Um was geht es bei den Themen sexuelle Vielfalt, LGBTQ und Gender wirklich? Um die Akzeptanz einer Minderheit oder das Verbreiten einer Theorie, die einer Weltanschauung gleicht? Und wie viele Geschlechter gibt es denn jetzt? Zwei oder mehr?
Diesen Fragen gehe ich in dieser Folge auf den Grund.
Von folgenden Büchern und Vortrag spreche ich in der Podcast-Folge:
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Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Sind das jetzt drei Götter? Oder ein Gott, der unterschiedlich auftritt? Und sind die drei dann eins, gleich, unterschiedlich oder was sonst? Und was bringt mir das eigentlich für meinen alltäglichen Glauben? Diesen Fragen (und einigen anderen, die damit verbunden sind) gehe ich in dieser Folge nach.
Gott, der Vater Johannes 6,27; Römer 1,7; 1. Korinther 8,6; 1. Korinther 15,24; Epheser 5,20
Gott, der Sohn Johannes 1,1.14; Markus 2,5-11; Matthäus 2,2; Matthäus 8,27; Johannes 5,22; Johannes 8,12; Johannes 14,6; Johannes 10,10; Johannes 11,25; Johannes 15,5; 2. Mose 3,14
Gott, der Heilige Geist Apostelgeschichte 5,3-4; Johannes 16,7; Psalm 95,7-11; Hebräer 3,7-11
Unterscheidungen Vater, Sohn, Heiliger Geist Matthäus 11,27; Johannes 3,16; Johannes 11,41-42; Lukas 3,22; Johannes 14,16; Johannes 15,26; Johannes 16,13-14; Römer 8,26-27
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Wie steht die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zum Thema Schwangerschaftsabbruch und Schutz ungeborenen Lebens? Dazu hat der Rat der EKD am 11. Oktober 2023 eine Stellungnahme veröffentlicht unter dem Titel: „Stellungnahme des Rates der EKD zur Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Regelung zum Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuchs möglich ist„.
Diese Stellungnahme ist öffentlich einsehbar unter folgendem Link:
Im Folgenden werde ich diese Stellungnahme unter die Lupe nehmen und dir zeigen, warum ich sie katastrophal und verheerend finde und weshalb die EKD bzw. ihr Rat (also das leitende Gremium) Worte gebraucht, die auf den ersten Blick den Anschein erwecken, es ginge ihr um den Schutz ungeborenen Lebens, auf den zweiten Blick aber deutlich machen: Der Rat der EKD steht nicht für einen uneingeschränkten Schutz ungeborenen Lebens sondern fordert mit dieser Stellungnahme die Liberalisierung der Gesetzgebung im Blick auf einen so genannten Schwangerschaftsabbruch.
Positive Aspekte der Stellungnahme werde ich auch beleuchten.
Ich werde mich auf Zitate aus dieser Stellungnahme beziehen und gehe sukzessiv das Dokument entlang – ohne natürlich jeden Absatz zu kommentieren. Ich sehe meinen Beitrag darin, dir meine Gedanken und Anfragen bzw. Kritiken und Ablehnungen, die ich gegenüber dieser Stellungnahme habe, darzulegen. Du magst meinen Ausführungen zustimmen oder nicht. Das überlasse ich dir. Die Aussagen aus der Stellungnahme werde ich hier deutlich als Zitat markieren und direkt darauf eingehen. Es bietet sich also an, die Stellungnahme gelesen und parallel geöffnet zu haben, um die Zitate im jeweiligen Kontext zu sehen.
Vorab eine Bemerkung: Mir geht es hier nicht um eine ethische Diskussion zum Thema „Schwangerschaftsabbruch“, sondern um die Aussagen der Evangelischen Kirche in Deutschland zu diesem Thema.
Dem Rat der EKD geht es um einen größtmöglichen effektiven Schutz des Lebens. Dieser entspricht den Überzeugungen evangelischer Ethik. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Das macht am Anfang dieser Stellungnahme richtig Hoffnung – und es stimmt ja auch: Der Schutz des Lebens entspricht den Überzeugungen evangelischer Ethik. Offen bleibt für mich jedoch, wieso der Rat der EKD hier nicht vom „effektiven Schutz des ungeborenen Lebens“ spricht. Bei mir hinterlässt die Auslassung dieses kleinen aber wichtigen Wortes einen faden Beigeschmack – vom Ende her kommend, also wenn man das gesamte Dokument gelesen hat. Die Verfasser werden wissen, wieso sie dieses Wort nicht geschrieben haben. Mir erschließt es sich nicht. Denkbar wäre, dass durch die Weglassung des Wortes „ungeborenen“ zum Ausdruck gebracht werden soll, dass jedes Leben – ob geboren oder ungeboren – schützenswert ist und deswegen nicht explizit eine bestimmte Form menschlichen Lebens genannt werden soll. Allein mir fehlt der Glaube, dass dies so gemeint ist, wenn ich das restliche Dokument lese. Das werde ich im weiteren Verlauf dieses Beitrages ausführen.
Die Würde ungeborenen Lebens
Im Folgenden geht es in der Stellungnahme darum, dass der Schutz ungeborenen Lebens (hier wird explizit ungeborenes Leben erwähnt) eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft ist.
Daher rücken für die EKD die sozialpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an den Anfang aller Überlegungen, die Frage der (straf-)rechtlichen Sanktionierung eines Abbruchs, zu dem Frauen in der Situation einer ungewollten Schwangerschaft keine Alternative sehen, an ihr Ende. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Das ist leider Relativierung. Stünde der uneingeschränkte Schutz ungeborenen Lebens am Anfang, würde die EKD diese Argumentation umkehren und die Tötung menschlichen Lebens grundsätzlich als eine Frage des Rechts und Unrechts darlegen und nicht zuallererst menschliche Rahmenbedingungen benennen, die immer einer subjektiv-menschlichen Beurteilung unterliegen in einer gefallen Welt und damit (genauso übrigens wie auch meine Überzeugungen, meine Beobachtungen und meine Anmerkungen zu dieser Stellungnahme) fehlbar sind.
Darauf folgt ein Abschnitt, in dem Schwangerschaft als ein „Lebensverhältnis eigener Art“ verstanden werden solle. Das folgende Zitat muss man genau lesen und genau hinschauen, was gemeint ist, um die Tragweite und Tragik darin zu entdecken.
Die schwangere Frau und das ungeborene Leben bilden weder zwei eigenständige Entitäten, die sich gegenüberstehen, noch ist das ungeborene Leben „nur“ Teil des Körpers der Schwangeren.Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Das ist falsch! Natürlich ist das ungeborene Leben eine eigenständige Entität. Nicht – zumindest nicht in den ersten Wochen – im physischen Sinn, weil der Mensch außerhalb des Mutterleibes noch nicht lebensfähig wäre. Doch gerade Psalm 139,13-14 machen deutlich: Im Mutterleib wächst ein eigenständiges von Gott erdachtes und liebevoll geformtes Leben heran, das zwar physisch (noch) nicht (über)lebensfähig ist, aber ontologisch eine eigenständige Entität ist.
„Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl.“ (Psalm 139,13-14)
Das ist deswegen so wichtig, weil nur durch das Anerkennen einer eigenständigen Entität die hundertprozentige Würde menschlichen Lebens auf das ungeborene Leben übertragen werden kann. Wo es keine eigenständige Entität ist, ist es immer gebunden an menschliche Kriterien und Überlegungen, die zum Ausdruck bringen, dass das noch ungeborene Leben kein vollumfänglich zu schützendes Leben ist (was sich im weiteren Verlauf der Stellungnahme auch herausstellt, da die EKD die Tötung menschlichen Lebens nicht vollständig ausschließt).
