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Ukraine-Hilfe konkret

Stell dir vor, du musst vor dem Krieg fliehen – schlimm genug!

Stell dir vor, deine Familie wird auf Grund von Bürokratie auseinandergerissen.

Stell dir vor, dein jüngstes Kind ist gerade einmal zwei Monate alt

Das alles hat Familie Grechkosey erlebt. Eine Familie mit 9 Kindern, die aus der Ukraine floh, nach Deutschland (zu uns nach Stühlingen in unser Gemeindehaus) kam und eigentlich nur für ein paar Tage bleiben wollte, weil sie weiter fliegen wollten in die USA zu ihrer Schwester/Schwägerin/Tante. 

Für die drei ältesten Kinder bekam die Familie Flugtickets und diese konnten „einfach so“ in die USA fliegen. Der Rest der Familie sollte kurz darauf folgen, sobald Tickets verfügbar waren. 

Dann geschah das Unglaubliche

Die USA änderten quasi „über Nacht“ die Einreisebestimmungen – und der Rest der Familie ist nun seit der Woche nach Ostern (also Mitte April) hier bei uns „gestrandet“.

Es werden Dokumente über Dokumente benötigt für das Programm „Uniting for Ukraine“, durch das die USA Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine die Einreise genehmigt.  Die Familie aber ist nach wie vor getrennt – und verlor zudem 2.600 EUR, weil gebuchte Tickets nur teilweise zurück erstattet wurden. 

Weitere ca. 4.500 EUR sind nun nötig, damit die Familie in den nächsten Tagen (wir hoffen, noch im Mai) in die USA fliegen kann – denn die Unterlagen für das Programm „Uniting for Ukraine“ sind endlich da (Stand: 11. Mai 2022). 

Hilfst du mit, die Tickets zu finanzieren, damit die Familie wieder vereint ist, die Kinder ihre Eltern, die Eltern ihre Kinder und die Geschwister ihre Geschwister in den Arm nehmen und sie gemeinsam ein neues Leben aufbauen können? 

Wir (meine Frau Damaris und ich) werden das Geld zur Finanzierung der Flugtickets, die jetzt gebucht werden müssen, verwenden. Vielen, vielen Dank für Deine Unterstützung!

Ich habe dazu auf „gofundme“ eine Kampagne gestartet, die schon nach wenigen Tagen die Hälfte der benötigten 4.000 EURO eingebracht hat.

Segen ist keine Einbahnstraße

Wenn du meinem Blog folgst, hast du schon den ein oder anderen Beitrag gelesen, in dem es um unsere Hilfe für Menschen, die aus der Ukraine fliehen mussten, geht. Zum Beispiel der Artikel „Krieg. Flucht. Schicksale – und meine Gedanken„.

Heute schreibe ich bewusst „Segen ist keine Einbahnstraße“. Es ist ein geistliches Prinzip, eine ewig gültige biblische Wahrheit, dass wir Segen empfangen, wo wir selbst zum Segen für andere werden. Immer wieder erleben wir das bei dieser so herausfordernden und zugleich so wertvollen „Arbeit“ – wobei es keine „Arbeit“ ist. Es ist ein Dienst der Nächstenliebe und wie ich im oben erwähnten Artikel schreibe: Die Menschen sind uns ans Herz gewachsen.

Immer wieder sagen sie uns: „Wir beten für euch und eure Familie – und für euer ganzes Land!“ Ich glaube, dass Gebet wirksam ist und dass Gebet Veränderung schenkt. Also empfange ich Segen, weil andere für mich, meine Familie und mein Land beten.

Egal, ob du bei der Spendenkampagne mitmachst oder ob du anderweitig – vielleicht sogar bei dir vor Ort – hilfst. Sei dir sicher: Du wirst Segen empfangen! Natürlich sollte das nicht deine Motivation sein. Vielmehr geht es darum, dass wir gerade als Christen nicht nur dafür bekannt sind, dass wir „fromm daherreden“, sondern dass wir ganz tatkräftig mit anpacken und Menschen in Not helfen – dazu muss es nicht erst einen Krieg geben, aber leider tickt der Mensch so, dass er markante Ereignisse braucht, um selbst aktiv zu werden.

Heute ermutige ich dich, für die Menschen dich einzusetzen und denen zu dienen, die alles verloren haben, die ihre Heimat zurücklassen mussten, die vielleicht sogar Menschen verloren haben.

Es gibt so viele Möglichkeiten, dass du zum Segen für andere wirst und dadurch selbst Segen empfängst.

Worauf wartest du?


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Krieg. Flucht. Schicksale – und meine Gedanken

Die letzten zwei Monate haben diese Welt verändert. Auch mich. Gedanken – unsortiert, aber reflektiert. Sortiert, aber nicht priorisiert. Pointiert, aber nicht rechthaberisch. Bei allem weiß ich: Das ist meine subjektive Sicht. Ich kann mich irren. Ich bin fehlbar. Der andere kann Recht haben, ich falsch liegen. Das ist ein Blogbeitrag, keine wissenschaftliche Abhandlung.

Menschen sind mir ans Herz gewachsen

Und doch das Wichtigste vorab: Ich habe Mitleid, ich habe geweint, ich fühl(t)e mich wütend, ohnmächtig, klein. Ich habe Familien kennengelernt, die aus der Ukraine fliehen mussten. Vom Baby bis zur betagten Frau. Eltern, Kinder, Großeltern, Enkel. Sie haben mir ihre Geschichte erzählt, Bilder und Videos von ihrer Heimat gezeigt, von den ersten Nächten im Keller und Bunker. Alles haben sie verloren, ihr Leben hat sich innerhalb weniger Tage komplett verändert. Ihre Träume, ihre Hoffnungen, ihre Zukunftspläne – von jetzt auf nachher anders, verloren, zerstört.

In den letzten sieben Wochen haben wir als Familie und mit ein paar lieben Menschen, die uns unterstützen, im Gemeindehaus „auf der anderen Seite unseres Gartens“ Familien aufgenommen, die vom Krieg fliehen mussten. Ich habe nach einiger Zeit zu meiner Frau gesagt: „Endlich weiß ich, wie sich das anfühlt, wenn man etwas Sinnvolles macht.“

Zu den Menschen, die aus den Kriegsgebieten fliehen mussten und dadurch hier zu uns ins Wutachtal kamen, besteht eine ganz besondere Verbindung. Sie sind mir ans Herz gewachsen. Wirklich.

Apropos „meine Frau“: Ihre Hingabe, ihre Hilfsbereitschaft, ihr großes Herz und ihre vielen, vielen Extrameilen, die sie gegangen ist, sind einfach der Wahnsinn!

Gott bleibt gut

Wenn ich das auch angesichts den Krieges nicht mehr glauben könnte, würde ich verzweifeln. Ich habe auf so viele Schreckensmeldungen und Kriegsverbrechen, auf das barbarische Töten und die Sinnlosigkeit des Krieges einfach keine Antwort. Eines weiß ich aber: Würde ich meinen Glauben über Bord werfen oder wenigstens mein Gottesbild von einem liebenden Vater, würde ich restlos verzweifeln. So bleibt mir nichts anderes, als immer und immer wieder zu beten und zu schreien: „Herr, erbarme dich!“

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig

Dieser bekannte Vers aus der Bibel (2. Korinther 12,9) wurde und muss weiterhin zur Wahrheit im Leben von mir und meiner Familie werden, denn ich merke: Helfen kostet Kraft. Die letzten Wochen waren und sind herausfordernd, turbulent, alles andere als „planbar“, viel Unruhe, wenig Ruhe. Es kostet Kraft, sich für andere einzusetzen. Wir tun es von Herzen voller Liebe und Hingabe, weil es die Menschen uns wert sind. Gleichzeitig absorbiert dieser Einsatz Kräfte, denn es mangelt nicht nur an Ruhe, sondern auch emotional bewegen uns diese Schicksale. Gleichzeitig kommt das alles natürlich zu unseren Berufen „on top“.

