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Ein verschwenderischer Gott

Es gab Zeiten, da gab’s die Fernsehsendungen nur in schwarz-weiß. Für unsere heutige Riesen-Flat-TV-Gesellschaft vollkommen undenkbar. Und doch: es gab diese Zeit. Und es war ok. Es gab einfach nichts anderes. Und wie war das Staunen groß, als das TV-Gerät plötzlich die bewegten Bilder farbig erscheinen ließ. Umwerfend. Atemberaubend.

Hätte Gott diese Welt nicht einfach auch schwarz/weiß erschaffen können? Das hätte ziemlich viele Vereinfachungen mit sich gebracht: Stundenlanges Nicht-Wissen-Was-Man-Anziehen-Soll würde es nicht geben. Ebenso wenig die Frage, ob die Haare nun blond oder doch eher braun sein sollten? Und ob das iPhone nun in spacegrau, weiß oder gold daherkommt, wäre relativ egal.

Aber ich glaube, dass Gott verschwenderisch ist. Ich glaube, er liebt es, uns Menschen Gutes zu tun. Und deswegen erschuf er diese Welt in Farben. Unzählig vielen Farben. So viele Farben, dass wir sie teilweise gar nicht mehr voneinander unterscheiden können, weil uns die Worte dafür fehlen, was Gott geschaffen hat.

Heute ist “Erntedank” und in unserer Gemeinde feierten wir den Gottesdienst unter dem Motto “Danke für die Schöpfung”. Und ich bin wirklich froh und dankbar darüber, dass Gott es so gut mit uns Menschen meint, die wir ihm doch einen Haufen Arbeit und Ärger bereiten.

Und ich bin dankbar, von einer “Schöpfung” reden zu können, denn dahinter steckt die Annahme und der tiefe Glaube, dass es einen Schöpfer gibt. Und keinen Zufall.

Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, bin ich schlicht und einfach davon begeistert, dass dieser Schöpfer sagt:

“Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.” (1. Mose 1,26)

Bei jeder Diskussion um Entstehung und Herkunft des Menschen kann ich nur sagen: Ich bin dankbar, nicht glauben zu müssen, vom Affen abzustammen, sondern glauben zu können, von Gott abzustammen und zu seinem Bild geschaffen zu sein. Das ist outstanding und unbeschreiblich.

Intelligente Gemeinde

Der Physiker Stephen Hawking sagte einmal einen Satz, den ich im Blick auf Gemeinde äußerst provokant finde (auch wenn er ihn in einem anderen Kontext sagte):

“Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen.”

Beobachten wir nun die letzten Jahrzehnte, so stellen wir fest: Unsere Gesellschaft ist in permanentem Wandel. Die Unstetigkeit scheint die einzige Kontinuität in unserer Zeit zu sein. Auf diese Veränderung hat natürlich auch die Kirche Jesu zu reagieren – oder im besten Fall proaktiv zu sein.

Schaue ich mir den Satz von Hawking an, dann frage ich mich: “Wo sind die intelligenten Gemeinden, die die Fähigkeit besitzen, sich dem Wandel anzupassen?”

 

Wandel der Optionen

Ich sehe da zum Beispiel den “Wandel der Optionen”. Durch die fortschreitenden technologischen Errungenschaften hat der Mensch heute quasi überall die Möglichkeiten, sich alle Informationen zu holen, die er braucht.

Durch die fortschreitende Mobilisierung unserer Gesellschaft, sind Menschen nicht mehr an ihren Wohnort, an ihr Haus, an die Kirche im Dorf gebunden. Ein paar Kilometer zu fahren, scheint heute nicht das Problem. Sicher nicht bei allen Menschen, aber doch bei den meisten.

So hat sich jede Gemeinde auch die Frage zu stellen, ob sie dem Wandel der Optionen intelligent begegnet:

Ist unsere Kirche auch attraktiv für Menschen, die mobil sind?

Ist unsere Kirche attraktiv für Menschen, die Technik-affin sind?

Ist unsere Kirche insofern transparent, als dass alle die Informationen bekommen, die sie benötigen?

 

Wandel der “Pole Position”

Vor einigen Jahrzehnten galt Kirche noch als Institution der Lebensgestaltung und Lebensordnung. Ethik, Moral, Weltanschauung – hier hatte Kirche die klare “Pole Position” und für die breite Mehrheit unserer Gesellschaft war Kirche die Antwort-Geberin Nummer 1 auf alle Fragen des Lebens.

