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Die Kunst des Leitens VI: 5 Tipps, um in schwierigen Zeiten nicht unterzugehen

Ich denke, wir sind uns in einer Sache einig: Die Leitung einer Gemeinde ist mit das Schönste, was Gott einem Menschen auftragen kann und gleichzeitig auch eine der größten Herausforderungen, vor denen man als Pfarrer oder Pastor steht.

Und ich glaube, dass es kaum einen Gemeindeleiter/Gemeindeleiterin gibt, der nicht schon einmal schwierige Zeiten durchgemacht hat – zum Beispiel in einem Veränderungsprozess, durch den du die Gemeinde hindurch leitest und führst. In kaum einer anderen Phase wirst du so sehr an die Grenzen dessen kommen, was du meinst, “meistern zu können”.

Ich mache dir mit diesem Beitrag Mut: Gib nicht auf! Bitte! Gib nicht auf! Rückblickend sind schon so viele geistliche Durchbrüche gerade dann geschehen, als Leiterinnen und Leiter kurz davor waren, aufzugeben.

Ich möchte dir 5 Tipps an die Hand geben, die nicht den Anspruch haben, der Weisheit letzter Schluss zu sein – ganz sicher nicht. Aber es sind sozusagen “praxiserprobte” Tipps.

1. Zeit mit Gott

Das absolute A und O. Unerlässlich. Und bitte: Tu nicht so, als sei die Vorbereitung auf die nächste Predigt deine persönliche Zeit mit Gott. Das wird auf kurz oder lang nich funktionieren, weil du immer als Leiter und Pastor deine Predigt vorbereitest. Aber es muss auch die Phasen und Zeiten geben, in denen du einfach als Mensch, als Person mit Gott zusammen bist.

Nimm dir mindestens genauso wie sonst auch, wenn nicht sogar noch mehr Zeit, in der du und Gott ganz nah zusammen sind. Eine Zeit, in der du in seinem Wort liest, mit ihm redest, seine Gegenwart auf dich wirken lässt. Es gibt nichts, was dir in solchen Zeiten mehr Kraft, Ausrichtung und Perspektive schenkt als die ganz persönliche Zeit mit deinem Schöpfer.

Und eins ist doch klar: Der Teufel hat am meisten Freude daran, wenn du diese Zeiten dir nicht nimmst, weil er genau weiß: Das sind die Zeiten, in denen du auftankst, in denen du gefüllt wirst, in denen die göttliche Power in dir groß werden kann, in denen Dinge justiert werden, manches vielleicht gar nicht mehr so schlimm erscheint aber zumindest alles mal ins rechte Licht gerückt wird.

Mach bitte auf keinen Fall den Fehler zu meinen, dass du dich noch mehr in die Arbeit stürzen musst als sonst, noch weniger schlafen, noch mehr arbeiten. Das wird nichts bringen. Stattdessen sei dir bewusst: dein Schöpfer wartet auf dich, dass du Zeit mit ihm verbringst und er dir in dieser Zeit alles geben möchte, was du brauchst, um nicht unterzugehen.

Das magst du manchmal gar nicht so empfinden – mag sein. Aber rückblickend wirst du sehen, dass es das Beste ist, das du tun kannst – Zeit zu verbringen mit deinem Schöpfer, der dich berufen hat und niemals im Stich lassen wird, der dich segnen will und der sich über dich freut!

2. Predige Gottes Wort

Das klingt sehr simpel, ist aber in Zeiten großer Herausforderungen alles andere als einfach zu befolgen. Ich mach’s konkret. Du wirst in Zeiten großer Herausforderungen und Veränderungsprozesse unfair behandelt werden, ja manchmal sogar unmenschlich (auf einem anderen Blatt steht, dass du dich auch nicht immer 100% korrekt verhalten wirst, aber das ist grad nicht Gegenstand der Sache). Wie schnell mag der Gedanke kommen, dass du die Predigt am Sonntag benutzen wirst, um mal “Tacheles zu reden” oder um gewisse Missstände in der Gemeinde anzuprangern. Mein Tipp: Tu es nicht! Aus zwei Gründen.

Zum einen würde der Inhalt deiner Predigt (oder zumindest ein Teil davon) deinen persönlichen Emotionen entspringen. Diese mögen vielleicht nicht negativ sein (zugegebenermaßen sind sie es aber höchstwahrscheinlich in solchen Phasen), aber sie sind nicht das Wort Gottes. Klingt wieder zu simpel? Ich wette, dass wenn du schon mal durch richtig herausfordernde Zeiten als Gemeindeleiter gegangen bist, dass du diesen Gedanken hattest und es dann gar nicht mehr so simpel war, nicht deine Regungen und Emotionen den Inhalt deiner Predigt bestimmen zu lassen.

Der zweite Grund ist noch viel simpler: Gottes Wort hat Kraft – deine Emotionen vielleicht auch – auf jeden Fall werden sie zerstörerische Kraft haben. Aber Gottes Wort hat große Kraft – und zwar im positiven Sinne; im rein positiven Sinne. Deshalb macht es auch am meisten Sinn, wenn du dich noch tiefer eingräbst in Gottes Wort bei jeder Predigtvorbereitung, dass du Kommentare liest, andere Inputs dir dazu holst und wirklich schürfst, was in Gottes Wort steht, den Schatz hebst und den Sonntagmorgen dadurch vergoldest. Glaub mir: es ist gerade in solchen Situationen das Beste, denn Gottes Wort kann in erster Linie auch mal zu dir persönlich sprechen. Und: es macht dich demütig! Es macht dich demütig, weil du in Gottes Wort erkennen wirst, wer und wie du bist.

Und zuletzt: Du willst deiner Gemeinde das Beste geben. Ich will das zumindest – Veränderungen hin oder her. Ich möchte, dass meine Gemeindeglieder geistlich nur das Beste und Feinste serviert bekommen – und das ist eine Predigt, die sich aus Gottes Wort speist und nicht aus einen sehr, sehr subjektiven Erfahrungen, Erlebnissen und Emotionen.

3. Mach was Schönes

In Zeiten von großen Veränderungen und einer stürmischen Gemeinde-See kann eine Sache schnell mal leer laufen: dein Freude-Tank. Du spürst, wie alles mühsamer wird, wie dir die Kraft fehlt, wie du zu vielem keine Lust mehr hast, wie du weniger lachst und dafür mehr angespannt bist; wie dich Kleinigkeiten auf eine Palme bringen, die du am liebsten nicht mehr verlassen willst: Augen zu, du siehst keinen, keiner sieht dich. Ganz einfach. Aber: so einfach ist es leider nicht.

