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Das Leben ist schön

Nein, den Film habe ich bis heute noch nicht gesehen. Aber ich kenne den Regisseur eines jeden schönen Lebens. Und wenn du diese Zeilen liest, dann denke daran: Deine Lebensausgabe gibt es exakt ein einziges Mal. Es gibt keinen Menschen, der dein Aussehen, deine Sehnsüchte und Hoffnungen, deine Träume und Wünsche, deine Erfahrungen und Erlebnisse, deine Wunden und Narben sowie deine Fähigkeiten in sich trägt. Schon gar nicht einen Menschen, der deinen Fingerabdruck besitzt. Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit, dass du eines Tages dich selbst treffen solltest, tendiert nicht nur gegen null – sie ist null.

Wie so vieles im Leben, beginnt alles am Anfang. Und wenn ich Anfang meine, dann meine ich den Anfang allen Seins, den Anfang eines jeden Lebens, den Anfang aller Existenz. Die Schöpfung.

Und anhand dieser Schöpfung, wie sie in der Bibel auf den ersten Seiten erzählt wird, möchte ich dir nur drei Beziehungen vor Augen malen, die dir zeigen sollen: Das Leben ist wirklich schön. Und natürlich hat jede einzelne Beziehung auch ihre Schattenseiten. Aber es ist Sommer. Sonne. Wärme. Licht. Da lassen wir die Schattenseiten mal für andere Jahreszeiten übrig und konzentrieren uns auf das Helle, das Schöne, das Erhabene.

1. Die Beziehung zu deinem Schöpfer

Die erste und wichtigste Beziehung, die du führen und gestalten kannst, ist die zu deinem Schöpfer – weil es die erste Beziehung eines Menschen überhaupt ist.

Da nahm Gott Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch lebendig. (Die Bibel, 1. Mose 2,7)

Ist das nicht ein liebevolles Bild? Behutsam nimmt Gott den Menschen in seine Hände, bestaunt sein Werk, lächelt es an und nickt staunend über seine eben erschaffene Krönung der Schöpfung. Sein Angesicht ist nun ganz nah am Gesicht des Menschen. Fast berühren sie sich. Gott schließt die Augen. Ein großer Moment.

Er weiß, was er alles auf sich nimmt. Er weiß, dass er von nun an weniger Ruhe und mehr zu tun haben wird als jemals zuvor. Er weiß jetzt schon, dass er eines Tages seinen Sohn, seinen einzigen Sohn, hingeben wird, dass er verlassen am Kreuz sterben wird, damit die Menschheit, die jetzt noch gar nicht lebt, wieder zu ihm zurück finden kann. Noch einmal die Ruhe genießen. Noch einmal den Moment ewigen Friedens spüren.

Ein Blick zum Sohn, ein Blick zum Heiligen Geist. Unter das Wissen um das weitere Geschehen der Menschheitsgeschichte mischt sich Spannung darüber, dass die Schöpfung nun ihren Höhepunkt erreicht. Die himmlische Welt hält den Atem an und Gottes Lebensatem strömt in den noch leblosen Menschen, der sofort zum Leben erwacht – belebt und beseelt von seinem Schöpfer.

Ohne seinen Schöpfer ist das Geschöpf schnell erschöpft. Dieser schlaue Satz wird inzwischen so vielen Menschen zugeschrieben, dass eine sichere Quellenangabe schwierig ist. War es vielleicht Augustin, der ihn zuerst sagte? Wer weiß. Aber die Aussage trifft es im Kern. Und ich lade dich ein, eine Beziehung mit deinem Schöpfer zu führen. Wie? Das ist relativ einfach. In Jesus hat er sich uns gezeigt. Wenn du Jesus siehst, dann siehst du den Schöpfer durch den Heiligen Geist. Herrlich. Gleich mal die ganze christliche Trinität reingepackt.

Aber es ist so. Für mich gibt es kein „schönes Leben“ ohne meinen Schöpfer. Ohne die Gewissheit, dass es einen Gott gibt, der es mit mir nicht nur gut meint, sondern der mir das Tag für Tag auch immer wieder sagt und zeigt.

Was muss das für ein Krampf sei, wenn ich durch mein Tun und Lassen einen Gott – oder im schlimmsten Fall noch mehrere Götter – zufrieden stellen muss und dann erst auf seine Gnade und Gunst hoffen darf. Das nennt man dann „Religion“. Aber der christliche Glaube ist keine Religion in dieser Hinsicht. Er ist Beziehungsgeschehen, das sich Tag für Tag ereignet – und zwar nicht deswegen, weil der Mensch so helle wäre und diese Beziehung zu seinem Schöpfer Tag für Tag sucht. Nein. Leider ist der Mensch mal wieder nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Denn diese ist Gott selbst, von dem es schon im Alten Testament heißt:

Die Güte des Herrn hat kein Ende sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr!  Darum sage ich: Herr, ich brauche nur dich! Auf dich will ich hoffen. Denn der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten. (Die Bibel, Klagelieder 3, 22-26)

„Das Leben könnte so schön sein“, höre ich immer wieder. Und sage es selbst auch dann und wann. Korrekt. Das könnte es. Und zwar vor allem dann, wenn ich mir bewusst mache, dass mein Schöpfer mich nicht nur erschaffen hat, sondern dass ich ohne ihn schnell ein erschöpftes Geschöpf bin.

Dabei gibt es nichts, was er mir vorenthalten will: Erfüllung, Glück, Erlösung, Zufriedenheit, Gesundheit, Liebe, Mut, Kraft, Gelassenheit, Weisheit, Kühnheit, Hoffnung, Besonnenheit, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit…also die ganzen Dinge eben, die wir Tag für Tag im Alltag so schmerzhaft vermissen, aber dringend benötigen.

Sein Wunsch ist es, dem Menschen das alles zu geben. Nicht als Erfüllungsautomat unserer Wünsche, die oft so gottlos sind. Sondern vielmehr als eine Verheißung, dass schönes Leben eben nur mit dem Schöpfer geht – aber nicht ohne hin. Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber er steht zu allen seinen Verheißungen.

Er alleine ist es doch, der dem Menschen Sinn und Halt im Leben geben kann und will. Es ist für mich manchmal mehr als erstaunlich, was Menschen auf sich nehmen, um ein schönes Leben zu führen, aber dadurch den Schöpfer missachten: Da gibt es die wildesten Kurse zur Selbstfindung, zur Bewusstseinserweiterung und zum vermeintlichen Glück im ganzen Leben – und das ganze kostet mitunter nicht nur Geld, sondern den eigenen Seelenfrieden, weil man lieber seine Seele verkauft, als sich dem Schöpfer zuzuwenden.

Dabei ist die Quelle viel einfacher zu finden. Gott selbst ist nicht weiter als ein Gebet entfernt. Und er liebt es, sich zu offenbaren. Klar – man sollte schon ein wenig geübt darin sein, seine Stimme zu hören, keine Frage! Aber kein Kind käme auf die Idee, dass seine Mama sich nicht zu erkennen geben würde, wenn es sie sucht. Und wenn sie etwas sagt – dann erkennt das Kind seine Mama an der Stimme.

Es ist bei Gott nicht anders. Leider ist das in unserer westlichen Welt nur noch nicht bei allen angekommen, dass eine Beziehung zu Gott keine Einbahnstraße ist, sondern ein Kommunikations-Highway – zumindest down to earth! Die Strecke zwischen Himmel und Erde ist für Gott keine unbekannte. Er kennt sie seit Weihnachten und Himmelfahrt ganz genau – und zwischendrin ist das Kreuz, wo Himmel und Erde sich berühren.

Halte Ausschau und höre hin, wo dein Schöpfer mit dir in Beziehung treten will. Ich bin mir sicher, dass er es weitaus öfters tut, als wir Menschen das wahrnehmen wollen. Vielleicht ja jetzt gerade in diesem Augenblick?

Wie könnte das Leben doch schön sein, wenn ich nur immer und immer wieder mich auf den Weg zu meinem Schöpfer machen würde, der als Gott und König auf einem Thron voller Gnade auf mich wartet wie ein Vater mit liebenden und offenen Armen. Und bevor ich nich wiederhole, verweise ich dich auf den Artikel „Gnadenthron“.

Lebe die Beziehung mit deinem Schöpfer und dein Leben wird schön. Nein, ich sage nicht, dass du schlagartig reich, gesund oder noch schöner wirst.

Aber dein Leben wird schön. Versprochen!

2. Die Beziehung zu deinen Mitmenschen

Dann sagte Gott: „Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.“ So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. (Die Bibel, 1. Mose 1, 26+27)

Diese Beziehung ist wohl die mit den meisten Schattenseiten. Aber – das wollten wir uns ja aufheben für andere Zeiten.

Was ist das Leben schön, weil wir nicht alleine auf dieser Welt sind. Es war Gottes ureigenster Wunsch, dass er den Menschen nach seinem Ebenbild erschuf. Als Mann, als Frau. Aber ich will an dieser Stelle den Blick weiten. Denn aus Mann und Frau werden ja noch mehr Männer und Frauen und du weißt schon: Die Menschheit hat sich entwickelt, vergrößert und nun stehen wir heute vor einem dich bevölkerten Planeten.

Ist es nicht unglaublich faszinierend, dass aus Samen- und Eizelle ein neues Leben entsteht, ein von Gott gewollter Mensch, der wiederum in das Leben anderer Menschen hineinwirken wird? Ich finde diesen Gedanken unglaublich spannend. Was werden meine Kinder eines Tages in andere Menschen investieren? Werden sie in ihnen Dinge freisetzen oder werden sie das nicht tun? Wie viele Menschen haben schon in mein Leben investiert, die einmal vor vielen Jahren aus zwei Zellen entstanden sind?

Komm schon, wenn du denkst, dass das alles Zufall ist, dann schenk dir noch ein Bier ein. Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich glaube, dass hinter allen guten Beziehungen ein Schöpfer steht, der diese so gewollt hat.

Das Leben ist so schön, weil es Menschen gibt, die in dein Leben investieren.

Menschen, mit denen du zusammen bist und dein Herz höher schlägt.

