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Gnadenthron

Manchmal bewirkt ein Blick in die andere Realität Wunder, denn das Leben kann ja manchmal schon gemein sein. Wir sehen, was vor Augen ist. Wir sehen, was uns diese Realität bietet. Wir sehen – wenn wir es denn sehen – das, was uns tagtäglich so umgibt. Aber das ist nicht alles. Um nicht zu sagen: Das ist nur ein kleiner Teil. Ein Bruchteil. Das Unwesentliche.
Es gibt mehr. Viel mehr.
Und manchmal, da treibt uns die Sehnsucht, dieses „Mehr“ sehen zu wollen. Erfahren zu wollen. Schmecken zu wollen. Dadurch verändert zu werden. Neu begeistert und mit Feuer entfacht zu werden.

Sehnsucht nach mehr

Falls du sagst „Ja, das kenne ich!“, sage ich nur: Herzlichen Glückwunsch. Du tust nichts anderes als der Sehnsucht nachzugehen, die in jedem Menschen angelegt ist.
„Gott hat die Sehnsucht nach dem Ewigen in das Herz des Menschen gelegt.“
(Prediger 3,11)
Anders gesagt: Solltest du diese Sehnsucht zumindest nicht ab und an verspüren, dann wäre es ganz gut, einen Moment innezuhalten und dich zu fragen, warum das so ist.
Gott hat uns Menschen zu weit mehr erschaffen als für Arbeit, Sport und Spiel. Wobei das ja auch schon ganz nette Dinge sind. Er hat uns dazu erschaffen, ihn zu erfahren, ihn zu erleben, ihm zu begegnen, verändert zu werden durch seine Gnade in seiner Gegenwart.
Ich finde es eine ungemein befreiende Botschaft: Du musst nicht so bleiben, wie du bist. (Sorry hiermit an das Unternehmen, das mit seiner Butter einen ziemlich entgegenlaufenden Slogan vertritt.) Und ich würde sogar noch einen drauf setzen: Wenn wir uns Gott immer und immer wieder aussetzen, seine Nähe suchen und ihn an uns arbeiten lassen, dann sage ich: Du wirst nicht so bleiben, wie du bist. Du wirst verändert werden. Du wirst zwar der gleiche Mensch bleiben – aber doch ein ganz anderer.

Der Ort der Anbetung

Viele erleben das im Lobpreis. Also an dem Ort, an dem wir uns ganz auf Gott ausrichten, uns bewusst machen, wer er ist – und wer wir (nicht) sind. Der Ort, an dem wir Gott einfach anbeten. Staunend, dankbar, erfüllt. Ihm Lieder singen.
„Eines aber habe ich vom HERRN erbeten, das ist mein tiefster Wunsch: alle Tage meines Lebens im Haus des HERRN zu wohnen, um die Freundlichkeit des HERRN zu sehen und dort über ihn nachzudenken – dort in seinem Heiligtum.“ (Psalm 27,4)
Natürlich ist dieses Wort ursprünglich im Blick auf den Tempel, das Heiligtum schlechthin, geschrieben worden. Aber Gott wohnt nicht in Gemäuern. Gott wohnt dort, wo wir ihn anbeten.
„Du bist doch heilig, du wohnst dort, wo dein Volk Israel dir Loblieder singt.“
(Psalm 22,4)
Das ist ein richtig starkes Bild. Erst einmal auf das Volk Israel bezogen. Keine Frage. Da ich aber glaube, dass Gottes Wesen sich nicht ändert, wohnt er auch dort, wo wir ihm heute Loblieder singen.
Wenn wir Gott anbeten und zu seiner Ehre Lieder singen, dann ist das mehr als nur Musik. Dann ist das Sein und Bleiben in der Gegenwart deines Schöpfers, dessen Liebesstrom niemals versiegt. Das meine ich mit „wohnen“ – es ist ja ein geflügeltes Wort in der frommdeutschen Szene – „Gott wohnt im Lobpreis seines Volkes“ (auf die unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten von Psalm 22,4 will ich hier aber nicht eingehen). Aber es ist doch so: Wenn wir Gott in seiner Gegenwart suchen, dann wird er sich auch zu uns nahen.
„Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein.“ (Jakobus 4,8)

Der ewige Lobpreis

Und wenn wir so in dieser heilenden und heilsamen Gegenwart sind, dann sind wir das niemals alleine – selbst wenn wir nur für uns Gott anbeten – im stillen Kämmerlein sozusagen. Wir sind eingereiht in den himmlischen Lobpreis, der jetzt vor Gottes Thron schon Tag für Tag die himmlischen Sphären erfüllt.
Und jetzt einfach einmal Ausatmen. Dich mit hinein nehmen lassen in diesen himmlischen Lobpreis. Weit entfernt von vielem, was du hier auf Erden an Lobpreis erfahren hast. Eintauchen in den jetzt gerade in diesem Moment vor dem Thron Gottes stattfindenden Lobpreis:
Und sooft sie dem Ehre erweisen, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt, sooft sie ihn rühmen und ihm ihren Dank bringen, werfen sich auch die vierundzwanzig Ältesten vor ihm nieder und beten ihn an – ihn, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt. Sie legen ihre Kronen vor seinem Thron nieder und rufen: „Würdig bist du, Herr, unser Gott, Ruhm und Ehre zu empfangen und für deine Macht gepriesen zu werden! Denn du bist der Schöpfer aller Dinge; nach deinem Willen wurde alles ins Dasein gerufen und erschaffen.“ (Offenbarung 4, 9-11)
Wir machen uns eins mit den Engeln und Heerscharen, die vor Gottes Thron anbeten und uns eine ungemein schöne Sache voraushaben: Sie sehen Gott schon von Angesicht zu Angesicht. Wir bekommen einen Blick in diese Realität, ein Ahnen, ein Erfülltsein, ein von Gottes Geist an diesen Ort Emporgehobenwerden. Vielleicht klingt es für dich ein wenig verrückt – aber ich glaube, dass Gott uns immer wieder gerne einen kleinen Einblick in das gibt, was jeden erwartet, der Jesus vertraut.
Genz ehrlich: Ich habe kein Interesse daran, den christlichen Glauben einfach so als ein Weltverbesserungskonzept zu verstehen. Oder – um es mit Worten von Jan Fleischhauer vom SPIEGEL zu sagen: „Greenpeace mit Handauflegen“. Ebenso wenig geht es mir darum, eine gewisse Lehre des Christentums zu verbreiten oder die Bibel als ein rein literarisches Werk zu untersuchen.
Ich habe erlebt und erfahren, dass an diesem Gott weit mehr dran ist, als wir ihm das andichten wollen. Und dann ist ihm nichts unmöglich. Und immer wieder lässt er uns durch seinen Geist Dinge erleben, erfahren und sehen, die nach menschlichem Ermessen nicht möglich sind – aber dennoch geschehen. Uns reinholen in seine Gegenwart, in seine Realität.
Wenn dem so ist, dann sollten wir eines tun: Laufen. Rennen. Eilen. Zum Gnadenthron. Dem Ort, an dem wir Vergebung und Heilung für unser Leben hier und in der nächsten Realität empfangen. Hin zu dem Thron, auf dem kein irdischer Despot sitzt sondern der, von dem für unser Leben alles ausgeht, was wir benötigen.
Wir wollen also voll Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen. (Hebräer 4,16)
 Thron ist ja das eine. Gnade das andere. Für mich ist es ein Wunder. Etwas unbeschreiblich Schönes, dass Gott sagt: „Komm zu mir. Komm vor meinen Thron. Du wirst es dort aus einem Grund aushalten: Gnade!“ Aber das ist keine willkürliche Gnade. Das ist Gnade aus Liebe. Das ist gewollte Gnade. Das ist Gnade, weil Gott sich danach sehnt, dass wir zu ihm kommen. Das schreibt sich so schnell – und ist doch ein ganz tiefer Gedanke: Gott sehnt sich nach dem Menschen. Gott sehnt sich nach dir. Jetzt in diesem Augenblick.

