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Ostern – mehr als ein Comeback

Hat ein Fußballspieler eine lange Verletzungspause überstanden und kehrt auf den Platz zurück, sprechen wir von einem Comeback. Nicht wenige sprechen auch im Blick auf Ostern von einem „Comeback“. Ich glaube aber: Ostern ist weit mehr!

Ähnlich und doch anders

Wer ein Comeback hinlegt, der kehrt in sein Leben zurück, in dem er sich befand, bevor er von der Bildfläche verschwand, um dann mit einem Comeback zurück zu kehren. Ein Fußballspieler spielt wieder Fußball, eine Skifahrerin rast die Piste hinunter, Tennisspieler jagen den Ball über’s Netz und ein Formel 1-Fahrer jagt um die Kurven.

Bei Jesus ist das irgendwie ähnlich und doch auch ganz anders.

In der Bibel wird beschrieben, was an Ostern Unfassbares geschehen ist:

Am Abend, als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Salome und Maria, die Mutter von Jakobus, wohlriechende Öle, um den Leichnam von Jesus zu salben. Früh am Sonntagmorgen, gerade als die Sonne aufging, kamen die Frauen damit zum Grab. Schon unterwegs hatten sie sich besorgt gefragt: „Wer wird uns nur den schweren Stein vor der Grabkammer beiseitewälzen?“ Umso erstaunter waren sie, als sie merkten, dass der riesige Stein nicht mehr vor dem Grab lag. Sie betraten die Grabkammer, und da sahen sie auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der ein weißes Gewand trug. Die Frauen erschraken sehr. Aber der Mann sagte zu ihnen: „Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden! Seht her, das ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Und nun geht zu seinen Jüngern und zu Petrus und sagt ihnen, dass Jesus euch nach Galiläa vorausgehen wird. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch angekündigt hat.“ (Die Bibel, Markus 16, 1-7)

Jesus kam ja nicht von einer Verletzungspause zurück auf das Spielfeld – sondern vom Tod. Das ist ja das Krasse, auch wenn man sagt, dass Totgesagte länger leben. Aber Jesus war nicht totgesagt. Jesus war tot. Mausetot.

Weil er aber wieder lebt – und immer noch lebt – kann ich die Bibel ernst nehmen und die ganzen wunderbaren Verheißungen und Zusagen, die Gott uns Menschen macht.

Stellen wir uns nur für einen Moment vor, dass das alles Quatsch wäre, was da in der Bibel steht von wegen Auferstehung und so, und Jesus ist nicht auferstanden. Wieso sollte dann irgendetwas anderes, das in diesem Buch steht, vertrauenswürdig sein? Ich hätte da zumindest meine ziemlich heftigen Zweifel. Weil aber Jesus von den Toten auferstanden ist, kann ich vieles, was in der Bibel steht, auch heute noch für mich persönlich in Anspruch nehmen, glaube an einen Gott der Geschichte, dem sich selbst der Tod nicht in den Weg stellen kann und hoffe, glaube und vertraue fest darauf, dass Jesus eines Tages wiederkommen wird und dass es eine wunderbare Ewigkeit für diejenigen gibt, die ihm glauben und vertrauen.

Das alles kann ich seit Ostern. Seit dem ersten Ostern. Nur deswegen kann ich es. Nicht, weil es so schöne, heilsame, wohltuende Worte sind, die da in der Bibel stehen – was würden sie für einen Unterschied zu den chinesischen Glückskekssprüchen machen, wenn Ostern nicht wahr wäre?

Ostern ändert alles

Deswegen ändert Ostern alles. Alles. Einfach alles!

Seit Ostern muss es keine Hoffnungslosigkeit mehr geben. Die Option ist da, ja. Aber es ist deine Entscheidung, ob Hoffnung aufkeimen darf oder nicht.

Seit Ostern gibt es ein wirkliches „Kopf hoch“, weil ich meinen Kopf heben und auf den schauen kann, der von den Toten auferstanden ist.

Ostern ändert alles. Ich muss nun nicht mehr nach hinten schauen – ich kann nach vorne schauen, weil ich weiß, dass es ein Morgen gibt, dass der nächste Tag kommt – und dass dieser Tag wieder eine großartige Chance ist, meinen auferstandenen Herrn zu erleben und ihm zu begegnen. Und am nächsten Tag auch noch. Und am übernächsten – und an allen anderen, folgenden Tagen meines Lebens.

Ja, es ist meine Entscheidung, was ich aus Ostern mache. Mal fällt es mir leichter, mal fällt es mir schwerer. Mal schaffe ich es, den Blick zu heben, mal nicht.

Aber das Schöne ist: Wenn ich es nicht schaffe, dann schafft Jesus es für mich, hebt mich hoch und lässt mich nach vorne schauen.

Wer Ostern kennt, hat Grund, optimistisch nach vorne zu schauen, voller Vertrauen in den, dem selbst der Tod nichts anhaben konnte.

Leben und unvergängliches Wesen

Vor annähernd 2.000 Jahren lebte ein junger Mann, sozusagen ein „Christ der ersten Stunde“ – oder zumindest ein Christ der ersten Generation. Sein Name: Timotheus. Er lebte genauso wie wir im Zeitalter nach der Auferstehung und dennoch war sein Glaube immer mal wieder ein wenig angefochten, durchgeschüttelt und nicht so standfest, wie er sich das selbst wünschte – vielleicht kennst du das ja auch. Ich kenne es.

Und eben diesem jungen Mann schrieb sein Lehrer und Mentor – kein Geringerer als der große Völkermissionar Paulus – zwei Briefe. Heute wäre es wohl eine lange Email gewesen oder eine WhatsApp. Damals kannte man noch das Medium des Briefes. Und in seinem zweiten Brief schreibt Paulus seinem Zögling Folgendes ins Stammbuch:

Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
(Die Bibel, 2. Timotheus 1,10)

Als ob er sagen wollte: Der Gott, der selbst den grausamsten Feind des Menschen – den Tod – besiegt hat, hält deine Hand, ist dir näher, als du glauben kannst und liebt dich mehr, als du dir jemals vorstellen kannst.

