Ich kann dieses Jammern des „postchristlichen Zeitalters“, in dem wir angeblich leben, nicht mehr hören. Denn weißt du warum? Nach dem Traditionsabbruch ist vor der Erweckung!
Ich weigere mich von einem dunklen Zeitalter einer atheistischen Zukunft in Deutschland zu sprechen, weil mir schlicht und einfach der Glaube dafür fehlt. Nein, wir gehen nicht auf ein „schwieriges Zeitalter“ oder eine „schwierige Zukunft“ zu, was die Kirche betrifft. Zumindest nicht, wenn wir „Kirche“ hier jetzt einfach mal biblisch verstehen und nicht als Institution.
Ich glaube, dass wir vor einer Erweckung stehen bzw. wenn wir genau hinschauen, sind wir schon mittendrin. Damit meine ich, dass ganz viele Herzen „erweckt“ werden für Jesus, sprich: Menschen folgen Jesus nach. Menschen interessieren sich für Jesus. Menschen wollen mehr wissen über Jesus. Menschen leben mutig für Jesus. Menschen bilden christliche Gemeinschaft, die stark wie selten zuvor ist.
Das alles erlebe ich – unter der jungen Generation, der so genannten „Gen Z“. Also denen, die eine 1 bzw. eine 2 vorne stehen haben, also ungefähr halb so alt sind wie ich (ich werde im Sommer 47) und jünger.
England und Frankreich machen es uns vor
Ich zeige dir hier mal eine Folie, die ich in der Predigt am 8. Juni diesen Jahres verwendet habe. Die ganze Predigt kannst du hier auf dem YouTube-Kanale der Evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal anschauen. Wenn du genau hinschaust, und vielleicht zwei mal lesen musst, wird dir der Atem stocken.

Fast 18.000 Jugendliche und Erwachsene haben sich dieses Jahr an Ostern taufen lassen. Nun kann ich natürlich genauso wenig wie du in das Herz der Menschen schauen. Aber wir reden hier von fast 18.000 Taufen von Menschen, die sich ganz bewusst dafür entschieden haben. Achtzehntausend! Ich habe keine Zahlen für Deutschland vorliegen, aber ich bezweifle, dass wir an Ostern so viele Taufen in Deutschland hatten – geschweige denn Taufen von Menschen, die das aus Überzeugung taten.
Aus England gibt es ebenso erfreuliche Zahlen. Zu Beginn diesen Jahres ist die Studie „The Quiet Revival“ (Die stille Erweckung) erschienen. Nachlesen und herunterladen kannst du diese Studie hier: www.biblesociety.org.uk/research/quiet-revival
Diese Studie hat zum Beispiel untersucht, wie sich der Gottesdienstbesuch oder die Relevanz der Bibel unter der Gen Z von 2018 zu 2024 entwickelt hat.
Da Bilder bekanntlich mehr sagen als tausend Worte, möchte ich dir eine Grafik aus dieser Studie zeigen, die du unter dem oben angegebenen Link findest:

Lass dir das mal auf der Zunge zergehen: Besuchten im Jahr 2018 Personen der Altersgruppe 18-34 nur 4% regelmäßig einen Sonntagsgottesdienst (besondere Gottesdienste wie Hochzeiten oder Taufen wurden nicht einmal mitgezählt), waren es im Jahr 2024 bei den 18-24jährigen 16% und bei den 25-34jährigen 13%. Das ist eine Vervierfachung bzw. mehr als eine Verdreifachung.
Wie steht’s um die Gen Z in Deutschland?
Meiner Meinung nach stehen wir an einer Schwelle. Entweder überschreite wir diese und es wird zu ähnlichen Entwicklungen wie in England und Frankreich kommen (wobei ich Anzeichen dafür schon jetzt sehe) – oder wir versäumen es kolossal. Entscheidend dafür wird nicht einmal sein, wie sich die Gen Z verhält, sondern wie sich die Menschen in der Gemeinde verhalten, die (schon lange) das Gen Z-Alter überschritten haben.
Warum dem so ist, will ich dir mit zwei Extremen aus der Gen Z deutlich machen, die einfach Status Quo sind – und wofür es unbedingt die Menschen braucht, die schon ein paar Jährchen älter sind.
