„Kann Gott einen Stein erschaffen, den er selbst nicht hoch heben kann?“ Keine Sorge: Es geht im Podcast viel tiefer als um solch dümmliche Fragen.
Die Allmacht Gottes ist kein „nice to have“. Wenn wir Gott nicht allmächtig denken, können wir unseren Glauben einpacken. Warum? Das erfährst du in dieser Folge.
Du willst deine Fragen loswerden, die dann eventuell Gegenstand einer Podcast-Folge werden? Du willst Feedback loswerden oder persönlich etwas loswerden bzw. eine Frage stellen?
Seit es den Menschen gibt, treibt ihn die Frage nach dem Leid um. Wieso gibt es Leid? Wie gehe ich mit Leid um? Gibt es verschiedene Stärken von Leid? Wieso lässt Gott Leid überhaupt zu?
Ich habe in dieser Folge einen alten Bekannten zu Gast, den du schon kennst, wenn du meinem Podcast folgst: Dave Krohn vom „Apologetik Projekt“ besticht nicht nur mit seinem Humor, sondern vor allem mit der Tiefe in seinen Aussagen. Also hör‘ unbedingt rein. Jetzt gleich!
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Das klingt schon fast wie so ein schlechtes True Crime-Geständnis.
Natürlich habe ich nicht Facebook, sondern nur meinen Facebook-Account gelöscht. Aber das hat irgendwie keine coole Headline ergeben.
16 Jahre war ich Teil der Facebook-Community und habe mich nun dazu entschieden, meinen Account zu löschen. Nicht zu deaktivieren, nicht zu pausieren – nein, komplett zu löschen.
Warum ich das getan habe und warum ich darüber einen Blogbeitrag schreibe – darum geht’s jetzt. Lies weiter! (Meine Güte, das ist ja voll der Clickbait-Modus hier).
Zu viel vom Falschen
Was ich in den letzten Monaten und Jahren immer mehr gemerkt habe: Sachliche Diskussionen sind die absolute Seltenheit auf Facebook. Sarkasmus, Zynismus und Unsachlichkeit mit ganz vielen „ad hominem“-Argumenten (also Scheinargumente, die sich gegen die Person richten, aber nicht an der Sache sich orientieren) machen eine vernünftige Diskussion schlichtweg unmöglich.
Was sich in der Gesellschaft abzeichnet, bildet sich natürlich auch online ab: Es gibt nur noch „schwarz/weiß“ – aber kaum mehr Zwischentöne oder Grautöne. Die Fronten sind bei manchen Menschen so verhärtet, dass eine menschlich-sachliche Diskussion oder Gespräch einfach nicht möglich sind. „Meinungsfreiheit ja – solange es meine Meinung ist“ – so könnte man viele Scheindiskussionen betiteln.
Immer wieder habe ich das Angebot gemacht, dass ich mit meinen „Gesprächspartnern“ auch in ein ganz persönliches Gespräch gerne treten würde – und wenn’s an der Entfernung scheitert, dann halt per Videocall. Ist ja heutzutage auch nichts Verrücktes mehr. Aber – was soll ich sagen? Entweder wurde „nach reiflicher Überlegung“ abgelehnt oder Konversationen verliefen im Sand – in der Jugendsprache: Ich wurde geghostet.
Ehrliche Auseinandersetzung, ein ehrliches Ringen um die Wahrheit, ein Anhören der Argumente des anderen – ach wäre das schön. Findet aber kaum mehr statt.
Zudem habe ich gemerkt, dass ich zu viel Herzblut und manchmal auch zu viel Zeit in diesen „Diskussionen“ verbrachte. Und das Bittere ist ja, da bin ich sehr ehrlich: Gebracht haben sie meistens nichts. Zumindest nicht bei meinem Gegenüber gemessen an dessen Reaktionen – ich selbst habe mich immer wieder hinterfragt und andere Argumente (wenn sie denn sachlich waren) mir zu Herzen genommen.
Ich mach dir ein halbwegs konkretes Beispiel: In den letzten Monaten habe ich mich stark dafür eingesetzt, dass Menschen ihr Urteil über den Israel-Gaza-Krieg nicht nur aus den Öffentlich-Rechtlichen Medien beziehen, da diese wirklich nicht objektiv berichten. Ich habe oftmals mit einer Eselsgeduld immer und immer wieder versucht, mit Fakten (die es ja gibt, man muss sie nur sehen und darüber berichten) darzulegen, was ist (und nicht: was sein soll, was sein könnte, was schön wäre, wenn es wäre usw.) Wenn dann aber sogar hoch gebildete (bis hin zu Professoren) Personen abstreiten, dass diese Fakten wahr sein könnten, weil sie nämlich nicht aus einer von ihnen selbst autorisierten und für wahrhaftig empfundenen Quelle kommen (kein Scherz!) – was willst du dann noch machen?
Wenn dann auch noch viele, die gerade in der Zeit der Corona-Pandemie zurecht so sehr darauf pochten, ja keinen Verschwörungstheorien aufzusitzen, aber im Blick auf Israel scheinbar alles glauben, was so durch die Medien geistert – da habe ich mich dann schon gefragt, in welchem Film ich eigentlich bin. Wenn ich schon (was ja richtig ist!) gesunde und hohe Maßstäbe an Journalismus und Berichterstattung habe, dann muss das immer gelten – und eben nicht nur dann, wenn es meiner Meinung entspricht – oder frei nach dem Motto: Was nicht sein darf, kann auch nicht sein!
Kurzum: Es war ein Kampf gegen Windmühlen.
Was also sollte ich noch dort?
Zu wenig vom Echten
So hat es sich angefühlt.
Zu wenig vom echten Leben, von echtem Austausch, von echtem Interesse, von echter Suche und echtem Ringen nach Antworten. Also habe ich in den letzten Wochen immer wieder den Gedanken gehabt, meinen Account auf Facebook zu löschen und die neue Freiheit zu genießen.