Und durch die Entmachtung des Todes hast du die Möglichkeit DAS Leben zu finden und ist deine Existenz unvergänglich („unvergängliches Wesen“).

…und deswegen ist Ostern für mich mehr als nur ein Comeback. Durch Ostern entsteht etwas vollkommen Neues.

Neues Leben.

Neue Hoffnung.

Neue Liebe.

Neue Perspektiven.

Neue Dimensionen des Lebens.

Neue Glaubenserfahrungen.

Alles neu macht – der Ostermorgen, nicht nur der Mai.

Ich bin generell ein Mensch, der versucht positiv zu denken und das Gute zu sehen, selbst in unguten Situationen. Warum? Weil mich Ostern dazu befähigt. Weil das seit Ostern kein Pfeifen im Wald ist, sondern begründete Realität.

Aber es geht nicht um mich. Es geht um viel mehr. Es geht darum, dass „das Leben“  jedem Menschen zugänglich ist durch Ostern.

DAS Leben

„Das Leben“ – schreibt Paulus. Nicht irgendein Leben. Nicht so ein bisschen Leben. Nicht einfach Leben. Sondern: DAS Leben.

…nach dem du dich wirklich tief in deinem Innern sehnst.

…das unvergänglich ist.

…das lebendig, bunt und vielseitig ist.

…das aus einer Ewigkeitsperspektive gelebt wird.

…das Ewigkeitsqualität besitzt.

…das nicht vom Irdischen bestimmt wird, sondern von der himmlischen Realität.

…das sich nicht im Alltäglichen erschöpft, sondern das Übernatürliche erwartet.

Kurz: Das Leben, das Gott für dich bereit hält, das er sich für dich gedacht hat.

Das ist „Evangelium“ – die „gute Nachricht“: Dein Leben ist mehr als das, was du Tag für Tag siehst und erlebst. Dein Leben soll geprägt sein von einer Perspektive, die aus dem Ewigen in das Irdische hineinragt.

Und das ändert wiederum alles – konkret: Deinen Umgang mit deinen Ressourcen Geld, Zeit, Besitz, Umwelt. Alles.

Warum? Weil du weißt, dass es mehr gibt als das, was du Tag für Tag siehst. Es gibt nämlich „das Leben“ und ein „unvergängliches Wesen“. Wir werden alle auferstehen nach unserem Tod. Kein Licht wird einfach so ausgehen – schon gar nicht vom Letzten einfach ausgemacht.

Die Bibel spricht davon, dass wir alle auferstehen werden und dass es dann zwei Optionen des Weiterlebens gibt – welche das sind, dazu empfehle ich dir diesen Artikel.

Aber jetzt erst mal: Frohe Ostern! Denn es ist in der Tat ein fröhlicher Tag, wenn ich bedenke, was durch Ostern nun alles möglich ist.

Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens

Welche Bedeutung hat eigentlich das „Alte Testament“ für den christlichen Glauben?

Schaut man sich landauf landab in der kirchlichen Szene ein wenig um, könnte man den Eindruck bekommen, dass die Antwort lautet: „Nicht wirklich eine große!“

Aber leider ist das schlecht und dem christlichen Glauben alles andere als zuträglich. Oder um es noch deutlicher zu formulieren: Die ganz persönliche Gottesbeziehung eines Christen ist defizitär, wenn man sich keine Gedanken darüber macht, wie das „Alte Testament“ und das „Neue Testament“ zusammenhängen und inwiefern Gott der selbe im „Alten“ wie im „Neuen“ Testament ist.

Insofern kann ich schon vorab sagen, dass ich Tobias Teichen, Pastor des ICF München (www.icf-muenchen.de) und Leiter des ICF Movements Deutschland (www.icf.ch/movement/) zutiefst dankbar bin, dass er dieses Buch geschrieben hat und eine – wie ich finde – äußerst treffende Entscheidung vorgenommen hat: Er bezeichnet nach einigen Seiten des Buches das „Alte Testament“ als den „ersten Teil der Bibel“ und das „Neue Testament“ als den „zweiten Teil der Bibel“.

Ganz einfach aus dem Grund, da die Bezeichnungen „alt“ und „neu“ suggerieren, dass das Neue das Alte ersetzen und das Alte nun nicht mehr wichtig oder aktuell wäre. Wenn doch im Sprachgebrauch der Theologie und Verkündigung dies noch mehr berücksichtigt werden würde – ich fasse mich an der eigenen Nase.

Inhaltlich ist dieses Buch eine Schatzkiste aus vielen, vielen kleinen und großen funkelnden Edelsteinen. Mitunter konnte ich das Buch einfach nicht aus der Hand legen und musste mich manchmal schon dazu zwingen, weil andere Dinge einfach dran waren.

Teichen betrachtet den Bund mit Abraham, mit Mose und mit David. Soweit so gut. Alleine die Schätze, die in diesen Kapiteln zu Tage kommen, sind schon sehr groß. Doch größer wird der Schatz dadurch, dass Teichen eine theologische Entscheidung trifft und diese auf jeder Seite des Buches durchzieht: Er betrachtet den ersten Teil der Bibel mit meiner bestimmten Brille, wodurch der zweite Teil nichts anderes als einfach nur die logische Fortsetzung des ersten Teils ist, in dem sich Jesus Christus immer wieder findet. Dieses Erkenntnisse sind absolut spannend und genau das Essentielle, das in meinen Augen dieses Buch ausmacht und ein echter Gewinn ist.

So wird natürlich ganz besonders deutlich, weshalb der erste Teil der Bibel auch heute noch eine Relevanz für Christen hat und weshalb er nicht einfach „überholt“ ist – eben: erster/zweiter und nicht alt/neu. Die Sensibilität in der Benennung der Teile macht durchaus Sinn, weil sie mehr als eine äußerliche Klassifizierung ist sondern ein inhaltliches Statement.

In den letzten beiden Kapiteln widmet sich Teichen zum einen der Frage, welche Bedeutung das heutige Israel für Christen hat und wie man als Christ zu Israel stehen sollte. Dabei skizziert er pointiert unterschiedliche Standpunkte und benennt schonungslos auch negative Tendenzen innerhalb der Kirche im Blick auf Israel.