Menschen, deren reine Anwesenheit in dir ein Glücksgefühl zu Tage fördert.

Menschen, die in dich investieren.

Menschen, die dir zusprechen, was sie in dir sehen.

Das Leben ist schön – weil es Menschen gab und gibt, die in mein Leben investiert haben. Menschen, die aus meinem Leben etwas gemacht haben, so dass es lange nicht so gut verlaufen wäre, wenn sie nicht eines Tages in mein Leben getreten wären und heute noch treten. Also nicht mich – sondern in mein Leben.

Auch du kannst dich entscheiden, auf welche Weise du in das Leben anderer Menschen wirken möchtest. Du kannst eine Spur der Verwüstung hinterlassen – du kannst aber auch Segensspuren hinterlassen.

Als Papa weiß ich: Die Sache mit der Verwüstung geht ganz schnell. Und aufräumen macht keinem so richtig Spaß! Deswegen möchte ich dich an dieser Stelle auch ganz ernsthaft an etwas erinnern und dich um etwas bitten: Du hast Einfluss im Leben anderer Menschen, auch wenn du das manchmal gar nicht so wahrnimmst. aber die Art und Weise, wie du anderen Menschen gegenüber trittst, was du zu ihnen und über sie sagst, wie du ihnen begegnest – das alles übt einen Einfluss auf deine Mitmenschen aus. Also bitte: Sei dir dessen bewusst und überlege dir: Verwüstung oder Segen?

OK, ja klar. Es gibt auch ein Mittendrin. Es muss kein Entweder-Oder sein. Keine Frage.

Falls du es aber noch nicht weißt: Das Leben ist schön, weil es Menschen gibt, die dich mögen, die in dich investieren, die gerne Zeit mit dir verbringen, die dich lieben und die gerne in deiner Nähe sind. Vielleicht kennst du diese Menschen? Warum nicht einfach mal „Danke“ sagen? Sowohl den Menschen als auch deinem und ihrem Schöpfer! Denn es war seine Idee, Menschen zu erschaffen, die sein Ebenbild, sein Spiegelbild sind.

Und das führt mich auch zu einem anderen Artikel, den ich dir gerne empfehlen möchte, weil ich darin für mich sehr wertvolle Gedanken verarbeitet habe. Es geht um so genannte „Nebellichter“. Das sind Menschen, die einem Leuchtturm gleich, in den Stürmen und Dunkelheiten des Lebens anderen den Weg leuchten oder den Weg mitgehen und leuchten. Ich bin mir sicher: Du wirst dir ganz schnell im Klaren darüber sein, ob es solch ein Nebellicht (oder mehrere) in deinem Leben gibt. Denn sie leuchten. Sie strahlen. Sie gehen mit. Sie weisen den Weg. Und das kannst du gar nicht verpassen. Deswegen wirst du es wissen, wenn du einem begegnest. So wie ich es weiß.

Aber nicht nur in diesen Zeiten des Lebens, die von Dunkelheit und unsicherem Umhertapsen geprägt sind, kann das Leben schön sein, weil du Menschen um dich hast, die in dich investieren. Das ist nämlich auch dann der Fall, wenn das Leben ohnehin schon so richtig rund läuft.

Kennst du das Gefühl, vor Freude platzen zu müssen? Weißt du wie krass das wäre, wenn es keinen einzigen Menschen gäbe, dem du von deiner Freude erzählen könntest? Richtig. Du würdest platzen. Und zack wäre es vorbei mit Leben, Freude und Lebensfreude. Geplatzt lebt es sich nicht gut – nehme ich mal an.

Wie genial ist es doch, dass es Menschen gibt, die Gott für dich erschaffen hat, dass sie dich in den Höhen und Hochzeiten deines Lebens begleiten, inspirieren, sich mit dir mit freuen und dein Leben noch schöner machen, als es ohnehin schon ist. Menschen, die mit dir lachen und mit dir verrückt sind; die mit dir jubeln, tanzen und abgefahrene Dinge tun. Ich glaube, dass das wichtiger ist, als wir das auf den ersten Blick meinen. Wenn pure Lebensfreude ein Gegenüber sucht und nur ins Leere trifft, kann aus Lebenslust auch schnell mal Lebensfrust werden.

Aber umso schöner ist es doch, wenn aus Lebensfrust eine Lebenslust wird. Und das geht am besten, in dem du dir vor Augen führst: Das Leben ist schön, weil es Menschen gibt, die in dich investieren – und weil es Menschen gibt, in die du investieren kannst und darfst – und sollst. Denn dazu bist du auf dieser Erde. Nicht nur – aber auch.

3. Die Beziehung zur Schöpfung

Die letzte Beziehung, die dein Leben schön macht, ist deine Beziehung zur gesamten Schöpfung. Ich finde es unglaublich faszinierend, was wir in der Schöpfungserzählung auf den ersten Seiten der Bibel über Gottes Charakter erfahren können.

Gott ist ein Gott, der dein Leben reich und schön und farbig und bunt macht. Das zeigt er schon bei der Grundlegung der  Welt. Und ich stelle mir wieder einmal vor, was Gott, der Vater, sich so dabei gedacht hat. Wie er auf seinem Thron sitzend schon alles vor Augen hatte, seinen Sohn und den Heiligen Geist zu sich rief und ihnen vorfreudig verkündete: „Hört zu. Ich habe keine Lust auf grau, auf schwarz-weiß. Ich will es bunt. Ich will es fröhlich. Ich will, dass der Mensch sich freut und sagt: „Wow. Was für ein Privileg!“ Also – wir legen uns ein bisschen ins Zeug, ok? Kreiert die schönsten Farben, die in euch entstehen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Legt alles hinein, was euch in den Sinn kommt. Und nein – nichts ist zu groß oder zu abgefahren. Tut es, um dem Menschen zu zeigen: Wir lieben ihn von Anbeginn seines Lebens.“

Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, den er geformt hatte, dorthin. Viele verschiedene Bäume ließ er im Garten wachsen. Sie sahen prachtvoll aus und trugen köstliche Früchte. In der Mitte des Gartens standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt, und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten. Dort teilte er sich in vier Arme. Gott, der Herr, setzte den Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und zu schützen. (Die Bibel, 1. Mose 2, 8-10.15)

Gott ist ein Gott, der den Tisch deckt und den Garten pflanzt. Er stellt nicht den Menschen in die Wüste und sagt: „Warte mal ein paar Jährchen. Dann wird hier sicher was blühen. Solange kann ich dir die ein oder andere Fata Morgana über den Weg laufen lassen.“ Nein. Gott bereitet alles vor. Und am Höhepunkt seiner kreativen Schaffenskraft der Natur setzt er den Menschen in diese Natur hinein.

Wenn ich Adam gewesen wäre, wäre ich aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Ich habe ja heute manchmal schon Mühe, alle Farbtöne, die in der Natur vorkommen, ganz exakt benennen zu können. So habe ich lange Zeit immer Pink und Rosa verwechselt. Aber seit ich eine Tochter habe, weiß ich ganz genau, was Pink, Rosa und Glitzer ist. Gut. Ok. Glitzer. Das kommt in der Natur jetzt nicht so oft vor, aber wer weiß: Wenn wir die Augen nur richtig aufmachen, erkennen wir auch das Glitzern des Angesichts Gottes in seiner Schöpfung wieder.

Wie muss es Adam und Eva ergangen sein? Die Armen! Sie wussten ja nicht mal, wie sie die ganzen Farben benennen sollen – sie hatten noch keinen Namen. Vielleicht haben sie sie auch einfach nur mir „Wow 1“, „Genial 2“, „Faszinierend 3“ bezeichnet. Keine Ahnung.

Wenn du wissen willst, wie schön das Leben ist, dann geh einfach mal raus in die Natur, in Gottes wunderbare Schöpfung!

Beziehung beginnt mit Wahrnehmen. Und so meine ich das auch mit Blick auf die Natur. Jeder von uns nimmt sie anders wahr – aber nimmst du sie überhaupt wahr?

Zu Beginn meines Urlaubs war ich mit meinen Kindern am Lago Maggiore zelten. Und ich habe gestaunt, wie kreativ Gott ist. Das begann schon auf der Fahrt, setzte sich vor Ort fort und ging auf der Rückfahrt gerade so weiter.

Diese unglaublich anmutende Symbiose aus Wasser und Bergen spiegelt für mich die Majestät und das Wesen Gottes wider. Sich in die Höhe reckende Berggipfel, die sich im klaren Wasser des Bergsees spiegeln. Verschlungene Wege im Tessin, Wasser, das türkis in Reinform ist, ein See umschlungen von Bergen. Keine Welle gleicht der anderen, wenn sie sich am Sandstrand sanft entlädt und wieder ins Meer zurückzieht. Schafft es die nächste Welle, mehr Sand zu unterspülen? Ich könnte diesem winzigen Naturschauspiel stundenlang zuschauen.

Oder hast du schon mal eine Weile einfach einen Berg betrachtet? Wie unförmig er doch eigentlich ist und doch so faszinierend, ja fast mysteriös. Ein Muster ist nicht zu erkennen, stattdessen das Raue und Wilde der Natur. Ungezähmt und unbeirrbar ragen Berge in die Höhe und doch laden sie ein, zu verweilen, zu staunen, sie zu begehen oder sich bewusst zu machen, was Gott einmal über seine Liebe und seinen Frieden gesagt hat:

Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der Herr, der dich liebt! (Die Bibel, Jesaja 54,10)

Das Leben ist schön. Es ist viel zu schön, um es nicht zu leben.

Du hast exakt eine Ausgabe. Deine Tage, die du noch leben wirst, zählen rückwärts. Was willst du aus deinem Leben gemacht haben, bevor die Null erreicht ist?

Das Leben ist schön. Viel zu schön, um es nicht zu leben!

Von Gott enttäuscht 

Urlaubszeit. Das heißt für mich auch: die Möglichkeit, andere Gottesdienste zu besuchen. Und das genieße ich sehr!