Es gibt keinen „gerechten Krieg“

Natürlich gibt es seit Jahren auf der ganzen Welt Krieg. Allerdings sind die Kriege immer „weit weg“ gewesen – gefühlt. Jetzt ist der Krieg viel näher, als man zu denken gewagt hat. Wenn ich die zerstörten Städte sehe, die unzähligen Opfer wahrnehme und „was das mit der Welt macht“, wird mir wieder deutlich: Es gibt keinen gerechten Krieg. Natürlich bleibt es legitim, dass ein überfallenes Land sich verteidigt und dieses Land unterstützt werden muss von denen, die für eine freie Welt einstehen. Gleichzeitig kann aber Waffengewalt niemals die erste Lösung sein, aber vielleicht die letzte, um noch größeres Leid abzuwehren.

„Darf ich noch…“

…für etwas anderes spenden? Freude im Alltag verspüren? In Urlaube gehen? Feiern?

Immer wieder begegnen mir solche Fragen oder Unsicherheiten im Alltag, im Gespräch mit anderen Menschen. Meine Antwort ist klar: Ja! Unbedingt! Der Krieg in der Ukraine ist schrecklich – dennoch darf ich mich an dem Schönen freuen, das mir begegnet. Dennoch darfst du in den Urlaub gehen, deinen Geburtstag feiern. Und gleichzeitig dürfen Kirchen, NGOs und Vereine Spenden sammeln für ihre Zwecke. Es besteht die Gefahr, dass nun alles auf die Ukraine und den Krieg fixiert ist. Nein, das muss es nicht. Das wäre nicht gut. Wir müssen unser Leben hier weiterleben und für die Dinge einstehen, die uns wichtig sind.

Gleichzeitig geschieht aber auch eine Neuordnung der Prioritäten. Dinge verlieren an Wert, andere Dinge gewinnen an Wert im Angesicht des Krieges. Das ist nicht nur legitim, sondern wünschenswert – und gleichzeitig bedauernswert, dass der Mensch wohl so gestrickt ist, dass erst „etwas passieren muss“, ehe man sich über das wirklich Wichtige Gedanken macht. Ich schließe mich hier nicht aus.

Enttäuschungen

Und das führt mich leider auch zu zwei Enttäuschungen, die ich in den letzten Wochen und zugespitzt in den letzten Tagen erlebe – und betone an dieser Stelle ausdrücklich nochmals die Subjektivität und dass ich von meiner Wahrnehmung schreibe und keinen Anspruch geltend mache, dass dies allgemein so wäre.

Die eine Enttäuschung ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Der so genannte „Friedensbeauftragte“ der EKD, Bischof Friedrich Kramer. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung steht folgendes:

Was also tun angesichts der Kriegshandlungen und Verbrechen eines Diktators? Kramers Antwort: „Manchmal können wir alle nur hilflose Zuschauer sein. Und das ist vielleicht gut so.“sueddeutsche.de

Für mich ist das untragbar und ungeheuerlich zynisch im Blick auf die Opfer des Krieges.

Meine zweite Enttäuschung „ploppt“ immer wieder dann auf, wenn ich merke: Sachspenden sind Menschen sehr wohl im Stande zu bringen – wenn es aber um persönlichen Einsatz geht, sind es nur wenige, die „mit anpacken“, die sich einbringen, die investieren, die einen Unterschied machen.

Im Deutschlandfunk hörte ich diesbezüglich ein erhellendes Interview mit einer Vertreterin einer NGO (nein, leider weiß ich nicht mehr, wer das war und kann schon gar nicht die Quelle verlinken, tut mir leid). Darin kam zur Sprache, dass es ganz „normal sei“, dass in Katastrophensituationen zu Beginn die Spendenbereitschaft enorm groß ist und nach und nach weniger wird. Das nehme ich auch wahr – wobei ich (passt zwar nicht zur Überschrift „Enttäuschung“, aber egal) nach wie vor dankbar und begeistert darüber bin, was Menschen spenden und gespendet haben! Das ist großartig. Die Hilfsbereitschaft ist so enorm!

Und doch. Wenn’s dann darum geht, die „harte Arbeit“ zu leisten sieht es dünn aus. Natürlich ist mir das auch klar: Etwas spenden ist viel einfacher, als Zeit zu investieren: in die Unterkunft gehen, Fragen klären, Bürokratie erledigen, konkrete Dinge besorgen, die Schulanmeldung regeln, Computerprobleme lösen (und erst mal herausfinden, wo man die Systemsprache „Russisch“ wieder auf „Deutsch“ umstellen kann, wenn alles auf Russisch geschrieben ist) oder einfach mal ein offenes Ohr haben.

Vielleicht liegt es auch an Berührungsängsten und Sprachbarrieren – das mag sein.

Trotz allem: Es wird gelacht!

Und das ist so schön! Das Leid und die Not – unsagbar groß! Und doch wird auch das Schöne gesehen und was haben wir schon gelacht in unserer „Notunterkunft“ im Gemeindehaus. Meistens dann, wenn wir versuchen, uns mit Händen und Füßen zu verständigen oder die Übersetzungs-App auf dem Smartphone Dinge zu Tage gebracht hat, die uns Tränen in die Augen trieben – vor Lachen!

Oder wie würdest du reagieren, wenn du eingeladen wirst zum Essen, und sich dank misslungener Übersetzung herausstellt es gibt „Erde“ und „Katzen“? Was haben wir gelacht! Und das ist so schön. So wichtig. So gesund.

Wer nicht fragt, der nicht gewinnt!

Ich weiß. Das Ding heißt anders: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“ Ich habe in den letzten Wochen aber festgestellt: Wer nicht fragt, gewinnt nicht! Was haben sich Türen geöffnet und Wege bereitet, nur weil ich gefragt habe. Unglaublich! Ich gebe zu: das war ein Lernprozess für mich. Ich bin nicht der Typ, der die Leute großartig fragt, weil ich nicht „unhöflich“ erscheinen oder die Menschen „belästigen“ will. Nun – hier habe ich dazugelernt. Ich habe gefragt, wer Chauffeuer-Dienste übernehmen kann, unzählige Male nach konkreten Spenden gefragt oder nach Mitarbeit bspw. im Übersetzungsdienst unseres Gottesdienstes. Und so oft (wirklich!) habe ich erlebt: Wer nicht fragt, der nicht gewinnt – wer fragt, gewinnt!

Noch ein langer Weg

Die vielen, vielen Menschen, die nun bei uns in Deutschland bleiben wollen, müssen in unseren Alltag, in unsere Gesellschaft integriert werden. Dabei nehme ich so unglaublich viel Bereitschaft und Dankbarkeit seitens der aus der Ukraine geflohenen Menschen wahr, dass ich das merkelsche „Wir schaffen das!“ hier unterstreichen würde. Gleichzeitig wird dieser Weg nicht einfach und nicht kurz. Alleine wenn ich an die deutsche Bürokratie denke und das Prozedere, bis die aus der Ukraine Geflüchteten angemeldet waren und ihre ersten Leistungen bekommen haben – da habe ich mal wieder des öfteren den Kopf über die „german Verwaltung“ geschüttelt und einmal mehr das gemerkt, was mich zum nächsten Punkt bringt.