Ich stimme der Stellungnahme insofern zu, als dass das ungeborene Leben eben nicht „nur Teil des Körpers der Schwangeren“ ist. Das wäre die Kehrseite und hier macht die Stellungnahme völlig zurecht deutlich, dass wir auf diese Weise nicht von ungeborenem Leben sprechen können. Aber nochmals: Gerade die eigenständige Entität im personalen Verständnis (nicht im medizinisch-physiologischen) ist grundlegend entscheidend, um dem ungeborenen Leben von Anfang an die volle Menschenwürde zukommen zu lassen.
In einem Mittelteil der Stellungnahme geht es stark um ökonomische und soziale Komponenten, die in den Konflikt hineinspielen, in dem sich werdende Mütter (und Väter) oft wiederfinden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass eine geistliche Dimension eine Rolle spielt, dass also der Mensch durch den Geschlechtsakt zwar menschliches Leben zeugt – jedoch die Rahmenbedingungen nicht nur seitens Gesellschaft und Finanzen vorgegeben werden, sondern durchaus auch eine göttliche Bestimmung eine Rolle spielen dürfte. Schade, dass diese geistliche Dimension in der gesamten Stellungnahme keine Rolle spielt. Wie ich finde, ein Armutszeugnis, handelt es sich doch um eine Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Die Frage nach verpflichtender Beratung
Gegen Ende der Stellungnahme spielt die Frage nach einer (verpflichtenden) Beratung eine große Rolle.
Der Rat der EKD spricht sich in dieser Stellungnahme mit folgenden Argumenten für eine verpflichtende Beratung aus.Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Immerhin. Beratung wird nicht nur empfohlen, sondern als verpflichtend vorausgesetzt. Das ist das Mindeste, was ich erwarte als evangelischer Christ, dass im Kontext der Tötung eines Menschen genau das zur Sprache gebracht werden muss – fraglich ist nur, ob das in Beratungsgesprächen auch wirklich geschieht.
Natürlich müssen alle sozialen, finanziellen und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zur Sprache kommen in einem solchen Gespräche. Aber es darf nicht verschwiegen werden, dass Abtreibung die Tötung eines Menschen ist und bleibt.
Ob eine Frau an ihrer Schwangerschaft festhält oder sie abbricht, ist eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben betrifft, sondern zugleich von irreversibler Tragweite für das ungeborene Leben und das Umfeld beider ist.Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Diese sprachlichen Formulierungen sind eine Katastrophe. Man redet um den heißen Brei herum. Eine Schwangerschaft wird nicht „abgebrochen“ (deswegen schreibe ich auch immer wieder vom „so genannten Schwangerschaftsabbruch“, denn letzten Endes wird menschliches Leben getötet) und die Folge für menschliches Leben ist zwar sachlich korrekt irreversibel – dennoch bleibt dieser „Abbruch“ und diese irreversible Tragweite für ungeborenes Leben eines: die Tötung ungeborenen Lebens.
Wieso kann sich die EKD hier nicht durchringen, die Dinge beim Namen zu nennen, was sie in anderen Kontexten ja auch tut? Man denke an Formulierungen rund um den Klimawandel. Hier spricht die EKD eine wesentlich deutlichere Sprache als diese Schönfärberei in den Worten, was den Schutz ungeborenen Lebens betrifft.
Das Bundesverfassungsgericht räumt dem Lebensrecht des Ungeborenen einen hohen Stellenwert ein. Werden strafrechtliche Maßnahmen zur Bewehrung dieses Rechts im Verhältnis zum Selbstbestimmungsrecht der Frau zurückgenommen, ermöglicht es das Festhalten an der verpflichtenden Beratung als milderes Mittel, dem Lebensrecht des Ungeborenen weiter in verhältnismäßiger Weise Geltung zu verschaffenStellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Ich unterstelle dem Rat der EKD die besten Absichten, aber im Blick auf die Realität glaube ich, dass dieses Argument ins Leere läuft. Mit anderen Worten: Sollte durch eine Veränderung des Sratfrechts eine Abtreibung unter geringeren strafrechtlichen Konsequenzen stehen und damit der Schutz ungeborenen Lebens zurückgehen, sei die Pflicht (und nicht nur Empfehlung) zur Beratung ein adäquates Mittel, um den Schutz ungeborenen Lebens genauso hoch zu halten, wie das jetzt schon der Fall ist. Das ist Augenwischerei.
Faktisch ändert sich an den Inhalten der Beratungsgesprächen nichts und eine Verpflichtung zu einem solchen Beratungsgespräch besteht jetzt schon. Inwiefern also soll eine unveränderte Realität nun dafür sorgen, dass der Schutz ungeborenen Lebens höher wird, wenn sich doch die strafrechtlichen Rahmenbedingungen zu Ungunsten des ungeborenen Lebens ändern?
Und man lese bitte mal genau zwischen den Zeilen: Das ist die reinste Liberalisierung und ein Herabstufen ethischer Maßstäbe, weil die EKD nichts entgegensetzen möchte (!), selbst wenn sich die Gesetzgebung zu Ungunsten des ungeborenen Lebens ändert. Das ist eine unglaubliche Frechheit und Schande zugleich, so mit ungeborenem Leben umzugehen. Deswegen schrieb ich in der Einleitung, dass manches ganz nett klingt, aber bei genauem Hinsehen eine Katastrophe ist.
Entkriminalisierung, blinde Iustitia – oder was nun, liebe EKD?
Eine vollständige Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs hält die EKD vor dem Hintergrund der Verpflichtungen des Staates für den Schutz des Lebens für nicht vertretbar. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Diese Aussage hört sich gut an, es freut mich, dass die EKD das so sieht – nur leider untermauert sie das nicht mit ihren Worten. Es bleibt ein Haschen nach Wind und vielleicht unterstelle ich auch zu viel, aber könnte es sein, dass mit diesem Satz diejenigen, die ein konservativeres Auftreten der EKD gefordert hätten, beschwichtigt werden sollen? Man weiß es nicht.
Spätestens ab der extrauterinen Lebensfähigkeit, die sich zwar nicht exakt datieren lässt, aber üblicherweise bei der 22. Schwangerschaftswoche p.c. angesetzt wird, sollte ein Schwangerschaftsabbruch strafrechtlich geregelt und nur in klar definierten Ausnahmefällen zulässig sein. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Und genau damit macht sich die EKD unglaubwürdig. Was bedeutet denn „in klar definierten Ausnahmefällen zulässig“? Wer definiert diese Ausnahmefälle? Welche Kriterien sind dafür heranzuziehen?
Mit anderen Worten: Die EKD sieht es als vertretbar an, dass menschliches Leben getötet wird. Wer ist sie, diese EKD, dass sie über Leben und Tod urteilen und richten kann?
Wenn die EKD nicht einmal den Schutz ungeborenen Lebens konsistent durchhalten kann, wie kann sie dann glaubwürdig für den Schutz geborenen Lebens eintreten?
Menschliches Leben gehört nach wie vor der 22. Schwangerschaftswoche vorbehaltlos geschützt. Was denken die Damen und Herren des Rates der EKD eigentlich? Ist der Mensch nur „biologisches Material“, mit dem man tun und machen kann, was man will? Die Schuld, welche die Mitglieder des Rates der EKD eventuell (!) auf sich nehmen, weil sie einer Tötung ungeborenen Lebens nicht kompromisslos entgegentreten, wiegt schwer. Und wohlgemerkt: Wir reden hier nicht von einer atheistischen Organisation, die ihr eigener Herr ist – wir reden vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. Mir fehlen die Worte!