Und mitten hinein in den Alltag

Und das holt das ganze Geschehen wieder mitten hinein in unseren Alltag. Nicht, dass du jetzt denkst, wir sollten in himmlische Sphären entfliehen und das Leben um uns herum vergessen. Im Gegenteil.
Oder anders gefragt: Was gibt es Besseres, als vor den Thron Gottes zu kommen, um von dort wieder in unseren Alltag zu gehen? Der Alltag kommt so oder so. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Du kannst ihn vom Thron der Gnade kommend erfüllt und gesegnet gestalten.
Ja auch und gerade dann, „wenn dir nicht so danach ist“. Vielleicht gerade dann? Vielleicht gerade in Momenten, in denen du eher alles – ok, manches – hinschmeißen willst. Momente, in denen das Leben echt nicht schön mit dir spielt. Momente, in denen viel mehr schiefläuft als du dir jemals hast träumen lassen. Vielleicht gerade dann solltest du immer wieder vor den Thron Gottes kommen.
Übrigens musst du damit nicht bis Sonntag im Gottesdienst warten. Das geht auch zuhause. Und wenn das mit dem Instrumentspielen nicht so deins ist – dann höre doch die Musik, die dich vor diesen Gnadenthron bringt. Und dann laufe. Eile. Renne. Hin – und zurück. Mitten in deinen Alltag. Gestärkt. Erfüllt. Geheilt. Vergeben.

Pfauenglaube

Nein, nein. Du hast schon richtig gelesen. Ich schreibe hier nicht über das leckere Pfauenauge vom Bäcker deines Vertrauens, sondern über den Pfauenglauben.

Den Kerl da oben habe ich fotografiert, als ich mit meinen Kindern im Züricher Zoo war. Klar, man sagt dem Pfau auch nach, dass er stolziert mit seiner Federpracht.

Mir kam aber etwas ganz anderes in den Sinn. Verhält es sich mit unserem Glauben nicht manchmal auch so, wie mit dem prächtigen Federgewand des Pfaus?

Es gibt Momente, da strahlt unser Glaube in seiner ganzen Pracht. Geistlich gesehen würden wir am liebsten Bäume ausreißen, erleben Gott, hören das Flüstern des Heiligen Geistes und erkennen in der Bibel mehr als nur das geschriebene Wort.

Es drängt uns – ganz gleich ob wir es schaffen oder nicht – dass auch andere von der Schönheit Jesu fasziniert sind. Es drängt uns, diese Welt zumindest soweit zu verändern, wie es in unserer Hand liegt.

Dann strahlt unser Glaube in seiner ganzen Pracht wie das wunderschöne Gefieder des Pfaus.

Aber der Pfau läuft ja nicht die ganze Zeit so rum. Als wir im Zoo waren, haben wir einige seiner Artgenossen gesehen, die ihr Federkleid eingepackt hatten. Es war nur zu erahnen, was sich unter der Fülle der Federn verbirgt.

Ähnlich wie bei uns, wenn wir durch Zeiten der Anfechtung gehen. Zeiten der Dunkelheit. Zeiten des Zweifels. Oder wie es König David in Psalm 23 ausdrückt:

Und geht es auch durch dunkle Täler, fürchte ich mich nicht, denn du, Herr, bist bei mir. Du beschützt mich mit deinem Hirtenstab. (Psalm 23,4)

In solchen Zeiten ist unser Glaube nicht „weg“. Er wird vorbereitet.

Vorbereitet auf den Moment, in dem er wieder in seiner ganzen Schönheit strahlen kann.

Vorbereitet auf den Moment, in dem wir auf lichten Wegen und nicht in dunklen Tälern gehen.

Vorbereitet auf den Moment, in dem wir alle Welt sehen lassen wollen: „Schaut her. So ist er. Mein Glaube. Weil ich an den glaube, der immer da ist. Immer da war. Und immer da sein wird. Und der mich durch so manches dunkle Tal schon hindurch geführt hat.“

Was Jesus im Leben eines Menschen tun kann, sucht seinesgleichen. Ein Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja jedoch drückt es für mich schon mal ziemlich gut aus:

Wenn du durch tiefes Wasser oder reißende Ströme gehen musst – ich bin bei dir, du wirst nicht ertrinken. Und wenn du ins Feuer gerätst, bleibst du unversehrt. Keine Flamme wird dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der heilige Gott Israels. Ich bin dein Retter. (Jesaja 43, 2+3)

Und dann ist da doch der kleine aber wichtig Unterschied zum Pfau: Wir tragen unseren Glauben nicht aus Stolz zur Schau, sondern aus Dankbarkeit dem gegenüber, der uns durch so manch dunkles Tal geführt hat, vor manch reißenden Strömen bewahrt hat und der uns in der Hitze des Lebens vor einem Hitzschlag bewahrt hat.

 

Ostern ist immer!

Wann war noch mal Ostern?

Gestern fragte mich meine Tochter: „Papa, ist am Sonntag Ostern?“ (Je nachdem, wann du diesen Beitrag liest: Das Osterfest war vor vier Tagen.)

Ich wollte schon ganz schnell sagen: „Nein, das haben wir doch am Sonntag gefeiert!“ – hielt einen Moment inne und dachte: Typisch. Da fasten und kasteien wir uns 7 Wochen lang, um uns auf Ostern vorzubereiten, und dann soll Ostern nach zwei Feiertagen schon wieder rum sein?

Das kann’s doch nicht sein, oder?

Dazu ist das, was an Ostern geschehen ist zu groß, zu gewaltig, zu verändernd, zu wahr, zu hell, zu stark, zu faszinierend, zu mystisch, zu verheißungsvoll, zu schön – um wahr zu sein? Nein! Denn die Wahrheit ist:

Jesus hat uns gerettet und uns dazu berufen, ganz zu ihm zu gehören. Nicht etwa, weil wir das verdient hätten, sondern aus Gnade und freiem Entschluss. Denn noch ehe diese Welt bestand, war es Gottes Plan, uns in seinem Sohn Jesus Christus seine erbarmende Liebe zu schenken. Das ist jetzt Wirklichkeit geworden, denn unser Retter Jesus Christus ist gekommen. Das ist die rettende Botschaft: Er hat dem Tod die Macht genommen und das Leben – unvergänglich und ewig – ans Licht gebracht.
(2. Timotheus 1, 9-10)

Paulus schreibt seinem Schüler Timotheus ins Stammbuch. Aber mal gehörige Zeilen. Und er schreibt sie auch uns.

Jesus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben – unvergänglich und ewig – ans Licht gebracht.