Zudem merkte ich: Ich bin manchen Impulsen nachgegangen (in der Form, dass ich dann eben doch die ein oder andere Diskussion geführt habe, die ich eigentlich gar nicht führen wollte, da von vornherein wenig Aussicht auf Sachlichkeit bestand) aber nicht meiner Berufung. Und das traf mich dann doch stärker, als ich dachte und ich fragte mich:
David, was willst du tun? Einfach irgendwelchen Impulsen nachgehen oder deine Bestimmung leben? Willst du wirklich weiterhin so viel Zeit und Ressourcen verschwenden (leider muss ich es so drastisch sagen) – anstatt das echte Leben zu leben?
Ja, ich weiß, dass ich viele Menschen erreicht habe. Einige haben mir das auch geschrieben, wie schade sie es finden, dass ich nun von Facebook gehe. Ja, ich habe auch einen Unterschied gemacht und ja, ich bin generell so getaktet, dass ich mich nicht scheue, meine Meinung zu sagen – auch wenn sie manchen nicht passt.
Als ich meiner Frau davon erzählte, war sie natürlich begeistert – meinte aber sinngemäß: „Wirst du auf dein Alter hin noch weise?“ Danke auch. Aber ja – vielleicht!? Wer weiß!? Vielleicht werde ich das ja noch.
Und doch will ich Facebook nicht per se schlecht machen und es muss auch niemand ein schlechtes Gefühl haben, auf Facebook Diskussionen zu führen. Wenn du denkst, dass es das ist, was du mit deiner Zeit und deinen dir von Gott geschenkten Ressourcen tun sollst, dann tu es! Unbedingt!
Aber wenn nicht – dann….ja was dann?
Warum schreibe ich das überhaupt?
Weil ich dich zum Nachdenken anregen möchte.
Gibt es bei dir auch Dinge, von denen du eigentlich weißt, dass sie nicht gut sind?
Gewohnheiten, die „zu wenig vom Echten“ bieten? Das muss gar nicht digital sein – das geht auch im Analogen.
Lebst du manchmal auch zu sehr irgendwelche Impulse und nicht deine Berufung?
Ich habe immer gesagt, dass ich ein Leben lang Lernender bleiben möchte. Und wenn ich Dinge erkenne, die mir nicht gut tun, dann will ich den Mut haben, sie zu lassen.
Unser Coaching-Ehepaar hat uns schon mega viel Gutes mit auf den Weg gegeben. Eine Aussage passt hier ganz gut. Es ging ein bisschen darum, wie man – im Gemeindekontext – erkennt, was dran ist und was nicht; wann’s zu viel ist und wann es passt.
Und diese Aussage lautet: „Nicht jede Not ist auch ein Auftrag!“
Das hatte gesessen, denn als Christ hat man manchmal ja auch so das Helfersyndrom. Wenn man dann – so wie ich – gerne auch noch Dinge bewegt und mit dem Status Quo eigentlich nie zufrieden ist, muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann mal denkt: „Könnte es vielleicht sein, dass ich zu viel mache?“ (Antwort: Ja!)
Und genau diese Aussage gebe ich dir auch mal mit: „Nicht jede Not ist ein Auftrag (für dich)!“ Wo reagierst du eher auf Impulse oder lebst reflexhaft anstatt dass du agierst – und zwar in deiner Berufung?
Denk mal darüber nach!
…und wenn du dich bei Facebook abmelden möchtest, dann tu’s. Aber eigentlich geht’s gar nicht um Facebook, sondern darum, das zu leben, was Gott (und nicht du selbst) dir auf’s Herz legt – denn das ist niemals ein Kampf gegen Windmühlen.
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.
Fünf Jahre ist es her, da hat eine Pandemie die ganze Welt in Atem gehalten. Begann alles noch recht harmlos, gab es schon bald restriktive Eingriffe in die Grundrechte der Menschen – und die Kirche war mittendrin dabei. Mal aktiv, mal passiv.
Ist eigentlich alles aufgearbeitet und können wir einfach so weitermachen? Oder sind Dinge eher unter den Teppich gekehrt worden in der Hoffnung, dass niemand mehr das Fass aufmacht?
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Wie viele Finger kann man eigentlich in eine Wunde legen?
Wie sehr kann man den Nagel auf den Kopf treffen?
Wie viel unbequeme Wahrheit passt zwischen zwei Buchdeckel?
Willkommen in der Welt von „Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“. Ein Buch mit Vorgeschichte, die nicht unerwähnt bleiben darf.
Depublikation der Erst-Version
Im Jahr 2023 wurde das Buch unter dem Titel „Angst, Politik, Zivilcourage. Rückschau auf die Corona-Krise“ in der Evangelischen Verlagsanstalt (EVA) publiziert und nur wenige Monate danach wieder depubliziert, also vom Markt genommen. In der Geschichte der EVA ein einmaliger Vorgang. Grund dafür war ein Beitrag von Heimo Schwilk, der „demokratiefeindliche und antisemitische“ Narrative bedient haben solle laut Deutschlandfunk. Verifizieren konnte ich diesen Vorwurf nicht, da dieser Beitrag sich in der komplett überarbeiteten Fassung des vorliegenden „neuen“ Buches nicht mehr wiederfindet.
Insofern erachte ich es durchaus als ein mutiges Vorgehen des R.Brockhaus-Verlages, dem überarbeiteten Buch eine zweite Chance zu geben. Und ich nehme es vorweg: Das war die richtige Entscheidung. Die Beiträge in „Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“ sind in unterschiedlicher Intensität sicherlich nicht das, was man als „journalistischen Mainstream“ zur Corona-Zeit benennen könnte.
