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Fürchtet euch nicht!

Dieses Jahr feiern wir in unserer Gemeinde das erste Mal einen „Wimmelgottesdienst“ – einen interaktiven Mitmachgottesdienst für Familien mit Kindern von 0-7 Jahren.

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Die Kernbotschaft, die in diesem Gottesdienst eine Rolle spielt, ist genau die, welche der Engel den Hirten sagte und die auch heute noch gilt:

„Fürchtet euch nicht!“

Es gibt wirklich jede Menge, wovor wir uns fürchten können, keine Frage.

Die großen Sorgen um die weltpolitische Lage, aber auch die „kleinen Sorgen“ des Alltags, die aber eigentlich zu den großen Sorgen werden, weil sie so nah an uns dran sind und unseren Alltag bestimmen können – leider nicht auf positive Weise.

„Fürchtet euch nicht!“ Die Hirten haben es ernst genommen, haben sich auf den Weg nach Bethlehem gemacht und dort haben sie Jesus gefunden. Und genau das ist es, was uns Weihnachten doch alle Jahre wieder predigt: „Euch ist heute der Retter geboren“ – aber vor lauter Weihnachtstrubel und Weihnachtsbäckereien, Weihnachtsmärkten und Weihnachtsgeschenken sind wir ja schon ganz gut darin, diese Tatsache unter dem Glühweinnebel zu verbergen und nicht wirklich ernst zu nehmen – oder leben wir furchtlos?

Die Hirten hören „Fürchtet euch nicht!“ – und sie machen sich direkt auf den Weg zum Ursprung ihres Nicht-Fürchtens. Zu Jesus.

Wir benötigen nicht jeden Tag Weihnachten, um uns nicht zu fürchten, aber wir benötigen jeden Tag diese Vergewisserung und Bewegung zu dem hin, der an Weihnachten geboren wurde und der Grund dafür ist, dass das „Fürchtet euch nicht!“ keine fromme Floskel, sondern tragende und prägende Kraft in unserem Alltag ist.

Als dieses Baby in der Krippe einige Jahre später als Messias durch die Lande zog, Menschen heilte, Schuld vergab, Tote zum Leben erweckte, Liebe lebte und Gottes Reich verkündete, da sagte er auch einen Satz, der diese Weihnachtsbotschaft uns Tag für Tag ins Herz schreibt:

„In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten:
Ich habe die Welt besiegt.“
(Die Bibel, Johannes 16,33 – Neue Genfer Übersetzung)

In diesem Sinne wünsche ich dir frohe Weihnachten, die Freude darüber, dass der Retter dieser Welt geboren ist und es einen festen Grund gibt, weshalb du keine Furcht haben musst – vor nichts und niemandem! Denn wer Jesus vertraut, der hat diese Welt mit ihm überwunden, auch wenn sie uns so oft bedrängen mag – sie kann uns nicht überwinden, weil die Liebe des Retters, der an Weihnachten das Licht der Welt erblickte, die stärkste Kraft in diesem Universum ist.

Finden, fördern, freisetzen

Es war im Zug auf dem Weg nach Karlsruhe. Dort erwartete mich die Prüfung im Fach „Neues Testament“ im Rahmen meines ersten theologischen Examens. Ich saß mit einem Kommilitonen in der Bahn und wir unterhielten uns – ok, eigentlich haben wir noch versucht, manches in den Kopf zu bekommen – über die Ämter und Dienste, welche im Neuen Testament vorkommen.

Uns gegenüber saß eine junge Dame, die uns irgendwie zuhörte (waren wir echt so laut?) und an ihrer Lektüre war unschwer zu erkennen, dass sie Christin war, die es mit ihrem Glauben ernst nahm. Ganz unvermittelt sagte sie zu uns: „Apostel, Lehrer, Hirten, Propheten und Evangelisten – steht doch im Epheserbrief.“

Ich weiß bis heute nicht, was meinem Kommilitonen damals durch den Kopf ging – ich dachte nur: „Du hast schon recht, junge Frau. Nur leider ist das im Rahmen unserer Prüfung nicht so einfach, diese Dienste anzubringen, denn dazu muss man einige Vorzeichen setzen.“

Diese Vorzeichen sind für mich im Grund genommen zwei, die man auch machen sollte, wenn man „Finden, fördern, freisetzen“ von Stefan Vatter liest.

1. Vorzeichen: Der Geist Gottes wirkt heute noch genauso wie zur Zeit der Abfassung des Neuen Testaments.

2. Vorzeichen: Was im Neuen Testament über verschiedene Ämter und Dienste ausgesagt wird, ist auch für uns heute im 21. Jahrhundert noch gültig.

Je nachdem, aus welchem kirchlichen Background du kommst, hast du jetzt schon etwas Bauchschmerzen oder denkst „Hä? Erzähl mir mehr, was ich schon weiß“.

„Wirksam führen – die Wiederentdeckung des apostolischen Dienstes“

So lautet der Untertitel dieses Buches – und der ist Programm. Stefan Vater beschreibt mit solch einer großen Leidenschaft und theologischen Tiefe den apostolischen und fünffältigen Dienst, dass ich mir beim Lesen immer wieder zwei Fragen stellte:

  1. Wie konnte es nur dazu kommen, dass wir diesen Dienst im Laufe von fast 2000 Jahren Kirchengeschichte so sträflich vernachlässigt und inzwischen in weiten Teilen der Kirche aufgegeben haben?
  2. Wie kann der apostolische Dienst konkret in einer Gemeinde Gestalt gewinnen?

Um ehrlich zu sein: Vielleicht habe ich mir diese beiden Fragen vor allem deswegen gestellt, weil sie mehr oder weniger andauernd im Buch implizit behandelt werden. Dieses Buch ist die zweite, komplett überarbeitet und um viel wertvolle Seiten und Einsichten ergänzte Auflage der ersten Ausgabe. Soweit zu den Rahmenbedingungen. Gehen wir in medias res.

