“Bad news are good news”. Solange wir diesen Teufelskreislauf glauben und nicht durchbrechen, haben Bücher wie “Wunderwaffe Wertschätzung” absolute Top-Priorität auf allen Schreibtischen und Nachttischen.
Unsere Welt ist voll mit schlechten Nachrichten, Mobbing, Lügen und Worten, die keinem guttun. Inzwischen nicht nur gesprochen, sondern längst auch geschrieben – offline wie online. Wie gut ist es, da etwas an die Hand zu bekommen, das uns hilft, aus dieser Welt keine bessere, aber zumindest für einzelne Menschen eine schönere zu machen.
Ein Staffellauf der Wertschätzung
Stell dir vor, irgendein Mensch bringt einem anderen Menschen ein Stück Wertschätzung entgegen, der wiederum nicht anders kann, als auch Wertschätzung weiterzugeben. Und statt dass ein negativer Kreislauf entsteht, wird der Staffelstab der Wertschätzung weitergereicht. Von Mensch zu Mensch, von alt zu jung, von religiös zu unreligiös, von dick zu dünn von … Mensch zu Mensch.
Niedernolte skizziert auf den erste Seiten seines Buches genau diesen Fall und der Gedanke ist in der Tat inspirierend: Was wäre, wenn wir alle dem anderen Menschen mehr Wertschätzung entgegenbringen würden, als wir es schon tun? Ein Lächeln, eine Aufmerksamkeit, eine Geste, ein Blick, ein paar nette Worte, ein spendierter Kaffee, eine Einladung, eine nette Email oder eine WhatsApp, die aufbaut und ehrt. Wo ist das Problem? Klingt eigentlich gar nicht so schwierig. Eigentlich.
Niedernolte lässt in seinem Buch unterschiedliche Menschen zu Wort kommen, mit denen er über das Thema “Wertschätzung” spricht.
“Oh, ich bin es wohl nicht!”
Dabei geht Niedernolte auf die entwaffnend wundervolle Wirkung von Wertschätzung nicht nur für den ein, der sie empfängt, sondern auch für den, der sie gibt. In diesem Buch kommen unzählige Geschichten, Anekdoten, kleine Erinnerungen und Alltagssituationen zum Ausdruck, die zeigen: Eigentlich ist Wertschätzung ganz einfach.
Eigentlich.
Dass es nicht immer so einfach ist, wie es klingt – auch darauf geht Niedernolte in seinem Buch ein. Beispielsweise mit der Erzählung, wie er sich als TV-Moderator in der letzten Runde eines langen, ausgedehnten Casting-Verfahrens für eine TV-Show befand. Es vergingen Tage und Wochen ohne Rückmeldung, ob er den Job nun habe oder nicht – selbst auf Nachfrage kam keine Reaktion, bis er es dann eines Tages im Internet erfuhr: “Oh, ich bin es wohl nicht!”
Auch das gehört zur Wertschätzung. Ein Zweizeiler hätte gereicht. Und das hat nichts mit schlechtem Verlieren zu tun.
Ein langer Atem der Wertschätzung
Dass Wertschätzung zwar manchmal nur eine kleine Geste ist, aber als Lebensstil einen langen Atem benötigt, zeigen die Gesprächspartner, mit denen Niedernolte sich trifft.
Da ist das außergewöhnliche Model Pari Roehi, der Ex-Fußballprofi Marcell Jansen, der schon mit 21 Jahren ans Ende seiner Karriere dachte, das dann acht Jahre später eintraf und für jede Menge Kopfschütteln im Profi-Business sorgte.
Aber auch das Gespräch mit der Moderationskollegin Dunja Hayali zeigt: Wertschätzung ist ein Lebensstil, der sich manchmal in kleinen, kurzen, spontanen Dingen zeigt – aber nicht immer so ohne weiteres zu leben ist – ja, vielleicht sogar nicht ohne weiteres erlernbar ist.
Besonders faszinierend zu lesen war die Begegnung mit Michael Volkmer, Inhaber der Kreativagentur “Scholz & Volkmer“. Diese Agentur steht für ausgefallene, innovative Ideen, die sich vor allem der Wertschätzung und Nachhaltigkeit – oder altmodisch ausgedrückt: der Menschlichkeit – verschrieben hat. So entstammt beispielsweise die Aktion “Zeit statt Zeug” aus dem Ideenpool der Agentur “Scholz & Volkmer”. Dass mit dieser brillanten Idee aber auch Niederlagen und Rückschläge verbunden sind, kommt im Gespräch sehr deutlich rüber – leider. Man hätte sich gewünscht, das nicht lesen zu müssen.
Wertschätzung kann im Moment geschehen – sie als Lebensstil zu leben, ist aber ein langer Prozess. Bedeutet es doch, dass ich mich bewusst gegen gesellschaftliche Muster stelle und Wertschätzung lebe, wo andere mit Ignoranz oder Selbstverständlichkeit reagieren.
Inhaltlich und äußerlich top
“Wunderwaffe Wertschätzung” überzeugt mich auf vielen Ebenen.
Da ist zunächst die äußerliche Gestaltung. Die Begegnungen Niedernoltes mit seinen Gesprächspartnern wurden fotografisch festgehalten und dem Leser bieten sich wunderschöne Momentaufnahmen, die erahnen lassen, welche Tiefe die Gespräche hatten.
Immer wieder werden am Rand der Seiten einzelne Sätze hervorgehoben, die besonders ins Nachdenken führen oder den Inhalt der gelesenen Seiten zusammenfassen. Sehr hilfreich, um ein wenig “nachzuhängen” und darüber nachzudenken, was man gerade gelesen hat.
Denn: Es sind nicht nur die Begegnungen mit den Gesprächspartnern, die faszinierend sind. Nicht weniger inspirierend und lesesenwert sind die vielen Gedanken, die Niedernolte scheinbar “zwischendurch” über das Buch streut und so “Wunderwaffe Wertschätzung” zu einem Sammelsurium an Inspiration rund um das Thema Wertschätzung werden lässt. Seine vielen Begegnungen und Anekdoten, die er erzählt, lassen ihn glaubwürdig als einen Vorreiter in Sachen Wertschätzung erscheinen.
Deine Geschichte der Wertschätzung
Mich inspiriert dieses Buch ungemein dem zu folgen, was Niedernolte auf den letzten Seiten schreibt:
2. Passen Sie auf sich auf und seien Sie gut zu sich selbst. Wertschätzung fängt immer zuerst bei sich selbst an!
3. Ich bin mir sicher: Wenn wir anfangen, unsere Sicht auf die Gesellschaft und unseren Alltag wertschätzender zu gestalten, werden wir alle das große Glück dieser einfachen und doch so weitreichenden Lebenshaltung spüren und erleben.Wunderwaffe Wertschätzung, S. 190
In diesem Sinne: Fang doch gleich damit an, deine Geschichte der Wertschätzung zu schreiben oder fortzuführen. Ich glaube, wenn wir das auf die je unsere Weise tun, dann entsprechen wir dem Grundanliegen dieses Buches, das ich so unglaublich ehrlich, entwaffnend und mit der Wunderwaffe Wertschätzung bewaffnend finde.
Wir sollen keine kleinen Weltverbesserer werden – vielmehr können wir aber die Welt vieler Menschen ein bisschen schöner, bunter, lebensbejahender und glücklicher werden lassen. Tag für Tag.