Deswegen solltest du dir jetzt schon merken (falls dein Gemeindefahrwasser ruhig ist und du diesen Artikel nur aus Langeweile liest), dass du dir unbedingt etwas Schönes gönnen solltest, wenn du in schwierigen Herausforderungen steckst, die nicht mal von heute auf morgen erledigt sind.

Wir als Familie haben das vor zwei Wochen gemacht: Die Vertretung war geregelt und dann einfach mal drei Tage weg in die Berge – das iPhone habe ich zuhause gelassen, um ganz abschalten und für meine Familie da sein zu können. Es war wunderbar. Klar: recht schnell auch wieder aufgezehrt. Keine Frage. Aber diese Auszeit tat uns allen einfach gut – und sie hat noch einen guten Nebeneffekt: Ich sehe die Dinge aus einer anderen Perspektive, die mich manches ins rechte Licht rücken lässt.

So zum Beispiel, ob manche Probleme, die ich als Problem sehe, überhaupt Probleme sind. Oder manche Probleme, die scheinbar andere haben, erscheinen mir im Angesicht dessen, was es sonst noch so gibt, rein objektiv schon gar nicht mehr so groß – andere hingegen schon. So oder so: Solch eine Auszeit gibt dir zum einen Kraft und zeigt dir, welche Dinge im Leben wertvoll und schön sind – und gleichzeitig kann (muss nicht) sie dir helfen, dass manch Herausforderung ins rechte Licht gerückt wird.

4. Lass Menschen in dein Leben sprechen

Generell ist es eine große Gefahr, aber in schwierigen Zeiten scheint mir diese Gefahr noch größer zu sein. Ich meine die Gefahr, einen Tunnelblick zu entwickeln und rechts und links von dir nicht mehr all zu viel wahrzunehmen, weil dein Fokus, deine Zeit, dein Einsatz – gefühlt alles – sich um die Gründe dieser schwierigen Phase drehen.

Und das ist dann ganz ähnlich, wie bei Baron Münchhausen, der behauptete, sich an den eigenen Haaren aus deinem Sumpf herausgezogen zu haben. “Funktioniert nicht”, sagst du. Recht hast du. Und genauso wenig funktioniert es, in schwierigen Zeiten, dich alleine aus diesem Sumpf an den eigenen Haaren heraus zu ziehen – schmerzhaft ist es ohnehin schon, da musst du dir nicht noch an den eigenen Haaren ziehen.

Deswegen brauchst du Menschen, die in dein Leben hinein sprechen dürfen – und zwar auf ganz unterschiedliche Weise. Du brauchst Menschen, die dir sagen dürfen, wie du gerade auf andere wirkst. In turbulenten und schwierigen Zeiten scheint die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung noch wesentlich größer zu werden, als sie ohnehin schon ist.

Auch wenn’s weh tut: Prädestiniert für diesen Job ist – wenn du verheiratet bist – drei mal darfst du raten, ja genau: dein Ehepartner/deine Ehepartnerin. Ihr könnt ja einen Deal aushandeln: Sie/Er darf dir in dieser Zeit ganz besonders schonungslos die Wahrheit über dich sagen – muss dich dafür aber zum Essen einladen. Und nicht nur zum Döner.

Aber auch als Single in Leitungsverantwortung: Such dir einen Menschen, dem du so gut es nur geht, vertraust und erlaube ihm, dass er dich korrigieren darf und so in dein Leben und Handeln hineinspricht, dass es dir zum Besten dient.

Und eine letzte Gruppe ist noch wichtig. Ich nenne sie die “Ermutiger”. In schwierigen und turbulenten Zeiten kommen die Menschen, die dich kritisieren, die es nicht immer 100%ig gut mit dir meinen (zumindest empfindest du das so, selbst wenn sie es wirklich gut meinen) und die dir recht schonungslos sagen, was sie von dir denken und deren Verhalten nicht immer so ist, dass du dich freust, ganz von alleine. Diese Menschen sind da und machen sich bemerkbar. Sie kommen – und hey: Das ist gut so. Nur wer miteinander statt übereinander redet, kann Herausforderungen gemeinsam meistern. Also ist es an und für sich nicht das Problem – aber: Diese Personen können dafür sorgen, dass deine Energie und das Vertrauen in das, was du tust, mehr und mehr sinken.

Deswegen sind die “Ermutiger” so wichtig. Menschen, die mit dir gehen, deine Vision teilen wollen, die dir mit ihrem Verhalten zeigen: Du stehst nicht alleine da! Es ist nicht dein Privat-Ding! “Es ist etwas, das Gott in dich und in die Gemeinde hinein gelegt hat – ich lasse dich nicht allein!” Such dir diese Menschen, umgib dich mit ihnen, träume mit ihnen von einer göttlichen Zukunft. Das wird dir ungemein Kraft geben in turbulenten und schwierigen Zeiten.

….nur sollte es von diesen Personen weit und breit keine geben, ja dann, allerspätestens dann solltest du dich hinterfragen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist.

Aber solange Gott eine Vision nicht nur in dein Herz sondern auch in das deiner Leiter, Mitarbeiter und anderer Gemeindeglieder gegeben hat, solange halte daran fest und umgib dich mit Ermutigern, die eines tun: dich ermutigen! Manchmal gar nicht verbal, sondern einfach durch ihr Verhalten, ihr Mittragen, Mitbeten und Mitvorangehen.

5. Vergewissere dich deiner Berufung

Es war nicht nur deine Idee, dass du diese Gemeinde jetzt zu dieser Zeit leitest. Es war auch Gott selbst, der dich berufen hat, diese Leitungsverantwortung zu übernehmen. Deswegen vergewissere dich immer wieder deiner Berufung. Vergewissere dich, dass es nicht du selbst warst, der sich mal auf dem Arbeitsmarkt umgeschaut und die Angebote sondiert hat, sondern dass Gott es war, der sich auf dem Leitermarkt umgeschaut hat und überlegt hat, wer exakt auf diese Leitungsposition und -stelle passen könnte.

Wie vergewissern?

