Viele Menschen machen in Krisen einen entscheidenden Fehler: Sie nehmen den Status Quo, spulen die Zeit vorwärts und überlegen sich, wie sie diesen Status Quo, also den „Ist-Zustand“, auch dann noch wahren und über die Runden retten können.
Dabei bieten Krisen genau dann ungeahnte Möglichkeiten und Chancen, wenn wir „vom Ende her denken“ und vertrauen, dass es ein „Happy End“ gibt – wenn wir von diesem her denken. Aber was heißt das?
Ein Sturm kommt und geht
Ich schreibe als Pfarrer, nicht als Meteorologe. Aber meine Erfahrung ist die: Jeder Sturm – sowohl in der Natur als auch im persönlichen Leben – kommt und geht. Er hat einen Anfang und er hat ein Ende.
Den Fehler, den nun viele Menschen in Krisenzeiten machen, ist die Annahme: Dieser Sturm wird immer bleiben, es wird nie wieder „normal“ werden, es gibt keinen „Day after tomorrow“. In gewisser Weise stimmt das sogar – denn es wird nicht wieder „normal“ werden, weil das „Normal“, wie man es kannte, von etwas (in der jetzigen Zeit ist es das Coroan-Virus) beeinflusst und verändert wurde, dass das „Normal“ nicht mehr „normal“ sein wird, es aber ein „neues Normal“ geben wird. Wie das aussieht? Nun, das hängt eben ganz entscheidend davon ab, was du in der Krise, in der Veränderungszeit, in der Herausforderung entscheidest und welche Weichen du stellst.
Dabei ist es nicht einmal entscheidend, welche Rahmenbedingungen du verändern kannst und welche nicht. Die Kunst besteht darin, innerhalb der (im konkreten Fall) von Land und Statt gesetzten Gesetze und Verordnungen „das Beste draus zu machen“. Warum? Weil es dir helfen wird, wenn du in einem „neuen Normal“ leben wirst, denn: ein Sturm kommt und ein Sturm geht.
Ein krasses Beispiel
Vor ca. 2500 Jahren befand sich ein gesamtes Volk in einer Art Zwangs-Quarantäne und musste ebenfalls mit einer Reihe an Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren leben. Genau genommen noch mit viel mehr, denn der absolut größte Teil dieses Volkes wurde von der damals vorherrschenden Weltmacht der Babylonier in das Exil verbannt. Das ist mal eine krasse Herausforderung und es mag nicht wenige geben, die in diesem Exil keinen „Day after tomorrow“ gesehen haben und schon gar nicht daran dachten „vom Ende her zu denken“.
Ungefähr 60 Jahre, also mehrere Jahrzehnte, dauerte dieses Exil. Im Blick auf die Corona-Verordnungen, die in unseren Bundesländern seit nicht einmal drei Monaten gelten, ist das ein bisschen mehr. So ein kleines bisschen mehr.
Die Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Resignation und Wut dieses Volkes ist mit den Händen zu greifen. Woher wir das wissen? Es gibt eine Menge „Zeitzeugen“, die das, was sie da erlebten, verschriftlichten. Nachlesen kannst du das im ersten Teil der Bibel, dem „Alten Testament“, denn dieses Volk ist das von Gott auserwählte Volk Israel.
Stell dir nur mal vor, dass diese Corona-Beschränkungen und Verordnungen nicht 6 Monate, sondern 60 Jahre dauern. Krasse Vorstellung, oder?
Es gibt immer ein Happy End
Ich stelle einmal die gewagte These auf, dass es für Christen immer ein „Happy End“ gibt und es deswegen so wichtig ist, „vom Ende her zu denken“. Das heißt: Nicht den Status Quo einfach auf eine ewig lange Zeitspanne auszudehnen, sondern zu suchen, zu fragen, den Heiligen Geist interviewen, woraus dieses „Happy End“ besteht und – ganz wichtig – was auch mein Anteil daran sein könnte, dass dieses „Happy End“ eintritt.
Wie komme ich auf die Idee mit dem Happy End? Mitten in dieses Dilemma des jahrzenhntelangen Exils hat Gott seinem Volk eine Verheißung, ein Versprechen gegeben, das seinesgleichen sucht:
Mega, oder?