Was habe ich doch für ein falsches Bild gehabt!

Und zwar von der Ukraine bzw. den Menschen, die dort leben. Ich gebe es ganz offen und ehrlich zu: Für mich war dieses Land bis vor zwei Monaten nicht wirklich „präsent“ in meinem Alltag. Ich erinnere mich nur immer wieder an das erste Spiel, das ich damals bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland vollständig im TV sah (weil ich bei den anderen Spielen noch auf mein erstes Examen lernen musste) – Schweiz gegen Ukraine. 0:0 – Verlängerung – Elfmeterschießen. Und selbst dort fielen kaum Tore.

Zurück zum Thema. Die Ukraine gehörte für mich zu den „Ost-Staaten“, die ich irgendwie unter dem Kommunismus gebeutelt sah und wenig von ihrer Tradition, Kultur und ihren Werten wahrnahm. Mein Bild hat sich komplett verändert! Auch und gerade durch die Menschen, die ich in den letzten Wochen kennenlernen durfte.

Ich sah Bilder und Videos von ihrem Land vor dem Krieg, großartige Shopping Malls, wunderschöne Häuser und Wohnungen und ein Lifestyle, der sich von unserem gar nicht groß unterscheidet. Doch. In einem schon: die Digitalisierung ist in der Ukraine wesentlich weiter vorangeschritten als bei uns in Deutschland.

Marathon statt Sprint

So würde ich die Hilfe und das Gebet für die Ukraine beschreiben wollen. Wir können nicht davon ausgehen, dass das alles „bald beendet“ ist. Was denn auch? Der Krieg? Die Zerstörung? Die Flucht? Die Schicksale? Nein – das wird dauern. Ein langer Atem ist gefragt. Ich bin bereit, diesen Weg zu gehen – das sage ich jetzt. Was ist in einem halben Jahr, in einem Jahr, in drei Jahren? „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl“ textete Hedwig von Redern im gleichnamigen Kirchenlied. Darauf vertraue ich. Gott weiß den Weg – ich nicht. Ich muss ihn nicht wissen. Vertrauen reicht.


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Die Kunst des Leitens XIII: Kein Ross ohne Reiter

„Ich habe von jemandem gehört, dass er mit den Inhalten der Predigten unzufrieden ist.“

„Mir haben zwei Personen gesagt, dass sie die neue Gottesdienstzeit echt doof finden.“

„Es rumort so ein bisschen in der Gemeinde, wir sollten da mal was ansprechen.“

„Zwei Personen aus dem Seniorenkreis, die aber nicht genannt werden wollen, würden gerne wieder mehr Choräle im Gottesdienst singen wollen.“

Kennst du solche Aussagen? „Man“, „einige“, „viele“ – die „anonymen Motzer“ einer Kirchengemeinde. Dir als Leiter wird ein Sachverhalt weitererzählt, der diese „mans“, „einige“ und „viele“ nicht zufrieden stellt – und dein Herz fängt an zu pochen, deine Hände schwitzen und du fragst dich: „Wie um alles in der Welt kann ich sie wieder gut stimmen?“

Antwort: Gar nicht! Zumindest nicht, solange zum Ross nicht auch der Reiter genannt wird.

Auf meiner ersten Stelle ist mir das anfangs sehr oft begegnet – und dann gab mir ein befreundeter Pfarrer, der schon viele Jahre Erfahrung hatte, einen goldenen Tipp, den ich seither – sorry – gnadenlos beherzige:

„Kein Ross ohne Reiter!“

Was heißt das? Ich erkläre es dir an meiner Standard-Reaktion auf die oben genannten Aussagen: „Bitte sag mir konkret, wer diese Personen sind oder lass es – aber dann interessiert es mich auch nicht!“

„Kein Ross ohne Reiter“ bedeutet, dass ich gerne die verantwortlichen Personen wüsste, die etwas zu bemängeln, kritisieren oder zu verbessern habe. Und wenn mein Gegenüber es einfach nicht über’s Herz bringt, mir diese zu nennen, ist es mir auch egal, was er mir eigentlich sagen will. Ja – inzwischen ist es das wirklich. Ich gebe zu, das braucht Übung – keine Frage. Aber ich verrate dir noch etwas: Mein Alltag als Pfarrer und Leiter ist voll genug mit ganz konkreten und handfesten Aufgaben und Herausforderungen, mit Wunderschönem und manchmal nicht so Schönem, dass ich nicht mal im Traum (mehr) daran denke, mich mit solchen anonymen Dingen zu befassen.

Hart? Nein! Fair! Und ich will dir auch sagen, weshalb ich so reagiere – im wesentlichen sind es zwei Gründe, die für Leiterschaft grundlegend wichtig sind.

Dialog geht nur mit einer konkreten Person

Sollte es in einem bestimmten Bereich wirklich Probleme geben oder die Kritik auch nur im Ansatz stimmen – wie willst du einem „anonymen Motzer“ helfen? Geht nicht! Du kannst nur konkreten Personen helfen und du kannst nur mit konkreten Personen ins Gespräch kommen. Und zwar vollkommen unabhängig davon, ob das Anliegen nun berechtigt ist oder nicht.

Deswegen ist es so wichtig, zu jedem Ross („Missstand“) den Reiter („konkrete Person“) zu kennen. Dann kannst du gut und gerne immer noch selbst entscheiden, ob du darauf eingehen möchtest. Aber du hast einen entscheidenden Vorteil, wenn du die „Kein Ross ohne Reiter“-Maxime beherzigst: Du kannst reden, du kannst in den Dialog treten.

Bist du Leiter oder Eisverkäufer?

Es gibt ja diesen Spruch: „Wenn du bei allen beliebt sein willst, werde Eisverkäufer!“ Denn als Leiter bist du definitiv nicht bei allen beliebt. Diese „anonymen Aussagen“ kratzen aber genau an dieser Sehnsucht, es allen recht machen zu wollen und zumindest so ein bisschen everybody’s darling zu sein. Das geht aber nicht – schmink es dir einfach ab!

Das Problem aber ist: Deine Gedanken werden sich um diese „anonymen Motzer“ drehen und sie werden sich bis in dein Herz hineinfressen und im dümmsten Fall greifen sie deine Identität als Leiter an. Nicht schön! Deswegen musst du dir einen gesunden Umgang mit diesen „anonymen Motzern“ überlegen – und der kann nur sein: Raus aus der Anonymität! Oder wie ich in einem anderen Beitrag schon betonte: Fakten sind deine Freunde!

In diesem Fall sind sie es im Blick auf deine eigene Psychohygiene – und das ist wichtig, damit dein Herz weich bleibt für die wirklichen Herausforderungen und Aufgaben und vor allem für die Menschen, mit denen du tagtäglich als Leiter zu tun hast.

Kurz und knackig war das heute. Aber entweder kennst du diese Situationen schon zu Genüge, wenn du Leiter bist und ein paar Jahre Erfahrung auf dem Buckel hast – oder du bist noch in den Startlöchern, dann wirst du feststellen, dass diese Situationen unvermeidbar sind.

Und dann denke immer daran: Kein Ross ohne Reiter!


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Woran merke ich, dass Gott mich liebt?

Das Buch ist eigentlich für Kinder geschrieben. Eigentlich! Ich habe es in die Hand genommen, angefangen – und kaum aufhören können. Aber ich muss ja die Rezension hier schreiben.