Da ich mich inspirieren lassen möchte, gehe ich im Urlaub bevorzugt in freie Gemeinden, da mich deren Art, Gottesdienst zu feiern und Gemeinde zu leben wesentlich mehr anspricht als die klassische Landeskirche. Wesentlich mehr.

So war ich letzten Sonntag in der „Freien Christengemeinde Bremen“ (www.fcbremen.de). Und mal so am Rande: Eine sehr, sehr geniale Gemeinde! Geh unbedingt mal hin, wenn du in der Nähe bist oder wohnst.

In der Predigt ging es um Jakob, den alten Gauner. Dieser hat es ja immer wieder geschafft, mit List und Tücke Vorteile für sich selbst zu erschleichen. Dabei schreckte er auch vor Lügen und Betrügereien nicht zurück. Und am Ende passiert etwas Unglaubliches: Gott segnet Jakob. Aber er segnet nicht sein Tun sondern er segnet Jakob.

Und der alte Gauner bleibt Gauner und sagt zu Gott: O.K. Gott, wenn du dies und das für mich tust, wenn du mich segnest, wenn du mein Leben gut machst, dann und nur dann darfst du mein Herr und mein Gott sein.

Jakob tut hier also nichts anderes, als dass er die Bedingungen stellt, unter denen er an Gott glaubt.

Nachlesen kannst du das in der Bibel im 1. Buch Mose im 28. Kapitel.

Stellst du Bedingungen?

Nein. Natürlich nicht, kommt es dir sofort über die Lippen. Aber ich glaube, dass wir unweigerlich es alle tun. Und bei den einen zerbricht der Glaube an nicht erfüllten Bedingungen und bei anderen nicht.

Die Probe kannst du ganz einfach machen, indem du dir folgende Frage stellst: warst du schon einmal von Gott enttäuscht?

Enttäuscht kann ich ja nur dort sein, wo Erwartungen oder eben Bedingungen, die ich gestellt habe, nicht erfüllt werden.

Sowohl in meinem Umfeld als auch in der großen weiten Christenwelt erlebe ich zur Zeit Menschen, die teils explizit teils implizit sagen, dass sie von Gott enttäuscht sind.

Manche versuchen diese Enttäuschung zu verdecken, indem sie sagen, dass ihr Glaube gereift ist und sich verändert hat. Aber oft sind Veränderungen im Glauben nichts anderes als Ausdruck von Enttäuschungen. Man versucht nämlich, sich damit zu arrangieren, dass doch nicht alles so ist, wie man es immer geglaubt hat. Und so verabschiedet man sich nach und nach von Glaubensinhalten, die eine Zeit lang sehr prägend waren.

Und das geschieht eben dort, wo ich Gott Bedingungen stelle, unter denen ich an ihn glauben werde oder mich für ihn und seine neue Welt einbringe, seine Souveränität nicht anerkenne und auch eingestehen muss, dass ich ihn einfach nicht immer verstehe.

Deswegen bitte ich dich eindringlich, dass du Gott keine Bedingungen stellst. Dass du ihm nicht sagst, wenn ich diesen oder jenen Job habe, wenn ich dieses oder jenes Einkommen habe, wenn ich aus dieser Situation so oder so herauskomme, wenn die Krankheit geheilt wird, wenn meine Familie…dann, ja dann darfst du ganz Herr meines Lebens sein.

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass dich das nur in die Enttäuschung führen wird.

Sei dankbar!

Der Gegenentwurf ist ganz einfach: sei dankbar!

O. k., so einfach ist es dann nun auch nicht. Ich weiß, dass Dankbarkeit manchmal ziemlich viel von einem verlangt. Vor allem dann, wenn man den Blick nach rechts und nach links wendet. Und dort sehen wir den Menschen, denen es besser geht als mir. Aber ist dem wirklich so? Geht es diesen Menschen wirklich besser? Oder ist das vielleicht nur der äußere Schein, der doch so oft drückt?

Ich bin ein visueller Mensch. Ich lasse mich schnell beeindrucken und auch blenden von Äußerlichkeiten. Von Dingen, die ich mit meinem Auge wahrnehme, aber die ich eben auch so einfach mit meinem Verstand greifen und fassen kann. Und ich bin ein einfach gestrickter Mensch. Ich sehe andere, sehe was sie haben, sehe was ich habe, und denke mir: die haben ja viel mehr.

Und wieder einmal muss ich an das Wort in der Bibel denken aus dem Buch 1.Samuel:

Gott sagt: „Ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.“ (1. Samuel 16,7)

Und dann denke ich, dass wenn Gott schon in mein Herz sieht, dann soll er ein dankbares Herz sehen. Und deswegen glaube ich, dass der  ultimative Gegenentwurf zum Bedingungenspielchen die Dankbarkeit ist.

Wer dankt, vergleicht nicht.

Wer dankt, stellt keine Bedingungen.

Wer dankt, trägt dafür Sorge, dass der Glaube auch im Alter und im Alterungsprozess noch Bestand hat.

Mir imponieren Menschen, die dankbar sind, auch wenn ihre äußeren Rahmenbedingungen das objektiv betrachtet nicht immer herzugeben scheinen.

Nimm dir doch eine Sache am Tag vor, für die du auch am Ende des Tages noch dankbar sein willst. Und sag es deinem Schöpfer. Er freut sich darauf und darüber.

Denn letzten Endes zählt nur eines: deine ganz persönliche Beziehung zu Gott – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Frei von allen Bedingungen aber erfüllt und getragen von allen göttlichen Verheißungen.

Ich bin nicht religiös!

„Ich bin keine religiöse Natur. Aber an Gott, an Christus muss ich immerfort denken, an Echtheit, an Leben, an Freiheit und Barmherzigkeit liegt mir sehr viel. Nur sind mir die religiösen Einkleidungen so unbehaglich.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Erster Abend der Pfarrkonferenz in Berlin-Grunewald zum Thema „Auf Bonhoeffers Spuren“. Eine Einführung in die Konferenz durch Professor Peter Zimmerling, der uns die Tage begleiten wird. Jeder durfte sich ein Bonhoeffer-Wort „ziehen“.

Meines war das Zitat oben.Und ich dachte nur: Das passt!

Ich bin wie Bonhoeffer auch keine religiöse Natur. Religion heißt, ich will mir die Gunst (eines) Gottes verdienen durch mein Handeln, durch meine Frömmigkeit, durch das Einhalten religiöser Regeln. Nein. Religiös bin ich nicht. Der ganze christliche Glaube ist keine Religion.

Jesus (ich rede und schreibe lieber von Jesus als von Christus, aber Bonhoeffer und ich meinen im Kern das gleiche) hat keine Religion gegründet, sondern eine Liebesbeziehung mit Gott ermöglicht. Und das bedeutet eben: Echtheit, Leben, Freiheit und Barmherzigkeit.

Echtheit

Ich selbst sein. Authentisch sein. Keine Kopie. Ein Original. Egal, was die anderen denken. Keine Nummer in der Schar der Religiösen, sondern einzelnes, geliebtes Kind Gottes, das einmalig und individuell ist. Echtheit leben. Egal, was andere denken. Zu sich selbst stehen. Meine Identität ist in Jesus gegründet und nicht in anderen Menschen.

Das ist leicht gesagt, ich weiß. Aber so wichtig. Wir machen uns schnell abhängig von anderen Menschen oder von Dingen wie Beruf, Macht, Besitz oder dem Einsatz in der Gemeinde. Von Menschen und wie wir wohl bei ihnen ankommen mögen. Spielen Rollen. Tragen Masken und Panzer. Sind nicht wir selbst, um bei den anderen auch landen zu können. Verstecken unsere wahre Identität, damit sie von den anderen gefunden und gehoben werden kann.

Aber das ist gefährlich. Sehr gefährlich. Diese Dinge und Menschen greifen nach uns und engen uns ein, wenn wir unsere Identität darin suchen. Sie sperren uns ein in ein Korsett ihrer Vorstellungen und Erwartungen an uns und wir meinen auch noch, so leben zu müssen.

Leben

Um es mit Bonhoeffer zu sagen: Am Leben liegt mir auch sehr viel. Am Leben, das pulsiert und ruht; am Leben zwischen Geborgenheit und Abenteuer; am Leben zwischen vertraut und fremd. Am Leben in seinen Höhen und Tiefen liegt mir sehr viel.

Ja auch an den Tiefen, denn nur durch sie erkennen wir auch die Höhen – ansonsten wäre Leben nicht Leben sondern Monotonie.

Das Leben auch mal nicht so ernst nehmen. Ausbrechen. Wie Jesus am Ostermorgen aus dem Grab. Frei sein wie die Ehebrecherin, der Jesus ihre Schuld vergibt. Leben – wie Lazarus, der schon tot war und wieder zu neuem Leben erwachte. Losgehen – wie Petrus, der auf dem Wasser geht.

Leben. Es bietet uns so viel. Die ganze bunte Palette göttlicher Schöpfungskraft Tag für Tag neu, die sich widerspiegelt in den Sehnsüchten, die unser Herz erfüllen und unser Leben erst lebenswert machen. Süchtig zu sein nach einem Sehnen, das mehr verspricht, als wir im Moment auch nur ansatzweise erahnen können.

Sehnsucht nach mehr.

Sehnsucht nach Lebensfreude.

Sehnsucht nach Erfüllung.

Sehnsucht nach lieben und geliebt zu werden.

Sehnsucht nach dem, was wir nicht sehen und halten können, was wir tief in uns aber hoffen.

Sehnsucht nach einem Leben, das ganz aus Gottes Hand und Gnade gelebt wird.

Sehnsucht nach einem geisterfüllten Leben durch den Heiligen Geist.

Sehnsucht nach dem Übernatürlichen.

Sehnsucht nach dem Nicht-Konventionellen.

Sehnsucht nach Abenteuer.

Sehnsucht nach Neuem.

Und was haben wir aus dem Leben gemacht? Wir sperren es ein in unsere Alltagsroutinen, in unsere Gewohnheiten, in unsere Konventionen und Normen. Aber das Leben will raus. Ins Leben hinein. Wie ein Fisch das Wasser zum Leben braucht, so braucht das Leben die Freiheit.