Zum anderen spielt zum Abschluss die Frage eine Rolle: „Juden und Christen – Geschwister mit Zukunft?“ Welches Verhältnis sollten Christen heute zu (messianischen) Juden haben? Und wie sieht das für die Zukunft aus? Was sagen biblische Texte und Verheißungen dazu? Spannend! Absolut spannend, informativ, lesenswert und aktuell!

Das Schöne an diesem Buch ist, dass Tobias Teichen seinen Predigtstil verschriftlicht hat: Verständlich, auf den Punkt, locker, akzentuiert und herausfordernd. Das macht es natürlich äußerst angenehm, dieses Buch zu lesen. Zudem verwendet er viele Beispiele aus dem persönlichen oder gemeindlichen Leben, die das Thema noch wesentlich anschaulicher machen.

Auffallend ist darüber hinaus natürlich die grafische Gestaltung. Ein echter Hingucker. Das kann man nicht beschreiben – das muss man gesehen haben. Die Illustrationen und Fotos regen ebenso zum Nachdenken an wie der Text an sich. Also alles andere als eine trockene theologische Abhandlung. Versprochen! Und das, obwohl ich sagen würde, dass ich alleine aus diesem Buch sehr viel mehr gelernt haben und „gezogen“ habe, als aus vielen, vielen anderen „trockenen Büchern“ über den ersten Teil der Bibel (…ich lerne dazu…).

Oder um es einfach zu sagen: Inhaltlich bietet dieses Buch momentan für mich mit Abstand den meisten Gewinn, was das Verstehen und die Bedeutung des ersten Teils der Bibel betrifft. Und das würde ich persönlich eben genau an der Frage festmachen: Wer ist Jesus? Es gibt viele Bücher, welche den Zusammenhang aus erstem und zweitem Teil der Bibel darstellen. Das Besondere für mich an diesem Buch ist der Fokus darauf, wie Jesus schon im ersten Teil der Bibel vorkommt. Natürlich ist dies auch eine theologische Positionierung – aber ohne diese müsste die Frage doch wirklich gestattet sein, welche Bedeutung der erste Teil der Bibel für Christen heute noch hat. Weil aber Jesus selbst im ersten Teil so oft vorkommt, erklärt es sich von alleine, dass dieser Teil der Bibel nicht „überholt“ für Christen sein kann.

Alles in allem kann ich sagen: Ein absolut gelungenes Buch für jeden Christen, der den Wurzeln seines Glaubens auf die Spur kommen möchte. Aha-Effekte sind garantiert und ich würde es am liebsten als „Standardwerk“ empfehlen für alle, die predigen oder in irgendeiner Weise leitend verantwortlich sind in einer Gemeinde, da das Wissen und das Fragen nach den Ursprüngen christlichen Glaubens meines Erachtens kein nettes Gimmick sondern Basics des Glaubens und der Lehre sein sollten.

Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens
Tobias Teichen: Roots. Auf der Suche nach dem Ursprung des Glaubens

Verlag: SCM Hänssler

240 Seiten / 16,95 EUR

Wozu starb Jesus am Kreuz?

Das ist die Frage, die sich bis heute viele Theologen und andere Menschen stellen. Und heute an Karfreitag möchte ich versuchen, eine Antwort darauf zu geben.

Eine schwierige Auslegung

Sicherlich kann man das Kreuzesgeschehen ganz unterschiedlich deuten und es finden sich auch schon im Neuen Testament selbst unterschiedliche Facetten seiner geistlichen Bedeutung. Was ich persönlich jedoch eine sehr, sehr schwierige Auslegung finde, ist die Aussage, dass im Kreuz sich Gott auf die Seite der Leidenden stellt und damit zum Ausdruck bringen möchte, dass er uns in unserer Not sieht und sich zu den Schwächsten der Schwachen und den Ärmsten der Armen stellt.

Denn ganz ehrlich: Das tut er auch schon ohne Kreuz, was manche scheinbar vergessen. Schon im Alten Testament in der Gebetssammlung der Psalmen steht:

„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ (Psalm 34,19)

Es ist also nicht das genuin Neue im Kreuzesgeschehen, dass Gott sich auf die Seite der Leidenden, der Armen, der Unterdrückten stellt. Und mal ganz ehrlich: Eine Kreuzigung war im römischen Reich die grausamste aller Todesarten. Oft haben Kreuzesopfer tagelang am Kreuz gehangen, ehe sie erstickt sind, weil die Atmung einfach nicht mehr funktionierte. Deswegen wurden ihnen oft die Beine gebrochen, wie auch den beiden Übeltätern, die mit Jesus gekreuzigt wurden (Johannes 19, 31+32). Denn so konnten sich die Kreuzesopfer nicht mehr abstützen und der Erstickungstod trat schneller ein.

Die Römer nutzten die Kreuzigung oft, um besiegte Feinde am Straßenrand zu kreuzigen und somit ihren Sieg zur Schau zu stellen, und nicht selten wurde ein solches Spektakel von Passanten frenetisch feiernd flankiert.

Und jetzt mal Hand aufs Herz: Sollte Gott sich denn so etwas ausgesucht haben, um zu zeigen, dass er auf Seiten der Schwachen und Zerbrochenen ist, wo er das in seinem Wort doch ohnehin schon längst unweigerlich klargemacht hat?

Würden wir das annehmen, dann heißt das: Um etwas, das ohnehin schon klar war, nochmals zum Ausdruck zu bringen, lässt Gott seinen Sohn auf grausamste Weise sterben.

Tut mir leid – aber das ist für mich grotesk und ich frage mich ernsthaft, weshalb diese Art der Auslegung vor allem von denjenigen forciert wird, die dem Kreuzestod als Sühnegeschehen nicht viel abgewinnen können, da es ihnen zu blutrünstig sei. Aha. Aber um eine Aussage, die ohnehin schon klar ist, nochmals zu unterstreichen, darf es blutrünstig werden oder was? Vielleicht bin ich auch zu einfach gestrickt – aber für mich ist das widersprüchlich.