Einfach genial! „Woran merke ich, dass Gott mich liebt?“ ist ein Buch voller Fragen, die Kinder (im Alter von ca. 10-12 Jahren) stellen und auf die Harry Voß antwortet. Vielen ist Harry Voß als Erfinder und Autor der Kinderbuchfigur „Der Schlunz“ bekannt. Er ist Leiter für den Bereich „Arbeit mit Kindern“ beim Bibellesebund Deutschland. Dort schreibt er über sich und seine Arbeit Folgendes:

Dabei ist es mir wichtig, Bilder und Vergleiche zu benutzen und eine Sprache zu sprechen, die Kinder verstehen und nachvollziehen können. Floskeln und Worthülsen haben mich schon immer genervt.Harry Voß

Und genau das trifft auf „Woran merke ich, dass Gott mich liebt?“ zu.

Im Prinzip ist das Buch ganz einfach aufgebaut: Eine Frage steht im Raum – Harry Voß antwortet. Die Antworten sind unterschiedlicher Länge, zwischen ein bis drei Seiten.

Aus mehr besteht das Buch nicht? Nein! Aber jetzt schauen wir mal genau hin.

Fragen über Fragen

Die Fragen alleine schon haben es total in sich. Jeder, der eigene Kinder hat, in der Gemeinde Angebote mit Kindern leitet oder im Reli-Unterricht tätig ist, der wird diese Fragen kennen. Aber nicht nur das – er wird auch die Momente des Scheiterns kennen, in denen man erfolglos versucht hat, den Kindern Antworten zu geben auf Fragen wie

„Wie kann ich wissen, dass ich den Heiligen Geist habe?“

„Kommen Tiere in den Himmel?“

„Mir fällt es leichter, an die Wissenschaft zu glauben, als an Gott oder die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Die Wissenschaft forscht und macht Experimente. Das erscheint mir logisch. Die Bibel wirkt auf mich wie ein uralter Zeitungsbericht, in dem die Vorstellungen aus der damaligen Zeit notiert wurden. Wie siehst du das?“

„Meine Oma war so krank, dass sie letzten Freitag verstorben ist. Wo ist Gott bloß gewesen, als Oma krank wurde und starb? Er ist doch allmächtig. Warum hat er nur zugeguckt und nichts gemacht, obwohl es für ihn ein Leichtes gewesen wäre? Wir haben auch gebetet, aber es hat nicht geholfen. Ich komme im Moment ganz schlecht mit meiner Trauer klar.“

„Warum glauben alle, dass es Gott gibt? Wir haben ihn doch noch nie gesehen.“

Tja, was antwortet man auf solche Fragen? Gleichzeitig sind es genau diese Fragen (und alle anderen Fragen im Buch auch), die Kids bewegen und stellen. Ich spreche aus Erfahrung.

Authentische Antworten ohne Floskeln

Haben es die Fragen schon in sich, so war ich von Harry Voß‘ Antworten noch begeisterter und wirklich bewegt. Wie schafft man es nur, so ehrlich, so wertschätzend, so menschenzugewandt, so verständnisvoll für Kinder, so liebevoll, so tiefgründig, so wunderschön zu antworten?

Wirklich – die Antworten sind großartig, weil sie ohne fromme Worthülsen und Floskeln auskommen. Und – das hätte ich fast vergessen, weil ich selbst so fasziniert bin von diesem Buch: Die Antworten sprechen eine Sprache, welche Kinder verstehen – definitiv!

In den Antworten findet sich natürlich die persönliche Meinung von Harry Voß wieder, aber sehr oft nennt oder zitiert er Bibelstellen. Und nicht zuletzt ist er ehrlich und antwortet auch mal ein „ich weiß es auch nicht“, versucht aber dennoch auf die Frage tiefer einzugehen. Das bewegt mich und sicherlich und hoffentlich auch viele Kinder, die das Buch lesen.

Gleichzeitig sollte es Standardwerk eines jeden Mitarbeiters in Kirche, Gemeinde und Reliunterricht sein, der mit Kindern zu tun hat. Denn diese Fragen kommen – und zwar ständig. Das „Blöde“: Meistens ist man als Erwachsener vollkommen unvorbereitet. „Woran merke ich, dass Gott mich liebt“ kann ein wunderbarer und hilfreicher Ratgeber sein für jeden, der ehrlich ist und weiß: Ich habe nicht alle Antworten. Das behauptet Harry Voß übrigens auch nicht mit seinem Buch, aber ich finde, dass er schon eine ganze Menge an guten und profunden Antworten liefert, die andere inspirieren.

Und das Wichtigste: Es sind Antworten, durch die Kinder im Glauben wachsen, weil die Antworten durchdacht, theologisch tiefgründig und alles andere als besserwisserisch, sondern auf Augenhöhe sind.

Fazit: Rundherum ein Meisterwerk

Nicht nur der Vollständigkeit halber, sondern weil es das Lesevergnügen steigert und das Erscheinungsbild schön macht: Die Antworten sind richtig toll gestaltet: Übersichtlich, Wichtiges ist textlich abgesetzt und hin und wieder gibt’s schöne Zeichnungen.

Was soll ich sagen? „Das Gesamtpaket ist erste Sahne“ würde es wohl am ehesten treffen. Auch wenn es sich wie eine unreflektierte Empfehlung anhört – es ist einfach so. Ich hatte das Buch in der Hand und fand selbst als Erwachsener Antworten und Gedanken zu Fragen, die auch mich umtreiben.

Insofern mein Tipp: Am besten gleich bestellen – direkt beim Verlag.

Harry Voß: Woran merke ich, dass Gott mich liebt?
160 Seiten
ISBN: 978-3-417-28901-5
Verlag: SCM-Verlag
Preis: 12,99 EUR


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Die Kraft der Ohnmacht

Wenn keiner mehr kann, schaffen wir es nur gemeinsam.

So oft habe ich das in den letzten Tagen und Wochen erlebt.

Die Tragik und Grausamkeit des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist unbeschreiblich. Das Leid der ukrainischen Bevölkerung ist mit nichts zu vergleichen und seine Linderung höchstes Gebot. Viele Menschen in unserem Land beteiligen sich an dieser Mission.

Millionen von Euros sind gespendet worden, Tonnen an Hilfsgütern verpackt sowie ganz viel Wohnraum zur Verfügung gestellt worden. Menschen opfern ihre Zeit und helfen, wo sie können.

Niemand hat uns darauf vorbereitet.

Nirgends haben wir diese Fähigkeiten gelernt.

Wir haben einfach angefangen, angepackt und nicht lange gefackelt. Die Menschen haben Mitleid, zeigen Erbarmen und handeln.

Wie geht das?

Ich habe mir diese Frage immer wieder gestellt: Wie stellen wir das an? Wieso ist in so kurzer Zeit eine so große Welle an Hilfsbereitschaft entstanden? Wenn ich nur daran denke, was hier vor Ort alles geschehen ist. Ein Logistikunternehmen hat LKW-weise Hilfsgüter in die Ukraine gebracht, der hier ansässige Arzt ist an die polnisch-ukrainische-Grenze gefahren, um 14 Tage medizinische Erstversorgung zu leisten (Bericht auf NTV), eines unserer Gemeindehäuser haben wir zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert .

Wie geht so etwas so plötzlich?

Ich glaube, nach dem ersten Schock erzeugt Ohnmacht Kreativität und Tatendrang – oder Lethargie und Kapitulation. Und der Mensch reagiert unterschiedlich auf diese Ohnmacht – wohlgemerkt als jemand, der im beschaulichen Deutschland lebt und nicht direkt vom Krieg betroffen ist. Für die Menschen, die aus der Ukraine flüchten, sieht alles noch viel schlimmer aus.

Nach dem ersten Schock erzeugt Ohnmacht Kreativität und Tatendrang – oder Lethargie und Kapitulation.