Freiheit

Freiheit ist nicht die Abwesenheit von Rahmenbedingungen und Regeln. Das wäre Anarchie. Freiheit ist, wenn Leben sich entfalten und zu seiner Geltung kommen kann. Und da denke ich schon, dass es genug Normen und Konventionen gibt, die nicht gut sind; die uns einschränken. Die das Leben in uns nicht zu einer freiheitlichen Entfaltung kommen lassen. Der großartige Völkermissionar Paulus schreibt:

Zur Freiheit hat Christus uns befreit! Bleibt daher standhaft und lasst euch nicht wieder unter das Joch der Sklaverei zwingen! (Die Bibel, Galanter 5,1)

Dieses Wort alleine hat schon Kraft. Bibelexpetern und JedenSonntagindieKircheGeher werden jetzt aber sagen: Moment, Paulus wendet sich hier gegen diejenigen, die zu sehr nach den alttestamentlichen Richtlinien und Gesetzen leben wollen.

Ich bin mir da nicht sicher – auch wenn ich (fast) jeden Sonntag in den Gottesdienst gehe.

Im Kapitel davor schreibt Paulus:

Früher, als ihr den wahren Gott noch nicht kanntet, sah das ganz anders aus: Damals dientet ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind, und wart ihre Sklaven. Jetzt aber kennt ihr Gott – oder vielmehr: Gott kennt euch. Wie ist es da möglich, dass ihr wieder zu den kraftlosen und armseligen Vorstellungen dieser Welt zurückkehrt? Wollt ihr ihnen wirklich von neuem dienen und ihre Sklaven sein? (Die Bibel, Galanter 4,8+9)

Paulus schreibt von Göttern und den kraftlosen und armseligen Vorstellungen dieser Welt. Und ich denke mir: Recht hat er. So viele Normen und Konventionen, ungeschriebene Gesetze, Langeweile pur. Aber wir dienen ihnen. Wir lassen uns von ihnen in Beschlag nehmen, ja manchmal ergreifen sie Besitz von uns. Natürlich meine ich damit keine Regeln, Gesetze und schon gar nicht die 10 Gebote, die unser Leben regeln und einen äußeren Frieden und eine äußere Ordnung schaffen sollen.

Vielmehr habe ich den Eindruck, dass wir Erwachsene, je älter wir werden, die innere Freiheit verlieren, die wir als Kind noch haben. Wohl niemand lebt so frei wie Kinder.

Dieses Lachen, wenn sie unter dem Wasserbogen des Gartenschlauches hindurchrennen und dabei nass werden.

Diese Ausgelassenheit beim Spielen und Toben, beim Rennen und Spielen, beim Sport und im Dreck Wühlen.

Dieses Strahlen in den Augen, wenn sie immer und immer wieder rufen: „Noch mal, Papa! Noch mal! Noch mal! Noch mal!“

Wann hast du als Erwachsener gedacht oder gesagt: „Noch mal,…! Noch mal!“?

Ich wünsche dir, dass du in diesem Moment an einen Moment denken kannst, in dem du das gedacht oder gesagt hast. Dann lebst du. Frei.

Falls du dich nicht erinnerst, denk noch mal darüber nach. Und falls dann immer noch nichts kommt, dann mach dich mal auf die Suche nach der Freiheit in dir.

Ich glaube, dass Jesus sich darüber freut, wenn du frei lebst. Wenn du Kind wirst. Denn er hat es ja selbst gesagt:

Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.  (Die Bibel, Matthäus 18,3)

Kinder muss man immer wieder an Regeln erinnern, ja. Aber im Rahmen dieser Regeln bewegen sie sich frei und spielerisch.

Barmherzigkeit

Auf den ersten Blick passt die Barmherzigkeit nicht so ganz in diese Aufzählung. Aber nur auf den ersten Blick. Den haben wir nun hinter uns und können den zweiten Blick einnehmen.

Und da passt sie wunderbar.

Echtheit ohne Barmherzigkeit ist Arroganz.

Freiheit ohne Barmherzigkeit ist Tyrannei.

Leben ohne Barmherzigkeit ist Kaltherzigkeit.

Was der Motor für jedes Gefährt ist, sollte die Barmherzigkeit für unser Leben sein.

Ich kann echt sein, authentisch sein, ehrlich sein. Wenn ich es unbarmherzig bin, haue ich dem anderen die Wahrheit um die Ohren wie ein nasses Tuch anstatt eines Mantels, in den er sich einhüllen kann. Oder ich sage schonungslos und offen alles, was mir in den Sinn kommt und bin mir selbst das Maß aller Dinge. Nach mir die Sintflut und neben mir keine Menschen – denn die sind unter mir.

Nein. Echt sein ohne barmherzig zu sein will ich nicht. Das würde mich nur noch mehr von den Menschen entfremden, die mir dann ohnehin so fremd scheinen.

Aber ich will auch nicht frei sein ohne barmherzig zu sein. Denn dann bin ich nicht nur in meinem Reden, sondern auch in meinem Tun mir selbst der Nächste, um den sich alles dreht und drehen muss. Dann sind es meine Freiheiten, die andere eingrenzen, einschränken, niederhalten, weil ich viel zu sehr Raum einnehme, der mir nicht zusteht. Weil ich keine barmherzige Haltung habe, in der ich erkennen könnte, dass es dem anderen nun einmal gut tun würde, wenn ich in meiner Freiheit mich seiner annehmen würde und ihm diene – anstatt mich selbst zu erhöhen. Und das kann ganz schnell in einer Tyrannei enden, in der ich den anderen durch meine Freiheit bedränge. Das geschieht subtil. Den anderen nicht wahrnehmen, mich selbst im Blick haben, dem anderen Vorwürfe machen, weshalb er sich nicht so verhält, wie es meinem Anspruch an Freiheit genügen würde.

Aber ich will auch nicht leben ohne barmherzig zu sein. Denn dann würde mein Herz nur kalt und hart werden. Ich würde ständig den nächsten Kick für mich suchen. Den Nächsten nicht im Blick – und nach und nach fehlt mir nicht nur der Blick für den Nächsten, sondern ich nehme ihn gar nicht mehr wahr. Er ist mir egal. Mein Herz ist so kalt und hart, weil es ja nur um mein Leben geht, dass Menschen um mich herum zu Salzsäulen erstarren, weil ich zwar nicht zurück, aber immer nur auf mich selbst blicke.

Und erwachen diese Salzsäulenmenschen aus dem Bannschlaf meiner Kaltherzigkeit, bin ich verwundert und bestürzt darüber, dass sie selbst Anliegen und Bedürfnisse haben. Mein Herz wird kälter und zieht sich noch mehr zurück – bedacht auf den ganz persönlichen Lebenskick.

Nein, ich könnte nicht mehr sagen, dass Barmherzigkeit in diese Reihung nicht passen würde. Im Gegenteil. Sie ist dringend notwendig, damit hier nichts aus dem Ruder läuft.

Christus

Das alles steht nicht im leeren Raum, sondern bindet sich an Jesus, der sagt:

Ich lebe und ihr sollt auch leben! Ich bin gekommen, um Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle. (Die Bibel, Johannes 14,19; Johannes 10,9b)

Einmal mehr gilt: Blick auf Jesus! Schau auf ihn! Nicht auf dich. Deine Freiheit, deine Echtheit, dein Leben, deine Barmherzigkeit. Schau auf Jesus und lebe! Aber so richtig – so wie Jesus es sich für dich vorgestellt hat:

Echt.

Lebendig.

Frei.

Barmherzig.

Schau auf ihn! Such ihn! In der Stille, im Gebet, in seinem Wort. Lass ihn zu dir reden. Dir Bilder schenken. Gedanken. Visionen. Offenbarungen. Why not? Wenn wir schon von einem, lebendigen Gott reden, dann sollten wir auch davon ausgehen, dass er das tut, was Lebende tun: Kommunizieren. Reden. Mitteilen. Sich zeigen.

Das wird er. Und dann: flieg los! Lebe! Denn der, der dich erschaffen hat, hat dich nicht dazu erschaffen, einfach mal so vor dich hin zu existieren. Er hat dich dazu erschaffen, ein Leben zu leben, das ihn ehrt, das du mit ihm gemeinsam lebst – und das alle Höhen und Tiefen kennt. Alle Schönheit und alle Makel des Lebens. Aber vor allem: Nur dieses Leben ist wirklich Leben, das aus der Liebe und Gnade des Schöpfers gelebt wird.

Und jetzt raus! Lebe!

Auf dem Wasser laufen

An diesen Beitrag habe ich mich lange nicht herangewagt.

Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Mal wieder geht mir ein Lied nicht aus dem Ohr. „Meer“ – die deutsche Übertragung des Liedes „Oceans“ von Hillsong United.

Wie ist es eigentlich um mein Vertrauen in Gott bestellt?

Diese Frage stelle ich mir jedes Mal, wenn ich dieses Lied höre. Und das kann momentan durchaus im zweistelligen Bereich pro Tag liegen. Aber es ist keine schlechte Frage. Denn vom Vertrauen hängt alles ab.

Führ mich dorthin, wo ich unbegrenzt vertraue. Lass mich auf dem Wasser laufen, wo immer du mich hinführst. Führ mich tiefer als ich selber jemals gehen kann, dass ich fest im Glauben stehe in der Gegenwart des Retters.

Ehrlich gesagt weiß ich oftmals gar nicht, ob ich das eigentlich will: Dorthin zu gelangen, wo ich unbegrenzt vertraue.

Einerseits ja. Denn ich wünsche es mir, ein Vertrauen in Gott zu haben, das allen Stürmen und Wellen trotzt. Ein Vertrauen, das echt und tief ist. Ein Vertrauen, das nicht erschüttert werden kann. Ein Vertrauen, das nicht nur in der Theorie ein Fallenlassen in die Arme Gottes ist, sondern sich in ganz praktischen und alltäglichen Situationen zeigt: im Umgang mit Geld, mit meinen Mitmenschen, in meiner Familie, im Beruf und bei allen großen und kleinen Entscheidungen des Alltags.