Das kannst du unterschiedlich tun. Du kannst es ganz einfach handhaben: Druck dir diesen Satz aus: “Gott, es war deine Idee!” Nimm ihn und häng ihn irgendwo auf, wo du ihn des öfteren am Tag siehst. Du kannst ihn auch im Smartphone als Hintergrund im Sperrbildschirm einstellen oder an den Spiegel im Bad hängen oder was auch immer tun. Es ist ein kleiner, aber kraftvoller Satz!

Wenn du es ein wenig tiefgründiger und geistlicher magst, dann kannst du dir auch immer wieder die Bibelstellen vor Augen rufen, die im Zusammenhang mit deiner Berufung auf diese besondere Leitungsposition auftraten.

In meinem Fall ist das ein ganz besondere Vers aus dem Alten Testament.

Und ich werde meine Freude an ihnen haben, ihnen Gutes zu tun, und ich werde sie in diesem Land pflanzen in Treue, mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele. (Jeremia 32,41)

Wir haben diese Zusage von Gott bekommen. Also verlasse ich mich darauf. In guten wie in turbulenten Zeiten – wobei: Das muss sich ja nicht ausschließen, denn ich bin davon überzeugt, dass turbulente und stürmische Zeiten an sich nicht schlecht sind – überhaupt nicht! Sie sind herausfordernd, ja! Sie sind kräftezehrend, ja! Aber sie sind nicht schlecht.

Nicht, solange du dich deiner Berufung vergewisserst und weißt: Gott hat Großes vor und ist inmitten des Sturmes zu finden, weil er nicht geht, nicht abhaut, sondern da ist – und den Sturm stillt. Denn was er einmal kann, das kann er auch öfters.

Wir können als Leiterinnen und Leite nur lernen voneinander. Du hast noch mehr Tipps? Dann hinterlass gerne einen Kommentar.

Die Kunst des Leitens V: Fehler machen

Eigentlich ja ganz simpel: Aus Fehlern lernt man, also sollten wir Fehler machen, weil wir so lernen. Easy? Ich finde schon. Die Herausforderung dabei ist, wie man als Leiter nun eine Atmosphäre schaffen kann, in der Exzellenz und Fehler sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig befeuern.

Fehler machen

Jawohl, Fehler machen! Trau dich! Selbst wenn du unterwegs stolperst und hinfällst – du bist immer noch schneller, zielgerichteter und lebendiger als jeder, der auf der Couch sitzen bleibt. Wenn wir warten, bis der Weg so klar ist, dass wir ihn ohne Fehler gehen können, ist es meistens ohnehin viel zu spät.

Leiten heißt: Fehler machen. Natürlich bedeutet es auch, diese einzugestehen und wo nötig, sich zu entschuldigen. Das steht außer Frage und sollte selbstverständlich sein. Aber Vorsicht: Nicht alle Fehler sind auch ein “Fehlverhalten”. Das gilt es, ganz klar zu trennen. Wenn du nach bestem Wissen und Gewissen handelst, können dir dennoch Fehler passieren – na und? Ganz ehrlich: Wenn wir aus Fehlern lernen, dann ist es doch gut, Fehler zu machen. Und zwar auch als Leiter. Genau. Auch als Leiter. Was meinst du, wie viele Fehler ich schon gemacht habe? Jede Menge! Ob ich sie bereue? Nicht, solange ich aus ihnen gelernt habe.

Fehler ermöglichen

Das bedeutet aber auch, dass du Fehler ermöglichen sollst als Leiter. Deine Mitarbeiter und weiteren Leiter müssen unbedingt das Wissen (nicht nur das Gefühl) haben, dass es in Ordnung ist, wenn sie Fehler machen. In deiner Gemeinde sollte also eine “Fehlerkultur” aber keine fehlerhafte Kultur gelebt werden.

Der Gedanke, Fehler machen zu dürfen, hat etwas extrem Befreiendes und fördert den Kreativitäsprozess ungemein. Wenn du ständig unter dem Druck stehst, nur ja keine Fehler zu machen und dich ganz korrekt zu verhalten, dann wird dein Leitungsstil und deine Mitarbeit in der Gemeinde auch nur das wiedergeben: Etwas “Korrektes” – und das, sorry, inspiriert einfach niemanden. Wenn du ständig dem Druck ausgesetzt bist, keine Fehler machen zu dürfen, wirst du nicht experimentieren, nichts riskieren und dich immer nur in den Bahnen des Gewohnten bewegen – und das ist so spannend wie die Zeitung von vorgestern.

Der Druck, alles richtig machen zu müssen, keine Fehler machen zu dürfen, ist der Innovationskiller Nummer 1!

Deswegen, liebe Leiterin und lieber Leiter, ist es deine Aufgabe, eine Kultur zu entwickeln, in der jede und jeder Fehler machen darf! Das benötigen deine Mitarbeiter unbedingt – und am besten, du lebst es ihnen vor.

Learning by looking

Denn was für die Kindererziehung gilt, das gilt auch für Gemeinde: Wir lernen durch abschauen! Kinder tun dies schon ganz zu Beginn ihres Lebens, dass sie lernen, indem sie von anderen abschauen – vor allem natürlich von Eltern und der Familie. Aber je älter sie werden, sind das dann auch Erzieher(innen), Lehrer, Trainer, Mitarbeiter in der Gemeinde.

Deswegen ist es so wichtig, als Leiter auch Fehler zu machen, weil nur dann Mitarbeiter auch diese abschauen können. Ich kann das von mir selbst nicht anders behaupten. Ich lerne so viel, indem ich schaue, wie großartige Leiter ihre Gemeinde leiten, Veränderungsprozesse initiieren und durchführen und wie sie Fehler machen und dazu stehen.

Wenn du meinst, als Leiter perfekt sein zu müssen, sitzt du einer Lüge auf, die aber fatale Konsequenzen haben wird, weil deine Mitarbeitenden den Eindruck haben, auch sie müssten perfekt sein.

Exzellenz bewahren

Das Gegenteil von Perfektion aber ist Exzellenz. Und diese gilt es, bei allem zu bewahren und zu fördern. Exzellent zu leiten und Gemeinde zu gestalten heißt, dass du das Beste aus den dir zur Verfügung stehenden Ressourcen machst. Es bringt nichts, dich einem Zerrbild der Perfektion zu unterwerfen, wenn die Ressourcen dafür überhaupt nicht vorhanden sind.

