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Wenn Kinder andere Wege gehen

Dieses Buch hat das Potenzial, Leben und Glauben zu retten und ist Balsam für geschundene Eltern-Herzen. Nein, ich trage nicht dick auf. Ich untertreibe noch. Die emotionale Achterbahnfahrt beim Lesen war so rasant, wie selten bei einem Buch. Die geistliche Wahrheit und Klarheit, die aus den Worten der beiden Autorinnen spricht, ist wohltuend und revolutionär zugleich.

Hab‘ ich deine Aufmerksamkeit? Dann lies bitte weiter – vor allem, wenn du selbst Kinder hast, aber auch dann, wenn du keine hast und Teil einer christlichen Gemeinde bist oder dich selbst zumindest als Christ bezeichnest.

Um was geht’s?

Eltern, die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen, erziehen ihre Kinder zunächst einmal nicht anders als alle anderen Eltern auch. Was jedoch zusätzlich bei der Kindererziehung eine große Rolle spielt, ist der Glaube an Jesus Christus und ein damit verbundener Lebensstil, der geprägt ist durch biblische Werte und Vorstellungen. Diese Werte und Vorstellungen jedoch sind oftmals konträr zu dem, was gesellschaftliche Werte und Vorstellungen ausmachen. Das ist keine genuine Herausforderung unserer Zeit – das gehört zur DNA des Christentums, seit es Christen gibt.

In unserer heutigen Zeit sind die big challenges die Sexualmoral – wenn man überhaupt noch von „Moral“ sprechen kann im Blick auf das „anything goes“, das die Gesellschaft von heute propagiert (und sich damit in nichts unterscheidet im Blick auf das Umfeld der ersten Christen). Dazu gehören Schlagwörter wie Treue, Pornografie, sexuelle Reinheit, (kein) Sex vor der Ehe – und überhaupt die Frage: Was bedeutet „Ehe“? Weitere große Herausforderungen sind Themen wie Drogen, Internetsucht und Süchte aller Art – genauso wie die Frage nach dem richtigen Freundeskreis und dem aktiven Teilhaben an einer christlichen Gemeinde/Gemeinschaft.

„Alles nicht neu“ magst du vielleicht denken – ja, da mag was dran sein. Allerdings erheben die beiden großartigen Autorinnen Regula Lehmann und Nicola Vollkommer auch nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden. Was mich schlichtweg begeistert und sehr bewegt hat, sind die Antwortmöglichkeiten, die sie auf diese Herausforderungen geben.

Ehrlich. Tiefgründig. Alles andere als platt.

Wer denkt, von den beiden Autorinnen gibt’s einfach ein paar schlaue Tipps, liegt vollkommen daneben. Was du im Blick auf diese Herausforderungen und den Schmerz, den Eltern erleben, wenn Kinder andere Wege gehen, lesen wirst, ist eine großartige Mischung: Zum einen kommen sowohl im Interview-Stil als auch im nacherzählenden Stil Eltern zu Wort, die das alles durchleben mussten. Es sind Eltern, die (größtenteils mit veränderten Namen logischerweise) transparent und ehrlich von ihrem Schmerz erzählen. Es sind Eltern, deren Kinder auf Abwege geraten sind, wie man das so landläufig bezeichnet. Genauer gesagt sind es Eltern, die selbst an Jesus glauben, und miterleben, wie ihre Kinder Wege gehen, die mit ihrem christlichen Glauben nicht vereinbar sind. Jeder, der selbst Kinder hat und ernsthaft Jesus nachfolgt, wird diesen Schmerz nachempfinden können.

Insofern ist „Wenn Kinder andere Wege gehen“ ein Buch, das du eigentlich gar nicht lesen willst oder von dem du denkst „Hoffentlich betrifft mich das nicht“ – denn: Der Schmerz, den die Eltern erleben, ist greifbar durch die Zeilen.

Andererseits empfehle ich allen Eltern, die treu am Glauben an Jesus Christus festhalten möchten auch dann, wenn die Biografie (ihrer Kinder) konträr zu ihren Glaubensüberzeugungen steht, dieses Buch zu lesen. Denn hier bekommst du keine platten Ratschläge, sondern Einsichten von Eltern und zwei wunderbar einfühlsam schreibenden Expertinnen, die wirklich weiterhelfen.

Biblische Klarheit und eine gute Jugendarbeit

Was mich persönlich (als Vater und Pfarrer) besonders beeindruckt hat, ist die theologische Klarheit. Und zwar sowohl seitens der Autorinnen als auch seitens der Statements von Jugendlichen, die „den Weg zurück gefunden“ haben. So wird es im Buch an vielen Stellen beschrieben. dass das Aufweichen von geistlichen Überzeugungen keine Option ist. Exemplarisch hierfür steht die Geschichte von Niko, der ein ziemlicher Ausreißer war.

Niko ist sich bewusst, dass Eltern das Kind durch so ein standhaftes Verhalten „verlieren“ können. Die Angst davor, die viele Eltern haben, ist verständlich. Aber wenn man klein beigibt „verliert“ man das Kind auch – eben auf eine andere Art und Weise. Wichtig ist, dass das Kind weiß, warum die Eltern konsequent handeln, und dass es jederzeit zurückkommen kann. Fazit von Niko: „Die Werte aufzuweichen ist in einer Zeit wie heute keine Option.“Wenn Kinder andere Wege gehen, S.139f

Der leider oftmals anzutreffende Schaden „Biografie frisst Theologie“ ist also keine Option und nichts weiter als ein Trugschluss. Wie gesagt: die Geschichte von Niko ist nur eine unter vielen, aber sie macht (wie die anderen Geschichten auch) die seelsorgerliche und ermutigende Dimension (auch wenn nicht jede erzählte Geschichte ein „Happy End“ hat) dieses Buches deutlich. Sie zeigt sich im Appell an Eltern, auch in solchen schwierigen Phasen und herzzerreißenden Momenten den Glauben bzw. die Theologie nicht von der Biografie dekonstruieren zu lassen, sondern festzuhalten an Gottes ewig gültigen und aus seiner Liebe zu uns geborenen Wahrheiten, die unabhängig von unseren Gefühlen und Gedanken wahr sind und bleiben.