Der Tod hat ja viele Gesichter. Zumeist sind es hässliche Fratzen. Und eines Tages – da wird es auch uns erwischen. Das Leben endet in den allermeisten Fällen tödlich. Dagegen können wir nichts tun – oder doch?

Es gibt einen Feind des Menschen, gegen den scheinbar kein Kraut gewachsen ist – und das ist der Tod. Dieses schreckliche Ereignis wird jeden von uns treffen. Ob wir das jetzt gut finden oder nicht, ob wir darauf vorbereitet sind, oder nicht. Ob wir wissen, wie es danach weiter geht oder nicht.

Und Paulus sagt seinem Freund Timotheus:

„Der, der den Tod zerstört hat, hält deine Hand.

Der, dem du folgst, der dich kennt, der dich liebt, der dich erlöst hat, der eine starke Hand hat, hält deine Hand, jeden Tag, rund um die Uhr.“

Das können wir doch nur glauben und hoffen, weil dem Tod die Macht genommen ist – ein für allemal! (Würdest du jetzt bitte aufstehen und eine Runde jubeln? Danke!)

Damit aber noch nicht genug. Dieses Geschehen, was wir „Ostern“ nennen, hat zwei Dimensionen, deren Tiefe ich wohl niemals ganz durchdringen werde, aber es versuche.

Ewigkeitsgewissheit

Die erste Dimension ist die, dass du durch Ostern und den Heiligen Geist Gewissheit hast, wo du die Ewigkeit verbringst.

Ich bin da ein bisschen old school. Ich glaube daran, dass wir alle auferstehen werden. Und ich glaube, dass alle Menschen ewig leben werden. Ich glaube aber auch, dass es zwei Orte geben wird, an denen das geschehen wird: Der eine Ort ist in der Gegenwart Gottes – viele nennen ihn Himmel. Der andere Ort ist nicht in der Gegenwart Gottes – viele nennen ihn Hölle.

Und ich bin dankbar, dass ich durch Ostern weiß, dass es „den Himmel gibt“.

Keine Sorge: Falls du – wie ich – jetzt nicht so der Sänger bist, dann musst du nicht befürchten, dass wir eine Ewigkeit lang nur Lieder singen werden. Wobei das ja auch schön ist, wenn sie gut klingen.

Aber vielmehr erwartet dich ungetrübte Gemeinschaft mit Gott, ewig.

Kein Schmerz. Kein Leid. Keine Tränen. Kein Geschrei. Ewig.

Keine Begrenzungen. Keine Krankheiten. Keine Angst. Kein Zweifel. Ewig.

Kein „Ich schaff das nicht mehr.“ Kein „Ich kann nicht mehr.“ Kein „Wie lange muss ich das noch aushalten?“ Ewig.

Nein, ich glaube nicht, dass wir dann auf einer Blümchenwiese mit fliegenden Pferden den ganzen Tag herumtollen werden. Ich glaube eher, dass wir dann das Leben leben, das Gott sich vor Zeiten schon gedacht hat für jeden Menschen.

Ich kann da nur staunen. Mich packen lassen. Fasziniert sein. Wenn Worte fehlen, einfach Gott danken.

Das wartet auf mich, wenn ich eines Tages hier das Zeitliche segnen werde. Und ich freue mich jetzt schon so sehr darauf, dass ich mir wünschte, diese Freude noch mehr zu erleben. Mitten im Alltag. Und damit hat die zweite Dimension zu tun.

Auferstehungskraft

Ich nenne sie die Auferstehungskraft. Wenn Paulus schreibt, dass Jesus durch Ostern ein „unvergängliches und ewiges“ Leben gebracht hat, dann ist genau das damit gemeint, wovon Jesus einmal einer Frau „so nebenbei“ beim Wasserschöpfen am Brunnen erzählt hat. Da Jesus ein Meister darin war, seine Worte in eine bildhafte Sprache zu packen, verglich er dieses „unvergängliche und ewige Leben“ mit Wasser. Warum auch nicht. Damit hantierten die beiden ja grad rum. Also sagte er zu der Frau:

„Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer Quelle, die bis ins ewige Leben hinein fließt.“ (Johannes 4,14)

 

Ich liebe diesen Vers. Er ist für mich der Inbegriff dafür, das das ewige Leben nicht erst nach dem Tod beginnt, sondern schon hier auf der Erde. Mitten im Alltag. Auferstehungskraft.

Jesus sagt ja nicht: „Hör mal zu, gute Frau. Wenn du mir vertraust, dann gebe ich dir Leben, das nach dem Tod beginnt und nie endet.“ Nein. Er sagt etwas anderes: „Ich gebe dir Leben, das bis in das ewige Leben hinein fließt.“ Auferstehungskraft.

Wenn Jesus nicht nur eine Rolle spielt in deinem Leben, sondern die Regie führt, dann ist dieses ewige Leben schon in dir. Auferstehungskraft.

Das bedeutet: In dir ist eine Kraft, die ihresgleichen sucht. Gut. Da kann sie lange suchen, denn es gibt nichts, das ihr gleichkommt.

Seit Ostern gibt es eine Kraft, die stärker ist als deine Ohnmacht, weiter als deine Begrenzungen und hoffnungsvoller als alle deine Hoffnungslosigkeit. Auferstehungskraft.

Irgendwo muss es sich doch zeigen, was es heißt, Jesus zu glauben und zu vertrauen. Das zeigt sich eben nicht erst in der Ewigkeit, sondern hier und jetzt und heute.

Wenn du diese Zeilen liest und dich selbst als Christ bezeichnest, weil Jesus für dich mehr ist als nur ein spanischer Vorname, dann bitte ich dich: Lass dich nicht unterkriegen. Seine Auferstehungskraft lebt in dir. Lass sie raus. Lass sie sichtbar werden.

Denn ich bin ganz sicher: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Dämonen, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch irgendwelche Gewalten, weder Hohes noch Tiefes oder sonst irgendetwas können uns von der Liebe Gottes trennen, die er uns in Jesus Christus, unserem Herrn, schenkt. (Römer 8, 38+39)

Übrigens. Meiner Tochter antwortete ich: „Weißt du, wir haben zwar vor drei Tagen das Osterfest gefeiert. Aber eigentlich feiern wir jeden Sonntag Ostern und denken im Gottesdienst daran, dass Jesus den Tod besiegt hat und uns neues Leben schenkt!“

Nebellichter

Nicht immer geht es im Leben geradeaus. Manchmal gehen wir unsere Lebensschritte auf einem schmalen, steinigen und von Wurzeln als Stolperfallen gespickten Weg.

Wenn wir ehrlich sind: nicht nur manchmal sondern vielmals bis oft. Naja. Eigentlich immer. Seien wir doch mal ganz ehrlich. Wo geht’s schon immer geradeaus?

Und als ob das nicht schon reicht, gesellt sich dann ein fieser Nebel dazu. Er macht das Ganze erst so richtig eklig, weil er uns die Sicht versperrt, unseren Blick trübt und uns nicht mal den steinigen Weg unseres Lebens erkennen lässt.

Nebel

Dieser Nebel hat viele Namen:

Trauer.

Krankheit.

Depressionen.

Einsamkeit.

Hoffnungslosigkeit.

Lebensangst.

Versuchungen.

Verstrickungen.

Und dieser Nebel ist gemein. Sehr gemein.