Ja, ich finde es auch total beeindruckend, was großartige Gemeinden wie bspw. die Willow Creek Community Church in Chicago oder das ICF in Zürich alleine was den Gottesdienstraum und die technischen Umsetzungen (sorry, da bin ich einfach ein Freak) betrifft, auf die Beine stellen. Und jetzt? Soll ich das Gleiche machen? Geht gar nicht! Abgesehen davon, dass es kontexteull vielleicht gar nicht passt – meine “Bühne” (churchy nennt man das “Altarraum”) ist ein Bruchteil von dem, was Willow Creek oder dem ICF zur Verfügung steht. Es wäre also totaler Quatsch, diesem “Zerrbild der Perfektion” zu unterliegen und das auch genau so machen zu wollen.

Aber: Ich lasse mich inspirieren. Ich schaue ab und lerne, ich versuche zu kapieren und nicht zu kopieren und letzten Endes zu transferieren, was von all diesen genialen positiven Eindrücken umsetzbar ist – in einer exzellenten Weise, das heißt: Im Rahmen der mir zur Verfügung stehenden Ressourcen will ich das Beste geben, weil ich es für den gebe, der das Beste für mich gab. Und ich weiß: Da bin ich noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Aber so was von noch lange nicht!

Aber….ich kann ausprobieren, experimentieren, Fehler machen. Ja, das kann ich. Das will ich.

Und ich will noch etwas: Gnädiger werden. Denn andere machen ja auch Fehler. Und sollen das. Und dann ist “Gnade” das Wort der Stunde. Ein großes Wort, das so oft in der Bibel vorkommt – und viel zu selten gelebt wird.

Lieben und lieben lassen

Da wird Jesus eines Tages von einem sehr gescheiten Menschen gefragt:

Lehrer, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz Gottes? (Die Bibel, Matthäus 22,36)

Für diesen Menschen, ein “Schriftgelehrter”, wie die Theologen der damaligen Zeit in der Bibel genannt werden, war es das A und O, Gott durch Einhalten von Geboten zu gefallen. Das “Gesetz Gottes” war für ihn die Sammlung aller Weisungen und Gebote, die ein Mensch zur damaligen Zeit kennen konnte, um Gott zu gefallen.

Irgendwie so stellen sich Konfirmandinnen und Konfirmanden vor, was der christliche Glaube ist: Das Einhalten von Geboten, von Handlungsanweisungen, von “To Dos”, von göttlichen Erziehungsmaßnahmen.

Ist das Glaube?

Schauen wir mal, welche Antwort Jesus gibt – ich finde sie nämlich recht verblüffend:

Jesus antwortete ihm: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. Das ist das erste und wichtigste Gebot.” (Die Bibel, Matthäus 22,37+38)

Raffiniert. Einmal mehr kontert Jesus dieser Frage wie ein kleines Schlitzohr, denn dieses Gebot müsste der nette Fragesteller schon kennen, da es ein Gebot aus dem Alten Testament ist (5. Mose 6,5), dem ersten Teil der Bibel, das dieser Schriftgelehrte rauf und runter gelesen und größtenteils auswendig gelernt hat. Die Antwort hätte er sich also selbst geben können.

Fasziniert bin ich aber von der Antwort auch deswegen, weil Jesus keine fromme Pflichterfüllung erwartet, für ihn ist auch nicht das höchste Gebot, in die Gemeinde zu gehen, an unzähligen Veranstaltungen sich aufzuopfern und im frommen Burnout zu landen. Seine Auslegung, was nun das wichtigste Gebot ist, geht auch in keine ethisch-moralische Richtung.

Das wichtigste Gebot, das Jesus diesem klugen Menschen mitgibt, lautet schlicht: Liebe Gott!

Und ich denke: “Wow! Jesus! Das ist so krass! So entwaffnend. So ehrlich. So einfach. So tief.”

Jesus führt uns damit eines vor Augen: Es gibt einen Gott, der dich liebt – und den du auch lieben kannst! Das klingt einfach – und ist doch so tief. Ein Gott, ein Schöpfer dieses Universums, ein immer schon existierender und niemals endender himmlischer Vater, der dich liebt – und den du lieben kannst: mit Herz, Hingabe und Verstand.

Das ist krass! Zeichnet sich nach unserem westlichen Denken ein Gott nicht gerade dadurch aus, dass er eben Gott ist und der Mensch ist Mensch und dazwischen ist ein unüberbrückbarer Olymp, Graben oder unzählige Sphären? Jesus zeichnet uns ein Bild von Gott, welches genau das Gegenteil ist. Liebe entsteht nur durch Nähe, durch Kommunikation, durch Anteilnahme. Und das alles mit Gott.

Oh nein, ich will dir jetzt kein Patentrezept in die Hand drücken, wie das denn aussehen kannst, dass du Gott lieben kannst mit deinem Herz, Hingabe und Verstand. Denn weißt du was? Ich glaube, das wirst du sehr genau selbst herausfinden können, wenn du den fragst, der dich unendlich liebt – denn dann wird er dir schon sagen, wie du ihn mit deinem ganzen Leben lieben kannst.

In diesem Sinne: Liebe – und lass dich lieben!

Was Gott einmal kann,…

…das kann er nicht nur ein zweites, ein drittes oder ein viertes Mal. Er kann es unzählige Male.

In jedem einzelnen Leben, das durch seinen Geist verändert wurde, ist er am Werk.

Jedes Wunder, das sich Tag für Tag hier auf der Erde ereignet, erzählt von seiner Größe und Herrlichkeit.

Jeden Trost, den er spendet in Zeiten der Trauer, zeugt davon, dass er ein Gott ist, der den Leidenden und Traurigen in den Arm nimmt und Geborgenheit schenkt.

In jedem Lied, das ihm die Ehre gibt, ist er gegenwärtig und am Wirken.

In jedem kühnen Glaubensschritt, den Menschen gehen, ist er zugegen und weist den Weg.

Jeder einzelne Atemzug, den wir Menschen nehmen, ist ein Beweis dafür, dass Gottes Güte und Gnade noch lange kein Ende hat.