Wofür entscheidest du dich?

Ich habe mich für die Option „Kreativität und Tatendrang“ entschieden. Genauer gesagt: wir. Meine wunderbare Frau und ich. Das Gemeindehaus liegt auf der anderen Seite unseres Gartens, jeden Tag haben wir mit den aus der Ukraine geflohenen Menschen zu tun: Entweder spielen die Kids bei uns im Garten oder „wir gehen mal eben rüber“, um etwas zu besprechen oder abzuklären. Oder man winkt sich einfach zu – wie Nachbarn das eben tun. So sind sie uns inzwischen sehr ans Herz gewachsen nach gerade einmal zwei Wochen.

Das alles schaffen wir aber nicht alleine und schon gar nicht sind wir die hellsten Leuchten. Es sind so viele Menschen, die mit anpacken, die Zeit investieren, Liebe geben, Geschenke packen, ihre Wohnung vermieten (obwohl sie weit mehr einnehmen könnten, wenn sie die Wohnung als Ferienwohnung vermieten), Sachen spenden und beten.

Das ist großartig und berührt mich sehr. Von Jung bis Alt, von Kindern bis Senioren: es sind so viele Menschen, die sich für diese Option entschieden haben und aus einer persönlichen Betroffenheit heraus helfen. Das macht Mut und Hoffnung – aus einer Situation der Ohnmacht heraus.

Gott macht es uns vor

In alledem bildet sich eine geistliche Wahrheit ab, die sich an vielen Stellen in der Bibel findet: Aus dem größten Chaos kann Gott noch etwas Gutes entstehen lassen.

Die Schöpfung war zu Beginn ungeordnet, wüst und leer – und Gott macht etwas Wunderschönes daraus.

Jesus stirbt am Kreuz einen qualvollen Tod – und besiegt diesen am dritten Tag durch seine Auferstehung.

Hiob erleidet Unsägliches – und wird am Ende seines Lebens mehr gesegnet als jemals zuvor.

Paulus war ein großer Christenhasser – und wurde zum leidenschaftlichen Jesus-Nachfolger und Völkermissionar.

Im Neuen Testament gibt es eine Zusage an Paulus, die Jesus selbst ihm gibt und die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren hat und so viele Menschen in ihrem Leben schon erfahren haben – und treffend ist für das, was ich mit der „Kraft der Ohnmacht“ meine:

Jesus sagt: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.“ Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft von Christus an mir.Die Bibel - 2. Korinther 12,9

Wenn das wahr ist, dass Gottes Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung kommt und ganz besonders wirkt, ist überhaupt nichts Verwerfliches dran, sich schwach und ohnmächtig zu fühlen. Im Gegenteil: Es ist der Nährboden für Gottes Kraft.

Ich weiß, wir können uns oftmals nicht selbst aus der Misere rausholen, wie Baron Münchhausen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen haben will. Doch bedenke in deiner nächsten Phase der Ohnmacht, dass es deine Entscheidung ist, wie du darauf reagierst: Mit Kreativität und Tatendrang – oder Lethargie und Kapitulation. Sicher kannst du dir in einer Sache sein: Gottes Kraft vollendet sich und kommt zur vollen Geltung in deiner Schwachheit. Dann wirkt seine Kraft ganz besonders!

Der erste Schritt könnte also sein, deine Ohnmacht anzuerkennen und nicht negativ zu bewerten – was in unserer Gesellschaft schon ein mutiger Schritt ist. Du bist kein schlechter Mensch oder Versager, nur weil du dich schwach und ohnmächtig fühlst. Du kannst in dieser Schwachheit jedoch Gott die großartige Chance geben, dass seine (nicht deine) Kraft zur Vollendung kommt. Paulus sagt es ja: Am liebsten bin ich stolz darauf, schwach zu sein, weil dann Jesus umso stärker wirkt. Eine paradoxe Logik, die uns nicht so recht einleuchten mag – aber so ist das nun mal mit geistlichen Prinzipien.

Wir erleben das immer wieder in diesen Tagen und Wochen, wo wir emotional und physisch oft „am Ende“ sind, was aber immer noch nichts ist im Vergleich zu dem, was unsere ukrainischen Freunde (ja, ich nenne sie bewusst so) durchgemacht haben: Gottes Kraft ist da. Sie wirkt und ist der Grund, warum aus Ohnmacht Kraft entsteht.

Immer wieder kamen mir die Tränen angesichts des Leides. Wir standen eines Sonntagmittags im Garten, unterhielten uns mit unseren ukrainischen Freunden und dann zeigten sie uns auf dem Handy Videos von der Zerstörung ihres Heimatortes und ihrer Kirche. Unfassbar. Noch schlimmer und kaum zu ertragen war der Anblick ihrer ersten Nächte zuhause im Keller als Schutz vor den Fliegerangriffen. Unbeschreiblich.

Und dennoch erleben wir es, dass Gott uns segnet. Es gibt so viele schöne und lustige Momente mit unseren „ukrainischen Freunden“, ich lerne so viel über ihre Kultur und ihre Werte, ihre Haltung, ihren Glauben und ihren Lifestyle.

Probier’s aus!

Ich ermutige dich, auszuprobieren schwach zu sein – und darin Gottes Kraft zu erleben. Wenn du nicht weißt wie, dann schau dich einfach um, wie du den Menschen helfen kannst, die aus der Ukraine fliehen müssen. Informiere dich über die Presse und Social Media, was und wo in deiner Nähe Hilfsangebote stattfinden: Egal ob es Hilfstransporte sind, Unterkünfte, die gesucht werden, Deutschunterricht, der erteilt werden muss, Hilfe bei Behördengängen und der Schule/Kita für die Kinder oder Freizeitbeschäftigung für Kinder.

Und nein – das alles ist nicht nur im Blick auf die Ukraine so. Du kannst jede Notlage, jede Situation der Schwachheit und Ohnmacht nehmen. Entscheide dich für Kreativität und Tatendrang und du wirst sehen:

Die Not ist groß, die Ohnmacht auch. Die Kraft Gottes aber ist größer und stärker!

Wetten?

Die Bilder, die du unten findest, geben einen kleinen Einblick – natürlich lange nicht so, wie wenn du auch die vielen Menschen darauf sehen würdest, aber da ich ihre Privatsphäre schützen möchte, veröffentliche ich keine Bilder von ihnen.


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Wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht?

In der Ukraine tobt ein menschenverachtender Krieg, immer mehr Menschen kommen zu uns nach Deutschland. Das Leid ist unerträglich groß. Die Bilder sind teilweise nur schwer auszuhalten. Es ist die Hölle auf Erden. Kinder werden ermordet, Schulen und Kliniken bombardiert, unschuldige Zivilisten getötet, die Infrastruktur für Jahre am Boden, Städte dem Erdboden gleichgemacht – und wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht?

Die Fragen kommen, die Zweifel nagen: Wieso greift Gott nicht ein? Wieso lässt er das zu, was in der Ukraine geschieht? Was denkt sich Gott eigentlich bei dem Ganzen?

Natürlich steckt dahinter die seit Jahrhunderten nicht geklärte „Theodizeefrage“ – verkürzt gesagt: „Warum lässt Gott Leid zu?“ Ich werde in diesem Beitrag auf diese Frage nicht eingehen. Sorry.