Das hat sich geändert – und das ist gut so. Denn nicht jede Antwort, die die Kirche gegeben hat, war auch die richtige. Und es ist gut, nicht mehr die Pole Position zu haben, da es einen unweigerlich dazu bringen sollte, diese wieder zu erlangen – oder zumindest in deren Nähe zu kommen.

Sind wir bereit, diesen Wandel der “Pole Position” zu erkennen und alles daran zu setzen, dass Menschen auf Sinn- und Lebensfragen ihre Antwort “bei kirchens” suchen? Oder geben wir uns damit zufrieden, ein Anbieter unter vielen im “Markt der Möglichkeiten” im Blick auf die großen Fragen des Lebens zu sein? Der Eindruck kommt mir manchmal, wenn ich bedenke, welche Themen scheinbar – zumindest laut Pressemeldungen und Newsletter – bei kirchens “on top” sind.

Wandel der Plausibilität

Unweigerlich führt der Verlust der “Pole Position” dazu, dass es auch einen Wandel in der Plausibilität gibt.

Wieso soll ich sonntags in die Kirche gehen, wenn es schon gar nicht mehr zur gesellschaftlichen Etikette gehört?

Wieso soll das Angebot von Kirche plausibler sein, als mein eigenes zurecht gelegtes Welt- und Menschenbild oder das zusammengeklaubte Bild aus esoterischem, humanistischem, fernöstlichem oder sonstig geartetem religiösem Gedankengut?

Wie passt das denn in unsere Zeit, wenn Jesus sagt:

“Ich bin der Weg. Ich bin die Wahrheit. Ich bin das das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.” (Die Bibel, Johannes 14,6)

“Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen”, so Stephen Hawking. Und wenn ich das nun auf die Gemeinde Jesu hin lese, dann wünsche ich mir intelligente Gemeinden, die in der Lage sind, sich dem Wandel anzupassen und nicht in dem zu verharren, was sie “schon immer so getan haben”.

Denn eines ist sicher: Das, was uns hierher gebracht hat, ist mit Sicherheit nicht das, was uns in die Zukunft bringt.

 

Krasser Kirchenvater

Im Rahmen unserer aktuellen Predigtreihe “Mein Held der Kirchengeschichte” habe ich am vergangenen Sonntag über den Kirchenvater “Basilius den Großen” gepredigt. Vielen wird der gute Mann nichts sagen – deswegen sei als sanfter Einstieg der Wikipedia-Artikel über ihn empfohlen. Der ist gar nicht mal so schlecht.

In den Tagen und Wochen vor der Predigt habe ich mich nochmal intensiv mit dem “Setting” beschäftigt. Sprich: Wie sah eigentlich die Weltgeschichte im 4. Jahrhundert aus und vor allem: Wie war das noch mal mit den ganzen theologischen Auseinandersetzungen und Konzilen, den Debatten um die Wesensgleichheit, Wesensähnlichkeit und der Subordination?

Und sicher: So vieles wäre über Basilius zu sagen. Keine Frage. Dieser Kirchenvater hat ein bewegtes und bewegendes Leben im 4. Jahrhundert geführt.

Und doch musste ich dann – wie alle anderen Prediger der Predigtreihe zuvor auch – ein Zitat auswählen, das Basilius in irgendeiner Weise charakterisiert. Und so habe ich folgendes Zitat aus dessen (Haupt-)Werk “De spiritu sanctu” ausgewählt:

„Ich bezeuge jedem, der Gott anruft, aber den Sohn ablehnt, dass sein Glaube vergeblich ist.“

Krasses Zitat, oder nicht?

Was wäre, wenn der nette Herr Basilius heute Bischof wäre oder werden wollte? Wäre das mit solch einer Aussage denkbar?

Es wäre zumindest eine knappe Wahl, die ihn heute zum Bischof machen würde. Wenn überhaupt.

Die Kunst des Leitens III: Inspiriert bleiben

Inspiriert bleiben

Wenn ich an meine Tätigkeit als Leiter denke, dann macht mir meine Arbeit am meisten Freude, wenn ich inspiriert bin und diese Inspiration ausstrahle. In einem Vortrag sprach Bill Hybels (Pastor der Willow Creek Community Church) davon, dass laut einer Untersuchung Menschen, die inspiriert sind, ungefähr 40% mehr Leistung bringen als Menschen, die uninspiriert zur Arbeit gehen.