Jeder Zweifel, durch den wir uns mühsam hindurchringen, ist ein Beleg dafür, dass am Ende des Tunnels nicht einfach nur ein Licht scheint, sondern Jesus selbst wartet und es sich bewahrheitet, was er über sich selbst sagt.

In jeder großzügigen Geste, die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert, erkennen wir, dass Gott ein liebender Gott ist.

Gott hat nie aufgehört, Gott zu sein.

Gott hat nie aufgehört, uns Menschen zu lieben.

Gott hat nie aufgehört, uns Menschen Gutes zu tun.

Gott hat nie aufgehört, übernatürlich in unserem Leben zu wirken.

Und das Beste: Er wird damit auch nie aufhören.

Er selbst hat es versprochen in seinem Wort, der Bibel:

Die Güte des HERRN hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr! (Klagelieder 3,22+23)

Wenn es in diesen unsicheren und turbulenten Zeiten irgendetwas gibt, worauf du dich verlassen kannst, dann das: Was Gott einmal kann, das kann er unzählige Male, weil sein Erbarmen und seine Güte nicht aufhören werden!

Mit dieser Gewissheit im Herzen, lassen sich Siege demütig feiern und Niederlagen aufopferungsvoll hinnehmen.

Mit dieser Kraft im Herzen lassen sich mutige Schritte nach vorne gehen und Abschied nehmen von geliebtem Gewohnten, weil Gottes Erbarmen und Treue niemals ein Ende haben werden.

Und dann stolpern wir Menschen aber so durch unser Leben, als ob das irgendwie nicht so ganz stimmt. Als ob es da doch noch so einen gewissen Restzweifel gibt, ob das, was Gott in seinem Wort verspricht, wirklich stimmt und ob das, was wir an göttlichem Eingreifen Tag für Tag und in unserem ganzen Leben schon erfahren haben, wirklich auf Gott zurück zu führen ist oder nicht doch nur irgendwie ein Zufall war oder doch irgendwie zu erklären wäre oder oder oder.

Nein. Es stimmt. Gottes Erbarmen und seine Treue hören niemals auf. Als ob es einen himmlischen Reset-Knopf gibt, beginnt Gott jeden einzelnen Tag deines Lebens ganz neu mit dir, freut sich über dich, erbarmt sich über dich, will dir Gutes tun.

Und wir? Was können wir tun?

Vielleicht reicht es schon, wenn wir einen Vers aus dem Neuen Testament dabei beherzigen:

Missachtet ihr die große Güte, Nachsicht und Geduld, die Gott euch bis jetzt erwiesen hat? Seht ihr nicht, dass er euch durch seine Güte zur Umkehr bewegen will? (Die Bibel, Römer 2,4)

Menschen haben ein ganz unterschiedliches Bild von Gott. Aber mich fasziniert immer wieder, dass es eben seine Güte ist, seine Geduld, seine Nachsicht, die mich zum Umkehren bewegt, weil ich weiß, dass ich nicht zu irgendeinem Despoten umkehre, sondern zu einem liebenden, himmlischen, barmherzigen, ewigtreuen, vergebenden, sanftmütigen, tragenden, schützenden und bergenden Vater.

Und der kann bekanntlich die Dinge nicht nur einmal, die er schon getan hat, sondern unzählige weitere Male kann, will und wird er dir zeigen, wie sehr er dich liebt!

So ein wenig inspiriert zu diesen Gedanken hat mich ein Song der Willow Creek Community Church, der extra für ihr 40jähriges Bestehen vor zwei Jahren komponiert wurde (und seit kurzem auf iTunes erhältlich ist): ONLY GOD!

Hallo, hereinspaziert!

Was soll ich sagen? Dieses Buch ist der Knüller! Willst du wissen warum? Dann musst du dich durch ein paar Zeilen hier lesen, wirst am Ende den Link zum Buch anklicken und es bestellen – zumindest, wenn dir Gottesdienste für (Klein-)Kinder auf dem Herzen liegen.

Christiane Fauth hat hier zwar nicht das Rundumsorglospaket abgeliefert, aber es geht schon ziemlich in die Richtung. Einziger Haken: Vorbereiten und durchführen musst du die Gottesdienste schon selbst – aber ich wette: Mit diesem Buch als Inspiration wirst du das mit großer Begeisterung, ausreichend Vorbereitung und ganz viel Liebe und Kreativität tun.

Um was geht’s eigentlich?

“Hallo, hereinspaziert!” ist ein Arbeitsbuch für Erlebnisgottesdienste mit (kleinen) Kindern. Genauer gesagt trägt das Buch den Untertitel “12 Erlebnisgottesdienste für kleine Leute im Krabbel- und Kindergartenalter”.

Ok, ok, manch einer fühlt sich jetzt vielleicht an so manchen Kleinkindgottesdienst erinnert, der nicht nur die Kinder hat unruhig auf den Kirchenbänken hin und her rutschen lassen. Vergiss es! Die Gottesdienstentwürfe in diesem Buch sind andere.

Christiane Fauth, ihreszeichens Religionspädagogin, geht in diesem Buch durch das Kirchenjahr und das Kalenderjahr: Frühling, Sommer, Herbst, Winter – und verbindet diesen Durchgang natürlich auch mit den markanten kirchlichen Ereignissen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten.

So gibt es für jeden der 12 Gottesdienstentwürfe zunächst eine kleine Checkliste, was an Material, Vorbereitung und Mitarbeitenden benötigt wird aber auch eine kurze Skizze, was Thema, Zielgedanke und Grundelemente der Theaterszenen bzw. der Aktionen sind. Jeder Entwurf trägt einen prägnanten Titel wie “Happy Birthday, liebe Kirche”, “Hab keine Angst, Jona” oder “Lauft mit uns nach Bethlehem”.

Begrüßung, Gebete, Moderation, Theaterszenen und Aktionen sind vollständig ausformuliert und schlüssig aufeinander bezogen. Das hat den Vorteil, dass man bei der Vorbereitung der Gottesdienste immer weiß, woran man ist, warum welcher (liturgische) Teil an welcher Stelle kommt und durch den Zielgedanken/Checkliste zu Beginn eines Entwurfs verliert man nie das Ziel aus den Augen.

Zusätzlich zu den Abläufen gibt es online Material bestehend aus Illustrationen, Foto-Vorlagen sowie Material-Checklisten zum Abhaken mit Platz für Notizen – so viel dann doch zum Rundumsorglospaket.