Rechtssicherheit und ein Arbeiten frei von gesellschaftlichen Anfeindungen und Angst ist sowohl für diejenigen wichtig, die an der Durchführung von Abtreibungen beteiligt sind, als auch für diejenigen, die sich diesem Eingriff aus Gewissensgründen verweigern. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Damit identifiziert sich die EKD als die „blinde Iustitia“, die mit verbundenen Augen die Waage in der Hand hält, um sich auf keinen Fall wissentlich auf die eine oder andere Seite zu stellen.
Die EKD hätte ebenso gut sich klar auf die Seite derer stellen können, die einen so genannten Schwangerschaftsabbruch ablehnen. Sie hätte auch dazu ermutigen können, immer den Weg des Lebens und nicht des Tötens zu suchen. Sie hätte zumindest eine tendenzielle Wertung vornehmen können zugunsten derer, die sich für das Leben entscheiden. Das alles hat die EKD nicht getan. Und ich frage mich: Warum?
Warum stellt sich die EKD nicht eindeutig und profiliert auf die Seite des Lebens und meint, Leben erhalten und Leben töten im wahrsten Sinne die Waage zu halten?
Man weiß es nicht. Ich weiß nur eines: Das ist nicht meine Kirche! Gut – das ist sie ohnehin nicht, da die EKD an sich keine Kirche, sondern vereinfacht gesagt, ein Dachverband der Landeskirchen ist. Aber solch einen Dachverband benötigt kein Mensch – schon gar kein Mensch, der keine Rechte hat, weil er ungeboren ist und dringend den Schutz und die Fürsprache anderer bräuchte. Und was macht die EKD? Sie verweigert gerade diesen uneingeschränkten Schutz für ungeborenes Leben. Sie verweigert die uneingeschränkte Fürsprache für ungeborenes Leben, wo sie ansonsten nicht selten die erste ist, die ihre Stimme für (in ihren Augen) Minderheiten erhebt. Das ist Heuchelei!
Unabhängig davon, welchem Rechtsgebiet die Regelungen zugeordnet sind, ist es wichtig, Lebensrecht und Menschenwürde von schwangerer Frau und ungeborenem
Leben auf eine beiden angemessene Weise in Beziehung zueinander zu setzen.Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Eben hier tritt das ganze Dilemma zutage: Die EKD sieht den ungeborenen Menschen (wie oben schon beschrieben) nicht als eigenständige Entität – damit bewegt sie sich nicht auf dem Boden biblischen Urteils darüber, wer der Mensch von Geburt an ist.
Wichtig ist uns als evangelische Kirche, dass der für das gesamte Thema notwendige Diskurs sachorientiert, in hoher Achtung vor der Schutzbedürftigkeit des ungeborenen Lebens und den Persönlichkeitsrechten der Schwangeren sowie in Respekt vor anderen Meinungen und Überzeugungen geführt wird. Dazu will der Rat der EKD mit diesem ersten Impuls und in den weiteren Phasen des öffentlichen Diskurses beitragen. Stellungnahme der EKD vom 11. Oktober 2023
Damit hat die EKD nun ja einen Vorschlag in die Runde gebracht und ich hoffe, dass viele weitere Menschen erkennen, wie unsäglich dieses Papier und dieser Vorschlag ist.
Wenn man nun noch bedenkt, dass der Dachverband „Evangelische Frauen“ die Abschaffung von Paragraph 218 fordert (Quelle: www.evangelische-zeitung.de/evangelische-frauen-fordern-abschaffung-des-abtreibungsparagrafen-218), ist doch klar, in welche Richtung die EKD unter der derzeitigen Ratsvorsitzenden und Synodenpräsidentin steuert. Drücken wir es mal vorsichtig aus: Konservative Werte im Sinne von Werten, die auf dem Fundament des historischen Christentums stehen, haben derzeit keine Hochkonjunktur in der Evangelischen Kirche in Deutschland, solange es um ethische Themen geht, die brisant sind.
Fazit
Es ist erschütternd, wie sich die EKD durch diese Stellungnahme gerade nicht eindeutig und kompromisslos für den Schutz ungeborenen Lebens einsetzt. Sie relativiert ethische Mindest-Standards und erhebt nicht die Stimme für die, die keine Stimme haben.
Auf Facebook las ich einen Kommentar dazu, der mich nachdenklich gemacht hat und sinngemäß lautet: „Warum soll ein Lebender Teil einer Kirche sein, die sich nicht für den Schutz ungeborenen Lebens einsetzt?“ Gute Frage! Zumal wenn die Verlautbarungen auf den ersten Blick ganz nett klingen, weil vom Schutz des Lebens die Rede ist – bei genauerem Hinsehen aber kein vollständiger und kompromissloser Schutz ungeborenen Lebens gemeint ist.
Wenn sich der Rat der EKD schuldig machen möchte an einfacheren Regelungen für einen so genannten Schwangerschaftsabbruch, als das bisher der Fall ist, ist das seine Sache. Glaubwürdig und auf biblischem Boden handelt und argumentiert die Evangelische Kirche in Deutschland damit nicht und es muss die Frage erlaubt sein, mit welchen Argumenten Christen, denen das Wort Gottes wichtig ist, dieser Kirche die Treue halten sollen. Da kann ich nur eines sagen: Kein Mensch ist Mitglied „in der EKD“, da es diese als Kirche nicht gibt. Aber eines wird immer deutlicher: Der Rat der EKD und ihre EKD-Ratsvorsitzende sprechen schon lange nicht mehr für alle evangelischen Christen. Es findet eine seltsame Entfremdung statt von der Basis und vor allem von biblischen Werten.
Wie gut, dass es dennoch viele Kirchengemeinden in Deutschland gibt, die diesen Kurs der EKD nicht unterstützen – in diesen Gemeinden Mitglied zu sein, kann einen großen Segen bewirken für unsere Gesellschaft.
Immer wieder habe ich betont, dass die EKD mit dieser Position (und vielen anderen) nicht auf dem Boden des historischen und biblischen Christentums steht. Das möchte ich unterstreichen mit drei Zitaten aus den ersten Jahrhunderten der Christenheit.
Der christliche Apologet Minucius Felix (zweites/drittes Jahrhundert) schrieb:
Ich sehe vielmehr, dass ihr selbst eure eigenen neugeborenen Kinder bald wilden Tieren und Vögeln aussetzt, bald durch Erwürgen eines elenden Todes sterben lasst. Und es gibt Frauen, die im eigenen Leibe den Keim des künftigen Menschen mit Gifttränken zum Absterben bringen; sie begehen Kindesmord, noch ehe sie gebären. (Minucius Felix: Octavius, XXX – nachzulesen auf Latein: www.thelatinlibrary.com/minucius.html; Quelle der Übersetzung: https://info2.sermon-online.com/german/JuergBirnstiel/Fristenloesung_20020512.html)
Der Kirchenvater Tertullian schreibt 197 n. Chr.: Es ist gewiss grausamer, dass ihr die Kinder im Wasser ihr Leben aushauchen lasst oder sie aussetzt und der Kälte, dem Hunger, den Hunden preisgebt; denn durch das Messer zu sterben, würden auch ältere Leute vorziehen. Wir hingegen dürfen, nachdem uns ein für allemal das Töten eines Menschen verboten ist, selbst den Embryo im Mutterleibe, solange noch das Blut sich für den neuen Menschen absondert, nicht zerstören. Ein vorweggenommener Mord ist es, wenn man eine Geburt verhindert; es fällt nicht ins Gewicht, ob man einem Menschen nach der Geburt das Leben raubt oder es bereits während der Geburt vernichtet. Ein Mensch ist auch schon, was erst ein Mensch werden soll – auch jede Frucht ist schon in ihrem Samen enthalten. (Tertullian: Apologeticum IX,7-8 – nachzulesen auf Latein: www.tertullian.org/latin/apologeticum_becker.htm; Quelle s.o.)