Inspiriert zu sein, bringt also nicht nur dir selbst etwas, sondern auch denen, die mit dir arbeiten. Und eines möchte ich vorneweg sagen: Es ist deine Aufgabe, deinen “Inspirations-Tank” zu füllen. Sicherlich helfen dir andere Menschen dabei, aber es ist deine eigene Verantwortung, wenn du selbst leitend tätig bist.

Wie mache ich das? Im Laufe meiner Tätigkeit als Pfarrer habe ich festgestellt, dass es vor allem vier Faktoren sind, die mich inspirieren.

1. Inspirierende Veranstaltungen

Allen voran will ich hier den Leitungskongress von Willow Creek nennen. (Der nächste ist übrigens vom 11.-13. Februar 2016 in Hannover und wenn du dich noch nicht angemeldet hast, solltest du das schleunigst tun.)

Wahrscheinlich gibt es keine andere Veranstaltung, die mir mehr Inspiration und Motivation für meinen Beruf gibt. Mit mehreren tausend anderen in (Gemeinde-)Leitung tätigen Menschen ein paar inspirierende Tage verbringen, gehaltvolle Vorträge hören und viele “alte Bekannte” treffen – das macht für mich den Leitungskongress zu einem enormen Inspirationsschub.

Natürlich gibt es auch andere inspirierende Veranstaltungen. Ich merke immer wieder, dass mir die Veranstaltungen gut tun, in denen ich merke: Ich bin nicht alleine. Meine Probleme sind nicht die größten der Welt. Andere haben schon ähnliches (durch-)gemacht wie ich. Viele sind hier, von denen ich lernen kann. Ich bin ein Rädchen im großen Getriebe des Reiches Gottes – ein kleines, aber kein unwichtiges.

So etwas ist für mich Inspiration pur.

2. Inspirierende Literatur

Ich glaube, dass Leiter oft einen großen Fehler begehen: Sie meinen, keine Zeit für’s Lesen zu haben. Und das ist falsch. Es muss ja nicht gleich ein Roman sein und auch nicht so öde wie eine IKEA-Gebrauchsanleitung.

Es gibt so viel gute, weiterführende, motivierende und inspirierende Literatur, die Leiter sich immer mal wieder zu Gemüte führen sollten.

Eine kleine Auswahl an Literatur voller Inspiration:

Bill Hybels: Einfach
Siehe auch hier: www.david-brunner.de/die-kunst-des-leitens-ii-den-tank-fuellen
Bill Hybels: Einfach

Böhlemann, Peter/Herbst, Michael: Geistlich leiten
Ein sehr ausführliches Buch zum Thema “geistlich leiten”, das man sicherlich nicht “nebenbei” liest, dessen Gewinn aber riesig sein kann, wenn man es gleichzeitig in der Praxis anwendet und erprobt.
Böhlemann/Herbst: Geistlich leiten

Bill Hybels: Die Kunst des Führens
Dieses Buch empfiehlt sich u.a. auch deswegen, weil es aus kurz gehaltenen (meistens ca. 3-5 Seiten) Führungsprinzipien besteht. Man kann also gezielt thematisch suchen oder einfach mal ein paar Prinzipien “zwischendurch” lesen.
Bill Hybels: Die Kunst des Führens. Meine Führungsprinzipien auf den Punkt gebracht


Hinrichsen/Palluch: Als unser Kunde tot umfiel…
Teilweise sind die Lösungen nicht nur nachhaltig, sondern auch knallhart. Man muss sie nicht übernehmen (manche sollte man in meinen Augen auch nicht übernehmen in der kirchlichen Arbeit) – aber sie regen zum Nachdenken an.
Hinrichsen/Palluch: Als unser Kunde tot umfiel …: 25 knifflige Führungsprobleme und ihre nachhaltigen Lösungen

Jacobsen/Coleman: Der Schrei der Wildgänse
Alles andere als ein klassisches Buch zum Thema “Leitung”. Aber es hat mir jede Menge Inspiration verschafft auf die Frage: “Wie soll Gemeinde aussehen – und wie nicht?”
Jacobsen/Coleman: Der Schrei der Wildgänse. Aufbrechen zu einem freien Leben in Christus jenseits von Religion und Tradition

3. Inspirierende Menschen

Eine relativ leicht umzusetzende Möglichkeit, die Inspiration hoch zu halten: Ich umgebe mich mit inspirierenden Menschen. Meist sind das Menschen, die in einem bestimmten Bereich besser sind als ich (oder in vielen Bereichen…), die jede Menge Lebenserfahrung auf dem Buckel haben, die eine inspirierende Lebensgeschichte haben (also im Prinzip jeder Mensch) oder die mir in einer bestimmten Frage weiterhelfen können, weil sie mehr KnowHow haben als ich.