Er lässt uns nicht mal den nächsten Schritt sehen, den wir gehen sollen. Und wenn wir ihn dann tun, fühlt sich unser Leben wie ein einziges zaghaftes Stolpern und Nichtwissen um den richtigen Weg an. Das ist einfach kein schönes Gefühl.

Wir hören auf, das Schöne um uns herum wahrzunehmen – wie auch: Wir sehen es durch den Nebel nicht.

Und mit der Zeit vergessen wir sogar, dass es Dinge um uns herum gibt, die schön sind. Wir haben vergessen, wie schön sie sind, weil der Nebel uns über so lange Zeit die Sicht versperrt hat:

Freunde.

Familie.

Mitmenschen.

Natur.

Leidenschaften.

Hobbys.

Gott.

Alles scheint eingetaucht in diesen Nebel, der sich auf unser Herz legt und es uns schwer macht zu atmen. Die Luft wird knapp und der Nebel ist selbst an Sonnentagen da.

Wo bei anderen die Sonnenstrahlen dieser Frühlingszeit die Lebenslust und Lebensfreude wachkitzeln, scheinen sie bei anderen gar nicht durch den Nebel hindurch zu dringen.

Dieses Lebensgefühl ist so unglaublich schmerzhaft und unschön, dass es dringend etwas braucht, das diesen Nebel durchbricht.

Ein Leuchtturm

Und da kommt mir ein Lied in den Sinn, das ich das erste Mal bei Willow Creek im Gottesdienst gehört habe: „My Lighthouse“ von Rend Collective.

Lighthouse. Ein Leuchtturm. Das ist es. Genau das braucht es im Nebel. Boote und Schiffe orientieren sich am Licht des Leuchtturms, das meilenweit in die See hinausragt, die manchmal genauso stürmisch sein kann wie unser Leben.

Ein Leuchtturm macht nichts anderes, als zu leuchten. Aber seine Strahlkraft ist so immens, dass er Schiffen hilft, sicher im Hafen anzukommen. Mögen es kleine Segelboote sein oder große Schiffe mit großer Besatzung: Der Leuchtturm leuchtet. Durch den Sturm und das Unwetter hindurch. Sein Licht ist heller als die Dunkelheit und durchdringt den stärksten Nebel – und wenn vom Lichtkegel auch nur weit entfernt ein kleiner Lichtpunkt erkennbar ist. Das Licht ist da. Das Licht leuchtet.

Jesus sagte einmal:

„Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, irrt nicht mehr in der Dunkelheit umher, sondern folgt dem Licht, das ihn zum Leben führt.“ (Die Bibel, Johannesevangelium 8,12)

Ja, Jesus ist dieses Licht, das nicht nur in der Dunkelheit sondern auch im Nebel scheint. Manchmal sehen wir dieses Licht heller, manchmal weniger hell strahlen. Das ist leider so. Ich glaube aber nicht, dass es an der Stärke des Lichts liegt, sondern an unserer Wahrnehmung und der Schwere und Dicke des Nebels, der unser Leben überschattet.

Und doch: seine Liebe ist uferlos, seine Treue ist ewig beständig, seine Gnade immerwährend. Manchmal wünsche ich mir, nur ein ganz kleines bisschen von dem zu sehen, wer Jesus wirklich ist – und mich würde es wahrscheinlich umhauen. So bleibt mir nur zu ahnen, zu hoffen, zu glauben, dass seine Arme der Liebe stärker und weiter sind, als ich mir das jemals auch nur in meinen kühnsten Träumen erträumen kann. Und dass er als der Leuchtturm meines Lebens niemals aufhören möge zu leuchten und mir den Weg zu weisen.

Denn mein Leben gleicht nicht selten den tosenden Wellen des Meeres, den stürmischen Winden auf offener See – schutzlos, haltlos, verloren und in der Weite ziellos dahintreibend, wenn da nicht dieser Leuchtturm wäre!

Aber die Überschrift dieses Beitrages trägt doch den Titel „Nebellichter“, also Mehrzahl?

Ganz genau.

…und viele kleine Lichter

Als Christen sind wir aufgerufen, einander Nebellichter zu sein. Im doppelten Sinn: als Nebellichter, die im Nebel leuchten und als Nebellichter, die den Nebel lichten.

Jesus sagte zu seinen Freunden:

„Ihr seid das Licht der Welt!“ (Matthäus 5,14)

Ein Widerspruch zu dem Vers oben? Nein. Eine Erweiterung.

Weil Jesus, das Licht, in jedem Christen lebt, werden wir ganz automatisch auch zu Lichtern. Auch wenn du sonst vielleicht von dir denkst, nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein, kann ich dir versichern: Wenn Jesus sagt „Ihr seid das Licht der Welt!“, dann verteilt er seine Stahlkraft nicht wie Kinder: „Zwei für mich, eins für dich, drei für mich, eins für dich,…“

Dann gibt er alles – in dich hinein, wenn du ihm nachfolgst. Seine ganze Kraft der Auferstehung, die wir an Ostern feiern ist in dir – mehr Licht geht nicht.

Und so wirst du als Jesusmensch beides: Du wirst von einem unglaublich schönen und strahlenden Licht durch den Nebel nicht geblendet, sondern geleitet.

Und du bist selbst ein Nebellicht für andere, die gerade im Nebel umherirren und dringend das Licht brauchen. Und vielleicht brauchen sie ja gerade dich als kleine Leuchte, die ihnen den Weg zur großen Leuchte zeigt.

Und glaube mir: Zu sehen, wie ein Mensch mehr und mehr erfüllt wird von diesem Licht und strahlt, ist so ziemlich das Schönste, das ich mir vorstellen kann. Und ich weiß, wovon ich rede, denn zu diesem Beitrag hat mich ein besonderes „Nebellicht“ inspiriert.

Auf geht’s! Lass dein Licht strahlen!

 

Billiger Gott, billiger Glaube, billige Spiritualität!

Komische Überschrift? Abwarten. Die ist gar nicht so verkehrt.

Ich lese gerade im Buch „Gott ungezähmt“ von Johannes Hartl und komme zu folgendem Abschnitt. (Hinweis: Stell vorsichtshalber deine Kaffeetasse weg – sie könnte sonst über dem Laptop landen, weil sie dir aus der Hand fällt):

„Während der gutmütige Pfarrer über den Regenbogen als Hoffnungszeichen für die Menschen predigt, zu mehr Mitmenschlichkeit aufruft und den Gläubigen versichert, die drastischen Worte Jesu im Evangelium über Hölle und Gericht seien nur Bilder und seine Wunder keineswegs historische Fakten, surft ein junger Mann in der näheren Umgebung, um sich über Voodoo zu informieren. Der Gottesdienst findet mittlerweile in der gut geheizten Kirche statt. Über Fasten, Spenden oder voreheliche Enthaltsamkeit wird hier nie gepredigt und jeder Gottesdienstbesucher kann beruhigt sein: Hier wird ihm niemals dreingeredet.