Und in der „Didache“, einer frühchristlichen Schrift aus der zweiten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts (Prof. Klaus Berger datiert die Didache um das Jahr 65 n. Chr.) steht in Kapitel 2: „Das zweite Gebot der Lehre aber: 2. Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht Knaben schänden, du sollst nicht huren, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht zaubern, du sollst nicht Gift mischen, du sollst kein Kind abtreiben,du sollst kein Neugeborenes töten.“ (griechischer Text: https://bkv.unifr.ch/de/works/cpg-1753/versions/doctrina-xii-apostolorum-didache/divisions/3; Übersetzung: Klaus Berger/Christiane Nord, Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, Insel Verlag 1999, S.303)
Wir sehen: Die EKD befindet sich mit ihrer Position zum Thema Schwangerschaftsabbruch nicht auf dem Boden des historischen Christentums.
Ich hätte mir eine klare Positionierung gewünscht, die nicht mit sich selbst widersprechenden und den Schutz ungeborenen Lebens unterlaufenden Aussagen daherkommt. Denn ja: Die EKD untergräbt den Lebensschutz. Denn wer untergräbt, der arbeitet nach und nach daran, dass etwas zerstört wird. Politisch ist dies ja schon lange der Fall und die von der Regierung eingesetzte Ethikkommission hat den Auftrag zu prüfen, inwiefern die Abtreibungsgesetzgebung in Deutschland weiter liberalisiert werden kann.
Dass nun aber die EKD aktiv daran mitarbeitet, den Lebensschutz zu untergraben, macht mich traurig und lässt mich einfach nur den Kopf schütteln. Gleichzeitig betone ich aber am Ende dieses Artikels nochmals: Der Rat der EKD, die EKD-Ratsvorsitzende sowie die Synodalpräsidentin entfremden sich von der Basis. Sie sprechen nicht für alle evangelische Christen in Deutschland und ich würde behaupten: Sie sprechen nicht einmal für die Mehrheit.
Unter folgendem Link stehen die Kontaktmöglichkeiten zum Rat der EKD. Ich ermutige jeden, dem Rat der EKD Rückmeldung zu dieser Stellungnahme zu geben: www.ekd.de/mitglieder-des-rates-der-ekd-15018.htm
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.
Seit dem 7. Oktober ist nichts mehr wie es war für die Menschen in Israel. In einem bestialischen Terrorakt ist die militant-islamische Hamas im Süden Israeels in das Land eingedrungen und hat hunderte Israelis massakriert. Ich nehme diesen Terror zum Anlass, die Frage zu stellen: Wie stehst du zu Israel? Haben wir als Christen eine besondere Verantwortung und Beziehung – und wenn ja: Wie sieht diese aus?
Ich habe darauf eine eindeutige Antwort und begründe sie dir in dieser Podcastfolge. Denn das Verhältnis zu Israel entscheidet über mehr als du denkst.
Bibelstellen, die in dieser Folge eine Rolle spielen:
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Dazu fordert uns Gott durch sein Wort, die Bibel auf. Wir alle tragen in unserem Herzen gute und schlechte Dinge – das hat aber Einfluss auf unser Leben und unseren Glauben. Dabei wünschen wir uns alle ein „gutes Herz“. Aber wie geht das? Darum geht’s in der aktuellen Folge.
Ich gebe dir 5 konkrete Tipps
Versöhne dich mit Gott
Versöhne dich mit dir selbst
Verbringe täglich Zeit in Gottes Gegenwart
Lass dich vom Heiligen Geist erfüllen
Versöhne dich mit Menschen und deinem Umfeld
Der Vers, um den sich alles dreht in dieser Folge steht in Sprüche 4,23: Vor allem aber behüte dein Herz, denn aus ihm sprudelt die Quelle des Lebens.
Ein klasse Buch! Ich nehm’s vorweg, ja, ich weiß. Aber ich will dich mitnehmen und dich überzeugen, dich von „Preach. Dein Workbook fürs Predigen“ inspirieren zu lassen. Ich glaube, dass es ein ziemlich cooles Buch ist, um deine Predigten noch besser werden zu lassen.
Noch was vorweg: Die Einschätzung zu Beginn des Buches, dass es ganz generell um Kommunikation und Rhetorik geht und deswegen das Buch nicht nur für die Menschen ist, die predigen, teile ich nicht ganz. Da sollte man fair bleiben: Der weitaus größte Teil des Buches macht nur dann Sinn, wenn man sich wirklich mit dem Predigen befasst.
Aber genau da hat das Buch unglaublich große Stärken und ich würde es sogar zur Pflichtlektüre für jeden, der predigt, erheben. Nicht zwingend, um das Buch von vorne bis hinten durchzuackern, sondern vielmehr, um seinen Schatz zu heben und die vielen, vielen Inspirationen für das eigene Predigen fruchtbar werden zu lassen.
Klare Struktur mit extra Portion Dynamik
Was auffällt: Endlich mal ein Buch, das nicht nur richtig gut gegliedert ist, sondern in der Gliederung selbst eine Dynamik zu finden ist, die das Lesen nicht einfach nur leichter macht, sondern automatisch tiefer gehen lässt.
Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine kurze Übersicht, um was es geht. Gefolgt vom „eigentlichen Inhalt“ des Kapitels, der ebenso übersichtlich und strukturiert daherkommt. Und am Ende gibt’s immer noch die Möglichkeit, tiefer zu graben durch Fragen und eigene Notizen.
Jedes der neun Kapitel folgt genau diesem Aufbau. Wenn du jetzt denkst „Wie langweilig!“ dann lass mich dir sagen: Das Gegenteil ist der Fall. Aber überzeuge dich selbst davon!
Menschliche Tools und göttliche Vollmacht
Simon Wiebe geht in seinem Buch auf beide Dimensionen einer Predigt ein: Zum einen geht’s um ganz menschliche Tools und Methoden der Predigtvorbereitung sowie der Predigtpräsentation. Es geht aber auch um die geistliche Dimension einer Predigt. Und hier schätze ich sehr, dass er beides betrachtet: Sowohl die Herzenshaltung des Predigers und dessen geistlichen Gehalt sowie die Tatsache, dass eine Predigt nur dann vollmächtig sein kann, wenn diese Vollmacht Gott selbst schenkt.
Der Unterschied zwischen einer guten und einer vollmächtigen Predigt liegt bei Gott. Nur er kann die Veränderung im Herzen und den Glauben an Jesus schenken. Doch der Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Predigt liegt bei uns als Predigerinnen und Prediger. In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.25
Dieser letzte Satz könnte ein weiterer guter Subtitel für das Workbook sein: „In unserer Verantwortung liegt es, dass wir die Predigt gewissenhaft vorbereiten.“ Im Prinzip ist das gesamte Workbook genau dafür eine wahre Fundgrube. Simon Wiebe liefert nicht nur eine Theorie über das gute Vorbereiten, sondern auch ganz praktische Tipps, wie eine solche gute Vorbereitung aussieht. Und beides mannigfach: Der Leser taucht ein in ein bisschen Homiletik und Predigtgeschichte, bekommt aber bspw. auch verschiedene Predigtmodelle und praktische Anleitungen an die Hand, wie verschiedene Arten der Predigt vorbereitet werden können.
Aber bei allen Tools, Ideen und Inspirationen, die „Preach. Dein Workbook fürs Predigen“ bereithält, möchte ich einen „Take Away“-Satz besonders unterstreichen:
Die härteste Arbeit ist nicht die Exegese oder die Strukturierung der Predigt. Die härteste Arbeit ist die Herzenspflege.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.37
Starke Vielfalt in den Formen
Und das ist ein weiterer großer Pluspunkt des Buches. Wenn ich hier von „Predigt“ schreibe, hast du, der du diesen Artikel liest, sicherlich eine bestimmte Form von Predigt vor Augen. Klassisch heißt es ja, dass jede gute Predigt drei Punkte hat. Übrigens ist genau das Teil des so genannten „Krawattenmodells“. Warum das so heißt, erfährst du, wenn du dir das Buch zulegst. Habe ich schon erwähnt, dass das ohnehin eine gute Idee wäre?