Höchst aufschlussreich und inspirierend ist auch das Kapitel 11 „Christliche Gemeinden und ihre Jugend“. Zugegeben: Überrascht hat es mich nicht, aber schwarz auf weiß noch einmal zu lesen, wie wichtig eine gute Jugendarbeit in einer christlichen Gemeinde ist, war sehr wertvoll. Eine solche gute Jugendarbeit zeichnet sich grundlegend dadurch aus, dass Jugendliche angenommen werden, wie sie sind – mit allen Fragen und Zweifeln. Des weiteren sind feste Bezugspersonen (S. 149) unerlässlich. Darüber hinaus schildern die Autorinnen fünf Faktoren, die für eine gute Jugendarbeit wichtig sind, durch welche Jugendliche ihre eigene Identität und ihren eigenen Glauben finden können.

Dass grundlegend eine biblische Verkündigung das Maß aller Dinge ist, überrascht nicht – ich erlebe es gerade im landeskirchlichen Kontext eben genau so, wie die beiden Autorinnen es ausdrücken:

Nicht ohne Grund sind die lebendigsten und bestbesuchten Jugendgruppen diejenigen, die am klarsten über Gott und die Menschen, Himmel und Gegenwelt, Sünde und Kreuz, Gebet, Buße und Heiligung reden. Dass Jugendliche davon abgeschreckt werden, ist ein Trugschluss. Sie haben eine natürliche Neugierde nach Wahrheit und müssen in dieser Suche gefördert und ermutigt werden, eingeladen zum Glauben, nicht mit Zwang hingepeitscht, auch nicht mit einer billigen Gnadenlehre abgespeist.Wenn Kinder andere Wege gehen, S.149f

Von Herzen dankbar bin ich den beiden Autorinnen und dem Verlag (denn in dieser Gemeinschaftsproduktion ist das Kapitel entstanden) über Kapitel 9: „Wenn Kinder Eltern haben, die im Rampenlicht stehen“. Unschwer zu erraten: es geht um Pastorenkinder. Mein Vater war Pfarrer, ich selbst bin Pfarrer und habe zwei Kinder. Es ist Gold wert und sollte von jedem Gemeindeglied gelesen werden, was in diesem Kapitel steht. Gewünscht hätte ich mir nur eines, was ich auch erst durch unser Coaching-Ehepaar Reto und Marlies Pelli von der Prisma in Rapperswil-Jona so gehört habe: „Deine Familie ist das erste Reich Gottes und deine Kinder die ersten Menschen, die du in Jüngerschaft begleitest.“ Das Ganze jedoch nicht mit einem „du musst“-Ton sondern mit einem „Nimm dir dafür alle Zeit und Ressourcen, die du brauchst-Ton“.

Indirekt kommt das auch in diesem ohnehin schon starken Kapitel zum Ausdruck, aber es nochmals explizit zu hören, dass es nicht nur „ok“ ist und nicht nur „gewollt“ sondern einfach von Gott gesegnet, wenn Pastorenehepaare ihren Hauptfokus in Jüngerschaft auf ihre Kinder legen, ist eine große Ermutigung. Dennoch: Das Kapitel ist Gold wert, da Pastorenkinder und Pastorenfamilien unter ganz besonderen Herausforderungen und geistlichen Kämpfen zu leiden und diese zu bewältigen haben. Danke, Regula Lehmann, Nicola Vollkommer und dem Fontis-Verlag für diese starken Worte!

Fazit: Man kann es nicht nicht lesen!

Der österreichische Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick prägte den Satz: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Diesen Satz möchte ich auf dieses Buch anwenden und sagen: „Man kann es nicht nicht lesen.“ Es geht einfach nicht. Es muss gelesen werden von allen Eltern, denen es wichtig ist, dass ihre Kinder im christlichen Glauben heranwachsen.

Ich empfehle dieses Buch besonders allen Eltern, die sagen würden: „Ach, eigentlich läuft es bei uns trotz Preteen-Zeit und Pubertät doch eigentlich ganz gut.“ Zum einen sollte man sich da nicht immer so sicher sein (habe ich erwähnt, dass ich selbst zwei Kinder habe?) und zum anderen ist es eine großartige Vorbereitung, wenn es dann doch mal „zum Knall“ kommt.

Allen Eltern, die mit ihren (pubertierenden und auch noch älteren) Kindern schwierige Phasen durchlaufen, empfehle ich dieses Buch von Herzen – nicht als billigen Ratgeber, sondern als Ermutigung und Sorge für die eigene Seele. Denn ich schließe mich dem Schlusswort der beiden Autorinnen uneingeschränkt an: „Wenn Gott für jedes unserer Kinder Pläne voller Hoffnung und Zukunft schmiedet, weshalb sollten wir etwas anderes tun?“

📕 Seiten: 168

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 16,50 EUR


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#22 Säuglingstaufe oder Gläubigentaufe?

Die Bibel ist eindeutig

Gibt es von diesen beiden Optionen eigentlich eine, die besser ist als die andere? Ich meine: Unbedingt ja! Ich nehme dich in dieser Folge mit hinein in Geschichten und Ereignisse des Neuen Testaments, die das klar belegen. Für eine dieser beiden Tauf-Optionen gibt es nämlich gar keinen biblischen Beleg.

Die drei wichtigsten Ereignisse finden sich in

  • Apostelgeschichte 8,26-40: Die Taufe des äthiopischen Schatzmmeisters
  • Apostelgeschichte 10,34-48: Die Taufe des römischen Hauptmanns Kornelius
  • Apostelgeschichte 16,16-40: Die Taufe des Gefängniswärters

Eine wichtige dogmatische Grundlegung der Taufe findest du in Römer 6,4-8.

Die in der Folge angesprochenen 5 Punkte für die Gläubigentaufe

  1. Lieber die beste als nur die zweitbeste Option
  2. Kirchliche Handlungen, die man auch versteht
  3. Die eigene Entscheidung
  4. Bewusstes Feiern
  5. Erinnern ist wichtig

Ebenso gehe ich in dieser Folge auf die Vermutung ein, dass mit der Wendung „Er ließ sich mit seinem ganzen Haus taufen“ auch Säuglinge gemeint gewesen sein könnten – was de facto nicht stimmt.