Auf der einen Seite nehme ich in der jetzigen Gen Z einen großen Glaubensmut wahr. Ich staune darüber (und bin mega dankbar dafür), wie kühn, mutig und entschlossen viele ihren Glauben bekennen – vor allem in den sozialen Netzwerken. Das führt ja inzwischen so weit, dass es fast wöchentlich ein neues YouTube-Video gibt, das vor dem „Jesus Glow“ warnt, vor Freikirchen oder vor jungen Christen, die „stockkonservative Werte“ leben. Die meisten dieser Videos sind so schlecht recherchiert, dass es sich nicht lohnt, sie hier zu verlinken.
Wichtig sind aber nicht diese komischen Videos, sondern die Tatsache, dass diese Videos wie Pilze aus dem Boden sprießen – warum? Weil von selbsternannten Möchtegerninfluencern bis hin zu den öffentlich-rechtlichen Medien erkannt haben, dass es eine junge Generation (Gen Z) gibt, die radikal, fröhlich und mutig ihren Glauben an Jesus lebt.
Jugendliche der Gen Z
- lesen (fast) täglich die Bibel, weil sie Gottes Wort ist.
- halten fest an den Glaubensüberlieferung des historischen Christentums und wollen kein weichgespültes Christsein.
- besuchen sonntags einen Gottesdienst und lieben die Gemeinschaft mit anderen Christen.
- beten (fast) jeden Tag, weil ihnen die Beziehung zu Gott so wichtig ist.
- begegnen Jesus in ehrlichem und authentischem Worship.
- wollen Jüngerschaft praktisch und nicht nur in der Theorie leben.
- bekennen nicht nur auf social media, sondern auch im Alltag und offline ihren Glauben (oftmals durch Kleidung, die sie bedenkenlos tragen und ihre ganze Umwelt dadurch auf Jesus aufmerksam machen).
Sicherlich gibt es noch viel mehr, aber das alles sind für mich großartige Anzeichen dafür, dass die Gen Z sehr ansprechbar ist, um im Glauben an Jesus zu wachsen.
Auf der anderen Seite ist die Gen Z manchesmal so bodenlos lost. Sicher: Einige von ihnen sind in der Pubertät und das ist ohnehin so ein leicht schwieriges Alter (bis hin zur puren Verzweiflung). Gleichzeitig aber leben sie in einer Welt, die ihnen so viele Optionen ermöglicht, dass sie scheinbar wie das Kaninchen vor der Schlange gelähmt vor all den offenen Türen stehen – und durch keine einzige hindurchgehen.
Den jungen Menschen der Gen Z stehen so viele Wege und Türen offen, wie wahrscheinlich keiner vergleichbar jungen Generation vor ihnen – und dennoch sind sie gerade was mentale Stärke und Orientierung betrifft oftmals komplett verloren. Weil ihnen vorgegaukelt wird, sie könnten sich alles zurechtlegen und aussuchen (von der Speicherkapazität ihres Smartphones bis zum eigenen Geschlecht), sind auch sämtliche anderen Optionen, die sie im Blick auf Schule, Ausbildung und Beruf haben nicht weniger verwirrend.
Aus den unzähligen Möglichkeiten wählen sie oftmals nichts aus, weil ihnen die Kompetenz, Entscheidungen zu treffen, oftmals abgenommen wurde in einem all zu sehr behüteten Elternhaus und einer Pädagogik in Kindergarten und Schule, die schon so sehr auf das Setzen von Grenzen verzichtete, dass die Orientierungslosigkeit anerzogen scheint.
Mit der Folge, dass nicht wenige Jugendliche starke mentale Probleme haben und die Corona-Zeit dies alles nur noch verstärkte.
Was die Gen Z jetzt benötigt
…sind Menschen, die sich ihrer annehmen und diese beiden Extreme nicht nur irgendwie auffangen, sondern mit der Gen Z Wege gehen, um sie zwischen diesen beiden Extremen einzufangen und zu begleiten.