Vatter gliedert seine Ausführungen über den apostolischen Dienst in fünf große Kapitel:

  1. Der Ursprung des apostolischen Dienstes
  2. Wesen und Kennzeichen eines Apostels
  3. Apostolisches Wirken in Reich Gottes, Gemeinde und Welt
  4. Der Apostel im Team
  5. Wege zu einer apostolisch geprägten Gemeinde

Am Aufbau sieht man schon sehr gut, was sich an Kostbarkeiten in diesem Buch wiederfinden: Zunächst geht es um eine biblisch-theologische Grundlegung dessen, was „apostolisch“, „Apostel“ und „apostolischer Dienst“ überhaupt meinen. Super spannend finde ich Vatters Ausführungen über den „apostolischen Dienst“ in der Kirchengeschichte. Hoch spannend, wie er bspw. die irrschottische Mönchsbewegung des frühen Mittelalters beschreibt – aber bis in die heutige Zeit Beispiele und Entwicklungen des apostolischen Dienstes aufzeigt.

Wer trockene theologische Ausführungen befürchtet, der sei beruhigt: die theologischen Ausführungen sind immens – aber sie sind absolut gut verständlich und nachvollziehbar (auch für Laien) ohne aber an Gehalt zu verlieren. Vatter schafft es, hochkomplexe theologische Zusammenhänge so zu beschreiben, dass sie verständlich sind – das ist wahre geistige und geistliche Reife und Weisheit! Es ist ein Genuss, seinen Ausführungen nachzuspüren und die Leidenschaft für den apostolischen Dienst darin zu erkennen.

Aber es bleibt nicht bei diesen theologischen Ausführungen, sondern wird vor allem im zweiten Teil des Buches immer praktischer. Den größten Gewinn hat man zweifelsohne aber nur dann, wenn man die (implizit) herausfordernden Fragestellungen an sich heranlässt bzw. an die Gemeinde (vgl. S. 228):

  • Haben wir die Demut, unsere Bedürftigkeit einzugestehen?
  • Heißen wir die apostolische Gabe im Gebet unter uns willkommen?
  • Eignen wir uns ein biblisches Bild über den apostolischen Dienst an?
  • Lernen wir von apostolisch begabten Personen?
  • Gestehen wir apostolischen Gabenträgern Entwicklungsräume zu?
  • Beten wir als Leitung unter Handauflegung für geeignete Personen?
  • Haben wir die Möglichkeit so jemanden (Teilzeit?) anzustellen?

Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der sich bei manchen Fragen „ertappt“ fühlt und – positiv ausgedrückt – verspürt, dass da noch Luft nach oben ist…

Das nächste Programm?

Unweigerlich stellt man sich aber auch die Frage: „Ist das jetzt das nächste Programm, dem ich hinterherrennen muss?“

Sagen wir mal so: Müssen tust du nix. Aber wenn jemand auf sehr, sehr einleuchtende, tiefgreifende und nachvollziehbare Art und Weise biblische Zusammenhänger über den apostolischen Dienst sowie dessen Geschichte in fast 2000 Jahren Gemeinde Jesu darlegt – dann solltest du dir zumindest Gedanken darüber machen, ob da nicht was dran wäre. Denn: „Finden, fördern, freisetzen“ ist kein Programm, das man methodologisch einordnen müsste sondern es beschreibt vielmehr das Wesen von Kirche auch heute noch, sozusagen eine Darlegung von Gemeinde auf ontologischer Ebene, auf der wiederum natürlich verschiedene Methoden ihren Platz finden können.

Um es mal ein wenig plastischer auszudrücken: Was bringt es, wenn man als Gemeinde einem Programm à la Willow Creek, ICF, Fresh X, kontemplativ, attraktiv, undsonstwas-iv nachfolgt, dabei aber die biblische Grundlegung vergisst?

Für mich war die Lektüre des Buches sehr, sehr herausfordernd, da ich mich natürlich auch Frage, welchen Stellenwert der apostolische Dienst bzw. der fünffältige Dienst in meiner Kirchengemeinde haben. Nicht umsonst werden wir als Kirchengemeinde an einem Leiterschaftstraining teilnehmen, das genau auf diesen biblischen Grundlagen beruht – dem K5 Leitertraining (www.k5-leitertraining.de).

Bereichert wird dieses ohnehin geniale Buch durch Gastbeiträge bspw. von Peter Wenz oder Wolfhard Margies sowie von thematischen Exkursen Vatters.

Finden, fördern, freisetzen
Stefan Vatter: Finden, fördern, freisetzen

Verlag: Neufeld Verlag

291 Seiten / 14,90 EUR

Gott ist gut

Wieso sind es eigentlich die simplen Aussagen, die eine so tiefgreifende Wirkung haben (können)?

Gott ist gut!

Drei Worte, die jede Menge in Bewegung setzen, wenn wir ihnen glauben. Manchmal habe ich den Eindruck, dass unser Denken von Gott aber ein ganz anderes ist:

  • Der Bock, den ich geschossen habe, ist so groß, dass ihn nicht mal Gott vergeben kann.
  • Wieso sollte Gott mir auch vergeben – ich kann es ja selbst nicht mal.
  • Ich muss Gott erst etwas beweisen, dann wird er sich vielleicht um mich kümmern.
  • Meine Sorgen sind doch viel zu banal für Gott – der muss erst mal die Welt retten.
  • Mich lieben? Nene, so krass ist Gott nun auch wieder nicht drauf!

Nein, nein. Diese Aussagen haben wir in den seltensten Fällen 1:1 so im Kopf oder tragen sie vor uns her. Sie sind eher unterschwellig in unserem Herzen und Verstand drin und versperren uns die Sicht auf einen Gott, der durch und durch gut ist.

Das Problem: Der Teufel hat ein großes Interesse daran, dass du diesen Aussagen Glauben schenkst. Aber glaube mir: Der Teufel ist ein Lügner durch und durch. Er kann nicht anders, denn er ist der Vater der Lüge (Johannes 8,44).

Jetzt stell es dir einfach nur mal vor: Gott ist gut. Punkt.

Gott ist gut. Immer noch. Ja, genau. Gut. Einach gut. Nach wie vor – keine Chance, dass sich das ändern wird!