In einer „Landkarte der Predigtstrukturen“ (Kapitel 6) führt dir Simon Wiebe verschiedene Predigtmodelle vor Augen, so dass relativ schnell klar wird: Die „eine Predigt“ gibt es gar nicht. Sicherlich aber haben je nach Kirche und je nach Denomination manche Modelle im Gemeindealltag „die Nase vorn“. Ein weiterer toller Nebeneffekt (oder vielleicht vom Autor sogar intendiert): Ich als Prediger werde dadurch angeregt, auch andere Predigtmodelle auszuprobieren bzw. besser gesagt, sie wieder mehr zu predigen, um Abwechslung in den Gemeindealltag zu bringen.
Hilfreich, weise und klug finde ich in den Darstellungen der einzelnen Predigtmodelle die jeweiligen Chancen und Herausforderungen. So schreibt Wiebe bspw. über die Herausforderungen einer Themenpredigt:
Wenn sich Menschen mit wenig Predigterfahrung an eine Themenpredigt trauen, können sie ihre eigenen exegetischen Fähigkeiten schnell überschätzen.Preach. Dein Workbook fürs Predigen, S.95
Die so genannten „Predigtserien“ oder „Themenreihen“ sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Zwar bin ich Pfarrer in der Landeskirche, in der durch die so genannte Perikopenordnung normalerweise für jeden Sonntag ein Bibeltext als Predigtgrundlage vorgeschlagen ist, aber in unserer Gemeinde predigen wir nur Predigtserien – und das bedeutet: in den überwiegenden Fällen Themenpredigten. Ich kann nur dick unterstreichen, was Wiebe hier über die Herausforderungen von Themenpredigten schreibt.
Und in einem (und vielem anderen) weiteren Punkt stimme ich Simon Wiebe total zu – und er macht’s gleich als erstes Kapitel seines Buches: „Warum es gut ist, sich über schlechte Predigten zu ärgern“. Oder um es mit dem Königszitat über schlechte Predigten zu sagen, das dem Leser von „Preach. Dein Workbook fürs Predigen“ anstatt einer ansonsten an dieser Stelle stehenden Widmung ganz zu Beginn des Buches ins Auge springt:
Wir können die Menschen nicht ins Königreich schnarchen.Charles Haddon Spurgeon
Kleine Stolpersteine
Und doch sind mir Dinge aufgefallen, die ich so nicht sagen oder vertreten würde, auf die ich zumindest kurz eingehen möchte. Ich nenne sie deswegen Stolpersteine, weil es mir beim Lesen genau so ging: Ich bin darüber gestolpert, musste noch mal nachhaken, noch mal lesen – und feststellen, dass ich anderer Meinung bin oder zumindest die Formulierung unglücklich finde.
Der größte Stolperstein ist Wiebes „Krimskrams Nummer 1“. Ein cooles Kapitel, in dem er einige ganz unterschiedliche Häppchen serviert, die irgendwie für sich genommen kein ganzes Kapitel ausmachen würden. Und dieser Krimskrams Nummer 1 lautet: „Klaue so viel Inhalt von anderen Leuten wie nur möglich“. Wiebe macht sich dafür stark und spricht sich dafür aus, dass es vollkommen legitim ist, aus anderen Predigten bzw. von anderen Predigern Inhalte zu klauen und daraus „deinen eigenen Remix zu machen“ (Krimskrams Nr. 2). Er belegt das alles und unterstreicht das alles durch andere Autoren bzw. vor allem durch Austin Kleons Buch „Alles nur geklaut“ oder Pablo Picassos Aussage „Kunst ist Diebstahl“.
Persönlich vertrete ich genau das Gegenteil und Kleons Buch (das mir bekannt ist) hat mich überhaupt nicht überzeugt. Im Gegenteil. Ich gehe soweit zu sagen: Wo wir bewusst andere Predigtideen oder Elemente klauen, ohne in der Predigt dann kenntlich zu machen, woher wir den Gedanken / die Idee / das Zitat haben, verhalten wir uns als Prediger nicht lauter und vorbildlich. Wir sollen als Prediger wahrhaftig und aufrichtig sein – und dazu gehört für mich, dass ich in Predigten Quellen zitiere bzw. benenne. Ansonsten können wir unsere Predigten gleich von einer KI schreiben lassen, uns nie mehr über Plagiatsvorwürfe bei anderen aufregen und vor allem aber beleidigen wir den Schöpfer, der in jeden einzelnen so viel Kreativität gelegt hat, die dadurch nicht zum Vorschein kommt. Dennoch sollen wir als Prediger immer wissen, dass unsere Ideen vielleicht auch schon andere hatten und dass wir großzügig mit unserem Predigtmaterial umgehen sollten und es anderen zur Verfügung stellen, die dieses benötigen.
Eine weitere Aussage, über die ich gestolpert bin: „Deine Persönlichkeit ist deine stärkste Predigt.“ (S.33) Natürlich weiß ich, dass Wiebe das mit guter Absicht schreibt, weil er zum Ausdruck bringen möchte, wie wichtig die Individualität des einzelnen Predigers ist – was sich im Übrigen mit dem oben erwähnten „Predigtklau“ nicht oder nur schwer vereinbaren lässt. Die Aussage ist im Kontext auch nicht so krass, wie sie hier erscheinen mag – dennoch kann sie zum einen den Druck auf den Prediger erhöhen und zum anderen die geistliche Dimension einer Predigt minimieren.
Fazit: Unbedingt lesen!
Dennoch empfehle ich das Buch sehr, da es ein großer Schatz und eine große Hilfe sein kann sowohl in der konkreten Predigtvorbereitung als auch im ständigen Hinterfragen, Reflektieren und Lernen, was das eigene Predigen betrifft. Wiebes Stil ist richtig gut. Man kann den Gedanken sehr einfach folgen ohne den Eindruck zu haben, dass es trivial ist, was man da liest. Und das eist eine große Kunst.
Also, liebe Prediger da draußen: Wenn ihr noch besser predigen möchtet, dann legt euch unbedingt „Preach. Dein Workbook fürs Predigen“ zu. Und wenn ihr es schon nicht aus dieser Motivation heraus tut, dann legt es euch zu, weil ihr eurer Gemeinde damit etwas Gutes tut. Davon bin ich überzeugt!
Also – so oder so: Leg dir „Preach. Dein Workbook fürs Predigen“ zu und lass es dir eine großartige Hilfestellung, Fundgrube und Inspiration sein.
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.
In dieser Folge helfe ich dir zu erkennen, was Gottes Wille für deine konkrete Situation ist. Sei es in Fragen des Berufs, der Ausbildung, Partnerwahl, finanzielle Entscheidungen oder Entscheidungen im Blick auf Erziehung, Gesundheit und Hobbys: Gott will dir seinen Willen offenbaren!
5 Fragen, die du in den konkreten Situationen dir stellen kannst, sollen dir helfen, Gottes Willen zu erkennen.
Einige Bibelstellen, die ich in dieser Folge erwähnt habe:
1. Samuel 17
Apostelgeschichte 9
Sprüche 12,15
Kolosser 3
1. Johanens 3,20
Du willst deine Fragen loswerden, die dann eventuell Gegenstand einer Podcast-Folge werden? Du willst Feedback loswerden oder persönlich etwas loswerden bzw. eine Frage stellen?