Mit diesem Beitrag möchte ich etwas ganz anders. Ich möchte dir Gedanken mitgeben, die dir helfen, mit dieser unerträglichen Situation konstruktiv umzugehen – denn: Wenn du diesen Artikel liest, bist du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein direktes Kriegsopfer sondern schaust ähnlich wie ich fassungslos und manchmal wie in Schockstarre auf dieses Geschehen. Und immer mal wieder fragst du dich: „Wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht?“

Vorausgesetzt, diese Frage rührt bei dir genauso wie bei mir daher, dass du dem Leid, der Not und dem Elend gerne ein Ende bereiten würdest und nicht daher, dass du ein übermächtiges Wesen anflehen möchtest, mit Blitzen aus dem Allerwertesten einem Tyrannen dessen Ende zu bereiten.

Am Ende des Artikels findest du Bibelstellen. Es sind Verse aus den „Psalmen“, einer großen Gebetssammlung in der Bibel. Diese bringen zum Ausdruck, was viele Menschen spüren: Ohnmacht. „Kleinsein“. Nicht-Wissen. Perspektivlosigkeit. Sie bringen aber noch etwas zum Ausdruck: Gottes Güte. Seine Gnade. Unendliche Liebe. Die Macht, dem Leiden ein Ende zu machen. Die Stärke, über jeden Tyrannen erhaben zu sein.

Denn genau davon bin ich überzeugt, auch wenn immer wider Zweifel um die Ecke kommt: Gott hat nicht die Kontrolle über diese Welt verloren (es ist auch nicht der erste Krieg, der auf dieser Welt tobt). Ebenso wenig hat er aufgehört, die Menschen zu lieben. Seine übernatürlichen und wundervollen Wege, Menschen zu helfen, sind ungebrochen real.

Wenn du dich das nächste Mal fragst: „Wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht?“ lies zuerst diese Verse. Du wirst feststellen, dass schon viele Menschen vor dir genau diese Frage gestellt haben. Wo sie mit einem offenen Herzen und einem Mindset, in dem Hoffnung auf Gottes Eingreifen zu finden ist, sich seinem Wesen und Wirken nicht verschlossen haben, fanden sie Hoffnung und Perspektive.

Und das wirst auch du finden und alle, die unter dieser Situation leiden und sich immer wieder fragen: „Wo ist Gott, wenn man ihn mal braucht?“

Hab Erbarmen, Herr, mir ist so elend! Heile mich, Herr, ich habe keine Kraft mehr in den Gliedern! Ich weiß keinen Ausweg mehr. Wie lange noch, Herr? Lass ab von deinem Zorn! Rette mich! Hilf mir, du liebst mich doch!Psalm 6,3-5
Steh auf, Herr! Greif doch ein, Gott! Vergiss nicht die Schwachen, nimm sie in Schutz! Lass nicht zu, dass die Schurken dich missachten! Warum dürfen sie sagen: „Er straft uns ja nicht“? Aber du bist nicht blind! Du siehst all das Leiden und Unheil und du kannst helfen. Darum kommen die Schwachen und Waisen zu dir und vertrauen dir ihre Sache an.Psalm 10,12-14
„Weil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen“, spricht der HERR, „ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt.“Psalm 12,6
Ich vertraue auf deine Gnade. Ich freue mich, dass du mich retten wirst. Ich will dem Herrn ein Loblied singen, weil er so gut zu mir war.Psalm 13,6
Mit dir, mein Gott, erstürme ich Schutzwälle, mit dir springe ich über Mauern. Alles, was dieser Gott tut, ist vollkommen, was der Herr sagt, ist unzweifelhaft wahr. Wer in Gefahr ist und zu ihm flieht, findet bei ihm immer sicheren Schutz. Kein anderer als der Herr ist Gott! Nur er, unser Gott, ist ein schützender Fels! Er ist es, der mir Kraft zum Kämpfen gibt und einen geraden, gut gebahnten Weg.Psalm 18,30-33
Der Herr ist allen nahe, die verzweifelt sind; er rettet die, die den Mut verloren haben. Wer auf den Herrn vertraut, erleidet zwar vieles, doch der Herr errettet ihn aus aller Not.Psalm 34,19-20
Herr, erhöre meine Gebete, denn deine Gnade tröstet mich. Wende dich in deiner großen Barmherzigkeit zu mir und sorge für mich. Verbirg dich nicht vor mir, erhöre mich bald, denn meine Angst ist groß! Komm und rette mich, befreie mich von meinen Feinden.Psalm 69,17-19
Herr, aus tiefster Verzweiflung schreie ich zu dir. Herr, höre mein Rufen und vernimm mein Gebet! Herr, wenn du unsere Sünde anrechnen würdest, wer, Herr, könnte da bestehen? Doch du schenkst uns Vergebung, damit wir lernen, dich zu fürchten. Ich hoffe auf den Herrn von ganzem Herzen, und ich vertraue auf sein Wort. Ich warte auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, ja, mehr als die Wächter auf den Morgen.Psalm 130,1-6

Und am Ende bleibt: Wo immer wir hingehen, wie immer wir uns fühlen, was immer unsere Gedanken sind: Gott ist und bleibt gut – und er ist da. Im Leid. Bei den Menschen aus der Ukraine. Bei dir. Bei mir.

Doch ich gehöre noch immer zu dir, du hältst meine rechte Hand. Du wirst mich nach deinem Rat leiten und mich schließlich in Ehren aufnehmen. Wen habe ich im Himmel außer dir? Du bist mir wichtiger als alles andere auf der Erde. Bin ich auch krank und völlig geschwächt, bleibt Gott der Trost meines Herzens, er gehört mir für immer und ewig. Die aber, die dich verlassen, werden umkommen, denn du vernichtest alle, die sich von dir abwenden. Doch mir geht es gut, weil ich mich nahe an Gott halte! Ich setze meine Zuversicht auf den allmächtigen Herrn. Von seinen wunderbaren Werken will ich allen erzählen.Psalm 73,23-28

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Liebe EKD, ich bin stinksauer!

Liebe EKD,

2021 sind so viele Menschen aus der Kirche, äh also aus „dir“, ausgetreten wie noch nie in einem Jahr. Logisch, dass du dich dazu äußern musst in Pressemitteilungen und Statements. Aber warum um alles in der Welt offenbarst du darin wie sehr du dich von der Realität verabschiedet hast? Halt, Stop! Vielleicht ist das sogar gar nicht schlecht, damit die Menschen wissen, wie du wirklich tickst.

Ich habe in den vergangenen Tagen einen Artikel in der Online-Ausgabe der Zeitung „DIE WELT“ gelesen. In diesem Artikel kommen deine beiden ranghöchsten kirchenleitenden Personen zu Wort: Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus und die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich. Und was die beiden da sagen, hat mir wirklich die Sprache verschlagen, mich mit offenem Mund dasitzen lassen und hätte mir wohl auch noch Kopfschmerzen bereitet, so oft wie ich meinen Kopf an die Tischkante hätte hauen müssen, was ich aber zum Glück unterlassen habe.

Frau Heinrich und Frau Kurschus haben tatsächlich nichts Besseres zu tun, als die Gründe für die massive Austrittswelle in der Sterblichkeit durch Corona zu suchen, die Aussagekraft von Zahlen klein zu reden oder zu behaupten, es ginge „um nichts Geringeres, als mit unseren grundlegenden Werten eine Welt in Frieden und Freiheit mitzugestalten“.

Super – da hast du dich mal wieder in eine schöne Floskel geflüchtet, die keinem Menschen etwas hilft. Unabhängig davon: Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, dass „eine Welt in Frieden und Freiheit mitzugestalten“ die DNA von ganz vielen NGOs und Parteien ist, die das Ganze auch noch wesentlich besser können als du? Die WELT schreibt in ihrem Artikel zurecht, dass du dir die Menschen, denen das ein Anliegen ist, nun mit den Parteien und NGOs teilen musst.