Alles, was Gott uns gibt, ist gut und vollkommen. Er, der Vater des Lichts, ändert sich nicht; niemals wechseln bei ihm Licht und Finsternis.
(Die Bibel, Jakobus 1,17)

Vielleicht ist es zu simpel, mag sein. Aber wie wäre es, du denkst an diesen einen Bibelvers – oder auch nur an diese eine Aussage

„Gott ist gut!“

den ganzen Tag über und hältst es dir immer und immer wieder vor Augen.

  • … wenn Sorgen dein Herz quälen.
  • … wenn Angst sich in dir breit machen will.
  • … wenn ein dir lieber Mensch gestorben ist.
  • … wenn deine Zweifel größer als deine Gewissheit sind.
  • … wenn du dir selbst nicht vergeben kannst.
  • … wenn du mal wieder denkst, dass Gott dich nicht mag.
  • … wenn es Streit oder Unversöhntes gibt.

Stell dir einen Reminder im Smartphone ein, häng dir einen Zettel an deinen Computer oder die Kühlschranktür oder schreib es dir irgendwo hin, wo du es immer siehst:

Gott ist gut

Emotional gesund leiten

„Wenn Sie dieses Buch ernst nehmen wollen, wird es Ihnen eine Menge abverlangen – harte Arbeit, Ausdauer, Verletzlichkeit, Selbsterkenntnis und die Bereitschaft, sich zu verändern. Ja, es ist herausfordernd.“

Wenn ein Autor diese Zeilen über sein Buch schreibt – dann muss was dran sein. Und es ist etwas dran! Vorab: Dieses Buch kann man durchaus einfach mal so durchlesen und zieht schon jede Menge Gewinn daraus.

Noch wesentlich mehr Gewinn erbringt dieses Buch aber, wenn man sich am Ende eines jeden Kapitels die Zeit nimmt, zu reflektieren, was man gerade gelesen hat und die Fragen/Tests in aller Ruhe macht, die Scazzero jedem Kapitel anschließt.

Insofern findet sich in diesem Buch beides: ein guter Ratgeber und ein nachhaltiges Arbeitsbuch. Beides für sich ist schon Gewinn – in der Summe macht es wohl meine Wertung von 10 Punkten aus.

Was ist Scazzeros Anliegen? Antwort darauf gibt ein wenig der Text auf der Rückseite des Buches:

Wie kann man ein Team effektiv und kraftvoll leiten, ohne sich völlig zu verausgaben – und ohne dass das Privatleben leidet? Aus seiner langjährigen Führungserfahrung weiß Peter Scazzero: indem man sein Inneres, seine Emotionen und die Beziehung zu Jesus genauso pflegt wie die eigenen Führungskompetenzen.

Wie das gelingen kann, erläutert er anhand praktischer Schritte. Sie führen zu einer befreiten und nachhaltigen Leiterschaft, die Stärken und Schwächen berücksichtigt und Konflikte sauber löst.

Dieses Zitat bringt im Prinzip auch schön zum Ausdruck, in welche beiden großen Themen Scazzero sein Buch gliedert – in „Das innere Leben“ und in „Das äußere Leben“.

Themen des 1. Teils „Das innere Leben“ sind:

  • Sich dem eigenen Schatten stellen
  • Führen aus einer guten Ehe oder einem erfüllten Singleleben
  • Der Liebe Gottes Raum geben
  • Den Ruhetag feiern

Themen des 2. Teils „Das äußere Leben“ sind:

  • Planen und Entscheiden
  • Gemeindekultur und Teamentwicklung
  • Macht und gesunde Grenzen
  • Abschied und Neuanfang

Die Kraft dieses Buches liegt sicherlich auch in den tiefen Erfahrungen verborgen, die Scazzero in seinem jahrzehntelangen Leben als Leiter gemacht hat und an denen er den Leser in seinem Buch teilhaben lässt. Selten habe ich einem Leiter so sehr abgespürt, dass er das, was er da schreibt, auch erlebt, gelebt und durchlebt hat. Und an vielen Stellen nickte innerlich und dachte: „Oh ja, das kenne ich auch nur zu gut.“

Zu bedenken möchte ich eine gewisse „Folie“ geben, auf der man Scazzero verstehen kann oder muss. Er drückt es in seinem Buch auch immer wieder aus, was ich in meinen Worten als einen „kontemplativen Lebensstil“ bezeichnen würde. Scazzero hat sich viel prägen und beeinflussen lassen von monastischer Tradition und findet große Glaubensstärkung und auch Stärkung in seiner Leiterschaft durch Zeiten der Stille, des Schweigens, der (inneren) Einkehr. Das ist Teil seiner Persönlichkeit und bekannt, wenn man andere Bücher von ihm gelesen hat wie bspw. „Das Paulus-Prinzip“. Man sollte beim Lesen nicht den Fehler machen und denken „Ich bin halt nicht der Typ dafür“, denn Scazzeros Gedanken sind nicht von seinem monastisch geprägten Glaubensleben abhängig sondern gerade darin liegt die Stärke, dass es unabhängig vom jeweiligen Glaubensstil sehr, sehr viele Schätze bereithält.

…und schaden kann es mit Sicherheit nicht, sich immer wieder sagen zu lassen, dass die Stille und Einkehr bei Gott keine verschwendete Zeit ist, sondern Kraftfutter für Seele, Geist und Körper.

Scazzero bemüht immer wieder den Begriff der „emotional gesunden Spiritualität“, also einer Spiritualität, die aus einer achtsamen Haltung gegenüber den eigenen Emotionen und des „inneren Menschen“ resultiert – bleibt aber nie (und das finde ich so sympathisch) auf einer spirituellen Metaebene, sondern bekräftigt seine Aussagen entweder mit praktischen Beispielen, konkreten Fragen, die wirklich ins Nachdenken führen oder legt dar, wie sich diese Gedanken in seiner Gemeinde, der „New Life Fellowship“ (www.newlife.nyc), konkret auswirken.

Exemplarisch dazu folgender Abschnitt zu der Frage, was „Erfolg“ in Gottes Augen ist.