Glaube mir: Es ist nicht schwierig, inspirierende Menschen zu finden. Es reicht schon, wenn du ein Lernender bleibst und im anderen etwas findest, das dich bereichert.

Ein Beispiel für mich ist das Netzwerk churchconvention. Seit fast zehn Jahren gibt es dieses Netzwerk und beinahe ebenso lange bin ich Teil dieser wunderbaren Gemeinschaft. Ich würde mal sagen, dass ich mindestens genauso viel bei churchconvention gelernt habe wie bei Leitungskongressen von Willow Creek. Und dabei reicht es manchmal schon, wenn man sich mit ein paar wenigen “Gleichgesinnten” trifft, herumspinnt und überlegt, was Jesus wohl heute in unserer Kirche anpacken würde…

Hinzu kommen meine Freunde, die Ältesten meiner Gemeinde (ja, das kann ich jetzt schon nach so kurzer Zeit sagen, dass sie mich inspirieren und das auch weiterhin tun werden), meine Frau sowie Personen, die ich gar nicht persönlich kenne, aber deren Bücher, Podcasts oder Blogs mich inspirieren.

Dazu zählt im Moment vor allem Carey Nieuwhof.

4. Auszeiten voller Inspiration

Du brauchst dich als Leiter überhaupt nicht zu rechtfertigen, dass du dir Auszeiten nimmst. Sei es Urlaub oder regelmäßige Tage/Wochenenden, die nur dir (und deiner Familie) gehören. Persönlich würde ich sogar so weit gehen und sagen: Ein Leiter, der sich keine regelmäßigen Auszeiten nimmt, leitet nicht, sondern ist getrieben und nimmt sich selbst viel zu wichtig.

Ich tanke im Urlaub auf, indem ich einfach viel Zeit mit meiner Familie habe, indem ich gute Bücher lese, Artikel lese, die ich schon immer mal lesen wollte und einfach die Zeit genieße und staune über das, was Gott geschaffen hat in der Natur. Dabei genieße ich es, Sport zu machen, ohne in meinen Kalender schauen zu müssen, wann es passt.

Solche Auszeiten sind für mich überlebensnotwendig, weil Körper, Seele und Geist dabei Rechnereien. Und dabei gilt eines: Wenn ich Urlaub habe, habe ich Urlaub. In dieser Zeit kommt die Gemeinde ohne mich ganz gut klar.

Genauso verhält es sich für mich mit dem “Pfarrersonntag” – dem Montag. Laut Pfarrdienstgsetz dürfen Pfarrer sich ihren Dienst so einteilen, dass ein freier Tag entsteht – wie gnädig. Persönlich finde ich es ja ziemlich daneben, dass Kirche immer wieder darauf beharrt, den Sonntag doch bitte nicht als Werktag zu missbrauchen (was ich auch voll unterstütze) – mit ihren Angestellten geht sie aber so um, dass sie sich selbst ihren Dienst so einteilen müssen, dass ein freier Tag entsteht. Nun ja. Anderes Thema.

Aber auch diese eine Auszeit in der Woche brauche ich, um nicht im Hamsterrad der Geschäftigkeit meine Runden zu drehen, vollkommen ausgepowert zu sein und keinerlei Inspiration mehr zu haben und auszustrahlen.

Und auch hier gilt: Wer sich – als Pfarrer/Pfarrerin – diesen freien Tag nicht nimmt, nimmt sich selbst zu wichtig. Wieso sollte ich 7 Tage in der Woche arbeiten, wenn mein irdischer Arbeitgeber (die Landeskirche) mir einen freien Tag ermöglicht und mein himmlischer Arbeitgeber (Gott) selbst am 7. Tag geruht hat und seine Schöpfung bestaunt hat?

Die größte Liebe

Liebe – trotz allem

Liebe ist ja so ein Wort, bei dem uns Menschen alles mögliche einfällt. Ich bin im Moment sehr beeindruckt und überwältigt davon, wie Gott uns Menschen liebt – und das, obwohl er schon längst wusste, wie wir Menschen uns verhalten würden, was wir mit dem Leben anfangen würden und mit seiner Liebe.