Und natürlich sind in solch einem Sammelband verschiedener Beiträge nicht alle von gleicher Qualität und hier und da blitzt an manchen Stellen für mich zu viel Polemik durch. Aber – und das ist sicherlich auch subjektiv – der mit Abstand größte Teil des Buches ist sachlich und der Aufarbeitung der Corona-Zeit dienlich.
Unterschiedliche Perspektiven zur Corona-Aufarbeitung
Zu Wort kommen verschiedene Autoren, die aus verschiedenen Perspektiven die „Corona-Zeit“ beleuchten. Dies geschieht aus medizinischer, psychologischer, soziologischer und geistlich-theologischer Sicht. Zu den Autoren gehören unter anderem mit Christiane Lieberknecht, Kristina Schröder (ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Merkel II) und Alexander Kissler (NZZ, Nius) Personen, die dem (gesellschafts-)politisch konservativen Lager angehören.
Im ersten Teil des Buches spielt Angst eine sehr zentrale Rolle. Unbestreitbar ist, dass viele Entscheidungen von Politikern aber auch viele Handlungen des „ganz normalen Bürgers“ in dieser Zeit von großer Angst und Unsicherheit getrieben waren.
So schreibt Sebastian Kleinschmidt bezeichnenderweise:
Angst lehrt beten. Auch diejenigen, die noch nie gebetet haben. Und nicht nur das. Beten ist auch ein wirksames Mittel gegen sie. Die Angst drückt von außen nach innen, das Gebet löst von innen nach außen.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.37
Im Verlauf des Buches und in verschiedenen Beiträgen wird die Rolle des Staates und der Medien unter dem Aspekt der Auswirkungen ihrer Handlungen auf die Bevölkerung genauer bewertet. Es mag nicht jedem passen, aber ich finde es vollkommen zutreffend, was André Kruschke schreibt:
In der Corona-Politik verstärkte sich der bereits vorher deutlich wahrnehmbare Trend, wonach sich Medien nicht mehr in der Rolle sahen, die Regierenden, sondern die Regierten zu kontrollieren – ein Verhalten, das seitdem bei vielen anderen Themen Anwendung findet.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.66
Wie konnten wir Menschen solche Dinge antun? Was war das für ein unbarmherziger Rigorismus, der sich plötzlich in unserem Land breitmachte? Warum standen nur so wenige auf und sagten laut und vernehmlich: „Stopp! Das darf man nicht, völlig egal, ob es einen epidemiologischen Nutzen bringt oder nicht. Weil es den Wesensgehalt von Grundrechten, wahrscheinlich sogar die Würde des Menschen verletzt und weil der Zweck niemals die Mittel heiligt!“?Angst, Glaube, Zivilcourage, S.106
Des weiteren betrachtet sie als ehemalige „Familienministerin“ natürlich auch die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen im Blick auf Kinder und Jugendliche und kommt zu dem Schluss:
Kinder und Jugendliche wurden in Deutschland in der Pandemie benutzt. In der Hoffnung, dass andere Teile der Gesellschaft davon einen Nutzen haben, wurden ihnen drastische Dinge angetan. Und da das Virus für sie weitgehend ungefährlich war, hatten sie praktisch keinen Nutzen von den Maßnahmen, aber beträchtlichen Schaden.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.108
Das sind starke Worte. Das ist eine treffende Analyse der Umstände und Zustände in einer der wohl herausforderndsten Zeiten unserer Zivilgesellschaft.
Und die Kirche?
Die Frage nach der Bewertung kirchlichen Handelns ist für mich als Pfarrer der evangelischen Kirche natürlich von besonders großem Interesse gewesen bei der Lektüre des Buches. Im Zeichen des kritischen Gesamt-Duktus des Buches kommt die Kirche (leider) auch nicht besonders gut weg, wobei ich die Vorwürfe und kirchenkritischen Anmerkungen sehr gut nachvollziehen kann.
Prof. Dr. theol. Dorothea Wendebourg schreibt schonungslos:
Haben die Kirchen vielleicht deshalb nicht um Gottesdienst und Seelsorge gekämpft, weil sie ihrer eigenen Arznei nicht mehr viel zutrauen? Das wäre freilich ein Defizit, das weit schwerer wöge als mangelnde Relevanz für ein gesellschaftliches System. Es wäre die Irrelevanz in sich selbst.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.265
Als Frage formuliert kommt hier dennoch ein starker Vorwurf an die Kirchen(leitungen) zum Vorschein hinsichtlich ihres Kernauftrages, nämlich christlicher Gemeinschaft in Form von Seelsorge und Gottesdienst auch dann eine Gestalt zu verleihen, wenn es die äußeren Umstände erschweren. Er trifft einen wunden Punkt, denn viele Pfarrerinnen und Pfarrer (ich nehme mich hier nicht aus, wenn ich mein eigenes Handeln in der Corona-Zeit selbstkritisch hinterfrage) haben leichtfertig nachgegeben, als keinen Gottesdienste gefeiert werden durften.