Ein Weg aus der Hölle

Die zentrale Bedeutung des Kreuzestodes Jesu ist nicht die Solidarisierung Gottes mit den Schwachen oder ein Ausdruck dieser Solidarisierung, sondern einzig der Grund, dass es einen Weg aus der Hölle gibt; einen Weg aus der ewigen Gottesferne in die ewige Gottesgegenwart.

Viele fragen sich und mich immer wieder: Wie kann denn ein liebender Gott Menschen in die Hölle schicken? Und ich frage mich und manchmal auch den anderen: Tut er das wirklich? Schickt Gott Menschen in die Hölle?

Ist es nicht eher so, dass Gott durch den Tod seines Sohnes am Kreuz alles, aber auch wirklich alles, getan hat, damit wir aus der Hölle aussteigen können!? Einer der bekanntesten Verse im Neuen Testament steht im Johannes-Evangelium. Für viele – auch für mich – ist er sozusagen „das Evangelium auf einen Vers komprimiert“ und lautet:

„Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ (Johannes 3,16)

Würde es keine Hölle geben, wäre dieser Vers sinnlos. Aber weil niemand ernsthaft behaupten kann, die Bibel wäre sinnlos, wird hier dem ewigen Leben ein Verlorengehen gegenübergestellt. Genauso aber die schlichte und einfache Aussage, dass wer an Jesus glaubt, vor dem Verlorengehen gerettet ist und ewiges Leben hat.

Und das alles hat seinen Grund darin, dass Gott der Welt seine Liebe zeigt, indem er seinen Sohn für sie hergab.

Unbeschreibliche Kraft und Schönheit

Dieses Geschehen ist für mich von unbeschreiblicher Schönheit und Kraft zugleich. Schönheit trotz allem Geschehen rund um das Kreuz. Ja, das ist ein bestialisches Geschehen – aber doch ist es auch ein wunderschöner Ausdruck einer Liebe, die sich nicht davor scheut, alles zu geben – wirklich alles. Wo wir Menschen doch sehr schnell mal kalkulieren bevor wir „alles“ geben, ist Gott bereit, alles für dich zu geben. Seinen Sohn und damit sich selbst. Wenn du dieses Geschehen in seiner Tiefe ergreifen möchtest, wirst du Stück für Stück die Schönheit darin entdecken, die sich dem körperlichen Auge verschließt aber von außerordentlicher Kraft für die Augen des Herzens strahlt.

Ein Gott, der dich so sehr liebt, dass er alles, was er hat, für dich hergibt. Wo gibt’s denn so was? Einzig und allein beim Gott der Bibel, der sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart. Der sich nicht zu schade ist, sich für dich ganz hinzugeben. Der alles auch nur mit seinem Wort ins Dasein ruft und bei dem selbst die Natur auf seine Worte hört und sie befolgt. Der das Universum mit seinen unzähligen Galaxien und Sternen erschaffen hat, der uns Menschen kunstvoll und faszinierend in unser Leben geliebt hat. Dieser Gott stirbt für dich am Kreuz, die Mächte der Finsternis rotten sich zusammen und es verfinstert sich mitten am Tag der Himmel für drei Stunden (vgl. Matthäus 27,45).

Das alles, weil er dich liebt und sich danach sehnt, die Ewigkeit mit dir und nicht ohne dich zu verbringen. Ich finde das einfach nur unglaublich schön. Es gibt einen Gott, der mich so sehr liebt, dass er alles, was mich von ihm trennt, überwinden kann und will – weil ich es ihm Wert bin. Unfassbar.

Und das gibt mir Kraft. Unglaubliche Kraft. Zu wissen, da ist ein Gott, der sich nach mir sehnt, der sich freut, wenn ich Zeit mit ihm verbringe, der immer ein offenes Ohr für mich hat und der die Ewigkeit mit mir gemeinsam verbringen will – das gibt mir unglaubliche Kraft.

Dieser Beitrag ist ein Auszug aus Kapitel 7 meines Buches „10 Dinge, die du besser nicht glauben solltest“, das im März im Brendow-Verlag erschienen ist. In diesem Kapitel erläutere ich zuvor den Begriff „Hölle“ in seinen unterschiedlichen Bedeutungen und welche Relevanz dies für uns heute hat.

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Koran und Bibel

Das Wichtigste vorab: Ich empfehle jedem, der sich ernsthaft mit den beiden großen Religionen „Christentum“ und „Islam“ sowie deren Schriften „Bibel“ und „Koran“ beschäftigen möchte, dieses Buch nicht nur im Bücherregal zu haben, sondern auf dem Schreibtisch, Nachttisch – egal: Hauptsache griffbereit!

Dabei ist das Buch nicht neu, sondern inzwischen in der 7. Auflage erschienen, die jedoch um ein weiteres Kapitel erweitert wurde: „Die Bibel im Koran“.

Prof. Dr. Thomas Schirrmacher (www.thomasschirrmacher.info) ist ein Kenner auf seinem Gebiet und ein Experte rund um den Islam. Er promovierte in ökumenischer Theologie und ist heute Sprecher für Menschenrechte der Evangelischen Allianz, nimmt an vielen unterreligiösen Gesprächen teil und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Islam.

Mit diesem Buch hat er ein wunderbares Standardwerk geschaffen, das für den „normalen Leser“ – der eben nicht in Theologie, Kulturanthropologie und Vergleichender Religionswissenschaft zuhause ist wie der Autor – wunderbar zu lesen ist. Ich liebe es, wenn hochintelligente Menschen, die auf einem bestimmten Gebiet bewandert sind wie kaum jemand anderes, es schaffen, ihre Bücher so zu schreiben, dass sie verständlich sind auch ohne diese Fächer studiert zu haben.

Schirrmacher nennt zu Beginn des Buches einige Voraussetzungen und „Auslassungen“. Auf 160 Seiten ist es schlichtweg nicht möglich, Bibel & Koran bzw. Christentum & Islam erschöpfend zu behandeln und miteinander zu vergleichen und in Beziehung zu setzen. Insofern trifft er Entscheidungen, die nachvollziehbar und plausibel sind und auf denen sein Buch aufbaut.