In den USA ist in den vergangenen Wochen in den Medien eine große Auseinandersetzung über die Organisation “Planned Parenthood” entstanden. Es geht darum, dass diese Organisation Körperteile von abgetriebenen Kindern zu Forschungszwecken anbietet, verkauft und in meinen Augen sehr skrupellos über die Methode berichtet, wie diese Körperteile intakt “gewonnen” werden. Details erspare ich dir. Falls du dich weiter dafür interessierst, empfehle ich Dir folgende Links:

Artikel auf welt.de: “USA: Abtreibungsfirma bietet Embryogewebe zum Kauf an”

Video auf youtube.com: Verdecktes Interview bei “Planned Parenthood”

Interview mit David Daleiden (dem Mann hinter den verdeckten Interviews/Videos)

Ich kann das beim besten Willen nicht verstehen, wie Menschen so lieblos sein können und so mit Babys umgehen. Wie sehr muss erst Gott Schmerz darüber empfinden, wie Menschen mit seiner Liebe umgehen? Das übersteigt mein Denken bei weitem. Ich kann es einfach nicht fassen, wie Gott uns Menschen liebt, wo er doch genau weiß (und schon längst wusste), welchen Weg wir Menschen gehen werden.

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden sondern das ewige Leben haben. (Die Bibel, Johannes 3,16)

Und schauen wir in die Geschichte mit ihren Kriegen, Kreuzzügen und anderen unmenschlichen Szenarien – da bleibt mir die Spucke weg, dass Gott uns Menschen liebt – und seine Liebe uns Menschen seit jeher galt, obwohl er schon wusste, wie wir Menschen uns entscheiden würden.

Wäre ich Gott und hätte das alles schon gewusst, dann….. naja. Lassen wir das.

Liebe – hier und jetzt

Als Gottes Mitarbeiter bitten wir euch: Lasst die Gnade, die Gott euch geschenkt hat, in eurem Leben nicht ohne Auswirkung bleiben. Denn Gott hat gesagt: “Ich will dein Gebet erhören. Es wird eine Zeit der Gnade für dich geben, einen Tag, an dem du meine Hilfe erfährst!” Genau diese Zeit ist jetzt da, der Tag der Rettung ist nun gekommen. (Die Bibel, 2. Korinther 6, 1+2)

Das Schöne: Gott ist ein Gott der tröstet – aber er vertröstet nicht. Seine Liebe, seine Gnade, seine Güte gilt Dir jetzt. Heute. In diesem Moment. “Genau diese Zeit ist jetzt da, der Tag der Rettung ist nun gekommen.”

Heute.

Jetzt.

Nun.

Diese Worte verwendet niemand, der vertröstet, der auf Morgen alles aufschiebt, der nicht im Hier und Jetzt lebt und handelt.

Martin Luther soll einmal gesagt haben:

Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht.

Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eher Gottes Liebe als unsere menschlichen Unmöglichkeiten zu suchen und zu entdecken. Ich will mich nicht einlullen lassen von diesem ewig nervigen, motzenden und nörgelnden Unterton unserer Gesellschaft. Vielmehr will ich diesen glühenden Backofen, der von hier bis an den Himmel reicht, jeden Tag sehen. Und ganz ehrlich: Man muss schon blind sein, um solch einen Backofen zu übersehen.

Liebe – auch morgen

Aber eine Hoffnung bleibt mir noch, an ihr halte ich fest: Die Güte des Herrn hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr! Darum sage ich: Herr, ich brauche nur dich! Auf dich will ich hoffen. Denn der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten. (Die Bibel, Klagelieder 3, 21-26)

Was muss Gott für eine Geduld mit uns Menschen haben. Jeden Morgen ist seine Güte und Liebe für uns da. Neu. Unverbraucht. Abrufbar. Jeden Morgen. J.E.D.E.N. M.O.R.G.E.N.

Unbeschreiblich gut. Wie die Sonne aufgeht nach einer erholsamen, schweren, schlaflosen, wohltuenden, fürchterlichen oder erquickenden Nacht. Was auch gewesen ist: Die Sonne geht auf. Und was auch gewesen ist: Gottes Liebe wird da sein. Heute. Und morgen.

Viel zu selten mache ich mir das bewusst und dennoch glaube ich, dass genau das der “doppelte Boden” meines Lebens ist: Zu wissen, dass Gottes Liebe jeden Tag für mich neu verfügbar ist. Dass er mich trägt. Liebt. Vergibt. Heilt. Zurechtweist. Ermutigt. Stärkt. Stützt. Inspiriert.

Und dass er am Kreuz von Golgatha sagt: “Ich meine das ernst. Ich mache keine Witze. Das ist kein Larifari-Romantik-Geblubber von Liebe, sondern wahr. Echt. Real. Unverwechselbar.”