In seinem ausführlichen Beitrag „Angst, Glaube, Zivilcourage. Was kennzeichnet die messianische Berufung der Kirchen in Panik und Pandemie?“ beleuchtet Pfarrer Dr. Wichard von Heyden unter anderem das kirchlichen Auftreten in der Öffentlichkeit und konstatiert:
Die Spaltung der Gesellschaft in Freund und Feind hätte die Kirche nie hinnehmen dürfen. Nie hätte sie Angst und Panik als Movens der öffentlichen Kommunikation dulden dürfen. Nie hätte die Kirche den autoritären Anspruch von Politikern und vorgeschickten Wissenschaftlern akzeptieren dürfen, alle Regeln und alles „Normal“ neu zu definieren und dabei Menschen “mit und ohne Corona“ im Stich zu lassen. Die außerordentliche Dramatik ist nicht wegzuwischen: Eine ganze Bevölkerung wurde traumatisiert.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.272
Aber er schaut nicht nur zurück und lamentiert über das seiner Meinung nach Versagen der Kirche, sondern hält einen Ausblick und stellt meiner Meinung nach auch eine vollkommen richtige Forderung an Kirchenleitungen:
Wenn wir als Kirche wieder Vertrauensanker werden möchten, müssen wir unser eigenes Versagen aufklären: Es geht dabei auch um Umkehr und die Bitte um Entschuldigung. Wir müssen offen miteinander reden, wieder auf diejenigen zugehen, die wir beispielsweise mit 2G aus der Gemeinschaft von Wort und Sakrament hinausgetrieben haben.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.277
Im Blick auf Kirche ist der Ruf nach einer Aufarbeitung der Geschehnisse in der Corona-Zeit auch deswegen wichtig, weil wir viel Vertrauen verspielt haben und dieses nur zurückgewinnen können, wenn wir offen und ehrlich uns dem eigenen Fehlverhalten stellen, Entschuldigungen aussprechen und aus diesem Verhalten lernen. Denn: Fehler macht jeder. Das ist nicht die Frage. Diese ist aber: Lernen wir aus diesen Fehlern und machen es zukünftig besser?
Fazit
„Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise“ ist kein neutrales Buch, das alle Für und Wider abwägt. Es geht in eine deutliche Richtung – und das ist gut so. Denn auf diese Weise trägt das Buch einen wichtigen Anteil an einem Diskurs, der längst überfällig ist – oder wie Alexander Kissler es zu Beginn des Buches formuliert:
Angst macht unfrei, die Wahrheit macht frei. Sie lässt sich an erprobter Stelle finden und anwenden: im rückhaltlos offenen Streit.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.25
Genau dieser offene Streit scheint unserer Gesellschaft abhanden gekommen zu sein in Zeiten von Cancel-Culture und Kontaktschuld. Wer nicht einem medialen Mainstream das Wort redet, wird schnell abgetan als Spalter und Schwurbler. Zudem scheint weniger wichtig, was gesagt wird als viel mehr, von wem es gesagt wird. Das ist demokratifeindlich und am Ende auch glaubensfeindlich, weil es in Unfreiheit und Gefangenschaft führt.
Frauke Rostalski bringt es auf den Punkt, wenn sie schreibt:
Wir leben heute in den Gräben der Pandemie. Viele fühlen sich nach wie vor ungerecht behandelt und befürchten, dass es ihnen künftig ähnlich ergehen könnte. Der öffentliche Diskurs ist im Mark erschüttert. Anstatt im Gespräch ins Miteinander zu finden, werden mehr und mehr Mauern gebaut, hinter denen sich bloß noch jene unterhalten, die ohnehin ein und derselben Meinung sind. Dies hat Folgen für andere wichtige Debatten, die in unserer Gesellschaft geführt werden sollten. Die Verschlechterung von Diskursen setzt sich ungehindert fort, selbst da, wo es gar nicht mehr um die Pandemie geht – als hätte die Gesellschaft die gemeinsame Sprache verlernt.Angst, Glaube, Zivilcourage, S.208
In diesem Sinne ist das vorliegende Buch ein wichtiger und wertvoller Beitrag für einen offenen Diskurs, weil er eben gerade Dinge anspricht, die manchen nicht gefallen werden. Aber es bringt nichts, die Dinge „hinterm Berg zu halten“, wenn man doch genau weiß, dass Fehler geschehen sind.
Wer lieber in seiner Echokammer und Bubble bleiben möchte und keine andere Meinung zulassen will, sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn es könnte sein Denken verändern. Wer bereit ist für einen offenen Diskurs und wer Interesse daran hat, dass unsere Gesellschaft wieder ein Gemeinwesen wird, in dem man offen und ehrlich seine Meinung sagen darf und dem Gegenüber das Gleiche zugesteht, um dann in einen leidenschaftlichen Diskurs (oder eben „Streit“, wie Kissler es nennt) zu treten, dem empfehle ich dieses Buch sehr.
Dr. Thomas A. Seidel, Dr. Sebastian Kleinschmidt (Hrsg.): Angst, Glaube, Zivilcourage. Folgerungen aus der Corona-Krise
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Es war eine bewusste Entscheidung: Ich äußere mich (erst einmal) nicht zum Tod von Charlie Kirk. Denn es war klar: Was du sagst, kann nur falsch verstanden werden – egal von wem. Also – warum in ein Wespennest treten, wenn es auch anderweitig genug Fettnäpfchen gibt, immerhin habe ich genug Trolle um mich herum, wenn ich etwas zu Israel schreibe.
Was ich dann in den letzten Tagen im Netz so alles lesen musste, hat mich oftmals wirklich nur mit allergrößter Disziplin und Kraftanstrengung still bleiben lassen. Manchmal hätte ich mir so einen „Funpunch Rage Bag“ gewünscht (wenn du nicht weißt, was das ist, schau mal hier nach).
Am 10. September wurde Charlie Kirk ermordet.
Lies mal diesen Satz und stell dir vor, du wüsstest nicht, wer Charlie Kirk ist. Dann denkst du Dinge wie „Tragisch!“ oder „Schlimm!“ oder „Der Arme!“ oder „Wie alt war er wohl?“ oder „Wer ist der Täter?“ oder „Warum?“. Das wären ganz normale Reaktionen.
Nun ist es aber so, dass in den deutschsprachigen Medien nicht einfach nur zu lesen war, dass ein Mann ermordet wurde.