Und die Menschen sagen offensichtlich: Tschüss, EKD, ich brauche dich nicht mehr! Kein Wunder - du hast dich viel zu sehr von dem entfernt, was Kirche wirklich ist und: Du hast dich von den Menschen verabschiedet.

Ich schwanke zwischen „peinlich“ und „arrogrant“ wie ich die Reaktion deiner beiden ranghöchsten kirchenleitenden Personen finden soll. Ganz im Ernst: Wie billig ist das denn, die Hände vor die Augen legen, um ja der Realität nicht in’s Angesicht blicken zu müssen und zu rufen: „Die anderen sind schuld! Ich nicht!“

Es ist zum Fremdschämen! Und ich bin stinksauer, das kannst du mir glauben. Wie kann man nur die Augen so sehr vor der Realität verschließen?

Liebe EKD,

ich glaube, dass dein größtes Problem aber ganz woanders liegt. Ich weiß, ich bin nur ein kleiner, unbedeutender Pfarrer vom Lande im äußersten Zipfel unserer Republik, aber ich mache mir halt so meine Gedanken und komme zu dem Schluss: Dein größtes Problem ist deine geistliche Selbstbeschränkung! Du scheust dich, darauf hinzuweisen, dass Jesus Christus ein Vermächtnis hinterlassen hat und du scheust dich, dieses Vermächtnis selbst zu leben. Es lautet nicht „soziale Gerechtigkeit“, auch nicht „Grüner Gockel“ und auch nicht „Interreligiöser Dialog“. Alles wichtige Dinge – aber nicht primäre Aufgabe der Kirche, wird von dir aber seit Jahren und Jahrzehnten rauf und runter propagiert, als ob es nichts Wichtigeres gäbe.

Dieses Vermächtnis, der Auftrag, den Jesus gegeben hat, steht in der Bibel - und ja, da wäre noch so ein Problem: Du - wohlgemerkt als Kirche - wirst jetzt lächeln und sagen: "Jetzt kommt der Brunner mit der Bibel an, der fromme Dorfpfarrer!" Ja, ich tu es. Und dieses Vermächtnis Jesu lautet: "Macht zu Jüngern alle Völker!" (Matthäus 28) 

Das ist dein Kernauftrag – Menschen zu Jüngern von Jesus zu machen. Und das versäumst du kolossal. Wie wäre es, du würdest dich wieder darauf besinnen? Eigentlich ist es nicht schwierig, aber es braucht Mut. Am Anfang steht die Verkündigung, die zum Ziel hat, Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen und, dass sein Tod am Kreuz die Vergebung aller Schuld bewirkt um als „neuer Mensch“ (2. Korinther 5,17) einen Unterschied in dieser Welt zu machen.

Wie wäre es, du würdest die Reihenfolge von Glaube und Ethik mal wieder richtig ordnen und erst zum Glauben rufen und nicht moralintriefend weltverbessernde Parolen durch die Gegend schleudern?

Das klingt dir zu fromm, gell?

Aber es ist der Dreh- und Angelpunkt. Du hast, wie Alexander Garth (seines Zeichens Pfarrer an der Wittenberger Stadtkirche, du weißt schon – die Stadt, in der schon mal eine Reformation losgetreten wurde) es bezeichnet, eine „beschädigte Christologie“. Falls du Zeit hast, lies doch mal sein großartiges Buch „Untergehen oder umkehren„.

Du hast Jesus zu einem Moralapostel und Weisheitslehrer verkommen lassen, aber akzeptierst einfach nicht, dass sein Tod am Kreuz allein der Ort ist, durch den Menschen vor Gott gerecht werden und für Zeit und Ewigkeit gerettet werden. Sogar dein Bodenpersonal, also die, die sich Pfarrer und Pfarrerin nennen, glauben nicht mal mehr alle, dass Jesus Gott ist. Was läuft da schief im Staate EKD?

Aus dieser beschädigten Christologie erwächst einfach so viel Ungutes: verkrustete Strukturen, altbackene Gottesdienste und eine verschobene Ekklesiologie, bei der sich die Menschen zurecht fragen: „Wozu um alles in der Welt benötige ich eigentlich noch die Kirche?“ Und noch viel schlimmer: Du machst dich schuldig an den Menschen, denen du ein falsches Evangelium verkündigst.

In dieser Form benötigen dich die Menschen auch nicht! Sie brauchen dich dann, wenn sie darin Antworten auf „die letzten Fragen“ finden und nicht Antworten auf Fragen, die sie entweder nicht stellen oder wo Parteien und NGOs die wesentlich glaubwürdigeren Antworten liefern.

Kleiner Hinweis am Rande. Du redest doch so gerne von Ökumene. Dann richte doch mal den Blick über die Grenzen der so genannten „Landes-“ oder „Staatskirchen“ und schau, wo weltweit Gemeindewachstum geschieht, wo Menschen in großem Maße zum Glauben an Jesus Christus kommen und Veränderungen von ganzen Gesellschaftsstrukturen stattfindet: Es ist dort, wo das Vermächtnis Jesu als Kern gepredigt und gelebt wird – und ob du es hören willst oder nicht: Es ist in Gemeinden und Gemeinschaften, die „frei“ sind und sich „Freikirchen“ nennen.

Liebe EKD,

es mag abgedroschen klingen, aber ich glaube du musst dich neu auf deinen "unique selling point" (USP) konzentrieren: Die Einzigartigkeit von Jesus Christus, das Verkündigen des Evangeliums, die Kraft des Glaubens, die Einzigartigkeit der Gnade Gottes - wie auch immer du es nennen magst, aber du hast doch etwas zu geben, was niemand sonst hat - kein Verein, keine Partei, keine andere Organisation. Du trägst einen Schatz in dir, den du nicht einmal kräftezehrend heben musst, sondern der dir anvertraut ist. Hör doch endlich auf, dich unter Wert zu verkaufen!

Dieser USP ist unveränderlich, dein Inhalt ist unveränderlich – die Form aber muss sich ändern und zwar schneller und öfters, als es dir wohl lieb ist, damit du wieder bei den Menschen ankommst, in ihren Alltag passt, mit ihrem Lebensgefühl korrelierst und nicht wie ein unliebsamer Fremdkörper wahrgenommen wirst.

Dummerweise machst du es genau andersrum: Du meinst, am Inhalt drehen zu müssen und die Form zu belassen, durch die du seit 1950 über die Hälfte deiner Mitglieder verloren hast.

Liebe EKD,

jetzt habe ich mir ein bisschen den Frust von der Seele geschrieben. Ich bin schon gar nicht mehr so sauer – enttäuscht aber trotzdem, wie du in aller Öffentlichkeit nur so scheinheilig daher kommen und die Augen schließen kannst vor den wirklichen Gründen deines großen Mitgliederschwundes.

Weißt du, was mich trotz allem wenigstens ein bisschen hoffnungsvoll bleiben lässt? Es gibt so viele Gemeinden und Initiativen die so ganz anders sind als du, obwohl sie irgendwie auch zu dir gehören, weil sie Landeskirche sind. Aber einige haben es sich nicht nehmen lassen und gehen treu ihrem USP nach. Dort geschieht geistliches Wachstum, dort sind Gemeinden lebendig, dort ist Christsein ansteckend und Gottesdienste gut besucht. Dort verändern Christen ihr Umfeld und nehmen Einfluss auf die Gesellschaft, dort sind sie im besten Sinne Influencer.