Das lässt mich irgendwie staunend zurück und ich wünschte mir, dass es wahr wird bei noch so vielen Menschen: “So sehr liebt Gott diese Welt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hingab. So werden alle, die an ihn glauben, die ihm vertrauen, deren Lebensgrund und -mittelpunkt Jesus allein ist, gerettet – und eben nicht verloren gehen. Weder hier noch in der Ewigkeit.”

Ist das nicht eine faszinierende, sich verschwenderisch schenkende Liebe? Gibt es eine größere Liebe?

Dankbarkeit als Lebensstil

Durch eine befreundete Familie bin ich ganz neu ins Nachdenken gekommen, was es denn heißt, dankbar zu sein und mit dem zufrieden zu sein, was man hat und nicht immer das haben zu wollen, was man nicht hat.

Eigentlich ist das Leben recht einfach – aber wir machen es uns dadurch schwer, dass wir uns nicht mit dem, was wir haben abfinden, sondern das, was wir nicht haben, scheinbar das ist, was gut und erstrebenswert ist. Aber ist dem wirklich so?

Im Neuen Testament schreibt der Apostel Paulus einige äußerst merk-würdige Zeilen.

Macht euch keine Sorgen! Ihr dürft Gott um alles bitten. Sagt ihm, was euch fehlt, und dankt ihm! […] Ich sage das nicht, um euch auf meine Not aufmerksam zu machen. Schließlich habe ich gelernt, in jeder Lebenslage zurechtzukommen. Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und so kann ich mit beidem fertig werden: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben. Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt. (Philipper 4, 6.11-13)

Nach unzähligen Bestrafungen, Gefängnisaufenthalten und Schiffbrüchen hätte Paulus wirklich Grund gehabt, nicht dankbar zu sein. Aber er war es. Weil der seine Dankbarkeit nicht fixiert ist auf irdische und materielle Dinge, sondern vielmehr ihren Grund in der Gewissheit der Versorgung durch Gott hat.

Mich hat es angespornt, neu darüber nachzudenken, was ich wirklich benötige – und ich will lernen mit dem, was ich habe, nicht nur zurecht zu kommen, sondern Gott die Ehre zu geben und anderen Menschen zu dienen.

Denn wer im privilegierten Deutschland lebt und die Möglichkeit hat, diese Zeilen zu lesen, sollte sich bewusst sein: Ich gehöre zu den Privilegierten dieser Welt – das soll mich nicht nur dankbar machen, sondern verpflichtet mich auch, entsprechend zu leben.

Dieser Artikel ist vollkommen unfertig – aber vielleicht inspiriert er dich ja auch, dankbar(er) zu sein, für das, was du hast und wer du bist. Und falls ja: Lass es Gott und deine Mitmenschen wissen!

Einblick in die Ewigkeit

Mich beschäftigt eine Entwicklung sehr, die ich in den letzten Jahren wahrnehme. Und zwar habe ich den Eindruck, dass sich in der christlichen und kirchlichen Landschaft der Blickwinkel ein wenig verschoben hat. Es gibt eine große Diesseits-Fixierung bei immer mehr schwindender Ewigkeits-Perspektive.

Und dies wirkt sich natürlich und unweigerlich auch darauf aus, wie wir Gemeinde gestalten.

Ewigkeit – nein danke!

Das klingt hart, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass Christen genau so argumentieren: “Nein, ich möchte nicht auf die Ewigkeit warten. Ich möchte hier im Diesseits etwas tun: Spielplätze anstreichen, Müll einsammeln oder Mittagessen anbieten. Dadurch werden Menschen schon zu Gott finden und dadurch komme ich meinem christlichen Glauben am meisten nach.”

Wirklich?

Nichts gegen Mittagessen, Müllvermeidung und Spielplatzverschönerung. Im Gegenteil. Das sollte nur der Anfang sein. Aber wir sollten auch Dinge benennen, wie sie sind und nicht einen frommen Mantel drüber schmeißen. Für mich ist das alles “Nächstenliebe in Aktion” – die kann christlich motiviert sein, muss sie aber nicht. Aber eines ist sicher: Wir brauchen sie! Mehr denn je und ich möchte solche Aktionen überhaupt nicht in Abrede stellen. Ich wünschte mir sogar, in meiner Gemeinde würde es mehr davon geben!