Zum Beginn des Schuljahres werden alle Kinder nach vorne geholt und bekommen vom Diakon ein Geschenk, am späten Nachmittag dann die Haustiersegnung. In einem benachbarten Kloster findet ein Kurs für meditatives Malen statt und in jeder Bahnhofsbuchhandlung kann man sich darüber informieren, dass eine Wanderung nach Santiago de Compostela auch der eigenen ganzheitlichen Weiterentwicklung dient. Fasten nur, wenn es der Entschlackung hilft. Buße nur, wenn man sich deshalb psychologisch ausgeglichener und daher besser fühlt. Die „Lass-uns-mal-drüber-reden“-Spiritualität, die auch vor dem Beten nicht Halt macht. Beten nicht als anbeten, sondern kumpelhafter Austausch. Religiöse Anstrengung, das passt nicht ins Anforderungsprofil einer Wellness-Religion von heute, stört nur in unserer spirituellen Komfortzone.“ (S. 56f)

Als ich diese Zeilen las, dachte ich: So treffend. So realistisch. So wahr. Und so traurig.

Alles muss sich um das eigene Ego drehen – auch Gott. Solange sich das Ego bei der ganzen Geschichte noch wohlfühlt, ist es in Ordnung. Solange das Ego seine Bedürfnisse stillen kann, ein wenig Balsam für die Seele bekommt – solange ist es gut. Solange kann das Ego in die Kirche gehen. Solange kann das Ego an Gott glauben.

Aber das ist nichts weiter als eine billige Mogelpackung und wird dich kein Stückchen weiterbringen – weder im Leben, noch im Glauben, noch im Sterben. Noch danach!

Paulus dreht den Spieß um und schreibt in seinem Brief an die Gemeinden in Galatien:

Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat. (Galater 2,20)

Und weil ich glaube, dass die Bibel nicht nur Gottes Wort enthält, sondern Gottes ewig gültiges und so tiefes Wort an mich ist, glaube ich, dass Paulus einen regelrechten Gegenentwurf zum „Selfie-Glauben“ unserer Zeit entwirft. Und noch schlimmer – oder besser, je nachdem, was dein Ego grad so macht: Dieser Gegenentwurf ist das, was Gott sich für das Leben des Menschen vorgestellt hat.

„Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir.“ Wow. Diese Vorstellung ist von bahnbrechender Schönheit. Christus lebt in mir. Mein Ego wird verdrängt. An seine Stelle kommt Christus. Aber nicht irgendein Christus. Ich meine – die gibt es ja zuhauf, wenn man so landauf landab mit offenen Augen und Ohren durch die kirchliche Landschaft tingelt. Was einem da alles verkauft wird als „Christus“.

Aber wie beschreibt es Paulus?

„…der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat.“

Ups. Knackpunkt. Sühne. Uncool. Passt auch nicht in diese Wellness-Religionsschiene. Ein Gott, der sich für mich hingibt? Ein Gott, der für mich stirbt? Ein Gott, der sein Leben an meiner Stelle in den Tod gibt, damit ich frei bin und mein Ego nach und nach gleichgeformt wird mit Christus? Alter Schwede. Starker Tobak für einen Montagmorgen, was?

Ich glaube aber, dass der Hund genau hier begraben ist oder anders gesagt: Das Ego könnte genau hier zu Grabe getragen werden.

Es ist ja leicht zu sagen, dass ich an Jesus glaube. Dass sein Tod eine Relevanz für meinen Glauben hat.

Wenn dem so ist, betrifft das auch mein Ego. Meine Schaltzentrale. Die innere Hauptplatine. Das Kontrollzentrum meines Lebens. Und da ist jetzt eben die Frage: Darf da Jesus sitzen oder mein Ego?

Wahrscheinlich ist das die entscheidende Schwelle, die noch genommen werden muss, damit passiert, was Paulus an anderer Stelle schreibt:

Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. (2. Korinther 5,17)

Und das hat ganz unweigerlich Auswirkung auf unsere Gemeinden. Wir würden es nämlich schaffen, Gemeinde so zu leben, dass sie wirklich die Hoffnung dieser Welt ist, weil wir uns nämlich nicht um uns selbst drehen, sondern um die Menschen, die noch ihrem eigenen Ego hinterherrennen und sich von ihrem Ego bestimmen lassen und nicht von dem Gott, der sie liebt.

Mich begeistert der Gedanke immer mehr, dass eine solche Gemeinde alles daran setzen würde, wie sie anderen Menschen dient – und wie sie Gott dient. Wie sie andere Menschen einlädt in eine Beziehung zu diesem Gott – und wie sie die Größe, die Erhabenheit, die Heiligkeit, das Faszinosum Gottes wieder neu entdeckt und einfach nur staunend und anbetend vor ihm steht, kniet, liegt, singt, tanzt, weint…was auch immer.

Ich wünsche mir so sehr, dass diese Neuschöpfung auch zu einer Neuschöpfung der Gemeinde kommt. Dass nicht mehr von „Ich will…“ sondern von „Lasst uns…“ die Rede ist. Dass wir mehr und mehr damit rechnen, hoffen, darum beten und ringen, dass Gott übernatürlich (übrigens: genau mit diesem einen Wort wird die Predigtreihe der evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal von Pfingsten bis zu den Sommerferien überschrieben sein) eingreift in diese egozentrische Welt….und Kirche.

Und das bedeutet natürlich auch, dass wir den unbequemen Wahrheiten der Bibel nicht aus dem Weg gehen. Und auch, wenn es eine eigene Blogbeitragsserie wert wäre, nur so viel dazu: Viele Entwicklungen innerhalb der Kirche – und damit schließe ich ausdrücklich auch die Freikirchen mit ein -, die sich mehr und mehr auf Diesseits konzentrieren sind gleichsam Grund und Folge dieser Selfie-Kirche. Und vieles davon ist nichts anderes als liberale Theologie in einem frommen Gewand.

Zu diesen unbequemen Wahrheiten gehört das, was Johannes Hartl in dem Abschnitt in seinem Buch schreibt. Ich habe über das Fasten, Enthaltsamkeit, Spenden, Hölle und Gericht relativ wenig gehört in den letzten Jahren in unserer Kirche – und andererseits reicht ein Blick in die weltweite Christenheit, dass dort, wo man sich dieser unbequemen Wahrheit stellt und sie zur Sprache bringt, die Kirchen und Gemeinden wachsen.

Gut, das wird jetzt seitens der westlichen Kirche oft als „charismatische Auswüchse, die auch wieder vorbeigehen“ bezeichnet, aber das ist genauso, wie man vor einigen Jahren sagte: „Das Internet ist nur eine sporadische Erscheinung. Durchsetzen wird sich das nicht.“

Lasst uns (ich lerne selbst aus meinem Geschreibe) ganz neu die Größe und Heiligkeit Gottes ernst nehmen – und damit auch das, was eben nicht auf Anhieb runtergeht wie Öl. Aber es lohnt sich. Daran wird Kirche und Gemeinde wachsen – und das wird jedem gut tun, der mit solch einer Gemeinde in Berührung kommt.

Ach ja: Das eingangs erwähnte Buch „Gott ungezähmt“ trägt übrigens den Untertitel: „Raus aus der spirituellen Komfortzone“. Wie treffend. Ich nehme es mir vor. Ich will es. Zumindest versuchen. Und bin gespannt!

Nachtrag (29.02.2016):
Da der Artikel munter auf Facebook geteilt und diskutiert wird, habe ich dort einen Kommentar geschrieben, den ich hier noch als Ergänzung bringen möchte, da er meines Erachtens vor Missverständnissen schützen kann:

„Ich möchte noch eine wichtige Unterscheidung reinbringen, die im Artikel fehlt: Es geht um das Ego als das „Selfie“ im Sinne von „Auf sich selbst fokussiert“ – und NICHT um das Individuum als der von Gott einzigartig und wunderbar erschaffene Mensch. Denn dann wäre es in der Tat wenig wertschätzend und nicht liebevoll – aber für mich gibt es eben einen Unterschied zwischen „Ego“ und „Individuum“.“

Fundamentalistische Fundamentalismuskritiker

Ich schreibe einen Kommentar.