„Der Schlüssel, durch den wir Menschen für Christus erreichen wollen, ist in New Life eine emotional gesunde Spiritualität. Sie hat absolute Priorität. Diese Entscheidung machte es erforderlich, einen Maßstab dafür zu entwickeln, was tief greifende Veränderung und geistliches Wachstum bedeuten. Ein paar Maßstäbe sind:

  • Jeder, der in New Life in irgendeiner Weise leitend tätig ist, verpflichtet sich, seine Beziehung zu Gott zu pflegen. 10 bis 30 Minuten morgens und einige Minuten am Spätnachmittag oder Abend sollen für Gebet und Bibellesen freigehalten werden.
  • Alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Leiter nehmen sich jede Woche eine Auszeit von 24 Stunden (Sabbatpraxis).
  • Alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Leiter üben das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit bzw. den Tagesrückblick, um Gottes Wirken und seinen Willen in ihrem Leben zu erkennen.
  • Alle hauptamtlichen Mitarbeiter, ob pastoral oder administrativ, nehmen ihre Aufgaben auf der Basis einer emotional gesunden Spiritualität wahr und entwicklen und praktizieren entsprechende Fähigkeiten und Verhaltensweisen.
  • Alle Gemeindemitglieder entwickeln eine persönliche Lebensregel, die ihnen hilft, Gottes Liebe selbst zu erfahren und weiterzugeben. Die Lebensregel ist Thema beim Aufnahmegespräch neuer Mitglieder.
  • 85 Prozent unserer Mitglieder gehören zu Kleingruppen oder kleineren Arbeitsteams (ebenfalls eine familiäre Gruppe). Diese Zugehörigkeit gilt als wesentlich für das eigene geistliche Wachstum.
  • Alle Kinder und Jugendlichen nehmen an einem Jüngerschaftskurs bei einem ausgebildeten Leiter teil.
  • 50 Prozent der Ehepaare lassen sich darin schulen, wie sie ihre Ehe so leben können, dass darin zeichenhaft Gottes Liebe zu seiner Welt sichtbar wird.“ (S. 179)

„Ja klar, das steht jetzt so mal auf dem Papier. Ob die das da so machen, sei ja mal dahingestellt“, mag jetzt der typische Deutsche denken. Und ich sag nur: „Kann sein. Aber immerhin steht’s auf dem Papier.“

Mich fasziniert dieses Buch sehr. Ich bin nicht in allem gleicher Meinung wie Scazzero, frage mich auch, ob seine Sicht der Dinge nicht sehr eindimensional ist, wenn man so sehr das Hauptaugenmerk auf eine „emotional gesunde Spiritualität“ legt – auf der anderen Seite ist es aber wiederum auch gerade alles andere als eindimensional, weil durch die Lektüre dieses Buches ganz schnell deutlich wird, wie allumfassend dieses Thema ist und wie sich eine gesunde oder leider auch ungesunde emotionale Spiritualität auf den Leiter selbst, sein Team, seine Mitleiter und letztlich die gesamte Gemeinde auswirkt.

Vielleicht es genau das, was dieses Buch so wertvoll macht: Scazzero zeichnet schonungslos und klar die Konsequenzen auf – im Positiven wie im Negativen. Das macht sicherlich Mut und Hoffnung – konfrontiert den Leser/die Leserin aber auch mit eigenen Schwachstellen und blinden Flecken und den Zusammenhang darüber, was das mit Leiterschaft und der Gemeinde zu tun hat.

Das Gesamtpaket wird für mich dadurch abgerundet, dass das Erscheinungsbild des Buches sehr ansprechend ist und die Sprache Scazzeros (bzw. der Übersetzerin) sehr gut zu folgen ist und auch theologische Sachverhalte nicht unnötig kompliziert ausgedrückt werden.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der in Leitungsposition tätig ist und nicht stehen bleiben, sondern sich weiter entwickeln möchte.

Infos:
288 Seiten
22,00 EUR
ISBN: 978-3-7655-0981-0
Brunnen-Verlag

Warum tut Gott nichts?

Die Frage stellen sich nicht nur Erwachsene – auch Kinder stellen sich diese Frage. Letzt war ich mit meinen Kids im Auto unterwegs und wir sprachen über eine Person, die sehr, sehr schwer erkrankt ist – und dass es ein Wunder braucht, dass diese Frau geheilt wird.

Meine Tochter (6) war natürlich gleich voll dabei und meinte, dass Gott alles kann. Womit sie ja nicht unrecht hat.

Mein Sohnemann (8) war dann ein wenig zögerlicher und meinte: „Ja, aber er hat sie ja nicht geheilt!“

…und ich dachte nur: Stimmt. Noch nicht.

Wir kamen dann aber darauf zu sprechen, warum Gott manchmal heilt und warum manchmal nicht. Natürlich gibt es keine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage und mir sind auch alle möglichen Denkspielchen bekannt, ob Gott nicht kann, aber will, ob er nicht will, aber kann oder ob er nicht kann und nicht will – jaja. Alles schön und gut – bringt nur nix.

Mir kam ein anderer Gedanke.

Zum einen haben wir Menschen auch nicht ansatzweise das Recht, dass wir Gott vorschreiben könnten, dass, wann und wie er zu heilen hätte. Viel wichtiger war mir aber der zweite Teil meines Gedanken: Es ist doch wunderbar, dass ich als Christ überhaupt die Option in Betracht ziehen kann, dass Gott heilt, dass er eingreift.

Natürlich habe ich auch nicht auf alles eine Antwort (Menschen, die das von sich behaupten oder sich so geben, sind mir äußerst suspekt) und manchmal hätte ich gerne die ein oder andere Antwort parat. Klar. Ja. Wäre super.

Aber für den Moment bin ich dankbar. Dankbar dafür, dass ich als Christ an einen Gott glauben kann, bei dem ich überhaupt die Option in Betracht ziehen darf,

  • dass er mich liebt.
  • dass er interessiert ist an meinem Leben.
  • dass er nicht aufhört, mich zu segnen.
  • dass er in mein Leben eingreifen kann.
  • dass er mit meinem Leben etwas vorhat.
  • dass es es durch und durch gut mit mir meint.

Ohne Witz: Ich finde, das ist schon ’ne ganze Menge, für die ich dankbar bin – auch wenn ich das ein oder andere Mal wirklich gerne mehr Antworten als Fragen hätte.