Andererseits: Sind solche Situationen des unbegrenzten Vertrauens nicht gerade die Situationen, in denen ich merke, dass ich die Dinge und mein Leben nicht selbst in der Hand habe? Dabei habe ich das doch so gerne. Ich möchte die nächsten Schritte und Wege meines Lebens genau wissen und planen – und dann auch gehen. Ja, Pläne sind dafür da, dass sie über den Haufen geworfen werden. Aber es gibt auch Situationen, in denen ist es total frustig, wenn ein Plan nicht aufgeht.

Ich streite mich mit mir selbst. Und am Ende? Ja am Ende muss es doch einen Sieger geben dieser beiden Meinungen.

Die folgenden Überschriften dieses Beitrages sind Zitate aus dem Lied „Meer“.

Mein Glaube trägt im tiefen Meer

Schöner Satz in diesem Lied. Aber ist das so? Trägt mich mein Glaube wirklich im tiefen Meer? Dann, wenn alles über mich hereinbricht? Dann, wenn ich mich selbst nicht ausstehen kann und im Meer des Selbstmitleids bade? Dann, wenn sich ein Meer voller Fragen und Sorgen bis zum fernen Horizont erstreckt? Dann, wenn meine Wünsche und Sehnsüchte im großen Meer der Realität unterzugehen drohen?

Und dann denke ich an meinen Konfirmationsvers, den mein Vater für mich ausgesucht hatte – wohl in väterlicher Weisheit und Weitsicht, dass ich ihn des öfteren mal gebrauchen könnte:

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
(Die Bibel, 1. Johannes 5,4)

Entweder an diesem Vers ist was dran, oder ich kann die Bibel in die Ecke schmeißen. Da ich Letzteres nicht mache, kann ich nur vertrauen – da haben wir es schon wieder -, dass dieser Vers wahr ist. Und schaue ich auf mein Leben zurück, dann weiß ich: Er ist wahr! Mein Glaube trägt wirklich – was aber wiederum nicht bedeutet, dass ich alles aus mir heraus schaffe.

Mein Glaube ist ja auch der Glaube des anderen Christen. Ein Mitchrist oder eine Mitchristin hat auch diesen Glauben, wie er im 1. Johannesbrief beschrieben ist. Und oftmals benötigen wir im Meer das Rettungsboot des Zuspruchs.

Den anderen, die andere, die mir göttliche Verheißungen zuspricht und mich vor’m Untergehen rettet – eben wie ein Nebellicht.

Und deinen Namen ruf ich an

Wohl kaum eine Geschichte aus dem Leben Jesu wird heute so metaphorisch verwendet wie die, als er auf dem Wasser ging und Petrus, einen seiner Freunde, aus dem Boot zu sich rief. Zögernd setzte Petrus einen Fuß nach dem anderen auf das Wasser. Unsicher. Tapsend. Staunend. Fasziniert. Er ging einen Schritt. Und noch einen. Tatsächlich. Das Wasser trägt ihn. Unfassbar. Dann sieht Petrus die Wellen. Den Sturm. Und er beginn, sich zu fürchten.

Doch als Petrus merkte, wie heftig der Sturm war, fürchtete er sich. Er begann zu sinken. „Herr“, schrie er, „rette mich!“ Sofort streckte Jesus seine Hand aus und hielt ihn fest. (Die Bibel, Matthäus 14,30+31)

Ja, so erlebe ich das im Alltag auch immer wieder. Wer den Namen Jesu anruft, der wird gerettet. Aus seiner Ichbezogenheit, aus manchen Problemen und aus dem Meer der größten Nöte. Schaue ich auf Jesus, dann wird mein Leben hell, schaue ich auf mich und das Meer, in dem ich zu versinken drohe, wird mein Leben dunkel.

Und immer wieder wirft Jesus sich als Rettungsring hinein in meinen Alltag, einen ganz gewöhnlichen Alltag, wie ihn sieben Milliarden Menschen auf dieser Erde haben. So wichtig bin ich ihm. So sehr liebt er mich. So sehr zeigt er mir immer wieder: „Ich bin vertrauenswürdig. Rufe mich an in der Not und ich will dich retten – und du sollst mir die Ehre geben!“ (nach Psalm 50,15)

Und dann frage ich mich, warum ich das nicht öfters in Anspruch nehme. Warum ich so weit planen und schauen will, wie es eigentlich schon längst hinter meinem mir möglichen Horizont liegt. Und mir kommt eine weitere Zeile des Liedes in den Sinn:

Ich schau so weit ich sehen kann

Reicht das nicht aus? Nein, denke ich oft. Ich will doch mein Leben in der Hand haben. Ich will selbst planen und die Dinge beeinflussen. Ich nehme mir dieses und jenes vor – und merke am Ende des Tages, dass vieles doch ganz anders gekommen ist.

Projekte in der Gemeinde gehen nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.

Menschen in meinem Umfeld verhalten sich anders, als ich mir das wünsche – und ich gehe mal fest davon aus, dass ich mich auch oft anders verhalte, als sie es sich wünschen.

Einer der größten Fehler, die wir machen können, ist der, dass wir mehr wollen, als wir sehen. Dass wir weiter planen, denken und Dinge erreichen wollen, als sie uns vor Augen sind. Meist wollen wir den zweiten Schritt vorm ersten machen – aber dann stolpern wir aus dem Boot ins Wasser und drohen zu sinken.

Und deswegen ist es doch gerade ein Ausdruck von Vertrauen, wenn ich nur das tu, was ich vor Augen habe – und den Rest getrost Gott überlasse.

Jesus sagte einmal:

Macht euch keine Sorgen um den nächsten Tag! Der nächste Tag wird für sich selbst sorgen. Es genügt, dass jeder Tag seine eigene Last mit sich bringt. (Die Bibel, Matthäus 6,34)

Irgendwie ist immer etwas Wahres dran an dem, was Jesus sagt. Und dieser Satz klingt so lapidar – und doch ist er so tief. Wenn wir einfach mal „nur“ die Dinge vor Augen haben, die uns heute begegnen und uns keine Sorgen machen um das, was noch kommen wird, dann nennt man das Vertrauen. Und das muss ich als ein Mensch, der gerne plant, organisiert und strukturiert, wohl noch ziemlich lernen.

Aber es wäre doch mal eine gute Herausforderung, oder nicht? Sozusagen ein Vertrauens-Test: Sorge dich heute mal nur um die Dinge, die heute dran sind – und das Morgen kannst du getrost und vertrauensvoll in Gottes Händen lassen. Ich merke, dass alleine der Gedanke daran nicht nur für mich herausfordernd sein könnte.

Und kommt die Flut, hältst du mich fest in deinem Arm

Und dann kommt sie doch. Eine Welle der Enttäuschung über andere Menschen. Eine Welle des Frusts über nicht in Erfüllung gegangene Wünsche und Träume. Eine Welle der Ernüchterung, wenn Dinge nicht so laufen, wie geplant. Ein paar Wellen zusammen – und schon kommt die Flut.

Aber Gott sagt:

Wenn du durch tiefes Wasser oder reißende Ströme gehen musst – ich bin bei dir, du wirst nicht ertrinken. (Die Bibel, Jesaja 43,2)

Mit dieser Zusage im Rücken müsste es doch eigentlich möglich sein, die Flut zu ertragen. Eigentlich. Wenn da nicht das mangelnde Vertrauen wäre und der Kreis von vorne beginnt. Dabei ist die Bibel doch voll mit Zusagen Gottes, dass er uns gerade dann ganz sicher in seinen Armen hält, wenn die Flut des Lebens über uns hereinbrechen will. Und das kann schon in ganz normalen Alltagssituationen der Fall sein: Wenn wir in der Erziehung unserer Kinder nicht so reagieren, wie wir uns das gewünscht haben. Wenn sich die Arbeit bei der Arbeit türmt und immer höher wird. Wenn die Aussage eines lieben Menschen uns verletzt. Wenn Menschen, denen wir vertraut haben, den Rücken kehren. Wenn der Arzt etwas ausspricht, was aber mal so was von überhaupt nicht angenehm ist.

Dann? Ja dann bin ich gehalten. Wie ein kleines Kind, das friedlich und geborgen in den Armen des Vaters einschläft, auch wenn dieser dafür einige Runden durch die Wohnung gehen musste und seinen geliebten Sohn in den Schlaf wiegen musste. (Ich habe dabei alle Strophen von „Der Mond ist aufgegangen“ auswendig gelernt. Hat ja auch was.)

Oder wie ein größeres Kind, das sich schluchzend und traurig in die Arme des Papas wirft, weil es in diesem Moment an keinem anderen Ort der Welt lieber wäre, als in diesen bergenden und schützenden, festen und starken Armen.

Wie viel mehr ist Gott genau das für mich, wo ich als immer wieder Fehler machender menschlicher Papa schon das Beste für meine Kinder will? Eben. Er ist es unglaublich viel mehr. Und dieses Mehr trägt und hält mich im Meer meines Lebens, dessen Wellen der Enttäuschung, des Frusts und der Ernüchterung dann doch gar nichts tun können gegen die Liebe, mit der Gott mich Tag für Tag, Stunde um Stunde liebt.

And the winner is:

Ja, ich will dorthin, wo mein Vertrauen in Gott unbegrenzt ist. Denn dann lebe ich das Leben, zu dem ich bestimmt bin. Das Leben, das Gott sich für mich gedacht hat. Ein Leben voller Abenteuer, voller Liebe, voller Vorwärtsgehen und nicht so sehr Nachhintenschauen. Ein Leben, das erfüllt ist von seiner Gegenwart – heute. Morgen auch, ja. Aber das Heute zählt!

Eigentlich eine schöne Vorstellung – und dann auch gar nicht mehr so schwer, zu vertrauen – oder doch?

Rooftops

Ich liebe es, neue Lieder kennen zu lernen – und lieben zu lernen. Eines davon ist „Rooftops“ von einer äußerst zu empfehlenden Band namens „Jesus Culture„, deren kraftvollen Lieder mich schon einige Jahre begleiten.

