, ist die theologische Klarheit. Und zwar sowohl seitens der Autorinnen als auch seitens der Statements von Jugendlichen, die “den Weg zurück gefunden” haben. So wird es im Buch an vielen Stellen beschrieben. dass das Aufweichen von geistlichen Überzeugungen keine Option ist. Exemplarisch hierfür steht die Geschichte von Niko, der ein ziemlicher Ausreißer war.

Niko ist sich bewusst, dass Eltern das Kind durch so ein standhaftes Verhalten “verlieren” können. Die Angst davor, die viele Eltern haben, ist verständlich. Aber wenn man klein beigibt “verliert” man das Kind auch – eben auf eine andere Art und Weise. Wichtig ist, dass das Kind weiß, warum die Eltern konsequent handeln, und dass es jederzeit zurückkommen kann. Fazit von Niko: “Die Werte aufzuweichen ist in einer Zeit wie heute keine Option.”Wenn Kinder andere Wege gehen, S.139f

Der leider oftmals anzutreffende Schaden “Biografie frisst Theologie” ist also keine Option und nichts weiter als ein Trugschluss. Wie gesagt: die Geschichte von Niko ist nur eine unter vielen, aber sie macht (wie die anderen Geschichten auch) die seelsorgerliche und ermutigende Dimension (auch wenn nicht jede erzählte Geschichte ein “Happy End” hat) dieses Buches deutlich. Sie zeigt sich im Appell an Eltern, auch in solchen schwierigen Phasen und herzzerreißenden Momenten den Glauben bzw. die Theologie nicht von der Biografie dekonstruieren zu lassen, sondern festzuhalten an Gottes ewig gültigen und aus seiner Liebe zu uns geborenen Wahrheiten, die unabhängig von unseren Gefühlen und Gedanken wahr sind und bleiben.

Höchst aufschlussreich und inspirierend ist auch das Kapitel 11 “Christliche Gemeinden und ihre Jugend”. Zugegeben: Überrascht hat es mich nicht, aber schwarz auf weiß noch einmal zu lesen, wie wichtig eine gute Jugendarbeit in einer christlichen Gemeinde ist, war sehr wertvoll. Eine solche gute Jugendarbeit zeichnet sich grundlegend dadurch aus, dass Jugendliche angenommen werden, wie sie sind – mit allen Fragen und Zweifeln. Des weiteren sind feste Bezugspersonen (S. 149) unerlässlich. Darüber hinaus schildern die Autorinnen fünf Faktoren, die für eine gute Jugendarbeit wichtig sind, durch welche Jugendliche ihre eigene Identität und ihren eigenen Glauben finden können.

Dass grundlegend eine biblische Verkündigung das Maß aller Dinge ist, überrascht nicht – ich erlebe es gerade im landeskirchlichen Kontext eben genau so, wie die beiden Autorinnen es ausdrücken:

Nicht ohne Grund sind die lebendigsten und bestbesuchten Jugendgruppen diejenigen, die am klarsten über Gott und die Menschen, Himmel und Gegenwelt, Sünde und Kreuz, Gebet, Buße und Heiligung reden. Dass Jugendliche davon abgeschreckt werden, ist ein Trugschluss. Sie haben eine natürliche Neugierde nach Wahrheit und müssen in dieser Suche gefördert und ermutigt werden, eingeladen zum Glauben, nicht mit Zwang hingepeitscht, auch nicht mit einer billigen Gnadenlehre abgespeist.Wenn Kinder andere Wege gehen, S.149f

Von Herzen dankbar bin ich den beiden Autorinnen und dem Verlag (denn in dieser Gemeinschaftsproduktion ist das Kapitel entstanden) über Kapitel 9: “Wenn Kinder Eltern haben, die im Rampenlicht stehen”. Unschwer zu erraten: es geht um Pastorenkinder. Mein Vater war Pfarrer, ich selbst bin Pfarrer und habe zwei Kinder. Es ist Gold wert und sollte von jedem Gemeindeglied gelesen werden, was in diesem Kapitel steht. Gewünscht hätte ich mir nur eines, was ich auch erst durch unser Coaching-Ehepaar Reto und Marlies Pelli von der Prisma in Rapperswil-Jona so gehört habe: “Deine Familie ist das erste Reich Gottes und deine Kinder die ersten Menschen, die du in Jüngerschaft begleitest.” Das Ganze jedoch nicht mit einem “du musst”-Ton sondern mit einem “Nimm dir dafür alle Zeit und Ressourcen, die du brauchst-Ton”.

Indirekt kommt das auch in diesem ohnehin schon starken Kapitel zum Ausdruck, aber es nochmals explizit zu hören, dass es nicht nur “ok” ist und nicht nur “gewollt” sondern einfach von Gott gesegnet, wenn Pastorenehepaare ihren Hauptfokus in Jüngerschaft auf ihre Kinder legen, ist eine große Ermutigung. Dennoch: Das Kapitel ist Gold wert, da Pastorenkinder und Pastorenfamilien unter ganz besonderen Herausforderungen und geistlichen Kämpfen zu leiden und diese zu bewältigen haben. Danke, Regula Lehmann, Nicola Vollkommer und dem Fontis-Verlag für diese starken Worte!

Fazit: Man kann es nicht nicht lesen!

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick prägte den Satz: “Man kann nicht nicht kommunizieren.” Diesen Satz möchte ich auf dieses Buch anwenden und sagen: “Man kann es nicht nicht lesen.” Es geht einfach nicht. Es muss gelesen werden von allen Eltern, denen es wichtig ist, dass ihre Kinder im christlichen Glauben heranwachsen.

Ich empfehle dieses Buch besonders allen Eltern, die sagen würden: “Ach, eigentlich läuft es bei uns trotz Preteen-Zeit und Pubertät doch eigentlich ganz gut.” Zum einen sollte man sich da nicht immer so sicher sein (habe ich erwähnt, dass ich selbst zwei Kinder habe?) und zum anderen ist es eine großartige Vorbereitung, wenn es dann doch mal “zum Knall” kommt.

Allen Eltern, die mit ihren (pubertierenden und auch noch älteren) Kindern schwierige Phasen durchlaufen, empfehle ich dieses Buch von Herzen – nicht als billigen Ratgeber, sondern als Ermutigung und Sorge für die eigene Seele. Denn ich schließe mich dem Schlusswort der beiden Autorinnen uneingeschränkt an: “Wenn Gott für jedes unserer Kinder Pläne voller Hoffnung und Zukunft schmiedet, weshalb sollten wir etwas anderes tun?”

📕 Seiten: 168

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 16,50 EUR


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