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Immer wieder halten mir Menschen (und so gut wie immer sind es Menschen, die mich nicht mal richtig kennen geschweige denn von meinem Alltag eine Ahnung haben) vor, ich dürfe die Kirche nicht so viel kritisieren, denn schließlich ist sie mein Arbeitgeber.
Ich sehe das anders. Wenn ich – allgemein gesprochen – als Mitarbeiter eines Unternehmens sehe, wie sich mein Unternehmen immer mehr von seinem Zentrum, seinem „unique selling point“, seinem Alleinstellungsmerkmal entfernt, muss ich das ansprechen und nicht einfach nur hinnehmen – wenn mir etwas an meinem Unternehmen liegt. Denn ich möchte, dass mein Unternehmen wieder dort hingelangt, wo es aus seiner Mitte, seinem Kern heraus agiert und seine größte Kraft entfaltet. Also kritisiere ich die Landeskirche, weil ich möchte, dass sie wieder zurückkehrt zu ihrem Zentrum. „Reformation“ nennt man das und das hat der Kirche schon einmal nicht geschadet.
Heute jedoch komme ich mit einem Beitrag daher, der dich überraschen mag. Ich meine ihn aber vollkommen ernst – von ganzem Herzen. Es gibt Dinge, die ich an der Landeskirche mag. Das mag dich vielleicht deswegen überraschen, weil ich die EKD bzw. meine Landeskirche immer wieder kritisiere (siehe oben).
Ich verrate dir jetzt mal kein Geheimnis: Seit ich Pfarrer in der Landeskirche bin, leide ich unter vielen theologischen Entwicklungen und strukturellen Entscheidungen, über die ich nur den Kopf schütteln kann. Ob ich damit richtig liege, weiß ich nicht. Aber jeder hat so seine Meinung. Ich auch. Deswegen wäre es ein Leichtes zu sagen „Ich gehe!“ Nicht selten habe ich das schon gedacht. Und glaub mir: Es ist nicht lange her (genauer gesagt ca. ein Jahr), da habe ich diesen Entschluss so gut wie sicher gefasst gehabt. Ich war so gut wie „weg“. Was mich gehalten hat? Nicht Geld, nicht Menschen, nicht Sicherheiten. Es war Gott selbst in einem Prozess während meiner Auszeit im Sommer letzten Jahres.
Nicht, dass ich erst dadurch auf den Trichter gekommen wäre, was es auch Gutes an der Landeskirche gibt. Dennoch habe ich den Eindruck, dass jetzt einfach ein guter Zeitpunkt ist, genau darüber zu schreiben. Ich mache dies aber nicht in epischer Breite, sondern kurz, knackig, verständlich.
Ich mache das auch nicht, um Zustimmung zu bekommen oder Ablehnung – ehrlich: Das ist mir herzlich egal. Ich lebe weder für den Applaus anderer Menschen noch für deren Kritik. Ich glaube aber und bin davon überzeugt, dass die Landeskirche in sich Gutes trägt, das sie einzigartig macht.
Wenn ich von „Landeskirche“ schreibe, meine ich die evangelische Landeskirche in Baden (www.ekiba.de). Das ist „meine“ Landeskirche – und über keine andere kann und will ich schreiben.
Noch zwei kurze Vorbemerkungen: Immer mal wieder grenze ich Landeskirche von Freikirchen ab. Das ist nicht wertend gemeint, sondern soll lediglich das Besondere herausheben. Zum anderen werde ich auch Dinge benennen, die ich nach wie vor nicht gut finde. Das dient dazu, herauszustellen, wie viel größer der „Effekt des Guten“ (also der Dinge, die ich mag) sein könnte, wenn es diese andere Schlagseite nicht gäbe.
Nun denn. Es ist angerichtet. 5 Dinge, die ich an der Landeskirche mag:
1) Mitten in der Gesellschaft
Es gibt so viele Berührungspunkte mit Menschen, die ich nicht hätte, wenn ich nicht Pfarrer in einer landeskirchlichen Gemeinde wäre. Schnell werden hier immer die so genannten „Kasualien“ (Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung) genannt. Und das stimmt auch. Definitiv.
Hinzu kommen aber noch ganz andere Bereiche wie die Zusammenarbeit mit der Kommune, wenn es um Themen geht, die vielleicht nicht primär die Kirchengemeinde, sondern die kommunale Gemeinde betreffen, aber eine Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde im Raum steht.
Ich denke aber auch an die Schule und den Religionsunterricht, den ich als Pfarrer (und jeder Pfarrer meiner Landeskirche im Normalfall) erteile. Nicht nur Woche für Woche mit den Schülern, sondern auch der Kontakt zum Kollegium und Schulleitung sind genial. Dazu kommen diverse Schulgottesdienste wie beispielsweise zur Einschulung oder bei der Abschlussfeier der Haupt-/Realschule oder Gymnasium. Oftmals inklusive Eltern und weiteren Familienmitgliedern. Und das nicht nur bei mir (logisch), sondern an so vielen Orten und in so vielen Kommunen dieses Landes.
Das „Standing“, das Kirche in der Gesellschaft hat, wird immer schlechter. Das weiß ich auch. Und dennoch gibt es noch so etwas wie einen „Vertrauensvorschuss“ im nicht-kirchlichen Bereich unserer Gesellschaft (und der ist riesig), wenn ich sage, dass ich Pfarrer bin. So ganz entfernt kann sich der ein oder der andere etwas darunter vorstellen oder hat schon Berührungspunkte mit der Kirche gehabt. Die Landeskirche nennt sich auch „Volkskirche“ – das ist sie zwar schon lange nicht mehr, da sie zahlenmäßig eine Minderheitskirche und milieutheoretisch eine äußerst verengte Kirche ist. Und doch ist sie „im Volk“ bekannt und erstaunlicherweise auch an vielen Stellen geschätzt. Und das ist gut so – denn es gibt über die „klassischen Handlungsfelder“ (Verkündigung, Unterricht, Seelsorge) auch noch weitere Bereiche in unserem alltäglichen Leben, in denen Kirche (die Landeskirche wohlgemerkt) präsent ist: In der Diakonie bspw. als Träger diverser Krankenhäuser oder Pflegeheime. Im Bildungswesen als Träger von Schulen und Kindertagesstätten.
All das sind großartige Möglichkeiten, die gute Nachricht von Jesus Christus in vielen Bereichen unserer Gesellschaft zu verkündigen.
Wenn du es ein bisschen plastisch haben möchtest, dann schau dir nur mal die Ortsbilder in Deutschland an: In fast jedem Dorf steht eine (manchmal sogar zwei – evangelisch und katholisch) Kirche. Und zwar wo? Genau. Meistens mitten im Ort. Mitten bei den Menschen. Mitten in der Gesellschaft. Viele Gebäude von Freikirchen stehen a) nicht in jedem Dorf und b) meistens außerhalb im Gewerbegebiet, aber nicht im Wohngebiet.
Sinnbildlich für mich war ein Gespräch, das ich vor kurzem mit dem Bürgermeister einer der Kommunen führte, die zu meinem Gemeindegebiet gehört. Es ging um einen möglichen Bauplatz für unser neues Gemeindezentrum. Dabei sagte er von sich aus, dass er es gut fände, wenn dieses neue Gemeindezentrum im Wohngebiet oder zumindest in der Nähe vom Wohngebiet sein würde, damit die Kirche nicht „so abseits ist“. Ich fand das ziemlich genial.
Viele Gremien (leider werden es aber auch immer weniger) berufen bewusst Theologen aus der Landeskirche, weil sie sich von ihnen Expertise erwarten – zurecht.
2) Die Strukturen
Jawohl! Alles, was gut ist, hat Licht und Schatten. So auch die kirchlichen Strukturen. Nicht selten bin ich darüber frustriert – probier mal, mit dem Oberkirchenrat ein Teams-Meeting zu terminieren. Das kann dir schon manchen Nerv rauben.