Ich glaube aber nicht – und da habe ich ganz große und unbeantwortete Anfragen an eine missionale Theologie, so sehr ich sie schätze – dass dadurch Menschen in Scharen sich bekehren. Ja, die Gottesdienste an anderen Orten werden registriert, die Gesellschaft etwas sozialer und es ist ok, über Gott zu sprechen. Keine Frage.

Aber ist das alles? Ist es das, wofür Kirche hier auf der Erde ist?

Natürlich können und sollen wir als Kirche dafür sorgen, dass diese Welt besser wird – letzten Endes ist das aber nichts anderes, als politische Ungerechtigkeit auszugleichen, denn wir wissen: Güter, Ressourcen und Finanzen gibt es auf der Welt für alle genug – sie sind nur nicht fair verteilt.

Insofern hat Kirche unbedingt und immer einen politischen und prophetischen Auftrag, den sie bitte auch ernst nehmen soll – auch wenn sich ihr Wirken darin nicht erschöpft.

Ewigkeit – ja bitte!

Und deswegen glaube ich, dass wir eine Ewigkeits-Orientierung benötigen. Aber bitte, bitte, bitte nicht als Vertröstung nach dem Motto. “Oh ja, hier auf der Erde ist alles so schlimm, aber das Beste kommt ja noch, wenn wir in der Ewigkeit vor dem Thron Gottes singen und tanzen.” (By the way: Ich kann nicht tanzen und mag es auch nicht! Und jetzt?)

Ich glaube aber, dass wir eine eschatologische Qualitätssicherung benötigen, die auch mal den Finger in die Wunde legen darf und uns kritisch hinterfragt:

“Warum tust du, was du tust?”

“Hat das, was du tust, einen Ewigkeitswert oder ist es auf das Diesseits begrenzt?”

“Was würdest du denn tun und lassen, wenn Jesus morgen wiederkommt?”

“Hilft das, was du tust, anderen Menschen, dass sie die Ewigkeit mit und nicht ohne Gott verbringen?”

Alte Glaubensväter haben immer wieder gesagt: “Das Schönste kommt noch.” Und da ist doch auch was dran. Auch der Apostel Paulus betont in seinen Briefen im Neuen Testament immer wieder, dass etwas noch viel Größeres, viel Schöneres, viel Umwerfenderes und schlichtweg etwas Noch-nie-Dagewesenes auf uns wartet.

Und schaue ich in die Offenbarung, das Buch der Bibel, das über “die letzten Dinge” schreibt, dann lese ich dort etwas ganz Wunderbares:

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der vorige Himmel und die vorige Erde waren vergangen, und auch das Meer war nicht mehr da. Ich sah, wie die Stadt Gottes, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam: festlich geschmückt wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag. Eine gewaltige Stimme hörte ich vom Thron her rufen: “Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben. Er wird alle ihre Tränen trocknen, und der Tod wird keine Macht mehr haben. Leid, Klage und Schmerzen wird es nie wieder geben; denn was einmal war, ist für immer vorbei.” Der auf dem Thron saß, sagte: “Sieh, ich schaffe alles neu!” (Offenbarung 21, 1-5a)

Als Christen wissen wir: Das Leben hier ist nicht alles. Es kommt noch etwas, das unseren Verstand bei weitem übersteigt und das wir nicht fassen können, das aber eine Faszination auf unser Leben und unseren Glauben auswirkt, dass es zum Fokus, zum Ziel wird.

Nicht, dass das eine das andere ersetzt. Weder benötigen wir als Kirche Diesseitsflüchtlinge noch Jenseitsfetischisten.

Ewigkeit – schon jetzt!

Wir benötigen aber immer wieder das, was in der Theologie über das Johannesevangelium als “präsentische Eschatologie” gesagt wird, also: Die geglaubte Zukunft, die schon jetzt erfahrbar wird.

Jesus als der Wiederhersteller, der jetzt schon Beziehungen wiederherstellt.

Jesus als der kommende Richter, der uns jetzt schon die Augen öffnet.

Jesus als der kommende König, der jetzt schon zu unserm Wohl regieren will.

Jesus als der kommende Retter, der jetzt schon Menschen vor dem ewigen Verlorensein rettet.

Und dann ist das “Wie” und das “Was” zweitrangig. Ja, dann mag es sein, dass ich Spielplätze streiche und ein Mittagessen anbiete für die, die sich keines leisten können. Und dann mag es genau so richtig sein, durch Zuspitzung der Predigt Menschen aufzufordern, ihr Leben zu überdenken.