Du willst deine Fragen loswerden, die dann eventuell Gegenstand einer Podcast-Folge werden? Du willst Feedback loswerden oder persönlich etwas loswerden bzw. eine Frage stellen?

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Generation Gleichschritt

„Ich habe den Eindruck, dass ich nicht mehr alles sagen darf“ ist so ein Satz, der in letzter Zeit immer lauter wird. Personen, die dafür verantwortlich sind, wiegeln natürlich ab. Das stimme nicht, jeder dürfe sagen, was er will.

Also gut. Dann schauen wir uns mal Fakten an.

Mai 2022. Deutschland. Das Meinungsforschungsinstitut INSA stellt die Frage: „Haben Sie manchmal das Gefühl, dass man bestimmte Aussagen nicht mehr tätigen kann, ohne dafür von anderen Menschen kritisiert oder verurteilt zu werden?“

70% antworten, dass sie manchmal das Gefühl haben, bestimmte Aussagen nicht mehr äußern zu dürfen, ohne dafür von anderen verurteilt zu werden. Nur 19% fühlen keine Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Wie kann das sein? Wo ist sie hin, die vielbeschworene Toleranz in unserer Gesellschaft?

Genau damit beschäftigt sich Ralf Schuler in seinem Buch „Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde„.

Um was geht’s?

Diese Frage zu beantworten geht am besten dann, wenn man die Geschichte des Autors zumindest in groben Zügen kennt. Ralf Schuler (Jahrgang 1965) hat schon in seinen Zeiten als Jugendlicher und junger Erwachsener in der DDR erfahren müssen, was es heißt, seine Meinung zu sagen. Auf Grund seiner nicht immer „staatskonformen“ Meinung wurde ihm ein Studienplatz nach dem Abitur verwehrt. Später war Schuler Redakteur bei der Tageszeitung „Die Welt“, Politikchef bei der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, ab 2011 bei der BILD-Zeitung und leitete ab 2013 das Parlamentsbüro der BILD-Zeitung bis zu seinem dortigen Ende im Jahr 2022 und begleitete Bundeskanzlerin Angelika Merkel auf unzähligen Reisen.

Das ist insofern nicht unerheblich zu wissen, da es das Mindset und die Haltung von Ralf Schuler kontextualisiert in eine Biografie, die zeitlebens sich nicht anpasste sondern auch gegen die vorherrschende(n) Meinung(en) die je eigene Meinung zum Ausdruck brachte.

Schuler betrachtet in seinem Buch die Entwicklung der Gesellschaft in Deutschland im Blick auf Meinungsvielfalt, wie sie vor allem in der Öffentlichkeit durch Medien und Politik präsent ist – oder eben auch nicht.

Um es vorweg zu nehmen und auf den Punkt zu bringen – Schuler formuliert es schlicht und klar:

Eine Debatte, die nur aus einer Meinung besteht, ist keine.Generation Gleichschritt, S.133

Deswegen ist sein Buch eine Hinführung zu seiner Wahrnehmung (die ich voll und ganz teile), dass in unserer Gesellschaft heute es zu einem Gleichschritt zu kommen scheint (und teilweise schon gekommen ist), dass eben nur diese eine Meinung existieren dürfe.

In vier plus eins Teilen geht Schuler dem Ganzen auf den Grund:

1 Links, zwo, drei… Oder: Eine Bestandsaufnahme

2 Herdentrieb: Wie Konformität die Freiheit unterwandert

3 Der Preis der Meinungsfreiheit: Man kann alles sagen, aber…

4 Vom Jeder zum Ich… Oder: Wie man mentale Leitplanken aufbricht

5 Merkel-Jahre

Ich schreibe „vier plus eins“ Teile deswegen, da das fünfte Kapitel „Merkel-Jahre“ natürlich stark gefärbt ist durch die subjektive Sicht Schulers auf Angela Merkel und die Arbeit ihrer Regierung. Für mich war es nicht erheblich oder erhellend, was den „Volkssport Mitlaufen“ betrifft, gleichzeitig bekommt der Leser Einblicke in das Wirken Angela Merkels, das sicherlich überraschend und besonders ist, da Schuler über Jahre sehr nah an Angela Merkel war.

Der Beitrag, der in diesem Kapitel für das gesamte Buch zu finden ist, liegt darin, dass in der Tat in den „Merkel-Jahren“ diese Generation Gleichschritt ihren Anfang nahm. Wer jedoch die vier Kapitel zuvor aufmerksam gelesen hat, wird das auch schon festgestellt haben.

Freie Meinung – ja aber…

Diesen Gedanken hatte ich immer wieder beim Lesen des Buches und ich finde, dass Schuler genau das herausstellt und nicht polemisch behauptet: „Man darf nicht mehr seine Meinung sagen.“ Das ist nicht das Problem – auch nicht bei der INSA-Umfrage, die ich eingangs zitierte und die im Buch im ersten Kapitel aufgegriffen wird.

Vielmehr geht es um die Folgen für diejenigen, die eine zum vorherrschenden Mainstream konträre Meinung haben. „Ist ja klar, dass jemand mit dieser Biografie so etwas schreibt“ mag der ein oder andere denken.

Weit gefehlt! Die Vergleiche zur eigenen DDR-Vergangenheit halten sich stark in Grenzen. Vielmehr schafft es Schuler, sachlich und mit Fakten belegt zu benennen, dass freie Meinungsäußerung schön und gut ist – jedoch einen herben Dämpfer bekommt, wenn Konsequenzen folgen für diejenigen, die nicht das sagen, was die Meinungsmacher unserer Zeit hören wollen.