Und dann sind da noch die Beiträge und Posts in den sozialen Medien sowie Videos auf YouTube, wobei ich mir sehr sicher bin, dass die meisten Erzeuger dieser teilweise an Lügenbeiträgen grenzenden Erzeugnisse sich nicht die Mühe gemacht haben, sich wirklich mit Charlie Kirk auseinanderzusetzen und seine Videos anzuschauen. Vielmehr wird einfach nur weiter tradiert und unreflektiert übernommen, was manche Medien schon berichten. „Wird schon stimmen“ – und zack. Geteilt. Gepostet. Gehated.
Mein heiliger Zorn erklomm himmlische Gipfel, als ich das dann auch von christlichen Theologen, Leitern und Pastoren zu lesen bekam: Einfach nur wiedergeben, was andere von sich geben und sich dann progressiv nennen. Reaktionär und einfallslos – das wäre noch die euphemistischste Bezeichnung für solche Beiträge.
Genauso schlecht wurde mir aber auch dann, als ich aus der stramm-frommen Ecke zu lesen, hören und sehen bekam, welch großer Märtyrer Charlie Kirk nun sei (das wäre ja noch ok), dass durch ihn die Erweckung ausbreche (und ich dummer Landpfarrer dachte immer, dass das eine Sache des Heiligen Geistes und nicht eines 31jährigen US-Amerikaners wäre) und von manchem sogar messiasähnlich dargestellt wurde (was dann ja schon Götzendienst ist, aber man ist bei der Auswahl der Gebote, an die man sich halten mag, einfach selektiv).
Und natürlich nehme ich vielen theologisch links-woken-progressiven Influencern ihre Trauer um Charlie Kirk nicht ab. Denn meistens bezogen sich ca. 5-10% der Beiträge (sei es in Textform oder in mal mehr oder weniger schönen Grafiken) auf seine Ermordung und die Konstatierung, dass eine Ermordung immer schlimm sei (das sind ja wirklich schon bahnbrechende Erkenntnisse), um dann in den restlichen 90-95% des Beitrages darzustellen, warum auf Kirk die oben genannten negativen Beschreibungen doch zuträfen, was nun gefährlich werden könne in den USA und wieso konservativ gleich rechts gleich radikal gleich schlimm sei.
Es ist vollkommen legitim und für eine Gesellschaft nur absolut gut und wichtig, dass es unterschiedliche Meinungen gibt, dass diese auch geäußert werden und dass darüber diskutiert wird.
Aber wieso muss man dafür einen ermordeten Menschen instrumentalisieren? Auch noch einen, der genau dafür ermordet wurde, dass er sich der öffentlichen Debatte stellte? Wieso werden die Gräben jetzt eigentlich noch tiefer, zumindest in meiner kleinen, bescheidenen Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit?
Wieso nicht einfach miteinander diskutieren? Und zwar diejenigen, die unterschiedliche Meinungen haben? Denn das Irriwtzige der sozialen Medien ist auch im Blick auf die Instrumentalisierung von Charlie Kirks Tod geschehen: Jeder hat eine Menge Likes und wohlwollender Kommentare bekommen – von seiner Bubble.
Also die theologisch progressiv-liberal Denkenden haben von den theologisch progressiv-liberal Denkenden Likes bekommen und die theologisch konservativ Denkenden haben von den theologisch konservativ Denkenden Likes bekommen. Wow! Das ist….das ist…nichts wert.
Wie sagte Jesus:
Wenn ihr nur die liebt, die euch auch lieben, was ist daran Besonderes? Das tun sogar die bestechlichen Steuereintreiber. Wenn ihr nur zu euren Freunden freundlich seid, wodurch unterscheidet ihr euch dann von den anderen Menschen? Das tun sogar die, die Gott nicht kennen.Matthäus 5,46-47
Also machen wir es doch mal konkret und praktisch: Wenn das hier jemand von den theologisch progressiv-liberal Denkenden liest, lade ich dich ein, dass wir uns in meinem Podcast „Einfach glauben“ (gibt’s überall: zum Beispiel bei Spotify, Apple Podcasts oder hier auf dem Blog) in einer Folge darüber unterhalten, ob Charlie Kirk nun ein gefährlicher Mensch war oder auch darüber, wie gefährlich die radikale Linke ist oder über die Entwicklung der Rezepte für Speiseeis im Alten Testament. Ein mögliches Thema wäre auch die Linksradikalisierung unser Öffentlich-Rechtlichen Medien oder die einseitige Darstellung Israels. Oder einfach die Frage, wieso ausgerechnet Kürbis im Alten Testament als „Gift“ bezeichnet wird. Ich bin da noch nicht festgelegt, wie das Gesprächsthema genau lauten soll.
Aber bei einem bin ich mir sicher: Ich möchte reden. Ohne Skript. Ergebnisoffen. Einfach reden.
Denn ich glaube, dass das ein Vermächtnis von Charlie Kirk ist:
Redet miteinander, nicht übereinander!
Das hat er uns auch heute noch zu sagen.
„Prove me wrong!“ war das Motto von Charlie Kirk bei seinen öffentlich ausgetragenen Debatten. Also so viel wie „Fordere mich heraus!“ oder „Beweise mir das Gegenteil!“
Dieses Format hat er übrigens immer und immer wieder verwendet, um zu seinem christlichen Glauben zu stehen, um die Glaubwürdigkeit der Bibel und die Zuverlässigkeit des Glaubens an Jesus und die damit verbundene Hoffnung auf das ewige Leben zu bezeugen und um seine Zuhörerschaft aufzufordern, an Jesus Christus zu glauben. Dafür bin ich ihm unglaublich dankbar.
Das ist übrigens die Hauptsache für Christen: Dass die Hauptsache, die Hauptsache bleibt. Und das ist immer nur Jesus. Keine anderen Randthemen. Gleichzeitig müssen wir uns daran gewöhnen, dass Apologetik, also die „Verteidigung des christlichen Glaubens“, immer wichtiger werden wird, da immer mehr Angriffe kommen werden. Und auch deswegen ist es doch so, so, so wichtig, dass man miteinander redet, anstatt sich gegenseitig zu verdammen.