Ich erlebe es immer wieder, dass gerade die älteren Menschen in der Gemeinde oftmals nicht wissen, wo sie sich einbringen sollen und „was sie noch geben können“ – nicht selten verbirgt sich dahinter auch mangelnder Selbstwert, aber das wäre ein anderes Thema. Manchmal ist es auch einfach nur die Flucht vor Verantwortung oder die Annahme, im goldenen Herbst des Lebens nochmals durchstarten zu müssen.
Eines aber, davon bin ich zutiefst überzeugt gewesen bis vor kurzem, ist: Diese ältere Generation kann doch sicherlich der Gen Z aus ihrem reichen Schatz an Glaubenstiefe und Lebenserfahrung weitergeben. So wie es Nicola Vollkommer und Regula Lehmann in ihrem Buch „Wenn Kinder andere Wege gehen“ schreiben:
Warum schreibe ich, dass ich bis vor kurzen davon überzeugt war? Weil ich darin sogar bestätigt wurde von jemandem „vom Fach“. Eigentlich war es nur ein „Zwischen Tür und Angel“-Gespräch, aber das hatte es in sich.
Ich habe mich auf der JESUS25-Konferenz mit Matthias Rohde unterhalten, der Leiter von „OneHope Deutschland“ ist und seit Jahren viel im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit forscht. Und er sagte mir (ich zitiere aus meinem in die Jahre gekommenen Gedächtnis):
Ehrlich gesagt hat mich das in dieser Deutlichkeit überrascht. Bisher war ich einfach überzeugt davon, dass ältere Menschen noch jede Menge zu geben haben – nun stellt sich heraus, dass das für die Gen Z in ihrer oftmals so „verlorenen Situation“ ein wahnsinnig stabilisierender Faktor ist. Wie cool ist das denn!
Wenn ich mir das alles nun wie ein großes Puzzle anschaue, wird für mich immer deutlicher:
Die „ältere Generation“ (also alle, die älter als Gen Z und Gen Alpha sind) hat zwei große Aufgaben vor sich, die ganz entscheidend Einfluss darauf nehmen, wie es mit der geistlichen Entwicklung der Gen Z und Gen Alpha weitergeht.
Die eine Aufgabe besteht darin, jetzt schon die Gen Z und Gen Alpha zu „empowern“, das heißt: Sie ermutigen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, dass sie ihren Platz im Leib Jesu einnehmen. Das heißt nicht einfach nur „auf Mitarbeiterfang gehen“, sondern das bedeutet, in diesen jungen Menschen nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart zu sehen. Wie hoch ist der Altersdurchschnitt aller ehrenamtlichen Mitarbeiter in deiner Gemeinde? Wie viele Mitarbeiter kommen aus der Gen Z und Gen Alpha? Wie hoch ist der prozentuelle Anteil an der gesamten Mitarbeiterschaft in deiner Gemeinde aus der Gen Z und der Gen Alpha?
Die andere Aufgabe besteht darin, der Gen Z und Gen Alpha als Weggefährte zu dienen, der von Herzen gerne diesen jungen Menschen dient, um sie in ihren vielen, vielen Fragen, die sie haben, ernst zu nehmen. Du musst nicht alle Antworten parat haben – denn sehr wahrscheinlich wird dir die Gen Z und die Gen Alpha auch nicht alle Fragen, die sie haben, explizit um die Ohren hauen. Aber ein aufmerksames Dasein, eine fürsorgliche Präsenz zu zeigen – das wäre schon großes Kino, denn die Realität, wie ich sie in meiner Gemeinde und auch aus Gesprächen mit anderen Pastoren wahrnehme ist die, dass noch ganz, ganz viel Luft nach oben ist, was das oben genannte Zitat aus dem Buch „Wenn Kinder andere Wege gehen“ betrifft.
Gemeinden: Bitte parkt um!
Vor einigen Jahren gab es die Werbekampagne „Umparken im Kopf“, die mit verschiedenen Vorurteilen aufräumen sollte. Urheber dieser Kampagne war der Autohersteller Opel, der sich selbst vieler Vorurteile gegenüber sah (und immer noch sieht?) und deswegen diese Kampagne startete – mit einer eigenen Website: www.umparkenimkopf.de, die heute auf www.opel.de weitergeleitet wird.