Schuler ist dabei nicht alleine. Im Buch kommen verschiedene Personen zu Wort. Beispielsweise Anna Schneider von der „WELT“, die folgendermaßen zitiert wird:

Wie frei kann man also sprechen, wenn man nicht nur mit Kritik (die im Meinungskampf naturgemäß auch hart sein kann), sondern mit sozialer Ächtung oder gesellschaftlichem Ausschluss zu rechnen hat? […] Wagt man es, seine nonkonformistische Meinung zu äußern, neigen vor allem die Angehörigen des politisch linken Spektrums dazu, gar nicht erst in der Sache zu argumentieren, sondern mit Totschlagschmähungen wie „rechts“, „Rechtsradikal“ oder gar „Nazi“ um sich zu wrfen.Generation Gleichschritt, S.146

Es ist dieser kleine aber wichtige Unterschied, den Schuler in seinem Buch immer wieder deutlich macht: Es geht nicht darum, nichts mehr sagen zu dürfen, sondern darum, was die Folgen sind, wenn man sich nicht der Meinung der politisch Linken anschließt. Soziale Ächtung kann ganz offensichtlich aber auch versteckt geschehen.

Ideologie des Kollektiven

Schuler zitiert in seinem Buch aber auch andere. So zum Beispiel Publizist und Autor Markus Günther. Dieser schreibt unter anderem sehr treffend:

Der Mensch, der in einer Masse aufgeht, wird manipulierbar, er büßt seine Kritikfähigkeit und sein Differenzierungsvermögen ein, bildet sich seine Meinung quasi automatisch durch „geistige Ansteckung“ im Strom der Masse.“Generation Gleichschritt, S.153-154

Um dann zu der Schlussfolgerung zu kommen, die meines Erachtens auch Schuler teilt, wenn es darum geht, zu fragen, wie diese „Generation Gleichschritt“ überhaupt entstehen konnte und was die große Gefahr darin ist:

Die verheerendsten Ideologien waren die Ideologien des Kollektivs.Generation Gleichschritt, S.154

Zugegeben: Das klingt ein bisschen gespenstisch und sehr pessimistisch – gleichzeitig hat dieser Gedanke seie Berechtigung und für Schuler liegt hierin der Grund, weshalb die momentane Entwicklung der Gesellschaft bzw. der Debattenkultur unserer Gesellschaft als äußerst kritisch zu bewerten ist.

„Generation Gleichschritt“ ist ein enorm wertvolles Buch. Es liefert nämlich einen Beitrag zur momentanen Debatten- und Meinungskultur in unserer Gesellschaft, den man sonst kaum findet. Schuler beteiligt sich nicht an Verschwörungstheorien oder stellt krude Theorien auf. Vielmehr deckt er auf – und zwar schonungslos. Er deckt auf, dass in vielen Teilen unserer Gesellschaft und vor allem in den Medien die Meinung einer Minderheit der Mehrheit aufgezwängt wird. Bestes Beispiel ist hierfür die Frage nach der sogenannten „gendergerechten Sprache“. Die absolute Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegen eine solche Sprache mit Sternchen oder Doppelpunkt im Wort – einige Meinungsmacher halten jedoch krampfhaft an ihr fest.

Insofern empfehle ich das Buch „Generation Gleichschritt“, weil es einen wichtigen Beitrag in unserer heutigen Debattenkultur liefert und so manche Augen öffnet.

📕 Seiten: 240

➡️ Verlag: Fontis

💶 Preis: 22,90 EUR


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Gott ist queer!?

In welcher Form ist es angemessen, von Gott zu reden? Darf Gott alles sein, was wir uns wünschen? Muss Gott jeder kategorialen Zuschreibung des Menschen entsprechen?

Seit einigen Wochen macht im Internet – vor allem in den sozialen Medien – ein Satz die Runde, der lautet: „Gott ist queer!“

Ausgesprochen wurde dieser Satz in der Abschlusspredigt des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg stattfand. Warum schreibe ich über diesen Satz? Ich glaube, er drückt aus, was viele in der Kirche denken – genauer gesagt: viele Theologen. Der Pastor, der diesen Satz aussprach, hat sich im Nachhinein aber auch Kritik ausgesetzt gesehen, die ihn persönlich – teils rassistisch – angriff. Das verurteile ich zutiefst! Mir geht es aber nicht um den Pastor, sondern um die Aussage: „Gott ist queer!“

Im Kontext zitiert: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer!“

Das geschah in Anlehnung an das Kirchentagsmotto „Jetzt ist die Zeit“. Es war also durchaus eine programmatisch gedachte Ansage. Diese sollte die Zuhörer bewegen, diese Aussage nicht nur zu bejahen, sondern dafür zu kämpfen. [Hier findest du die Predigt in der ARD Mediathek; die zitierte Stelle findet sich ab Minute 32:53]

Inzwischen sind die Gemüter ein bisschen abgekühlt. So ist es möglich, sachlicher darüber zu diskutieren, als das noch vor Wochen der Fall war. Man könnte jedoch auch meinen, dass das alles kalter Kaffee und Schnee von gestern ist. Das entspricht aber nicht der Realität. Auch diejenigen, die den Satz „Gott ist queer“ feiern, tun das nach wie vor durch Artikel, Podcasts und YouTube-Videos.

Um es nochmals zu betonen: Mir geht es nicht darum, einen anderen Pfarrer oder Menschen, die von sich sagen, dass sie queer sind, zu kritisieren. Das liegt mir fern! Ich setze mich mit der Aussage „Gott ist queer“ deswegen auseinander, weil sie sinnbildlich für einen zweifelhaften Umgang mit der Bibel steht und gleichzeitig einem Hype zur Seite springt, der sich seit einiger Zeit in der Gesellschaft breit macht (vgl. den Artikel „Ein deutscher Irrweg namens Selbstbestimmungsgesetz“ in der NZZ). Dabei wird das, was das Evangelium lebens- und gesellschaftsverändernd macht, über Bord geworfen – zum Schaden von Kirche und Gesellschaft.

Drei Dinge sind es, die ich dir mitgeben will und ich weiß: Auch ich kann daneben liegen. Aber so what: Das hier ist mein Blog und keine wissenschaftliche Abhandlung. Ich schreibe meine Meinung, meine Gedanken – du magst das anders sehen und das ist ok.

Die Aussage „Gott ist queer“ ist falsch

Nun, zugegeben, das ist meine persönliche Meinung.