Ich will hier gar nicht einsteigen in eine Diskussion, welche Aussagen von Charlie Kirk nun gut, schlecht oder desaströs werden. Ich will nur noch einmal Jesus zitieren und sagen: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!“ (Johannes 8,7)
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
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Ich kann dieses Jammern des „postchristlichen Zeitalters“, in dem wir angeblich leben, nicht mehr hören. Denn weißt du warum? Nach dem Traditionsabbruch ist vor der Erweckung!
Ich weigere mich von einem dunklen Zeitalter einer atheistischen Zukunft in Deutschland zu sprechen, weil mir schlicht und einfach der Glaube dafür fehlt. Nein, wir gehen nicht auf ein „schwieriges Zeitalter“ oder eine „schwierige Zukunft“ zu, was die Kirche betrifft. Zumindest nicht, wenn wir „Kirche“ hier jetzt einfach mal biblisch verstehen und nicht als Institution.
Ich glaube, dass wir vor einer Erweckung stehen bzw. wenn wir genau hinschauen, sind wir schon mittendrin. Damit meine ich, dass ganz viele Herzen „erweckt“ werden für Jesus, sprich: Menschen folgen Jesus nach. Menschen interessieren sich für Jesus. Menschen wollen mehr wissen über Jesus. Menschen leben mutig für Jesus. Menschen bilden christliche Gemeinschaft, die stark wie selten zuvor ist.
Das alles erlebe ich – unter der jungen Generation, der so genannten „Gen Z“. Also denen, die eine 1 bzw. eine 2 vorne stehen haben, also ungefähr halb so alt sind wie ich (ich werde im Sommer 47) und jünger.
Fast 18.000 Jugendliche und Erwachsene haben sich dieses Jahr an Ostern taufen lassen. Nun kann ich natürlich genauso wenig wie du in das Herz der Menschen schauen. Aber wir reden hier von fast 18.000 Taufen von Menschen, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben. Achtzehntausend! Ich habe keine Zahlen für Deutschland vorliegen, aber ich bezweifle, dass wir an Ostern so viele Taufen in Deutschland hatten – geschweige denn Taufen von Menschen, die das aus Überzeugung taten.
Aus England gibt es ebenso erfreuliche Zahlen. Zu Beginn diesen Jahres ist die Studie „The Quiet Revival“ (Die stille Erweckung) erschienen. Nachlesen und herunterladen kannst du diese Studie hier: www.biblesociety.org.uk/research/quiet-revival
Diese Studie hat zum Beispiel untersucht, wie sich der Gottesdienstbesuch oder die Relevanz der Bibel unter der Gen Z von 2018 zu 2024 entwickelt hat.
Da Bilder bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, möchte ich dir eine Grafik aus dieser Studie zeigen, die du unter dem oben angegebenen Link findest:
Lass dir das mal auf der Zunge zergehen: Besuchten im Jahr 2018 Personen der Altersgruppe 18-34 nur 4% regelmäßig einen Sonntagsgottesdienst (besondere Gottesdienste wie Hochzeiten oder Taufen wurden nicht einmal mitgezählt), waren es im Jahr 2024 bei den 18-24jährigen 16% und bei den 25-34jährigen 13%. Das ist eine Vervierfachung bzw. mehr als eine Verdreifachung.
Wie steht’s um die Gen Z in Deutschland?
Meiner Meinung nach stehen wir an einer Schwelle. Entweder überschreite wir diese und es wird zu ähnlichen Entwicklungen wie in England und Frankreich kommen (wobei ich Anzeichen dafür schon jetzt sehe) – oder wir versäumen es kolossal. Entscheidend dafür wird nicht einmal sein, wie sich die Gen Z verhält, sondern wie sich die Menschen in der Gemeinde verhalten, die (schon lange) das Gen Z-Alter überschritten haben.
Warum dem so ist, will ich dir mit zwei Extremen aus der Gen Z deutlich machen, die einfach Status Quo sind – und wofür es unbedingt die Menschen braucht, die schon ein paar Jährchen älter sind.
Auf der einen Seite nehme ich in der jetzigen Gen Z einen großen Glaubensmut wahr. Ich staune darüber (und bin mega dankbar dafür), wie kühn, mutig und entschlossen viele ihren Glauben bekennen – vor allem in den sozialen Netzwerken. Das führt ja inzwischen so weit, dass es fast wöchentlich ein neues YouTube-Video gibt, das vor dem „Jesus Glow“ warnt, vor Freikirchen oder vor jungen Christen, die „stockkonservative Werte“ leben. Die meisten dieser Videos sind so schlecht recherchiert, dass es sich nicht lohnt, sie hier zu verlinken.
Wichtig sind aber nicht diese komischen Videos, sondern die Tatsache, dass diese Videos wie Pilze aus dem Boden sprießen – warum? Weil von selbsternannten Möchtegerninfluencern bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Medien erkannt haben, dass es eine junge Generation (Gen Z) gibt, die radikal, fröhlich und mutig ihren Glauben an Jesus lebt.
Jugendliche der Gen Z
lesen (fast) täglich die Bibel, weil sie Gottes Wort ist.
halten fest an den Glaubensüberlieferung des historischenChristentums und wollen kein weichgespültes Christsein.
besuchen sonntags einen Gottesdienst und lieben die Gemeinschaft mit anderen Christen.
beten (fast) jeden Tag, weil ihnen die Beziehung zu Gott so wichtig ist.
begegnen Jesus in ehrlichem und authentischem Worship.
wollen Jüngerschaft praktisch und nicht nur in der Theorie leben.
bekennen nicht nur auf social media, sondern auch im Alltag und offline ihrenGlauben (oftmals durch Kleidung, die sie bedenkenlos tragen und ihre ganze Umwelt dadurch auf Jesus aufmerksam machen).