ABER! Und jetzt gut zuhören! An und für sich sind die Strukturen der Landeskirche gut, durchdacht und biblisch begründet. Beginnend mit der „kleinsten“ Einheit, der Kirchengemeinde, die Teil eines Kirchenbezirks (geleitet von Dekan & Bezirkskirchenrat bzw. Bezirkssynode) ist, der wiederum Teil der „großen Landeskirche“ mit ihren Leitungs- und Verwaltungsorganen Oberkirchenrat, Landessynode und Landeskirchenrat ist. Im Prinzip ist das ein richtig schönes Subsidiaritätsprinzip, das in der Realität leider oft an Fehlbesetzungen und Überforderungen scheitert – aber das ist doch überall das Problem, wo Menschen im Spiel sind (also kurz: in deinem und meinem Leben).
Du bist als Kirchengemeinde nie „alleingelassen“ und du bist es auch nicht als Pfarrer. Ich bin Mitglied in unserem Bezirkskirchenrat und habe dadurch einen weiteren Horizont als „nur meine Gemeinde“. Das ist großartig. Und so kann im besten Fall die eine Gemeinde mit der anderen Gemeinde kooperieren und gemeinsam mehr erreichen als jeweils alleine. (Das wird in unserer Landeskirche gerade sogar durch einen großen Strukturprozess „befeuert“.)
Ebenso bist du als Pfarrer nicht alleine – abgesehen von den Ältesten und Gemeindegliedern vor Ort, gibt es Kollegen, mit denen du dich austauschen kannst – und „musst“, denn unsere Pfarrkonvente sind dienstverpflichtend. Das ist gut.
Klar: Ich habe oftmals sehr intensive theologische Auseinandersetzungen mit meinen Kollegen. Wenn diese „face to face“ stattfinden (und das ziehe ich allen Online-Diskussionen vor) sind diese eigentlich immer von einer großen gegenseitigen Wertschätzung und Offenheit geprägt und finden hier und da bei einem Glas Wein oder Bier statt (auf unseren legendären Pfarrkonferenzen). Gepflegte theologische Auseinandersetzungen eben. Und was ich dann wahrnehme ist zumindest der Wunsch und der Wille, theologisch zu debattieren und nicht einfach nur ein paar Bibelverse dem anderen um die Ohren zu hauen. Das schätze ich sehr. Denn selbst wenn wir oftmals am Ende nicht der gleichen Meinung sind, haben solche Gespräche über Theologie mich immer und immer wieder inspiriert und geprägt.
Ich kann hier keinen Vergleich anstellen à la „in Freikirchen ist es so und so, besser oder schlechter“. Darum geht’s mir auch gar nicht. Mir geht es schlicht und einfach darum, dass das theologische Arbeiten und Debattieren für mich ein großer Gewinn in der Landeskirche ist – auch und gerade dann, wenn mein Gegenüber und ich nicht all zu viele Gemeinsamkeiten haben, wir beide (!) aber merken, dass der jeweils andere einen menschlich aber schätzt.
Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass ich meiner Kritik an der Kirche niemandem den Glauben abspreche und auch nicht über den Glauben einzelner Personen urteile. Das ist nicht mein Job – und deswegen mache ich das auch nicht.
Das Hineingenommensein als Pfarrer bzw. als Kirchengemeinde in etwas Großes wird alleine schon durch die Strukturen unterstützt, durch welche du (positiv gemeint!) gezwungen bist, kein Einsiedlerdasein zu fristen. Ich habe schon viel gelernt von Kollegen, mit denen ich die oben genannten theologischen Debatten geführt habe. Das macht mich immer und immer wieder demütig und zeigt mir, dass rein strukturell schon viel Positives angelegt ist.
Warum ist das wichtig? Ich glaube, dass die Grundlage einer guten Verkündigung eine gute Theologie sein muss, sonst wird die Message flach, nichtssagend – und sich ständig wiederholend.
Ja, mich nervt so manches an der Landeskirche – das hast du sicher schon mitbekommen. Aber ihre Strukturen sind durchdacht und – zumindest in der Theorie und hier und da sogar in der Praxis – richtig, richtig gut. Und sie kommen nicht von ungefähr. Denn wenn du (das werde ich jetzt nicht in epischer Breite tun) dir die Grundordnung, also sozusagen die Rechtsgrundlage unserer Landeskirche anschaust, kommen „Theologie“ und „Struktur“ zusammen.
Und ein richtig Schönes „Nebenprodukt“ ist, dass es so unterschiedliche Gemeinden gibt. Die einen Gottesdienste sind lauter, die anderen sind leiser. In den einen Gottesdiensten werden mehr die Intellektuellen angesprochen, während es dann auch wieder Gottesdienste für die „ganz Normalen“ gibt. Es gibt charismatische Strömungen genauso wie es volkskirchliche gibt. Leider ist die Ausbildung der angehenden Pfarrer noch nicht dort, wo sie sein sollte, um diese Vielfalt abzubilden, aber ich habe Hoffnung. Auch der Jüngerkreis Jesu war ziemlich heterogen. Da waren ganz unterschiedliche „Gesellen“ am Start und wer die Briefe des Apostels Paulus aufmerksam liest, stellt fest: Auch die ersten Gemeinden waren nicht alle „gleich“. Sie hatten ein Zentrum: das Bekenntnis zu Jesus Christus als einzigen Weg der Erlösung. Ja, das ist heute leider nicht so in der Landeskirche. Da hört man alles Mögliche und Unmögliche. Aber deswegen ist die For vollkommen sekundär, wenn der Inhalt stimmt. Und das ist möglich in der Landeskirche.
3) Geschichte als Zeit der Bewährung
Ich bin nicht alleine. Ich bin nicht der einzige. Ich bin nicht besser als andere. Ich bin Teil einer Kirche, die es schon sehr, sehr lange gibt. Und dort, wo sich Kirche nicht angepasst hat in ihrer Verkündigung, dort wo Pfarrer treu dem Zeugnis der Bibel und den Bekenntnissen gegenüber verkündigten, dort war Kirche immer auch eine Zeit der Bewährung. Das macht mich demütig. Sehr! Denn ich stelle fest: Was ich erlebe (und manchmal auch erleide) in unserer Kirche, das ist größtenteils nicht neu. Es gibt eine Gemeinschaft an Menschen (Pfarrern wie Ehrenamtliche), die mir voraus- und vorangegangen ist, auf deren guten Tradition ich nun aufbauen kann.
Ganz konkret erlebe ich das in meiner Gemeinde (www.wutachblick.de). Drei meiner Vorgänger kenne ich und weiß sehr zu schätzen, was sie in den letzten Jahrzehnten in der Gemeinde aufgebaut haben. Ich betone immer wieder: All das, was wir heute in unserer Gemeinde leben und gestalten, ist nicht „auf meinem Mist gewachsen“. Ich führe lediglich fort, was meine Vorgänger begonnen haben, setze meine eigenen Akzente und versuche die Gemeinde zu leiten, wie sie in diesen Zeiten geleitet werden muss.
Hinzu kommen viele Ehrenamtliche, die teilweise diese drei Pfarrer allesamt erlebt haben und es nun mit mir aushalten müssen (oder es auch schätzen, wer weiß). Sie haben Zeit, Kraft und Geld investiert, damit die Gemeinde wächst, Reich Gottes sich ausbreitet und Menschen im Wutachtal „Gott erfahren und begeistert leben“ (das Motto unserer Gemeinde).