„Mein Wort gilt“ sagt Gott. Es gibt ein Happy End. Wieso? Weil Gott dafür sorgt!
Das ist wirklich eine hammermäßige Zusage, denn jetzt nimm das doch mal ganz für dich in Anspruch. Darfst du das? Ja, das darfst du, weil es Gottes Wesen entspricht, auch dir und mir heute noch „Zukunft und Hoffnung“ zu geben.
Und das bedeutet? Das bedeutet, dass kein Sturm, keine Krise, keine Corona-Maßnahmen für immer und ewig gelten, sondern dass es immer ein „Happy End“, ein „glückliches Ende“ gibt.
Spätestens jetzt sollte dir deutlich werden, wieso es so wichtig ist, „vom Ende her zu denken“ mitten in Krisen und herausfordernden Zeiten. Weil das Ende immer gut sein wird, wenn du Gott vertraust.
Dass bedeutet nicht, dass du immer über das „Schlechte“ siegen wirst, das bedeutet schon gar nicht, dass jetzt alles – aus menschlicher Sicht – rund läuft, du reich und berühmt wirst und und und. Es bedeutet aber, dass das „neue Normal“ wesentlich besser sein wird als das „frühere Normal“. Ganz ehrlich: Ich habe überhaupt keine Lust zum „früheren Normal“ zurückzukehren. Diese „Corona-Krise“ hat mich so manches gelehrt, was ich auch „nach der Krise“ nicht missen möchte.
Vom Ende her denken bedeutet: Gottes unglaublichen und grenzenlosen Möglichkeiten Raum geben. Es bedeutet, dem zu vertrauen, der dein Leben und mein Leben in seinen Händen hält und der – auch wenn’s uns schwer fällt, das zu verstehen – weit besser weiß, was gut für uns ist, als wir uns selbst das ausmalen.
Und genau dieser Gott hat immer ein „Happy End“ im Sinn. Ein Ende, bei dem wir sagen: „Wow. Krass. Wie abgefahren ist das. Niemals hätte ich mitten in der Krise auch nur ansatzweise mir vorstellen können, dass das Ende so gut ist!“
„Sag das mal den Angehörigen der Todesopfer!“
„Sag das mal denen, die in Kurzarbeit gehen müssen!“
„Sag das mal denen, die durchdrehen beim Homeschooling!“
Ich höre diese Einwände – und ja, genau für diese glaube ich das und schreibe ich das.
Ich weiß, wie herausfordernd das klingt. Aber wir wachsen (nur) an unseren Herausforderungen!
Und jetzt?
Tja. Jetzt bist du dran. Als Christ weißt du (oder zumindest habe ich dich daran erinnert), dass Gott immer ein „Happy End“ im Sinn hat und zwar nach seinen göttlichen Prinzipien und Möglichkeiten, die um einiges besser sind als das, was wir uns als Menschen so ausdenken.
Kleine Wiederholung: Das bedeutet nun nicht, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst und du der allerglücklichste Mensch auf dieser ganzen Welt bist, der jemals gelebt hat – das ist ja so die gängige Vorstellung von „Happy End“.
Nein, es bedeutet viel mehr. Es bedeutet, dass am Ende eben nicht ein Virus gewinnt, sondern Gott. Und das ist ein echtes „Happy End“. Am Ende siegt Gottes Liebe und seine Gnade – wenn ich das nicht glauben würde, hätte ich meinen Job verfehlt.
Zum Weiterdenken und Hinterfragen gebe ich dir ein paar Fragen mit auf den Weg – und bei einer bitte ich dich, am Ende kurz deine Meinung zu „klicken“.
- Was kann ich an guten Gewohnheiten einüben, um einem Happy End zu vertrauen?
- Welche negativen Gedanken halten mich davon ab, an ein „Happy End“ zu glauben und wie kann ich diesen weniger Raum geben im meinem Alltag?
- Wie kann ich anderen helfen, „vom Ende her zu denken“?
Im Gottesdienst am 24. Mai bin ich am Ende der Predigt auf diesen Gedanken nur kurz eingegangen. Aber schau’s dir an – vor allem auch, was mein Talkgast so zu sagen hatte.
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