Sicherlich gibt es noch viel mehr, aber das alles sind für mich großartige Anzeichen dafür, dass die Gen Z sehr ansprechbar ist, um im Glauben an Jesus zu wachsen.
Auf der anderen Seite ist die Gen Z manchesmal so bodenlos lost. Sicher: Einige von ihnen sind in der Pubertät und das ist ohnehin so ein leicht schwieriges Alter (bis hin zur puren Verzweiflung). Gleichzeitig aber leben sie in einer Welt, die ihnen so viele Optionen ermöglicht, dass sie scheinbar wie das Kaninchen vor der Schlange gelähmt vor all den offenen Türen stehen – und durch keine einzige hindurchgehen.
Den jungen Menschen der Gen Z stehen so viele Wege und Türen offen, wie wahrscheinlich keiner vergleichbar jungen Generation vor ihnen – und dennoch sind sie gerade was mentale Stärke und Orientierung betrifft oftmals komplett verloren. Weil ihnen vorgegaukelt wird, sie könnten sich alles zurechtlegen und aussuchen (von der Speicherkapazität ihres Smartphones bis zum eigenen Geschlecht), sind auch sämtliche anderen Optionen, die sie im Blick auf Schule, Ausbildung und Beruf haben nicht weniger verwirrend.
Aus den unzähligen Möglichkeiten wählen sie oftmals nichts aus, weil ihnen die Kompetenz, Entscheidungen zu treffen, oftmals abgenommen wurde in einem all zu sehr behüteten Elternhaus und einer Pädagogik in Kindergarten und Schule, die schon so sehr auf das Setzen von Grenzen verzichtete, dass die Orientierungslosigkeit anerzogen scheint.
Mit der Folge, dass nicht wenige Jugendliche starke mentale Probleme haben und die Corona-Zeit dies alles nur noch verstärkte.
Was die Gen Z jetzt benötigt
…sind Menschen, die sich ihrer annehmen und diese beiden Extreme nicht nur irgendwie auffangen, sondern mit der Gen Z Wege gehen, um sie zwischen diesen beiden Extremen einzufangen und zu begleiten.
Ich erlebe es immer wieder, dass gerade die älteren Menschen in der Gemeinde oftmals nicht wissen, wo sie sich einbringen sollen und „was sie noch geben können“ – nicht selten verbirgt sich dahinter auch mangelnder Selbstwert, aber das wäre ein anderes Thema. Manchmal ist es auch einfach nur die Flucht vor Verantwortung oder die Annahme, im goldenen Herbst des Lebens nochmals durchstarten zu müssen.
Eines aber, davon bin ich zutiefst überzeugt gewesen bis vor kurzem, ist: Diese ältere Generation kann doch sicherlich der Gen Z aus ihrem reichen Schatz an Glaubenstiefe und Lebenserfahrung weitergeben. So wie es Nicola Vollkommer und Regula Lehmann in ihrem Buch „Wenn Kinder andere Wege gehen“ schreiben:
Unsere Verantwortung für die nächste Generation ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam erfüllen müssen – als Eltern, Großeltern, Singles, Senioren, als mitten im Leben Stehende oder auch bereits im Herbst oder Winter des Lebens Stehende.Wenn Kinder andere Wege gehen
Warum schreibe ich, dass ich bis vor kurzen davon überzeugt war? Weil ich darin sogar bestätigt wurde von jemandem „vom Fach“. Eigentlich war es nur ein „Zwischen Tür und Angel“-Gespräch, aber das hatte es in sich.
Ich habe mich auf der JESUS25-Konferenz mit Matthias Rohde unterhalten, der Leiter von „OneHope Deutschland“ ist und seit Jahren viel im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit forscht. Und er sagte mir (ich zitiere aus meinem in die Jahre gekommenen Gedächtnis):
Einer der am meisten stabilisierenden Faktoren für Jugendliche der Gen Z sind ältere Menschen.
Ehrlich gesagt hat mich das in dieser Deutlichkeit überrascht. Bisher war ich einfach überzeugt davon, dass ältere Menschen noch jede Menge zu geben haben – nun stellt sich heraus, dass das für die Gen Z in ihrer oftmals so „verlorenen Situation“ ein wahnsinnig stabilisierender Faktor ist. Wie cool ist das denn!
Wenn ich mir das alles nun wie ein großes Puzzle anschaue, wird für mich immer deutlicher:
Die „ältere Generation“ (also alle, die älter als Gen Z und Gen Alpha sind) hat zwei große Aufgaben vor sich, die ganz entscheidend Einfluss darauf nehmen, wie es mit der geistlichen Entwicklung der Gen Z und Gen Alpha weitergeht.
Die eine Aufgabe besteht darin, jetzt schon die Gen Z und Gen Alpha zu „empowern“, das heißt: Sie ermutigen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, dass sie ihren Platz im Leib Jesu einnehmen. Das heißt nicht einfach nur „auf Mitarbeiterfang gehen“, sondern das bedeutet, in diesen jungen Menschen nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart zu sehen. Wie hoch ist der Altersdurchschnitt aller ehrenamtlichen Mitarbeiter in deiner Gemeinde? Wie viele Mitarbeiter kommen aus der Gen Z und Gen Alpha? Wie hoch ist der prozentuelle Anteil an der gesamten Mitarbeiterschaft in deiner Gemeinde aus der Gen Z und der Gen Alpha?