Ich schreibe ihn nicht.

Ich schreibe einen Kommentar.

Ich schreibe ihn nicht.

Ich schreibe ihn.

Ich lösche ihn.

Ich bin erleichtert.

Bis zum nächsten Kopfschütteln.

So sieht es manchmal bei mir aus, wenn ich auf Facebook wieder einmal etwas von den Kampfliberalen, den wenig toleranten Toleranten, den Besserwissenden – oder kurz: den fundamentalistischen Fundamentalismuskritikern gelesen habe.

Dabei frage ich mich ernsthaft oft: Bin ich auch so? War ich so? Ich will so nicht sein!

Auf der einen Seite Toleranz und Liberalität einfordern – aber wenn dann mal was nicht so ganz passt, dann wird das niedergebügelt.

Nein – ich meine hier keine politischen Diskussionen und Posts – ich rede von theologischen Auseinandersetzungen. Da sehe ich das Ganze irgendwie noch potenziert.

A sagt etwas über den theologischen Sachverhalt B und positioniert sich mit einer sehr überzeugten – und manchmal auch überzeugenden – Meinung.

C findet, dass man B ganz anders – nämlich als D – sehen muss, weil A doch schon sehr recht(s)gläubig und fundamentalistisch (ohne den Begriff erklären zu können) sei und lehnt A kategorisch ab, damit C nicht länger C bleiben, sondern sich in D verwandeln darf.

Dumm nur, C dadurch auch nicht wirklich offener und tolerante ist als A – außer in der eigenen Wahrnehmung.

Spannend wird es dort, wo C vor einiger Zeit und Jahren noch die gleiche Meinung wie A – nämlich B – hatte, jetzt aber vehement D vertritt und sowohl A als auch B ablehnt.

Verwirrt? Ich auch. Zumindest manchmal. Und ich wünsche mir, dass A und C wieder zueinander finden.

Zukunft. Hoffnung. Kirche.

Nein, das ist kein Widerspruch.

Zukunft, Hoffnung und Kirche sind drei Begriffe, die man durchaus in einem Atemzug nennen darf, kann und soll. Allerdings braucht’s dafür ein paar Voraussetzungen, damit das alles kein Wunschtraum sondern blühende Realität wird.

Um nichts weniger ging es beim Willow CreekLeitungs– und Kinderpluskongress 2016 in Hannover. Vom 11.-14. Februar strömten 10.000 Menschen in die TUI-Arena auf das Messegelände Hannovers und lauschten inspirierenden Vorträgen, guter Musik und berührender Kunst – also Letztere hat man eher angeschaut.

Wieder einmal habe ich diesen Kongress als ungemein inspirierend erlebt. Es ist schon verrückt, was die Beteiligten da alles auf die Beine gestellt haben: Ein faszinierendes Bühnendesign, eine rundum geniale Band mit musikalischen Leckerbissen, ein konzentrierter Ablauf und Fokus auf das Wesentliche, eine klasse Organisation im ganzen „Drumherum“. Kurzum: So macht Kirche einfach total Spaß.

Deswegen einfach mal an dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an Willow Creek und Willow Creek Deutschland. Ihr habt ganze Arbeit geleistet und dürft jetzt hoffentlich ein wenig entspannen, genießen und dankbar auf das zurückschauen, was war.

Ich habe jede Menge gelernt; jede Menge Inspiration erhalten; jede Menge Input aufgesaugt. Ich will’s mal so sagen:

#Es kommt auf den Leiter an

Gut. Das ist jetzt bei einem Leitungskongress weniger überraschend als dieses Sinnlos-Spielzeug im Überraschungsei, aber dennoch interessant auf welche Eigenschaften eines Leiters Bill Hybels in seinem Vortrag „Das Unbeschreibbare von Leitung“ abhob:

  1. Die Zähigkeit eines Leiters
    Unter www.willowcreek.de/survey kannst du ein paar Fragen beantworten und am Ende einen ersten Hinweis bekommen, wie zäh du auf einer Skala von 1-5 bist.
    Bei „zäh“ denken wir ja schnell an ein schlecht gegrilltes Steak – allerdings ist „zäh“ im Leitungszusammenhang durchaus positiv zu verstehen, denn wir leiten in schwierigen Zeiten und schwierigen Situationen. Da ist es unabdingbar, wenn Leiter „zäh“ sind – aber dennoch genießbar.
  2. Selbstwahrnehmung
    Der Klassiker. Es ist uns Leitenden wahrscheinlich in der Theorie sehr präsent, in der Praxis geht es uns jedoch oft abhanden: Die Tatsache, dass unsere Entscheidungen heute geprägt sind von Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens gesammelt und die sich tief in uns verankert haben. Korrespondierend damit ein ganz unangenehmes Thema: blinde Flecken. Also der Bereich, in dem du dich selbst für den Champion hältst, andere jedoch schon zu beten beginnen, wenn du nur den Mund aufmachst.
  3. Erfindungsreichtum
    Erfindungsreiche Menschen kollaborieren, scheitern und versuchen es erneut und lieben das Lernen. Manche schmeißen hin, wenn sie nicht mehr weiter wissen – manche nehmen erst dann richtig Fahrt auf. Drei mal darfst du raten, von welchen Typen Hybels sprach und welcher Typ ich bin. Ok. Vergiss es. Einmal darfst du raten. Und liegst du daneben, musst du dir was einfallen lassen.
  4. Selbstaufopfernde Liebe
    Wir leben in einer Zeit, in der viele Leiter narzisstisch sind und etwas Besonderes sein wollen. Sie wollen ein Gefolge haben, das ihnen dient. Das ist genau das Gegenteil von aufopfernder Liebe. Heikler Punkt. Viel zu arbeiten. Alles andere als Mainstream.
  5. Einen Sinn stiften in denen, die man leitet
    Muss man dazu noch was sagen? Es klingt simpel – und ist doch ein Game Changer. Mir geht’s doch selbst so, wenn ich in einem Team bin, das ich nicht leite: Ich will, dass der Leiter mir klarmacht, was der Sinn des ganzen ist – wenn ich nicht schon hell genug war und das selbst herausgefunden habe.
    Und so ist es eben auch die Aufgabe jedes (Gemeinde-)Leiters, seinem Team immer wieder deutlich zu machen, was der Sinn des Ganzen ist.

#Focus is the new IQ

Das Thema ist nicht neu. Das haben andere schon vor Willow erkannt. Darüber haben viele schon gebloggt, getwittert und geredet. Ich habe beim Willow-Kongress ganz neu gelernt, dass es keinen Sinn macht, sich zu verzetteln. Zwischen zwei Sessions saß ich einmal so in der Halle und dachte: „Was ist eigentlich das alles verbindende Element bei Willow Creek?“ Und mir kam schlicht und einfach der Gedanke, dass Bill Hybels immer wieder betont, dass sie durch ihre gesamte Arbeit bei Willow Creek aus „gottfernen Menschen vollkommen hingegebene Jesusnachfolger“ machen wollen. Das klingt auf englisch natürlich viel cooler.