Für mich herausfordernd ist es, den je anderen “Stil”, Gemeinde zu leben, mit der Ewigkeit umzugehen, sich des Diesseits anzunehmen, nicht zu verurteilen, sondern darin auch Aspekte zu sehen, die mir mit Sicherheit fehlen und dazu führen, dass ich die Menschen noch mehr liebe. Denn davon sollten wir – welchen Stil wir auch immer pflegen – angespornt sein.

So oder so – das “Wie” und das “Was” ist nicht entscheidend, solange Menschen dadurch diesem Jesus näherkommen – hier und in der Ewigkeit.

Die Fülle des Heiligen Geistes

Die Fülle des Heiligen Geistes

Was genau war das nochmal?

Mit großem Gewinn lese ich immer mal wieder bei den “alten Kirchenvätern” nach, was sie so theologisch zu sagen haben. Meist hat das mehr Substanz als das, was man heutzutage so auf Facebook an Text-Images teilt.

Einer der Kirchenväter, die mich mit am meisten inspirieren, ist Basilius von Cäsarea (330-379) oder auch “Basilius der Große” genannt. Deswegen würde ich ihn nicht unbedingt gleich als Helden bezeichnen, aber in unserer aktuellen Predigtreihe “Mein Held der Kirchengeschichte” schafft er es in dieses Ranking.

By the way: Hier wird es Predigten zu außerordentlich inspirierenden Menschen der Kirchengeschichte geben. Also: Herzliche Einladung: www.wutachblick.de/gottesdienst.

Helden-3

Basilius über den Heiligen Geist

Zurück zu Basilius, genauer gesagt zu einer wunderbaren Aussage von ihm über den Heiligen Geist. (Wenn dich interessiert, was der Kerl sonst noch so auf dem Kasten hatte und wer er war, dann komm doch einfach am 6. September in den Gottesdienst in der ev. Kirchengemeinde Wutachtal.)

 

Eine Seele, die es fertig bringt, von der irdischen Anhänglichkeit sich frei zu machen, die ganze intelligible Schöpfung zu verlassen und wie ein Fisch aus der Tiefe an die Oberfläche emporzutauchen, wird dort, in der Region der reinsten Schöpfung, den Hl. Geist sehen, wo der Sohn und der Vater ist, den Geist, der von gleicher Natur und Wesenheit auch alles hat, die Güte, die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, das Leben. (Quelle)

Wow. Da kann ich nur staunen über die Kraft dieser Worte und mich aufmachen in die “Region der reinsten Schöpfung”, wie Basilius das nennt.

Wie das geht? Sich freimachen von der irdischen Anhänglichkeit und die intelligible Schöpfung, also die nur durch den Verstand zu erfassende Realität, verlassen und dahinter zu schauen. Hinter das, was wir sehen, was wir hören, was wir wahrnehmen. Hinter das Augenscheinliche und unter die Oberfläche schauen. Sich nicht blenden lassen von dem, was uns entgegenkommt, sondern nach dem “Warum” und “Woher” zu fragen.

Die Fülle des Heiligen Geistes erschöpft sich nicht in Formen

Weder in einem kontemplativen Lebensstil noch in contemporary worship. Die Fülle ist mehr – und wahrscheinlich niemals ganz zu erlangen. Aber alleine das Streben nach dieser Fülle lässt mich aufbrechen in Gottes Möglichkeiten, wo ich nur Unmöglichkeiten sehe. Das Suchen dieser “Region der reinsten Schöpfung” wird eine Lebensaufgabe bleiben, aber hat für mich eine solche Anziehungskraft, dass ich weiß: “Da will ich hin! Hin an diesen Ort, an dem der Heilige Geist über alles Verstehen und Erkennen hinaus. Hin an diesen Ort, an dem die vollkommene Kraft des Heiligen Geistes spürbar und erlebbar ist.”

Und ich bin überzeugt, dass Gott uns immer wieder in diese Region ruft und uns lockt, indem sein Heiliger Geist heute noch Wunderbares wirkt und schafft und uns Menschen einen Anreiz schenkt, “mehr” davon zu wollen.

Und da lande ich unweigerlich wieder bei einem meiner Lieblingsthemen: Gemeinde. Für mich hat Gemeinde die Aufgabe, Menschen genau in diese Region zu führen, zu begleiten und zu rufen. Tut sie das nicht, dreht sie sich wahrscheinlich zu sehr um sich selbst und nicht um Jesus. Tut sie es aber, wird Großes und Wunderbares geschehen.

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