Die andere Aufgabe besteht darin, der Gen Z und Gen Alpha als Weggefährte zu dienen, der von Herzen gerne diesen jungen Menschen dient, um sie in ihren vielen, vielen Fragen, die sie haben, ernst zu nehmen. Du musst nicht alle Antworten parat haben – denn sehr wahrscheinlich wird dir die Gen Z und die Gen Alpha auch nicht alle Fragen, die sie haben, explizit um die Ohren hauen. Aber ein aufmerksames Dasein, eine fürsorgliche Präsenz zu zeigen – das wäre schon großes Kino, denn die Realität, wie ich sie in meiner Gemeinde und auch aus Gesprächen mit anderen Pastoren wahrnehme ist die, dass noch ganz, ganz viel Luft nach oben ist, was das oben genannte Zitat aus dem Buch „Wenn Kinder andere Wege gehen“ betrifft.
Gemeinden: Bitte parkt um!
Vor einigen Jahren gab es die Werbekampagne „Umparken im Kopf“, die mit verschiedenen Vorurteilen aufräumen sollte. Urheber dieser Kampagne war der Autohersteller Opel, der sich selbst vieler Vorurteile gegenüber sah (und immer noch sieht?) und deswegen diese Kampagne startete – mit einer eigenen Website: www.umparkenimkopf.de, die heute auf www.opel.de weitergeleitet wird.
Und ich glaube, dass genau solch ein Umparken im Kopf für Gemeinden, Gemeindeleiter und Pastoren mehr denn je nötig ist.
Wir müssen aufräumen mit Vorurteilen und schlechte Gewohnheiten, durch die wir die Gen Z und Gen Alpha nicht adäquat im Glauben begleiten.
Vorurteile / schlechte Gewohnheiten:
Die Gen Z und Gen Alpha bekommt nichts auf die Reihe.
Wir müssen schauen, dass wir die Kids, Teens und Jugendlichen irgendwie betreuen.
Wenn sie alt genug sind, können sie verantwortliche Aufgaben übernehmen.
Sind die so faul oder wirkt das nur so?
Meine Güte, wieso reden die dauernd von „Mental Health Issues“? Das gab’s zu unserer Zeit auch nicht!
So machen wir es besser:
Sie sind anders und haben ihre Stärken. Lasst uns diese entdecken und fördern!
Wir stärken Kids, Teens und Jugendliche in ihrer Jüngerschaft und implementieren in der Gemeindearbeit dafür nachhaltige Strukturen.
Gen Z und Gen Alpha übernehmen schon jetzt verantwortliche Aufgaben in der Gemeinde – auch im Erwachsenenbereich.
Jugendliche haben haben ein anderes Ethos was Mitarbeit und Leistung betrifft. Dem begegnen wir und stärken sie darin.
Wir nehmen das Thema „Mental Health“ ernst und unterstützen die Gen Z und Gen Alpha auf ihrem Wege der Identitätsfindung.
Ich will gar nicht verhehlen, dass Umparken mit Arbeit verbunden ist. Diese Arbeit muss aber zuallererst in den Köpfen der Personen stattfinden, die älter sind als die Gen Z und Gen Alpha. Und das ist nicht ohne. Wir – als Personen, die das betrifft – müssen radikal umdenken, unsere Art, Gemeinde zu leben hinterfragen und uns den Aufgaben stellen, wie wir die Gen Z und Gen Alpha stärken können.
Das Gute ist, dass wir nicht bei Null anfangen und dass es großartige Hilfen gibt. Allen voran empfehle ich dir die Website www.mrjugendarbeit.com.
Dort findest du alles, was das Herz begehrt, das sich auf den Weg des Umparkens macht: Artikel über die Jugendkultur zum besseren Verständnis, was die Gen Z und Gen Alpha umtreibt, aber auch ganz praktische Anregungen, Praxistipps und konkrete Programmentwürfe, um gemeinsam (!) mit der Gen Z und Gen Alpha umzuparken. Besonders empfehle ich dir den Newsletter, durch den du jeden Freitag sehr viele, sehr wertvolle und brandaktuelle News zur jungen Generation bekommst.
Bist du dabei?
Ich bin alles andere als ein Experte, was die Gen Z und die Gen Alpha betrifft. Aber ich bin Pfarrer und Vater von zwei Kindern im Teenageralter. Ich bekomme also tagtäglich mit, vor welchem großen Shift wir stehen. Gleichzeitig bekomme ich aber auch die Leidenschaft dieser jungen Generation für Jesus, für die Bibel, für den Glauben und Gemeinde mit.
Genau darüber habe ich vor Kurzem eine Podcast-Folge mit meinen beiden Kindern Lucas (15) und Maleen (13) aufgenommen. Hör doch mal rein:
Wenn es auch dein Anliegen ist, dass unter dieser jungen Generation eine Erweckung entsteht, frage ich dich: Bist du dabei? Bist du bereit, umzuparken und (neu) in diese Generation zu investieren? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dass in unseren Nachbarländern eine Erweckung stattfindet und sie mehr oder weniger sang- und klanglos an uns vorübergeht. Ich möchte Teil von etwas ganz Großem sein. Ich möchte dabei sein und meinen Teil dazu beitragen, dass diese junge Generation viele leidenschaftliche Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu hervorbringt.
Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst: Bitte Gott, es dir zu zeigen – er wird es tun! Und dann lass uns (Kirchen-)Geschichte schreiben!
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.
Letzte Woche ist der us-amerikanische Podcaster und YouTuber Charlie Kirk (31) ermordet worden. In Polen wurden russische Drohnen abgeschossen. Die EU entzieht Israel ihre Unterstützung. Im Netz und echten Leben breiten sich Hass, Häme und Angst aus.
Wie gehen Christen damit um und warum müssen wir uns an ein neues „Normal“ gewöhnen? Welche Challenge gibt uns Jesus mit, an der wir scheitern, wenn er nicht der Sohn Gottes ist?
Du willst deine Fragen loswerden, die dann eventuell Gegenstand einer Podcast-Folge werden? Du willst Feedback loswerden oder persönlich etwas loswerden bzw. eine Frage stellen?