Und ich glaube, dass genau solch ein Umparken im Kopf für Gemeinden, Gemeindeleiter und Pastoren mehr denn je nötig ist.
Wir müssen aufräumen mit Vorurteilen und schlechte Gewohnheiten, durch die wir die Gen Z und Gen Alpha nicht adäquat im Glauben begleiten.
Vorurteile / schlechte Gewohnheiten:
- Die Gen Z und Gen Alpha bekommt nichts auf die Reihe.
- Wir müssen schauen, dass wir die Kids, Teens und Jugendlichen irgendwie betreuen.
- Wenn sie alt genug sind, können sie verantwortliche Aufgaben übernehmen.
- Sind die so faul oder wirkt das nur so?
- Meine Güte, wieso reden die dauernd von „Mental Health Issues“? Das gab’s zu unserer Zeit auch nicht!
So machen wir es besser:
- Sie sind anders und haben ihre Stärken. Lasst uns diese entdecken und fördern!
- Wir stärken Kids, Teens und Jugendliche in ihrer Jüngerschaft und implementieren in der Gemeindearbeit dafür nachhaltige Strukturen.
- Gen Z und Gen Alpha übernehmen schon jetzt verantwortliche Aufgaben in der Gemeinde – auch im Erwachsenenbereich.
- Jugendliche haben haben ein anderes Ethos was Mitarbeit und Leistung betrifft. Dem begegnen wir und stärken sie darin.
- Wir nehmen das Thema „Mental Health“ ernst und unterstützen die Gen Z und Gen Alpha auf ihrem Wege der Identitätsfindung.
Ich will gar nicht verhehlen, dass Umparken mit Arbeit verbunden ist. Diese Arbeit muss aber zuallererst in den Köpfen der Personen stattfinden, die älter sind als die Gen Z und Gen Alpha. Und das ist nicht ohne. Wir – als Personen, die das betrifft – müssen radikal umdenken, unsere Art, Gemeinde zu leben hinterfragen und uns den Aufgaben stellen, wie wir die Gen Z und Gen Alpha stärken können.
Das Gute ist, dass wir nicht bei Null anfangen und dass es großartige Hilfen gibt. Allen voran empfehle ich dir die Website www.mrjugendarbeit.com.
Dort findest du alles, was das Herz begehrt, das sich auf den Weg des Umparkens macht: Artikel über die Jugendkultur zum besseren Verständnis, was die Gen Z und Gen Alpha umtreibt, aber auch ganz praktische Anregungen, Praxistipps und konkrete Programmentwürfe, um gemeinsam (!) mit der Gen Z und Gen Alpha umzuparken. Besonders empfehle ich dir den Newsletter, durch den du jeden Freitag sehr viele, sehr wertvolle und brandaktuelle News zur jungen Generation bekommst.
Bist du dabei?
Ich bin alles andere als ein Experte, was die Gen Z und die Gen Alpha betrifft. Aber ich bin Pfarrer und Vater von zwei Kindern im Teenageralter. Ich bekomme also tagtäglich mit, vor welchem großen Shift wir stehen. Gleichzeitig bekomme ich aber auch die Leidenschaft dieser jungen Generation für Jesus, für die Bibel, für den Glauben und Gemeinde mit.
Genau darüber habe ich vor Kurzem eine Podcast-Folge mit meinen beiden Kindern Lucas (15) und Maleen (13) aufgenommen. Hör doch mal rein:
Wenn es auch dein Anliegen ist, dass unter dieser jungen Generation eine Erweckung entsteht, frage ich dich: Bist du dabei? Bist du bereit, umzuparken und (neu) in diese Generation zu investieren? Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dass in unseren Nachbarländern eine Erweckung stattfindet und sie mehr oder weniger sang- und klanglos an uns vorübergeht. Ich möchte Teil von etwas ganz Großem sein. Ich möchte dabei sein und meinen Teil dazu beitragen, dass diese junge Generation viele leidenschaftliche Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu hervorbringt.
Wenn du nicht weißt, wo du anfangen sollst: Bitte Gott, es dir zu zeigen – er wird es tun! Und dann lass uns (Kirchen-)Geschichte schreiben!

Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!
In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.
Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.
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