Was mich neben der absolut überzeugenden Struktur und wunderbaren Vorbereitung der Entwürfe, die man annähernd 1:1 übernehmen kann und an die jeweils gemeindlichen Settings sehr gut anpassen kann, vollkommen überzeugt sind ein paar einleitende Worte zu Beginn des Buches, aus denen man schon herauslesen kann, welch großes Herzensanliegen diese Erlebnisgottesdienste für die Autorin sind.

Für mich haben diese Ausführungen einen wunderbaren Mehrwert und stärken allen den Rücken, welche sich in der (Klein-)Kind-Arbeit in der Gemeinde investieren, die – leider! – immer noch an so vielen Stellen ein Schatten- und Nischendasein zu führen scheint, durch die Ausführungen Fauths aber das bekommen, was sie verdient: Anerkennung und Wertschätzung!

Dabei geht Fauth bspw. darauf ein, weshalb es aus biblischer aber auch aus religionspädagogischer Sicht so wichtig ist, schon mit den Kleinsten Gottesdienst zu feiern. Weiter führt sie wertvolle Gedanken aus, die den Blick weiten und es eben um mehr als nur eine Veranstaltung in der Gemeinde geht, denn “religiöse Bildung” (um es mal sehr allgemein zu sagen) findet heutzutage (leider) nicht mehr in vielen Familien statt. Hier hat Gemeinde also schon ganz früh eine wunderbare Möglichkeit, Kindern vom Evangelium als etwas “Neues” zu erzählen. Dies soll aber nicht trocken und abstrakt geschehen, sondern sich im Alltag, im Leben, im Denken und Handeln der Kinder widerspiegeln – deswegen auch “Erlebnis”-Gottesdienste.

Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dass dieses Buch seine (Klein-)Kinder-Arbeit auf jeden Fall aufwerten wird, der sei noch darauf hingewiesen, dass Fauth auch wertvolle Gedanken zur Werbung, zur Finanzierung und auch zu den Vorbereitungsphasen der Erlebnisgottesdienste beisteuert.

Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Buch nicht nur eine wunderbare Fundgrube für Kleinkindgottesdienste ist, sondern elementare Anliegen der Arbeit mit (Klein-)Kindern anspricht und ihr die Wertschätzung und Anerkennung verleiht, die sie auch verdient. Insofern lohnt es sich alleine schon die einführenden Seiten und Kapitel zu lesen.

Infos:
176 Seiten
16,95 EUR
ISBN: 9783866871588
Verlag: buch+musik

Wer spaltet eigentlich Kirche?

In letzter Zeit habe ich einige theologische Diskussionen in den sozialen Medien mit verfolgt und mich teilweise daran beteiligt. Im Laufe einer Diskussion fragte ich mich: Wer sorgt eigentlich dafür, dass Kirche(n) sich spaltet? Wer sorgt dafür, dass die Einheit der Kirche bewahrt bleibt – oder auch nicht?

Das apostolische Glaubensbekenntnis

Ein befreundeter Pastor brachte im Laufe der Diskussion – in der es eigentlich um eine ganz andere Frage ging – das Apostolische Glaubensbekenntnis zur Sprache. Dieses Glaubensbekenntnis ist Grundlage zumindest aller Landeskirchen in Deutschland, die Pastorinnen und Pastoren werden auf dieses Bekenntnis hin “verpflichtet” und ordiniert – es ist sozusagen eine Art “Grundgesetz” der evangelischen Kirche in Deutschland – natürlich neben weiteren Bekenntnissen und nicht zu vergessen: neben der Bibel. Darüber hinaus ist zumindest agendarisch vorgesehen, dass dieses Glaubensbekenntnis nicht nur an hohen Feiertagen in den Gottesdiensten gesprochen wird – was natürlich nicht überall der Fall ist.

Die Sätze dieses Glaubensbekenntnisses gehen auf die Lehre und das Wirken Jesu zurück und sind so etwas wie eine Versicherung und Selbstvergewisserung dessen, was Christen glauben. Entstanden in den frühen ersten Jahrhunderten des Christentums, ist dieses Glaubensbekenntnis mehr als ein Dokument. Es verbindet christliche Kirchen auf der ganzen Welt und über Sprachgrenzen hinweg, weil in ihm das steht, was Christen glauben – und zwar zeitlos.

Im Wortlaut heißt das dann so:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Irrungen und Wirrungen

Nun gibt es alleine schon in diesem Bekenntnis einige Aussagen, die heutzutage seitens Kirchenvertretern und Theologen immer wieder abgelehnt werden.

Am augenscheinlichsten ist das mit der so genannten “Jungfrauengeburt”. Ein Christ, so die Argumentation, der heutigen Zeit und mit dem Wissen der heutigen medizinischen Forschung, könne doch nicht glauben, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde.

Oder wie verhält es sich mit der Aussage, dass Jesus wiederkommen wird “zu richten, die Lebenden und die Toten”, wenn in vielen theologischen und kirchlichen Kreisen das Gericht Gottes und der mögliche doppelte Ausgang dessen doch gar keine Rolle mehr spielt?

Oder was ist, wenn es Pfarrerinnen und Pfarrer gibt, welche die Auferstehung der Toten leugnen, ja sogar die Auferstehung Jesu selbst?

Da kann man ja schon mal ein wenig durcheinander kommen in der heutigen Zeit – wie aber übrigens auch in allen anderen Zeitaltern der Kirchengeschichte, denn solche theologischen Streitigkeiten sind ja nichts Neues.

Wer die Einheit will und wer spaltet

Ich mache dir Mut, wenn du zu der Kategorie “Ich glaube das aber, was ich im Glaubensbekenntnis bekenne” gehörst. Du bist es nicht, der gegen die Einheit von Kirche ist. Es sind die anderen. Denn wer sich von Aussagen des Glaubensbekenntnisses löst, löst sich damit aus der Einheit der weltweiten Christenheit – übrigens auch aus der Einheit, die schon seit vielen hundert Jahren besteht und solange bestehen wird, bis Jesus wiederkommt. Ups. Das steht ja sogar so im Glaubensbekenntnis, dass Jesus wiederkommen wird.