Und so ist auch „Rooftops“ ein Lied voller Kraft und Leidenschaft für Jesus und die Macht seines Namens. Klingt ein wenig hoch? Wart’s ab! Du wirst es schon noch sehen.

So I shout out Your name, from the rooftops I proclaim, that I am Yours, I am Yours!

In meiner Gemeinde läuft gerade die Predigtreihe „Übernatürlich„, in der es um das Wirken Gottes in der Apostelgeschichte geht. Wie ein roter Faden zieht es sich hindurch, dass der Name Jesus eine unglaubliche Kraft hat. Kranke werden in seinem Namen geheilt. Unreine und böse Geister werden in seinem Namen ausgetrieben. Menschen lassen sich auf seinen Namen taufen. Und nicht zuletzt setzt Petrus mal ein markiges Statement im Blick auf den Namen Jesus:

Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.
(Die Bibel, Apostelgeschichte 4,12)

Würde Petrus nicht gerade vor Gericht stehen und allen Mut zusammen nehmen, um das zu sagen, stelle ich mir vor, wie er eher auf einem der Dächer Jerusalems der damaligen Zeit steht und wie es so schön heißt „From the rooftops I proclaim“ den Namen Jesus den Menschen nicht um die Ohren haut – aber doch hingebungsvoll und leidenschaftlich verkündigt.

Sowohl durch das Lied als auch durch die Beschäftigung mit der Apostelgeschichte wurde mir vielleicht erstmalig oder dann doch zumindest von neuem bewusst, welche Kraft wirklich der Name Jesus hat. Und nicht alleine deswegen bin ich sehr dankbar, dieses Lied kennen gelernt zu haben.

Schnell können wir kraftlos werden angesichts der Sorgen und Bedenken, die wir so mit uns rumtragen; angesichts der Kraftlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, die manchmal unser von Gott so bunt geschaffenes Leben in den Graustufen-Modus zurückversetzen wollen.

Und dann stolperte ich über eine Zeile im Lied, die eigentlich gar nicht im Mittelpunkt steht:

All that I am, I place into Your loving hands.

Und ich frage mich: Ist das so? Gesungen ist das ganz schnell. Die Melodie an dieser Stelle des Liedes ist auch für mich Gesangsamateur recht gut mitzusingen – aber stimmt das auch? Lege ich wirklich alles, was mich ausmacht, in Gottes liebende Hände? Ich meine – alles, das umschließt im Prinzip ja eigentlich alles. Genau. Ausnahmslos alles.

Ich glaube, es benötigt ganz viel Vertrauen. Wenn ich meinen Kindern mein iPad in die Hand gebe, dann mache ich das im Vertrauen darauf, dass ihre Hände es so gut fassen, dass aus dem iPad kein iSchrott wird (ja, liebe Apple-Feinde, das ist es in euren Augen sowieso, aber das wäre ein anderes Thema). Ich habe Vertrauen. Und: ich lasse los.

Und das ist beides so richtig schwierig. Nicht im Blick auf das iPad (ok, anfangs war es das für mich auch), aber vielmehr im Blick auf mein Leben. Aber wieso eigentlich? Meinen Kindern drücke ich das iPad in die Hand, weil ich Vertrauen habe, dass sie es nicht kaputt machen.

Haben wir dieses Vertrauen in Gott, wenn wir ihm alles, was uns ausmacht, anvertrauen? Dieses Vertrauen, dass er es schon nicht kaputt machen wird, sondern heil? Immerhin wird Jesus auch als der Heiland bezeichnet – ein altbackenes Wort, aber ich liebe es. Denn er macht nicht kaputt – er macht heil.

Oder ist da gerade noch so viel Stolz in uns, dass wir meinen, es schon ganz gut selbst auf die Reihe zu bekommen?

Alles, was mich ausmacht, in Gottes liebende Hände zu legen, beginnt damit, dass ich anerkenne, dass er Gott ist – und ich nicht. Dass er den weit größeren Blick auf mein Leben hat, als ich. Dass er mein Leben kennt, dass meine Tage bei ihm gezählt und aufgehoben sind und dass er über mein Leben schon Bescheid wusste, bevor ich das Licht dieser Welt erblickte. Und dass er heil macht, wo ich Angst habe, dass Dinge kaputt sind oder kaputt gehen.

Wenn ich das mache und erst einmal anerkenne, dann geht es hoch und runter:

All the good You’ve done for me, I lift up my hands for all to see.

You’re the only one who brings me to my knees.

Hoch gehen meine Arme – wirklich oder im übertragenen Sinn spielt hier nur eine untergeordnete Rolle – als Ausdruck meiner Anbetung und meines Danks an den, der es verdient hat. Und es geht runter. Auf die Knie. Aber nicht in den Staub vor einem Despoten, sondern als Ausdruck der Dankbarkeit und Ehre, ein Kind dieses Gottes zu sein.

Ja und manchmal ist es dann tatsächlich so, dass ich am liebsten auf’s Dach steigen würde und es ganz laut hinausposaunen würde: „Ich gehöre zu Jesus!“

Manchmal. Aber dann bin ich irgendwie auch wieder froh, dass ich gar nicht weiß, wie ich auf’s Dach komme und lass meine Leidenschaft für ihn an anderen Stellen einfließen und übe mich immer weiter darin, wirklich alles – und damit ist ja jetzt nicht wenig gemeint – in seine liebenden Hände zu legen. Ich befürchte nur, dass ich da mindestens mein ganzes Leben lang benötigen werde, bis ich es einmal geschafft habe, alles, was mich ausmacht, in Gottes liebende Hände zu legen.

Und doch bin ich mir sicher: Das ist der Ort, an dem meine Wünsche, meine Hoffnungen, meine Träume – aber auch meine Wunden, meine Enttäuschungen, meine Verletzungen und mein Zweifel ganz wunderbar aufgehoben sind, weil ich weiß: Jesus geht mit all dem noch wesentlich sorgsamer und behutsamer um als meine Kinder mit meinem iPad.

Er macht nicht kaputt, sondern macht dich heil.

Er engt nicht ein, sondern setzt dich frei.

Er drückt nicht nieder, sondern er hebt dich hoch.

…da kann man schon mal auf’s Dach steigen wollen.

Was für ein Gott?

Was für ein Gott würde sich selbst für die Menschen geben, die ihn ablehnen, die ihm mit Desinteresse begegnen – ja den sie sogar hassen? Wie groß muss die Liebe dieses Gottes für jedes einzelne Geschöpf auf dieser Erde sein?

Falls du gerade Schwierigkeiten hast, dir das vorzustellen, kann ich dich gut verstehen. Diese Liebe muss so grenzenlos und uferlos sein, dass wir sie nicht messen, nicht fassen, nicht festhalten können – sie einfach nur wirken lassen können.

Gott hingegen beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. (Die Bibel, Römer 5,8)

So schreibt es der Apostel und große Völkermissionar Paulus. Und er weiß wovon er redet – oder schreibt. Er selbst war ein glühender Christenhasser und Christenverfolger.

Saulus (= Paulus) führte weiterhin einen wütenden Kampf gegen die Jünger des Herrn. Er drohte ihnen mit dem Tod und war entschlossen, die Gemeinde auszurotten. Auch in Damaskus wollte er die Anhänger der neuen Lehre aufspüren, um sie alle – Männer wie Frauen – in Ketten nach Jerusalem zu bringen. (Apostelgeschichte 9,2)

Dass Jesus für uns Menschen stirbt, als wir noch gar nichts von ihm wissen wollten (=Sünder waren), ist keine Theorie aus der Denkstube des Apostels, sondern Realität und an seinem Leben hautnah mitzuverfolgen.

Ein Gott, der…

Ein Gott, der sein Leben gibt – damit ich Leben habe.

Ein Gott, der sich hingibt – damit ich aufgeben kann.

Ein Gott, der sich selbst gibt – damit ich ich werde.

Ein Gott, der für mich stirbt – damit ich ewig lebe.

Ein Gott, der mich liebt – damit ich ihn, mich und andere lieben kann.

Ein Gott, der mich sieht – damit jeder Moment meines Lebens ein göttlicher Augen-Blick wird.

Ein Gott, der mich erlöst – damit ich frei aufatmen kann.

Ein Gott, der mich wiederherstellt – damit mein Versagen mich nicht mehr anklagt.

Ein Gott, der mich befreit – damit mein Leben sich unter seinem weiten Horizont abspielt.

Und das alles geschieht an einem Ort: Golgatha.

Ein Gott, dessen Liebe real ist!

Der Ort der Sühne, der Vergebung, der Heilung, der Befreiung, der Wiederherstellung, der Veränderung, kurz: Der Ort, an dem die Liebe Gottes zu jedem Menschen so sichtbar wurde, dass es einen „Point of no return“ gibt: Gott hat sich festgelegt, uns Menschen zu lieben – und damit das alles keine hohlen Floskeln und fromme Sprüche sind, ist dieser Ort göttlicher Gnade ausgerechnet eine Mülldeponie damaliger Zeit – Golgatha eben.

Der Ort, an dem aller Schutt und alle Asche unseres Lebens hingehört, damit daraus ein Leben unvergleichlicher Schönheit, Kraft und Liebe entsteht.

Es hat Jesus jede Menge gekostet – genauer gesagt: sein Leben! Für mich gegeben, für dich gegeben!

Was ist das für ein Gott, der so etwas tut? Was ist das für eine göttliche Liebe, die nicht aufhört, zu hoffen, zu ermutigen, aufzubauen? Was ist das für ein Gott, der nicht aufhört, auch heute noch Menschen mit seiner Liebe zu überschütten?

Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch unsichtbare Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn. (Die Bibel, Römer 8,38-39)

Zu dieser großartigen Erkenntnis gelangt Paulus, der einst ein glühender Christenverfolger war und so sehr von Gottes Liebe überrascht wurde, dass er zu einem leidenschaftlichen Jesus-Nachfolger wurde.

Ein Gott, der grenzenlosen Hoffnung!