Gott ist nicht das, was in den Augen einiger Menschen gerade „in“ ist. Gott ist nicht das, wofür ihn einige gerne haben wollen. Er ist auch nicht für alles Mögliche und Unmögliche heranzuziehen. Gott ist nicht das Produkt unserer Wünsche und Ideen – und mit Sicherheit ist Gott auch nicht queer. Gleichzeitig gibt es einen regelrechten Hype darum, was alles und wer alles queer sei. Wo ich bisher dachte, dass dies nur auf den Menschen bezogen sei, habe ich mich wohl geirrt. Da ist sogar das Trinkpäckchen „Durstlöscher“ im Pride-Monat Juni nicht mehr nur ein „Durstlöscher“. Stattdessen steht in großen Lettern auf dem Trinkpäckchen „Durstlöscher:in“.

Schon 2021 hat das Magazin „funk“ Braunbären als „zu 75% Veganer:innen“ bezeichnet (Quelle).

Der Doppelpunkt bzw. das so genannte „Gendersternchen“ im Wort soll dieser queeren Realität auf einer sprachlichen Ebene Rechnung tragen.

„Queer“ ist ein Trend unserer Zeit im Blick auf die Frage der menschlichen Identität und Sexualität. Dabei soll alles Denkbare zum neuen Normal stilisiert werden. Unbestritten gibt es Menschen, die mit ihrem biologischen Geschlecht hadern. Auch gibt es Menschen, deren biologisches Geschlecht nicht ohne weiteres bestimmbar ist. Diese Menschen müssen unbedingt Liebe, Annahme und Akzeptanz nicht nur irgendwie spüren, sondern empfangen. Ihnen müssen wir als Menschen und als Kirche hoffnungsvoll und liebevoll zur Seite stehen, damit sie ihre von Gott geschenkte Identität annehmen. Ich glaube, da haben wir alle „Luft nach oben“. Für mich ist das ein ganz sensibles Feld, bei dem es mir so wichtig ist, den Menschen anzunehmen, zu lieben und wenn gewünscht seelsorgerlich zur Seite zu stehen.

Gleichzeitig kann nicht die Lösung sein, alles als „normal“ zu definieren.

Doch genau das geschieht momentan an vielen Stellen – unter anderem eben auch, was die menschliche Sexualität und Identität betrifft. Das geht so weit, dass viele der Überzeugung sind, der Mensch könne seine Identität frei wählen. Dabei besteht die Würde des Menschen doch gerade darin, dass er diese und seine Identität von seinem Schöpfer zugesprochen bekommt. Und dieser schuf den Menschen als Mann und Frau – genauer gesagt: männlich und weiblich, also bipolar. Die Vereinigung dieser beiden Geschlechter nennt die Bibel „Ehe“. Heteronormativität ist keine Idee von Konservativen. Es ist ein biblisches und damit göttliches Grundprinzip. Selbst der größte Gegner von Heteronormativität und Bipolarität ist das „Produkt“ eines Mannes und einer Frau.

Das war nur ein kleiner Exkurs – zurück zum Thema, denn es geht mir um die theologische Bewertung der Aussage „Gott ist queer“.

Nun soll Gott also queer sein? Mitnichten! Wir können Gott nicht als Schirmherr für alle möglichen Ideen, Gedanken und Ideologien heranziehen, wie wir das gerne hätten. Wir können nur dann verantwortlich von Gott reden, wenn das auf einer biblischen Basis geschieht. Und deswegen möchte ich dir mit den beiden folgenden Gedanken und Abschnitten zeigen, weshalb es nicht nur meine subjektive Empfindung ist, dass die Aussage „Gott ist queer“ falsch ist.

Die Aussage „Gott ist queer“ ist unbiblisch

Wenn wir Aussagen über Gott treffen, müssen sie sich daran messen lasen, ob sie dem, was die Bibel über Gott sagt, entsprechen oder ob sie dem widersprechen. In letzterem Fall spreche ich von „unbiblisch“.

Unsere Beschreibungen und Zuschreibungen von und an Gott müssen sich an der Bibel messen lassen. „Gott ist wie ein guter Vater für mich“ lässt sich mit vielen Bibelstellen belegen: Unter anderem spricht Jesus vom „Vater unser“ in Matthäus 6,9 sowie davon, dass „euer himmlischer Vater euch gut versorgt“ in Matthäus 6,26. Deswegen ist es auch unbiblisch, wenn wir – wie ich es jüngst in einem Gottesdienst auf YouTube gesehen habe – meinen, wie könnten das „Vaterunser“ beginnen mit „Gott [und jetzt lassen wir hier eine Pause, damit jeder einsetzen kann, was für ihn passt] unser“. Jesus hat uns das „Vater unser“ gelehrt und nicht das „Mutter unser“, das „Ewiger unser“ oder „Gott unser“. Ich kann das doof finden, mich dagegen wehren, das von Jesus nicht in Ordnung finden und einen Hass auf alle Kirchen schieben, die das Vaterunser wirklich noch als „Vater unser im Himmel…“ beten. Das kann ich alles machen. Am Ende bleibt dennoch eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Jesus hat seinen Jüngern und uns das „Vater unser“ gelehrt.

Wir können als Menschen nur menschlich von Gott reden. Weil Gott aber so viel mehr ist als das, was wir jemals denken und sagen können, benötigen wir Bilder und Vergleiche, Zuschreibungen und Beschreibungen.

Also fragen wir uns: Was ist eigentlich „queer“? Was bedeutet das? Das ist einerseits einfach – andererseits auch nicht. Ich zitiere an dieser Stelle Wikipedia (Quelle):

Queer [‚kwɪə(ɹ)] ist heute eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff zunehmend als positive Eigenbezeichnung queerer Personen verwendet.

Im Gegensatz zu anderen Begriffen aus der Familie der sexuellen Orientierungen (wie schwul, lesbisch, bi- oder asexuell) und geschlechtlichen Identitäten (wie trans oder intergeschlechtlich) gibt es für den Ausdruck queer keine einheitliche Definition; er unterliegt in seiner Verwendung Aneignungs- und Interpretationspraktiken, sodass eine genaue Definition der Bezeichnung auch Gegenstand von Diskussionen ist. Die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen leistet die Queer-Theorie.