Muss man das Ganze dann aber gleich “Spaltung” nennen? Ich finde schon – denn selbst Paulus hat davon gesprochen ohne dabei den Weg der Versöhnung zu verlassen. An die Gemeinde in Korinth hat Paulus mehrere Briefe geschrieben. Im ersten Korintherbrief (der gar nicht der erste war, aber der Vorgängerbrief ist leider nicht mehr auffindbar) schreibt er:

Liebe Brüder und Schwestern, im Auftrag unseres Herrn Jesus Christus bitte ich euch eindringlich: Hört auf, euch zu streiten! Duldet keine Spaltungen in der Gemeinde, sondern steht fest zusammen und seid euch einig in dem, was ihr denkt und entscheidet! (Die Bibel, 1. Korinther 1,10)

Wenn Paulus das schon in den ersten Versen seines Briefes in dieser Deutlichkeit schreibt, dann muss das ein gewisses Gewicht haben.

Es gibt immer ein “Weg zurück”

Für Paulus ist solch eine “Spaltung” aber keine endgültige Angelegenheit. Er gebraucht dieses Wort nicht in einem absoluten Verständnis, sondern gerade im 1. Korintherbrief als eine Beschreibung des Parteien-Zustandes, dass es also mehrere Parteiungen innerhalb einer Gemeinde gibt, was es zugegebenermaßen natürlich noch schwieriger macht, da sich eine Gemeinde dann mit diesen Parteiungen auseinander setzen muss und nicht homogen den Weg weitergeht, weil eine Partei gegangen wäre.

Deswegen ist für Paulus das Ringen darum, was Christen glauben, ein so elementares Geschehen, dass es ihm ein großen Anliegen ist, dass diese Parteiungen oder eben Spaltungen in der korinthischen Gemeinde aufhören.

Für ihn gibt es immer ein “Weg zurück”. Und den gibt es für mich auch. Auch für die Kirche. Für jede Gemeinde. Es gibt immer die Möglichkeit, sich auf das zu besinnen, was Christen seit Jahrhunderten glauben, was ihnen durch Verfolgung und Diaspora-Situation eine große Hilfe war und was letzten Endes Grund aller Erneuerung und Erweckung war: Die Besinnung auf das, was wirklich zählt. Und das ist eben im apostolischen Glaubensbekenntnis zusammengefasst und bildet für mich eine Grenze, die nicht unterschritten werden kann. Weniger ist in diesem Fall eben nicht “mehr”.

Dieser Artikel soll kein Kampfartikel oder Abrechnung oder dergleichen sein. Ich möchte wie oben schon geschrieben dir lediglich Mut machen, dass du daran festhältst, was im apostolischen Glaubensbekenntnis überliefert ist.

Ja, natürlich ist es nicht immer leicht. Wenn immer wieder und immer mehr und nicht nur von bestimmten theologischen “Richtungen” Glaubensinhalte negiert und abgelegt werden – ja was soll man denn da noch glauben?

Genau vor dieser Frage stehen Christen seit es Bekenntnisse (es gibt ja noch einige mehr als das Apostolikum) gibt. Oft wurden sie geschrieben und verfasst, weil sie vor den Kaisern und Regierenden stehen sollten und sagen sollten, woran sie glauben.

Und ein Blick durch die gesamte Kirchengeschichte hindurch zeigt, dass die Gemeinde Jesu dort gewachsen ist, wo Menschen an dem festgehalten haben, was Christen seit ihren ersten Anfängen glauben. In diesem Sinne: Nur Mut! Und gehe den Weg der Versöhnung. Schreibe niemanden ab, sondern lebe und glaube mutig, was viele Generationen an Christen weltweit geglaubt haben, glauben und glauben werden. Ich bin mir sicher, dass die Gemeinde Jesu, dass deine Gemeinde, dadurch so viel Ausstrahlung und Schönheit, so viel Dynamik und Liebe entwickeln wird, dass auch sie ein Teil der weltweit wachsenden Gemeinde Jesu sein wird.

Was ist eigentlich Lobpreis?

Neulich fragte mich meine Tochter:

“Papa, was heißt eigentlich loben?”

Zugegeben dachte ich erst einmal, dass mir jetzt sicherlich nichts einfällt, wie ich ihr verständlich erklären könnte, was “loben” heißt. Aber im nächsten Moment antwortete ich ihr einfach spontan: “Dem anderen sagen, wie toll er ist.”

Ein Lobpreis-Experiment

Meine Tochter war zufrieden und mir kam der Gedanke: Ist das eigentlich auch Lobpreis? Und falls ja: Wieso drehen sich dann so viele Lieder im “Lobpreis” um denjenigen, der singt und nicht um den, der besungen wird?

Es wäre doch in der Tat mal ein Versuch wert, zumindest für eine Zeit, für einen Gottesdienst, für einen Monat…die Lieder im Gottesdienst so auszuwählen, dass während der Lobpreis- und Anbetungszeit nur Lieder gesungen werden, in denen es nicht um den Menschen geht. Selbst eine Aussage wie “Gott du bist so toll, weil du mir hilfst” würde schon durch’s Raster fallen, weil es ja wieder um “mich” geht.

Und ist genau das nicht das Problem der Lobpreis- und Anbetungskultur in unseren Gemeinden (oh nein, ich pauschalisiere nicht), dass es dann doch irgendwie und letzten Endes um den geht, der singt und nicht alleine um die Größe und die Anbetung Gottes?

Kleiner Einschub an alle, die sich jetzt schon die Hände reiben, weil sie ohnehin der Ansicht sind, dass christliches Liedgut durch die moderne Lobpreiskultur verkommen würde und ohnehin nur die Lieder Inhalt haben, die älter als 200 Jahre sind (was in meinen Augen übrigens nicht stimmt): Auch in vielen “alten” Chorälen (die ich teilweise sehr mag) ist sehr, sehr oft vom “Ich” und nicht vom “du” die Rede oder besser gesagt: Auch das “Du” kommt nur in Relation zum “Ich” vor. Ok, ich will hier nicht abdriften, denn streng genommen kann es ein “Du” auch nur geben, wenn es in Beziehung zum “ich” steht – aber du weißt hoffentlich noch, was ich eigentlich schreiben wollte.

Ich, mich, meiner, mir – oder um was geht’s?

Natürlich bin ich Gott von Herzen dankbar, dass ich ihn nicht einfach nur “Gott”, sondern “Papa” nennen darf – und dass das wohl die Gottesbezeichnung ist, welche für mich persönlich am stärksten und kräftigsten ausdrückt, dass der Gott der Bibel ein beziehungsorientierter Gott ist.