Wie auch immer du zu Jesus stehst. Nichts in dieser Welt kann so stark sein, dass es dich von ihm fernhält. Nichts in dieser Welt ist stärker als seine Liebe, die er am Kreuz von Golgatha eindrucksvoll bewiesen hat.

Für mich ist das eine unerschütterliche Hoffnung, die grenzenlos ist und die nicht nur mein Denken und Verstehen überragt. Sie überragt sogar meine Schuld, mein Versagen und mein Scheitern.

Denn wann immer unser Gewissen uns anklagt, dürfen wir wissen: Gott in seiner Größe ist barmherziger als unser eigenes Herz, und ihm ist nichts verborgen. Er, der uns durch und durch kennt, sieht nicht nur unsere Verfehlungen. (Die Bibel, 1. Johannes 3,20)

Schau deswegen nicht auf dich. Schau auf Jesus! Der Blick auf mich selbst macht mein Leben manchmal sehr, sehr dunkel. Der Blick auf Jesus lässt meinen Glauben und mein Leben in hellem Licht erstrahlen.

Weil er alles dafür getan hat, dass niemand und nichts seiner Liebe im Weg stehen kann. Auch du selbst kannst ihm nicht im Weg stehen. Geht nicht. Ist einfach so. Auch wenn du es vielleicht manchmal anders denkst oder erlebst. Das Leben von Paulus und seine 180-Grad-Wende hin zu Jesus, den er so glühend und hasserfüllt verfolgt hat, ist nur eines von unzähligen Beispielen, was mit einem Menschen geschieht, der auf Jesus schaut:

Sein Leben wird vollkommen verwandelt in ein neues Leben, das besser ist als alles, was wir uns auch nur ansatzweise selbst ausdenken und wünschen können.

Wie groß ist Gott?

Die Frage darf man doch noch stellen, oder?

Im Trubel des Alltags und in den Wirren unserer Gedanken geschieht nämlich schnell Folgendes: Wir sperren Gott in unser Denken ein. Ganz egal, ob wir über ihn nachdenken, über uns nachdenken oder über etwas, das uns beschäftigt. Wir weisen Gott einen Platz zu im Rahmen unserer begrenzten Denkmöglichkeiten. Und je mehr sich unsere Gedanken füllen, desto mehr kreisen sie um allerhand Dinge – und immer weniger um Gott. Und er wird immer kleiner. Irgendwann ist er dann so klein, dass wir ihm einen bestimmten Platz in unseren Gedanken zuweisen und sagen: „Platz! Sei still! Das ist deine Ecke!“ Ja und dann? Dann wundern wir uns, warum wir so wenig empfangen.

Gott – und unsere Gedanken

Aber Gott ist anders. Gott passt nicht in unsere Gedanken. Gott ist weit mehr.

Es gab mal einen Menschen, der eine wunderbare Gabe hatte: Er konnte die Sehnsucht des Menschen nach Gott in Worte fassen, die über die Jahrtausende hinweg Bestand haben und zumindest mich heute noch berühren. Er heißt David. Und seine Gedanken über Gott sind in vielen Gebeten der Bibel, den Psalmen, aufbewahrt. In einem dieser Gebete sagt er Folgendes:

Hätte ich Flügel und könnte mich wie die Morgenröte niederlassen am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich leiten, ja, deine rechte Hand würde mich halten! Und spräche ich: »Nur noch Finsternis soll mich umgeben, und der helle Tag um mich her soll sich verwandeln in tiefste Nacht!«, dann wäre selbst die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht würde leuchten wie der Tag. Ja – für dich wäre tiefste Dunkelheit so hell wie das Licht! Du bist es ja auch, der meinen Körper und meine Seele erschaffen hat, kunstvoll hast du mich gebildet im Leib meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar erschaffen bin, es erfüllt mich mit Ehrfurcht. Ja, das habe ich erkannt: Deine Werke sind wunderbar! Dir war ich nicht verborgen, als ich Gestalt annahm, als ich im Dunkeln erschaffen wurde, kunstvoll gebildet im tiefen Schoß der Erde. Deine Augen sahen mich schon, als mein Leben im Leib meiner Mutter entstand. Alle Tage, die noch kommen sollten, waren in deinem Buch bereits aufgeschrieben, bevor noch einer von ihnen eintraf. Wie kostbar sind für mich deine Gedanken, o Gott, es sind unbegreiflich viele! Wollte ich sie zählen, so wären sie zahlreicher als alle Sandkörner dieser Welt. Und schlafe ich ein und erwache, so bin ich immer noch bei dir. (Die Bibel, Psalm 139, 9-18)

Nochmal die Frage: Wie groß ist Gott?

Unbeschreiblich. Undenkbar. Unvorstellbar. Ungeschaffen. Einzigartig. Ewig.

Wer bin ich, dass ich ihm in meinen Gedanken einen Platz zuweise, der ohnehin zu klein ist für ihn?

 

Göttlicher Reichtum

Und dann „stolpere“ ich heute über eine Bibelstelle, die mich mit diesem Gebet Davids zusammen ins Staunen versetzt:

Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen. (Die Bibel, Johannes 1,16)

Dieser Gott hält es einfach nicht aus, seine ganze Größe, seine Schönheit, seine Fülle, seine Gnade für sich zu behalten. Wir dürfen sie abgreifen. Ergreifen. Erleben. Erfahren.

Aber nicht nur so ein kleines Stückchen, wie Kinder das machen, wenn sie teilen und mit ihrer kindlich-egoistischen Optik zwei vollkommen ungleich große Stücke dir als gleich groß verkaufen wollen.

Nein. Gott gibt alles. Alles!

Die Frage ist: Nehmen wir das in Anspruch oder weisen wir ihm einen Platz in unserem Denken und Herzen zu, bei dem er Glück hat, dass es zumindest noch ein überdachter Stehplatz ist?

Johannes schreibt, dass wir von dieser unbeschreiblichen Gnade Gottes nicht nur ein Stückchen abbekommen, das halt unter den Tisch gefallen ist. Nein. Wir haben es mit der ganzen Fülle des göttlichen Reichtums zu tun. Wer sich aufmacht, um vom Gnadenthron Gottes zu kommen, der bekommt nicht nur ein wenig. Der bekommt alles. Alles aus der Fülle des göttlichen Reichtums.

Das wiederum übersteigt mein Denken kolossal! Aber wen wundert’s? Es geht ja um Gott. Und ich möchte nicht an einen Gott glauben, der in mein Denken passt. Dann wäre es ein ziemlich mickriger Gott.

 

Vom Kreuz zum Thron – und zurück

Ich will lieber an einen Gott glauben, der so unfassbar groß, so unbeschreiblich gnädig und unendlich liebend ist. Und das hat er sich etwas kosten lassen. Und zwar alles. Wieder einmal. Gott ist kein Gott der halben Sachen. Er gibt alles. Im wahrsten Sinne. Zum ersten Mal am Kreuz.

Chris Tomlin singt davon in seinem Lied „At the cross (Love ran red)“:

There’s a place where mercy reigns and never dies. There’s a place where streams of grace flow deep and wide.

Where all the love I’ve ever found comes like a flood, comes flowing down.

At the cross, at the cross I surrender my life, I’m in awe of You, I’m in awe of You.

Where Your love ran red and my sin washed white, I owe all to You, I owe all to You, Jesus.

There’s a place where sin and shame are powerless. Where my heart has peace with God and forgiveness.

Where all the love I’ve ever found comes like a flood, comes flowing down.

Gott hat es sich nicht nur wenig kosten lassen, uns Gnade von der Fülle seines göttlichen Reichtums zu geben. Es hat ihn seinen Sohn, sein Herz, sein Ein und Alles gekostet, damit wir erleben können: Es gibt einen zweiten Ort, ein zweites Mal, das immerwährend und andauernd ist, an dem Gott uns alles gibt: vor seinem Thron.

Gott geistert ja nicht durch die unsichtbare Welt herum, wie ein rastloser Satellit. Nach biblischem Zeugnis sitzt er auf seinem Thron und wird dort angebetet – nichts anderes tun Christen, wenn sie Gott anbeten. Manche haben da ja so eine diffuse Vorstellung. Ich finde es aber ein unglaublich faszinierendes Momentum zu wissen, dass der Gott, den ich anbete, der Gott ist, der auf dem Thron sitzt. Und vor diesem Thron ist ganz viel Platz. Ein weiter Raum. Stufen. Und Gesagt. Anbetung pur. Und Platz – für mich, um eines zu tun: Gnade um Gnade aus der Fülle seines göttlichen Reichtums zu nehmen. Nicht nur ein wenig, was vom Thron halt so runterfällt, sondern so viel ich brauche – und noch mehr.

Diese Gedanken sind mir zu hoch, zu weit, zu tief. Zu unfassbar. Irgendwie geht es mir da so wie meinem Namenskollegen aus dem Alten Testament, der es in viel schöneren Worten ausgedrückt hat. Denke ich darüber nach, wie groß Gott ist, habe ich zwei Möglichkeiten: Ich kann verzweifeln, weil ich ihn einfach nicht in und dann wieder aus meinem Kopf und meinen Gedanken bekomme, ihn einsperre wie einen unglücklichen Vogel im Käfig, der eigentlich fliegen und mir die Weite des Lebens zeigen will.

 

Geschehen lassen

Oder ich öffne mich dem Gedanken, dass Gott unfassbar groß, unbeschreiblich gnädig und unendlich liebend ist. Und ich öffne mich ihm, gebe mich ihm hin – „surrender“, wie Chris Tomlin es nennt. Kapitulieren vor dem Kreuz und dem Thron und einfach geschehen lassen, annehmen und danken, dass Gottes Gnade niemals aufhört und er mir aus der Fülle seines göttlichen Reichtums gibt. Und zwar gerne. Und dann: staunend vor seinem Kreuz stehen. Staunend und das Herz weit offen, weil es nichts gibt, das unser Herz so sehr erfüllt, wie seine unendliche Liebe. So schwer es ist, das zu glauben und so kompliziert es im Alltag auch oft ist: Es ist wahr.