Es geht hier also um die Frage nach der sexuellen Orientierung. Ich fasse es noch weiter: Es geht auch um die geschlechtliche Identität – des Menschen.

Wenn jemand das Wort „queer“ in Bezug auf Gott verwendet, muss die Frage erlaubt sein: Spielt die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität Gottes in der Bibel eine Rolle? Mir ist keine Stelle in der Bibel bekannt, in der die sexuelle Orientierung Gottes bzw. seine geschlechtliche Identität diskutiert wird. Zurecht wird immer wieder betont, dass Gott viel größer ist als unsere Vorstellungskraft und alle menschlichen Kategorien.

Gott spricht: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege sind nicht eure Wege.“Jesaja 55,8

Wenn ich Gott als „queer“ bezeichne, ist das keine Äußerung, die dem biblischen Befund standhält. „Queer“ ist ein menschlicher Containerbegriff. In ihm finden alle möglichen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten ihren Platz.

Dabei ist Gott doch aber gerade nicht in menschliche Kategorien und Schubladen einzuordnen.

Deswegen halte ich die Aussage „Gott ist queer“ nicht nur für unbiblisch. Ich halte sie für vollkommen unzulänglich, was die Größe und Heiligkeit Gottes betrifft. Über die Jahrtausende hinweg wurde Gott schon alles mögliche genannt. Es gibt reihenweise Bücher, in denen er beschrieben wird. Manches davon ist wunderschön, manches davon nicht. Aber ich habe noch keinen Vergleich Gottes gehört, der so getrieben ist vom Zeitgeist und gleichzeitig so wenig von der Ehrfurcht vor Gott wie die Aussage „Gott ist queer“.

Gott ist Gott – aber mit Sicherheit nicht queer.

Die Aussage „Gott ist queer“ verstößt gegen das erste Gebot

„Gott ist queer“ ist nicht nur eine unbiblische Aussage, sondern auch ein Verstoß gegen das erste Gebot. Ich zitiere an dieser Stelle den Anfang des Dekalogs, der je nach Kirchentradition in ein oder in zwei Gebote gefasst wird. In protestantischen Kirchen üblicherweise in ein, nämlich das erste Gebot:

Dann sprach Gott folgende Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Du sollst außer mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Götzenbild anfertigen von etwas, das im Himmel, auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist. Du sollst sie weder verehren noch dich vor ihnen zu Boden werfen, denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott! Ich lasse die Sünden derer, die mich hassen, nicht ungestraft, sondern ich kümmere mich bei den Kindern um die Sünden ihrer Eltern, bis in die dritte und vierte Generation.“Die Bibel, 2. Mose 20,1-5

Der Mensch soll weder ein Bild als Gott verehren, noch soll er sich davor zu Boden werfen. Beides geschieht jedoch mit der Aussage „Gott ist queer“.

Hier geht es nicht darum, den biblischen Gott als solchen zu verehren und anzubeten. Vielmehr geht es darum, eine menschliche Meinung, ein menschliches Bild, eine menschliche Kategorie zu verehren. Von dieser meint man, sie würde Gott beschreiben – was sie jedoch gar nicht tut, wie ich oben dargelegt habe.

Mit der Aussage „Gott ist queer“ wird also nicht Gott verehrt, sondern ein Zerrbild von Gott, ein Gott, den man gerne so haben möchte – den es aber so nicht gibt. Es ist die Verehrung eines von Menschen geschaffenen Bildes von Gott. Und das ist ein Verstoß gegen das erste Gebot.

Dieses Beispiel macht deutlich, wie gut die Zehn Gebote sind: Gott selbst will uns davor bewahren, dass wir einen Gott anbeten, den es so gar nicht gibt. Die Folge einer solchen Anbetung wäre, dass wir uns von jemandem etwas erhoffen, was er niemals im Stande ist zu geben. Gleichzeitig nimmt in unserem Denken und Glauben den Platz dessen ein, der auf dem Thron unseres Herzens sitzen möchte.

Ein zweiter Verstoß gegen das erste Gebot besteht darin, dass man sich vor diesem Zerrbild von Gott zu Boden wirft. Wenn wir den Kontext ernst nehmen, ist dies erst einmal gar nicht im übertragenen Sinn gemeint. In der Kultur des Volkes Israel bzw. in der Kultur der umliegenden Völker wurde die Verehrung einer Gottheit auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass man sich vor ihr auf den Boden wirft. Das geschieht heute bei uns und in unserer Kultur nicht. Zumindest nicht im wörtlichen Sinn, jedoch im übertragenen Sinn.

Meine Wahrnehmung ist, dass sich gerade Kirche, und personal gesprochen viele Theologen und hauptamtlich Tätige in der Kirche, vor diesem Bild regelrecht niederwerfen. Diesem Bild von einem „queeren Gott“ wird gehuldigt. Kaum gibt es in dem ganzen Themenbereich „queer“ etwas Neues, kommt von meiner Kirchenleitung ein Brief oder eine Mail. Darin wird dieser Trend aufgegriffen und „wärmstens empfohlen“, diesem nachzugehen. So geschehen beispielsweise mit dem Gendersternchen, das seitens der Kirchenleitung schon lange uns Pfarrern empfohlen wird – wo doch der „Rat für Rechtschreibung“ erst vor wenigen Tagen verlautbaren ließ, dass es keine neuen Regeln im Blick auf Gender-Sonderzeichen gibt (Quelle: tagesschau.de). Die Kirchenleitung meint, es besser zu wissen und sich über Experten in Sachen Sprache hinwegsetzen zu müssen. Wem wird hier gehuldigt? Vor wem kniet man hier nieder? Wer wird hier verehrt? Ich überlasse es dem geneigten Leser, selbst Antworten auf diese Fragen zu finden.