In vier großen Kapiteln wird der Leser in die weite Welt des Korans und der Bibel und vor allem in ihre Gegenüberstellung einbezogen:

  1. Bibel und Koran als „Gottes Wort“: das Offenbarungs- und Inspirationsverständnis
  2. Das Verhältnis zu Gott, wie es durch sein Wort entsteht
  3. Die Bibel im Koran
  4. Hilfen zum Weiterarbeiten

Jedes Kapitel (vor allem die ersten beiden) ist wiederum in viele kleine Abschnitte unterteilt, zu deren Beginn sozusagen die Quintessenz zur Bibel und zum Koran im Blick auf die zu behandelnde Frage steht. Das macht es dem Leser unglaublich einfach, einen schnellen Überblick in ein so komplexes Thema zu bekommen. Ebenso sind Tabellen im Buch vorhanden, durch die man ganz schnell einen Überblick bekommt.

„Koran und Bibel“ ist alles andere als eine trockene Abhandlung und Auseinandersetzung mit den beiden großen Schriftreligionen. Es ist vielmehr ein ganz praktischer Ratgeber für den Umgang mit Menschen anderen Glaubens, der aber nicht nur „ein paar schlaue Tipps“ gibt, sondern fundierte Hintergründe zur Entstehung, zum Selbst- und Offenbarungsverständnis der jeweils Heiligen Schrift gibt sowie zum Gottesbild. Gerade letzteres scheint mir eine wahre Goldgrube zu sein, da auf sehr sachliche Weise die unterschiedlichen Gottesbilder zwischen Islam und Christentum dargestellt werden.

Mit seinem Buch „Koran und Bibel“ liefert Schirrmacher mehr als nur ein paar gedruckte Zeilen. Es ist sozusagen Standardwerk, Nachschlagewerk, Grundlagenbuch und Praxisbuch in einem. Dazu in verständlicher Sprache und in überschaubarer Seitenzahl. Hilfreich ist natürlich auch, dass das Buch nicht von vorne bis hinten gelesen werden muss, sondern durch einen Blick in das übersichtliche Inhaltsverzeichnis man schnell fündig wird, wenn man zu einer bestimmten Frage im Blick auf die beiden Religionen und ihr Verhältnis zueinander eine Antwort benötigt.

Persönlich finde ich es gerade deswegen auch gewinnbringend, da die gesellschaftliche und leider auch theologische Diskussion um das Verhältnis der beiden Religionen zueinander nicht gerade weiterführend ist, da oft Gemeinsamkeiten benannt werden, die bei genauerem Hinsehen – wenn man sich die Zeit denn nimmt – eben gar keine sind.

Wer sich aber die Zeit nimmt und in diesem Buch immer wieder stöbert, der wird vielleicht das erleben, was Schirrmacher in seinem Vorwort schreibt:

Ein ehrliches und offenes Gespräch, das gerade auch die Unterschiede offen legt, wo oberflächlich betrachtet Gemeinsamkeit zu sein scheint, wird zum einen von Muslimen selbst gewünscht, ja erwartet, und ist zum anderen auch der Ausgangspunkt wirklich tiefergehender Gespräche.

Koran und Bibel
Thomas Schirrmacher: Koran und Bibel. Die zwei größten Religionen im Vergleich

Verlag: SCM Hänssler

160 Seiten / 12,95 EUR

Entertainment und Heiligkeit

Für mich sind das die wesentlichen Bestandteile eines guten Gottesdienstes. Und gleichzeitig sind es vielleicht auch die Dinge, die in unseren Gottesdiensten landauf landab viel zu oft fehlen.

Ich weiß, dass man das pastoraltheologisch nun angreifen kann, vor allem wenn man gängige Bilder von Entertainment und Heiligkeit im Kopf hat. Aber dennoch:

Gottesdienst ist immer eine Mischung aus Entertainment und Heiligkeit. Kein Mensch will sich im Gottesdienst bewusst langweilen oder nur Alltägliches erleben.David Brunner

Ich kenne wirklich keinen Menschen, der von sich sagt: „Ich gehe jetzt in den Gottesdienst und freue mich schon so richtig darauf, mich zu langweilen.“ Leider kenne ich aber Menschen, die nach einem Gottesdienstbesuch genau das konstatieren müssen.

Genauso wenig möchte ein Mensch der heutigen Zeit einen Gottesdienst feiern und erleben, in dem ihm nur rein Alltägliches begegnet – das findet er nämlich an vielen anderen Stellen seines Lebens – im Alltag – auch und dazu bedarf es keines Gottesdienstes.

Zwei Gefahren

Legt man diese beiden Begriffe einem Gottesdienst zugrunde, bestehen sowohl im Blick auf Entertainment als auch im Blick auf Heiligkeit zwei große Gefahren, denen man ganz leicht erliegen kann.

Die Gefahr im Blick auf das Entertainment liegt darin, dass Gottesdienst zu einer reinen Show und einer billigen Unterhaltung wird. Es wird auf Effekte und das „Drumherum“ mehr Wert gelegt als auf den Inhalt. „Hauptsache die Show stimmt!“ Vielen freien Gemeinden und vor allem vielen Gemeinden, die in den letzten Jahren einen großen Zulauf haben, wird dies immer wieder unterstellt. Es mag an manchen Stellen gerechtfertigt sein – keine Frage. Aber nicht immer – und schon gar nicht pauschal.

Kleines Beispiel: Durch diverse Workshops, Training Days und Networkdays habe ich in den letzten Wochen und Monaten Einblick bekommen, wie das „ICF“ (www.icf.church) seine Gottesdienste konzipiert. Man muss nur mal diese Gemeinde googeln und findet sofort einschlägige Pauschalverurteilungen, denen ich überhaupt nicht zustimmen kann. Hier wird sehr viel Wert auf das „Entertainment“ gelegt – aber eben gerade nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel dafür, dass der Inhalt bestmöglich transportiert werden kann. Ich bin unglaublich dankbar, von dieser Kirche so viel lernen zu können!