Und ich dachte mir: Ja, das ist es. Wie oft sagen wir den netten Satz: „Wir können es nicht allen recht machen.“ Und wie oft handeln wir dann doch nach diesem einen Satz? Unfassbar.

Ähnliches dachte ich, als Leo Bigger die Bühne rockte. Dieser Mann steht für eine klare Vision von Kirche – und nein, ich habe auch hier keine Lust zu schreiben, dass nicht alle diese Vision cool finden müssen. Er lebt seinen Traum von Kirche. Und er lebt einen ganz bestimmten Traum. Das sieht man. Das spürt man. Das hört man.

Ich hoffe, ich habe auch in ein paar Wochen noch den Mut, mich zu fokussieren und nicht „Gemeinde für alle“ sondern „Gemeinde für den Einen“ zu sein.

#Ohne Gebet ist alles nichts

Für mich persönlich gab es auf dem Kongress zwei Highlights. Eines davon war der Vortrag von Johannes Hartl zum Thema „Existentielles Gebet“. In seiner unnachahmlichen Art schaffte es Johannes Hartl einmal mehr, hohe philosophische Erkenntnisse so zu vermitteln, dass selbst ich den Eindruck hatte, sie zu verstehen.

Provokant führte er uns dahin, dass er fragte, was denn sei, wenn eben nichts sei. Halten wir das Nichts aus? Was ist, wenn das Nichts uns überkommt – was machen wir? Wir müssen etwas tun. So ist der Mensch einfach – und leider – gestrickt. Wir können das Nichts nicht aushalten und müssen ganz schnell etwas tun.

Dabei ist es viel wichtiger, einfach zu sein – nicht zu tun.

Vor Gott zu sein. Mit Jesus zu sein. Im Gebet.

Alles Tun unterliegt den Blicken von Menschen, aber nicht dem Blick Gottes. Damit unterwerfe ich mich ungewollt Menschen. Und wenn ich versuche, den Menschen zu gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi, weil er dann nicht mein Meister wäre, sondern die Menschen um mich herum. Ha, faszinierend, was? Ich find’s auf jeden Fall sehr erhellend und habe einmal mehr gemerkt: Ohne das Gebet ist alles nichts. Aber mit Gebet wird das Nichts zu etwas Wundervollem, weil uns dort Jesus begegnet und er uns sagt, was wir zu tun und zu lassen haben.
Bei allen tollen Programmen und Methoden: Wir sollten nicht vergessen, dass die meisten großen Bewegungen und Erweckungen aus dem Gebet entstanden sind. Ich hab’s mir ganz neu auf die Fahne geschrieben.

#Orange leiten

Mein zweites Highlight des Kongresses war Reggie Joiner. Meine Güte. Der Mann hat solch eine Tiefe, Ausstrahlung, Witz und Weisheit, dass ich es schier nicht ausgehalten habe. Dabei kommt er als Introvertierter (wie er sich selbst bezeichnet) ganz unscheinbar daher. Aber bekanntlich sind stille Wasser tief.

Kurz zu dem guten Mann mit Glatze, Bart und Lederjacke: Er hat zusammen mit Andy Stanley die „Northpoint Community Church“ gegründet, das „Orange-Modell“ entwickelt und die reThink-Group ins Leben gerufen. Kurzum: Der Mann hat’s einfach drauf.

Ein Spitzensatz seines Vortrages:

Es ist nicht die Mission und Vision, die deine Gemeinde erfolgreich machen, sondern die Strategie.

Und wieder einmal saß ich da und dachte: Mist. Ja. Stimmt. Er hat vollkommen Recht. Wenn ich nicht weiß, wie ich die Dinge ans Laufen bringe, dann bringen mir auch die besten Dinge nichts.

So viel zur Theorie. Sein großes Steckenpferd ist ja die Frage nach der Orange – nein, nicht der Frucht, sondern der Farbe. Genauer gesagt: ORANGE ist die Mischung aus GELB (für die Gemeinde, in der Jesus als das Licht lebt) und ROT (für die Liebe in der Familie). So viel zur Farbenlehre.

Spannend wird das Ganze natürlich dann, wenn wir uns fragen, wie wir Gemeinde so leiten und leben, dass die nächste(n) Generation(en) davon profitieren. Und was Joiner hier zu sagen hat, würde ich am liebsten in die ganze Welt hinausposaunen, weil es so wahr und weise ist.

Joiner sprach davon, dass unser Problem in Gemeinden doch oft das ist, dass uns nicht interessiert, was Familien interessiert. Er sprach davon, dass über 90% der Familien in Deutschland in keine Gemeinde/in keinen Gottesdienst gehen. Warum? Weil sie nicht vorkommen, keinen Platz haben.

Dabei wollen Eltern – und da stimme ich ihm voll zu – vor allem eines: bessere Eltern werden! Und warum soll bitteschön Gemeinde dann nicht der Ort sein, an dem sie das lernen können?

Uns Leitenden sollte es ein Anliegen sein, um die Beziehungen zu den Kindern und Jugendlichen sowie um deren Beziehung zu Gott zu kämpfen. Und ich habe am Ende seines Vortrages gedacht: „Jawohl. Das will ich!“

Nichts hält deine Gemeine so frisch und „am Puls der Zeit“, als wenn du „orange leitest“ – also Kinder, Jugendliche und Familien nicht nur eine nette „Zielgruppe“ sind, sondern den Kern deiner Gemeindeentwicklung darstellen. Wohlgemerkt: Nicht die Heile-Welt-Familie, sondern Familie in all ihren Schattierungen und Vorkommnissen – denn alleine in den USA sind es laut Joiner gerade mal 23% der Familien, die aus verheirateten Ehepaaren bestehen, die mit ihren eigenen leiblichen Kindern zusammen leben. Insofern sollten wir als Gemeinde auch aufhören, ein unrealistisches Idealbild von Familie zu propagieren, das biblisch gesehen ohnehin keinen Halt hat – wenn man nur mal an so nette Familienkonstellationen wie bei Adam und Eva, Noah, Jakob und Esau, Josef und seine Brüder oder auch Maria und Josef denkt.

Auf jeden Fall hat Reggie Joiner es geschafft, mein Herz zu erobern und eine ganz neue Leidenschaft freizusetzen – ok. Sooooo schwierig war es nicht, denn ich hatte seine „Orange-Bücher“ schon gelesen. Und dennoch: Ich glaube, dass sich nichts mehr lohnt, als Gemeinde an der kommenden Generation auszurichten.

Für mich war dieser Kongress ein Inspirationsmegaflash und ich bin immer noch sehr motiviert und begeistert, nun vieles davon umzusetzen, was bedeutet: Fokus auf Jesus. Mehr die Menschen im Blick zu haben, die „noch nicht dabei sind“ als die, die man verlieren könnte (was ja zunächst mal nicht mehr als eine Annahme ist und sich in der Realität erst mal noch beweisen müsste). Und in die nächste Generation investieren, investieren, investieren.

Was haben wir aus dem Evangelium gemacht?

