“Für wen haltet ihr mich?” fragt Jesus seine Jünger (Matthäus 16). Ja, gute Frage: Wer bist du, Jesus? Wer ist Jesus für mich?
Dieser Beitrag ist die leicht geänderte Form eines Mini-Impulses, den ich am 18. Februar 2020 im Pfarrkonvent hielt. Neben mir noch vier andere Kolleginnen und Kollegen gaben ein Statement, wer Jesus für sie ist. Am Ende dieses Impulses sollten wir zwei Thesen zur Christologie verfassen. Das kann nicht alles beinhalten – aber kommt von Herzen.
Du bist…
„Für wen haltet ihr mich?“ Diese Frage beantworte ich mit Petrus:
Ich halte Jesus für den im Alten Testament prophezeiten und verheißenen Messias, den Gesalbten, den Retter der Welt. Gott selbst. Seine Göttlichkeit ergibt sich für mich gerade darin, dass Jesus der in der Geschichte Gottes mit seinem Volk verheißene König, Retter, Heiland, Messias und Menschensohn ist.
Der, von dem schon Mose, Jesaja, Daniel, Sacharja und Maleachi sprachen. Jesus ist demnach kein Lückenbüßer für eine missglückte Bundesbeziehung zwischen Gott und Israel, sondern gerade als der präexistente, also von Ewigkeit zu Ewigkeit Seiende, die Erfüllung der göttlichen Liebesbewegung hin zu dem Menschen. Die gesamte Menschheits- und Heilsgeschichte des Gottes Israels findet ihre Zuspitzung in der Inkarnation Gottes in Jesus Christus.
Für mich ist die Geschichte Gottes mit seinem Volk, wie wir sie im Alten Testament überliefert haben, reales Geschehen und gleichzeitig ein “prophetisches Bilderbuch”, das Jesus schon im Alten Testament vor Augen malt.
Der aber – um mit Paulus zu sprechen – verteidigte seine Göttlichkeit nicht wie eine Beute, sondern kam auf diese Erde kam, um den Menschen zu dienen und stellvertretend für den Menschen am Kreuz zu sterben (Philipper 2). Sein Tod ist das Ende aller gescheiterten Versuche, durch rituelle, kultische oder religiöse Opfer Gott gefallen zu wollen.
Nicht, weil Gott ein Opfer benötigt, sondern weil ich es benötige, dass mich jemand vor Gott gerecht macht, erlöst und wiederherstellt. Ich selbst kann es nicht, ich brauche einen, der stärker ist als ich – und stärker als der Tod.
Das hat Jesus eindrücklich gezeigt, als er nicht nur am Kreuz starb, wie es in der Bibel schon hunderte Jahre vor seiner Geburt prophezeit wurde. Er bewies es vor allem auch dadurch, dass er den Tod besiegte und am dritten Tag wieder auferstand. Ja, das Grab war leer am Ostermorgen – sonst würde Jesu Tod keinen Sinn ergeben:
Wo Kirche diese christologischen Grundwahrheiten aufgibt, gibt sie sich selbst auf, weil der Herr ihrer Kirche nicht mehr der Herr der Kirche ist.
So viel zur Theologie und theologisch schlauen (oder weniger schlauen) Sätzen. Was bedeutet das für mein Leben und für die Verkündigung in Schule und Kirche?
Wer so etwas tut…
Wer so etwas tut, ist mein Herr. Dem kann ich mich nahen, weil er dem Tod ins Auge geblickt hat und nichts und niemand ihn erschüttern kann. Dann kann auch niemand sagen: “Ich bin ein hoffnungsloser Fall” – weil der Todbezwinger zugleich der Hoffnungsbringer ist.
Wer so etwas für mich tut – dem kann ich mit meinem Leben nur danken, ihn lieben, ihm alle Ehre geben und Menschen einladen, diesem Jesus mit Haut und Haaren zu vertrauen. Nichts weniger sollte Kirche wollen.
Wer so etwas für mich und die ganze Menschheit tut, der muss als Sohn Gottes, als Retter und Heiland verkündigt, erlebt und in aller Welt bezeugt werden. In Kirchen, Schulen und Gemeinden – mit aller Liebe, Kraft und großer Freude. Und genau das will ich tun!
Oder um es mit Matthias Claudius zu sagen:
Zwei Thesen zur Christologie
Deswegen meine Thesen zur Christologie:
These 1:
Wer den stellvertretenden Sühnetod Jesu leugnet, macht aus Jesus lediglich einen sich aufopfernden Menschen und beraubt ihn seiner Göttlichkeit und die Kirche ihrer geistlichen Kraft und eigentlichen Bestimmung.
These 2:
Christliche Verkündigung in Gemeinde und Schule wird nur dann ihre Kraft entfalten und zurückgewinnen, wenn sie die Gottheit Jesu und seine Stellvertretung am Kreuz in das Zentrum ihrer Christologie rückt.