Die Gefahr im Blick auf die Heiligkeit besteht darin, die Gottesdienste so alltagsfremd zu gestalten, dass es für „das Heilige“ keinen Anknüpfungspunkt mehr im persönlichen Leben und existentiellen Erleben des Gottesdienstes gibt. Bestes Beispiel hierfür sind Gottesdienste, die einem starren Ablauf (Liturgie) folgen, dessen Plausibilität sich nicht jedem Menschen der Postmoderne erschließt. Wohlgemerkt: Das ist keine Pauschalabrechnung mit liturgischen Gottesdiensten. Dort, wo der Gottesdienstbesucher sich bewusst ist, wozu die einzelnen liturgischen Elemente dienen, hat es seine Berechtigung, solange „das Heilige“ dadurch eine Konnektivität zum alltäglichen Leben herstellt.

Reale Alternative

Mit diesen Gedanken fühle ich mich ein wenig zurück versetzt in meine Zeit des Studiums und vor allem des Vikariats, als ich mich mit der Konzeption des Gottesdienstes beschäftigte und dabei unter anderem auch Ausführungen des Theologieprofessors Manfred Josuttis las. Er drückt es anders aus und meint sicherlich auch ein wenig anderes, aber dennoch finde ich folgende Aussage von ihm in diesem Zusammenhang bedenkenswert:

„Pfarrer und Pfarrerinnen führen in die Zone des Heiligen, die immer verborgen war, die in der modernen Gesellschaft verboten ist, weil diese Macht die einzig reale Alternative gegenüber den destruktiven Tendenzen des Mammonismus darstellt.“ Manfred Josuttis, Die Einführung in das Leben. Pastoraltheologie zwischen Phänomenologie und Spiritualität, Gütersloh 1996, S.20

Josuttis konstruiert dabei den Begriff des „Mystagogen“ für den Pfarrer/die Pfarrerin, der in meinen Augen überhöht ist, aber dennoch nicht ganz unberechtigt ist, da den Akteuren im Gottesdienst eine Rolle zukommt, die besonders ist. Sie sorgen nämlich für Entertainment und Heiligkeit.

Gottesdienste zu kreieren und zu konzipieren ist eine meiner großen Leidenschaften meines Berufes. Ich liebe es, mir über Gottesdienste und Predigtreihen Gedanken zu machen, sie zu inszenieren und zu arrangieren, dass Entertainment und Heiligkeit möglich sind. Letztlich habe ich es nicht 100% selbst in der Hand. Aber ich kann zumindest dafür sorgen, dass beides seinen Platz im Gottesdienst hat.

Konkretion für den Gottesdienst

Was heißt das nun konkret? Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einem guten Freund, der auch Pfarrer ist, und wir kamen auf den Gedanken: „Würde ich eigentlich selbst meinen Gottesdienst besuchen?“ Gute Frage! Alle Vorbereitung eines Gottesdienstes sollte damit beginnen, dass ich auf diese Frage ein „Ja“ aus tiefstem Herzen finde. Sowohl das Thema des Gottesdienstes als auch die einzelnen Elemente müssen dafür immer wieder auf den Prüfstand und bedürfen einer fokussierten und intensiven Vorbereitung.

Transportieren die Lieder eine Message oder sind sie lediglich „Füllstoff“?

Wie werden die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen des Gottesdienstes gestaltet? Das ist so entscheidend, denn hier geschehen die meisten Fehler und Brüche, so dass die Intensität und Dynamik des Entertainments und des Erlebens der Heiligkeit einen Sinkflug einnimmt.

Ist die Sprache der Predigt zeitgemäß und herausfordernd?

Beinhaltet der Gottesdienst lediglich Dinge, die ohnehin schon bekannt sind oder führt er den Gottesdienstbesucher in ein weites Feld der göttlichen Erfahrungsmöglichkeit?

Hier könnte ich nun viel schreiben über die konkreten Vorbereitungen und Planungen eines Gottesdienstes. Vielleicht geschieht das auch einmal – wer weiß. Aber solltest du in die Gestaltung und Durchführung von Gottesdiensten in deiner Gemeinde involviert sein, dann lege ich dir diese beiden großen Bereiche ans Herz und bitte dich, zu prüfen, inwiefern sie in deinen Gottesdiensten ermöglicht werden: Entertainment und Heiligkeit.

 


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Grillen mit Herz & Feuer

Zugegeben: Ich wollte wirklich möglichst neutral an dieses Buch herangehen – auch wenn es mir bei meiner Leidenschaft für’s Grillen und zumindest einem flüchtigen Kennen des Autors nicht leicht fiel.

Ich glaube aber, sagen zu können, dass dieses Buch wirklich – ob subjektiv oder objektiv – sehr zu empfehlen ist.

Grillen mit Herz & Feuer“ will eines (nach Aussage des Autors gleich zu Beginn des Buches):

Ich möchte Menschen für das Grillen und die Zubereitung auf dem Rost begeistern. Ich möchte auf die Vorteile von nachhaltigen und saisonalen Lebensmitteln aufmerksam machen. Und ich wünsche mir, dass viele Menschen Grillen als Gemeinschaft und soziales Miteinander erleben.

Und ich kann sagen: Alle drei Anliegen erreicht Dän Klein mit seinem Buch!

Auf den ersten Seiten gibt es einige allgemeine Informationen rund um’s Grillen, ein Basiswissen, das wirklich hilfreich ist: Die Eigenarten der unterschiedlichen Grills (Kugelgrill, Smoker, Tonnengrill,..), unterschiedlicher Kohlearten und einige Infos rund um das richtige Zubehör vom Thermometer bis zum Messer.

Jetzt fragen sich vielleicht manche, die bspw. die „Grill-Bibel“ des renommierten Grillherstellers „Weber“ kennen (ich habe sie auch gelesen), weshalb diese Informationen, dieses Basiswissen, sozusagen das Intro in „Grillen mit Herz & Feuer“ so besonders oder überhaupt lesenswert sind. Ganz einfach: Dän Klein schreibt verständlich und aus der Praxis und gibt in sehr einfacher Weise hier und da kleine Tipps weiter, die bei aufmerksamem Lesen sofort ins Auge stechen – bis hin zu Empfehlungen einzelner Produkte, ohne Schleichwerbung zu machen.

Dabei ist es nicht nur ein Weitergeben von Information, sondern ein Teilhabenlassen und Mithineinnehmen in seine große Grill-Erfahrung, die er als deutscher Vize-Meister der Grill-Profis (2013) zweifelsohne hat.