Wie man das nennt? Tradition. In diesem Sinne schätze und liebe ich die Kraft der Tradition, die ich in der Landeskirche finde. Kein „Das haben wir schon immer so gemacht“ sondern ein „über Jahrzehnte ist hier Reich Gottes gewachsen“. Oder wie ein immer wieder genanntes Zitat es so treffend beschreibt:
Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche.Jean Jaurès
Diese Kraft der Tradition, die schon über viele Jahrzehnte geht, ja vielleicht sogar Jahrhunderte, wenn man die Kraft der Reformation hinzunimmt und einige der Erweckungsbewegungen (wie bspw. der Pietismus oder die vielen innerkirchlichen Bewegungen im 19. Jahrhundert) ist es, die ich an der Landeskirche so sehr mag.
Und ich kann mir vieles nur ausmalen und ausdenken, was es an Bewährung (und Entbehrung) gekostet hat, dass Menschen innerhalb er Landeskirche treu an Jesus und der biblischen Verkündigung festhielten. Denn damit waren sie nicht unbedingt in der Mehrheit. Es erfüllt sich hier, was im Neuen Testament verheißen ist.
Wir freuen uns auch dann, wenn uns Sorgen und Probleme bedrängen, denn wir wissen, dass wir dadurch lernen, geduldig zu werden. Geduld aber macht uns innerlich stark, und das wiederum macht uns zuversichtlich in der Hoffnung auf die Erlösung. Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht werden. Denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt, weil er uns den Heiligen Geist geschenkt hat, der unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.Römer 5,3-5
4) Gleichwertigkeit von Mann und Frau
Hier wird’s heikel, manch einer steigt jetzt aus – aber ich meine es ernst und sage dann „Tschüss und gute Reise!“ Ja, Männer und Frauen haben den gleichen Wert und die gleiche Bedeutung vor Gott und wir benötigen eine absolute Chancengleichheit – aber keine Ergebnisgleichheit. Das Wissen um die gleiche Wertigkeit und Bedeutung bei unterschiedlichen Rollen und körperlichen Konstitutionen (wer will schon die Biologie leugnen?) muss sich im kirchlichen Leben widerspiegeln.
Nur – wenn ich mich so umschaue in manchen Gemeinden (außerhalb der Landeskirche) bzw. höre, wie in manchen Gemeinden über Frauen geredet wird und welchen Stellenwert sie haben (oder eben leider auch nicht) – da bin ich dankbar für „meine“ Landeskirche. Hier gibt es keine Unterscheidung zwischen Mann und Frau, was die Wertigkeit und Bedeutung für die Arbeit in Kirche und Gemeinde betrifft. Und das ist für mich eine biblische Position, die ich sehr, sehr schätze an „meiner“ Kirche.
Und hier rede ich noch nicht einmal von der so genannten Frauenordination. Ich glaube, das kompromisslose Leben von der gleichen Wertigkeit und Bedeutung von Mann und Frau beginnt schon viel früher.
Ich halte überhaupt nichts davon, die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu nivellieren oder auflösen zu wollen, wie das leider durch manche Strömungen innerhalb der Gender-Theorie (die wiederum leider auch in der Kirche zu finden sind) der Fall ist. Jedoch an der Bedeutung und Wertigkeit von Mann und Frau zu rütteln und das eine über das andere Geschlecht zu stellen, ist unbiblisch. Was bin ich dankbar, dass ich in „meiner Kirche“ an dieser Stelle keine unbiblischen Tendenzen sehe.
Dieser Punkt ist im Vergleich zu den anderen Punkten kürzer. Schlimm? Nein. Im Gegenteil. Es gibt einfach nicht mehr dazu zu sagen, als dass diese Gleichwertigkeit von Mann und Frau in der Landeskirche ein „no brainer“ ist. Und dafür bin ich dankbar.
5) Die Menschen
Ich kann dir das nicht mit einer Studie belegen, aber ich glaube, dass in keiner Kirche so unterschiedliche Menschen zusammenkommen wie in der Landeskirche. Stell dir mal einen Mittelpunkt vor mit vielen konzentrischen Kreisen drumherum. Wenn dieser Mittelpunkt ein Leben in der Nachfolge von Jesus ist, dann finden sich auf allen konzentrischen Kreisen drumherum Menschen.
Die einen, die aus tiefstem Herzen Jesus nachfolgen bis hin zu denen, die dem Glauben sogar kritisch gegenüber stehen oder gar keine Ahnung vom Glauben haben (oder jede Menge Vorurteile) und auf einem eher weiter vom Zentrum entfernten Kreis sich bewegen.
All diese Menschen sind Teil der Landeskirche. Ich würde mal behaupten, dass das sogar ein Alleinstellungsmerkmal von Landeskirche ist. Es gibt nicht nur „die Frommen“ (wie auch immer man sie definieren mag) und nicht nur „die Ungläubigen“ (wie auch immer man sie definieren mag), sondern so ziemlich alles von allem. Und das ist cool! Das ist mega cool! Denn alle hören das Evangelium von Jesus Christus (jaja, ich weiß, nicht überall, schon klar – aber es geht hier ja erst mal um das, was ich mag). Und da ist es auch vollkommen wurscht, ob du die Bibel rückwärts auswendig kannst oder ob du nicht mal den Unterschied zwischen Mehrtürer und Märtyrer kennst. All diese wunderbaren Menschen, die sich auf ihrer Glaubensreise an so vielen unterschiedlichen Punkten befinden, sind in der Landeskirche bzw. in der landeskirchlichen Gemeinde vereint und willkommen.
Das hat auch alles seine Herausforderungen, das ist mir klar (schließlich bin ich jetzt annähernd 20 Jahre „im Geschäft“). Und doch korreliert es mit der ersten genannten Sache ganz zu Beginn des Artikels: „Mitten in der Gesellschaft“. Es ist einfach ein ziemlich vielfältiges Konglomerat an Menschen, das eine landeskirchliche Gemeinde ausmacht. Und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
Sicherlich gibt’s noch viele „Kleinigkeiten“, die ich auch an der Landeskirche mag, aber das soll’s mal gewesen sein in aller Kürze. Als ich auf Facebook schrieb, dass dieser Artikel entsteht, kommentierte Johannes Müller augenzwinkernd: „Nur 5?“ Meine Antwort auf Facebook und hier ist die gleiche: Die Aufmerksamkeitsspanne im Internet ist so gering, dass ich mich hier auf das Wesentliche konzentriert habe. Bei einem Glas Bier, Wein oder eine Tasse Kaffee ließe sich sicherlich noch manch weiteres finden.
Apropos Johannes Müller: Für mich ist er ein großes Vorbild. Was er in der Bremischen Landeskirche bewegt, mit welcher Innovationskraft er immer und immer wieder leidenschaftlich seit Jahrzehnten (!) seinen Dienst tut und wie begeistert er evangelistisch kreativ wird, um Menschen für Jesus zu gewinnen – ohne Witz: Ich habe manchmal schon gesagt, dass ich dieses Feuer, diese Leidenschaft, diese Liebe zu den Menschen auch gerne über die Jahrzehnte behalten möchte wie Johannes.
Falls du ihn nicht kennst (was definitiv eine Bildungslücke ist), findest du mehr Informationen über ihn und seine großartig Arbeit hier: www.lighthouse-bremen.de
Danke, Johannes!
Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel „3 Gründe, warum ich Pfarrer in der Landeskirche bin„. Sicherlich korreliert das eine mit dem anderen so ein bisschen. Die missionarischen Chancen, die es in der Landeskirche gibt, sind einfach großartig. Es gilt, diese zu nutzen und Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Darum bin ich gerne Pfarrer in der Landeskirche – und darum gibt es auch einige Dinge, die ich an der Landeskirche mag, die nämlich diesen von Jesus gegeben Auftrag eigentlich gar nicht erschweren, sondern leichter machen:
Jesus kam und sagte zu seinen Jüngern: „Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alle Gebote zu halten, die ich euch gegeben habe. Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.“Matthäus 28,18-20
Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
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