In den meisten Fällen geschieht das dort, wo du bei unverändertem USP ein ziemlich großes Anti-Aging-Programm bekommen hast. Da werden Gottesdienste in einer Sprache, mit einem Ablauf (du nennst es Liturgie) und mit Musik gefeiert, die Menschen im 21. Jahrhundert hören und ihr Alltagsempfinden widerspiegeln. Dort investieren Gemeinden nicht nur in Steine (um sich finanziell umzubringen beim Erhalt „altehrwüdiger“ Gebäude) sondern in Beine (weil sie in Menschen investieren und zusätzliches Personal anstellen) und treffen sich in vielen Kleingruppen, weil sie verstanden haben, dass (ganz nach Apostelgeschichte 2,42-47) Kirche immer „das Große“ (den Gottesdienst für alle) und „das Kleine“ (spezifische Kleingruppen) braucht. Dort wird Menschen aufopferungsvoll und leidenschaftlich dienend in den jeweiligen Herausforderungen hilfreich zur Seite gestanden und über die Maßen viel Geld gespendet.

Liebe EKD,

ich wünsche dir weniger peinliche Auftritte in der Öffentlichkeit und den Mut, dich klar zu Jesus Christus zu bekennen, was deinem Bodenpersonal mitunter schwerfällt, denn oft ist von „Gott“ die Rede, aber wenig von „Jesus“. Aber ein von dir vollkommen zurecht geschätzter Theologe sagte einmal:

Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos.Dietrich Bonhoeffer

Ich würde mich so freuen, eines Tages die Headline in der Zeitung zu lesen: „EKD besinnt sich auf ihr Alleinstellungsmerkmal: Jesus Christus“. Das wäre ein Fest, glaub mir! Damit würdest du – wenn es dir ein Anliegen ist – den rasanten Mitgliederschwund aufhalten können.

Oder um es auf eine einfache Formal zu bringen: Verändere dein Äußeres, nicht dein Inneres! Verändere deine Form, aber niemals deinen USP. Ich bin weder Prophet noch habe ich die Weisheit mit Löffeln gefressen. Aber ich könnte wetten, dass dieser Weg besser wäre. Einen Versuch wäre es doch wert, oder?

Ganz herzliche Grüße und Segenswünsche sendet dir

David Brunner


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Gebet für die Ukraine – Marathon statt Sprint

Seit ca. zwei Wochen ist Krieg in der Ukraine. Schnell haben sich viele Initiativen „Gebet für die Ukraine“ gegründet. Sei es täglich, einmal in der Woche oder in anderem Rhythmus. Der Schrecken des Krieges, die Gewaltexplosion, die Not der Menschen und die räumliche Nähe dieses Krieges haben viele Christen mobilisiert, praktisch zu helfen und im Gebet für die Menschen in der Ukraine einzustehen.

Je länger der Krieg dauert, desto offensichtlicher wird: Das Leid wird noch Jahre andauern. Selbst wenn es zu einer sofortigen Waffenruhe kommt – das Land ist zerbombt, die Infrastruktur auf Jahre am Boden, Millionen Ukrainer sind geflohen, tausende sind gestorben.

Das Gebet für die Ukraine also sollte kein Sprint sein, den wir in einer Kurzstrecke zurücklegen, sondern einem Marathon gleichen, der wesentlich länger andauert. Denn meine ganz menschliche Befürchtung ist, dass die Anfangseuphorie, für die Ukraine und Russland zu beten, in wenigen Wochen nicht mehr da sein wird – vielleicht sogar in wenigen Tagen. Das ist normal – und umso wichtiger ist es, dafür zu sorgen, dass das Gebet für die Ukraine nicht abebbt sondern kontinuierlich weitergeht.

Tipps für den Marathon

Ich gebe dir 5 Tipps, wie du aus dem Sprint einen Marathon machen kannst, wie du dranbleiben kannst und wie du weiter für die Ukraine beten kannst. Denn bedenke eines: Es geht um Menschen – auf allen Seiten dieses Konfliktes. Wir haben eines unserer beiden Gemeindehäuser zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut (crazy Aktion, darüber werde ich vielleicht noch berichten). Wir haben schon zwei Frauen und zwei Kinder aus der Ukraine dort beherbergen dürfen. Der Krieg bekam für uns ein Gesicht. Das war herausfordernd, erschreckend und hat mich emotional sehr berührt.

Vergiss also nicht: Es geht um Menschen – deswegen ist es wichtig, dass wir weiter beten.

1 Online-Gebet

Während der Corona-Pandemie ist in vielen Gemeinden (und natürlich in der gesamten Gesellschaft) der Digitalisierungsprozess mit großen Schritten vorangegangen. Mach dir das zunutze, um für die Ukraine zu beten. Trefft euch online bei Zoom, WhatsApp oder Telegram – es ist einfacher, als du denkst. Ihr könnt schnell mit mehreren Leuten euch zusammentun und online beten. Denn: Gemeinsam mit anderen beten ist einfacher, als es nur alleine zu tun.

2 Reminder im Smartphone

Ich wette, dass du dein Smartphone täglich mehrmals rausholst und es dein ständiger Begleiter ist. Mach daraus einen Segen (auch wenn die Häufigkeit der Smartphone-Nutzung manchmal ein Fluch ist): Nimm deine Erinnerungs-App (im iPhone kannst du das auch ganz einfach mit der Wecker-Funktion in der Uhr machen) und richte dir eine regelmäßige, wiederkehrende Erinnerung ein – einfach mit dem Titel „Gebet für die Ukraine“. Setz die Erinnerung täglich, alle zwei Tage, wöchentlich – so, wie es für dich realistisch ist und du dir dann ein paar Minuten nehmen kannst, um für die Ukraine zu beten.

3 Verabrede dich

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“ hat Gott schon in der Schöpfung gesagt. Und das gilt auch für das Gebet. Denn Gebet ist – leider – etwas, das wir sehr schnell vergessen oder darin nachlassen. Suche dir also einen Gebets-Buddy (oder zwei oder drei) und ermutigt euch immer und immer wieder, für die Ukraine zu beten.

4 Bete für konkrete Personen

Eine große Hilfe, um am Gebet dranzubleiben ist, wenn wir konkrete Menschen vor Augen haben. Es werden so viele Menschen noch flüchten, dass ich glaube: Die Möglichkeit, dass du jemanden, der aus der Ukraine fliehen musste, persönlich kennenlernst, wird immer größer. Vielleicht nehmt ihr als Gemeinde Flüchtlinge auf, vielleicht ist es die Nachbargemeinde, die das tut. Erkundige dich – soweit das natürlich auf Grund des Schutzes der Privatsphäre möglich ist – wie die Menschen heißen, wer sie sind, was sie benötigen – und dann bete konkret für diese Person(en).

5 Hilf praktisch!

Die Hilfsbereitschaft in den letzten Tagen hat Ausmaße angenommen, die gigantisch sind. Ich bin überwältigt, welche Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft Menschen an den Tag legen. Mach es wie sie! Erkundige dich in deiner Kirchengemeinde, auf dem Rathaus in deinem Ort oder bei Flüchtlingsbeauftragten des Landkreises, wie du ganz praktisch helfen kannst: Von konkreten Sachspenden über Nachhilfeunterricht bis hin zum Bereitstellen von Wohnraum. Beten ist mehr als nur die Hände zu falten – beten heißt auch: Die Not sehen und Lösungen anbieten (…oder zumindest erst einmal suchen). Und ich wette (schon wieder): Wer praktisch hilft, muss an gesprochene Gebete nicht erinnert werden, denn was er sieht, lässt ihn zu keinem anderen Schluss kommen, als für die Menschen zu beten.

Du hast noch mehr Tipps? Schreib sie gerne in die Kommentare.


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