Und nein: Das soll kein billiges Vertrösten sein. Überhaupt nicht. Aber ich bin einfach dankbar, an einen Gott glauben zu können, der als ewig existierender Schöpfer des Universums an meinen Leben und mir selbst interessiert ist. Das ist einfach sehr, sehr cool!

Die Kunst des Leitens VI: 5 Tipps, um in schwierigen Zeiten nicht unterzugehen

Ich denke, wir sind uns in einer Sache einig: Die Leitung einer Gemeinde ist mit das Schönste, was Gott einem Menschen auftragen kann und gleichzeitig auch eine der größten Herausforderungen, vor denen man als Pfarrer oder Pastor steht.

Und ich glaube, dass es kaum einen Gemeindeleiter/Gemeindeleiterin gibt, der nicht schon einmal schwierige Zeiten durchgemacht hat – zum Beispiel in einem Veränderungsprozess, durch den du die Gemeinde hindurch leitest und führst. In kaum einer anderen Phase wirst du so sehr an die Grenzen dessen kommen, was du meinst, „meistern zu können“.

Ich mache dir mit diesem Beitrag Mut: Gib nicht auf! Bitte! Gib nicht auf! Rückblickend sind schon so viele geistliche Durchbrüche gerade dann geschehen, als Leiterinnen und Leiter kurz davor waren, aufzugeben.

Ich möchte dir 5 Tipps an die Hand geben, die nicht den Anspruch haben, der Weisheit letzter Schluss zu sein – ganz sicher nicht. Aber es sind sozusagen „praxiserprobte“ Tipps.

1. Zeit mit Gott

Das absolute A und O. Unerlässlich. Und bitte: Tu nicht so, als sei die Vorbereitung auf die nächste Predigt deine persönliche Zeit mit Gott. Das wird auf kurz oder lang nich funktionieren, weil du immer als Leiter und Pastor deine Predigt vorbereitest. Aber es muss auch die Phasen und Zeiten geben, in denen du einfach als Mensch, als Person mit Gott zusammen bist.

Nimm dir mindestens genauso wie sonst auch, wenn nicht sogar noch mehr Zeit, in der du und Gott ganz nah zusammen sind. Eine Zeit, in der du in seinem Wort liest, mit ihm redest, seine Gegenwart auf dich wirken lässt. Es gibt nichts, was dir in solchen Zeiten mehr Kraft, Ausrichtung und Perspektive schenkt als die ganz persönliche Zeit mit deinem Schöpfer.

Und eins ist doch klar: Der Teufel hat am meisten Freude daran, wenn du diese Zeiten dir nicht nimmst, weil er genau weiß: Das sind die Zeiten, in denen du auftankst, in denen du gefüllt wirst, in denen die göttliche Power in dir groß werden kann, in denen Dinge justiert werden, manches vielleicht gar nicht mehr so schlimm erscheint aber zumindest alles mal ins rechte Licht gerückt wird.

Mach bitte auf keinen Fall den Fehler zu meinen, dass du dich noch mehr in die Arbeit stürzen musst als sonst, noch weniger schlafen, noch mehr arbeiten. Das wird nichts bringen. Stattdessen sei dir bewusst: dein Schöpfer wartet auf dich, dass du Zeit mit ihm verbringst und er dir in dieser Zeit alles geben möchte, was du brauchst, um nicht unterzugehen.

Das magst du manchmal gar nicht so empfinden – mag sein. Aber rückblickend wirst du sehen, dass es das Beste ist, das du tun kannst – Zeit zu verbringen mit deinem Schöpfer, der dich berufen hat und niemals im Stich lassen wird, der dich segnen will und der sich über dich freut!

2. Predige Gottes Wort

Das klingt sehr simpel, ist aber in Zeiten großer Herausforderungen alles andere als einfach zu befolgen. Ich mach’s konkret. Du wirst in Zeiten großer Herausforderungen und Veränderungsprozesse unfair behandelt werden, ja manchmal sogar unmenschlich (auf einem anderen Blatt steht, dass du dich auch nicht immer 100% korrekt verhalten wirst, aber das ist grad nicht Gegenstand der Sache). Wie schnell mag der Gedanke kommen, dass du die Predigt am Sonntag benutzen wirst, um mal „Tacheles zu reden“ oder um gewisse Missstände in der Gemeinde anzuprangern. Mein Tipp: Tu es nicht! Aus zwei Gründen.

Zum einen würde der Inhalt deiner Predigt (oder zumindest ein Teil davon) deinen persönlichen Emotionen entspringen. Diese mögen vielleicht nicht negativ sein (zugegebenermaßen sind sie es aber höchstwahrscheinlich in solchen Phasen), aber sie sind nicht das Wort Gottes. Klingt wieder zu simpel? Ich wette, dass wenn du schon mal durch richtig herausfordernde Zeiten als Gemeindeleiter gegangen bist, dass du diesen Gedanken hattest und es dann gar nicht mehr so simpel war, nicht deine Regungen und Emotionen den Inhalt deiner Predigt bestimmen zu lassen.

Der zweite Grund ist noch viel simpler: Gottes Wort hat Kraft – deine Emotionen vielleicht auch – auf jeden Fall werden sie zerstörerische Kraft haben. Aber Gottes Wort hat große Kraft – und zwar im positiven Sinne; im rein positiven Sinne. Deshalb macht es auch am meisten Sinn, wenn du dich noch tiefer eingräbst in Gottes Wort bei jeder Predigtvorbereitung, dass du Kommentare liest, andere Inputs dir dazu holst und wirklich schürfst, was in Gottes Wort steht, den Schatz hebst und den Sonntagmorgen dadurch vergoldest. Glaub mir: es ist gerade in solchen Situationen das Beste, denn Gottes Wort kann in erster Linie auch mal zu dir persönlich sprechen. Und: es macht dich demütig! Es macht dich demütig, weil du in Gottes Wort erkennen wirst, wer und wie du bist.