Was die Aussage „Gott ist queer“ betriffft, so will ich auf einer (zwischen-)menschlichen Ebene nicht die Motive vieler Theologen in Frage stellen. Ich glaube sogar, dass ihre Absichten gut sind: Sie möchten zum Ausdruck bringen, dass Gott alle Menschen gleich liebt. Das ist auch korrekt. Dazu braucht es aber keine Aussage „Gott ist queer“. Wer die Bibel aufmerksam liest, wird feststellen: Gott liebt jeden Menschen gleichermaßen. Dazu braucht es keine Erneuerung unserer Sprache sondern ein mutiges und vertrauensvolles Glauben und Bekennen, dass die Bibel Gottes Wort ist, das zeitlos gültig ist.

Nun aber ein falsches und unbiblisches Bild von Gott zu zeichnen bzw. es so weit zu strapazieren, dass Regenbogenflaggen Kirchenräume und Altäre „schmücken“ oder eine Kunstausstellung über queeren Sex mit teilweise expliziten Bildern in einer Kirche ausgestellt wird (Quelle), ist ein Verstoß gegen das erste der Zehn Gebote.

Die Herausforderung und der Auftrag bleiben

Es ist und bleibt eine Herausforderung, als Mensch von Gott zu reden. Wir können das nur in unseren menschlichen Kategorien. Gleichzeitig ist die große Gefahr, dass wir Trugbildern aufsitzen, wenn wir Gott für alles Mögliche (und Unmögliche) heranziehen und meinen: „So ist Gott!“ Denn am Ende ist es nicht Gott, sondern ein Götzenbild, das niemandem hilft.

Die Bibel ist voll mit kraftvollen, großartigen und hoffnungvollen Bildern von und über Gott – da braucht es keine neuen Bilder, schon gar nicht, wenn sie falsch und unbiblisch sind und gegen die Zehn Gebote verstoßen.

Warum schreibe ich über diesen Satz? Zum einen, weil es ein ganz aktueller Aufhänger ist und zumindest in einem Teil der Kirchen-Bubble (landes- wie freikirchlich) ein Dauerthema ist. Und die Entwicklung, die das Thema nimmt, ist keine gute. Ich kenne Pfarrerinnen und Pfarrer, die mir sagen: „Ich traue mich nicht mehr, etwas gegen diese Gedanken zu sagen.“ Und das, wo viele immer wieder von Kirche als einem „safe space“ reden. Unbedingt. Aber dann bitte auch für die, die nicht der Ansicht sind, dass Gott queer ist und die nicht einer Gender-Theorie folgen, da sie biblisch zu anderen Schlüssen kommen.

An der Aussage „Gott ist queer“ und der daraufhin stattfindenden Auseinandersetzung werden einige Dinge deutlich.

Zum einen, dass Kirche dort kraftlos wird, wo sie lediglich reproduziert, was manche Gruppierungen in der Gesellschaft sich wünschen. Wurde und wird der Satz „Gott ist queer“ innerkirchlich teils frenetisch gefeiert, spielt er außerkirchlich keine Rolle. Im Gegenteil. Im Anschluss an den Kirchentag rieb sich die säkulare Presse verwundert die Augen. (Beispiel: NZZ)

Gleichzeitig ist die Kraft, die von Kirche ausgeht, immer rückgebunden an die Bibel und muss sich an biblischen Inhalten messen lassen. Wo kirchliche Verlautbarungen der Botschaft der Bibel widersprechen, muss diesen Aussagen widersprochen werden. Nicht um der Provokation willen. Sondern um der Kraft des Evangeliums willen. Jesus hat schon gesagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ (Matthäus 6,24) Genauso gilt heute: Kirche kann nicht Gott und einem Trugbild von Gott dienen.

Und das ist der letzte Gedanke: Wir wünschen uns Gottes Segen und dass sich sein Reich durchsetzt. Das gibt es aber nicht ohne Gehorsam. Wer einem falschen Gott(esbild) huldigt, kann nicht erwarten, dass Segen biblischen Ausmaßes über seinen Dienst kommt. Genau in dieser Spannung aber befindet sich die Landeskirche im Moment. Sie will einerseits, dass Gott sichtbar wird. Andererseits verleugnet sie in Teilen die biblische Botschaft. Ein Blick in die Prophetenbücher des Alten Testaments reicht, um festzustellen: Das ist noch nie gut gegangen.

Wo sich Kirche in Einklang mit dem zeitlos gültigen Wort Gottes äußert, hat sie eine kraftvolle Stimme, die Menschen und eine ganze Gesellschaft verändern kann, weil sie sich an ihrem eigentlichen Auftrag orientiert, den Jesus ihr als Vermächtnis hinterlassen hat: „Macht alle Menschen zu Jüngern!“ (Matthäus 28,18-20)

Und das ist meine Hoffnung und mein Traum von Kirche, ja auch von Landeskirche: Dass sie kraftvoll das Wort Gottes verkündigt und Reich Gottes wächst, weil Kirche verstanden hat: Der christliche Glauben war nie gesellschaftsopportun. Dort, wo das Christentum am meisten wuchs (und heute noch wächst), geschieht es, wo Kirche mutig aufsteht und gegen manche Verirrungen und Verwirrungen Gottes Wort verkündigt, wie es in der Bibel offenbart ist.

Ich bin mir sicher: Trotz allen Schrumpfungsprozessen wird Kirche neu aufblühen und gegen den Trend wachsen, wo sie kindlich Jesus vertraut, dem Heiligen Geist Raum gibt und im Gehorsam gegenüber Gottes Wort lebt und sich nicht dem beugt, was gesellschaftliche Strömungen sich wünschen.

Ich glaube, hoffe und bete, dass dieses Wachstum geschieht – auch und gerade in der Landeskirche.


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

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#21 Die Bibel – erstunken und erlogen!?

Mit Vorurteilen wird jetzt aufgeräumt

Immer wieder ist davon zu hören, dass die Bibel „erstunken und erlogen“ ist und über die Jahrhunderte verändert und gefälscht wurde. Weißt du was? Das ist Quatsch! Warum? Das erkläre ich dir in dieser Podcastfolge.

Es gibt so viele Gründe, welche die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Bibel dick und fett unterstreichen. Hör rein in diese Folge und lass dich davon inspirieren. Lerne diese Argumente kennen, verinnerliche sie – und du wirst sie parat haben in den Momenten, in denen du sie benötigst.