Und doch: Schaffen wir es eigentlich, ihn noch anzubeten, ohne dass seine Größe, seine Majestät, seine Hilfe, seine Kraft, seine Stärke sofort und unabdingbar mit uns selbst in Beziehung gebracht wird?

Bibelkenner unter uns werden jetzt mit der Stirn runzeln und sagen “Hä? Was will der Kerl hier? Wenn wir in die Psalmen (Gebete im ersten Teil der Bibel) schauen, ist da ständig vom “Du” und “Ich” die Rede.”

Korrekt. Ich habe nämlich auch nicht geschrieben, dass ich diese beziehungsorientierte Sprache komplett mal gerne beiseite schieben würde. Überhaupt nicht.

konsumorientiertes Selfie-Christentum

Aber – um mal zum Knackpunkt zu kommen: Ich glaube, dass unsere westliche Christenheit in großen Teilen (ich bin kein Wissenschaftler, weswegen ich jetzt leider ein wenig pauschalisieren muss und darf) ein sehr egozentrisches und konsumorientiertes Selfie-Christentum lebt. Denn um was geht es eigentlich im Glauben? Dass ich ein gutes Leben hier auf der Erde führe? Dass Jesus mein Lebensverbesserer und Diesseitsschönermacher ist?

Ehrlich: Das glaube ich nicht. Zumindest kann ich das nicht aus der Bibel heraus lesen. Schaue ich mir große Persönlichkeiten der Bibel an wie Paulus, Petrus, Maria, Miriam, Mose oder – last but not least – Jesus, dann kann ich nicht guten Gewissens sagen, dass der letzte Sinn des Lebens darin besteht, dass ich ein “gutes Leben” führe – zumindest nicht nach menschlichen Gesichtspunkten und Deutehorizonten.

Happy End?!

Ach, ich schweife ab. Sei’s drum. Was ich eigentlich sagen wollte: Lasst uns in unseren Gemeinden Gott anbeten, ihm die Ehre geben, ihn preisen – oder eben: Ihm sagen, wie toll er ist! …und der Rest wird sich mit Sicherheit geben. Man nennt das “Vertrauen”. Vertrauen, dass dieser Gott, den ich anbete, gleichzeitig der Gott ist, den ich “Papa” nennen darf und der alles im Blick und in seiner Hand hält.

Insofern könnte Lobpreis und Anbetung doch eigentlich auch wie ein kleiner Test oder Wasserstandsmeldung zu sehen sein, wie es um mein Vertrauen bestellt ist.

Aber nein. Ich will nicht das eine gegen das andere ausspielen. Überhaupt nicht. Es braucht Zeiten, in denen wir Gott danken, ihn bitten, ihn anbeten, ihm klagen, ihn anklagen, uns freuen, mit ihm weinen – weil und trotzdem wir in der Beziehung mit ihm leben. Keine Frage. Und dann braucht es eben diese Zeiten, in denen wir es schaffen, von uns weg zu schauen und einzig und allein auf den zu schauen, dem alle Ehre, alle Anbetung und aller Lobpreis wirklich gebührt.

Der Diamant von Burg Silberfels

Mittelalterliche Rittergeschichten haben mich schon immer in ihren Bann gezogen. Das Leben in monumentalen Burgen, der so ganz andere Alltag in einem Zeitalter, das noch nichts von Digitalisierung wusste und letzten Endes natürlich alle Sagen und Geschichten rund um Ritter, Fürsten und Schlachten.

Aber gut. Es geht ja nicht um mich, da ich nicht Zielgruppe von “Der Diamant von Burg Silberfels” bin aber Melanie Schüer es dennoch irgendwie gehofft hat, dass Papa beim Vorlesen des Buches mindestens genauso gespannt war wie seine beiden Kids.

Vom Verlag sind 8-10jährige als Zielgruppe auserkoren, was meines Erachtens passt, aber beide Altersgrenzen auch ein bis zwei Jahre heruntergesetzt werden könnten.

Dabei ist es nicht alleine die Story, die einen beim Lesen in den Bann zieht. Vielemehr ist es der Stil und die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie die Story weitergehen soll. Aber der Reihe nach.

Zwei einfache Bauernkinder, Heinrich und Minna, müssen für einige Zeit auf die Burg ihres Onkels Graf Albrecht. Dort angekommen merken sie schnell, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht und so stolpern sie mehr oder weniger gewollt in die ein und anderen Abenteuer und natürlich in das eine große Abenteuer um den Diamanten von Burg Silberfels. Mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten…

Eines muss an dieser Stelle aber unbedingt verraten werden. Melanie Schüer hat einen tollen Schreibstil, durch den die Geschichte zum Leben erwacht und beim Lesen Bilder entstehen, die eintauchen lassen in diese Welt der Ritter und Burgen. Meine Kinder lauschten auf jeden Fall sehr gespannt und waren voll dabei.

Die Dialoge sind kurzweilig und kindgerecht geschrieben. Sie sind leicht verständlich aber dennoch alles andere als billig oder trivial. Ein Spagat, der nicht einfach ist, den Melanie Schüer aber mit Bravour meistert.

Sehr cool ist natürlich, dass der Leser immer mal wieder selbst entscheiden kann, wie die Story weitergehen soll. Meistens stehen Heinrich und Minna mit ihren Freunden vor einer wichtigen Entscheidung – und je nachdem, wie sie diese angehen sollen, wird auf einer bestimmten Seite weitergelesen. Für Kinder natürlich eine tolle Möglichkeit, noch mehr in die Geschichte einzusteigen.

Gelungen ist der Autorin auch das Einbinden des christlichen Glaubens. So kommen in der Geschichte immer wieder biblische Geschichten zum Zuge oder der Leser bekommt Anteil daran, wie Heinrich, Minna und ihre Freunde ihren Glauben leben, wie sie beten und im Alltag Kraft aus ihrem christlichen Glauben bekommen.

Alles in allem kann ich nur sagen: Hier stimmt einfach das Gesamtpaket. Spannung, Inhalt, Stil – einfach genial. Absolute Leseempfehlung meinerseits!

Infos:
168 Seiten
12,95 EUR
ISBN: 978-3-417-28749-3
Verlag: SCM R.Brockhaus

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