Das gilt genauso auch im Blick auf seine wertvollen Gedanken zur Frage nach dem richtigen Fleisch und der Nachhaltigkeit dessen, was und wie wir grillen. So schreibt Klein zu Beginn seines Buches:

Wenn wir uns wieder mehr um die Lebensmittel kümmern, die wir essen wollen, wissen wir auch immer besser, was da auf unserem Teller landet. […] Außerdem sollte man grundsätzlich saisonal einkaufen und essen, was gerade geerntet werden kann. So kommt Abwechslung ins Leben und auf den Esstisch. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Man stößt dadurch auf völlig neue Sorten und Grillmöglichkeiten.

Ebenso ermutigt Klein den Leser dazu, den Metzger des Vertrauens aufzusuchen und nicht das Fleisch beim Discounter zu kaufen. Sicherlich auch eine Preisfrage – aber lieber einmal weniger grillen, aber dafür mit Fleisch, dessen Herstellung nicht fragwürdig ist. Zudem ist „Bio“ nicht gleich „Bio“ – und manchmal muss gar nicht „Bio“ drauf stehen und das Fleisch ist wesentlich mehr „Bio“ als mit dem Label. Also – aufgepasst und den Metzger deines Vertrauens aufgesucht!

Nach wertvollen Gedanken zum Würzen und Marinieren folgen nach Fleischsorte kategorisierte Grillrezepte (zzgl. Gemüse- und Dessert-Rezepte). Und diese überzeugen mich aus verschiedenen Gründen:

  • Es sind Rezepte, die ich nicht schon in vielen anderen Grillbüchern gelesen habe.
  • Die Beschreibung der Rezepte ist verständlich und klar.
  • Dän Klein verzichtet auf exakte Gewichtsangaben beim Fleisch sowie auf exakte Minuten-Angaben beim Grillen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie korrekt das ist, weil kein Grill und kein Fleisch immer exakt gleich „reagiert“. Natürlich setzt dies zumindest ein wenig Grillerfahrung voraus.

Zu finden sind Rezepte wie die „Deppengaleere“, die Königsdisziplin des „Pulled Pork“ aber auch verschiedene Burger wie den Feta-Preiselbeer-Burger. Wie schon erwähnt geht es aber nicht nur um Fleisch, sondern auch um so leckere Dinge (wenn man’s mag…) wie gefüllten Kürbis.

Abgerundet wird das Buch durch Fotos der Rezepte, die einfach Lust machen, es auszuprobieren (was ich im Übrigen auch schon getan habe und es war sehr lecker und hat super funktioniert).

„Grillen mit Herz & Feuer“ ist nicht nur ein Buch. Es ist eine in Wort und Bild auf Papier gedruckte Leidenschaft, die man Dän Klein abspürt. Die Liebe zum Detail, die Liebe zum Grillen sowie die Liebe zum Leser und der Intention, Grillen als ein soziales Miteinander wider mehr zu fördern, gelingt durch dieses Buch mit Sicherheit.

Grillen ist mehr als Essenszubereitung. Grillen ist Leben und Leidenschaft – und genau das findet sich in diesem Buch wieder. Also – sollte es eine Fortsetzung, einen Teil II geben – ich freue mich jetzt schon drauf.

Dän Klein
Grillen mit Herz & Feuer
SCM Collection
ISBN: 978-3-7893-9794-3

Die Wissenschaft hat festgestellt…

Neulich saß ich in einem Vortrag zur Reformation – soweit nichts Unübliches im fulminanten Reformationsjubiläumsjahr 2017. Der Vortrag war an sich auch wirklich gut und inspirierend. Es ging um unterschiedliche Frömmigkeitsstile in der Reformation und wie die Menschen unterschiedlichen Standes ihren Glauben lebten.

Dann kam der Referent auch auf die Täuferbewegung zu sprechen, da es eine lokale Verbindung zu dem Thema gab. Ein Nebensatz von ihm hat mich dann doch sehr aufhorchen lassen (wohlgemerkt: er ist Theologe). Als es um Berichte von Taufen und Großereignissen im Neuen Testament ging, meinte er sinngemäß:

Nicht zu unrecht verbannen wissenschaftliche Theologen die Berichte von Massen-Events in der Apostelgeschichte in das Reich der Mythen.

Soso, dachte ich, was die Wissenschaft so alles feststellt.

Als ich gestern mit meinem Kollegen darüber sprach, kam uns der alte Gassenhauer „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Fett enthält, Fett enthält. Drum essen wir auf jeder Reise, jeder Reise, jeder Reise Marmelade eimerweise, eimerweise“ in den Sinn.

…und wie es wohl wäre, wenn man mitten in solch einem Vortrag aufstehen und dieses Lied anstimmen würde? Sicherlich lustig – und ja, ok, auch ein wenig verwirrend, das gebe ich zu. Und doch sollte man es doch bekräftigend tun – warum auch nicht? Schließlich hat „die Wissenschaft“ ja festgestellt, dass – ja was eigentlich? Dass Passagen der Bibel ein Mythos sind? Dass die Bibel als solche entmythologisiert werden müsse? Dass man das alles mal schön im Kontext lesen solle und nicht so ohne weiteres in unsere heutige Zeit übertragen kann.

Was mich am meisten bei solch einer Aussage stört ist die Tatsache, dass es sich keine Organisation, kein Werk, kein Unternehmen leisten würde, wenn ein leitender Mitarbeiter öffentlich die „betriebsinternen Grundlagen und Vereinbarungen“ abstreitet und als obsolet bezeichnet. Wo würden wir da hinkommen?

Bei Kirchens ist das aber immer wieder möglich – und in meinen Augen auch mit ein Grund, dass Kirche da steht, wo sie gerade steht. Wir können uns viele Gedanken über Programmoptimierung, Zielgruppenangebote, Mitgliedergewinnung und Finanzverantwortung machen. Das alles bleibt aber nicht mehr als heiße Luft, wenn wir dem Leben und dem Wesen von Kirche ihre Grundlage entziehen und scheinbar nichts Besseres zu tun haben, als Aussagen der Bibel als überholt und „aus dem Reich der Mythen“ abstempeln.