Was das Evangelium nicht ist

Vor kurzem ist mir auf Facebook ein Zitat von John MacArthur über den Weg gelaufen:

I think again, the church has not only stopped talking about sin, it stopped talking about eternal life. Everything is about fix me here. The gospel doesn’t promise to fix you here. You may have a bad marriage till you die, you may have bad kids till you die. You may have cancer and die before you thought you’d die. You may lose all your money in the stock market. Your house might burn down. Jesus doesn’t promise to fix that. Contrary to what you hear from health, wealth and prosperity teachers, the only people who seem to get wealthy off that are the people who take your money. The gospel does not promise that. But it does promise eternal life. (Quelle)

Darin verstecken sich so einige Gedanken, die mich schon seit langer Zeit beschäftigen. Dabei will ich mich aber nicht auf sein Urteil über Prediger des so genannten „Wohlstandsevangeliums“ stürzen – das ist nicht meine Sache.

Mich interessiert vielmehr, was er inhaltlich an der Darstellung des Evangeliums kritisiert und dachte mir: Das betrifft beim besten Willen nicht nur Wohlstandsevangeliumsprediger.

Für alle wissenschaftlich angehauchten unter der werten Leserschaft braucht’s jetzt am Anfang erst mal eine Definition von „Evangelium“. Ok. Will ich geben:

Evangelium ist die gute Botschaft, dass es einen Gott gibt, der dich liebt und der seinen Sohn für dich auf dieser Erde gesandt hat, um stellvertretend für deine Schuld zu sterben, so dass du mit diesem ewigen und liebenden Gott eine Beziehung auf Ewigkeit hin hast, die auch nach diesem irdischen Tod nicht endet, aber vor diesem irdischen Tod beginnt, was Auswirkungen auf dich, deine Mitmenschen und dein Umfeld haben wird.

Ich hoffe, das war jetzt lang genug für eine Definition.

Ein diesseitiges Evangelium ist defizitär

Was mich an der Aussage von MacArthur so fasziniert und gleichzeitig irritiert, ist in der Tat die Tatsache, dass sich gerade die Kirche in ihrer Verkündigung und Wesensäußerung fast nur auf das Diesseits ausrichtet. Dabei beinhaltet das Evangelium an sich doch gerade die Ewigkeitsperspektive – oder haben wir die jetzt vollends historisch-kritisch wegrationalisiert? Ist Jesus wirklich nur der Besserwisser, Revoluzzer, über-15-Minuten-Prediger, Frauenversteher (was zu seiner Zeit wesentlich radikaler war, als es heute ist), Weltverbesserer und Heiler?

Ist er wirklich nur der Prototyp aller 68er, Vorläufer aller Umweltaktivisten (warum auch immer; sein Umgang mit der Natur war recht diktatorisch, wenn ich da so an die Sturmstillung denke) und Archetyp aller Sozis?

In diesen Tagen habe ich wieder einmal angefangen, mein Lieblingsbuch der Bibel zu lesen: die Apostelgeschichte. Ich habe angefangen, alle Stellen, in denen es um das Gebet geht, grün zu markieren. Alle Stellen, in denen vom Heiligen Geist die Rede ist, habe ich mit orange markiert. Und an allen Stellen, an denen von „Zeichen und Wundern“ die Rede ist, habe ich an den Rand „Z&W“ geschrieben und gelb markiert. Und weißt du was? Meine Bibel ist bunter als die Malbücher meiner Kinder.

Würde ich das gleiche Schema anwenden, um manche Programmschriften, theologische Bücher und „so muss Kirche aussehen, wenn sie überleben will“-Ratgeber zu markieren, dann befürchte ich, würden die Seiten weit weniger bunt werden.

Verrückt, wie jenseitsorientiert die Bibel doch selbst ist. Verrückt, wie sehr das Ewige dort immer wieder ins Irdische einbricht, aber nicht versucht wird, das Irdische als das Ewige auszugeben. Ich bin erst im 8. Kapitel angelangt, aber habe immer wieder gedacht: „Das will ich heute auch noch erleben! In meiner Gemeinde, im Wutachtal, in Deutschland – oder wo auch immer.“

Ich will mich nicht damit zufrieden geben, dass Kirche lediglich dafür da ist, den Menschen in ihren irdischen Bedürfnissen wahrzunehmen, sondern vor allem in ihren geistlichen Bedürfnissen zu sehen und ihnen zu sagen: „Es gibt eine Ewigkeit. Und eine Schlüsselentscheidung, die du hier auf Erden triffst ist die, wo du diese Ewigkeit verbringst!“

Ja, ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass wir das Evangelium entkräften und schwächer machen, als es ist, wenn wir es lediglich auf das Diesseits beziehen und aus ihm unsere To-Do-Liste für unsere Agenda „Bewahrung der Schöpfung, soziale Gerechtigkeit und Friede auf der ganzen Erde“ machen. Nein, ich habe keine Lust, jetzt zu schreiben, dass ich das auch alles OK finde. Ich habe einfach Lust zu schreiben: Das ist nicht das ganze Evangelium. Das ist ein entmachtetes, vermenschlichtes und verweichlichtes Evangelium, wenn überhaupt. Vielleicht ist es auch eher ein Grundsatzprogramm einer umweltorientierten oder sozialorientierten politischen Partei – aber es ist nicht das, wofür Jesus auf diese Erde kam; wozu das Ewige das Zeitige trifft; wozu Gott Mensch wird.

Oder um es anders zu sagen:

Gebet und Heiliger Geist

Evangelium ist nur dann Evangelium, wenn es mir den Horizont über das Diesseits öffnet in ein Jenseits, das noch kommt und hier schon erfahrbar ist, das mir durch Jesus verfügbar wird – aber ohne ihn unverfügbar bleibt.

Und dann höre ich schon wieder die Kritiker: „Aber das Reich Gottes und sein Wirken ist doch nicht verfügbar.“ Korrekt. Aber gerade deswegen sich reflexartig auf alles Irdische zurückzuziehen und das als Evangelium auszugeben, ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Kirchen-Ei.

Um mal auf meine Buntstifte zurück zu kommen: Ich habe sie ja nicht einfach so gewählt. Ich hätte ja auch anstreichen können, wenn von Fußball, Grillen oder Pilgern die Rede ist.

Ich glaube aber, dass es diese beiden Dinge sind, die Kirche heute wieder braucht:

Das Gebet und das Wirken des Heiligen Geistes.

Ein Schlüsselvers ist für mich hier Apostelgeschichte 4,31:

Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.

Junge, Junge, Junge. Wie krass ist das denn? Ok, ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es so geschehen ist, wie es da steht. Zumindest hat mich noch niemand vom Gegenteil überzeugen können.

Ich wünsche mir, dass Kirche back to the roots wieder eine Gebets- und Heiliger Geist-Bewegung wird.

Ich wünsche mir, dass wir genau so viel Zeit in’s Gebet stecken, wie in Bücherschreiben, Programmentwürfe, Konferenzen und Blogbeiträgeverfassen.

Und ich wünsche mir so sehr, dass wir als Kirche zurückkehren zu einem kindlichen Glauben, der den Heiligen Geist einfach mal machen lässt. Und nicht irdische Wunschvorstellungen an ihn dranheftet und danach behauptet, das wäre geistgewirkt gewesen. In der Bibel – vor allem eben in diesem bunten Buch Apostelgeschichte – lesen wir sehr viele Arten, wie der Heilige Geist wirkt. Und ehe wir ihm neue Wirkungsweisen zuschreiben (ist er nicht unverfügbar?) wären wir gut damit beraten, ihn das machen zu lassen, was von ihm in der Apostelgeschichte geschrieben steht.

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