  • 1500 Jahre Entstehungszeit
  • viele Zitate aus dem Alten im Neuen Testament
  • 40 Autoren aus unterschiedlichen Milieus und von unterschiedlichen Kontinenten
  • die Sensationsfunde von Qumran
  • die Bibel als bestbezeugtes Buch der Antike
  • fast das gesamte Neue Testament ist bei den Kirchenvätern zitiert

Das Buch „Pergamente und Papyri“ stelle ich dir hier vor:
www.david-brunner.de/pergamente-und-papyri/

Drei großartige Videos über Qumran:

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#20 SPECIAL: Mit Rockmusik das Evangelium verkündigen?

im Gespräch mit Fabian Strunk

Diese Folge ist eine besondere Folge, denn ich rede mit einem besonderen Menschen: Fabian Strunk, Veranstalter des „Lound & Proud Festivals“. Es geht um Heavy Metal, fromme Vorbehalte, die großartigen Chancen, durch Musik Reich Gottes zu bauen – und nicht zuletzt gibt’s ein Gewinnspiel.

…aber dazu musst du schon bis zum Ende hören, denn: Wir verlosen 2×2 Kombitickets für das „Lound & Proud Festival“.

Mehr zum Festival findest du hier:
www.lap-festival.de

Wenn du die Arbeit von Fabian unterstützen möchtest (was ich dir sehr ans Herz lege), dann bekommst du auf seiner Facebook-Seite noch mehr Infos:
www.facebook.com/fabian.strunk oder du schreibst ihm einfach eine Mail an info@lap-festival.de.

Den im Podcast angesprochenen Gottesdienst/Konzert mit „Chaotic Resemblance“ in der Calvary Chapel Siegen findest du hier: www.youtube.com/watch?v=2ZueIu7IkNw

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#19 Wie ist die Bibel entstanden?

Ein faszinierender Prozess

Um die Bibel ranken sich viele Gerüchte. Was an ihnen stimm? Was nicht? Mit dieser Folge starten wir in eine kleine Reihe rund um die Bibel. Es geht um ihre Entstehung, ihre Überlieferung und letzten Endes um ihre Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit. Können wir der Bibel im 21. Jahrhundert noch trauen?

Der Entstehungsprozess der Bibel ist inspirierend, faszinierend und übernatürlich zugleich.

Die Bibelstellen, die in dieser Folge vorkommen:

  • Matthäus 23,34-35
  • 1.Mose 4,8
  • 2.Chronik 24,20-21
  • 2.Korinther 3,14
  • 1.Korinther 15,1-4
  • Apostelgeschichte 12,12
  • 1.Petrus 5,13
  • Kolosser 4,14
  • Markus 1,22
  • Apostelgeschichte 17,11
  • 1.Thessalonicher 2,13
  • Kolosser 4,16
  • 1.Thessalonicher 5,27

Bible Journals des ICF München:
https://shop.icf-muenchen.de/products/bible-journal-altes-testament

Meine Rezension zu den Bible Journals:
www.david-brunner.de/bible-journals-deine-reise-durch-die-bibel/

#18 Was ist nur mit der Kirche los?

Banalisierung, Mitgliederschwund oder geistlicher Aufbruch?

Was ist nur mit der Kirche los? Sie verliert immer mehr Mitglieder, ihre gesellschaftliche Relevanz wird immer geringer. Unter den Jungen in der Kirche (16-39jährige) hegen viele den Gedanken, aus der Kirche auszutreten.
Aber: Sind diese Probleme nicht hausgemacht? Ich meine: ja! Was liberale Theologie und das Bibelverständnis damit zu tun hat, erfährst du in dieser Folge. Und noch etwas weiteres: Was mir Hoffnung macht und wie es zu neuen Aufbrüchen kommen kann.

Das immer wieder zitierte Buch „Untergehen oder umkehren. Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat“ von Alexander Garth findest du hier:
www.eva-leipzig.de/productinfo.php?info=p5142Untergehen-oder-Umkehren.html

Hier erfährst du noch mehr über Alexander Garth:
www.alexandergarth.de

Folgende Zitate kommen in der Podcastfolge vor:

„Als “liberal” wird eine Theologie bezeichnet, weil sie sich befreien (Latein: liberare) möchte von den Zwängen der Tradition mit ihren starren Glaubenssystemen, spekulativen Dogmen und Wundern, um modernen Menschen Zugänge zum Glauben zu eröffnen.Ich finde den Begriff “liberal” unangemessen, weil hier Theologie nicht von etwas befreit wird, um die eigentliche Essenz zum Vorschein zu bringen. Vielmehr wird Theologie in ein System von ideologischen und methodischen Vorentscheidungen gezwängt.“ (S.83)

„Im Zuge einer reduktiv überfremdeten Christologie ist Jesus nicht mehr der Retter vor der Verlorenheit des Menschen, sondern einer, der im Auftrag Gottes gute Tipps für ein besseres Leben gibt, ein moralischer Influencer, dessen Tod nur eine zeitliche Erlösung aus dem Kreislauf der Vergeltung von Bösem mit Bösem bedeuten könnte. Die menschlichen Abgründe wie auch die himmlische Berufung des Menschen werden verharmlost, das Böse wie das Gute. Ein auf postmoderne Menschenfreundlichkeit zurechtgestutzter Jesus bedeutet in der Konsequenz die totale Banalisierung des Glaubens. Die Verkündigung verkommt zum oberflächlichen, in reiner Diesseitigkeit gefangenem Gerede, das nichts mehr zu sagen hat über die großen Themen wie Tod, Erlösung, Himmel, Vollkommenheit, Schuld und Vergebung, Vollendung der Welt, ewige Vernichtung des Bösen und Gottes neue Welt.“ (S.150)

„Auf die Kirchen kommt ein Umgestsaltungsprozess nie geahnten Ausmaßes zu. Er beginnt im Kleinen mit Projekten und Gemeinden, die sich auf den ursprünglichen Auftrag der Kirche besinnen und auf ihre Kraft. Denn Pfingsten war und Pfingsten ist heute. Der Himmel ist offen.“ (S.211)

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