Und zuletzt: Du willst deiner Gemeinde das Beste geben. Ich will das zumindest – Veränderungen hin oder her. Ich möchte, dass meine Gemeindeglieder geistlich nur das Beste und Feinste serviert bekommen – und das ist eine Predigt, die sich aus Gottes Wort speist und nicht aus einen sehr, sehr subjektiven Erfahrungen, Erlebnissen und Emotionen.

3. Mach was Schönes

In Zeiten von großen Veränderungen und einer stürmischen Gemeinde-See kann eine Sache schnell mal leer laufen: dein Freude-Tank. Du spürst, wie alles mühsamer wird, wie dir die Kraft fehlt, wie du zu vielem keine Lust mehr hast, wie du weniger lachst und dafür mehr angespannt bist; wie dich Kleinigkeiten auf eine Palme bringen, die du am liebsten nicht mehr verlassen willst: Augen zu, du siehst keinen, keiner sieht dich. Ganz einfach. Aber: so einfach ist es leider nicht.

Deswegen solltest du dir jetzt schon merken (falls dein Gemeindefahrwasser ruhig ist und du diesen Artikel nur aus Langeweile liest), dass du dir unbedingt etwas Schönes gönnen solltest, wenn du in schwierigen Herausforderungen steckst, die nicht mal von heute auf morgen erledigt sind.

Wir als Familie haben das vor zwei Wochen gemacht: Die Vertretung war geregelt und dann einfach mal drei Tage weg in die Berge – das iPhone habe ich zuhause gelassen, um ganz abschalten und für meine Familie da sein zu können. Es war wunderbar. Klar: recht schnell auch wieder aufgezehrt. Keine Frage. Aber diese Auszeit tat uns allen einfach gut – und sie hat noch einen guten Nebeneffekt: Ich sehe die Dinge aus einer anderen Perspektive, die mich manches ins rechte Licht rücken lässt.

So zum Beispiel, ob manche Probleme, die ich als Problem sehe, überhaupt Probleme sind. Oder manche Probleme, die scheinbar andere haben, erscheinen mir im Angesicht dessen, was es sonst noch so gibt, rein objektiv schon gar nicht mehr so groß – andere hingegen schon. So oder so: Solch eine Auszeit gibt dir zum einen Kraft und zeigt dir, welche Dinge im Leben wertvoll und schön sind – und gleichzeitig kann (muss nicht) sie dir helfen, dass manch Herausforderung ins rechte Licht gerückt wird.

4. Lass Menschen in dein Leben sprechen

Generell ist es eine große Gefahr, aber in schwierigen Zeiten scheint mir diese Gefahr noch größer zu sein. Ich meine die Gefahr, einen Tunnelblick zu entwickeln und rechts und links von dir nicht mehr all zu viel wahrzunehmen, weil dein Fokus, deine Zeit, dein Einsatz – gefühlt alles – sich um die Gründe dieser schwierigen Phase drehen.

Und das ist dann ganz ähnlich, wie bei Baron Münchhausen, der behauptete, sich an den eigenen Haaren aus deinem Sumpf herausgezogen zu haben. „Funktioniert nicht“, sagst du. Recht hast du. Und genauso wenig funktioniert es, in schwierigen Zeiten, dich alleine aus diesem Sumpf an den eigenen Haaren heraus zu ziehen – schmerzhaft ist es ohnehin schon, da musst du dir nicht noch an den eigenen Haaren ziehen.

Deswegen brauchst du Menschen, die in dein Leben hinein sprechen dürfen – und zwar auf ganz unterschiedliche Weise. Du brauchst Menschen, die dir sagen dürfen, wie du gerade auf andere wirkst. In turbulenten und schwierigen Zeiten scheint die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung noch wesentlich größer zu werden, als sie ohnehin schon ist.

Auch wenn’s weh tut: Prädestiniert für diesen Job ist – wenn du verheiratet bist – drei mal darfst du raten, ja genau: dein Ehepartner/deine Ehepartnerin. Ihr könnt ja einen Deal aushandeln: Sie/Er darf dir in dieser Zeit ganz besonders schonungslos die Wahrheit über dich sagen – muss dich dafür aber zum Essen einladen. Und nicht nur zum Döner.

Aber auch als Single in Leitungsverantwortung: Such dir einen Menschen, dem du so gut es nur geht, vertraust und erlaube ihm, dass er dich korrigieren darf und so in dein Leben und Handeln hineinspricht, dass es dir zum Besten dient.

Und eine letzte Gruppe ist noch wichtig. Ich nenne sie die „Ermutiger“. In schwierigen und turbulenten Zeiten kommen die Menschen, die dich kritisieren, die es nicht immer 100%ig gut mit dir meinen (zumindest empfindest du das so, selbst wenn sie es wirklich gut meinen) und die dir recht schonungslos sagen, was sie von dir denken und deren Verhalten nicht immer so ist, dass du dich freust, ganz von alleine. Diese Menschen sind da und machen sich bemerkbar. Sie kommen – und hey: Das ist gut so. Nur wer miteinander statt übereinander redet, kann Herausforderungen gemeinsam meistern. Also ist es an und für sich nicht das Problem – aber: Diese Personen können dafür sorgen, dass deine Energie und das Vertrauen in das, was du tust, mehr und mehr sinken.

Deswegen sind die „Ermutiger“ so wichtig. Menschen, die mit dir gehen, deine Vision teilen wollen, die dir mit ihrem Verhalten zeigen: Du stehst nicht alleine da! Es ist nicht dein Privat-Ding! „Es ist etwas, das Gott in dich und in die Gemeinde hinein gelegt hat – ich lasse dich nicht allein!“ Such dir diese Menschen, umgib dich mit ihnen, träume mit ihnen von einer göttlichen Zukunft. Das wird dir ungemein Kraft geben in turbulenten und schwierigen Zeiten.

….nur sollte es von diesen Personen weit und breit keine geben, ja dann, allerspätestens dann solltest du dich hinterfragen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist.

Aber solange Gott eine Vision nicht nur in dein Herz sondern auch in das deiner Leiter, Mitarbeiter und anderer Gemeindeglieder gegeben hat, solange halte daran fest und umgib dich mit Ermutigern, die eines tun: dich ermutigen! Manchmal gar nicht verbal, sondern einfach durch ihr Verhalten, ihr Mittragen, Mitbeten und Mitvorangehen.