Dabei geht es mir ja nicht einmal darum, dass Geschichten als solche nicht geglaubt werden. Viel wichtiger ist doch, dass dem Inhalt dessen, was da berichtet wird, die Glaubwürdigkeit entzogen wird.

Christen glauben nicht an die Bibel, nein – aber ihren Glauben leben können sie nur, weil sie dessen Inhalt aus der Bibel schöpfen – woher denn auch sonst? Und wenn man nun bspw. dem Bericht, dass Jesus 5.000 Menschen (und mehr) mit fünf Broten und zwei Fischen satt machte, keinen Glauben schenken kann – ja, wieso soll man dann überhaupt glauben können, was Jesus alles kann?

Wohlgemerkt: Wir sollen unseren Verstand einsetzen und mit diesem auch die Bibel lesen, wir sollen sie kritisch lesen – aber nicht, dass wir die Kritiker der Bibel sind, sondern dass die Bibel uns kritisieren darf.

Wir sollen wissenschaftliche Methoden anwenden, um die Bibel immer tiefer zu verstehen, sollten uns aber immer dessen bewusst sein, dass Menschen irren – Gott aber nicht.

Natürlich können wir zu unterschiedlichen Ansichten über Bibeltexte kommen. Aber wir sollten uns davor hüten, zu sagen: „Die Wissenschaft hat festgestellt“. Denn das würde implizit bedeuten, wer nicht dieser einen Auslegung zustimmt, arbeitet nicht wissenschaftlich. Wobei wir auch beim Thema Toleranz wären – aber das ist ein anderes Thema.

Seid doch einfach wieder Kirche!

Würde Luther heute oder Moll zur Zeit der Reformation leben – die beiden wären ein gutes Team. Sicherlich mag Luther mit seinen Thesen viele getroffen haben, was Molls Thesen aber fast noch sympathischer macht: Auch ich verstehe sie – im Gegensatz zu den „Original-Thesen“ des großen Reformators.

Molls „Seid doch einfach wieder Kirche“ ist ein Weckruf in 95 Thesen. Mal scharf und pointiert, dann wieder ausgleichender und mit einem Schuss Selbstkritik aber immer: verständlich und nachvollziehbar und abgesehen von These 52 und einer anderen Tauftheologie, die ich wohl vertrete, kann ich Moll in so vielem zustimmen und bin dankbar für seine Thesen.

Was mich begeistert ist eine Gemeinsamkeit des Autors mit Martin Luther: Er scheut sich nicht, auch die heißen Eisen anzupacken und eine klare Stellung zu beziehen.

These 46: „Das Studienzentrum für Genderfragen ist eine Schande für unsere Kirche.“ Hut ab. Da traut sich einer was.

Noch ein Beispiel gefällig? Anschnallen!

These 10: „Wer das Wort Gottes nach eigener Willkür verändert, setzt sich selbst auf den göttlichen Thron.

Ok. Soweit klingt das ja gar nicht so schlimm. Aber Moll postuliert nicht nur Thesen, sondern erklärt jede These mit wenigen Sätzen. Und das klingt bei These 10 so:

Zu allen Zeiten haben Menschen das Wort Gottes in ihrem eigenen Sinne verdreht und verfälscht. Doch einen Frevel wie die „Bibel in gerechter Sprache“ hat es in 2000 Jahren Kirchengeschichte nicht gegeben. In früheren Zeiten wäre man für solche Blasphenie verurteilt worden, heute wird sie kirchlich gefördert. Eine Kirche, die solches tut, hat sich von ihrem Herrn losgesagt. Sie hat aufgehört, Kirche im eigentlichen Sinne zu sein.

Wer jetzt denkt, dass Moll lediglich deprimierende Töne anschlägt, sieht sich getäuscht. Die Thesen bleiben herausfordernd und provokant aber zielen darauf ab, die Kirche zu erneuern. Ich verstehe sie als Denkanstoß, als ein Wachrütteln, als eine Diskussionsgrundlage für eine ordentliche Diskussion über den Zustand unserer Kirche. So eignen sich diese Thesen wunderbar, um in verschiedenen Kontexten kirchlicher Arbeit ins Gespräch zu kommen.

Die Thesen sind nicht explizit aber doch erkenntlich gegliedert in unterschiedliche Themenbereiche wie Bibel, Offenbarung, Jesus Christus, Theologie, Mission, Tradition, Politik und viele andere.

Dr. Sebastian Moll, Dozent an der THS-Akademie (www.ths-akademie.de), legt in These 91 seine Beweggründe für seinen Weckruf offen:

Die hier aufgestellten Thesen sind nach bestem Wissen und Gewissen, im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und in treuem Hören auf sein Wort entstanden.

Der Autor ist in großer Sorge um die Zukunft der Kirche, die er bei aller Kritik noch immer als seine empfindet. Die hier vorliegende Stellungnahme hat er nicht leichtfertig formuliert, sondern nach reiflicher Überlegung und aus tiefster Überzeugung.

Insofern sollte jedem klar sein, der dieses Buch in die Hand nimmt, dass hier nicht in der Sprache eines Groschenromans geschrieben wird, sondern in der Sprache eines Menschen, dem etwas am Herzen liegt und der nur deswegen Kritik übt – und das mitunter sehr deutlich – weil er bei aller Enttäuschung über den status quo der Kirche doch Hoffnung hat, dass sich etwas bessert.

Das Buch liest sich einfach – im wahrsten Sinne. Jede These nimmt mit Erklärung eine großzügig gestaltete Seite ein, die Sprache ist klar und verständlich und irgendwie kommt man nicht davon los, die Thesen zu lesen, wenn man erst mal angefangen hat.

Und eines tun die Thesen sicherlich nicht: denjenigen kaltlassen, der sie gelesen hat. Sie fordern heraus, regen zum Nachdenken an und führen zurück zu den Basics des Glaubens, um „einfach wieder Kirche zu sein.“

Dr. Sebastian Moll
Seid doch einfach wieder Kirche!
Brendow-Verlag
ISBN: 978-3-86506-939-9
Preis: 12,00 EUR

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