Vor dem Kreuz Jesu und dem Thron Gottes gibt es nur eine angemessene Reaktion: Dankbar, anbetend, empfangend und staunend geschehen lassen, was Gott für mich bereithält.

Das ist die Kraftquelle meines Lebens, weil ich nicht über einen Gott schreibe, der sich in einem Schicksal ergibt oder ein Konstrukt meines Denkens ist. Nein. Es ist ein Gott, der in die Geschichte eingreift, der mein Leben und meinen Alltag sieht und erfüllt. Immer wieder neu.

Wie groß ist Gott?

Unfassbar groß.

Unbeschreiblich gnädig.

Unendlich liebend.

 

Was wäre ich ohne Jesus?

Die absolute Gretchenfrage, über die ich kürzlich mit jemandem gesprochen habe.

Ja, was wäre ich denn eigentlich ohne Jesus, ohne meine Beziehung zu ihm?

Leblos

Ich wäre verloren – auf Zeit und Ewigkeit. In der Zeit, weil mir schlicht und einfach der Leuchtturm in den Wirren meines Lebens fehlen würde. In der Ewigkeit, weil ich glaube, dass es mit Gott auch über meinen Tod hinaus Gemeinschaft nur geben kann durch eine vertrauensvolle Beziehung zu Jesus.

Und das ist es, was mich Tag für Tag am Leben erhält. Dieses Leben, das Jesus schenkt, ist nicht auf die Ewigkeit beschränkt. Es beginnt hier und jetzt bis es dann einmal zur Vollendung in seiner Herrlichkeit kommt. Er hat es selbst zu einer Frau gesagt, die Durst hatte nach wahrem Leben:

Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr durstig sein. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, die unaufhörlich fließt, bis ins ewige Leben. (Die Bibel. Johannes 4,14)

Es gibt kein schöneres, kein erfüllenderes, kein begeisternderes, kein erhabeneres, kein leidenschaftlicheres Leben als das, welches Jesus schenkt.

Haltlos

Manche Menschen greifen in ihrer Not nach dem beliebten Strohhalm. Egal, was es ist – Hauptsache es hilft. Ob es sie in Abhängigkeiten oder ungute Verhaltensmuster führt, ob es sie in ihrer Tiefe berührt oder nicht – da ist die Spezie „Mensch“ manchmal leider etwas willenlos. Mit 37 Jahren habe ich jetzt nicht die Lebenserfahrung wie manch anderer, aber ich weiß eines: Es gab und es gibt momentan ausreichend Situationen, da brauche ich etwas oder jemanden, an dem ich mich festhalten kann. Freunde, liebe Menschen, sind das sehr oft. Und doch: auch sie sind fehlbar (Auch du! Ich weiß. Das sitzt jetzt tief. Aber du bist fehlbar!) Einer ist es nicht: Jesus. Deswegen ist er mein Halt in den stürmischen und turbulenten Zeiten und Phasen meines Lebens.

Hoffnungslos

Streng genommen stimmt diese Überschrift nicht ganz. Ich könnte auch ohne eine vertrauensvolle Liebesbeziehung Hoffnung haben – die sich aber lediglich im Diensseits und in allem Irdischen erschöpft. Das ist aber so fragmentarisch, dass es sich nicht lohnt, darin die Hoffnungen zu setzen. Stellst du dir manchmal diese Frage „Wenn ich nur,…dann…“? Ich stelle sie mir nicht mehr, denn ich habe erfahren (müssen), dass Menschen, Werte, Haltungen oder Versprechungen niemals meine Hoffnung zufriedenstellen können. Ja vielmehr: Sie enttäuschen meine Hoffnung. Manchmal so richtig schonungslos. Wenn ich bei einer Beerdigung am Grab stehe und davor die Predigt halte (was in meinem Beruf dann ja doch das ein oder andere Mal vorkommt), sage ich genau das: „Ich könnte hier nicht stehen, wenn mir Jesus nicht die Hoffnung auf ein Leben mit ihm auch nach meinem Tod geben würde.“

Lieblos

Jesus selbst sagte einmal:

Niemand liebt seine Freunde mehr als der, der sein Leben für sie hergibt.  (Die Bibel, Johannes 15,13)

Und das Schöne: Er sagte es nicht nur, sondern er ließ seinen Worten Taten folgen. Diese Liebe, die Jesus zu jedem Menschen hat, ist so tief, so breit, so hoch, dass wir sie niemals ganz fassen werden können. Das einzige, das wir tun können: Uns dieser Liebe aussetzen, gefüllt werden und überfließen, wenn wir sie nicht mehr halten können. Ich wäre ohne diese Liebe ein Mensch, der noch liebloser ist, als er es ohnehin schon ist. Diese unbeschreibliche, unglaubliche, unerschöpfliche und nie versiegende Liebe ist es, die mir fehlen würde, wenn ich ohne Jesus leben müsste. Und ich bin mir sicher: Sie würde auch meinen Mitmenschen fehlen, wenn ich sie denn mal aus mir fließen lasse. Und weil ich weiß, dass die Liebe Jesu zu mir keine reine Emotion ist, sondern ein Faktum, eine Wahrheit, eine Entscheidung, die er auf Golgatha getroffen hat, als er für mich starb, stelle ich mich jeden Tag auf diese Liebe, sauge sie auf – und hoffe, sie zumindest ansatzweise auch weiterzugeben.

Geistlos

Was mich gerade sehr fasziniert ist, dass es eine Realität gibt, welche die unsere bei weitem übersteigt. Nach biblischem Zeugnis ist Gott nicht irgendwo. Er ist auf seinem Thron und wird rund um die Uhr angebetet. Heerscharen von himmlischen Wesen sind vor seinem Thron und beten ihn an.

Der Mensch ist unheilbar spirituell. Das ist ihm angeboren. Manche erkennen dies, manche vernachlässigen dies. Viele aber tun eines: Sie mixen sich ihre Spiritualität zusammen. Eines der größten Geschenke, das Gott uns macht, ist sein Heiliger Geist, der mein Geist belebt und mir Gewissheit über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens gibt.

Er tut aber noch etwas anderes. Er lässt mich immer und immer wieder Anteil haben an dieser geistlichen Realität. Einem Lichtstrahl gleich dringt diese Realität in mein Leben – mal mehr, mal weniger – aber immer faszinierend. Vor seiner Himmelfahrt sagte Jesus seinen Jüngern, die zugegebenermaßen und verständlicherweise ein wenig im Off waren:

Aber wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, werdet ihr mit seiner Kraft ausgerüstet werden. (Die Bibel. Apostelgeschichte 1,8)

Über diese Kraft habe ich im Artikel „Ostern ist immer“ geschrieben und nenne sie die „Auferstehungskraft“.

Sie versiegt nie. Sie ist immerwährend stark. Und es sind besondere Momente, heilige Momente, in denen wir das Flüstern des Heiligen Geistes wahrnehmen: in Bildern, im Lobpreis, in Visionen. Wie auch immer. Es sind Momente, in denen das Übernatürliche das Natürliche trifft – und verändert. Diese Momente regen meinen Geist so sehr an, dass ich der festen Gewissheit bin, ohne Jesus ein geistlos Leben zu führen. Ein Leben, in dem weder ich von Gott inspiriert werde noch andere Menschen inspiriere. Lateinfreunde unter den geneigten Bloglesern merken: Inspirieren ist hier tatsächlich wörtlich gemeint. Inspiratio ist die Beseelung, die Einhauchung, das Hineinkommen („in“) des Geistes („spiritus“). Gottes Geist durchdringt meinen Geist und lässt ihn manchmal in himmlische Sphären steigen. Also bitte. Was würde da fehlen, wenn ich ohne Jesus leben müsste? Eine unbeschreiblich und im Wortsinne unfassbare Dimension.

Ziellos

Hast du dich schon einmal gefragt, weshalb du auf dieser Erde bist? Und weshalb dein Leben lediglich eine Zeitspanne von einigen Jahrzehnten umfasst, was in Anbetracht des Alters der Menschheit dann doch ein recht kleiner Zeitraum ist? Dein Leben hat ein Ziel. Du hast ein Ziel. Und dieses Ziel ist das, welches Gott sich schon von Anfang an für den Menschen vorgestellt hat: Die ungetrübte Gemeinschaft mit ihm. In 1. Mose 3,8 wird beschrieben, wie Gott im Garten Eden, im Paradies, umhergeht. Er lebt in direkter Gemeinschaft mit seinen Menschen.

Das korrespondiert mit dem, was wir im letzten Buch der Bibel lesen können über die Ewigkeit bei Gott:

Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen:“Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen! Gott wird in ihrer Mitte wohnen; sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein.“ (Offenbarung 21,3)

Das griechische Wort für „Wohnung“ bedeutet eher Zelt oder Hütte. Und dieser Begriff wird unter anderem auch dafür verwendet, wenn im (griechischen) Neuen Testament (vor allem im Hebräerbrief und in der Offenbarung) von der Stiftshütte die Rede ist. Also dem Heiligtum, in dem nach alttestamentlicher Vorstellung Gott selbst wohnte.

Hier schließen sich also zwei Kreise: Das Ziel deines Lebens ist die innige Gemeinschaft mit Gott – und die lässt er sich nicht nehmen und diese wird nicht „irgendwie“ sein – nein: Er wird unter den Menschen wohnen. Die Stiftshütte wird geöffnet – aber nicht zum Tag der offenen Tür, sondern zu einer face-to-face-Gemeinschaft mit Gott.

Dieses Ziel lässt mir den Atem stocken und ich bin einmal mehr dankbar, dass ich die Frage „Was wäre ich ohne Jesus?“ im Konkunktiv stellen darf.

Kurzum: Ein anderer Mensch

Typisch Theologe: Einfache Frage, komplizierte Antwort. Aber ein Leben mit Jesus birgt so viele Dimensionen in sich, dass die Antwort nicht einfach sein kann. Jesus hat es sich mit uns Menschen schließlich auch nicht einfach gemacht – er starb am Kreuz, er wurde von seinem Vater auferweckt und sein Geist erfüllt jeden, der ihm vertraut, mit Auferstehungskraft.

Wenn das mal nichts ist!

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