5. Vergewissere dich deiner Berufung

Es war nicht nur deine Idee, dass du diese Gemeinde jetzt zu dieser Zeit leitest. Es war auch Gott selbst, der dich berufen hat, diese Leitungsverantwortung zu übernehmen. Deswegen vergewissere dich immer wieder deiner Berufung. Vergewissere dich, dass es nicht du selbst warst, der sich mal auf dem Arbeitsmarkt umgeschaut und die Angebote sondiert hat, sondern dass Gott es war, der sich auf dem Leitermarkt umgeschaut hat und überlegt hat, wer exakt auf diese Leitungsposition und -stelle passen könnte.

Wie vergewissern?

Das kannst du unterschiedlich tun. Du kannst es ganz einfach handhaben: Druck dir diesen Satz aus: „Gott, es war deine Idee!“ Nimm ihn und häng ihn irgendwo auf, wo du ihn des öfteren am Tag siehst. Du kannst ihn auch im Smartphone als Hintergrund im Sperrbildschirm einstellen oder an den Spiegel im Bad hängen oder was auch immer tun. Es ist ein kleiner, aber kraftvoller Satz!

Wenn du es ein wenig tiefgründiger und geistlicher magst, dann kannst du dir auch immer wieder die Bibelstellen vor Augen rufen, die im Zusammenhang mit deiner Berufung auf diese besondere Leitungsposition auftraten.

In meinem Fall ist das ein ganz besondere Vers aus dem Alten Testament.

Und ich werde meine Freude an ihnen haben, ihnen Gutes zu tun, und ich werde sie in diesem Land pflanzen in Treue, mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele. (Jeremia 32,41)

Wir haben diese Zusage von Gott bekommen. Also verlasse ich mich darauf. In guten wie in turbulenten Zeiten – wobei: Das muss sich ja nicht ausschließen, denn ich bin davon überzeugt, dass turbulente und stürmische Zeiten an sich nicht schlecht sind – überhaupt nicht! Sie sind herausfordernd, ja! Sie sind kräftezehrend, ja! Aber sie sind nicht schlecht.

Nicht, solange du dich deiner Berufung vergewisserst und weißt: Gott hat Großes vor und ist inmitten des Sturmes zu finden, weil er nicht geht, nicht abhaut, sondern da ist – und den Sturm stillt. Denn was er einmal kann, das kann er auch öfters.

Wir können als Leiterinnen und Leite nur lernen voneinander. Du hast noch mehr Tipps? Dann hinterlass gerne einen Kommentar.

Die Kunst des Leitens V: Fehler machen

Eigentlich ja ganz simpel: Aus Fehlern lernt man, also sollten wir Fehler machen, weil wir so lernen. Easy? Ich finde schon. Die Herausforderung dabei ist, wie man als Leiter nun eine Atmosphäre schaffen kann, in der Exzellenz und Fehler sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig befeuern.

Fehler machen

Jawohl, Fehler machen! Trau dich! Selbst wenn du unterwegs stolperst und hinfällst – du bist immer noch schneller, zielgerichteter und lebendiger als jeder, der auf der Couch sitzen bleibt. Wenn wir warten, bis der Weg so klar ist, dass wir ihn ohne Fehler gehen können, ist es meistens ohnehin viel zu spät.

Leiten heißt: Fehler machen. Natürlich bedeutet es auch, diese einzugestehen und wo nötig, sich zu entschuldigen. Das steht außer Frage und sollte selbstverständlich sein. Aber Vorsicht: Nicht alle Fehler sind auch ein „Fehlverhalten“. Das gilt es, ganz klar zu trennen. Wenn du nach bestem Wissen und Gewissen handelst, können dir dennoch Fehler passieren – na und? Ganz ehrlich: Wenn wir aus Fehlern lernen, dann ist es doch gut, Fehler zu machen. Und zwar auch als Leiter. Genau. Auch als Leiter. Was meinst du, wie viele Fehler ich schon gemacht habe? Jede Menge! Ob ich sie bereue? Nicht, solange ich aus ihnen gelernt habe.

Fehler ermöglichen

Das bedeutet aber auch, dass du Fehler ermöglichen sollst als Leiter. Deine Mitarbeiter und weiteren Leiter müssen unbedingt das Wissen (nicht nur das Gefühl) haben, dass es in Ordnung ist, wenn sie Fehler machen. In deiner Gemeinde sollte also eine „Fehlerkultur“ aber keine fehlerhafte Kultur gelebt werden.

Der Gedanke, Fehler machen zu dürfen, hat etwas extrem Befreiendes und fördert den Kreativitäsprozess ungemein. Wenn du ständig unter dem Druck stehst, nur ja keine Fehler zu machen und dich ganz korrekt zu verhalten, dann wird dein Leitungsstil und deine Mitarbeit in der Gemeinde auch nur das wiedergeben: Etwas „Korrektes“ – und das, sorry, inspiriert einfach niemanden. Wenn du ständig dem Druck ausgesetzt bist, keine Fehler machen zu dürfen, wirst du nicht experimentieren, nichts riskieren und dich immer nur in den Bahnen des Gewohnten bewegen – und das ist so spannend wie die Zeitung von vorgestern.

Der Druck, alles richtig machen zu müssen, keine Fehler machen zu dürfen, ist der Innovationskiller Nummer 1!

Deswegen, liebe Leiterin und lieber Leiter, ist es deine Aufgabe, eine Kultur zu entwickeln, in der jede und jeder Fehler machen darf! Das benötigen deine Mitarbeiter unbedingt – und am besten, du lebst es ihnen vor.

Learning by looking

Denn was für die Kindererziehung gilt, das gilt auch für Gemeinde: Wir lernen durch abschauen! Kinder tun dies schon ganz zu Beginn ihres Lebens, dass sie lernen, indem sie von anderen abschauen – vor allem natürlich von Eltern und der Familie. Aber je älter sie werden, sind das dann auch Erzieher(innen), Lehrer, Trainer, Mitarbeiter in der Gemeinde.

Deswegen ist es so wichtig, als Leiter auch Fehler zu machen, weil nur dann Mitarbeiter auch diese abschauen können. Ich kann das von mir selbst nicht anders behaupten. Ich lerne so viel, indem ich schaue, wie großartige Leiter ihre Gemeinde leiten, Veränderungsprozesse initiieren und durchführen und wie sie Fehler machen und dazu stehen.

Wenn du meinst, als Leiter perfekt sein zu müssen, sitzt du einer Lüge auf, die aber fatale Konsequenzen haben wird, weil deine Mitarbeitenden den Eindruck haben, auch sie müssten perfekt sein.

Exzellenz bewahren

Das Gegenteil von Perfektion aber ist Exzellenz. Und diese gilt es, bei allem zu bewahren und zu fördern. Exzellent zu leiten und Gemeinde zu gestalten heißt, dass du das Beste aus den dir zur Verfügung stehenden Ressourcen machst. Es bringt nichts, dich einem Zerrbild der Perfektion zu unterwerfen, wenn die Ressourcen dafür überhaupt nicht vorhanden sind.

Ja, ich finde es auch total beeindruckend, was großartige Gemeinden wie bspw. die Willow Creek Community Church in Chicago oder das ICF in Zürich alleine was den Gottesdienstraum und die technischen Umsetzungen (sorry, da bin ich einfach ein Freak) betrifft, auf die Beine stellen. Und jetzt? Soll ich das Gleiche machen? Geht gar nicht! Abgesehen davon, dass es kontexteull vielleicht gar nicht passt – meine „Bühne“ (churchy nennt man das „Altarraum“) ist ein Bruchteil von dem, was Willow Creek oder dem ICF zur Verfügung steht. Es wäre also totaler Quatsch, diesem „Zerrbild der Perfektion“ zu unterliegen und das auch genau so machen zu wollen.

Aber: Ich lasse mich inspirieren. Ich schaue ab und lerne, ich versuche zu kapieren und nicht zu kopieren und letzten Endes zu transferieren, was von all diesen genialen positiven Eindrücken umsetzbar ist – in einer exzellenten Weise, das heißt: Im Rahmen der mir zur Verfügung stehenden Ressourcen will ich das Beste geben, weil ich es für den gebe, der das Beste für mich gab. Und ich weiß: Da bin ich noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Aber so was von noch lange nicht!

Aber….ich kann ausprobieren, experimentieren, Fehler machen. Ja, das kann ich. Das will ich.

Und ich will noch etwas: Gnädiger werden. Denn andere machen ja auch Fehler. Und sollen das. Und dann ist „Gnade“ das Wort der Stunde. Ein großes Wort, das so oft in der Bibel vorkommt – und viel zu selten gelebt wird.

Lieben und lieben lassen

Da wird Jesus eines Tages von einem sehr gescheiten Menschen gefragt:

Lehrer, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz Gottes? (Die Bibel, Matthäus 22,36)

Für diesen Menschen, ein „Schriftgelehrter“, wie die Theologen der damaligen Zeit in der Bibel genannt werden, war es das A und O, Gott durch Einhalten von Geboten zu gefallen. Das „Gesetz Gottes“ war für ihn die Sammlung aller Weisungen und Gebote, die ein Mensch zur damaligen Zeit kennen konnte, um Gott zu gefallen.

Irgendwie so stellen sich Konfirmandinnen und Konfirmanden vor, was der christliche Glaube ist: Das Einhalten von Geboten, von Handlungsanweisungen, von „To Dos“, von göttlichen Erziehungsmaßnahmen.

Ist das Glaube?

Schauen wir mal, welche Antwort Jesus gibt – ich finde sie nämlich recht verblüffend:

Jesus antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot.“ (Die Bibel, Matthäus 22,37+38)

Raffiniert. Einmal mehr kontert Jesus dieser Frage wie ein kleines Schlitzohr, denn dieses Gebot müsste der nette Fragesteller schon kennen, da es ein Gebot aus dem Alten Testament ist (5. Mose 6,5), dem ersten Teil der Bibel, das dieser Schriftgelehrte rauf und runter gelesen und größtenteils auswendig gelernt hat. Die Antwort hätte er sich also selbst geben können.

Fasziniert bin ich aber von der Antwort auch deswegen, weil Jesus keine fromme Pflichterfüllung erwartet, für ihn ist auch nicht das höchste Gebot, in die Gemeinde zu gehen, an unzähligen Veranstaltungen sich aufzuopfern und im frommen Burnout zu landen. Seine Auslegung, was nun das wichtigste Gebot ist, geht auch in keine ethisch-moralische Richtung.

Das wichtigste Gebot, das Jesus diesem klugen Menschen mitgibt, lautet schlicht: Liebe Gott!

Und ich denke: „Wow! Jesus! Das ist so krass! So entwaffnend. So ehrlich. So einfach. So tief.“

Jesus führt uns damit eines vor Augen: Es gibt einen Gott, der dich liebt – und den du auch lieben kannst! Das klingt einfach – und ist doch so tief. Ein Gott, ein Schöpfer dieses Universums, ein immer schon existierender und niemals endender himmlischer Vater, der dich liebt – und den du lieben kannst: mit Herz, Hingabe und Verstand.

Das ist krass! Zeichnet sich nach unserem westlichen Denken ein Gott nicht gerade dadurch aus, dass er eben Gott ist und der Mensch ist Mensch und dazwischen ist ein unüberbrückbarer Olymp, Graben oder unzählige Sphären? Jesus zeichnet uns ein Bild von Gott, welches genau das Gegenteil ist. Liebe entsteht nur durch Nähe, durch Kommunikation, durch Anteilnahme. Und das alles mit Gott.

Oh nein, ich will dir jetzt kein Patentrezept in die Hand drücken, wie das denn aussehen kannst, dass du Gott lieben kannst mit deinem Herz, Hingabe und Verstand. Denn weißt du was? Ich glaube, das wirst du sehr genau selbst herausfinden können, wenn du den fragst, der dich unendlich liebt – denn dann wird er dir schon sagen, wie du ihn mit deinem ganzen Leben lieben kannst.

In diesem Sinne: Liebe – und lass dich lieben!

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